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Beschreibung des Oberamts Biberach/Kapitel B 9

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9. Gemeinde Bergerhausen,
bestehend aus 4 Parzellen mit 319 Einwohnern.
1) Bergerhausen, ein vormals Spital Biberachisches Dorf, 1/2 Stunde westlich von Biberach, mit 250 Einwohnern, darunter 212 evangel. und 38 kathol., beide nach Biberach eingepfarrt, C. A. und F. A. Ochsenhausen. Die grundherrlichen Gefälle bezieht der Spital und die Kirchenpflege in Biberach, die großen und kleinen Zehenten eben dieselben und die Pfarreien Laupertshausen und Mettenberg. Der Ort hat eine hohe, freie Lage, an der Straße von Biberach nach Memmingen. Die Evangel. haben eine eigene Schule, die Kinder der kathol. Einwohner besuchen die Stadtschule. Auch befindet sich 1 Schildwirthschaft, 1 Sägemühle und 1 Ziegelhütte im Orte. 1301 schenkt Ludwig Hübmann, Bürger in Biberach, einen Hof in Bergerhausen dem Kloster Salem, und Walther Truchseß zu Warthausen, von dem er Lehen war, eignet ihn in seiner Vesten zu Schweinhausen. Der Spital Biberach erwarb den Ort allmählig 1347–1562 durch Kauf von den Gräter, dem Kloster Heggbach u. a. Zwischen Bergerhausen und Ringschnait, auf einem der höchsten Punkte der Umgegend, lag der Hof Hochhaus – dieses Gut, 16 Tagwerk Wiesen, 54 Jauchert Acker und ein| Wald, im Ganzen 137 Jauchert, erwarb der Spital Biberach mit Gerichtsbarkeit 1531 vom Kloster Ochsenhausen, dem er dafür die Zehenten in Baustetten abtrat. Den Groß-Zehenten von Hochhaus kaufte der Hospital 1550 von Matthias Mannlich zu Augsburg, damals Besitzer von Ummendorf. Die Klein-Zehenten von Hochhaus gehören der Pfarrei Ummendorf. Im Jahr 1661 wurden die Güter von Hochhaus unter die Gemeinder vertheilt. Seit dem Jahr 1832 hat der Spital Biberach den Groß-Zehenten von Hochhaus durch Zeittausch der Kirchenpflege Biberach überlassen.

2) Hagenbuch, ein kathol., vormals Spital Biberachischer Weiler mit 59 Einwohnern, 1/4 Stunde von Bergerhausen, seit 1830 Filial von Biberach, früher von Ummendorf, auf einer kleinen Anhöhe am Rißthal. Der Spital Biberach hat den Groß-Zehenten und die lehenherrlichen Gefälle, den Klein- und Blut-Zehenten bezieht der Staat. Einen Hof erhielt der Spital 1239 bei seiner Gründung von den Herrn v. Essendorf, einen andern stiftete 1258 ein gewisser Bertold Hubmann dem Spital, und 1279 schenkten demselben die Brüder Conrad und Eberhard, Grafen zu Landau, einen Hof. Der Groß-Zehente wurde von Matthias Mannlich 1555 erkauft. Den Klein- und Blut-Zehenten bezog Ummendorf – der Besitz desselben ging mit der Herrschaft Ochsenhausen an den Staat über.

3) Jordan-Bad, ein Badhaus und ein kleiner Bauernhof mit einer Capelle und 6 Einwohnern, 1 Stunde von Biberach, im Rißthal, in einer freundlichen Lage, Filial von Ummendorf. Das Ganze ist jetzt Privat-Eigenthum. Das Badhaus ist ziemlich geräumig, die Badgemächer sind mit Hahnen-Einrichtung versehen. Das Bad wird nicht bloß von Ab- und Zugehenden, sondern häufig auch von Kurgästen besucht, die daselbst wohnen, und soll hauptsächlich bei rhevmatischen Leiden und Gicht gute Dienste leisten. Die Beschaffenheit der Quelle ist oben, S. 10. schon angegeben; Beschreibungen des Bads sind erschienen von Dr. Braun 1673, von Dr. Müller 1688, und von Dr. Hofer 1826. Die erste, minder bekannte Schrift führt den Titel: „Salomonis Braunen, M. D. etc. Teutscher Jordan, oder Biberacher Bad etc. Augsburg 1673."

Der Jordan hatte früher den Namen Wasach, oder Wasacher Hof. Der Spital besaß schon 1290 hier Güter,| denn vom Jahr 1290 findet sich ein Eignungs-Brief Graf Ulrichs von Aichelberg gegen Alois von Essendorf aller seiner Güter zu Wasach, doch ausgenommen des Spitals daselbst habende Güter. 1298 eignen Diepold und Ulrich von Aichelberg dem Spital den Wasacher-Hof; ebenso eignet 1398 Herzog Leopold von Östreich den Wasachberg, von dem ein Theil von einem gewissen Füßinger als östreichisches Lehen zum Spital gestiftet worden. Was das Bad betrifft, so ist schon in einer Urkunde von 1470 des Spitalbades am Wasachberge gedacht. Vor dem 30jährigen Krieg war das Bad sehr besucht, in diesem verheerenden Kriege aber ging es fast ganz zu Grunde, und wurde erst 1671 und in den folgenden Jahren auf Betrieb des Dr. Braun, des Verfassers der oben erwähnten Schrift, von dem Stadtmagistrat zu Biberach wieder hergestellt. Wann und warum der Name Wasach in Jordan verwandelt wurde, ob dieses Bad seinen neuern Namen einer erbaulichen Vergleichung mit dem Jordan in Palästina verdanke, wie Dr. Müller und auch schon Dr. Braun in seiner Schrift über das Bad meint, oder ob es diesen nach einem schwedischen Obrist Jordan führe, der hier nach dem 30jährigen Krieg seine Genesung fand, ist ungewiß. Im Jahr 1827 wurde das Bad von dem Spital verkauft. Nach der Ochsenhauser Chronik hatten die (Freyberg?) von Steußlingen ein Schloß in der Nähe des Jordanbades. Im Mai 1806 gebrauchte der Marschall Ney, dessen Corps damals

in der Umgegend lag, das Jordansbad. Er wohnte in dem Schlosse zu Warthausen und fuhr von da täglich dahin.

4) Reichenbach, ein vormals Spital Biberachischer Hof mit 4 katholischen Einwohnern, 1/2 Stunde von Bergerhausen, Filial von Ummendorf. Den großen Zehenten bezieht der Spital, den kleinen der Staat; die lehenherrlichen Gefälle hat der Spital. Im Jahr 1315 bot Walther Truchseß zu Warthausen dem Spital einen Hof zu Velvi, so jetzt Reichenbach heißt, bei Wasach mit allen Zugehörungen geeignet; 1398 eignete Herzog Leopold mit dem Wasachberg auch den Hof zu Reichenbach, und 1481 verkaufte Conrad von Essendorf in Laupertshausen einen Hof in Reichenbach. Es scheint also, daß Reichenbach ehemals aus mehr als Einem Hof bestanden habe.