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Beschreibung des Oberamts Freudenstadt/Kapitel B 22

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Igelsberg,
Gemeinde III. Kl. mit 215 Einw. a. Igelsberg, Dorf, 207 Einw. b. Stutzthal, Weiler, 8 Einw. – Pfarrfilial von Reichenbach.


Das etwas weitläufig in die Länge gebaute Dorf liegt frei auf der Hochebene zwischen dem Murg- und Nagold-Thale, an dem leichten Anfang des in das Nagold-Thal einziehenden Stutz-Thales. Die Gebäude, meist verschindelt und nicht selten auch noch mit Schindeln gedeckt, sind größtentheils ansehnliche Bauernwohnungen. Man findet hier wirklich noch ziemlich vermögliche Bauern, welche neben ihren ausgedehnten Feldgütern auch Waldungen, nicht selten 60–70 Morgen besitzen. Die unbemittelte Klasse sucht sich durch Taglohnen und Arbeiten in den Waldungen ihr Auskommen zu sichern.

Die am südlichen Ende des Dorfs stehende, sehr alte Kirche zeigt an dem Langhause noch schwache Spuren der ursprünglichen, romanischen Bauweise, während der mit einem halben Achteck schließende, mit schön gefüllten Spitzbogenfenstern versehene Chor im früh germanischen Style erbaut ist. Das Innere der Kirche hat außer dem aus romanischer Periode stammenden, runden Triumphbogen nichts Interessantes. Der viereckige, massige Thurm ist in seinen unteren Theilen noch alt; das obere Stockwerk, auf dem ein gedrücktes Zeltdach sitzt, stammt aus neuerer Zeit. Von den beiden Glocken ist die älteste 1667 gegossen worden. Die Kosten zur Unterhaltung der Kirche hat, seitdem die Stiftungskasse mit der Gemeindekasse vereinigt ist, die letztere zu bestreiten. Um die Kirche liegt der mit einer Mauer umgebene Begräbnißplatz. Neben der Kirche befindet sich noch ein alter Keller, welcher von einem ehemaligen Nonnenkloster herrühren soll.

In der Mitte des Dorfs steht frei das ansehnliche, im Jahr 1842 neu erbaute Schulhaus, in welchem sich auch die Wohngelasse des Lehrers und das Gemeinderathszimmer befinden.

Mit gutem Trinkwasser, das 1/4 Stunde weit aus dem südlich gelegenen Elzenbrunnen hergeleitet wird, ist der Ort hinreichend versehen.

Vicinalstraßen führen nach der 2 Stunden südlich gelegenen | Oberamtsstadt, nach dem 5/4 Stunden südwestlich gelegenen Mutterort und nach Erzgrube.

Die rings mit Waldungen umgebene, mittelgroße Feldmarkung hat eine ebene Lage und einen ziemlich fruchtbaren, theils rothsandigen, theils lehmigen Boden, dem durch kräftige Düngung nachgeholfen werden muß.

In willkürlicher Wirthschaft baut man hauptsächlich Roggen, Hafer und nur wenig Gerste, ferner Kraut, viel Kartoffeln und von Handelsgewächsen hauptsächlich Flachs, der hier sehr gut gedeiht. Der Ertrag der Felder ist etwas besser und im Verhältniß auch der Güterwerth höher als in Besenfeld (s. d.). Die Güter sind hier noch nicht so vertheilt wie in anderen Orten des Bezirks, und betragen meist noch 15–20 Morgen. Übrigens beschäftigt die Landwirthschaft die Einwohner nicht hinlänglich, daher diese sich häufig auch mit Arbeiten in den Waldungen, Kohlenbrennen, Holzhandel u. s. w. abgeben; auch bestehen 2 Potaschesiedereien im Ort.

Der Wiesenbau ist nicht sehr ausgedehnt und liefert pr. Morgen durchschnittlich 20 Centner Heu und 8 Centner Öhmd.

Wegen des rauhen Klimas ist die Obstzucht ganz unbedeutend.

Der Rindviehstand ist mittelmäßig und die Hälfte desselben wird noch auf die Weide getrieben.

Über die nicht günstigen Vermögensverhältnisse der Gemeindepflege s. Tabelle III.

Außer dem zur Gemeinde gehörigen Theil des 1/2 Stunde östlich vom Ort gelegenen Weilers Stutzthal (s. hierüber die Ortsbeschreibung von Erzgrube) liegen auf der Ortsmarkung eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, 2 Sägmühlen und eine Ölmühle.

Igelsberg ist ein ursprünglich pfalzgräflich Tübingischer, dann Kloster Reichenbachischer Ort.

Die ältesten Schreibweisen sind Iringesberc um 1100, Iringisberc (Cod. Reichenb. 19 b. 24 a. 26 a., also vom Mannsnamen Iring), eine spätere Illensberg.

In den ältesten Reichenbacher Aufzeichnungen ist blos von einem Berg I. die Rede; im Jahr 1228 bestund allhier aber bereits ein Dorf (villa I.), welches damals Pfalzgraf Rudolf von Tübingen dem Hochstift Straßburg lehnbar machte (Wenk, Hess. Landesgesch. 2. Urk. S. 146). Im Jahr 1100 übergab Werner von Salzstetten einen Theil des Bergs an das Kloster Reichenbach durch den Grafen Hugo von Tübingen (Cod. Reichenb. 26 a.) und im Jahr 1289 verkaufte Konrad, genannt Burzer, die Vogtei des Dorfes (villa I.), | welche jährlich 3 Pfd. 14 Schilling Tübingisch eintrug, an dasselbe Kloster, wozu Pfalzgraf Ludwig und Elisabeth von Eberstein, geb. Pfalzgräfin von Tübingen, ihre Einwilligung gaben, unter Verzicht auf alle Rechte daran, welche von ihren Voreltern erblich auf sie übergegangen seyen (Kuen, Collectio 2b, 70, Gerbert, Hist. nigr. silv. 3, 222).


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