Beschreibung des Oberamts Ehingen/Kapitel B 8

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8. Berg mit dem Ernsthof.
Berg, ein kathol. Dorf, Fil. von Kirchbierlingen, hart an der Donau und an der Biberacher Straße in schöner| Lage 1/2 St. von Ehingen, und 3/4 St. von Kirchbierlingen mit einer eigenen Schule und 327 Einw., F. A. Albeck. Grundherr: Graf Schenk von Castell, die (sequestrirten) Zehnten bezieht der Staat, in dem sogen. Thiergarten der Staat und die Universität Freyburg.

Gefälle: der Staat 149 fl. 26 kr., der Grundherr 913 fl. 6 kr., dann Etwas auch die Stiftspflegen Ehingen, Munderkingen, Kirchbierlingen und Berg, zusammen 1106 fl. 16 kr, und zwar das Meiste in Früchten, 383 Sch.

Berg bildet einen Bestandtheil der Castellischen Herrschaft Berg, wozu Altbierlingen, Grafenwald, 1 Hof zu Unter-Griesingen, 2 Falllehen-Mühlen und Gefälle zu Ehingen, und Güter und Gefälle an mehreren Orten, gehören. Die Herrschaft ist (vormals östr.) Mannlehen. Sie hatte hohe und niedere Gerichtsbarkeit, stand aber, wie die Herrschaft Ehingen, unter östr. Landeshoheit. Der Reinertrag ist zu 2–3000 fl. berechnet. Die Güter, ehemals Falllehen, sind seit 15 Jahren meist in Zinsgüter verwandelt worden. Die sogenannten Scheeren- und Bauschenwiesen, 31 M. im Meß, welche ehemals Marchthal gehörten, von Östreich aber sequestrirt wurden, sind von dem Staat für jährliche 177 fl. verliehen.

Der Ort ist zum Theil an eine Anhöhe angebaut; oben auf der Höhe stand eine Burg, der Stammsitz der Grafen von Berg. Man trifft noch Mauern und Graben davon an; das Meiste aber wurde i. J. 1408 zu dem Spitalbau in Ehingen verwendet. Es ist oben schon bemerkt worden, daß die Burg wahrscheinlich auf Röm. Grund gebaut worden sey; südöstlich davon führte auch eine Röm. Straße vorbey. S. S. 9. Neben den Ruinen der Burg steht eine sehr alte Capelle zum h. Ulrich, welche schon 1052 vom Papst Gregor V. auf seiner Reise durch Deutschland eingeweiht worden seyn soll. Bey dem Orte führt eine hölzerne Brücke über die Donau, welche schon im 14ten Jahrhundert vorkommt. Der Ort wird häufig von der Erlos, welche hier in die Donau geht, überschwemmt.| Berg gehörte ehemals den Grafen von Berg und Schelklingen. Es gab auch eine adeliche Familie von Berg, welche zu den Ministeralien der Grafen von Berg gehörte, an dem Orte aber keinen Theil hatte. S. Öpfingen und Griesingen. Nach dem Aussterben der Grafen von Berg kam der Ort und die Herrschaft Berg an Östreich, und von diesem, zuerst pfandweise, dann als Mannslehen an die Grafen Schenk von Castell, und 1806 unter W. Hoheit. S. Ehingen. Den Zehnten trugen die von Sulmetingen von den Gr. v. Berg zu Lehen. Dietrich von „Sumatingen“ verkaufte ihn, mit Bewilligung des Markgrafen Heinrichs von Burgau, Sohnes Gr. Ulrichs von Berg, 1225 an das Kloster Marchthal; nach Aufhebung des Klosters wurde er von Östreich sequestrirt. S. Grafenwald. Die Grafen von Berg waren eines der ältesten und angesehensten Geschlechter Oberschwabens. Ihre Herrschaft breitete sich über die ganze Gegend von Ehingen aus; selbst bis gegen Stuttgart herab: zu Mittelstadt, Plieningen und Echterdingen hatten sie Güter und Lehenleute, auch das Dorf Dettenhausen gehörte ihnen. Gr. Ulrich III. erbte mit seiner Gemahlin, der Gräfin Richenza von Calw, auch noch die halbe Grafschaft Calw, welche aber seine Söhne 1308 an Würtemberg abtraten. Von mütterlicher Seite wahrscheinlich Abkömmlinge der Allem. Herzoge, in deren Güter sie auch eingetreten sind, scheinen sie mit den Markgrafen von Rumsberg, Ramsberg, oder Burgau (das Schloß Ramsberg lag bey Burgau[ws 1]) von einer Familie gewesen zu seyn, wenigstens führten sie mit denselben einerley Wappen, 3 rothe schräge Balken, in weißem Felde, und nach dem Erlöschen des Rumsbergischen Stamms, 1213, erhielt Gr. Heinrich von Berg, ein Bruder Graf Ulrichs, die Markgrafschaft Burgau, und wurde Stifter einer neuen Burgauischen Linie, welche 1301 ausstarb[1]. So weit die Geschlechtsnamen, oder die Benennungen| von Burgen reichen, findet man auch Grafen von Berg in der Geschichte. Die ersten kommen in der Mitte des 11ten Jahrhunderts vor, sie sind Graf Poppo und sein Sohn Heinrich. Graf Heinrich hatte 3 Töchter, wovon die eine, Sophia, den Markgr. Otto von Mähren, die andere, Richenza, den Herzog Uratislaus von Böhmen, und die dritte, Salome, 1110 den Herzog Boleslaus von Polen heirathete. Graf Heinrichs Sohn, Gr. Diepold hatte 7 Söhne, wovon 4 Bischöfe waren: einer zu Würzburg, einer zu Freysingen, und 2 nacheinander zu Passau. Diepold selber kommt in einer Ochsenhauser Urkunde v. J. 1127 als Graf von Ramsgau, Ramechgau, worin Ochsenhausen selber lag, vor. Die Grafen nannten sich von ihrem Stammsitze Berg, Grafen von Berg; nachdem sie aber gegen das Ende des 12ten Jahrhunderts (nach 1184) auch in den Besitz der Herrschaft Schelklingen, (man weiß nicht wie?) gekommen waren, und später ums Jahr 1280 selbst ihren Sitz dahin verlegt hatten, so nannten sie sich bald Grafen von Berg und Schelklingen, bald von Schelklingen allein. Wie mit Graf Conrad i. J. 1345 der Stamm erloschen, ist bey Ehingen schon gezeigt worden. Die Familie hatte in dem Kloster Urspring, dessen Schutz- und Schirmsherrn die Grafen waren, ihr Erbbegräbniß. Der Ernsthof, ein Hof mit 9 Einwohnern, liegt auf einer Anhöhe, 1 St. südwestl. von Ehingen und 1/2 Stunde von Nasgenstatt, wovon er seit 1821 Filial ist, nachdem er 1821 von der Pfarrey Kirchbierlingen getrennt worden ist. Er hat eine eigene Markung und ist freyes Privat-Eigenthum. Die (vormals Marchthalischen, von Östreich sequestrirten) Zehnten bezieht der Staat. Der Hof war ehemals Lehen der Gr. von Wartstein; 1327 verkaufte ihn ein Ehinger Bürger an| das Kloster Salem, und die Grafen Hartmann und Gottfried von Wartstein verzichteten dabey auf ihre Lehensrechte. Von dem Kloster kam der Hof nach und nach in viele Hände, bis ihn 1669 das Frauenkloster im Groggenthal zu Ehingen kaufte, nach dessen Aufhebung er 1782 zum Besten des Religionsfonds an Privatpersonen verkauft wurde. Die Zehnten hatte schon 1358 Walter von Stein zu Emerkingen dem Kl. Marchthal geschenkt, nach dessen Aufhebung sie Östreich in Beschlag nahm. Der Ernsthof hatte früher die Eigenschaft eines Ritterguts und ist daher auch jetzt noch blos staatssteuerbar. S. Ober-Dischingen.



  1. Herr Reg. Director von Raiser in Augsburg macht die Gr. v. Berg zu einem Aste der Gr. v. Ruck und Pfalzgr. von Tübingen, ohne jedoch diese Verwandtschaft näher nachzuweisen. S. die Abhandlung über das vorige Reichsstift und Kloster Elchingen; in der Zeitschrift für Baiern. 1817. S. 138. Ebend. ist auch von dem Albgau die Rede, worauf wir bey Riedlingen noch einmal kommen werden.
Anmerkungen [WS]
  1. Korrektur in Beschreibung des Oberamts Riedlingen S. 267: S. 111. Rumsberg, Ronsperg lag, nach der Belehrung des Herrn Dir. v. Raiser, bey Kempten.