Beschreibung des Oberamts Gaildorf/Kapitel B 10
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Der Gemeindebezirk ist dem Forstamt Comburg zugetheilt, mit Ausnahme der in’s Forstamt Lorch gehörigen Parzellen Krasberg und Weiler. Die bis dahin verbunden gewesenen Gemeinden Laufen und Sulzbach wurden 1810 nach ihrem jetzigen Bestande gebildet. Das Vermögen der Gemeindepflege ist unbedeutend, und da auch die Mittel der Stiftungspflege unzureichend sind, so betragen die Umlagen für Amts- und Gemeinde-Zwecke mehr als das Dreifache der direkten Staats-Steuer. Die Schule für die sogenannte obere Pfarrei ist in Laufen. Zehentherr war von den Limpurgischen Herrschaften her überall der Staat; nur in Rübgarten hatte die Pfarrei Eschach den kleinen Zehenten.
Der größere Theil der Gemeinde war ein Bestandtheil der schon 1781 durch Württemberg erworbenen Herrschaft Limpurg-Sontheim-Schmiedelfeld, Amts Schmiedelfeld; die übrigen Orte, nämlich Eckenberg, Falschengehren, Forst, Schönbronn und Wengen, waren mit der erst neuerlich für den Staat erkauften Herrschaft Gröningen, Amts Unter-Gröningen, verbunden. Von den einzelnen Orten ist
a) das Dörfchen Laufen, oder Lauffen, am Kocher, 21/2 St. südöstlich von Gaildorf auf einem Bergabhang an dem rechten Ufer des Kochers gelegen. Die alte Kirche enthielt ein Altargemälde, welches den heil. Bartholomäus mit seiner eigenen Haut unter dem Arme vorstellte, ist aber vor nicht gar langer Zeit abgebrochen worden. Der Kirchhof für die obere Pfarrei ist noch hier. Das geräumige Schulhaus wurde 1840 von der obern Pfarrgemeinde mit einem Aufwand von 4200 fl. erbaut und die Schule von Heerberg hierher verlegt. Sie hat nur 23 fl. 53 kr. Fonds und einen Schulmeister mit einem Gehilfen. Zu Laufen | gehören der Hof Hägelesburg und die sog. Windmühle, eigentlich Windenbachmühle.Mit der nahen Veste Kransberg erwarb 1357 Limpurg die Vogtei über 13 Güter. Von Christian Kochenzer, Bürger zu Hall, kauften 1410 die Schenken das Eigenthum an 1 Hof und 4 Gütern dahier, die Mühle zu Werben, 1 Hof zu Krasberg, 3 Güter zu Haslach und die Hälfte der Zehenten zu Laufen, Wengen, Weiler, Schönbronn, Haslach, Mühlenberg, Uhlbach, Egelsbach und Eichenrain, alles dieß, wie er es vom Kloster Murrhardt als Leibgeding hatte, worauf 1414 dieses Kloster seine Rechte an diesen Gütern, nebst dem Kirchensatz und der Lehenschaft der Kirche zu Laufen, die es der Sage nach schon 817 mit der Pfarrei Vichberg (s. dort) erhalten haben sollte, um 330 fl. an die Schenken abtrat. Die Windenbachmühle kaufte Limpurg 1380 mit Adelmannsfelden vom Kloster Ellwangen. Im Jahr 1741 bestand der Ort aus 16 Wohngebäuden mit 16 Unterthanen und 1 Hausgenossen; 1785 zählte er 164 Einwohner. – Die ehemalige Pfarrei wird 1397 mit „Pfaff Hans, Pfarrer zu Laufen“, erstmals genannt. Sie scheint zur Zeit der Reformation aufgehoben worden zu seyn, und ist schon längst als sog. „obere Pfarrei“, deren Sprengel der politischen Gemeinde entspricht, mit der „untern Pfarrei“ zu Sulzbach unirt.
b) Braunhof, 3/8 St. nördlich von L. (Laufen) an einem Abhang über dem Kocher. Wurde mit Kransberg erworben.
c) Eckenberg, 3/4 St. südöstl. von L. auf der Markung von Wengen, im Walde. Dieses ursprüngliche Söldgut, das noch 1767 9 Einwohner hatte, wurde 1729 angelegt.
d) Eisenschmiede, früher „Eisenmühle“, 3/8 St. südwestlich von L. am Kocher. Es ist dieß die zuvor genannte Mühle zu Werben (Werbe = Werf, d. h. aufgedämmtes Ufer). Im Jahr 1531 war hier ein Eisenhammer mit Schmelzhütte. Nachdem er abgegangen, wurde 1719 wieder eine Eisenschmiede errichtet und von der Herrschaft Schmiedelfeld verpachtet, 1757 aber aufgehoben.
e) Falschengehren, 3/4 St. östlich von L. im Wald, auf der Grenze des Oberamts Aalen; 1540–1550 entstanden.
f) Forst, 5/8 St. südöstlich von L. im Walde. Das 1833 erbaute, von einem Waldschützen bewohnte, Haus wurde 1838 vom Staat erworben und das Gut aufgeforstet.
g) Hasenberg, 1/2 St. südöstl. von L. auf der Markung Wengen.
h) Heerberg, 1/8 St. nördlich von L. auf einem an die übrigen Gebirgshöhen anschließenden Berge, südöstlich des Kransbergs. Das Örtchen besteht aus einem Kirchlein, einem vormaligen Schulhaus, einer Gastwirthschaft und einem mittelgroßen Bauernhofe. Die kleine, mit | schlechtem Thurm versehene Kirche, in welcher der Pfarrer von Sulzbach jährlich fünfmal zu predigen hat, zeigt über dem Haupteingange die Jahreszahl 1400; auch sind über den Thüren die Wappen Schenk Conrad’s († 1482) und dessen Gemahlin, der Gräfin Clara von Montfort, sowie seines Sohnes Schenks Albrecht († 1506), und seiner Gemahlin der Gräfin Elisabetha von Oettingen, eingehauen. Im Thurme hängen 2 Glocken, wovon eine mit der Umschrift: „hilf ihesus maria. bernhard lachaman gos mich. 1497.“ Die Kirche hatte vor der Reformation viele Altäre, zwei angebaute Capellen und ein wunderthätiges Marienbild, zu welchem stark gewallfahrtet wurde. Noch 1610 mußte die Heerberger Brüderschaft und Wallfahrt verboten werden. Im dreißigjährigen Kriege wurde die Capelle von den Kroaten verwüstet, das Marienbild und der Altar aber verschont. Vor etwa 100 Jahren soll jenes in das Archiv in Ober-Sontheim gekommen seyn, wo es Justinus Kerner entdeckte und 1846 erkaufte: eine edle Arbeit aus blendendem Alabaster in halber Lebensgröße, die er noch besitzt. Der Altar mit seinem Gemälde blieb jedoch, und wird vielfach aufgesucht und bewundert. Im Schreine desselben stehen ein Muttergottesbild mit dem Jesuskind und die heil. Catharina und heil. Barbara aus Holz, beinahe in Lebensgröße, geschnitzt und vergoldet, indeß das untere Altarblatt und die beiden Flügelthüren die schönste Arbeit der oberdeutschen Malerschule darstellen. Auf der Staffel ist Christus zwischen den Aposteln im Brustbild gemalt, auf den Flügeln die Anbetung der Hirten, die Darstellung im Tempel und die Verkündigung. Die Hinterwand des Altarkastens hat die Inschrift: „das Werk hat gemacht Bartholme Zeitblom, maler zu Vlm. 1497“. (Näheres siehe III. Veröffentlichung des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Von Ed. Mauch, 1845.) Da die Wappen des Schenken Albrecht und seiner Gemahlin auch an der südlichen Seite des Altars angebracht sind, so scheinen diese hieran sich betheiligt zu haben. Die Bilder wurden durch Fürsorge des württ. Alterthumsvereins von Conservator Eigner in Augsburg unlängst trefflich restaurirt. Der Altar ist Eigenthum der Ortsstiftung; die Capelle hat die obere Pfarrgemeinde zu erhalten. Bemerkenswerth ist, daß noch jetzt die Capelle nicht nur von Katholiken der Umgegend häufig besucht, sondern auch von Evangelischen bei glücklichen Familien-Ereignissen oder in Krankheiten und dergl. ein Opfer dahin getragen wird. – Über die Entstehung der Capelle und Wallfahrt gehen im Volke zwei Sagen. Die eine läßt Maria bei ihrer Flucht nach Egypten auf dieser Höhe ein nächtliches Obdach suchen, die andere einen Ritter mit seinem Liebchen auf Einem Rößlein bei dem hier hausenden Einsiedler „Herberge“ finden und am Altare seiner Klause verbunden werden, worauf der Ritter aus Dankbarkeit ein Kirchlein | baute und von weit her das damals schon bewährte Gnadenbild hineinstiftete. (Morgenblatt 1847, S. 245.) Andere vermuthen, der Name sey daher entstanden, daß ein Heer, das die Vestung Kransberg belagert, hier gestanden habe, oder, wofür sich Prescher II, 269 ausspricht, daß der Berg von alten Zeiten her ein Hörberg (Warte, specula) gewesen sey. Wahrscheinlich stand die Capelle zu dem nahen Kransfeld in engeren Beziehungen; jedenfalls gehörte der Ort dorthin.i) Heilberg, 1/2 St. südlich von L. auf einer Höhe; ein 1701 angelegtes Gut, das der Staat 1842 kaufte und wieder zu Wald umschuf. Das Haus bewohnt ein Waldschütze.
k) Hochhalden, 3/8 St. südl. von L. auf dessen Markung, neuen Ursprungs.
l) Knollenberg, auch Schockenhof, 1/8 St. westl. von L. auf dessen Markung; wurde um 1545 angelegt.
m) Krasberg, 3/8 St. südwestlich von L. auf der Höhe jenseits des Kochers. Limpurg kaufte 1380 von Ellwangen 5 Lehen und 1410 das Eigenthum von einem Gut. Der Ort hatte 1785 24 Einwohner.
n) Platz, 1/4 St. südöstlich von L. auf dessen Markung, auf der Höhe; neuere Ansiedelung.
o) Rübgarten, 3/8 St. südlich von L. auf einer Höhe über dem linken Kocherufer. Limpurg kaufte 1380 von Ellwangen 6 Güter, die nachmals in 3 zusammengezogen wurden, und erwechselte 1557 von dem Augustiner-Kloster in Gmünd ein weiteres Gut. Der Ort hatte 1785 45 Einwohner.
p) Schönbrunn, 1/2 St. östlich von L. auf der Höhe; ein schon frühe in 3 Lehen getheilter Hof, 1380 von Ellwangen erkauft.
q) Teutschenhof, auch Erdgeschleifhöflen, 1/4 St. östlich von L. auf dessen Markung; eine 1545 angelegte Sölde.
r) Weiler, mit dem Beisatze „im Schmiedelfeld’schen“, 1/2 St. westlich von L. auf der Höhe über dem linken Kocherufer, gehörte nach Prescher einst als eine Villa zur Veste Kransberg, mit welcher Limpurg 12 Güter erwarb, die später in 3 Höfe zusammengelegt wurden. Ein weiteres freies Gut kaufte Limpurg 1404 von einem Bauern.
s) Wengen, 1/2 St. südöstlich von L. zunächst am Einfluß des Krempelbachs in den Kocher. Mit Birkenlohe kaufte 1586 Limpurg 13 Güter.
t) Wimbach, 1/4 St. südlich von L. am Wimbach, in einem engen Thälchen. Die Sägmühle wurde 1581 errichtet.
Der Kransberg, ein über dem rechten Kocherufer sich erhebender, steiler, länglichter, wenige Minuten von Heerberg entfernter, Bergvorsprung, der von Osten, Süden und Westen vom Kocher umflossen ist, | zeigt noch die imposanten Ruinen der zerstörten Veste Kransberg, früher auch Cranchs- oder Cranichsberg genannt. Sie bestand, wie die Gräben zeigen, aus zwei Abtheilungen, und es ist noch ein Theil eines viereckigen Thurmes übrig. Über den Ursprung und die früheren Besitzer der Burg schweigt die Geschichte; nur so viel ist bekannt, daß 1357 Ludwig und Friedrich, Gebrüder, und Ludwig der jüngere, Grafen von Oettingen, die Burgen Kransberg und Buchhorn mit den zugehörigen Gütern um 4000 Pfd. Heller an Schenk Conrad von Limpurg verkauften, wie dieselben „ihr Vetter selig Graf Ludwig der Alte und sein Sohn Graf Albrecht hergebracht“, für frei und eigen, es wäre denn, daß die Vesten in Jahresfrist als Lehen angesprochen würden, in welchem Fall die Schenken sie als Lehen empfangen sollten; daß ferner Kransberg mit Röthenberg 1406 der Kurpfalz lehenbar gemacht, und kurze Zeit nach ihrem Übergang an Limpurg im Städtekrieg zerstört worden ist. (Auch im jetzigen Herzogthum Nassau gab es ein Schloß Cranichsberg oder Cransberg.) Lutz von Hohenlohe bekennt 1334, daß er an König Johann von Böhmen „sein eigen Haus Cronsberg“ zu Lehen gegeben habe, und gelobt ihm Lehensmannstreue. (Sommersberg. Siles. rei histor. et geneal. accessiones. S. 73, 74.)[ER 1]Errata
- ↑ Siehe Nachträge und Berichtigungen, Seite 242.
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