Beschreibung des Oberamts Calw/Kapitel B 7
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Aichelberg, dermalen der Sitz des Schultheißen, 43/4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt und 11/2 Stunden nordwestlich von dem Mutterort, Hünerberg (so genannt von der Auerhahnenfalz in den benachbarten Wäldern), 4 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt und 1 Stunde nordwestlich von dem Mutterort, und Meistern, 4 Stunden westlich von der Oberamtsstadt und 5/4 Stunden westlich von dem Mutterort.
Die Orte sind nicht groß und weitläufig gebaut. In Aichelberg befindet sich ein im Jahr 1848/49 erbautes Schulhaus, in welchem neben dem Lehrzimmer auch die Wohnung für den Schulmeister eingerichtet ist. Für die Schulgemeinde Hünerberg und Meistern ist ein Schulhaus in Meistern im Jahr 1848 angekauft worden, in welchem sich auch die Wohnung des Lehrers befindet. Da aber der Schullehrer abwechslungsweise 8 Tage in Meistern und 8 Tage in Hünerberg mit sämmtlichen schulpflichtigen Kindern Schule zu halten hat, so ist auch ein Lehrzimmer in Hünerberg gemiethet.
Ein Rathhaus befindet sich in Aichelberg, überdieß besteht daselbst eine Forstwarths- und in Hünerberg eine Waldschützenwohnung. Mit gutem Trinkwasser sind die Orte hinreichend versehen und nur in außerordentlich trockenen Jahrgängen tritt Wassermangel ein.
Die Einwohner, deren Vermögensumstände zu den mittelmäßigen gehören, sind theils Bauern mit geschlossenen Bauernhöfen, größtentheils aber Taglöhner und Holzmacher. Der reichste Bauer besitzt 50 Morgen Feld und 150 Morgen Wald, und der sog. Mittelmann 10 Morgen Feld und 6 Morgen Wald.
Die Landwirthschaft wird den natürlichen Verhältnissen angemessen betrieben und beschränkt sich hauptsächlich auf den Anbau von Hafer, Roggen, Kartoffeln etc. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens Acker wird zu 21/2 Schfl. Hafer und 2 Schfl. Roggen angegeben; die Preise der Äcker bewegen sich von 150–400 fl. und die der Wiesen von 100–400 fl. per Morgen. Die erzeugten Feldfrüchte reichen zur Befriedigung der Einwohner nicht hin, weßhalb noch sehr viele Früchte von Außen aufgekauft werden müssen. Die Wiesen liegen 1–2 Stunden von den Orten entfernt und können größtentheils bewässert werden; sie ertragen durchschnittlich 15 Ctr. Heu und 6 Ctr. Öhmd per Morgen.
Die Obstzucht ist wegen des rauhen Klima’s sehr gering und öfter werden die hier gepflegten späten Mostsorten nicht einmal reif.
| Der Rindviehstand ist ziemlich beträchtlich und wird durch einige Farren, wofür die Farrenhalter entschädigt werden, nachgezüchtet; es wird Handel mit Vieh, namentlich mit Zugvieh (Ochsen) getrieben. Die Stallfütterung ist nur für das Melk- und Mastvieh eingeführt, während das übrige Vieh noch auf die Weide kommt.Von Gewerben sind nur 2 Schildwirthschaften und eine Krämerei zu nennen.
Die Gemeinde besitzt nach Abzug der Wege 588 Morgen 43,4 Ruthen Waldungen, die jährlich 350 Klafter ertragen; das gewonnene Reisach wird nie zu Wellen aufgebunden, sondern überhaupt an die Bürger abgegeben. Von dem Holzertrag erhält überdieß jeder Bürger ein Klafter Scheiter und für 21/2 Klafter den Preis des Langholzes; der Rest des Klafter- und Langholzes wird im Aufstreich verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Einnahme von etwa 3000 fl. sichert.
Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III.
Von den beiden zu der Gemeinde gehörigen Mühlen ist die Rehmühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang und 1/4 Stunde südlich von Hünerberg im kleinen Enzthal die Kälber-Sägmühle 3/4 Stunden westlich von Meistern im großen Enzthal gelegen.
Oberhalb der Rehmühle stand auf einem Bergvorsprung die Burg Fautsberg, häufig auch Vogtsberg genannt, von der noch, außer dem Rumpf eines viereckigen, etwa 40′ hohen Thurms an der Nordseite, die Umfassungsmauern auf 3 Seiten vorhanden sind. Auch ist der Graben, welcher die Burg auf der von Natur leicht zugänglichen Westseite schützte, noch sichtbar. Diese Ruine ist Eigenthum des gegenwärtigen Besitzers der Rehmühle, Johann Georg Rentschler.
Auf Vogtsberg (Fautsberg) saß ein nach dieser Burg sich nennendes Dienstmannengeschlecht, zu dessen Herrschaft Aichelberg, Aichhalden, Hofstett, Hünerberg, Meistern, Neuweiler und Wenden (dieses O.A. Nagold) gehörten. Der Name Vogtsberg kommt her von Vogt oder Faut d. i. advocatus. Es erscheinen 1276 Hugo de Vogetesberg (Mone Zeitschr. 1, 492), 1288 Juli 4. Hainricus advocatus de Voitesberg, Hugo filius suus als Zeugen in einer Urkunde Graf Burkhards von Hohenberg für das Kloster Reuthin, 1301 Juli 12. Hug und Heinrich von Voudesberc gleichfalls in einer Urkunde des Klosters Reuthin, an welches der letztere den 12. Oct. 1312 den Wald Grashart veräußerte.
Am 1. Februar 1323 verkauften die Gebrüder Heinrich, Berhtolt, | Volmar und Dieterich von Hornberg, Blutverwandte der Herren von Vogtsberg (s. Hornberg) an den Grafen Eberhard von Württemberg die „halbe Burg zu Vogtsberg“ mit den zugehörigen Dörfern und Weilern, ausgenommen die Güter, welche ihr Vater selig gekauft hatte, ehe die Burg Vogtsberg in ihren Besitz gelangte. Nur bei Neuweiler, welches demnach in den Kauf gehört zu haben scheint, übernahmen sie keine Gewährleistung dem alten Schultheißen von Calw gegenüber. (Die andere Hälfte von Vogtsberg gehörte damals den Pfalzgrafen von Tübingen als Besitzern der gräflich Calwischen Güter und gelangte wohl mit halb Calw 1345 an Württemberg.) Im Jahr 1346 verpfändeten die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg dem Albrecht Kechler von Rüdenberg die Burg Vogtsberg bis zu Bezahlung des Kaufschillings von Dürrenwettersbach u. a. unter Vorbehalt des Öffnungsrechts (Steinhofer Wirt. Chr. 2, 291). Im J. 1420 erscheint Vogtsberg unter dem Eigen der Herrschaft Württemberg (Stälin Wirt. Gesch. 3, 418).Graf Eberhard von Württemberg im Bart räumte 1476 dem Grafen Hans von Helfenstein, Domdechant zu Straßburg (welcher wegen Mißhelligkeiten mit dem Bischof sich von da entfernen mußte) das Schloß Vogtsberg zu einem freien Sitz und Genuß als „Burgvogt“ auf 10 Jahre lang ein.
Den 22. April 1561 belehnte Herzog Christoph den Probst Dr. Joh. Brenz (cf. Neubulach) mit demselben Schlosse, welches bisher nur 10 fl. Pacht getragen hatte, gegen Erlegung von 350 fl. Im J. 1570 nahm es der Herzog Ludwig auf des damals hochbetagten Brenz Bitte demselben gegen anderwärtige Entschädigung wieder ab und überließ es dem Kloster Hirschau unter der Bedingung, daß es Vogtsberg mit Gütern und Rechten auf jedesmaliges Verlangen ohne Widerrede gegen 350 fl. an den Herzog oder seine Erben zurückgeben müsse. Bald darauf erscheint das Schloß als Ruine. Im J. 1594 belehnte Herzog Friedrich damit den Forstmeister in Wildbad, Eberhard Zangmeister, kaufte aber schon 1603 das Lehen wieder zurück.
Das Amt Vogtsberg oder wie es auch hieß, das Neuweiler Amt erscheint schon 1523 als untergeordnet der Vogtei Calw. Es zahlte damals jährlich 26 Pfund Heller gewöhnlich Steuer. Die Einwohner von Neuweiler, Oberweiler und Hornberg sprachen „nach uraltem Herkommen“ auf ihren Gütern das Recht des Vogelfangs an, welches ihnen jedoch 1665 abgesprochen wurde, bis sie dasselbe genugsam dargethan haben würden (Reyscher 608. 625).
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