Beschreibung des Oberamts Blaubeuren/B 25
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a. Schmiechen, ein kath. Pfarrdorf, 21/2 St. von Blaubeuren an der Schmiechen, von der es den Namen hat, mit 310 Einwohnern. Die Zehnten sind zwischen der Pfarrey und der K. Finanzkammer (früher Kloster Urspring) getheilt. Das Patronat ist königlich. Der Ort gehörte vormals mit dem Patronatrecht dem Kloster Urspring und mit diesem zur lehenbaren Herrschaft Schelklingen und Urspring (s. Schelklingen und Urspring). Der Lehensbesitzer hat die Jagd und die Forstgerichtsbarkeit, mit Ausnahme eines Theils der Gemeindewaldungen, worin Würtemberg schon ehemals die Jagd hatte.
Schmiechen liegt still und friedlich am Fuße eines steilen Berges, in der Krümmung, von der aus das Schmiechenthal sich einer Seits nach Süden wendet, anderer Seits mit dem Achthale zusammenhängt. S. 21 u. 23. Es hat eine Mahlmühle, 2 Schildwirthschaften und eine Brauerey.
In die Pfarrey gehört der Hof Muschwang; ehemals gehörten auch noch 6 Häuser von Hausen, und 6 von Allmendingen dahin (s. Hausen u. Allmendingen). Das Patronatrecht mit dem Kirchensatze gehörte früher den Herren von Steußlingen, von denen es die Flecken zu Lehen trugen, bis Conrad von Steußlingen es dem Heinrich Fleck im Jahr 1368 als Eigenthum überließ, von dem es theils noch in demselben Jahre, theils nachher das Kloster Urspring erhielt. Die Baulast des Pfarrhauses und der Kirche liegt auf den Großzehentherrn. Unter der Hoheit der Grafen von Schelklingen und Berg hatte Schmiechen in frühern Zeiten mehrere Grundherren, namentlich hatten nach- und miteinander die v. Schaiblinshausen, v. Gundelfingen, v. Steußlingen, v. Stadion, v. Sulmetingen u. A. Theil daran. Im 14ten Jahrhundert schrieb sich das Geschlecht der Greifen, Gryfen, von dem Orte[1]. Allmählig | erwarb das Kloster Urspring einen Theil nach dem andern, theils durch Kauf, theils durch Schenkungen; 1468 kam es in den Besitz des ganzen Dorfs, mit Ausnahme von 3 Höfen, wovon einer zu der Ellerbachischen Kaplaney in Schelklingen und 2 den v. Ströhlin zu Biberach, jetzt v. Krafft in Ulm, gehörten. In dem erwähnten Jahre 1468 verkaufte nehmlich Heinrich Ruch zu Ober-Sulmetingen alle seine Rechte und Güter zu Schmiechen, wie er sie von Claus und Conrad von Stadion erkauft, für 1700 fl. an Urspring. Von dieser Zeit an wurde das Dorf, das bis dahin ritterschaftlich war, zu der Herrschaft Schelklingen gezogen, und theilte mit dieser alle Verhältnisse und Schicksale.b. Muschwang, ein Hof mit eigener Markung auf der Alp, 3/4 St. oberhalb Urspring mit 7 würt. Einwohnern, sonst Filial von Urspring. Der Hof gehörte dem Kloster Urspring, und ist jetzt ein in Pacht gegebenes Staatsgut. Die Zehnten bezieht, mit Ausnahme einiger zehentfreyen Felder, die Pfarrey Schmiechen (s. Hausen). Muschwang war der Sitz eines adelichen Geschlechts, das sich davon schrieb, und das häufig im 13ten und 14ten Jahrhundert vorkommt. Joannes de Musswanch ist Zeuge, 1299, da Graf Ulrich v. Berg dem Kloster Pfullingen Güter zu Mittelstatt schenkt; Heinrich und Rudger v. M. verkaufen 1320 ihre Mühle zu Theuringshofen an Urspring; Hans von Mußwang, Ritter, verkauft 1340 eine Wiese zu Schmiechen an das Kloster Blaubeuren mit Einwilligung seines Herrn, des Grafen Conrads von Schelklingen; Zeuge ist Rüdiger v. Mußwank. Viele andere Glieder finden sich in den Jahrstag- und Seelbüchern von Urspring. Die Familie verschwindet zu Ende | des 14ten Jahrhunderts, nachdem schon vorher Muschwang in andere Hände gekommen war. Es hatte nämlich nach der noch vorhandenen Original-Urkunde Hainz v. Mußwank im J. 1363 an seinen Oheim, Hans von Ehrstetten, zu Enabeuren gesessen, die Burg zu Mußwank mit Leut und Gut für 300 Pfd. Heller verkauft. Das Geschlecht scheint ein Zweig der von Justingen gewesen zu seyn; denn es führte nicht nur das gleiche Wappen, sondern es gab auch Hans v. Muschwang seine Zustimmung als Agnat, da Conrad und Albrecht, die Stöffeln von Justingen, 1345, den Kirchensatz zu Oggelshausen an das Kloster Schussenried verkauften, und das Kloster mußte sich noch 1365 mit den Söhnen des Hans wegen ihrer Ansprüche abfinden. Von Hans von Ehrstetten kaufte in demselben Jahre, 1363, das Kloster Urspring die Burg nebst Zugehör, und Schweikart von Gundelfingen bestätigt als Lehensherr den Kauf. Die Burg ging allmählig zu Grunde und der Hof wurde 1586 von dem Kloster ganz neu gebaut.
- ↑ Im Jahr 1319 stiftete Mechtild, die alt Gryffin, [211] einen Jahrstag nach Urspring für ihren Gemahl Eberhard v. Schmiechen; 1320 und 1346 ist Zeuge Conrad v. Schmiechen; 1371 verkauft Götz v. Schmiechen an das Kloster Blaubeuren seine mittlere Wiese zu Schmiechen. Die Familie zog später nach Ehingen, ließ sich dort bürgerlich nieder und starb erst im 17ten Jahrhundert aus.
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