Beschreibung des Oberamts Ellwangen/Kapitel B 11
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Der Ort ist mit ziemlich gutem Trinkwasser (zum Theil mit schwefligem Beigeschmack) meist hinlänglich versehen; man zählt 13 laufende, 3 Schöpf- und 127 Pumpbrunnen. Die Markung ist reich an Quellen, die bedeutendsten sind auf der Markung Neuler der Hagen-, Krummhalden- und der Tropelholzbrunnen; auf Markung Bronnen der Kirchlesbrunnen, unter der Kirche hervorquellend – eine heilige Quelle, – auf Markung Ebnat der Rößlesbrunnen, auf Markung Ramsenstruth der Sandwies- und der Brentlesbrunnen.
Von Flüssen und Bächen fließen über die Markung, südlich auf eine ganz kleine Strecke der Kocher, im Westen die Adelmannsfelder Roth, nördlich der Gaisbach; weitere Bäche sind der Schlierbach, Hollbach, Kehlenbach, Ziegenbach, Krumbach, Hardtbach, Haldenbach. Dann bestehen der Griesweiher, der Schlipfenweiher, der Hirtenweiher, der hintere Weiher. In Neuler 3 Wetten. Auf der Markung N. waren früher 3 weitere Weiher, jetzt Wiesengrund.
Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau, Viehzucht und einfache Gewerbe. Man pflanzt vorherrschend Dinkel, Roggen und Haber, der Wiesenbau ist ausgedehnt und das Erzeugnis gut; etwa 180 Morgen sind bewässerbar. Die Obstzucht nimmt zu. Von Gewerben sind zu nennen eine Ziegelei mit gutem Erfolg; der hiezu in der Nähe brechende Lehm eignet sich besonders für Ziegelwaaren, auch zu Töpfergeschirr; dann eine Mahlmühle, eine zweite ist derzeit unbenutzt, eine Sägmühle, eine bedeutende Bierbrauerei. Außer den gewöhnlichen Handwerken giebt man sich ab mit Holz- und Besenarbeiten.
Der Kirchenbaufonds beträgt 43.000 M., eine örtliche Stiftung 1900 M., die Kapellenstiftung in Bronnen 1700 M., die in Ebnat 700 M., in Ramsenstruth 1400 M. Die | Realgemeinden besitzen 183 Morgen Wald; die Weiden (1226 Mrg.) tragen jährlich 3350 M., die Pferchnutzung 800 M.Die Markung ist reich an Benennungen, die auf vergangene Reste alter Befestigungen etc. hinweisen. Beim Haus Burgstall mit kleiner Markung nebst einem gegen 100 Morgen betragenden Staatswald gleichen Namens heißt ein halbkreisförmiger Hügelvorsprung mit steilen Hängen Schloßbuck, hier sei man schon beim Graben auf Mauern gestoßen; in der Nähe sollen zwei weiße Fräulein mit kläglichen Lauten umherschweben, besonders zur Herbst- und Frühlingszeit. In der Richtung gegen Buch „Schanzgraben“. Ein Haus in Neuler heißt Hohwart; außen in der Richtung gegen Ellwangen Kapelesäcker. Im Staatswald „Bauernbuck“, nördlich von Neuler, soll ein Ort gestanden sein. Auf Reihengräber deutet der Fund eines mit dem Griffansatz 90 cm langen einfach gearbeiteten eisernen Schwertes. Über die 3 Kreuze s. o. S. 159.
Der Name des Ortes, welcher früher auch Nueler, Newler, Nẅler, Niuler geschrieben wurde, ist mit dem althochdeutschen niwi = neu, vielleicht auch hnol, nollo = Hügel, oder nuolen = quetschen, stampfen, wovon nuwel = Stampfmühle in Verbindung zu bringen (vergl. Förstemann a. a. O. Sp. 1153 ff., Buck a. a. O. S. 190). Für ca. 1120 als schon älter erwähnt (s. u.) wird er besonders durch hiesigen Besitz des Ellwanger Kapitels bekannt. Es kauften nemlich am 2. Mai 1375 Dekan Ulrich und Konvent vom Abt Albrecht Güter allhier und zu Bronnen um 200 Pfd. Hllr., den 9. Sept. 1437 der Keller Ulrich von Westerstetten, Dekan und Kapitel, Güter und Nutzungen, insbesondere 5 Sölden, dahier von Hans von Rinderbach, dessen Gattin Anna Mangoltin und Tochter Agnesa gegen ein Leibgeding, den 11. Nov. 1443 der Keller Ulrich weitere Güter um 205 fl. Rh. von Hans Fickel, welch’ letzterer dieselben – insbesondere die Ziegelhube und 3 Sölden, vom Stifte Ellwangen herrührende Lehen – bereits am 24. April 1437 von genanntem Rinderbach um 190 fl. Rh. erworben hatte. Die von Hans von Rinderbach unmittelbar erkauften Güter waren limpurgische Lehen und so wurden die Käufer am 4. Dezbr. 1437 von Schenk Konrad damit belehnt, wie denn noch bis zum 5. Septbr. 1737 – damals von Seiten der Gräfin Wilhelmine Christine von Solms als einer limpurgischen Erbtochter – Belehnungen des Dekans und Kapitels mit fünf | Sölden und mehreren anderen einzelnen Stücken an Wiesen und Äckern erfolgten (vergl. Wirt. Franken 8, 497). Durch die Konvention vom 15. August 1746, welche die langwierigen Streitigkeiten beilegte, die sich an das Aussterben des limpurgischen Mannsstamms im J. 1713 anschloßen[ws 1], kamen die lehensherrlichen Rechte an das Haus Brandenburg-Ansbach (Prescher, Limpurg 2, 415), nach der Abtretung der ansbachischen Lande an das preußische Königshaus im Jahr 1791 an letzteres, aus welchem K. Friedrich Wilhelm II. den 13. Dezember 1792, K. Friedrich Wilhelm III. den 14. Mai 1798 die Belehnung ertheilten. Aber auch sonst kam der Ort, ohne daß das Genauere hierüber bekannt wäre, meistens in den Besitz des Kapitels, welches hier zeitweise ein dem Kapiteloberamt untergeordnetes Amt hatte. So erscheint denn Neuler im J. 1733 – wie auch die Schliermühle – mit 10 Bauern, 6 Halbbauern, 22 Löhnern, 29 Söldnern (zus. 67) beim Kapitelamt, während nur 2 Halbbauern und 2 Söldner als vohensteinisch (d. h. zur Herrschaft Adelmannsfelden gehörig) bezeichnet werden. Im Anfang des laufenden Jahrhunderts waren von den 4 adelmannsfeldischen Unterthanen (22 Seelen) 3 gemeinschaftlich von vohensteinisch, 1 von onzisch.Eine Hube zu Niuler dem Dorf, „was des von Haistershofen“, hatte 1376 (oder 1377) der lange Cunrat von Snaitberg (Schnaitberg OA. Aalen) von Württemberg zu Lehen (Württ. Vierteljh. 8, 142).
Die dem Kapitel Ellwangen zustehende Schliermühle wurde im J. 1567 aus einem Erblehengut in ein Falllehengut verwandelt.
Zwischen Neuler und Bronnen fand man früher Agat in großen Stücken, welche zu Feuer- auch Flintensteinen verwendbar waren (Korn a. a. O. 2, 50).
Die Inschrift an der größeren der zwei Glocken lautet: Bernhart Lachaman gos mich 1516. Hilf Got und Maria.
Hat man in der kleinen stillen Kirche das Gemüth erhaben gestimmt am Anblick jener Gemälde, so wächst diese Stimmung noch, wenn man heraustritt und über die tief unten liegenden sattgrünen Waldthäler und Waldrücken hinschaut an die ferne blaue schwäbische Alb bis hinauf zum klassisch umrissenen Stuifen. Bronnen hat ein eigenes Schulhaus. Am Fußweg von hier nach Neuler stehen 7 sog. Kniehalte, Spätrenaissance-Steinsäulen mit Darstellungen aus der Leidensgeschichte, gestiftet von Sebastian Rathgeber in den Jahren 1724–29.
Bronnen, auch Brunnen, Brunnin, Pronnen, Prunnen geschrieben, erscheint zuerst als Sitz einer wohl in ellwangischen Diensten stehenden ritterlichen Familie, von welcher Marchwart, sein Sohn Folchmar und Reginmar im J. 1147 bei einer Besitzübergabe an Ellwangen (Wirt. Urkb. 2, 41), Heinrich den 30. Sept. 1296 für die Schenken von Limpurg Zeugenschaft leisteten.
Im Anfang des folgenden Jahrhunderts war das Pförtneramt dieses Klosters daselbst begütert (Wirt. Urkb. 2, 425), namentlich aber ist es das Kapitel Ellwangen, welches hier aus verschiedenen Händen immer mehr Besitz erwarb. So kamen bereits im J. 1375 hiesige Güter mit solchen zu Neuler vom Stift Ellwangen an dasselbe. Sodann trug den 4. Febr. 1409 Wilhelm Adelmann zu Adelmannsfelden einen hiesigen Hof vom Stifte zu Lehen und derselbe blieb in seiner Familie bis ihn Wilhelm Christoph Adelmann den 15. Juli 1643 zugleich mit Gütern zu Ramsenstruth (s. d.) und 2 von Hohenlohe zu Lehen rührenden Gütern dahier an das Kapitel verkaufte. Hieronymus von Adelmann hatte nemlich einen Hof dahier den 27. Mai 1534 von Graf Albrecht von Hohenlohe zu rechtem Mannlehen erhalten, auch den 13. Septbr. 1540 einen solchen an die Almosenpflege zu Gmünd verkauft, allein bereits den 23. Sept. 1558 erhielt sein Sohn Wilhelm nach seinem Tode 2 Güter und Gülten dahier von Graf Ludwig Kasimir zu Lehen und bei dem Verkaufe des Jahrs 1643 wurde nur die Nutzung verkauft, das lehensrechtliche Verhältnis zwischen Hohenlohe und Adelmann sollte fortbestehen und so erfolgte noch am 14. Mai | 1782 die Belehnung Joseph Anselm Antons von Adelmann seitens des Fürstens Heinrich August von Hohenlohe mit diesem Besitz. Sodann gehörten Oster- und Herbstgülten zu Bronnen, wie zu Ebnat, Ramsenstruth und Schönbronn (Gem. Bühlerzell) zur Herrschaft Wellstein (OA. Aalen), welche den 18. Febr. 1485 von den Gebrüdern Georg, Bernhard, Eberhard und Walther von Hürnheim an ihren Vetter Konrad von Hürnheim verkauft wurde; durch Vermählung der Margarethe von Hürnheim mit Friedrich von Sturmfeder kam wenigstens einiges von diesem Theil der Herrschaft an letzteren, welcher Güter zu Brunnen, Ebert d. h. Ebnat, Kohlwasen, Spitzenberg u. s. w. den 26. Mai 1587 an das Kapitel Ellwangen verkaufte. – Weiteren Besitz am Orte betreffend, so erscheint in den Jahren 1361, 1364 Chuntz von Kotspühel dahier gesessen, bildete verschiedener Besitz an Gütern, Gülten, zum Theil auch Eigenleuten u. s. w. zu Bronnen, Burgstall, Ebnat, Gaishardt, dem Hof zu der Halden, Leinenfirst, Ramsenstruth, Schönenberg, eine Zugehör der im Jahr 1380 von Ellwangen an Limpurg verkauften Herrschaft Adelmannsfelden (vergl. S. 548) und wird im J. 1661 eine vohensteinische (d. h. herrschaftlich adelmannsfeldische) Wirthschaft dahier genannt. So werden denn in der Topographia Ellvacensis vom Jahr 1733 allerdings nur 6 Bauern, 7 Halbbauern, 1 Löhner (zus. 14) als kapitelisch, 1 Bauer als vohensteinisch, nach einer Beschreibung der Herrschaft Adelmannsfelden aus dem Beginn des laufenden Jahrhunderts dagegen wohl genauer 1 Unterthan (10 Seelen) als gemeinschaftlich von vohensteinisch, später wenigstens zu den 5/9 Limpurger Antheils gehörig (vergl. Röder a. a. O. S. 93), 9 Unterthanen als kapitelisch, 5 als ritterschaftlich, nach Obigem wohl gräflich adelmannisch, aufgeführt.Die St. Egidienkapelle wird schon 1559 als baufällig erwähnt.
Der Binderhof bestand jedenfalls schon in der ersten Hälfte des laufenden Jahrhunderts und heißt nach dem früheren Besitzer im Volksmund auch Baierhammershof oder schlechthin Baierhammer; Hurrlesrain besteht erst seit dem Frühjahr 1881.
Burghardsmühle, Haus, 4 km nordwestlich von N. an der Adelmannsfelder Roth, an der Westgrenze des Bezirks gelegen; nach Gaishardt schulpflichtig.
Diese Mühle ist wohl eine der drei Mühlen, Haintzen Kellersmühle, Sitzenmühle, Rodenmühle, welche im J. 1380 | in unmittelbarer Verbindung mit anderen Orten der jetzigen Gemeinde Neuler in dem Verkaufsbrief über die Herrschaft Adelmannsfelden genannt werden, auch im J. 1733 erscheint sie bei dieser Herrschaft und im Beginn des laufenden Jahrhunderts mit 1 Einwohner und 5 Seelen als eine herrschaftliche, 1/3 von onzische, 2/3 von gültlingische Mahl- und Sägmühle.Burgstall, Haus, stark 3 km nordwestlich von N. am Abhang gegen das Roththal, etwas nördlich vom Hagbach gelegen; nach Bronnen schulpflichtig.
Burgstall ist bereits (S. 635) für das Jahr 1380 genannt worden, scheint aber später längere Zeit nicht bewohnt gewesen zu sein, im J. 1799 wurde es dadurch neu gegründet, daß die Freifräulein Louise von Onz einen Güterkomplex mit eigener Markungsgrenze an Melchior Wagner verkaufte und dieser auf demselben ein Haus baute, es steht somit auf dereinst zur Herrschaft Adelmannsfelden gehörigem Grund und Boden.
Ebnat, Weiler mit Kapelle, mit Kohlwasen, Haus, schwach 3 km südwestlich von N., am Beginn eines südlich zum Kocherthal ziehenden Thälchen gelegen; nach Bronnen schulpflichtig.
Ebnat, von dem althochdeutschen ebanoti = Ebene, abzuleiten, erscheint zuerst als Ebinoten in dem Ellwanger Heberegister aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts (Wirt. Urkb. 2, 425), sodann in dem Verkaufbrief der Herrschaft Adelmannsfelden vom Jahr 1380 (S. 635). Einen hiesigen Hof verkaufte Eberhard von Hürnheim den 4. Febr. 1487 um 250 fl. an Hans Bezler von hier. Weiterer hürnheimischer Besitz kam mit demjenigen zu Bronnen im J. 1587 durch Friedrich von Sturmfeder an das Kapitel Ellwangen (vergl. S. 635), welches namentlich im J. 1573 um 1640 fl., im J. 1596 um 1000 fl. noch andere Güter und Höfe dahier erwarb. So gehörte der Weiler schließlich z. B. im J. 1743 mit 4 Bauern und 2 Halbbauern zum kapitelschen Oberamt.
Die Kapelle zum h. Isidor wurde im J. 1762 von der hiesigen Familie Bolsinger neu erbaut.
Der Kollwasen bei Ebnat wird im J. 1573 genannt und kam im J. 1587 gleichfalls aus hürnheim-sturmfederschem Besitz an das Kapitel Ellwangen, zu dessen Oberamt der hiesige Söldner bis zuletzt gehörte.
| Gaishardt, Weiler, mit Schulhaus und Kapelle, 5 km nordwestlich von N. auf welliger Hochfläche gelegen. In der neuerbauten gothischen Kapelle schönes spätgothisches Holzbild des heil. Veit.Der Weiler wird zuerst im Ellwanger Nekrologium aus dem 12. und 13. Jahrhundert in Folge von Schenkungen eines Laienbruders Bernward daselbst (Württ. V. J. H. 1, 206. 6, 264), sodann im Gültbuch der Propstei Hohenberg vom J. 1344 (s. u.), weiterhin beim Verkauf von hiesigen Gütern durch Ulrich von Rechberg zu Grüningen am 12. Septbr. 1356 an Konrad den Faden zu Adelmannsfelden und beim Verkauf der Herrschaft Adelmannsfelden im J. 1380 (vergl. S. 635) genannt. In der Folge, z. B. 1733, waren 4 Halbbauern, 3 Löhner, 3 Söldner, ritterschaftlich vohensteinisch (d. h. zur Herrschaft Adelmannsfelden gehörig), 3 Halbbauern, 1 Löhner, 1 Söldner kapitelisch und noch im Anfang des laufenden Jahrhunderts war der Weiler mit 11 Bürgern und 74 Seelen zu 6/10 von gültlingisch, von jungkennisch, von vohensteinisch, zu 4/10 kapitel-ellwangisch. Auch übte die von vohensteinische Gemeinschaft perpetuirlich den Gemeinds- und Hirtenstab. – Den 16. März 1706 verglichen sich Stift und Kapitel zu Ellwangen und die vohensteinische Vormundschaft zu Adelmannsfelden wegen der Winterschafweide dahier und der Zehnten auf dem sogen. Freieigen bei Gaishardt.
Haldenhof, Hof, 4 km nordwestlich von N. gelegen; nach Gaishardt schulpflichtig.
Der Hof ist bereits (S. 635) für das Jahr 1380 genannt worden und gehörte auch im J. 1733 mit 1 Bauern zur vohensteinischen Herrschaft Adelmannsfelden und noch im Anfang des 19. Jahrhunderts war er mit 1 Einwohner und im Ganzen 11 Seelen von onzisch.
Himmelreich, Haus, westlich vom Haldenhof im Roththal gelegen; nach Gaishardt schulpflichtig.
Es wurde im J. 1813 auf einem dereinst zu Gaishardt gehörigen Gute erbaut, steht somit auf früher zur Herrschaft Adelmannsfelden gehörigen Grund und Boden.
Leinenfirst, Weiler, 31/2 km nordwestlich von N. auf der hier schon schmal werdenden nach Norden sich zuspitzenden Liashochfläche gelegen; mit dem h. Antonius geweihter Kapelle. An der Thüre A. B. 1852. Die Kapelle besitzt ein hervorragendes kleines Kunstwerk, eine kleine Pieta aus Alabaster, | wohl italienische Arbeit aus dem vorigen Jahrhundert, gestiftet von Kaufmann Holl in Neuler. Maria beugt sich in leidenschaftlichem Schmerz über Christi Leichnam, ihn zärtlich umfangend, der wie schlafend hingegossen daliegt. – L. ist nach Gaishardt schulpflichtig. Wohlhabender Ort mit großen steinernen Bauernhäusern, in schöner Obstbaumumgebung. Weite Aussicht, besonders prachtvolle Ansicht der drei Kaiserberge, die von hier aus in ungewöhnlich schönen Umrissen am Himmel erscheinen.Leinenfirst, früher Linifirst, Lyninfirst u. s. w. geschrieben, wird zuerst erwähnt aus Anlaß einzelner Vergabungen dahier, so als Mechthilde, Wittwe Eberhards von Gromberg, und ihr Sohn Eberhard der Ehringer seither von Ellwangen zu Lehen gehende Güter zu Lengevelt und Linifirst im J. 1329 an die Frühmesse zu Lauchheim stifteten und als Ritter Ulrich von Hohenalfingen mit einer hiesigen Hube den 25. Mai 1353 die von ihm gegründete Kapelle zu Wasseralfingen bewidmete. Weiterhin erscheint das Stift Ellwangen in den Jahren 1366–1432 als Lehensherr dreier hiesiger Güter, besaß auch bis 1380 hiesige Eigenleute u. s. w. (vergl. S. 635), verkaufte am 1. Dezbr. 1425 der Pfahlheimer Pfarrer Martin Gerhard von Ellwangen seine hiesigen stift-ellwangischen Lehengüter um 100 fl. Rh. an Abt Siefried und die Abtei; noch den 1. Febr. 1456 ertheilte der Wasseralfinger Kaplan Niklaus Francis mit Genehmigung des Junkers Wilhelm von Alfingen über einen hiesigen Hof einen Erblehenbrief; den 16. März 1706 verglichen sich das Kapitel zu Ellwangen als die hiesige Gemeindeherrschaft und die vohensteinische Vormundschaft zu Adelmannsfelden wegen einiger der letzteren zustehenden Güter und Unterthanen.
Im J. 1733 wurden im Weiler 3 zum fürstlich ellwangischen Ammanamt gehörige Bauern, 1 kapitelischer Bauer, 2 vohensteinische Bauern, an der letzten Stelle im Anfang des laufenden Jahrhunderts 3 Unterthanen mit 21 Seelen als von onzisch gezählt.
Die hiesige Kapelle ist im J. 1852 von Anton Bieg dahier als Privatvotivkapelle erbaut, gegen eine Entschädigung von 400 fl. jedoch Gemeindekapelle geworden.
Pfaffenhölzle, Weiler, nordwestlich von N. am Abhang gegen den Hagbach gelegen; nach Bronnen schulpflichtig.
Der Grund und Boden, auf welchem der Weiler steht, wurde der Kaplanei Ramsenstruth abgekauft. Von den beiden Wohn- und Ökonomiegebäuden, war das eine im 18. | Jahrhundert gebaute der Tradition zufolge ursprünglich ein Schafhaus, das andere stammt aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts.Ramsenstruth, Weiler, 2 km westlich v. N. auf der Hochfläche, durch die tiefe Schlucht des südwärts fließenden Schlierbachs vom Mutterort getrennt, mit einem Kirchlein zum h. Nikolaus noch aus gothischer Zeit; nach Bronnen schulpflichtig.
Der Name des früher auch Rämesenstruot, Ramßenstrutt, Rambßenstrueth u. s. w. geschriebenen Weilers ist wohl auf den Stamm hraban = Rabe, wenn nicht auf ram =? starck und auf strod, struot = Wald, Gebüsch, zurückzuführen (Förstemann a. a. O. Sp. 832 ff. 1220, Buck a. a. O. 210, 272). Er kommt zuerst als Sitz einer ritterlichen Familie vor, indem Heinrich von R. gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts in einem Vertrag zwischen Kraft von Lohr und Marquard von Burghagel als Zeuge auftritt (Wirt. Franken, Neue Folge 1, 37.) Weiterhin erscheint gemischt kloster ellwangischer und adeliger Besitz dahier.
So überließ der lange Konrad von Adelmannsfelden, welcher im Kloster Ellwangen eine Grabstätte hatte, dem Kloster, das am 22. April 1322 seinen Erben ein Wiedereinlösungsrecht gestattete, mit anderen Gütern sein hiesiges Gut und verwandte Mye die Kamrerin Kunrats sel. des Kamrers ehliche Wirthin den 24. Februar 1350 alle Güter, welche sie und ihr Ehewirth dahier besessen hatten, mit Ausnahme des alten Kamrers Hof, dessen lebenslängliche Nutznießung sie sich vorbehielt, zu einer ewigen Messe in dem Vorzeichen [Portal] der Klosterkirche. Außerdem war die Familie von Kottspiel (Gem. Bühlerthann) hier begütert, theilweise jedenfalls im Besitz von Ellwanger Lehen: am 30. Oktober 1352 erklärte Ritter Chunrat von Pfahlhein, daß er keine Ansprüche an die hiesigen Güter habe, welche Hermann von Kottspuhel von Haintz von Tann gekauft habe, und den 29. November 1364 verwies Hermann von Kotspühel, welcher öfters als hier gesessen erwähnt wird, seine Ehewirthin Hedwig wegen ihrer Heimsteuer auf zwei hiesige ellwangische Lehengüter. Doch ging der kottspielische und sonstiger von Ellwangen zu Lehen rührender Besitz seit Beginn des 15. Jahrhunderts vielfach wieder an die Familie Adelmann über, indem Sitz von Kottspühel, Bürger zu Halle, den 16. April 1401 seinen hiesigen Lehenshof um 79 fl. Rh. an Kontz Adelmann zu Neubronn, Ulrich von Schächingen den 13. Dezember 1410 seinen Lehenhof und ein weiteres Lehen dahier sammt einem solchen zu Pommertsweiler um 279 fl. Rh., nach anderen, wohl nicht genauen Aufzeichnungen „Ramsenstruth“ überhaupt im Jahr 1410 an Kontzen Wittwe Anna, Heinrich von Vohenstein und seine Hausfrau Agnes den 19. Mai 1416 ihre hiesigen zwei Lehengüter und den Hof genannt der Dechenberg um 175 fl. Rh. wiederum an Anna, Elisabeth Weydenbächin Klosterfrau zu Mödlingen und deren | Vater Hans Weydenbach den 11. Mai 1442 ihre von Agnes von Kotspühel Hansens Ehewirthin sel. ererbte Hälfte an einem ellwangischen Lehen um 30 fl. einen Ort, sowie Hans Schenk von Schenkenstein den 13. April 1443 seine Hälfte an demselben um 78 fl. Rh. an Wilhelm Adelmann, derselbe den 17. Mai 1455 seinen Lehenbesitz dahier und zu Pommertsweiler um 250 fl. an Jörg Adelmann verkauften. Seit dem 3. Sept. 1401 wurden denn auch Glieder der Familie Adelmann von seiten Ellwangens mit hiesigen Gütern belehnt, bis den 15. Juli 1643 Wilhelm Christoph Adelmann seine zwei Erbhöfe und sieben Erblehen sammt 25 Jauchert Walds das Geschöl genannt dahier, sowie seinem Besitz zu Bronnen theils gegen Leistungen in Geld theils gegen anderen Besitz an das Kapitel Ellwangen verkaufte (vergl. S. 634), nachdem der Propst bereits am 29. Mai d. J. unter Vorbehalt der hohen fraischlichen Obrigkeit auf die Lehen- und Grundeigenschaft der Güter verzichtet hatte.Ein hiesiges Gut stiftete Jungfrau Katharine von Adelmannsfelden schon vor dem Jahre 1401 unter Vorbehalt lebenslänglicher Nutznießung an den Heiligen zu Adelmannsfelden (Wirt. Franken 7, 236); Streitigkeiten zwischen dem Kapitel Ellwangen, welches damals schon alle Obrigkeit hier hatte, und Wilhelm Adelmann wegen der Wirthschaftsgerechtigkeit der adelmannischen Unterthanen dahier wurden durch einen Vergleich vom 28. Januar 1568 beigelegt.
Im J. 1733 gehörten zum Kapitelamt 5 Bauern, 4 Halbbauern, 6 Löhner, 1 Söldner (zus. 16), zum fürstlichen Ammanamt 3 Löhner, ritterschaftlich vohensteinisch war 1 Löhner, und im Anfang des 19. Jahrhunderts wurden hier 7 kapitelische, 4 propsteiliche, 1 von vohenstein-gemeinschaftlicher (4 Seelen), später wenigstens zu den Limpurger 5/9 gehörig (vgl. Röder a. a. O. S. 93), 9 andere ritterschaftliche Unterthanen gezählt.
In kirchengeschichtlicher Hinsicht stifteten den 26. Februar, 1. März 1361 Abt Kun, Dekan Ulrich und der Konvent von Ellwangen zu einer täglichen Messe in der St. Nikolauskapelle dahier, einem Filial der Kirche zu Neuler, ein hiesiges Gut unter der Bedingung, daß die Gemeinde dem betreffenden Priester ein Haus bauen, dessen Äcker in Bau erhalten, ihm Holz reichen und die Grundstücke besorgen, sowie daß, wenn der Priester nicht mehr bestehen könnte, das Gut der Abtei wieder anheim fallen solle, den 21. Januar 1367 statteten sie die hiesige Kaplanei noch reichlicher aus, bestimmten auch die Rechtsverhältnisse derselben und insbesondere ihre Beziehungen zur Pfarrei Neuler genauer. Den 26. Juli 1376 verkauften Hermann von Kotspühel und seine eheliche Hausfrau Hedwig gesessen zu Ramsenstrut an die Kaplanei um 70 Pfd. Hllr. das Steinbühellehen; wegen desselben entstand später Streit zwischen dem hiesigen Frühmesser und Jörg von Kotzspühel, der letztere | verzichtete auf seine Ansprüche und ersterer versprach dafür den 22. Juli 1399 die Haltung eines Jahrtags um seines und seiner Vorderen und seiner Erben Seelenheils willen. Eine halbe Hube und ein Tagwerk Wiesmads dahier, sowie ein Gut zu den Stöcken (OA. Aalen) kaufte die Kaplanei frühe von Sophie von Bopfingen und ihrem Sohne Heinrich um 130 Pfd. Hllr., worauf Abt Albrecht, Dekan Heinrich und der Konvent von Ellwangen der Kaplanei diese ihre Lehengüter am 20. Jan. 1388 zu freiem Eigenthum überließen.Schönbergerhof, 5 km nordwestlich von N. am Südostfuß des Schönbergs in wilder Waldgegend gelegen, nach Gaishardt schulpflichtig. Eigentlich abgegangen, nur ein Forstwächterhaus mit kleiner Kapelle. – Herrliche Fernsicht.
Der Hof ist wohl das im Gültbuch der Propstei Hohenberg vom J. 1344 (s. unten) und im J. 1380 bei dem Verkauf der Herrschaft Adelmannsfelden (S. 635) genannte Schönenberg, wird im J. 1733 mit 1 Bauern als vohensteinisch, im Anfang dieses Jahrhunderts mit 1 Bürger und im Ganzen 16 Seelen als ein von gültlingischer Bauernhof aufgeführt.
An Leinenfirst, Gaishardt und Schönbergerhof gränzte im Beginn des laufenden Jahrhunderts der von jungkennische Oberbrandhof, welcher 1 Bürger, 13 Seelen zählte. Im J. 1825/26 soll das Gebäude abgebrochen worden sein, doch findet man noch Spuren desselben links an der Straße von Leinenfirst nach Gaishardt. Heutzutage ist Wald an der Stelle des Hofes.
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