Beschreibung des Oberamts Geislingen/Kapitel B 4

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4. Aufhausen,

evangelisches Pfarrdorf, hoch auf der Alp (die Kirchthurmdachtraufe ist 2632 württ. Fuß über dem Meere), 2 Stunden west-südwestlich von Geislingen, mit 506 Einwohnern, im Dekanat und Kameralamt Geislingen, Forstamt Blaubeuren.

Der Ort „Ufhuson“ erscheint schon im Jahre 861 bei Ausstattung des Klosters Wiesensteig, welches den dortigen Zehnten erhält, in dessen Stiftungsurkunde.

Auf der Markung haben 7 Lehenherrschaften den großen und kleinen Zehnten zu verschiedenen Theilen zu beziehen, nämlich 1. der Staat, 2. die Katharinen-Kaplanei zu Deggingen, 3. die St. Bernhards Kaplanei daselbst, 4. die Stiftungspflege daselbst, 5. die katholische Pfarrei Ditzenbach, 6. der Hospital in Geislingen, 7. die Stiftungspflege in Ulm. Der Zehnten wird blos aus den Äckern von allen Gattungen des Ertrags gereicht. Heu, Öhmd und Kraut sind zehntfrei.

Die Gefälle sind zum Theil abgelöst, zum Theil werden sie an die S. 87 genannten Lehensherrschaften entrichtet.

Gülten bezieht der Staat, die Ortsstiftung, die Stiftung in Geislingen, die katholische Pfarrei und der Graf Degenfeld in Eybach, die Katharinen-Kaplanei in Deggingen.

Der weitläufig angelegte neugebaute Ort zählt 67 Wohn- | und 31 Nebengebäude, welche meist einstockig und mit Stroh gedeckt sind; die Lage ist hoch und gesund.

Die Einwohner sind ziemlich wohlhabend und nähren sich vom Ackerbau, es gibt hier auch einige Weber. Der Anbau der Futterkräuter nimmt seit 10 Jahren bedeutend zu.

Die Markung hat 2883 M. mit vielen Wechselfeldern und Ödungen, die Schafweide nährt 700 Stücke.

Die Gemeinde hat 4–5000 fl., die Stiftung 1900 fl. Kapitalien.

Im Orte bestehen 47 Realgemeinderechte, deren jedes 3/8 M. Länder, 6 Pförchnächte und hie und da eine Holzgabe erhält.

Die Kirche, deren Baulast der Stiftung obliegt, ist sehr alt; sie soll früher eine Frühmeßkapelle von Deggingen gewesen seyn. – Im Jahre 1393 vermachte Maria, Herzogin von Bosnien, Wittwe Graf Ulrichs des ältern von Helfenstein, dem Urbansaltar in der Kapelle zu Unser Frauen in Aufhausen von ihren Gütern eine Pfründe für einen immerwährenden Kaplan. Im Jahr 1839 wurde diese Dorfkirche gründlich reparirt.

Die Baulast des Pfarrhauses liegt auf dem Staat.

Im Jahr 1801, in der Nacht von 30. auf den 31. August, brannten 63 Gebäude in 2–3 Stunden ab. Der Schaden wurde amtlich zu 56.250 fl. geschätzt.

An dem steilen Fußpfade, welcher durch das Authal nach Überkingen führt, befindet sich ein hohler Felsen, aus welchem eine perennirende Quelle fließt; bei eintretendem Wassermangel leistet sie den Ortsbewohnern gute Dienste. Nach der Volkssage sollen sich weiter innen im Berge bedeutendere Höhlen und Seen finden. Ein anderer Brunnen befindet sich in der Mitte der nach Überkingen führenden Boller oder Pohler Steige, wo man eine sehr interessante Aussicht hat, theils in die schwindelnde Tiefe des fruchtbaren Thales herab, theils auf das nordöstliche Gebirg und im Osten und Süden in die Tyroler und Schweizer Alpen. Was die Aussicht betrifft, so genießt | man eine besonders ausgedehnte und herrliche auf der westlich vom Orte gelegenen Anhöhe „Duchstetten“ (S. 25).


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