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Beschreibung des Oberamts Gerabronn/Kapitel B 3

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b) Gemeinde 3. Bächlingen,
bestehend aus 4 Parcellen mit 727 Einwohnern.
Die Gemeinde liegt theils im Jagstthal, da wo die westliche Richtung des Flusses schnell nördlich sich wendet, theils auf dem Bergrücken zwischen Kocher und Jagst, und grenzt an die Oberämter Hall und Künzelsau. An Gewässern hat diese Fläche die Jagst und den in dieselbe fließenden Nesselbach, dann bei Nesselbach 2 und bei Bächlingen 1 Weiher, auch überall Brunnenwasser, das jedoch zu Nesselbach, wo die Quellen zu seicht fußen, in trockenen Sommern so sparsam fließt, daß der Wasserbedarf von Quellen auf dem Felde geholt werden muß. Von der Jagst werden 3 Mahl-,| 2 Hanfreib-, 1 Säg-, 1 Gyps-, 1 Walk- und 1 Loh-Mühle getrieben. An Mineralien weisen die Thalwandungen fast sämmtliche Glieder der Muschelkalk-Formation, in den tieferen Schichten den Wellenkalk und Gyps, die Höhen aber die Lettenkohlengebilde, bei Nesselbach Ziegel- und Töpfer-Thon auf. Auch Keupermergel findet sich auf der Höhe, im Thal fand man vor einigen Jahren bei Bächlingen bei dem Graben eines Brunnens, den Stoßzahn eines Mammuths (s. oben S. 25.). Da er von den Brunnengräbern anfänglich nicht gebührend beachtet wurde, mag ein großer Theil davon zerschlagen worden seyn, doch war der durch Herrn Pfarrer Witt gerettete Rest noch ansehnlich genug. Derselbe wiegt 79 Pfd. bei 5′ Länge und 5″ Durchmesser. Unterhalb Bächlingen besteht ein tiefer, immer mit Wasser gefüllter Erdfall. Von dem höchsten, die Wasserscheide zwischen Kocher und Jagst bildenden Punkt des Bergrückens kommt mit 1650 württ. Fuß Seehöhe bei dem nesselbacher Hochwäldchen ein mit alten, lichten Eichen besetzter, weithin sichtbarer Punkt auf die Markung Nesselbach. An Straßen berühren die Gemeinde: die Poststraße zwischen Künzelsau und Langenburg, die von solcher theils nach Ilshofen und Hall, theils nach Kirchberg fortsetzenden (Nachbarschafts-) Straßen und eine Vicinalstraße nach Orlach und Döttingen. Zu der bemerkten Poststraße gehört in Bächlingen die dortige bedeckte, kunstreich in Holz gesprengte, 1785 erbaute Brücke;[1] und bei Hürden sind die beiderseitigen Flußufer durch eine offene, hölzerne Brücke auf steinernen Pfeilern verbunden.

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Grundgefälle werden im Ganzen noch 242 fl. an ständigen Zinsen, dann aber auch Handlohn und Sterbfall entrichtet, wie es bei der Beschreibung der Standesherrschaft angegeben ist. Alle übrigen Lasten, in vogteilichen, steuerartigen Frohnabgaben und Leistungen bestehend, wurden nach den Gesetzen von 1836 im Betrag von 637 fl. 53 kr. abgelöst. Die Jagd und Fischerei gehört dem Standesherrn, nur hat an letzterer ein Einwohner von Bächlingen einen geringen Antheil. Zur Fischerei besteht ein eigenes fürstliches Fischhaus in Bächlingen. Die Gebäude haben häufig steinerne Erdgeschosse, ganz von Stein sind wenige erbaut. Man zählt 120 Haupt- und 97 Neben-Gebäude. Jeder Ort hat sein besonderes, in der Benutzung der Gemeinderechtsbesitzer stehendes Vermögen, während die Gesammtgemeinde nur 319 fl. Ausstände besaß. Communkosten wurden umgelegt 200 fl. Gemeinsame Anstalten in der Gemeinde sind ein Begräbnißplatz in Nesselbach und einer| in Bächlingen, letzterer zugleich für Hürden und 1 Anstalt für verwahrloste Kinder und 1 Industrieschule in Bächlingen, beide im letzten Jahrzehent, erstere von der fürstlichen Herrschaft, letztere von der Fürstin Wittwe in Langenburg eingerichtet und seither erhalten.

a. Bächlingen, früher Bechelingen, evang. Pfarrdorf mit Herrenmühle, mit 393 Einwohnern, rechts der Jagst, hart an diesem Fluß, 1/4 Stunde von Langenburg und 11/2 Stunden von Gerabronn, 1061,3 württ. Fuß oder 935 par. Fuß (Niveau der Jagst an der Brücke) über dem Meer gelegen. Von Straßen berührt den Ort nur die Poststraße von Künzelsau nach Langenburg, die jedoch zugleich die Fortsetzung der hiervorbemerkten übrigen Wege bildet. Die Lage ist wegen der Abwechslung, welche das Thal und die Thalwandungen bieten, freundlich. Der Ort ist weitläufig gebaut und reinlich. Gefällberechtigt sind: Hohenlohe-Langenburg, das von stettensche Rentamt Kocherstetten und die Kirchenpflege zu Gerabronn. Hohenlohe-Langenburg ist Universal-Zehentherr.

Die der Jungfrau Maria und Johannes dem Täufer und dem Evangelisten geweihte Kirche ist von hohem Alter. Sie wurde 1721 renovirt. Zur Pfarrei gehören die Orte Hürden und Nesselbach. Bis 1556 war auch Langenburg und bis um 1550 Dünsbach und Morstein, dann Forst links der Jagst und bis 1575 Ober-Regenbach hieher eingepfarrt. In der Kirche befindet sich ein kunstreich-gearbeiteter Grabstein des Ritter Burkhard, genannt Rezzo von Bechelingen und seiner Ehefrau, Elisabethe von Morstein, von 1320. 1335 wurde die Kirche mit einem Ablaßbrief versehen. Der erste evangelische Pfarrer wurde 1545 bestellt. Dann war die Pfarrei aber längere Zeit unbesetzt, wurde von Langenburg aus versehen, bis 1586 durch den Ankauf eines Hauses für ein Pfarrhaus gesorgt war. Bis 1671 wurde vom Stift Oehringen von Altersher zur Pfarrbesoldung beigetragen. Die Kirchenpflege hier hat ein Vermögen von 804 fl. Capitalien. Baupflichtig an Kirche, Pfarr- und Schul-Gebäuden ist die Standesherrschaft, welche auch den Pfarrer und den Schullehrer ernennt. Zur Schulgemeinde gehören dieselben Orte, welche den Pfarrsprengel bilden.

Außer dem, schon erwähnten Burkhard von Bächlingen kommt weiter von diesem Geschlecht vor, daß 1340 Rüdiger und Heinrich von Bächlingen von Gernot von Stetten, der Buchner genannt, das Dorf Buchenbach erkauften und Rezzo von Bächlingen 1403 solches an Ulrich und Albrecht von Hohenlohe wieder abtrat. Sie hatten es mit Gefällen in Eberbach als hohenlohesches Lehen besessen. Rezzo von Bächlingen, 1411 in Oehringen begraben, war Canonicus und Archidiaconus am neuen Münster in Würzburg.| Der Letzte von Bächlingen, Götz, stiftete i. J. 1475 nach dem Kirchenbuche von Buchenbach zur dortigen Kirche 3 Jahrstäge.

Im 13. Jahrhundert war auch das Stift Neumünster in Würzburg hier begütert und bezog jährliche Grundzinse; im Jahr 1293 tauschte es solche aber an Kraft von Hohenlohe, dessen Gemahlin Margaretha und Söhne Kraft und Conrad gegen ihre Einkünfte in Sächsenheim, im Amt Röttingen, aus.[2] Der Ort ist übrigens schon 1226 als Eingehörung der Veste Langenburg bezeichnet und seither Bestandtheil des Amts dieses Namens geblieben.

Noch ist zu bemerken, daß 1633 und 1634 hier die Pest 252 Menschen wegraffte.

b. Hürden, früher Öttenhofen, Weiler mit 62 evang. Einwohnern, 1/2 St. südöstlich von Bächlingen an der Jagst gelegen. Gefäll- und Zehent-Herr ist ausschließlich Hohenlohe-Langenburg. Der Ort hat immer zum Amt Langenburg gehört. Auf der Höhe rechts der Jagst lag einst das bei Langenburg erwähnte Schloß Katzenstein.

c. Nesselbach, Weiler mit 249 evang. Einwohnern, 1/2 St. von Bächlingen, südwestlich auf dem Bergrücken zwischen Kocher und Jagst an den Straßen von Kirchberg nach Döttingen und Künzelsau und von Langenburg nach Hall und Ilshofen, in einer geringen Vertiefung gelegen. Der Ort ist unreinlich, und die Häuser stehen mitunter zu nahe aneinander. Die Standesherrschaft hat hier ein Jägerhaus und läßt zur Zeit schöne, großartige Ökonomie-Gebäude zu einem hier erworbenen Maiereigut erbauen. Zehent- und Gefäll-Herr ist ausschließlich Hohenlohe-Langenburg.

Der Ort war früher ein mit Thoren und Wällen versehener Marktflecken. 1569 hatte Kaiser Maximilian dem Grafen von Hohenlohe erlaubt, jährlich 2 Märkte hier zu halten. Im J. 1357 werden von Hermann Kaisers Wittwe in Hall an Graf Kraft von Hohenlohe für 1026 Pfd. Heller Güter in Gailenkirchen und Nesselbach, und 1564 von der Stadt Hall an Hohenlohe Zinsen und Gülten auf 5 Gütern, 3 Feldlehen und 3 einzelne Äcker hier verkauft. Als Nezzelbach kommt der Ort schon 1226 unter den Eingehörungen der Herrschaft Langenburg vor und blieb es bis jetzt.

d. Söllboth, Weiler mit 23 evang. Einwohnern, an der| Nachbarschaftsstraße von Langenburg nach Hall, 1 St. von Bächlingen gelegen, ist ein Filial von Ober-Steinach. Grundzinse und Lehensgefälle bezieht bloß Hohenlohe-Langenburg. Der Neubruchzehente und 2/3 am großen Zehenten steht Hohenlohe-Langenburg, 1/3 des letzteren dem Staat und der kleine Zehente der Pfarrei Ober-Steinach zu.

Im J. 1462 hatte das Stift Comburg Gefälle von 1 Gut zu „Selbunt.“ 1577 ist der Ort, als mit aller Obrigkeit zum Amt Kirchberg gehörig, beschrieben, dann kam er durch Theilung an Langenburg; 1615 hat Graf Philipp Ernst von Hohenlohe noch den Antheil der Herren von Absperg am großen Zehenten dazu erworben. Unter hohenlohescher Regierung war der Ort als „ein Frauenzimmerhof“ quartierfrei.


  1. Sie hat eine Länge von 168 Fuß in einem Bogen. Erbaut wurde sie von Lorenz Schumm, Zimmermeister in Langenburg.
  2. Villam Bachilingen et plus quam mille mansos in orientali Francia hat Graf Liutold von Achalm zu Lehen von Bisthum Wirzburg, was ihm K. Heinrich IV. entreißt. Um 1077. Berthold Zwif. bei Hess Mon. Guelf. 207.
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