Beschreibung des Oberamts Crailsheim/Kapitel A 5

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Nahrungsstand.




Hauptnahrungsquellen.
Wie der Bezirk landschaftlich und nach dem Charakter seiner Einwohner in vier Gruppen zerfällt, so auch in Bezug auf die Haupterwerbsquellen. In der Nordhälfte des Bezirks, wie im Jagstgrund der Südhälfte finden wir ausgedehnten Grundbesitz mit Feldbau und Viehzucht. Die Armenkolonien mit beschränktem Handwerksbetrieb und nahezu ohne Grundbesitz, wie Beeghof und Neidenfels, sind Gründungen des 17. Jahrhunderts, die mitten zwischen rein bäuerliche Gemeinden hineingesprengt den Charakter dieser Gruppe nicht verwischen. Dieser Gruppe kommen die bäuerlichen Gemeinden Gründelhardt, Honhardt| Oberspeltach, Westgartshausen nahe. Holzarbeit, Fabrikation von Rechen und Holzgeschirr, neben beschränkterem Feldbau, herrscht auf den waldreichen Höhenzügen rechts und links von der Jagst vor. Hausirhandel mit theilweise weit ausgedehntem Betrieb und einem Absatzgebiet, das sich über ganz Mitteleuropa erstreckt, findet sich in Lautenbach, Matzenbach, Unter-Deufstetten und Wildenstein. Gehandelt wird mit Bürstenwaaren, Steingut, Porzellan, Hadern, Selterswasser und Anderem. Gewerbe, theilweise in Verbindung mit Ackerbau, herrscht in Crailsheim vor. Hervorzuheben sind: Gipsfabriken in Crailsheim, Altenmünster, Jagstheim und Satteldorf, die Kunstmühlen in Crailsheim, Ingersheim und Satteldorf, Malzfabrik in Crailsheim und Fabrik landwirthschaftlicher Maschinen in Altenmünster. (s. auch den Anhang.)


Vermögen.
A. Geldwerth des steuerbaren Grundeigenthums.

Derselbe berechnet sich nach den bei der provisorischen Steueraufnahme vom Jahr 1823 zu Grund gelegten Schätzungen des Reinertrags wie folgt:

Stand vom 1. April 1883.
Mor-
gen
Vier-
tel
Reinertrag Kapitalwerth
im 25fachen
Betrag
Zelglich gebaute Äcker 33.249 11/2 fl     
104.974
kr.
48
fl     
2.624.370
kr.
0
Nicht zelglich gebaute Äcker –      0 –      0 –      0
Einmähdige Wiesen 511 3/4 849 52 21.250 0
Zweimähdige Wiesen 15.709 21/2 86.106 3 2.152.650 0
Baumäcker, Küchengärten und Länder 353 3/4 2426 57 60.675 0
Gras- und Baumgärten, Baumwiesen 1003 0 8820 20 220.500 0
Weinberge –      0 –      0 –      0
Waldungen 11.840 0 11.611 56 290.300 0
Weiden m. bestimmter Fläche 6916 3/4 4237 24 105.935 0
Schafweiden mit unbestimmter
0Fläche bei geschätzten
07330 Stück
–      0 963 18 24.082 0
Steinbrüche, Fischwasser, Lehmgruben 30 0 389 18 9732 0
Gesammtfläche  70.614 1/4 220.379 56 5.509.494
= 9.444.847
0
M.
| Unter dieser Summe ist jedoch der Grundbesitz des Staats und anderer steuerfreier Institute nicht begriffen. Ersterer besteht nach der im Jahr 1835 gefertigten Übersicht in nachstehenden nutzbaren Flächen:
Morgen Ruthen
Gemüse- und Blumengärten 11/8 47,0
Gras- und Baumgärten 16/8 0,1
Länder 3/8 45,7
Flürlich gebaute Äcker ohne Bäume 295/8 20,4
Willkürlich gebaute 40/0 25,7
Zweimähdige Wiesen ohne Bäume 443/8 20,3
Einmähdige mit Waldbäumen und Gebüsch 331/8      28,8
Einmähdige ohne Bäume 1/8 10,8
Laubwaldungen 3296/8      24,4
Nadelwaldungen 65504/8 34,2
Gemischte Waldungen 25967/8 10,5
Unbestockte   271/8 27,6 95044/8 0,7
Weiden mit Holz bewachsen 93/8 43,1
     „     blos mit Gras bewachsen 625/8 46,2
Öden 232/8 5,8
Seen und Weiher 27/8 36,8
Flüsse und Bäche 1/8 34,9 31/8 23,7
Straßen und Wege 2314/8 36,0
Zusammen           99497/8 18,3


B. Geldwerth des Viehstands.

Nach der neuesten Aufnahme des Viehstands vom 10. Januar 1883 und den derselben zu Grunde liegenden Schätzungsurkunden beträgt der Verkaufswerth der verschiedenen Viehgattungen und zwar:


Pferde von 3 Jahren
und darüber 1248 à 250 M. = 312.000 M.
unter 3 Jahren 0079, und zwar
Fohlen unter 1 Jahr 0032 à 130 M. = 004160 M.
Fohlen unbis 2 0 0027 à 300 „ = 008100 M.
Fohlen un2–3 00 0020 à 350 „ = 007000 M.
zus. 0079 um 19.260 M.
Im Ganzen Pferde 1327 Stück im Werth von 331.260 M.
Esel und Maulthiere sind keine vorhanden.
Rindvieh und zwar
Zuchtstiere 0043 à 250 M. = 10.750 M.
Ochsen und Stiere über
     2 Jahre 3292 à 200 M. = 658.400 M.
Kühe 6952 à 140 M. = 973.280 M.
Jungvieh 1/2–2 J. 3978 à 100 M. = 397.800 M.
Kälber unter 6 Wochen 0603 à 20 M. = 12.060 M.
     bis zu 1/2 Jahr 1818 à 40 M. = 72.720 M.
     zus. 16.686 St. im Werthe von 2.125.010 M.
Schafe
Bastard- unter 1 Jahr alt (Lämmer) 1252 à 15 M. = 18.780 M.
1 Jahr und älter 3125 à 18 M. = 56.250 M.
Landschafe unter 1 Jahr (Lämmer) 1871 à 12 M. = 22.452 M.
1 Jahr und älter 6644 à 15 M. = 99.660 M.
zus. Schafe  12.892 Stück zu 197.142 M.
     Hievon
unter 1 Jahr alt 3123      „ mit 41.232 M.
über 1 Jahr alt 9769      „ mit 155.910 M.
Schweine über 1 Jahr alt:
Eber 0027 à 40 M. = 1080 M.
Mutterschweine 0986 à 50 M. = 49.300 M.
Sonstige Schweine 0838 à 70 M. = 58.660 M.
     unter 1 Jahr alt 4815 à 12 M. = 57.780 M.
zus.      66660 St im Werthe v. 166.820 M.
Ziegen und Ziegenböcke 0811 à 12 M. = 9732 M.
Der Gesammtwerth des Viehstandes beträgt hienach 2.829.964 M.
Hiezu kommen noch 1357 Bienenstöcke, worunter 351 mit beweglichen Waben,
und an Geflügel 1835 Gänse, 773 Enten, 25.391 Land- und 651 fremde Hühner. –
Nach S. 133 ff. berechnet sich der Gesamtwerth des unbeweglichen Vermögens
nach dem Steueranschlag und des Viehstands zu 31.625.061 M. und zwar
des steuerbaren Grundbesitzes 9.444.847 M.
der steuerbaren Gebäude nach d. Gebäudekat. v. 1883 19.350.250 M.
des Viehstands 2.829.964 M.
31.625.061 M.
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Wirthschaft.
A. Urproduktion.
a) Gewinnung von Mineralien.

Siehe geognostische Verhältnisse S. 4 ff.

b) Pflanzenbau.
Verhältnisse des Feldbaus im Allgemeinen.

In den meisten Wirthschaften finden wir noch den alten, von den Vorfahren überkommenen Betrieb beinahe unverändert vor und nur dasjenige Neue eingeführt, was sich im Laufe der Jahre unbestritten und nachhaltig als das Bessere erwiesen hat. So sind zum weitaus größten Theil die Fruchtfolge, der Weidgang, die Streunutzung, die Viehhaltung, die Düngung und leider vielfach auch die Dungstätten noch gerade so, wie sie vor Alters waren. Der Bezirk gehört überdies zu den wenigen, in welchen sich noch Realgemeinderechte finden, was nicht förderlich für die wirthschaftlichen Betriebe ist. Eine gewisse Wohlhabenheit erhält sich aber da und dort dadurch, daß die Güter gerne unverändert zusammengehalten werden, Zerstücklungen und Vertheilungen innerhalb der Familie seltener sind, die einfachen Gebräuche nicht so leicht aufgegeben und kostspielige Neuerungen auch im täglichen Leben unterlassen werden.

Der Einzelbesitz beträgt meist zwischen 6 und 18 ha und steigt öfters auch bis 30 und mehr ha. Ganz große Gutskomplexe, Domänen etc. sind im Bezirk nicht vorhanden; als größeres arrondirtes Gut mit eigener Markung ist nur anzuführen: der Weilershof, Gemeinde Triensbach, mit ca. 80 ha (Besitzung der Freiherren von Crailsheim). Ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen den tiefer gelegenen Gemeinden und dem sog. Oberland: Wildenstein, Lautenbach, Unter-Deufstetten und Matzenbach. Meist leichter sandiger Lehmboden, kleinere Markungsfläche mit sehr zerstückeltem Besitz und ein merkbar rauheres Klima bewirken dort geringere landwirthschaftliche Verhältnisse, als in den tiefer gelegenen Gemeinden des Bezirks. Aber auch in diesen herrscht überall noch die Dreifelderwirthschaft und beschränkter Bracheinbau, weil nur wenige Gemeindeschafweiden verpachtet sind, in den meisten Gemeinden die Ausübung der Weide je nach der Zahl der Gemeinderechte in der Art vertheilt ist, daß ein Gemeinderecht 4 bis 10 Stück Schafe zu treiben berechtigt.

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Anbau.

In den höher gelegenen Markungen mit ihrem meist sandigen Lehmboden finden wir das Winterfeld hauptsächlich mit Roggen, Weizen und Einkorn bebaut, während in den übrigen Markungen Mischlingsfrucht von Dinkel und Roggen – in den sog. schweren Böden ausschließlich Dinkel – gebaut wird. Im Sommerflur wird mit geringen Ausnahmen Haber, in geeigneten Lagen auch Sommergerste, seltener auch Reps, Wicken, Erbsen und Linsen gebaut. Im Allgemeinen wird nur das herkömmliche Flächenmaß von der Brache eingebaut und seitens der weideberechtigten Real-Gemeinderechtsbesitzer mit ängstlicher Sorgfalt darüber gewacht, daß der Einzelne und insbesondere irgend ein Nichtgemeinderechtsbesitzer dieses herkömmliche Flächenmaß nicht überschreitet. Doch ist der Anbau des dreiblättrigen Klees, von dem in den 1840er Jahren noch wenig zu bemerken war, jetzt bis zu einem gewissen Grad Regel geworden und fehlt in keiner bäuerlichen Wirthschaft des Bezirks mehr.

Ein Theil der Brache wird auch mit Flachs angebaut in den Markungen mit leichtem Boden, nemlich in Jagstheim, Triensbach, Tiefenbach, Satteldorf, Gröningen.

Das gesammte Ackerareal des Bezirks beträgt 13.455 ha, wovon durchschnittlich in das Brachjahr fallen 2110 ha. Von diesen letzteren werden ungefähr eingebaut 700 ha. Das Wiesenareal des Bezirks mit 7563 ha nimmt bei dem starren Festhalten an der Dreifelderwirthschaft und dem nicht bedeutenden Anbau von Rüben und Angersen eine sehr gewichtige Stellung in der bäuerlichen Wirthschaft ein. Das Wiesenfutter ist in einzelnen Markungen, hauptsächlich in den schweren Böden, von vorzüglicher Beschaffenheit, und es werden diese Wiesen meist sehr sorgfältig behandelt. In den höher gelegenen Markungen dagegen wächst leichtes Futter und es ist der Unterschied so bedeutend, daß sich nach demselben auch der Handelsverkehr mit Vieh innerhalb des Bezirks richten muß.

Der Oberamtsbezirk umfaßt an Weiden volle 2270 ha. Wie schon oben erwähnt, sind die Weidgerechtigkeiten mit wenigen Ausnahmen in den Händen der Real-Gemeinderechtsbesitzer und werden auf die angegebene Weise ausgenützt. Verbesserungen an diesem Weideareal werden angestrebt und in einzelnen Gemeinden, wie z. B. Goldbach, Waldthann, Triensbach etc. auch ausgeführt; im großen Ganzen aber sind diese Flächen im alten Zustand belassen.

| Der Gartenbau ist nur in Crailsheim selbst nennenswerth. Auf den Landorten draußen steht in dem alten Gärtchen die Feuerbohne und der Schnittsalat neben dem Gelbveilchen und Rosmarinstock noch auf dem alten Platz. Das Klima ist für den Gartenbau nicht günstig.

Vom Weinbau ist außer einem Versuch in Bölgenthal keine Rede.


Obstbaumzucht.

Es befinden sich im hiesigen Bezirk 22 Obstbaumschulen. Aber Klima und Boden sind dem Obstbau nicht besonders günstig; denn in der Blütezeit zerstören die rauhen Winde gar zu oft die Hoffnungen, und der nicht tiefgründige Boden mit seiner häufigen Lettenunterlage erschwert das Wachsthum besonders der edleren Sorten. Mit Einführung passender Sorten, insbesondere von Mostobst, ist ein guter Anfang gemacht.


Hopfenbau.

Ähnlich wie bei dem Obstbau steht es mit dem Hopfenbau. Nachdem im Anfang der 60er Jahre ein ziemlich starker Anlauf genommen worden war, ist der Anbau in den letzten Jahren wieder bedeutend reduzirt worden, wie denn z. B. die Stadtgemeinde Crailsheim ihren nicht unbedeutenden Hopfenbau wieder ganz aufgegeben hat. Die erzielte Quantität steht selten im richtigen Verhältnis zu den Anbaukosten.

Erfreuliche Fortschritte sind zu erwähnen in Betreff der Drainirung und des landwirthschaftlichen Maschinenwesens. Noch in den 1840er Jahren waren beide große Seltenheiten im Bezirk. Jetzt sind ca. 342 ha drainirt und eine stattliche Anzahl von Dresch- und namentlich Futterschneidmaschinen zeigt, daß das einmal als wirklich gut erkannte Neue auch von der hiesigen ländlichen Bevölkerung erfaßt und festgehalten wird. Dies zeigt sich auch darin, daß die früher allgemeine Rindviehweide nur in wenigen Gemeinden noch ausgeübt wird.


Waldbau [1].

Die zum Oberamtsbezirk Crailsheim gehörigen Waldungen bedecken von dem Gesammtflächenraum von 33.793 ha eine Fläche von 8858 ha oder 26 % der Gesammtfläche.

Bei der Bevölkerung von 27.098 Einwohnern (Stand von 1880) kommen auf einen Einwohner 0,33 ha Wald und entspricht dies annähernd dem durchschnittlichen Stande des ganzen Landes, in welchem 0,30 ha Wald auf einen Einwohner kommen.

| Die Waldungen des Oberamts liegen zum weitaus größeren Theil auf den Ausläufern der Ellwanger Berge gegen die fränkische Hochebene und ruhen hier auf der Keuperformation, zum kleineren Theil im nordwestlichen Bezirk auf der fränkischen Hochebene selbst und ihren steilen Abfällen gegen die Jagst, wo unterhalb Crailsheim die Muschelkalkformation auftritt.

Die Keuperformation ist vom Stubensandstein auf der Höhe bis herab zu den unteren Keupermergeln vertreten; doch finden sich weder bedeutende Brüche von Stubensandstein, noch vom Keuperwerkstein vor und kommt ersterer hauptsächlich nur in der Form von Findlingssteinen, letzterer in ziemlich geringer, allzuweicher Qualität vor.

Am vorherrschendsten sind die dolomitischen Kalkmergel und unteren Keupermergel vertreten und sind die aus ihrer Verwitterung entstandenen Böden in der Hauptsache als gute fruchtbare Waldböden anzusprechen. Es gilt dies insbesondere von den meist mäßigen Abhängen, während die Hochebenen und die Einschläge in dem muldenförmigen Terrain der Keuperformation in Folge der in geringer Tiefe vorkommenden Lettenlager häufig an Nässe leiden.

Im nordwestlichen kleineren Theile des Bezirks kommen auf der Höhe theilweise noch die fruchtbaren Böden der Lettenkohle, in den Thälern der Muschelkalk vor.

Die Jagst, welche das Oberamt beinahe mitten in der Richtung von Süden nach Norden durchzieht, hat einen langsamen trägen Lauf durch die Keuperformation, während in der Muschelkalkformation ein rascheres Gefälle auftritt. Es sind auch die Hänge der Keuperformation, welche durch die Jagst und ihre Seitenbäche die Roth, Sulzbach, Seegraben, Goldbach, Klingenbach, Steinbach, Brunnenbach, Degenbach, Speltach, Maulach, Dempfelbach, Flachbach, Truidenbach, Lohbach, Lindenbach, Kreuzbach, Schmidtebach, Entenbach, Gronach gebildet werden, meist sanft geneigt und das Terrain nur in selteneren Fällen durch tiefere Klingen durchschnitten, während die Abhänge der Jagst im Muschelkalk sehr steil und schroff abfallen.

Die Höhe über der Meeresfläche bewegt sich zwischen 554 m (höchste Stelle vom Staatswald Ochsengreuth auf der Markung Mariä-Kappel) und 370 m (Wasserspiegel der Jagst am Einfluß der Gronach auf der Markung Gröningen).

Als hervorragende Punkte sind zu bezeichnen:

der Burgberg mit 534 m
die Schönebürg mit 530 m
der Pfannenberg mit 504 „
00 Wildenstein mit   516 „
Höhe von Rechenberg 478 „
0 „       „ 0 Honhardt (Sandhöfe) 502 „
0 „       „ 0 Gründelhardt 470 „

Das Klima ist im Ganzen zu den rauheren des Landes zu zählen; die Winter sind lange und meist schneereich; Früh- und Spätfröste nicht gar selten, doch für die Waldkultur weniger fühlbar, weil die ganze Gegend bei ihrer freien Lage von häufigen Winden bestrichen wird. Es sind deshalb die Fröste in der Regel nur in Einschlägen und in den Thälern von nachtheiliger Wirkung.

Der Nußbaum gedeiht z. B. noch in den höchsten Lagen des Oberamtsbezirks. Schneebrüche gehören gerade nicht zu den Seltenheiten; den größten Nachtheil üben jedoch die nicht selten auftretenden heftigen Stürme auf den Wald aus und sind die Verheerungen derselben in den Nadelholzbeständen alljährlich nicht unbedeutend. Der große Sturm vom 26. Oktober 1870 hat im hiesigen Bezirk ungeheuern Schaden angerichtet, der noch auf mehr als ein halbes Jahrhundert seine Nachwirkungen ausüben wird. In dem 885 ha großen Staatswald Burgberg wurden z. B. allein 41.000 Klafter oder ca. 96.000 Fm. Holz geworfen.

Auf der Keuperformation herrschen weitaus die Nadelhölzer, auf der Muschelkalkformation dagegen die Laubhölzer vor. Nach älteren Dokumenten und Karten, sowie nach den vorhandenen Überresten von alten Eichen scheinen noch vor einem Jahrhundert Laub- und Nadelholz ziemlich gleiche Fläche eingenommen zu haben; es ist nun aber das Laubholz in ersterem Gebiet (Keuper) auf 5 bis höchstens 10 % der Fläche zurückgedrängt und nur wenige bessere Lagen noch mit Buchen theils rein, theils in Vermischung mit Eichen, Birken, Aspen, auch Nadelhölzern bestockt.

Bei der gegenwärtigen Bewirthschaftungsweise ist vorauszusehen, daß das Laubholz überhaupt in nicht sehr ferner Zeit den Nadelhölzern vollständig weichen muß. Von den Nadelhölzern kommt wieder die Fichte weitaus vorherrschend (vielleicht 80 %) vor; nur auf den Höhen des Stubensandsteins finden sich noch Bestände, in denen Weißtannen oder Forchen vorherrschend sind. Im Übrigen kommt die Fichte größtentheils rein, sowie in schwacher Mischung mit Weißtannen, Forchen, in untergeordnetem Maße auch mit Lärchen vor. In diesem Gebiet| bildet Hochwaldbetrieb, vorzugsweise mit Kahlschlagwirthschaft, die Regel; doch wird in Privatwaldungen auch gefemelt.

Im Gebiet der Muschelkalkformation kommen hauptsächlich Mittel- und Niederwaldungen vor mit Eichen, Buchen, Heinbuchen, Birken, Erlen, Aspen, Salen, auch theilweise Nadelhölzern im Oberholzbestand und mit den gleichen Laubhölzern, sowie mit Gesträuch verschiedener Art im Unterholzbestand.

Von der ganzen Waldfläche des Oberamtsbezirks gehören

dem Staat 3733 ha oder 42 %
den Körperschaften   09700
110
den Gutsherrschaften 06990
080
Privaten 34560
390
zus. 8858 ha.

Diese Waldungen, früher durchaus dem Forstbezirk Crailsheim angehörig, sind nun dem Revier Crailsheim und Dankoltsweiler, Forsts Ellwangen, sowie den Revieren Gründelhardt und Roßfeld, Forsts Hall, zugetheilt.

Von den Waldungen des Oberamtsbezirks gehören nemlich zum Revier Crailsheim, welches ganz im Oberamtsbezirk gelegen ist:

1668 ha Staats-,
02190 Körperschafts-,
02420 gutsherrliche und
20510 Privatwaldungen,
zus.      4180 ha;
zum Revier Dankoltsweiler:
0327 ha Staats-,
03460 gutsherrliche,
02160 Privatwaldungen,
zus.      0889 ha;
zum Revier Gründelhardt:
0806 ha Staats-,
07510 Korporations-,
08750 Privatwaldungen,
zus.      2432 ha;
zum Revier Roßfeld:
0932 ha Staats-,
01110 gutsherrliche,
03140 Privatwaldungen,
zus.      1357 ha.
| Die Staatswaldungen sind theils frühere Besitzungen des markgräflichen Hauses Ansbach, theils gehörten sie zum Fürstbisthum Ellwangen; dazu gekauft wurden die Waldungen der Rittergüter Rechenberg und Kreßberg.

Sie sind im Ganzen ziemlich parzellirt und nur die Staatswaldungen Burgberg, Stimpfacherwald, Kappelwald und Pfannenberg bilden größere zusammenhängende Komplexe.

Von Korporationen besitzt nur der Spital Hall eine bedeutende Waldfläche im Revier Gründelhardt, welche durch einen eigenen Forstverwalter bewirthschaftet wird; die übrigen Körperschaftswaldungen sind in der Hauptsache unbedeutend und stehen durchaus unter Beförsterung des Staatsforstpersonals.

Von gutsherrlichen Waldungen sind zu benennen diejenigen des Freiherrn Hofer von Lobenstein zu Wildenstein, des Freiherrn von Seckendorf zu Unter-Deufstetten, der Freiherrn von Ellrichshausen, diejenige vom Rittergut Hengstfeld, die des Grafen von Soden zu Burleswagen, diejenige des Freiherrn von Seckendorff zu Erkenbrechtshausen, sowie diejenige des Freiherrn von Crailsheim zu Hornberg.

Der Zustand dieser Waldungen ist im Allgemeinen als gut zu bezeichnen; sie werden nach bestimmten Planen meist von Sachverständigen bewirthschaftet und ist für die Hochwaldungen in der Regel 100jährige Umtriebszeit festgesetzt.

Die durchschnittliche jährliche Nutzung in den Staatswaldungen beträgt gegenwärtig 4,2 Fm. pro ha; die Nutzholzausbeute etwa 40 %; von den übrigen Waldungen kann dies mit Sicherheit nicht angegeben werden.

Auch die Nebennutzungen werden in den Waldungen der gen. 3 Kategorien mit großer Schonung ausgeführt; namentlich werden dieselben seit einer längeren Reihe von Jahren von der schädlichen Streunutzung beinahe gänzlich verschont. Dagegen wird Nadelstreu im ganzen Bezirk in sehr ausgedehntem Maße verwendet.

Eine ungleich schlechtere Wirthschaft findet mit wenigen rühmlichen Ausnahmen in den eigentlichen Privatwaldungen statt. Das Steigen der Holzpreise hat Viele zum Aushieb jedes nur halbwegs verwerthbaren Stammes veranlaßt und daneben wird der Boden vielfach durch immerwährende Streuentziehung entkräftet. Die Holzpreise stehen im Allgemeinen ziemlich hoch; namentlich gilt dies von den Brennholzpreisen, was wohl eine| Folge der durch den Sturm von 1870 gebotenen Reduktion des Nutzungsquantums ist. Sie betragen gegenwärtig im Revier
Crailsheim Gründelhardt Roßfeld
für Buchenscheiter 11 M. 0– Pf. 9 M. 0– Pf. 9 M. 80 Pf.
00Nadelholzscheiter 060„ 50 „ 5 „ 50 „ 7 „ 20 „

Weniger entsprechend war in den letzten Jahren der Absatz des Nutzholzes, obgleich der Bezirk durch Eisenbahnen nach 4 Richtungen hin aufgeschlossen ist.

Die Preise betragen pro Festmeter

für Eichenholz 16 bis 35 M,
für Nadelholz – Langholz
I. Klasse 00 20 M,
II. 0      „       1800
III. 0      „       1500
IV. 0      „       1200

Das Brennholz wird größtentheils im Bezirk selbst verwendet und nur theilweise in die angrenzenden Oberamtsbezirke Gerabronn und Mergentheim ausgeführt; das Nadelholz – Langholz wird meist an die Holzhändler von Heilbronn und Neckarsulm, Sägholz an die Sägmühlen im Bezirk selbst abgesetzt.

Die Waldwege sind größtentheils noch unchaussirt, vorherrschend auf den weichen Böden der untern Keuperformation gelegen und sind deshalb schlecht, auch ist kein taugliches Unterhaltungsmaterial in der Nähe vorhanden.

Besonders große holzverzehrende oder verarbeitende Etablissements sind außer Sägmühlen etc. im Bezirk nicht vorhanden; Holzverkohlung findet nur noch ganz ausnahmsweise statt.

Die noch vorhandenen Holzberechtigungen sind sehr unbedeutend; andere Berechtigungen existiren nicht mehr.

Von Nebennutzungen ist nur die Grasnutzung von Ausdehnung, eine Folge der durch den Sturm von 1870 geschaffenen Kahlflächen und der indeß entstandenen umfangreichen jungen Kulturen. Waldweide findet nirgends mehr statt.

Beschädigungen der Waldungen durch Insekten sind im Ganzen nicht von großer Bedeutung; am meisten nennenswerth ist die alljährlich vorkommende Beschädigung der Kulturen durch Rüsselkäfer. Bei dem hie und da vorkommenden Auftreten von Borkenkäfern kann durch rechtzeitiges Einschreiten ein größerer Schaden verhütet werden. Die Zahl der Forstvergehen ist im Ganzen sehr unbedeutend. Entwendungen von grünem Holz| sind sehr selten und die meisten Vergehen bestehen in Überschreitung der vergünstigungsweise für Arme eingeräumten Befugnis zum Leseholzsammeln.


c) Viehzucht.

(Siehe auch Seite 135 f.)

Die Pferdezucht im Bezirk hat nicht nur keine Fortschritte gemacht, sondern sich nicht einmal auf der früheren Höhe erhalten können. Es sind eben die Betriebsverhältnisse der bäuerlichen Wirthschaften der Aufzucht nicht günstig, und eigentlich große Betriebe sind im Bezirk nicht vorhanden. Der Bedarf an Pferden wird gedeckt durch die von Crailsheimer Händlern schwunghaft betriebene Einfuhr von Pferden des sog. bayrischen Schlags.

Weit Günstigeres ist von der Rindviehzucht zu sagen. Der früher vorherrschende Triesdorfer Schlag ist durch die Einfuhr von Original-Simmenthaler-Zuchtvieh theils verdrängt, theils verbessert worden. Stallungen, wie die des Gutspächters in Weilershof, sind mit Simmenthaler Nachzucht besetzt und bei Beschaffung der Farren wird in vielen Gemeinden auf diese Nachzucht Bedacht genommen. Bezüglich der Aufzucht der Kälber zeigt sich der oben erwähnte große Unterschied in Wiesenfutter.

Aus den leichteren Böden werden Kälber und Schmalvieh gerne zur weitern Aufzucht von Landwirthen der unteren Gegend gekauft, da dieses Jungvieh bei dem stärkeren Futter schnell zunimmt.

Während beispielsweise in Onolzheim im Jahr 1830 sich befanden: 25 Pferde, 86 Kühe, 181 Stück junges Vieh, 35 Schweine, ist der Stand von 1882: 36 Pferde, 181 Kühe, 240 Stück junges Vieh, 145 Schweine.

Die monatlichen Viehmärkte in der Stadt Crailsheim sind von Bedeutung, namentlich seit 4 Bahnlinien hier zusammenlaufen. Auf diesen Märkten wird hauptsächlich der Verkehr mit Mastvieh vermittelt. Käsereien befinden sich 2 im Bezirke: in Weilershof und Jagstheim.

Schafzucht. Wie schon oben erwähnt, ist das Schäfereiwesen meist in den Händen der Realgemeinderechtsbesitzer. Nur wenige Schafweiden sind verpachtet. Die Folge davon ist eine große Verschiedenartigkeit sowohl in der Fleisch- als Wolleproduktion. Fettes Vieh wird nur aus denjenigen Gemeinden ausgeführt, deren Wiesenareal zu den schweren Böden gehört, wie Roßfeld und Onolzheim. In den Gemeinden mit leichterem Boden wird mehr| auf Nachzucht als auf Fleischproduktion gesehen. Die Wolle ist verschieden, von der gewöhnlichen deutschen bis zur Bastardwolle anzutreffen; hochfeine Wolle gibt es nicht. Einige Schafmärkte in der Stadt Crailsheim jährlich sind ziemlich stark befahren.

Die Schweinezucht wird stark betrieben in den Gemeinden Triensbach, Tiefenbach, Satteldorf und Gröningen.

Die Geflügelzucht ist nicht von Bedeutung.


d) Jagd und Fischerei [2].

Seit das Jagdrecht Ausfluß des Eigenthums ist, sind die Jagdbezirke klein gemacht und gewöhnlich nur auf wenige Jahre verpachtet worden. Die Folge war, daß die Jagdbezirke häufig den Pächter wechselten und dem entsprechend wurde das Hochwild schon seit ca. 25 Jahren ganz ausgerottet, während die zur Niederjagd zählenden Rehe sichtlich der Vernichtung entgegen gehen und dieser bis jetzt nur entgangen sind, weil sie in den Staatswaldungen geschont werden. Der Hase kommt auf den in und am Jagstthal gelegenen Markungen noch etwas zahlreicher vor; in den höher gelegenen und größere Waldmassen umfassenden Jagdbezirken tritt er aber nur sehr vereinzelt auf, da hier das rauhere Klima, wie auch die Raubthiere seiner Vermehrung sehr hinderlich sind.

Der Fuchs zeigt sich vom Frühjahr an sehr zahlreich, zieht in den tieferen Waldungen, manchmal aber auch in den Fruchtfeldern seine Jungen auf, die er am liebsten mit Rehwild und Hasen nährt, wodurch er der Jagd sehr empfindlichen Schaden zufügt. Übrigens weiß er seine junge Zucht auch mit Hühnern, Enten und sogar Gänsen zu verköstigen, während er nur in der Noth sich an den Maus- und Insektenfang macht. Den Sommer und Herbst hindurch bleibt er mit seinen Jungen an Ort und Stelle, bei beginnendem Winter aber, wenn sein Pelz gut geworden, wandert die größere Anzahl von den höher gelegenen Waldungen aus und bezieht das nahe Jagst- und Bühlerthal, wo sie mehr Nahrung und Schutz vor der Kälte findet.

Edelmarder, Steinmarder, Iltisse, Dächse und Fischotter kommen sporadisch vor. Ebenso das Hermelinwiesel, welches aber nicht gejagt wird.

Von dem Federwild kommt das Feldhuhn am zahlreichsten vor und bezieht die milderen Markungen in und neben dem| Jagstthal mit Vorliebe, während die höher liegenden Felder und Wälder nur wenig Ketten beherbergen. In letzteren werden sie von den Raubvögeln stark verfolgt, und der regelmäßig tief und lange Zeit liegenbleibende Schnee entzieht ihnen ihre Nahrung, so daß sie meist verhungern und erfrieren, wie denn auch bei sorgfältiger Schonung kein guter Stand an Feldhühnern zu erzielen ist.

Wachteln und Wildtauben sind über die mildere Jahreszeit ständige Gäste; doch meistens nicht in großer Anzahl.

Die Waldschnepfe brütet nur ausnahmsweise in den größeren Waldungen, kommt vielmehr mit der Sumpfschnepfe und den Enten als Strichvogel, jedoch nicht zahlreich, vor. 2 wilde Schwanen sind vor etwa 16 Jahren bei Gründelhardt erlegt worden.

Gänse werden selten auf ihren Zügen gesehen. Den gewöhnlichen sehr zahlreichen Raubvögeln gesellen sich manchmal als Standwild Fischadler zu, welche auf hohen, stark beasteten Eichen oder Tannen horsten und den Fischwassern im Verein mit Fischotter und Iltis vielen Schaden zufügen.

Die Fischerei hat, den vorhandenen kleinen Bächen und Flüssen entsprechend, wenig Bedeutung. Zwar hat die Jagst von Crailsheim aufwärts viele langgestreckte tiefe Stellen, welche zahlreiche edle Fische ernähren könnten, allein das Fischereirecht steht den betreffenden Gemeinden, in einzelnen Fällen Privatpersonen zu, in Folge dessen die Pachtdistrikte zu klein sind und auf zu kurze Zeit vergeben werden, als daß der jeweilige Pächter sich zur Schonung der Fische veranlaßt finden würde. Häufig wird der Fang bei der Laichzeit ausgeübt, und bei der mangelhaften Überwachung ist eine Besserung nicht zu erwarten.

Die Jagst und die Bäche des Oberamtsbezirks sind von Karpfen, Hechten, Aalen, Aalgruppen, Barben, Nasen, Börsingen bevölkert und in einzelnen kleinen Bächen tritt häufig der Stühling auf. Forellen zeigen sich nur ausnahmsweise.

Die Fischer wenden die Hand- und Legangel, Streichgarn, Hamen, Reusen an, und bei den Mühlen sind sog. Aalfänge eingerichtet.

Von früheren Jahrhunderten her sind noch Weiher vorhanden, welche zwar in erster Linie zum Betrieb von Mühlen, nebenher aber zur künstlichen Fischzucht benützt werden. Junge Karpfen und in kleiner Zahl Hechte werden eingesetzt, um nach einigen Jahren wieder gefangen zu werden. Edle Blutegel kommen vor, ohne Beachtung zu finden.

| Die Seitenbäche der Jagst und diese selbst sind durch Edelkrebse besetzt. Da deren Fang jedoch ohne Schonung und Verständnis betrieben wird, so sind große Exemplare sehr selten geworden; überhaupt hat seit 10 Jahren der Ertrag der Bäche an Edelkrebsen gewaltig abgenommen und die kleinen Gewässer werden voraussichtlich in Bälde keine Ernte mehr gewähren.


B. Kunst, Gewerbefleiß und Handel.
1. Fabrikationsanstalten.

Großartige Fabriketablissements, Handelshäuser etc., welche den Großhandel repräsentiren, größere Anstalten, welche dem Kunstgewerbe dienen, sind im Bezirk nicht vorhanden. Mit Ausnahme der Oberamtsstadt und der südöstlich von derselben ziemlich hochgelegenen Gemeinden Lautenbach, Matzenbach, Unter-Deufstetten und Wildenstein, deren Einwohner vorzugsweise der Handelschaft im Umherziehen in fremden Gegenden sich widmen, ist in den Orten des Bezirks der Betrieb der Landwirthschaft vorherrschend. Abgesehen von einer Gasanstalt in der Oberamtsstadt, zwei Gipsfabriken daselbst, einer solchen in der Nähe des Ortes Satteldorf und einer solchen in der Parzelle Altenmünster, Gemeinde Ingersheim, herrscht der Kleinbetrieb vor und dient vorzugsweise zur Befriedigung der gewöhnlichen lokalen Bedürfnisse.

In der Gasanstalt, welche auch den Bahnhof mit Leuchtgas versieht, beträgt der Jahresverbrauch an solchem 61.316 cbm. Dieser vertheilt sich auf

Private mit 17.341  cbm,
öffentliche Gebäude mit 1552     „0
Bahnhof und Postgebäude mit  33.324     „0
auf die Fabrik selbst mit 1018     „0
0„     „0Straßenbeleuchtung mit 8081     „0
61.316 cbm.

In den mit Dampf betriebenen Gipsfabriken wird feiner Gips wie Feldgips erzeugt, der bis nach Bayern versendet wird. Der Feldgips findet seinen Absatz in der Umgegend, aber auch nach Oberschwaben.

Wassermühlen, wovon 3 als Kunstmühlen eingerichtet sind, zählt man 46 mit 165 Mahl- und Gerbgängen, 33 Sägmühlen, 8 Ölpressen und 1 Lohmühlapparat. Sie beschäftigen zusammen 147 Arbeiter. Die Gesammtwasserkraft ist auf 680 Pferdekräfte| berechnet. Mit 10 vorhandenen Ziegelhütten ist stets die Kalkbrennerei verbunden. Die 56 Bierbrauereien, welche meist nebenher auch Branntwein brennen, beschäftigen 66 Arbeiter und setzen ihr Produkt fast ganz innerhalb des Bezirks ab.

Eingeführt wird Bier von Ellwangen, Hall, Aalen und Ulm und ebenso von den bayr. Nachbarstädten Ansbach und Dinkelsbühl.

Bemerkenswerth sind noch 3 Hammerschmieden mit Wasserkraft und im Ganzen 6 Arbeiter, 1 Geschäft für musikalische Instrumente und 1 für Orgelbau in Crailsheim, endlich das Stuckaturgeschäft der Gebrüder Völker daselbst mit 4 Gehilfen.

2. Mechanische Künstler und Handwerker.
  Meist. Geh.   Meist. Geh.
Bäcker 61 17 Metzger 49 11
Barbiere 4 1 Modistinnen 3
Buchbinder 6 Mühlarzt 1
Bürstenbinder 2 Musiker 5 2
Drechsler 12 2 Nagelschmiede 3
Färber 5 2 Nähterinnen 36 3
Flaschner 7 3 Orgelbauer 1
Gärtner 4 1 Pflästerer 3 1
Gerber 20 20 Photographen 2 1
          und zwar: Rechenmacher 21 1
     Rothgerber 18 19 Sattler 13 3
     Weißgerber 2 1 Schieferdecker 1
Glaser 7 Schirmmacher 2
Goldarbeiter 2 Schlosser 10 5
Gipser 5 5 Schmiede 84 33
Hafner 9 2 Schneider 88 19
Kaminfeger 4 2 Schreiner 77 30
Knopfmacher 1 Schuster 185 49
Korbmacher 2 Seifensieder 4 2
Kupferschmiede 2 2 Seiler 7 2
Küfer 42 5 Strumpfweber 1
Kürschner 4 Tuchscherer 3
Leineweber 119 8 Uhrenmacher 5 1
Lumpensammler 6 Wagner 44 16
Maler u. Vergolder 5 3 Zimmerleute 47 62
Maurer u. Steinhauer 76 92 Zinngießer 3
Mechaniker 3 1 Zuckerbäcker 6 2
Messerschmiede 7 1
|
3. Handelsgewerbe.


  Zahl Geh.
Kaufleute mit offenen Verkaufsstellen 42 12
Krämer-, Klein- und Viktualienhändler 51
Hausirhändler 750–800
Schafhändler 2
Holzhändler 11
Viehhändler 35
Fruchthändler 6
Weinhändler 4
Schweinhändler 9
Taubenhändler 1
Wollenhändler 3
Lederhändler 1
Landfuhrleute 11
Der Bezirk zählt ferner:
Apotheken 2
Buchdruckereien 1
Wirthschaften 245
und zwar: Bierbrauereien 56
und zwar: Branntweinbrennereien 4
und zwar: Gastwirthschaften 120
und zwar: Schenkwirthschaften 65

Bezüglich der bedeutenden Anzahl der Hausirhändler ist zu bemerken, daß, wie schon oben erwähnt, die Einwohner der hochgelegenen, bodenarmen Orte Lautenbach, Matzenbach, Unter-Deufstetten und Wildenstein vorzugsweise dem Wandergewerbe sich widmen. Sie bereisen Württemberg, Bayern, Baden, Preußen, Österreich und die Schweiz. Hauptsächliche Handelsgegenstände sind Steingut und Farbwaaren, Porzellan und dergleichen.

Diese Händler kehren zum Theil mehrere Jahre lang nicht in ihre Heimat zurück. Andere ziehen mit Eintritt der kälteren Jahreszeit dem heimatlichen Boden zu, halten sich, so lange sie durch die Witterung des Winters genöthigt sind, zu Hause auf, um mit neuen Gewerbelegitimationspapieren versehen gegen Eintritt des Frühlings wieder auf die Wanderschaft sich zu begeben. Die Kinder begleiten soweit thunlich die Eltern auf die Reise, da diese ihre Häuser beziehungsweise ihre Wohnungen bei der Abreise abschließen. Diese Händler sind theilweise in guten ökonomischen Verhältnissen.



  1. Von Forstmeister Dietlen, jetzt in Urach.
  2. Von Oberförster Riegel in Gründelhardt.


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