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Beschreibung des Oberamts Gmünd/Kapitel A 7

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« Kapitel A 6 Beschreibung des Oberamts Gmünd Kapitel B 1 »
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VII. Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.

1. Politischer Zustand.

Erst von der Römerzeit an lassen sich genauere Angaben machen. Unser Bezirk lag zum größern Theil noch innerhalb des limes romanus und gehörte bis zum Steilabfall der Alb jedenfalls zur Provinz Obergermanien, zum sogen. Zehentlande, vom Rande des Gebirgs an höchst wahrscheinlich zur Provinz Rhätien. Der nördlichste Theil endlich, jenseits des auf der Höhe zwischen Lein und Rems hinziehenden limes, namentlich also Alles, was jenseits der Lein liegt, gehörte zum großen, freien Germanien und mögen bis daher cattische Völkerschaften ihre Sitze gehabt haben.

Nach der Mitte des 3. Jahrhunderts fing der alemannische Völkerbund an die römische Grenze zu überschreiten, und allmählig auch in unsern Gegenden sich heimisch niederzulassen. Die gallischen und römischen Ansiedler wurden verdrängt oder vom herrschenden Stamme aufgesogen. – Als die Alemannen späterhin den Franken unterlagen, machte sich der fränkische Einfluß auch hier geltend und | mögen sich seitdem namentlich die Fortschritte des Christenthums hieher erstreckt haben. Bestimmte Nachrichten erscheinen erst zur Carolingerzeit.

Das Kloster Lorsch bekam auch zwischen Rems und Lein etliche Schenkungen, zu Iggingen und Mulfingen, und dadurch erfahren wir, daß diese Gegend den Drachgau bildete, ohne daß wir anzugeben vermöchten in welcher Ausdehnung. Wahrscheinlich ist, daß ein ansehnlicher Theil des Bezirks, namentlich die Höhen über den Flußthälern, von dichten Waldungen bedeckt war, mit wenigen und unbedeutenden Ansiedlungen. Namentlich finden wir deßwegen auch so wenige Spuren von alten im Bezirk angesessenen Edelgeschlechtern.

Über die Höhe des Aalbuchs erstreckte sich jedenfalls die Herrschaft der Pfalzgrafen von Donauwörth-Dillingen, von welchen Adelbertus palatinus 1128[ws 1] in Lauterburg residirte. Bis an den Albtrauf dürfen wir deßwegen den Brenzgau annehmen und noch im Remsthal lagen (im östlichen Theil des Bezirks) einzelne Besitzungen der Pfalzgrafen, welche sie dem neugestifteten Kloster Anhausen anno 1121 schenkten.

Zunächst der Oberamtsgrenze, in Essingen, wahrscheinlich also auch in der Umgegend, hatte Graf Werner von Grüningen, (ein Sprößling wohl der Grafen im Neckar- und Remsgau) Besitzungen.

Die südwestliche Spitze des Bezirks (ehemals etwa im Filsgau gelegen), wurde noch berührt von der Herrschaft der Grafen von Helfenstein, welche auch weiterhin Activlehen besaßen und vielleicht Herrn von Unterböbingen (vgl. da) gewesen sind. Die Hauptmasse des Bezirks gehörte sicher zur Herrschaft der Edlen von Büren, der nachmaligen Herzoge von Schwaben, der hohenstaufen’schen Kaiser. Noch Kaiser Karl IV. gab dem Kloster Lorch ein Privilegium 1344: daß Niemand, der die Veste Staufen inne hat, ein Vogtrecht setze auf des Klosters Güter zu (Täfer-)Roth, Muthlangen u. s. w. Bis dahin muß also die staufensche Vogtei sich erstreckt haben. Auch das württ. Geleitsrecht durch’s Remsthal bis Aalen stammt wohl vom Besitz des Hohenstaufens her. Die angesehensten Hohenstaufenschen Hausministerialen, die Verwalter des größern Theils der Stammherrschaft, sind die Herrn und eine Zeit lang Marschälle von Rechberg gewesen. Aber auch auf andern Punkten saßen hohenstaufen’sche Dienstmannen und namentlich in der Stadt Gmünd floß eine ansehnliche Zahl von ritterlichen Ministerialen zusammen, denen die gnädigen kaiserlichen Herrn einen gemeinschaftlichen Jagdbezirk verwilligten, die Gmünder sogen. Frei-Pürsch, cf. oben V, 3 A, d.

Unerklärt ist, wie die kaiserl. Ministerialen von Weinsberg zu Activlehen bei Mögglingen, Herlikofen und Hussenhofen (Zehnten), zu Güterstücken bei Gotteszell, 2 Gütern zu Linthal und 2 Bauern zu Hintersteinenberg etc. gekommen sind.

Die Pfalzgrafenburg Lauterburg samt Rosenstein und Heubach | bekamen (wahrscheinlich durch die Gnade der Hohenstaufen) die edlen Haggen, welche auch Wellstein (O.-A. Aalen) und Rötenberg (O.-A. Gaildorf) besessen haben. Das ganze übrige weite Gebiet aber, so weit die Freipürsch reichte und noch weiterhin bis zur Limburger Roth ist nachweisbar in den Händen der Herrn von Rechberg oder der mit Gmünd in Verbindung stehenden ritterlichen und ehrbaren Geschlechter gewesen. Wir wollen nur die Herrn von Brackwang, von Bettringen, Böbingen, Göggingen, Hertlinsweiler, Uggingen u. s. w. nennen, die von Rinderbach, vom Steinhaus, von Winkenthal u. a. m. Natürlich kamen auch von auswärts stammende Familien zu Besitz, besonders die von Wellwart, von Uffenloch, Urbach, von Schwendi, von Renningen, Adelmann u. s. w. ganz abgesehen von den spätern Erwerbungen z. B. der Herrn von Bubenhofen, von Rietheim, Specht von Bubenheim u. s. w., der Grafen von Preising, von Beroldingen u. a. m., s. die Lokalgeschichte.

Die hohe Gerichtsbarkeit wurde – natürlich in der kaiserlichen Herren Namen – von den Herrn von Rechberg ausgeübt; blos Gmünd als Stadtgemeinde und die Herrschaft Lauterburg-Rosenstein waren eximirt. Mehr und mehr suchten aber die Klöster und die ritterlichen Herrn überall auch die hohe Gerichtsbarkeit an sich zu bringen, wie jeder Grundherr selbstverständlich die niedere Gerichtsbarkeit über seine Hintersaßen ausübte. So erlitt die ursprüngliche Grafschafts-Jurisdiction große Einbuße und der Rest, die sogen. Waibelhubs Gerichtsbarkeit, welchen die Schenken von Limburg von den Herrn von Rechberg erworben hatten, löste sich in diesen Händen vollends auf.

Die Oberamtsbeschreibungen von Welzheim S. 106 f. und Gaildorf S. 115 gedenken des merkwürdigen Rechtsinstituts der sog. Waibelhube und verweisen darüber auf unsere Oberamtsbeschreibung. Leider sind die Quellen darüber noch nicht gehörig gesammelt und veröffentlicht; den uns zugänglichen Äußerungen zufolge ist allerdings anzunehmen, daß wir es mit einem dem „Gericht der Siebenzehner“ O.-A. Gaildorf S. 114 verwandten Institute zu thun haben, worüber die Lehensurkunde von 1344 sagt: „die frien Gut, die in die Waibelhub gehörent und die Leut die da heizent die frien Leut.“

In den Wäldern der Welzheimer Berge hatten sich ungewöhnlich lang viele freie Landleute frei erhalten, namentlich weil sie als Hintersaßen der Herrschaft Hohenstaufen unmittelbare Reichsunterthanen geworden waren und weil es dort den obersten Beamten der Hohenstaufen, den Herrn von Rechberg, nicht gelungen ist, die volle Landeshoheit überall für sich zu erringen. Ganz gelegentlich begegneten uns solche Urkunden, wonach z. B. 1468 eine Peter Otten Wittwe, Bürgerin zu Gmünd in Hussenhofen 1 Hof und 3 Gütlein zu Mögglingen verkaufte in Gotteszell frei eigen, unvogtbar, unsteuerbar | und undienstbar. 1519 ergab sich ein freier Mann zu Herlikofen unsrer lieben Frau zu Gmünd leibeigen und machte sein Gut gerichtbar und schatzbar, oder wie es 1536 heißt: vogtbar, gerichtbar, reisbar und steuerbar. 1544 gab ein Lienhard Sch. zu Ober-Böbingen sich und sein Gut freiwillig in den Schirm der Stadt Gmünd und 1587 wurde ein Gut in Durlangen als frei in württemb. Schirm gegeben. – So lang also erhielten sich – allen Gefahren zum Trotz – Reste von ganz freien Gütern; um so gewisser gab’s deren in früherer Zeit eine große Zahl und die Folge war, daß – während die grundherrlichen Unterthanen den Gerichten ihrer und anderer Herrschaft unterworfen waren, – diese freien Leute blos an der ächten Dingstatt eines Grafengerichts zu erscheinen hatten. Die kaiserlichen Grafen von Hohenstaufen nun ließen diese Gerichte für ihre freien Landsaßen durch die Marschälle und Herrn von Rechberg halten; die Oberlehensherrlichkeit kam nach der Hohenstaufen Ende an die Grafen von Württemberg, sei’s als Inhaber der Kaiserburg, sei’s als Landvögte von Schwaben. Die Lehensträger aber, die Rechberge, (z. B. 1344 war Johann von Rechberg zu Bettringen vom Grafen Eberhard von Württemberg belehnt worden) verkauften 1377 angeblich die eine und 1410 die andere Hälfte der Waibelhub an die Schenken von Limburg. Nur von der zweiten Urkunde liegt uns ein Auszug vor, welcher einzelne bestimmte Güter nennt zu Rupertshofen samt dem Gericht, zu Honeck, zu Felwen (Velbach), Waldmannshofen, Holzhausen, Thierhaupten, Hinter-Linthal, Vorder-Linthal, Durlangen, Lindach – mit dem Thurm daselbst und dem Gericht halb zu Lindach, – Mutlangen, Hussenhofen, Brunkofen, Herlikofen, Reichenbach, Berriet, Hellbrechtshofen, Schlechtbach, Heldis, Zimmerbach und Leinzell. Nur einmal ist dabei von einem Grundstück angemerkt: gehört auch in die Waibelhub und die Bedeutung dieser Urkunde ist uns deßwegen zweifelhaft. Mehr Aufschluß gewinnen wir aus einer Urkunde von 1557, wodurch die Schenken Christof und Heinrich von Limburg viele einzeln aufgezählte Güter an Gmünd vertauschten, wobei fast immer auch der Vogtei, Jurisdiction und Obrigkeit gedacht wird, neben der Steuerbarkeit u. dgl. Nur ab und zu aber wird bei den einzelnen Gütern auch bemerkt: „ist in die Waibelhub gehörig gewest“, oder „ist waibelhubig gewest“, „hat in die Waibelhub gehört.“ Dergleichen Güter werden aufgezählt in Thierhaupten, Hertighofen, Durlangen (besonders viele), Klein-Tainbach, Teferrod, Breinghofen, Mutlangen, Herlighofen, Oberbetringen,[1]) Hussenhofen, Mulfingen, Göckingen. Daraus schließen wir: in diesen Ortschaften lebten von Alters her freie Landsaßen und grundherrliche Unterthanen durcheinander und | es bestanden deßhalb grundherrliche Gerichte z. B. in Rupertshofen, Spreitbach (1443) und Zimmerbach, Täferroth (für Lorch), Lindach[2] u. s. w. neben dem Waibelhub-Gericht für die freien Leute und namentlich für ihre freien Güter. Mehr und mehr verlor sich aber mit der Freiheit der Landsaßen die ursprüngliche Bedeutung des Grafengerichts, es wurde daraus ein Sondergericht für bestimmte (ehemals freie) Huben, und so kam’s dahin, daß dieselben Leute zu zwei Gerichte gehören konnten, wie z. B. 1512 festgestellt wurde zwischen Gmünd und Limburg: die Durlanger können zu Richtern gewählt werden für die Waibelhub (wenn sie dergleichen Huben besitzen) und für das Zimmerbacher Gericht, d. h. so weit sie Gmünd angehören, während die limburgischen Unterthanen jetzt (es scheint hier alle) ihr Recht bei der Waibelhub nehmen „für Schulden Grund und Boden, für Frevel und Malefiz oder Unfug aller Art.“

Nachdem die Unterthanen-Verhältnisse allmählig sich geändert hatten, war kein Grund mehr vorhanden, das Waibelhubgericht zu conserviren und durch den erwähnten Verkauf so vieler „gewesenen“ waibelhubigen Güter anno 1557 war dasselbe offenbar factisch vollends aufgehoben.

Die Entstehung des Namens denken wir uns so: Waibel war der provincielle Name für den sog. Frohnboten des Gerichts, den ursprünglich ersten, geschäftsführenden Schöffen. Waibelhuben waren also wohl diejenigen bedeutenderen Güter, welche zur Wahl der Schöffen berechtigt waren und aus deren Inhabern der Frohnbote d. h. Waibel genommen werden mußte.

Der Mangel eines umfassenden Centgerichts in der Gegend machte sich frühe schon fühlbar, weil bei den zersplitterten Territorialverhältnissen die Verfolgung von Übelthätern sehr schwer hielt. Graf Ulrich von Württemberg setzte sich deßwegen in Verbindung mit dem Gmünder Magistrat 1472 und berathschlagte die Aufstellung eines gemeinschaftlichen Centgerichts, zu welchem 1481 auch der benachbarte Adel eingeladen wurde. Dieser weigerte sich, aus Furcht seine Selbstständigkeit zu verlieren. „Ihre Vorfahren seien auch in keiner Cent gewesen.“ Herr Ulrich von Rechberg versprach wenigstens seinen Amtleuten zu befehlen, daß sie auf der württembergischen Amtleute Aufmahnen zur Nacheile sollen bereit sein. Seit König Rudolf I. zur bessern Handhabung des Landfriedens Landvogteien errichtet hatte, gehörte Gmünd zur Landvogtei Niederschwaben und zwar späterhin zum obern Bezirk Niederschwabens.

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Die Kaiser, große Gönner der im 16. Jahrhundert erst sich organisirenden und zu sog. Cantonen vereinigten Reichsritterschaft begabten dieselbe gern mit Privilegien und schenkten allen Rittergütern des Bezirks den Blutbann, d. h. die Criminaljurisdiction mit dem Recht Stock und Galgen zu errichten; Rechberg erhielt auch ausdrückliche Befreiung von den kaiserlichen Landgerichten 1621 ff.

Wir zweifeln nicht, blos die große Zersplitterung und bald auch Verschleuderung rechbergischer Rechte und Besitzungen verhinderte den Aufschwung dieser Familie zur Oberherrlichkeit über den größern Theil unseres Bezirks und ansehnlicher Theile der Oberämter Göppingen, Welzheim, Gaildorf und Aalen (parallel der z. B. von den Herrn von Weinsberg und von den Waldburger Truchseßen, den Limburger Schenken erlangten Bedeutsamkeit.)

Die verschiedenen Grundherrschaften übten ihre obrigkeitliche Gewalt durch Amtleute, meist Vögte genannt, welche Justiz und Verwaltung und gewöhnlich auch das Camerale besorgten. Die Gemeinden standen unter herrschaftlichen Schultheißen, deren es deßwegen in gemischten Orten von einiger Bedeutung auch mehrere gewesen sind. Die Gemeinden selbst wählten „Vierleute“ (in kleinen Orten hie und da blos ihrer 2 oder 3), Vierer, neben welchen an etlichen Orten auch noch „Hauptleute“ erwähnt werden.

Die Stadt Gmünd ließ ihr allmählig erworbenes Gebiet (s. bei Gmünd) durch Vögte verwalten, anfangs 2, dann 4 (zu Bargau, Bettringen, Iggingen und Spreitbach), welche wieder auf 2 reducirt wurden. Rechte und Pflichten der Obrigkeiten und Unterthanen wurden mehr und mehr lagerbüchlich fixirt und die örtlichen Bräuche und Gewohnheiten durch Dorfordnungen fixirt. Viele Einwohner waren – zerstreut durcheinander – Leibeigene der verschiedensten Herrschaften.

Unverkennbar ist das Bestreben aller Grundherrn hauptsächlich ihre obrigkeitlichen Rechte möglichst auszudehnen und von Andern sich ganz unabhängig zu machen. Namentlich suchte jeder auch die hohe Gerichtsbarkeit an sich zu bringen und in den gemischten Orten die eigentliche Dorfherrschaft (über die Gassen und Gemeindegüter) zu behaupten. Das führte zu beständigen Conflikten, in welchen gewöhnlich der Mächtigere den Sieg davon trug, weil er durch Chikanen und namentlich durch factische Durchführung seiner Ansprüche den Gegner mürb machen konnte. Die endlosen Processe bei den Reichsgerichten wurden gewöhnlich zuletzt lieber durch einen Vergleich geschlichtet; ebenso gewöhnlich die gar häufigen Streitigkeiten der Nachbargemeinden über die Weiderechte u. a. m.

Die kleinen Rittergutsbesitzer stärkten sich durch ihr Zusammenhalten in den Cantonen, bei uns im Canton Kocher, und durch die ebenda stets bereite Hilfe von rechtsgelehrten Consulenten und freundbrüderlicher | Fürsprache bei allen Behörden und Fürsten bis zum Kaiser hinauf. Namentlich war es der Ritterschaft Bestreben, die einmal mit ihr verbundenen Güter nicht wieder abtrennen zu lassen, vor allen Dingen das Recht der Besteuerung und der Konscription festzuhalten. Es wurde deßwegen ein Auslosungsrecht geltend gemacht und beim Kaiser ein solches Privilegium ausgebracht. In unserem Bezirk führte das zu Processen mit Württemberg, Rechberg, Gmünd, Ellwangen z. B., vgl. Lindach, Hohenrechberg, Bargau, Waldstetten, Wißgoldingen u. a. m. Die Erhebung des Ritterguts Hohenrechberg zur Reichsgrafschaft wurde dadurch hintertrieben.

Zu militärischen Dienstleistungen boten ursprünglich die Grundherrschaften ihre waffenfähige Mannschaft auf. Die Männer mußten alle mit den nöthigsten Waffen versehen sein zum Fußdienst, während die ritterlichen Herrn mit einem Gefolg angeworbener Knechte schwerbewaffnet zu Roß auszogen. Das mittelalterliche Fehdewesen flackerte um die Mitte des 16. Jahrhunderts noch einmal auf in der Fehde der Diemar zu Lindach (s. d.) gegen Gmünd.

Diese Stadt konnte früher eine zahlreiche, waffengeübte Mannschaft ins Feld schicken neben geworbenen Söldnern, und hielt späterhin eine Anzahl von geworbenen Musketiren auf den Beinen.

Die Mannschaften des Bezirks zum Kreiskontingent waren zu stellen zum Infanterieregiment Baden-Durlach und zu Württemberg-Dragonern.

Wie seit dem Zusammenbrechen der alten Staatenverhältnisse durch die französische Revolution die Bestandtheile des Bezirks allmählig an Württemberg fielen, ist bei I, 5 (Bestandtheile) gesagt worden. In Gmünd wurde sofort 1802/3 ein Oberamt errichtet, und demselben das altwürttembergische Amt Heubach und die Lorcher Ämter Täferroth und Frickenhofen zugetheilt. Der Bezirk wollte schon 1804 auf Kosten der Reichsritterschaft etwas ausgedehnt werden. Der Reichshofrath erließ jedoch ein Konservatorium, bayerisches Militär entfernte die aufgestellten „Militär-Stöcke“ mit der Aufschrift: „chur-württembergische Landesgrenze.“ 1806 wurden dem Oberamt Gmünd die Rittergüter des Bezirks einverleibt, dabei mit Hochenrechberg auch Ottenbach (jetzt O.-A. Göppingen) und Alfdorf samt Lauterburg-Hohroden; Winzingen und Ramsberg wurden dem O.-A. Göppingen zugewiesen.

1808 wurden dem Oberamt seine nördlichsten Gemeinden abgenommen und zu Gaildorf getheilt, besonders Holzhausen, Rupertshofen, Mittelbronn, Frickenhofen, Thonolzbronn, Hönig u. s. w., vgl. O.-A. Gaildorf S. 107.

1810 Okt. kam Gmünd zur Landvogtei an Fils und Rems und verlor bei dieser Gelegenheit Alfdorf, Pfärsbach, Waldau, Wüstenrieth, Wetzgau und die verschiedenen Deinbach an’s O.-A. Welzheim, | Ottenbach an’s O.-A. Göppingen; zugetheilt wurde dafür: die Rittergüter Ramsberg und Winzingen, vom O.-A. Göppingen, samt der kleinen Ulmer Parcelle Rötenbach.

1811 Febr. endlich ist an’s O.-A. Aalen Lauterburg mit Hohroden abgetreten worden; von nun an blieb der Bezirk unverändert. Welche Beamtungen den Bezirk verwalten s. Abth. VI, 2.

Da für die alten politischen Verhältnisse und für die Geschichte der weitaus meisten Orte des Bezirks das Geschlecht der Herrn, jetzt Grafen von Rechberg von ganz besonderer Bedeutung gewesen ist, so verschieben wir die Besprechung dieser Familie nicht bis zur Orts-Beschreibung, sondern schicken dieselbe hier voraus und zwar näher eingehend.

Was Thomas Lyrer von vier Brüdern mit dem rothen Löwen erzählt, welche der christliche Herzog Romulus von Schwaben im 2. Jahrhundert nach Christus besiegt, bekehrt und auf den Rechberg verpflanzt habe, ist eine werthlose Fabel. Erstmals anno 1179 erscheint in Urkunden ein Ulrich von Rechberg unter den edeln Ministerialen des Hohenstaufen’schen Kaiserhauses, von Kaiser Heinrich VI. anno 1194 mit dem Marschallamte im Herzogthum Schwaben betraut.

Mit den aus Ostfranken herstammenden kaiserlichen Marschällen von Pappenheim und Kalentin bilden die Rechberge keineswegs eine Familie; es führten blos einige Pappenheimer um 1280–1390 von der Burg Rechberg bei Biberbach den Namen Marschälle von Rechberg. Wahrscheinlich ist vielmehr, daß die Marschälle von Pappenheim am kaiserlichen Hof ihre Rechberger Amtsgenossen zu verdrängen wußten, weßwegen nach Marschall Hildebrand 1194–1231 kein Herr von Rechberg mehr diesen Titel führt. Dagegen blieben sie in der Gegend um ihre Stammburg her die angesehensten Ministerialen der Hohenstaufen, welche das umliegende Gebiet verwalteten und eben deßwegen nach dem Aussterben des Kaiserhauses als weithin begüterte Grundherrn erscheinen, bei denen Alod und Lehen, altes Eigenthum und ehemalige Beamtung sich nicht mehr unterscheiden läßt. Natürlich veränderte sich der Besitzstand durch Abtretungen und neue Erwerbungen (in der Nähe und in der Ferne) unaufhörlich; wir wollen eine Übersicht aller bekannten Besitzungen, zunächst aber die Geschlechtsfolge[3] in Kürze geben, mit Übergehung der Töchter und geistlichen Herrn, wo nicht ein besonderes Interesse ihre Erwähnung räthlich macht.

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 Ulrich von Rechberg 1179–1205; Marschall 1194.
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Hildebrand 1194–1231,  Siegfried 1172–1221, Ulrich II.
 Marschall. Bischof zu Augsburg. 1215.
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Conrad v. Rechberg 1235. 37.
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Ulrich 1255, † 1274.  Hildebrand II. Conrad II. 1259–93.
 archid. august. gen. der Münch.
 1242–† 1279.
Die zwei weltlichen Brüder theilten das Erbe und zwar behielt Conrad die Stammburg,
Ulrich saß zu Bettringen und hatte die Besitzungen um Rems, Kocher und Fils. Man
bezeichnet seit lange die zwei Linien als – unter den Bergen und auf den Bergen.


A. A. Die ausgestorbene Linie unter den Bergen:
 Ulrich I., 1255 ff. 1274 †.
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     Ulrich II. 1274  Johannes I. Ulrich III.
h. Schenkin v. Limburg; 1274. 95. 1364 †
     erwirbt Sindelfingen. zu Rechberghausen.
Stammvater der Linie um Stammvater der Linie um
     Rems und Kocher. die Fils
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Conrad I.     Ulrich IV. † 1364     Johann II. Conrad II.       Johann III.
zu Bargau     zu Sindelfingen     zu Bettringen 1316–37     1316–† 1348
und Heuch-     und Gröningen     und Bargau von Rechberghausen.
lingen. h. Pfalzgräfin † 1357.
 Agnes von Tübingen.
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Heinrich I.      Johann IV. 1335     Wilhelm I. Johann V.      Wilhelm II. Engelhard
1333–63, zu Bettringen v. Gröningen von Rechberghausen  1345. 51
zu Heuch- 1361. 1365. 1340 bis zu Faurndau Probst zu
lingen. † 74. – 1393. Faurndau.
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Conrad III. Ulrich Wilhelm III. Johann VI. Anna
1363–1408, 1385. 1385–1413. 1369–88 1365 †
zu Heuchlingen 1389 †.  zu Rechberg- h. Georg
und Leinroden. hausen. v. Welwart.
/——————————\ /————\
Heinrich II. Agnes Anna
† vor dem h. Conrad h. Wolf
Vater. v. Heinriet. v. Zülnhard.

Die Besitzungen dieser Linie kamen zum Theil an die Herrn v. Heinriet, v. Zülnhart, v. Welwart und an die Herrn v. Ahelfingen zu Horn, Neffen Wilhelms II. durch eine Schwester. Die Lehen fielen zurück an die andere

B. B. noch blühende Hauptlinie auf den Bergen.
 Conrad II. 1259–93, gen. der Münch.
/————————————————————————————————\
Conrad III. gen. der Lange, Albrecht I. 1293–1326. 28 †.
      auch der Landvogt. gen. von Hohenrechberg
  1274–1303. h. Gräfin A. v. Kirchberg.
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Conrad IV. der Biedermann Albrecht II., der Schilcher
  1326 ff. 1351 †. 1326–48.
| Diese Brüder stifteten zwei Hauptlinien, von welchen wir die Albrechtische vorausschicken, weil sie im Besitz des Hohenrechbergs geblieben ist.
I. Hohenrechberger Hauptstamm

 Albrecht II. der Schilcher 1326–48.
 h. Agnes v. Brauneck.
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Johann  Wilhelm I. 1351–1401.
1357.  h. Gräfin Sofia v. Veringen.
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Hans und Heinrich I. 1377–† 1438.  Albrecht,
Wilhelm.  h. Gräfin Agnes v. Helfenstein. † bei Sempach.
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Albrecht † 1448. Wilhelm II.  Ulrich. Hans. Wolf. Heinrich u.s.w.
Bischof zu Eichstädt.  A. B. C. 1438. 1467.

Wilhelm I. erwarb durch seine Gemahlin veringensche Besitzungen und er selbst und sein Sohn erweiterten dieselben durch Kauf, Verpfändung und Vermächtniß – bei Hettingen, Gamertingen, auf der Alb bei Zwiefalten, Lichtenstein u. s. w. Daneben besaßen sie Hohenrechberg, Bargau, Heuchlingen, Waldau, Weissenstein, Großeislingen, einen Theil von Alfdorf u. a. m.

Von den zahlreichen Söhnen Heinrichs pflanzten drei die Familie dauernd fort und wir stellen deßwegen ihre Nachkommenschaft getrennt dar. Die drei Brüder Wilhelm, Ulrich und Hans hatten 1431 noch zu des Vaters Lebzeiten das Familiengut getheilt und ausdrücklich bestimmt, wenn Einer ohne Söhne sterbe, soll sein Theil an die andern zurückfallen und Töchter mit 1000 fl. abgefunden werden.


I. A. Hohenrechberger-Weissensteiner Ast.

 Wilhelm II. von Hohenrechberg 1424–53.
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 Wilhelm III.   Heinrich II. † 1489,
 1459–† 1506,  zu Weissenstein
 zu Weissenstein.   und Bargau.
 /————\ /————————————————————\
 Helena Wilhelm III.  Philipp  Albrecht
 h. Hans von  † 1529.  1487, in  Vogt zu
 Frundsberg. /————\  Grunzheim.  Ellwangen.
 Wolf †1550
 kinderlos,
 zu Weissenstein
 und Grunzheim.
Wilhelm II. war eine Zeit lang burggräflich nürnbergischer Hofmeister und Landrichter gewesen, später bayerischer Vitzthum etc. Zu seinen Besitzungen gehörten Weissenstein, Böhmenkirch, Nenningen, halb Degenfeld, Treffelhausen, Schnittlingen, Bargau, verschiedene Höfe, Vogt- und Gültleute zu Ober-Bebingen, Beuern i. B., Möglingen, ein Theil von Alfdorf, Adelstetten, Wetzgau, der Burgstall Waldau u. s. w. Wie Grunzheim im O.-A. Ehingen an Heinrichs „des wunderlichen“ Kinder gekommen, wissen wir nicht. Der letzte | hat 1546 auf Schloß Grunzheim seine Herrschaft Weissenstein (welche ihm Herzog Ulrich von Württemberg eingezogen, weil er im schmalkaldischen Krieg auf des Kaisers Seite stand) verkauft um 15000 fl. an seinen Vetter Georg von Rechberg zu Kronburg und Kelmünz; Grunzheim erbte seine Gemahlin.
  I, B. Hohenrechberg-Heuchlinger Ast.
 
 Ulrich I. von Hohenrechberg zu Heuchlingen, † 1458.
/————————————————————————————————————\
Ulrich II., † 1496. Wilhelm I. † c. 1505.
     B, 1. Stifter des Heuchlinger B, 2. Stifter des Neuburger
Zweigs, Gründer d. Fideicommisses. Zweigs.
/——————————\   /————————————————\
 Wolf 1498–1540. Wilhelm II. Hans 1480 und
/——————————————\  1467–1524,  Georg I., 1496,
     Ulrich III. Hans Wolf zu Neuburg a. K.  zum Hochhaus.
     † 1572, † 1565. /————\ 
h. 2) Anastasia v. /————\ Georg II.
Welwart † 1596. Ulrich IV.
/——————\ † 1585,
     Wolfgang h. Amalie Adelmann.
     Christoph /————\
     † 1573 Magdalene, h. 1) Melchior Veit v. Rechb.-Staufeneck (II, A, 2),
und Schwestern. 2) Heinrich v. Reichau.

Ulrich I. brachte 1449 den Gmündern auf ihrem Rückzug von Waldstetten eine bedeutende Niederlage bei; 1444 war er auf dem Reichstag zu Nürnberg und gehörte zu einer kaiserlichen Gesandtschaft an den Dauphin von Frankreich; er starb zu Frankfurt.


1. Heuchlinger Zweig. Ulrich II. erhielt in der Theilung 1460 Hohenrechberg, Heuchlingen, Eschach und Wangen (O.-A. Gaildorf). Im bayerischen Krieg wurde er 1462 bei Giengen gefangen, trat aber nachher in bayerische Dienste; 1468 begleitete er Graf Eberhard von Württemberg nach Jerusalem und erbaute auf dem Rechberg 1488 die erste steinerne Kapelle. Für die Stammburg hat er 1473 vom Kaiser das Recht erlangt, Stock und Galgen aufzurichten, ließ 1494 ein Lagerbuch verfassen und errichtete zugleich ein Familienfideicommiß, wonach die Herrschaft Hohenrechberg ewig bei der Familie bleiben und von jedem Inhaber auf den nächsten männlichen Erben seines Stamms und Namens fallen soll. Leider hat die ungenaue Abfassung der Urkunde Raum gelassen zu vielen folgenden Streitigkeiten. Die Geistersage vom Klopferle zu Rechberg hängt mit Ulrichs II. Tod zusammen; sein Hund ist historisch.

Wolf war 1521 Landvogt im Burgau. Mit seinem Vetter Wilhelm stand er in Erbverbrüderung und erbte aber verkaufte auch 1524 Neuburg a. d. Kamlach.

Ulrich III. kam durch Tödtung eines württemb. Geleitsknechts und eines Hühnervogts in Händel mit Herzog Christof, der sogleich | Großeislingen, Hohenrechberg und andere Güter militärisch besetzen und sich huldigen ließ. Bei der Aussöhnung mußte Ulrich die Hinterlassenen entschädigen, Alfdorf von Württemberg zu Lehen nehmen und einen Reiterdienst versprechen u. s. w. 1554.

Der einzige Sohn Wolf Christof war mißrathen, weßwegen ihn der Vater enterbte und die Nachfolge im Fideicommiß dem Vetter Ulrich zusicherte – welcher späterhin der Rechberg-Staufeneckischen Linie das Stammgut abtrat 1583. Ulrich war ein eifriger Lutheraner und hatte in Heuchlingen reformirt, nach seinem Tod zog Ellwangen dieses Lehen ein, Würzburg Großeislingen, und verschiedene Alodialbesitzungen wurden durch seine Wittwe und Tochter – gleichwie auch durch Ulrichs III. Wittwe in fremde Hände gebracht, namentlich zu Heuchlingen und Unter-Böbingen. Dem entgegen erneuerten die überlebenden Vettern 1591 ein Familienstatut, wonach das Fideicommiß weder geschmälert noch beschwert werden soll; kaiserliche Bestätigung 1594.


B, 2. Wilhelm von Hohenrechberg-Heuchlingen heirathete Elisabetha von Ellerbach und bekam dadurch Neuburg an der Kamlach, wozu er Oberblaichen kaufte. Herzog Georg von Bayern hatte 1488/89 das Schloß Neuburg weggenommen, mußte es aber zurückgeben. Wilhelm I. von Rechberg selbst war in den Bann gekommen weil er einen päpstlichen Boten gezwungen hatte seinen Brief zu essen und hatte ihm denselben mit einem Pfeil in den Mund gestoßen. Durch seine Gemahlin von Rammingen hatte er Hochhaus am Ries erworben, wo seine Söhne bisweilen saßen. Der Enkel starb früh und die Heuchlinger Vettern erbten.


I, C. Hohenrechberg-Schwarzwälder Linie.

Hans † 1464, empfing 1431 die Veringenschen Besitzungen seines Vaters und machte weitere Erwerbungen durch seine Gemahlinnen

 1) Veronika, Truchseßin von Waldburg.
 2) Gräfin Elisabeth von Werdenberg und Sargans.
/————————————————————————————————————\
Albrecht Heinrich † 1502. Wilhelm I. der Lange,   Ludwig,
† 1502, Ulrich, h. Adelheid † 1504. Stammvater   1471–† 1505.
Propst zu v. Schwarzenberg, des Veringer Zweigs.  Stammvater
Ellwangen. Stammeltern des /——————————\  des Schram-
 Schwarzenberger Zweigs. Hieronymus  Wilhelm III. berger Zweigs.
 /————————————\ – 1529, zu und viele   /————\
 Wilhelm II. Martin † 1537,  Schramberg. weitere Hans II.
 1485. zu Schwarzen-  /————\ Brüder. 1512–43,
 berg, h. Gräfin Jerg I. zu Schramberg.
 A. v. Arco. † 1554. /————————\
 Wittwe Pfalzgraf  /————\ Wil- Mar-
 Georgs v. Tübingen.  Jerg II.  helm IV. tin II.
 /————\  1547. 54.
 Hans Ludwig
 1525. 47,
 und Schwestern.
|

Hans kaufte 1438 österreichische Lehen in der Grafschaft Veringen, verkaufte aber seine Herrschaft Gamertingen 1447. Als Pfandinhaber der Grafschaft Sargans und Sonnenberg führte er ein so strenges Regiment, daß eine Empörung entstand unter Beihilfe der Graubündtener und so mag es eigene Rache gewesen sein und Eifer zugleich im Dienst der Erzherzoge von Österreich, wenn Hans späterhin mit den Eidgenossen in langer blutiger Fehde lebte, aber auch in mancherlei andern Fehden seinen Wahlspruch bethätigte: „Gottes Freund und aller Welt Feind.“ So lang Zürich mit den Eidgenossen zerfallen war, 1443 ff. bewährte Hans von R. als einer der zürcher Anführer seine Tapferkeit und Klugheit in vielen Unternehmungen, aber auch seine Menschlichkeit. Er scheint aber so viele Einbuße erlitten zu haben, daß ihn das trieb Gamertingen, Hettingen und was dazu gehörte 1447 zu verkaufen. – Auch mit Österreich zerfiel Hans, aber die verbundenen Städte nahmen nun seine angebotenen Dienste nicht an, 1449, und reizten ihn so zu desto heftigeren Angriffen, wogegen ihm sein Schloß Ruggburg bei Lindau und Ramstein bei Rottweil u. a. m. zerstört wurden. Hans kaufte nun das untere Schloß Falkenstein und erbaute sich 1457/59 die feste Burg Schramberg. Endlich wurden diese Fehden doch vertragen und Hans erhielt Entschädigung für seine zerstörten Burgen; er selber trat in württemb. Dienste und warnte vergeblich Graf Ulrich vor dem pfälzer Krieg 1462, so daß er selber in Fehde mit dem Grafen kam, 1464. In einer Fehde mit dem Herrn von Klingenberg wurde Hans 13. Nov. 64 von einem Bauern erschossen.

1. Sein Sohn Heinrich stiftete den Schwarzenberger Zweig, mit Hans Ludwig von Rechberg ausgestorben, der auf Kaiser Karls Zug gegen Algier ein unheilbares Siechthum sich geholt hatte.

2. Wilhelm der Lange saß zu Dattenhausen am See (erheirathet) und zu Gmünd 1503; sein Sohn Hieronymus vertheidigte 1529 Wien gegen die Türken. Diese Linie war noch mitbegütert in Schramberg weil aber Georg I. anno 1546 zu Veringen um 1200 fl. eine Behausung kaufte beim Kirchhof und von seinem Sohn ebenda begraben wurde, wie auch der Sohn seine Ruhestätte in der dortigen Kirche fand, so wählten wir die Bezeichnung: Veringer Zweig.

3. Von Ludwig in Schramberg und seinen Nachkommen ist wenig bekannt. Die Ruinen von Schramberg zeigen noch das rechbergische Wappen und eine Inschrift: Wieder erbaut 1498. Verkauft wurde die Burg 1527 an Hans von Landenberg, Schwager des Hans von Rechberg.

Wir haben nun den I. Hohenrechberger Hauptstamm verfolgt bis zu seinem Erlöschen in allen seinen Zweigen. Von seinen Besitzungen rettete die Familie nur 1) Hohenrechberg selbst, durch das Fideicommiß Ulrichs II. von Heuchlingen und 2) Weissenstein durch | Kauf. Den zweiten Hauptstamm „auf den Bergen“ gründete Conrad der Biedermann, Herr von Ramsberg und Staufeneck, dem es beschieden war durch zwei Gemahlinnen 1) Lucie von Aichen und 2) eine von Neiffen zwei ansehnliche Herrschaften zu erben 1) Illeraichheim und 2) Weissenhorn, wahrscheinlich mit Kelmünz. Weil Illeraichen die eigentliche Stammbesitzung gewesen ist so nennen wir diese Gesamtlinie den
II. Illeraichheimer Hauptstamm der Herrn von Rechberg.
Der Anfang ihres Stammbaums ist:
Conrad der Biedermann 1326 ff. 1351 †,
h. 1) L. v. Aichen und 2) N. N. v. Neiffen.
Albrecht Conrad Heinrich Gebhard
     A. zu Weschenburg, 1377. B,
ausgestorbene h. Beatrix, Herzogin blühende Illeraichheimer
Linie. von Teck. Hauptlinie.
II, A.     Albrecht von Rechberg, 1351–† 1403,
 h. 1) Gräfin Anna von Hohenzollern,
 2) Barbara, Schenkin von Erbach,
erhielt die Herrschaft Staufeneck und von den neuen
Erwerbungen Babenhausen; von seinem Bruder Conrad erbt er
Wäschenbeuren, erwirbt Weissenhorn, Hürben, Falkenstein u. a. m.
Veit I. 1395–† 1416, mit seinem Vater im Bürgerrecht von Ulm;
residirt zu Babenhausen; h. Irmgart, Herzogin von Teck † 1432,
welche Mindelheim (wenigstens theilweise) zubringt, ein Theil wird gekauft.
Georg I.  1. Bero I. 2. Albrecht
† 1471.   † 1462.   † 1439.
Die letzteren zwei Söhne stiften zwei Familienäste zu
Babenhausen und Staufeneck, zu denen wir uns zunächst
wenden; beide Herrschaften, ursprünglich gemeinschaftlich,
wurden ganz abgetheilt.


II, A, 1. (Illeraichheim-) Babenhauser Ast.
Bero I. 1425–† 1462, erwarb auch seiner Geschwister Theil an Mindelheim,
erhielt die Vogtei des Klosters Ursperg u. a. m.
1) Georg II.  Barbara 2) Bero II. † 1469.  Ulrich
1448–† 1502.   h. Ulrich  Stifter des Baben- Domdekan
Stifter des   v. Frunds-  hauser Zweigs. in Augsburg
Mindelheimer Zweigs.   berg.   1470 ff.
 Bero III. Friedrich † 1507,
Philipp † 1467,  † 1500. der Bruder-
zu Mindelheim. mörder.
 
 (?) Wilhelm 1483.
Bero II. verkaufte seinen Theil von Mindelheim an die Frundsberg und halb Babenhausen an seinen Bruder Georg 1467. Bero III. begleitete mit Veit II. und Ulrich von Rechberg den Grafen Eberhard von Württemberg auf seiner Wallfahrt nach Jerusalem mit | Felix Fabri als Kaplan 1483; er wurde von seinem Bruder ermordet und dieser kam in Bann und Acht; Babenhausen wurde an den Vetter Hans von Rechberg zu Brandenburg verpfändet.
II, A, 2. (Illeraichheim-) Staufenecker Ast.

 Albrecht 1416–† 1439, in Staufeneck.
 h. Gräfin Clara von Montfort.
Veit II. † 1470, zu Staufeneck und Falkenstein a. d. Brenz.
Veit III. zu Falken-  Georg 1485–† 1527,
stein, 1481–1539,  zu Staufeneck.
h. Gräfin Margarethe  
     von Ortenburg  Conrad I. geb. 1486 † 1558,  Veit IV. und andere
 zu Staufeneck, (Landvogt  Brüder, Domherrn
 zu Hagenau 1539.)  (bes. Philipp, Domdekan
 zu Augsburg) u. Offiziere.
 
 Ulrich † 1567,  Albrecht II. † 1576, 4 Schwestern.
 zu Falkenstein  zu Staufeneck und
 und Oberwald-  Wäschenbeuern, zuletzt
 stetten.  auch Falkenstein.
 
 Melchior Veit  Conrad II. † 1592, Marie Magdalene
 auf Falkenstein, h. Gertraud von h. 1) Michael
  † 1591, Burgmilchling. von Welden,
 h. Magdalene  2. F. R. Feigen-
 von Rechberg- Albrecht Hermann, butz.
  Heuchlingen. † 1599.

Conrad II. zu Staufeneck erhielt vom Kaiser das Prädicat Freiherr und von Ulrich IV. zu Heuchlingen das Fideicommiß Hohenrechberg abgetreten. Er verkaufte Falkenstein und Eselsburg mit Zubehör – und hinterließ nach dem 1593 gemachten Inventar die Herrschaften Staufeneck, Hohenrechberg, Weschenburg, Heufelsburg und Oberwaldstetten, das Dorf Winzingen, halb Donzdorf, Großeislingen, Autenried. Als mit seinem jungen Sohn die Familie erlosch wurden die Lehen (Wäschenbeuern, Großeislingen und Autenried) eingezogen. Als Erben des Alods traten auf einige der Schwestern Albrechts II., die Wittwen Conrads und Melchior Veits und deren Schwester Marie Magdalena verh. Feigenbutz. Diese erbat sich den württembergischen Schutz mit Versprechung das Gewonnene nachher abzutreten. Herzog Friedrich ließ deßwegen Hohenrechberg besetzen, aber die andern Erben klagten beim Kaiser und es kam zu Vergleiche 1601/04; der Familie von Rechberg verblieb nur das Fideicommiß Hohenrechberg Einiges wurde wieder gekauft z. B. Donzdorf und Winzingen.


II, B. Die Illeraichheimer Hauptlinie blüht noch heute. Sie beginnt mit Conrads des Biedermanns Sohn |
Gebhard 1351–† 1398, kaufte Rechberghausen und Scharfenberg,
h. Margarethe, Gräfin von Zollern.
Albrecht I. 1395 – c. 1426, (1419 württemb. Vormundschaftsrath),
h. Gräfin Adelheid von Werdenberg.
Gaudenz.  Hug.  Ulrich,  Gebhard II.  und andere Brüder mehr z. B.
 2.  1.  1437.  1416. 27.  Conrad, Bischof zu Chur 1440 u. 41.
 1443.  Franz, Abt zu Einsiedeln, † 1451.

Die zwei erstgenannten Söhne stifteten besondere Linien und zwar betrachten wir zuerst die erloschene.

II, B, 1. Illeraichen-Scharfenberger Ast.

 Hug I. von Rechberg 1427–† 1468.
 h. Agnes, Gräfin von Thierstein.
 Albrecht † 1502.  Hug II.  Hans 1483 †.
 Stifter des  1462 –  Stifter des
a) Ramsberger Zweigs.  † c. 1497.  b) Ravensteiner Zweigs.
 
Magdalena,   Philipp der Lange, Hug III. Zimprecht, Erkinger,
h. Mar- zu Ramsberg, † 1506.  † 1514.  † 1527.
schall von  – c, 1530.  
Pappen- Georg  Georg  Hans  Hug IV.
 heim. † jung. zu  zu  † 1522.
 α) Raven- β) Schar-
  stein, fenberg,
  † 1545. † 1549.
  Margarethe Anna
  h. Hans v. Rechberg-
  Illeraichen.


Philipp von Rechberg, der seinen Theil von Scharfenberg an seine Vettern, und Großsüßen an Ulm verkaufte, war ein eifriger Anhänger und Beschützer der Reformation; Ramsberg erbten die Kinder seiner Schwester.

Hans von Rechberg hat 1472 die Herrschaft Ravenstein gekauft. Von den Enkeln erbte. α) Georg: Ravenstein, Steinenkirch und Wisgoldingen, einen Theil von Straßdorf (verkauft) und Donzdorf, Waldstetten u. a. m. β) Hans erbte: Scharfenberg und einen Theil von Donzdorf u. a., Unterroth a. d. Iller. Die ganze Hinterlassenschaft fiel an beider Schwester Margarethe Anna.

II. B. 2. Die Genealogie dieser Illeraichener Hauptlinie hat zuerst einige
Dunkelheiten, wahrscheinlich entwickelt sie sich so:

Gaudenz I. von Rechberg zu Illeraichen 1418. 25 ff.
Gaudenz II.   Hug.   Georg I.
1443, † 1460. 1443. 1461. 66.
Albrecht,  Georg II.,  Hans,  Veit, Gebhard und mehrere geistliche Herren,
 a. b. c. worunter Conrad, Abt zu Einsiedeln, † 1527.
| Die drei erstgenannten Brüder stiften drei Familienäste; sie besaßen lange Zeit ihr Erbe gemeinschaftlich und erst nach Georgs Tod wurde getheilt 1507.

Wir beginnen mit dem jüngsten –

– 2, c) Brandenburger Ast.
Hans von Rechberg,
1481–† c. 1530.

der Reiche genannt, kaufte Brandenburg a. d. Iller und Babenhausen, verkauft seinen Theil an Kelmünz den Vettern.
Veit u. andere
Söhne, † 1537.
theils geistlich geworden, theils im Krieg gefallen, z. B. Wilhelm bei Marignano 1515.

Württemberg zog Babenhausen als eröffnetes Lehen ein, Österreich Brandenburg, während das Alod die Vettern erbten.

– 2, a)

Illeraichener Ast. (c) Kronburger Ast s. S. 152).
Albrecht v. Rechberg
1461–1510.

vor Stuhlweißenburg 1490 zum Ritter geschlagen.

Wilhelm † 1546
und Albrecht.
 
Hans † 1574, kauft einen Theil v. Rechberghausen, h. Margarethe Anna von Rechberg, Erbin von Scharfenberg und Ravenstein.

Hans Gebhard  Haug Erkinger,   Kaspar Bernhard,
zu Aichen,   † 1596.   † 1605.
 † 1613.  α) Stifter des Rech- β) Stifter des Donz-
 berghauser dorfer Zweigs.
 Zweigs.
 
 Hans Michael   Albrecht Ernst
 † 1635,  † 1637,
 in Unter-Waldstetten. in Rechberghausen.
  
 Benno  Hans  Johann Ernst,
  Franciskus  Wolf  † 1670.
 † 1640.   † 1677.
  Anna, M. Johanna,
 h. Wilhelm  h. Ludwig
 Adelmann. v. Freyberg.

Nach Hans Gebhards Tod überließen Haug Erkingers Kinder den Söhnen Kaspar Bernhards – Illeraichen gegen Abtretung von Unterwaldstetten und 12.000 fl. Haug Erkinger hatte das Schloß in Rechberghausen prächtig aufgebaut; beim Aussterben der Familie erbte die Illeraichen-Donzdorfer Linie die Lehen zu Rechberghausen, das Alod kam an die Töchter, Unter-Waldstetten hatte Hans Wolf verkauft.

|
II, B. 2, a) β. Illeraichen-Donzdorfer Zweig.
Kaspar Bernhard I. von Rechberg, † 1605.
Hans Philipp,  Kaspar Bernhard II.,  Hans Wilhelm, zu
† 1664. von Illeraichen und ββ) Donzdorf und Scharfenberg,
 αα) Hohenrechberg  † 1614.
 wird Graf 1626, 
  † 1651. Johann  Bernhard Heinrich
  Rudolf Bero  Alexander
 Graf Hans Caspar † 1660, † 1686. † 1638.
 † 1676. Bern-  Propst zu 
  hard III., Ellwangen. Franz Albert † 1715,
 Anna Franz nimmt die Grafenwürde auf,
 h. Graf von Georg h. Gräfin v. Spaur
 Limburg-Styrum. u. a. und Valör.
 
 Graf Ferdinand,   Margarethe  Violanta,  Graf Alois,
 † 1722.   Magdalene,  h. Freiherrn  † 1732,
  h. Graf  von Paum- h. Gräfin Fugger.
 Marie Kathrine,   P. N. v.  garten.  
 h. Freiherrn   Reichenstein.  Marie  Marie Elisabeth,
 h. v. Heyden.   Therese,  h. Graf Topor
 h. Grafen  Morawitzky.
 v. Preising.


Hans von Rechberg-Illeraichen hatte 1569 das Schloß in Donzdorf erbaut, welches von da an eine beliebte Residenz wurde, anstatt des Bergschlosses Scharfenberg. Über den Genuß des Familienfideicommisses Hohenrechberg hatten die verschiedenen Linien allerlei Streit und Prozeß, weßwegen Kaspar Bernhard II. mit Geldopfern die andern abkaufte und um 1620 allein mit dem Blutbann belehnt wurde. Die gänzliche Abtretung erfolgte 1639.

1626, 20. Juni gestattete Kaiser Ferdinand dem Kaspar Bernhard die von seinem Vetter Wolf Conrad (von der 1618 ausgestorbenen Kronburg-Schwabecker II, B, 2, b, β Linie) erworbene gräfliche Würde zu reassumiren, mit dem Titel: Graf von Rechberg und rothen Löwen, wozu Kaspar Bernhard fügte: „Freiherr von Hohenrechberg und Herr zu Aichen.“ Diese Herrschaft Aichen wurde zur Reichsherrschaft erhoben und ebenso 1638 die Herrschaft Hohenrechberg, weil aber diese Güter bisher zur Reichsritterschaft gesteuert hatten, so protestirten die Ritter-Cantone Donau und Kocher, der entstandene Proceß (während dessen die Unterthanen oft von beiden Seiten wollten besteuert werden) wurde erst 1724 zu Gunsten der Ritterschaft entschieden, und um nicht doppelt steuern zu müssen wurde zunächst die Stellung im schwäbischen Grafencollegium aufgegeben, um so mehr, als die gräfliche Linie am Aussterben war. Nach dem Tode des Grafen Hans erbte sein Tochtermann die schöne Herrschaft Illeraichen und es wurde nun vollends Donzdorf der Hauptsitz der Illeraichener Linie. | Bernhard Bero, dessen Besitzungen die Schweden verschenkt hatten, 1633/34, erbte 1676 Hohenrechberg und seine Nachkommen erst 1713 den lehenbaren Theil von Rechberghausen; sein Sohn reassumirte mit Kaiser Leopolds Genehmigung 1699, 28. Januar die Grafenwürde und kaufte Ramsberg. Er diente gegen die Türken und erlangte hohe Würden am kurbayrischen Hofe, weßwegen wohl Württemberg im spanischen Successionskrieg 1704 Hohenrechberg besetzte. Seine Nachkommen führen – und so auch in der blühenden Linie – gewöhnlich so viele Taufnamen, daß wir uns des Raums wegen auf die Rufnamen beschränken müssen. Nach Graf Alois Tod zogen die zwei Tochtermänner und Schwäger die Alodialgüter Scharfenberg und Donzdorf, Rechberghausen, Ramsberg, Wisgoldingen und Besitzungen in Bayern an sich; blos Hohenrechberg kam sogleich an die Vettern, welche Anderes allmählig wieder zusammenkauften.

Nun kehren wir zurück zum zweiten Sohne des Gaudenz II.

II. B. 2, b. Georg II. von Rechberg, gesessen zu Kronburg, † 1507.
 h. Barbara von (Württemberg-) Landau.
 Stammeltern der (Illeraichen-) Kronburger Linie.
          
 Gaudenz III.  theilt 1517 mit  Georg III., † 1550,
  † 1540,  zu Kelmünz.
 zu Kronburg  
  und Osterberg,  Gaudenz IV. u. 6 Schwestern.
 erhält die Graf- † 1580.
 schaft Schwabeck Verkauft Kelmünz an Georg III.
 als Pfand. dessen Brüder sich betheiligten.
 α) Georg III.,  β) Hans, † 1593,   γ) Christoph,
 zu Kronburg.  zu Türkheim in der   zu Osterberg.
 Grafschaft Schwabeck.
Ernst,  Haug,   Philipp,  
  zu  zu   zu   Johann Wilhelm,  Wolf Conrad, † 1617,
Kron- Weissen-  Kelmünz,   † 1620. Graf v. Rechberg 1607.
burg, stein,  † 1587.   in der Schlacht 
† 1604. † 1595.  am weißen Berg.  Wilhelm Leo, Graf,
 † 1618.


α) Georg kaufte von Adolf von Rechberg, (Hohenrechberg-Weissensteiner Ast I, A.) 1548 die Herrschaft Weissenstein um 15.000 fl. Seine drei Söhne fiengen an drei Zweige zu begründen, alle drei blieben jedoch ohne Nachkommenschaft. Ernst vereinigte die 1574 getheilten Besitzungen wieder; wegen Kelmünz bekam er mit dem Lehensherrn, dem Herzog von Württemberg, langwierigen Streit. Aus Liebe zu seiner Familie vereinigte Ernst seine Besitzungen 1599 zu einem ewigen Familien-Fideicommiß und machte verschiedene fromme und wohlthätige Stiftungen; aber das Fideicommiß war nicht klug und bindend genug gemacht worden, so daß nach seinem Tod die Lehensherrn Widerspruch erhoben und zwei Schwestern sowie auch die Vettern Ansprüche machten; der nächste Erbe, Wolf Conrad, | mußte deßwegen große Abfindungssummen bezahlen und processiren und verhandeln, Kronburg zog Österreich ohne Gnade ein.

β) Hans, kaiserlicher Rath und Landvogt zu Augsburg machte zwei Wallfahrten nach Jerusalem. Sein Sohn Wolf Conrad war kurbayrischer Erbhofmeister in Ober- und Niederbayern, Inhaber verschiedener Orden, kaiserl. Rath, bayrischer Landeshofmeister, Oberstkämmerer und Obersthofmeister. Von Kaiser Rudolf wurde er mit seinem Bruder 1597 in den Freiherrnstand erhoben, 1607, 19. Sept. in den Grafenstand, nachdem er in den Besitz des Ernstischen (α) Fideicommisses gekommen war; die schwäbische Grafencurie nahm ihn 1613 auf. Er hielt zu Weissenstein einen kleinen Hof, war jedoch häufiger in Bayern, wo er und sein Sohn in Jetzendorf begraben liegen.

Endlich kommen wir zur letzten, noch blühenden Linie, zum

γ) (Illeraichheim-Kronburg-) Osterberger Ast und zunächst

zum a) jüngeren Weissensteiner Zweig.
 Christof von Rechberg, † 1584.
Bero I., † 1623,   Bero Gaudenz,   Veit, † 1612,
zu Osterberg, 1577. fällt vor Ofen, Domprobst in
 † 1598. Augsburg.

Veit Ernst I., † 1671, zuletzt blind.

Bero II., † 1667,   Franz Leo, † 1672,
 zu Osterberg.   zu Weissenstein.
Veit Ernst II.,  Joseph Rudolf,  Gaudenz, † 1735,  Bero III.
 † 1709,  † 1711.  General,  und jung
zu Weissenstein.  S. b) S. 154.  zu Weissenstein.  gestorbene
  Brüder.
Veit Ernst III.  Anton B. Alexander,  Zahlreiche Söhne,
  † 1719.  † 1725.  alle jung vor
 Sigmund † 1721.  dem Vater
Veit Ernst IV.,  gestorben.
† 1738 zu Paris,
und Schwestern.


Bero mit seinen Brüdern erhielt 1601 von Kaiser Rudolf den Freiherrntitel; von Graf Wilhelm Leo erbt er das Ernstische Fideicommiß mit Kelmünz und Weissenstein; nach kostspieligen Verhandlungen wegen Kronburg verkauft der Sohn die Alodialbesitzungen daselbst 1629.

Veit Ernsts Besitzungen um Weissenstein verschenkten die Schweden 1633/34. 1638 wurde er österreichischer Landvogt im Burgau und 1646 von den Franzosen zu Günzburg gefangen, bis er sich auslöste. Der Krieg hatte seine Besitzungen verwüstet und 1648 drohte die frühere Verschenkung nochmals kräftig zu werden durch französische Hilfe. Die Finanzen ließen sich ohne einige Veräußerungen nicht mehr ordnen.

Veit Ernst II. erhielt 1674 die erbliche Investitur mit dem Erbschenkenamte des Stiftes Ellwangen. In Gemeinschaft mit Bernhard | Bero von der ältern Donzdorfer Linie verkaufte er 1679 Osterberg mit Weiler an den Rittercanton Donau. Von seinen Enkeln genoß Veit Ernst das Ernstische Fideicommiß, nach Veit Ernsts III. Tode aber nahm dasselbe General Gaudenz von Rechberg in Anspruch und der Reichshofrath erklärte es auch für ein Majorat. Dagegen erbte Veit Ernst IV. als Nachkomme von Bero’s II. ältesten Sohn das Fideicommiß Hohenrechberg.

Gaudenz erlangte in Bayern die höchsten Würden, als Geheimrath, Obersthofmarschall, Hofkriegsrathspräsident, General-Feldmarschall-Lieutenant u. s. w. Er baute die Wallfahrtskirche auf dem Bernhardusberg. Bei seinem Tode fiel das Ernstische Majorat auf Josef Rudolfs ältesten Sohn.

Damit sind wir endlich bei der letzten allein noch blühenden Linie der Rechbergischen Familie angekommen, abgeleitet vom Osterberger Aste, – beim

 b. jüngeren Donzdorfer Zweig.
Josef Rudolf, Freiherr von Rechberg, † 1711, wurde Chorherr zu Ellwangen 1674, resignirte aber 1682, nahm Kriegsdienste und 1694

h. Margarethe Cäcilie Vöhlin, Freiin zu Illertissen.

Freiherr Johann Bero Ernst, † 1745 zu Weissenstein. Ihm fällt die Hohenrechberger Primogeniturherrschaft 1738 und das Ernstische Majorat 1735 zu. Als eifriger Jäger baute er das Jagdschlößchen „Beroslust“. h. Gräfin Theresie Lösch von Hilgertshausen.  Franz
 Xaver
 Leo
 † 1767.
Graf Maximilian Emanuel Josef, † 1819.
h. Waldburga, Freiin von Sandizell.
Dieser Herr stieg wieder in Bayern zu den höchsten Hofwürden und Orden empor, (1817 Obersthofmeister des Königs) und that die nöthigen Schritte 1790 die Grafenwürde zu reassumiren und ins schwäbische Grafencollegium wieder einzutreten. 1808 wurde ihm von der Krone Bayern und 1810 auch von Württemberg die Grafenwürde bestätigt zugleich für alle seine Nachkommen. – Das Ernstische Majorat wurde 1792 in ein Primogenitur-Fideicommiß verwandelt und demselben Hohenrechberg und Weissenstein, statt Kelmünz aber, welches 1794 verkauft wurde, Donzdorf, Scharfenberg und Messelhof einverleibt, nachdem 1795 die zweite Hälfte von Donzdorf erworben war. Während seiner Regierung, die väterlich waltete, erfolgte 1805 die Mediatisirung und Einverleibung in Württemberg (und theilweise zuerst in Bayern 1805–1810). Graf Maximilian übergab seinem Sohne Alois die Regierung 1808.
Graf Alois, † 184?
Kgl. bayerischer Staats-
minister u. s. w.,
h. Gräfin Schliz v. Görz,
tritt 1842 seinem Sohne
die Regierung ab.
Josef und Anton,
Königlich bayerische
Generale.


Johann Nepomuk,
† 1817.
Präsident der
königl. bayrischen
Forstadministration etc.
und
andere
mehr.


Graf Albert, geb. 1803,
Präsident der Kammer
der Standesherrn in
Württemberg.
Graf Johann Bern-
hard Eustach,
k. k. österr. Minister der
ausw. Angelegenheiten.
Graf Ludwig.


| Über die neuesten Generationen geben die genealogischen Taschenbücher u. dgl. genügende Auskunft. Der Chef des Hauses, welchem nach Bundesbeschluß von 1829 der Titel Erlaucht zukommt, ist erbliches Mitglied der I. Kammer in Württemberg und wegen der Standesherrschaft Mickhausen Reichsrath in Bayern. Die königlich württembergische Deklaration der staatsrechtlichen Verhältnisse ist vom 3. Mai 1832.

Von der Bedeutung der Herrn von Rechberg gibt uns besonders auch die große Ausdehnung ihrer Besitzungen[4] eine Vorstellung. Natürlich haben sie nicht alles von jeher und zumal besessen, vieles nur als Pfandschaft, aber doch waren zu Zeiten ihrer Güter so viele, daß sie – der Familie gewahrt – die Grundlage einer noch höhern Geltung hätten werden müssen. Versuchen wir eine kurze Übersicht zu geben und beginnen wir mit dem Oberamt Gmünd, so wird die Ortsbeschreibung lehren, daß manche der nicht mehr rechbergischen Gemeinden einst ganz rechbergisch waren, daß in allen Gemeinden die Herrn von Rechberg mehr oder weniger ausgedehnte Güter und Rechte einst besaßen, schon soweit wir das heute noch beweisen können.

Im Oberamt Aalen liegt die rechbergische Herrschaft Heuchlingen (bis 1585) und sind weiterhin bis Aalen einzelne Besitzungen nachzuweisen, besonders in Bernhardsdorf, Reichenbach, Neubronn und Leinroden (rechbergische Residenz 1357 ff.).

Im Oberamt Gaildorf saß zu U.-Gröningen eine Zeit lang eine eigene Linie – 1410, bedeutende Besitzungen waren zu Eschach und Wengen – 1386 verkauft, – und mit der Waibelhub wurden Güter und Gericht zu Rupertshofen und in der ganzen Umgegend weggegeben (1410).

Welzheim selber war auch in rechbergischen Händen, Alfdorf wenigstens zu 2/3, die Burg Waldau mit Zubehörden (Wetzgan, Pfersbach, Theinbach etc.). Der Sachsenhof a. d. Rems ist 1328 verschenkt worden, Wäschenbeuren ist jedenfalls 1380 rechbergisch gewesen bis 1599.

Im Oberamt Schorndorf wurde die Burg Waldenstein erworden, doch nur auf kurze Zeit; dagegen bis 1811 besaßen die Rechberg ansehnliche Weingefälle im Neckarthal, von Stuttgart bis Eßlingen (auch das Patronat zu Ober-Eßlingen), bes. im Oberamt Cannstatt.

Sehr ausgedehnt waren die Besitzungen im Oberamt Göppingen, in und um Faurndau und Eschenbach; die Herrschaft Rechberghausen mehrmals; dazu Stauffeneck (nach 1300–1599), Filseck 1318, Groß- und Kleinsüßen, Groß- und Klein-Eislingen, Wangen u. s. w., | auch ein Burgsäß auf Hohenstaufen. Im Oberamt Kirchheim Weinzehnten zu Döttingen; im Oberamt Geislingen liegen die heute noch rechbergischen Güter Scharfenberg-Donzdorf und Weissenstein mit Zubehörden; einst gehörte dazu auch Ravenstein mit Steinenkirch (1472–1543) und um 1589 Drakenstein. In Ulm war das Ammanamt 1351 und die Judensteuer 1347 verpfändet, 1404 gelöst; Ballendorf gehörte der Staufenecker Linie. Im Oberamt Heidenheim war die Herrschaft Hellenstein verpfändet 1307–1333, gelöst mit Ausnahme des ganz erworbenen Böhmenkirch. Die Rittergüter Falkenstein und Eselsburg samt Döttingen, Heuchlingen, Mehrstetten 1390–1562/93; Hürben mit Gerstetten, Heldenfingen, Meidstetten u. a. 1381/85.

Im Oberamt Neresheim war Baldern einige Zeit verpfändet und im Ries nicht unbedeutende Erwerbungen gemacht: Hochhaus, Killenthal u. a. auch Dattenhausen u. s. w. Im Oberamt Gerabronn die Herrschaft Werdeck mit Michelbach (von 1460–70). Im Oberamt Mergentheim war Weikersheim verpfändet 1449–67 und vielleicht länger; weiterhin in Franken kennen wir die Verpfändung von Uffenheim 1477, von Kitzingen 1443 und von Homburg a. d. Wern 1475–78. Im Oberamt Marbach und Ludwigsburg erscheinen Besitzungen in Bottwar (verkauft 1574), bei Hoheneck, Benningen und Herteneck um 1350. Sindelfingen (Oberamt Böblingen) war im Besitz und wurde 1351 verkauft.

In Oberschwaben war in rechbergischem Besitz Rottenacker, 1447 verkauft, und Grunzheim im Oberamt Ehingen, 1/3 der Pfandschaft Sulmentingen 1406 und Vogtrechte um Zwiefalten, im Zusammenhang mit den hohenzollernschen Besitzungen. Im Oberamt Riedlingen erscheinen Besitzungen in Uttenweiler und in der Gegend von Schussenried im Oberamt Waldsee; im Oberamt Balingen die Schalksburg 1460. Bedeutender war der Antheil an der Grafschaft Falkenstein mit den Burgen Ramstein und Schramberg, Oberamt Oberndorf, auch Vogtei über St. Blasien c. 1450–1526; dann Schwarzenberg mit Elzach und Schloß Ruggburg bei Lindau; in Baden Hohenkrähen im Hegau auf kurze Zeit c. 1620 erworben.

Ziemlich bedeutend waren einst die von den Grafen v. Veringen theils erheiratheten, theils sonst erworbenen Besitzungen im Hohenzollernschen: in Gamertingen und Hettingen samt Zubehörden, (1374, 1408–1447, 1575) die Burg Lichtenstein und Zubehörden Vogtei über Kloster Beuron (1407–1447), Dorf Salmandingen (1448) u. a. m.

Noch ansehnlicher sind die zahlreichen Erwerbungen zwischen Iller und Lech; um die Iller her Kelmünz (1343–1794) mit Kirchberg (– 1670) Osterberg (– 1679) und Zubehörden, Brandenburg (– 1539), Kronburg (– 1604), Bellenberg (– 1783), die | Herrschaft Illeraichen (c. 1320–1676). An der Roth: Unterroth, Weissenhorn und das Landgericht Marstetten, (– 1475) Nordholz im obern Biberthal; an der Günz: Babenhausen (– 1538), Heufelsburg (– 1599), Waldstetten und Ober-Blaichen, Tafertshofen (– 1530 und 1792) und Autenried (– 1599); an der Kamlach: Neuburg (– 1524); an der Mindel: Mindelheim (1467 verkauft); an der Schmutter die Herrschaft Killenthal und Westendorf samt Dattenhausen. Selbst die Landvogtei im Burgau war eine Zeit lang verpfändet und die Schirmvogteien über die Klöster Edelstetten und Ursberg.

In Augsburg selbst gewisse Ansprüche, an der Wertach die Grafschaft Schwabeck mit Türkheim (– 1620 c.), Konradshofen, die Brücke bei Heldenfingen.

An der Donau waren Unterpfand oder Lehen: Leipheim (1432–52), Blindheim (c. 1620), Dapfheim, Stauf bei Hageln etc.; im Eichstädt’schen: Arberg (c. 1460), Dollenstein mit Weilheim (– 1440).

Im Innern Bayerns wurden im 16. und 17. Jahrhundert verschiedene Herrschaften erworben, besonders durch Pfandschaft, und wieder aufgegeben, so Jetzendorf, eine Zeit lang Residenz, Baumgarten, Gerteney, Falkenstein, Wolnzach, Rauenlöschburg, Peisenberg, Finsing, Ölkoven und Lorenzberg u. a.; die Vogtei der Klöster Ettal, Raitenbuch und Polling, die Grafschaft Möring u. a. m.

Nicht vergessen wollen wir auch den Lehenhof der Herrn von Rechberg, zu welchem die von Degenfeld, vom Holz u. a. m., namentlich viele Patricierfamilien von Gmünd und Eßlingen gehörten; es konnte ein Mannengericht mit 12 Beisitzern nach Bedürfniß berufen werden.

Den Rest aller Besitzungen bildet heutzutage die ziemlich abgerundete Grafschaft Rechberg mit den Herrschaften: Hohenrechberg, Straßdorf, Donzdorf, Weissenstein, Böhmenkirch, Winzingen, Ramsberg und Kleinsüßen, (zusammen c. 21/2 □ Meilen mit 9600 Einw.) wozu noch die bayerische Standesherrschaft Mickhausen (an der Schmutter in Schwaben, c. 11/2 □ Meilen mit 4000 Einw.) kommt. In Ergänzung und Vervollständigung der frühern Familien- und Fideicommiß-Verträge von 1494, 1591 und 99 haben die sämtlichen Mitglieder der Familie 2. Juni und 8. Oct. 1828 ein „erneuertes gräflich rechbergisches Familien-Fideicommiß-Statut“ abgefaßt, welches 1829 die königliche Bestätigung erhielt. Jene Besitzungen samt etwaigen weitern Erwerbungen sollen ein unzertrennliches Familienbesitzthum bleiben, welches nach der Primogenitur-Succession im Mannsstamme sich vererbt; erst nach dessen Aussterben treten die Töchter ein.

Wie sehr die Familie zusammengeschmolzen ist, hat unser Stammbaum gezeigt; die ehemaligen vielen Linien erklären es, wie Kaiser Karl V. zu Hans von Rechberg sagen konnte: er habe gehört, daß vor Jahren 60 Rechberge zugleich Harnasch getragen hätten! ein | freilich übertriebenes Gerücht. Jedenfalls aber hat die Familie auf allen Gebieten tüchtige Männer geliefert und namentlich haben ihre Sprößlinge gekämpft und geblutet auf den verschiedensten Schlachtfeldern von Italien (z. B. Marignano, – Sempach) bis an die Nordsee (im 30jährigen Krieg) und gegen die Türken in Algier wie längs der Donau. Ein Ulrich von Rechberg soll 1298 König Adolfs Fahne bei Göllheim getragen haben; besonders bekannt hat Hans von Rechberg der Schramberger seinen Namen gemacht als kühner Kriegsmann. Wer weiß wie viele Fehden die Rechberger durchgefochten haben, theils eigene, wie z. B. noch 1471 eine solche dem Grafen von Württemberg angesagt wurde, theils als Genossen Anderer oder im Dienst mächtigerer Herrn, z. B. der Württemberger. Manchen Sieg mögen sie erfochten haben, wie 1449 gegen Gmünd, aber auch manche Niederlage traf sie, z. B. 1462 bei Giengen wurde Ulrich von Rechberg gefangen. Wir finden die Rechberge auch in den verschiedensten Rittergesellschaften als Mitglieder und Hauptleute, bei der St. Georgs-, St. Wilhelms-, Schwert-, Löwen-Gesellschaft u. a. m. In den schwäbischen Bund traten sie 1480, zum Rittercanton Kocher 1560.

Auch auf dem Gebiet der Diplomatie haben sich Rechberge ausgezeichnet, von Herr Conrad von Rechberg an, welcher ein Mitglied der Gesandtschaft Kaiser Ludwigs des Bayern an Papst Benedikt war 1335, und von dem ersten Grafen Wolf Conrad, der von Kaisern und Fürsten zu Gesandtschaften verwendet wurde, bis in die neuesten Zeiten, – und hohe Staats- wie Hofwürden haben sie oft und viel bekleidet, besonders in Bayern, aber auch z. B. als Landrichter und Hofmeister des Burggrafthums Nürnberg u. a. m. Mit Kaiser Friedrich III. waren bei seiner Krönung in Rom – Veit und Jörg von Rechberg 1451/52.

Männer, welche in der Kirche hohe Stellungen erreichten, hat unser Stammbaum verschiedene genannt; besonders gerühmt wird Albrecht, der Bischof von Eichstädt, † 1445, als ein tüchtiger Mann für geistliche und weltliche Angelegenheiten. Reich bezeugt wird auch viel kirchlicher und wohlthätiger Sinn durch Stiftung von Kirchen und Pfründen, durch Geschenke an die Klöster der Gegend, gewöhnlich damit Jahrstäge oder Messen gehalten, ewige Lichter eingerichtet werden u. dgl. m. Besonders reiche Beiträge für die Armuth hat das Spital zu Gmünd bekommen, weßhalb die Herrn von Rechberg auch das Recht bekamen stets ein paar Pfründen zu besetzen.

Zum Schluß noch ein paar Worte von dem Wappen. Im goldnen Schilde stehen 2 aufgerichtete, von einander gekehrte rothe Löwen, deren aufwärts geschlagene Schwänze dreimal um einander geschlungen sind; auf dem Helm Brust und Kopf eines Rehbocks – welche Helmzierde bisweilen auch allein im Siegel geführt wurde. | Bei der Erhebung zur Grafenwürde 1607 und 1626 vermehrte der Kaiser auch das Wappen durch 2 weitere Helme: 1) mit einem gekrönten Löwen, 3) mit Büffelhörnern und hinter denselben 2 Banner, 1) mit 3 rothen Löwen, 2) mit den Jochen von Illeraichen. Heutzutag führen die Herrn „Grafen von Rechberg und Rothen-Löwen, Freiherrn von Hohenrechberg“ einfach das uralte Familienwappen mit 2 Löwen als Schildhaltern.


2. Kirchliche Verhältnisse.

Über die Einführung des Christenthums hat sich lediglich keine Nachricht erhalten; sie kam wohl im Gefolg der Einverleibung Alemanniens ins fränkische Reich. Ein paar Schenkungen an das Kloster Lorsch von 783 und 805 beweisen, daß es damals Christen in der Gegend gab. Von einem Einfluß der Klöster Murrhardt und Ellwangen haben wir keine Spuren; daß die Kirchsätze zu Herlikofen und Iggingen ellwangische Lehen waren, kann wohl auch ein später entstandenes Verhältniß gewesen sein. Auch von der Existenz der verschiedenen Pfarreien und Kirchen des Bezirks finden sich, Gmünd selber ausgenommen, erst gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts urkundliche Belege, z. B. Heubach 1326, Degenfeld 1344, Iggingen und Herlikofen 1347, Mögglingen 1351, Täferroth und Lautern 1357, Weiler i. B. 1358, Durlangen und Zimmerbach und Spreitbach 1360 u. s. w. Natürlich aber können diese und andere Kirchen lange vorher schon existirt haben. Wahrscheinlich ist, daß ursprünglich nur wenige Mutterkirchen bestanden, von welchen die Filialien allmählig sich ablösten.

Durch den Bezirk geht die uralte Grenzlinie zwischen den zwei alemannischen Bisthümern Constanz und Augsburg. Zum Constanzer Landkapitel Geislingen im Archidiaconat Alb gehörten die Pfarreien Degenfeld, Winzingen und Wisgoldingen, Reichenbach, (Donzdorf und Ottenbach) und disseits der Berge noch (also wahrscheinlich einst Filial einer Pfarrei auf der Alb) Waldstetten, wozu Hohenrechberg gehörte.

Zum Bisthum Augsburg, Distrikt Ries, gehörten die zwei Landkapitel Lorch und Lautern. Im Kapitel Lorch lagen die westlichen Grenzorte Gmünd und Straßdorf, und – auf dem Aalbuch Bartholomä (wohl durch besondere Verhältnisse); im Kapitel Lautern die weitern Pfarreien: Bargau, Bettringen, Weiler i. B., Heubach mit Böbingen, Lautern und Mögglingen, Herlikofen und Iggingen (mit Muthlangen und Lindach), Leinzell, Täferroth, Zimmerbach und Spreitbach u. s. w. bis Eschach, Gröningen und Frickenhofen.

Die Kapitelsbruderschaft von Lautern hatte ihren Mittelpunkt zu Iggingen; denn 1472 versprachen Dekan und Kämmerer auch künftig, wie es von Alters Herkommen, am Aftermondtag nach Fronleichnam | zu Iggingen ihren Kapitelsjahrtag zu halten mit Singen und Lesen und allen andern Gottesdiensten. Das Kloster Gotteszell, als Kirchherr zu Iggingen, versprach jährlich 2 fl. zu reichen. Dekan und Kämmerer wurden frei gewählt und konnten in jedem Pfarrort sitzen.

Von Klöstern bekamen Anhausen 1121 bei der Stiftung (bes. in Mögglingen) und Lorch (gestiftet 1102) wahrscheinlich frühe schon wenigstens einen Theil der spätern Besitzungen; nur Weniges erwarb Adelberg (s. Vorder-Linthal) und etwas mehr Königsbronn (s. Ober-Böbingen und Heubach). Das 1240–50 gestiftete Frauenkloster Gotteszell bei Gmünd hat allmählig ansehnliche Besitzungen erworben; weniger das Dominikaner-, Augustiner- und Franziskanerkloster zu Gmünd, wozu noch ein Kapuziner- und das Franziskanerinnenkloster zu St. Ludwig kam; s. bes. Gmünd.

In Gmünd selber kam eine so zahlreiche Priesterschaft zusammen durch die vielen Kapellen und Meßpfründen an den einzelnen Altären, daß 1403 (?) eine besondere Priesterbruderschaft gestiftet wurde. Wie 1761 die Pfarrkirche zu Gmünd vom Kapitel getrennt und zu einem Collegiatstift erhoben wurde, s. b. d. Stadt.

Die Herrn von Rechberg waren im Besitz zahlreicher Patronatsrechte und freiten 1397 ihren Geistlichen in der untern Herrschaft um Hohenrechberg alle Güter gegen das Versprechen an den vier Quatembern jährlich zusammenzukommen und für die verstorbenen Herrn von Rechberg zu beten. Dabei werden genannt die Geistlichen zu Treffelhausen, Heuchlingen, Weissenstein, Yflingen, Nendingen, Böhmenkirch, Wisgoldingen, Degenfeld, Ottenbach, Donzdorf, Winzingen, Weckerstell, Waldstetten, Salach, Wälden, Reichenbach, Beuren.

Die Reformation fand bei der Bevölkerung Gmünds vielen Eingang, es gelang aber dem Rathe die Bewegung allmählig zu unterdrücken, so daß in der Reichsstadt blos die katholische Confession geduldet wurde. Dagegen fand die Reformation einige entschiedene Anhänger unter den Herrn von Rechberg, namentlich den Philipp von Rechberg auf Ramsberg (s. das.) und die Heuchlinger Linie, von welchen Herr Ulrich auf Hohenrechberg selbst alle Sonntag seinem Hausgesind eine Predigt aus Luthers Postille vorlas und Psalmen mit ihnen sang. Er wollte in Heuchlingen seine Unterthanen nicht zur Augsburgischen Confession zwingen, verweigerte aber denen, welche sich der evang. heil. Communion entzogen den Ortskirchhof. Wahrscheinlich hat er auch in Straßdorf reformirt, wie zu Heuchlingen. Mit dem Aussterben dieser Linie aber hielt die überlebende, mit Bayern eng verbundene Linie von Rechberg-Illeraichen um so entschiedener am Katholicismus fest, so daß blos Württemberg die Reformation dauernd durchführte in den Pfarreien Heubach mit Ober-Böbingen | und Täferroth, wohin dann die übrigen württembergischen Unterthanen auch gewiesen wurden; vgl. Unter-Böbingen und Mögglingen.

Die ritterschaftliche Pfarrei zu Bartholomä wurde von den Herrn von Wellwart reformirt und blieb in evangelischen Händen; der Pfarrer war keiner höhern geistlichen Behörde untergeordnet.

Die alten katholischen Landkapitel Lorch und Lautern wurden nach der Reformation zusammengeworfen und ein Kapitel Gmünd gebildet, welches in seiner jetzigen Gestalt 1810 organisirt worden und dem neu gestifteten Bisthum Rottenburg untergeordnet ist.

Die evangelische Pfarrei Täferroth wurde – mit Lorch – dem Dekanat Schorndorf zugewiesen und gehörte ursprünglich zur Prälatur Lorch, seit 1599 zum Generalat Adelberg. Heubach mit Ober-Böbingen und Degenfeld gehörte zum Dekanat Heidenheim und Generalat Adelberg, später Denkendorf.

Nach den Landeserwerbungen von 1802 ff. wurde dem neuen evangelischen Dekanat Aalen auch das Oberamt Gmünd zugetheilt, mit Ausnahme Täferroths, das mit Lorch zum neuen Dekanate Welzheim kam.

Beide Dekanate sind seit 1823 dem Generalate Hall zugewiesen, vorher war Aalen im Generalat Denkendorf und Ulm (1810), Welzheim im Generalat Urach.

Zur Zeit der Reformation regten sich im Bezirk auch die Wiedertäufer, namentlich zu Gmünd, s. da, und auf dem Aalbuch. Wolf von Rechberg strafte solche um Geld und ließ sie wieder laufen, vom Profoßen des schwäbischen Bundes aber wurden sie blutig verfolgt, vgl. Oberamt Aalen S. 321, k)[5]


3. Besondere Schicksale.

Da im Falkenloch beim Kitzinghof Gerippe, Asche und Kohlen gefunden worden sind, so mag man sich für die ältesten Zeiten schon höhlenbewohnende Menschen in der Gegend denken. Von Begebenheiten während der römischen Zeit ist nichts bekannt. Lyrers Erzählungen von den Brüdern mit den rothen Löwen als Schildzeichen sind Fabeln; gerade so verhält es sich mit der Erzählung von einer Ansiedlung und Kapelle bei Gmünd zur Zeit Karls M.

Daß die Umgegend zur Zeit der Hohenstaufen in Blüthe kam, manches kaiserliche Prachtgefolge durch’s Remsthal ziehen sah, – ist unzweifelhaft, aber Näheres wissen wir nicht mehr; vgl. Gmünd. Wie überall haben auch in unserer Gegend fast nur kriegerische Ereignisse ihr Andenken hinterlassen. So berührte gewiß der Kriegszug König Rudolfs I. 1278 gegen Herwartstein (über Königsbronn) auch unsern Bezirk, weil damals schon die Hauptstraße auf den Aalbuch und nach Nördlingen-Nürnberg wie nach Augsburg vom Neckarthal | durch Gmünd ging und die Bargauer oder Lauterner Steige weiter aufwärts.

Der Kriegszug Kaiser Heinrichs VII. gegen die Grafen von Württemberg 1310, die Kämpfe der Gegenkaiser Ludwig und Friedrich berührten auch unsere Gegend und aus dem ersten großen Städtekrieg 1376–78 (in welchem die Burg Bettringen zerstört worden zu sein scheint) sind verschiedene Reisen der Gmünder bekannt, welche sich auch am zweiten Städtekrieg betheiligten (1384–89). Eine besondere Fehde des Grafen Eberhard von Württemberg mit Gmünd fällt ins Jahr 1393 und zog gewiß die ganze Gegend in Mitleidenschaft.

In der Geroldsecker Fehde sind Streifzüge bis Lorch und in die Gmünder Gegend 1421 vorgekommen. Auch die Hussitenkriege regten die Einwohner auf; verschiedene Herrn von Rechberg z. B. zogen gegen sie aus, 1430, kamen aber mit bedeutenden Verlusten zurück.

Aus dem dritten großen Städtekrieg 1448–50 ist besonders der Gmünder Zug gegen Waldstetten und Hohenrechberg bekannt 1449, wobei sie auf dem Rückzug eine empfindliche Niederlage erlitten. Verschiedene Burgen in der Umgegend (Waldstetten und wohl auch Waldau u. a.) wurden zerstört, Heerden weggetrieben und wieder geholt u. a. m. Besonders empfindlich war es einige Zeit, daß Graf Ulrich von Württemberg gegen Gmünd eine Sperre verhängte und allen seinen Unterthanen jeden Verkehr mit der Stadt verbot. – In der pfälzisch-bayerischen Fehde zog das württembergische Heer 1461 nach und von Heidenheim zurück auch durch den Bezirk und sammelte sich wieder 1462, Februar, bei Gmünd zur Belagerung des Hellenstein.

1482 soll allenthalben großer Hunger gewesen und ein großes Sterben (Hungertyphus?) darauf gefolgt sein. Ein Bild von der Unsicherheit jener Zeiten gibt die Nachricht, daß Wilhelm von Rechberg-Weissenstein 1488 eine Bande von acht Ächtern und Räubern auf dem Aalbuch überfiel, die alle erstochen wurden.

Im Jahr 1514 regten sich, gleichzeitig mit dem armen Conrad im Remsthal, auch die rechbergischen Bauern zum Theil, weigern sich der herkömmlichen Frohndienste und klagen auch am Hofgericht zu Rottweil. Kein Wunder, wenn 1525 der Bauernkrieg viele Aufregung machte und dem durch die Gegend ziehenden Limburg-Haller Haufen vielen Zuzug verschaffte. Unter den Anführern waren Jörg Bez aus Muthlangen und Jörg Bader aus Böbingen, Hauptmann eines Fähnleins bei Zerstörung der Burg Hohenstaufen. Die Bauernschaar lagerte bei Muthlangen und Ober-Böbingen, bei Iggingen auf dem Anger, vgl. Gmünd.

Daß Gmünd auch bei der Vertreibung Herzog Ulrichs nicht unbetheiligt gewesen war, lehren uns Entschädigungsansprüche desselben 1538, | weil Franz von Sickingen beim Sachsenhof eine Herberg niedergebrannt hatte. Dem Landfrieden zum Trotz hatte Gmünd 1543 f. nochmals mit den Diemern zu Lindach eine Fehde auszufechten, wobei die Unterthanen gebrandschatzt und schwer beschädigt worden sind, Stadt und Land um 80.000 fl. Recht in Mitleidenschaft wurde die ganze Gegend im schmalkaldischen Krieg gezogen. Als die Verbündeten schon auf dem Rückzug von der Donau her begriffen waren, rückte die württembergische Landmiliz 10.000 Mann stark heran, kehrte jedoch wieder um. Der Kurfürst von Sachsen kam mit seinem Heer über den Aalbuch und besetzte die ganze Umgegend der Stadt Gmünd, die belagert – sich ergeben mußte, 26. Nov. 1546. Obgleich die Sachsen gleich weiterzogen und nur auf kurze Zeit eine Besatzung blieb, berechnete Gmünd den ganzen Schaden in Stadt und Land auf 150.000 fl. 1552 erpreßte Markgraf Albrecht von Brandenburg von Stadt und Landschaft 6663 fl. Im gleichen Jahre zog Herzog Christof durch’s Remsthal gegen Ellwangen und 1554 gegen Hohenrechberg u. s. w. Eine große Pest wüthete 1575, welche in Gmünd allein 2209 Personen soll weggerafft haben; 1599 besetzte Herzog Christof von Württemberg die rechbergischen Besitzungen in Folge des Erbfolgestreits; s. oben VII., 2.

Der 30jährige Krieg begann für die Gmünder Gegend schon September 1619 mit großen Beschwerden durch württembergische Einquartierung, welche das ganze Gebiet der Stadt besetzt hielt und viel Unfug verübte. 1622 war die Noth des Geldwesens durch die Kipper und Wipper so hoch gestiegen, daß 1 Viertel Korn bis auf 10 fl. stieg und 1. Pfund Brod bis auf 18 kr. 1 Viertel Schönmehl 2 fl. 30 kr., eine Salzscheibe 10 fl., 1 paar Ochsen bis zu 900 fl., ein Kälbchen 30 fl., ein gemästet Schwein 100 fl., 1 paar alte Hämmel 50 fl., 1 Krautkopf 20 kr., 1 Pfund Schmalz 26 Batzen, 1 Pfund Lichter 1 fl., 1 paar Mannsstiefel 25 fl., das Sohlen 2 fl. 30 kr., 1 paar gemeine Schuhe 4 fl., 1 Pfund Eisen 10 Batzen, ein Holzbeil 4 fl., Leinentuch 5/4 breit 1 Elle 18–22 Batzen! Zu andern Zeiten stiegen wenigstens die Lebensmittel, wie 1636 das Malter Korn 36 fl. kostete und auch wieder auf die Hungersnoth großes Sterben folgte in Stadt und Land.

Von zahlreichen Durchzügen verschiedener Heerschaaren haben sich mancherlei Nachrichten aus verschiedenen Orten des Bezirks erhalten z. B. 1624, 25, 26, 27, 28, 29; 1631 ff. 1634 wurde Gmünd und Umgegend während der Nördlinger Schlacht 27. August von einer kaiserlichen Streifparthie überfallen und geplündert. – Zum Schluß des Kriegs setzten sich nochmals die Schweden in Gmünd fest 1647/48, welche beim Abgang die große Sägmühle verbrannten.

Die Stadt Heubach schlug ihren Schaden im ganzen Krieg auf | 200.000 fl. an; alle Obstbäume seien abgehauen worden u. dgl. Gmünd berechnete ca. 1.600.000 fl. Schaden.

Franzosen zogen 1664 durch’s Remsthal, dem Kaiser zu Hilf gegen die Türken; die Franzosenkriege aber brachten zwar diese unwillkommenen Gäste nicht, aber doch Abtheilungen der deutschen Armeeen oft und viel ins Remsthal; z. B. 1675 und 76, 1688 bis 1696 alljährlich fanden wir Einquartierungen und Militärkosten erwähnt und zwar wie im Remsthal so in Bartholomä, aber auch (wenn gleich seltener, in Orten an der Lein. Die Franzosen wurden zum Glück zweimal, 1688 und 93 bei Schorndorf zurückgewiesen und das obere Remsthal gerettet.

Ehe noch Friede wurde nach außen, entbrannte innerer Hader. Die Unterthanen in den vier Gmünder Landämtern klagten über zu schwere Besteurung und Frohndienste u. dgl. m. und wendeten sich an den Reichshofrath, welcher durch verschiedene Commissionen den Streit zu schlichten suchte, der in allerlei Wendungen bis 1792 fortdauerte, vgl. Gmünd.

Im spanischen Erbfolgekrieg war auch der schwäbische Kreis zur Theilnahme genöthigt und von 1703 gab’s wieder jährliche Prästationen und 1707 drangen die Franzosen im Remsthal herauf und die Stellung des Reichsheeres bei Iggingen wurde verlassen. Am 22. Juni rückte Marschall Villars bis Gmünd vor und zwischen Iggingen und Aalen kam es zu einem Gefecht, bei welchem die Franzosen zurückgeschlagen wurden. Sie plünderten aber und erhoben Brandschatzungen, in Gmünd z. B. 20.000 Thaler, ehe sie zurückgingen.

Während des österreichischen Erbfolgekriegs gab’s wieder, besonders 1743, Durchzüge mit ihren Lasten, im siebenjährigen Krieg verursachten Durchzüge württembergischen Militärs allerlei Klagen, besonders 1763. Dazwischen hinein waren die innerlichen Zwistigkeiten wiederholt zum Ausbruch gekommen, so daß noch einmal 1777 der Reichshofrath eine Entscheidung geben mußte. Die französische Revolution brachte einen neuen Conflikt, indem der Magistrat die waffenfähige Mannschaft aufnehmen wollte und im Nothfall, soweit die Werbung nicht zureiche, Conscription in Aussicht stellte. Der Magistrat benachrichtigte den schwäbischen Kreis von der Widersetzlichlichkeit der Unterthanen und dieser drohte mit militärischer Execution 1794. – Die Revolutionskriege brachten zuerst wieder Durchmärsche und Einquartierung 1791 ff., 1796 aber rückten die Franzosen durch’s Fils- und Remsthal den Österreichern nach, welche am 26. Juli von Gmünd auf den Aalbuch zogen. Bei Unter-Böbingen und Ramsberg gab’s Vorpostengefechte und über Wisgoldingen und Degenfeld einerseits, über Mögglingen und Heubach andererseits gingen die Franzosen vor, kamen auch nach dem für sie ungünstigen Gefecht bei Neresheim 11. August zum Theil bis Heubach zurück, doch nur um | desto energischer vorzurücken. Dabei war nun viel geplündert und verderbt worden, neben großen Quartierskosten in der ganzen Umgegend. Eine Specifikation in Bartholomä berechnet den Schaden an Geld, Brod, Mehl, Schmalz, Milch, Gänsen, Hennen, Eiern, Fleisch, Schuhen, Tuch, Hemden, Halstüchern, Tabakspfeifen, Wein, Bier, Branntwein und Hausrath auf 21.116 fl. 37 kr., worunter der Pfarrer mit 277 fl. – Neue Kosten machten 1797 die österreichischen Quartiere, welche im Bezirk vom April bis Decbr. u. s. f. erwähnt werden; 1800 und 1801 gab’s sogar französische Besatzung.

Wie Gmünd 1802/03 als Entschädigung an Württemberg gegeben wurden wie überhaupt der größere Theil des Oberamts allmählig, bis 1810, an die Krone Württemberg kam, ist schon VII, 1 gesagt.

Damit war zu neuen Abgaben auch die vorher so gefürchtete Conscription gekommen; 1805, 5. Oktober zog der neue Kaiser Napoleon, gegen Ulm rückend, persönlich durch’s Remsthal, und wieder gegen Österreich am 15. April 1809, wobei er an der Rinderbacher Mühle durch einen frischen Trunk sich erquickte. Kriegerische Ereignisse haben den Bezirk nicht mehr berührt, nachdem von Ulm her ein Theil der österreichischen Kavallerie über Gmünd und durch’s Remsthal hinauf sich retirirt hatte 1805, 15/16 Oktober. Um so drückender waren aber bis 1815 die (etwa 1811 ausgenommen) jährlichen Durchmärsche und bald längeren, bald kürzeren Einquartierungen französischer und deutscher Truppen, Kriegsgefangener, Verwundeter u. dgl.

Von allgemeineren Unglücksfällen erwähnen wir noch die große Hungersnoth 1771/72, welcher man durch Bestellung von Getreide aus den Niederlanden zu begegnen suchte, weil die Nachbarn gewöhnlich durch Ausfuhrverbote sich selbst helfen wollten; eine Seuche und viel herumstreichendes Bettler- und Jaunergesindel kam im Gefolg der Theuerung.

Da Überschwemmungen und Hagelwetter gewöhnlich mindestens einige Markungen oder ganze Landstriche treffen, so stellen wir an diesem Platz eine Reihe von Nachrichten zusammen, aus einzelnen Orten stammend, gewiß aber auch die Umgebung berührend.

1530 war so große Dürre, daß manche Bäche austrockneten. 25. Juni 1531 war ein schweres Gewitter, das zu Gmünd in den Königsthurm schlug und eine so große Überschwemmung verursachte, daß die Stadtmauern zum Theil beschädigt wurden. 1601, 6. Sept. ein starkes Erdbeben verspürt; 1598, 6. Mai, 1613, 13. Juni und 8. Juli; 1646, 3. Juli verheerende Hagelwetter; 1661, 28. Jan. Überschwemmung der Rems, welche bei Gmünd große Verheerungen anrichtete. 1721, 16. Juni Hagelwetter zu Waldstetten und Winzingen etc.; 1729, 29. Jan. und 1730, 24. März große Überschwemmung | durch die Rems; 1726, 17. Juli und 1732, 27. Mai, 1733, 18. Mai Hagelwetter bei Gmünd; 1739 Hagelschauer in Waldstetten, 1751 große Gewitter in Leinzell und Göggingen; 1752, 15. Juni Hagelschlag in Leinzell und Horn; 1755, 22. Juli zu Horn; 1756 zu Waldstetten sammt Aushöfen; 1759, 25. Juli zu Reitprechts, Straßdorf, Waldstetten Muthlangen; 1760, 1. August bei Lautern und Ober-Böbingen, 15. August bei Leinzell und Göggingen; 1762, 13. Aug. zu Bartholomä, 1768, 18. Aug. zu Ramsberg und Winzingen, 4. Aug. zu Gmünd; 1769, 1. Juni zu Winzingen und Ramsberg (Lauxenhof bes.); 1777, 12. Juni in Unter-Böbingen und Gmünd; 1778, 30. Juni Überschwemmung der Rems; 1782, 20. Aug. Hagelwetter im Heubacher Amt; 1784 um Gmünd; 1785, 3. Aug. auf den Markungen Heubach, Buch, Ober- und Unter-Böbingen und Ober-Bettringen; 1795, 1801 u. s. w., 1827, 13. Mai ergoß sich ein Hagelwetter mit Wolkenbruch über Gmünd und Umgegend; Häuser und Menschen fanden im Wasser ihren Untergang.


4. Alterthümer.
A. Römische.

Die Römer, welche ihre überdonauische Grenze (Limes transdanubianus) durch den nördlichen Theil unseres Bezirks führten, haben außer dieser noch mehrfache untrügliche Spuren ihres ehemaligen Aufenthalts im Bezirk, namentlich auch Strassen, Niederlassungen etc. hinterlassen.

Der Limes bestand hier nicht, wie der vom Hohenstaufen gegen Norden ziehende Limes transrhenanus aus einem Wall mit Graben, sondern aus einer festen Hochstraße, an der in verschiedenen Abständen Kastelle und Wachhäuser angelegt waren (s. hierüber „Paulus, der römische Grenzwall, Limes transrhenanus“, S. 50 ff.).

Diese zunächst von Hüttlingen herkommende Grenzstraße (Limes transdanubianus) tritt unter der Benennung Hochstraße bei dem Wald Stöckach in den Bezirk, zieht weiter an dem nördlichen Saum des südöstlich von Brackwang gelegenen Waldes Grubenholz, bis zu dem Schafhof, von da gegen das Schafhäusle, einige 100 Schritte südlich an der zu Schönhardt gehörigen Kapelle vorüber, gegen Brainkofen, das etwa 200 Schritte nördlich bleibt, ferner einige 100 Schritte nördlich an dem Herlikofer Schafhaus vorbei, über die 1/4 Stunde nordwestlich von Lindach gelegene Flur „beim Galgen“ und verläßt 1/2 Stunde nordwestlich von Muthlangen den Bezirk, um im Oberamt Welzheim fortzusetzen und sich bei Pfahlbronn an die vom Hohenstaufen herkommende überrheinische Grenze (Limes transrhenanus) anzuschließen. Vom Schwalbenhof (Oberamts Aalen) bis nach Pfahlbronn | läuft die Grenzstraße genau auf der Wasserscheide zwischen Rems und Lein und hatte, stets auf dem Rücken der Hochebene hinziehend, hier ein Terrain gewonnen, das in strategischer Beziehung für die Römer nichts zu wünschen übrig ließ. Die Führung der Grenzstraße ist wo möglich eine schnurgerade und wenn die Terrainverhältnisse eine Änderung der Richtung bedingten, so geschah dies in Winkeln, nicht in Bögen, wie bei den gewöhnlichen Römerstraßen, wodurch sie sich von den letzteren wesentlich unterscheidet; dagegen ist die Struktur wie bei den übrigen Römerstraßen im römischen Zehentlande, nämlich eine dammartige, 2–5′ hohe Anlage mit 12′ breiter Fahrbahn. Die Pflasterung der Straße besteht aus meist großen, etwas zugerichteten Steinen mit reichlichem Mörtelverband; letzteres ist bei den gewöhnlichen Römerstraßen, wenigstens in Württemberg, seltener der Fall und mag wohl zu der irrigen Ansicht, daß die Straße eine Mauer gewesen sei, und daher zu der gewöhnlichen Benennung Teufelsmauer Veranlassung gegeben haben. Durch den Umstand, daß man diese sog. Teufelsmauer auf große Strecken heute noch als Straße benützt und nebenbei auch Hochstraße und Heerstraße nennt, wird die aus der Phantasie des Volks entsprungene Ansicht am sprechendsten widerlegt, denn auf die Reste einer Mauer wird wohl Niemand eine Straße gründen. Außer den an dem Limes zunächst gelegenen festen Punkten legten die Römer zur weiteren Deckung derselben noch mehrere nicht unbedeutende Verschanzungen an, indem sie nördlich und südlich von der Grenzstraße auf den Hochebenen, in welche Thäler und Schluchten tief eingreifen, an schmalen Stellen von einem Thalrand zu dem andern Gräben und Wälle anlegten, die heute noch Landgraben, Teufelsmauer, Schanzgraben etc. genannt werden. Derartige Verschanzungen treffen wir in unserem Bezirk bei Zimmerbach von einer Seitenschlucht des Leinthals bis zu einer Seitenschlucht des Roththals bei Thanau; ferner südlich von Herlikofen, von dem Thälchen, das bei Burgholz in das Remsthal eingeht, bis an das Schießthal, und an der Muthlanger Grenze, unweit des Rehnenhofs. Außerhalb unseres Bezirks kommen derartige Verschanzungen noch viel häufiger vor, um daher ein anschauliches Bild von diesem alten Vertheidigungssystem bieten zu können, ist es nothwendig, hier über den diesseitigen Bezirk hinauszugreifen und noch weitere derartige Verschanzungen anzugeben; wir finden z. B. in dem angrenzenden Oberamtsbezirk Welzheim schmale, zwischen tiefen Thälern hinziehende Hochrücken, verschanzt bei Adelstetten, Vorder-Steinenberg, Hinter-Steinenberg, Wahlenberg und Hinter-Linthal; in dem angrenzenden Oberamtsbezirk Gaildorf bei Ruppertshofen und bei Eschach; ähnliche Verschanzungen sollen sich bis in die Gegend von Ellwangen fortziehen. Aus diesem geht klar hervor, daß die Römer ihre Grenze auf beiden Seiten, namentlich | auf der gegen das feindliche Allemanien gekehrten, umsichtig verschanzt und gedeckt hatten.

Diese Vor- und Rückschanzen der römischen Grenzmarke, wie auch Reste von Römerstraßen, haben nun frühere Forscher mehrfältig irre geleitet und hiedurch eine widersinnige Theorie über den Limes transdanubius namentlich soweit dieser unseren Bezirk berührt, hervorgerufen; sie verließen nämlich plötzlich die Grenzstraße, welche sie auf eine weite Strecke bis tief in das Königreich Bayern hinein für den Limes erkannten, und verirrten sich auf die im Walde Grubenholz bei Brackwang von der Limesstraße abgehende Seitenstraße, die noch gut erhalten über den sog. rothen Sturz unterhalb Unter-Böbingen in das Remsthal zieht (s. hierüber unten). Nachdem sie auf diese Weise das günstigste Terrain zwischen der Rems und der Lein verlassen hatten, führten sie ohne alle Berechtigung ihren vermeintlichen Limes wieder aus dem Thal hinaus auf die Anhöhe südlich von Iggingen und von da ein tiefes Thal durchschneidend auf die Hochebene südlich von Herlikofen, um dort an die oben angeführte Vorschanze zu kommen. Von hier an verschwinden die Spuren wieder und man führte nun den Limes in das Schießthal, um dort an einen Wall, der theilweise eichenes Pfahlwerk enthielt, anzuknüpfen; dieser Wall aber war ein Damm, der einen früher hier bestandenen Weiher schwellte. Das tiefe Schießthal quer durchschneidend vermuthete man den weiteren Zug durch tiefe Thäler und Schluchten auf der Anhöhe südöstlich von Muthlangen und von dieser, stets ohne Spuren, auf der Anhöhe südlich von Wetzgau; hier ging man nun, beinahe in einem rechten Winkel abbrechend, auf einer ehemaligen Römerstraße (s. unten) 1/4 Stunde rückwärts, um den Rest einer zweiten Römerstraße zu erreichen, die von Gmünd nach Lorch führte; auf dieser für den Limes gehaltenen, noch deutlich sichtbaren Straße wurde nun der weitere Zug an Klein-Deinbach und Hangendeinbach vorüber bis Lorch fortgesetzt (s. hier. unten).

Abgesehen von diesen großen Verirrungen sprechen schon die Terrainverhältnisse ganz entschieden gegen diese Führung der Grenzstraße, denn man wird wohl den kriegserfahrenen Römern, welche so tüchtige Terrainkenner waren und das Terrain so trefflich zu benützen wußten, nicht zutrauen, daß sie gegen alle und jede Regel der Strategie mit ihrer Grenzstraße, die wie alle bedeutenderen Römerstraßen zugleich als Operationslinie diente, die nahe, überaus günstige Wasserscheide zwischen der Rems und der Lein verlassen und ihren Weg durch tiefe wilde Schluchten und Thäler so ganz zweckwidrig genommen haben.

Weitere Verschanzungen, die wir offenbar auch den Römern zuschreiben müssen, finden sich am ganzen oberen Rande des Nordwestabhangs der Alb; diese natürliche, durch ganz Württemberg hinziehende | Steilterrasse wurde an allen nur einigermaßen zugänglichen Stellen von den Römern auf das zweckmäßigste befestigt und verschanzt. Derartige Befestigungen finden wir in unserem Bezirk folgende: ein Schanzgraben, vom Volke Teufelsmauer genannt, führt quer über den südlich von Lautern sich erhebenden Mittelberg; ein tiefer Graben führt 1/8 Stunde östlich von der Burg Rosenstein über den Rücken des Rosensteinbergs; ein weiterer verband zwischen dem Wald Rosenstein und dem Wald Platz beim Finsterloch zwei einander entgegen ziehende tiefe Schluchten und endlich trennt ein Graben den Hochberg bei Heubach von dem sog. Heidenburren. Diese Schanzgräben sind beinahe regelmäßig so angelegt, daß sie einzelne von der Alb vordringende Berge an den schmalen Stellen, wo diese noch mit der Alb zusammenhängen, befestigen und unzugänglich machen. Ohne Zweifel waren auch die zwei Punkte Granegg und Zuckmantel, wo Burgen gestanden sein sollen, ursprünglich römisch befestigt; sie vertheidigten auf der Wasserscheide zwischen der Rems und der Lauter den Durchgang zwischen der Alb und dem hier von ihr wegziehenden Höhenzug (Stuifen, Rechberg und Staufen), an dem die Römer nicht allein eine Straße führten, sondern sie hatten gewiß auch feste Punkte auf dem Rechberg und Hohenstaufen angelegt. Auch der südlich von Degenfeld gelegene Galgenberg zeigt noch deutliche Spuren von großartigen Verschanzungen, bei denen schon öfters römische Münzen gefunden wurden, und sehr wahrscheinlich waren auch die Punkte Ramsberg und das außerhalb des Bezirks gelegene Staufeneck ursprünglich von den Römern militärisch benützt worden.

Wir gehen nun zu den römischen Straßen über; außer der schon oben angeführten römischen Grenzstraße (Limes) berühren unseren Bezirk noch folgende:

1) Die von Bopfingen über Aalen herziehende römische Consularstraße, welche auch auf der Peutinger Tafel verzeichnet ist, führt am nördlichen Fuß des Kolbenbergs vorüber nach dem Sixenhof und von da tritt sie bei dem Gollenhof in den diesseitigen Bezirk und kommt am östlichen Ende des Waldes Grubenholz auf die Limesstraße, welche von hier an bis nach Pfahlbronn zugleich die Consularstraße bildet.

2) Am westlichen Ende des Waldes Grubenholz geht nun von der Limesstraße die schon oben angeführte Römerstraße ab, die über den rothen Sturz unterhalb Unter-Böbingen in das Remsthal führt und irriger Weise für die Fortsetzung der Limesstraße gehalten wurde. Im Remsthal lief die römische Straße weiter bis Gmünd und heute noch geht die Sage, die uralte Heerstraße sei im jetzigen Flußbett der Rems gezogen, was allerdings etwas fabelhaft lautet; wahrscheinlich ist, daß die gegenwärtige Landstraße auf die alte Römerstraße gegründet wurde. Von Gmünd führte nun der alte Römerweg über | den Salvator auf die Anhöhe südlich von Wüstenrieth (Oberamt Welzheim) und von da als ein ziemlich erhaltener, leicht erkennbarer Straßenwall in das Röthenbachthal; dieses überschreitend auf die Höhe von Klein-Deinbach, welches einige 100 Schritte südlich bleibt, weiter nördlich an Hangen-Deinbach vorüber bis zu dem Wachthaus im Remsthal und vollends in der Thalebene weiter bis zu der römischen Niederlassung bei Lorch. Auf diese leicht zu erkennende Römerstraße haben sich nun die früheren Forscher, wie oben gezeigt wurde, von dem Wüstenriether Feld an verirrt und sind ihr, in der Meinung, den Limes vor sich zu haben, vollends bis Lorch gefolgt. Der Zweck dieser Straße war aber, einen näheren Weg von der römischen Niederlassung bei Aalen mit der bei Lorch, und zugleich eine Verbindung mit den im Remsthal gelegenen römischen Wohnplätzen herzustellen, indem die Limesstraße, des für militärische Zwecke günstigen Terrains wegen einen Umweg von mindestens 11/2 Stunden bis Lorch macht, wohin von Pfahlbronn aus abermals ein Römerweg von der Limesstraße abgeht. Wir haben es demnach hier mit einem sog. Rennweg zu thun, einem Weg, der den Bogen der Limes- und zugleich Consularstraße auf kürzestem Weg in möglichst gerader Linie abschneidet und daher, so lange er gerade geführt werden konnte, im Remsthal bis Gmünd fortlief, hier aber, um den Bogen, den das Remsthal zwischen Gmünd und Lorch beschreibt, abzuschneiden und die gerade Linie einzuhalten, auf die Höhe zieht und erst, nachdem der Bogen vermieden ist, wieder in das Remsthal oberhalb Lorch eingeht.

3) Vom Hohenstaufen her lief eine römische Straße auf dem schmalen Gebirgsrücken (Aasrücken) bis nach Rechberg Hinterweiler, wo sie den Namen Frankengasse führt, weiter durch Rechberg Vorderweiler am südlichen Fuß des Stuifens und an Granegg vorüber auf den Kuhberg, südlich von Degenfeld das Lauterthal überschreitend, die sog. Schweinsteige hinauf auf den Aalbuch nach Böhmenkirch und von da das Stubenthal hinunter bis zur römischen Niederlassung bei Heidenheim.

4) Von Staufeneck führte über den schmalen Rücken des Rehgebirges eine Römerstraße, die alte Heerstraße genannt, nach Rechberg Vorderweiler, kreuzte dort die bei 3 beschriebene Straße und zog weiter über Straßdorf, das seinen Namen der alten Straße verdankt, nach Gmünd. Von dieser Straße zweigte am nördlichen Ende von Straßdorf

5) der sog. Ramsennestweg oder die Ramsennestgasse, ein unverkennbarer Römerweg, ab und führte über das Kriegshäusle, wo vermuthlich ein römisches Wachhaus stand, nach der römischen Niederlassung beim Schirenhof (s. unten) und weiter bis an die Rems; ob sie diese übersetzte und den Vogelwald hinauf nach der Wüstenriether | Anhöhe zog, läßt sich nicht mehr nachweisen, dagegen finden sich in der Verlängerung dieser Straße Spuren eines Römerwegs, der entweder die bei 2 nach Lorch führende Römerstraße auf der Wüstenriether Anhöhe kreuzte, oder von dieser Straße abging und an Wetzgau vorüber, weiter über die Flur Bühl nach Muthlangen und von da schnurgerade an die Limesstraße führte.

6. Von Heidenheim her führte ein alter Weg, die alte Straße genannt, über Bartholomä, Lauterburg, Lautern nach Mögglingen und von da schnurgerade an den Limes und zwar gerade an die Stelle, wo die Consularstraße mit der Limesstraße zusammen fällt; diese Straße wird wohl römischen Ursprungs sein.

Was nun die römischen Niederlassungen in unserem Bezirk betrifft, so liegt wohl außer Zweifel, daß einst auf der Stelle der Stadt Gmünd ein römischer Wohnplatz lag, hiefür spricht nicht allein die überaus günstige, für eine römische Ansiedelung ganz geeignete Lage, sondern auch der Umstand, daß hier zwei Römerstraßen zusammenliefen; es lassen sich freilich hier keine römischen Überreste mehr aufweisen, weil der ehemalige, vermuthlich nicht große Römerort längst von der uralten Stadt Gmünd überbaut wurde. Indessen hat man in neuester Zeit am Fuß des Zeiselbergs eine römische irdene Deuchellage entdeckt, die ohne Zweifel frisches Quellwasser in den bei Gmünd gelegenen römischen Wohnplatz führte.

Nur eine kleine halbe Stunde unterhalb Gmünd stand auf einem wohlgerundeten Vorhügel gegen das Remsthal, zunächst an dem Schirenhof eine etwa 20 Morgen einnehmende römische Niederlassung, von der man früher und in jüngster Zeit ansehnliche Gebäudesubstruktionen mit Hypokausten und nebenbei eine Menge Bruchstücke von römischen Gefäßen, worunter viele von Siegelerde, Heizröhren, römischen Ziegeln etc. aufgedeckt hat; auch eine Broncemünze von Claudius wurde hier gefunden. Vor Jahren grub man hier einen Stein mit Inschrift aus, der leider zu Straßenmaterial verwendet wurde. Die ausgegrabenen Mauerreste waren aus gelbem Liassandstein aufgeführt und die Thürpfosten, Schwellen etc. aus grobkörnigem Keupersandstein (Stubensandstein) gefertigt. Die Stelle, auf der die Niederlassung stand, wird das Ramsnest genannt; sie ist gegen das Remsthal und ein kleines Seitenthälchen hin mit künstlichen Terrassen versehen, auf der, wie es scheint, die Gebäude etwas vereinzelt standen. Ein östlich vom Schirenhof gestandenes römisches Gebäude hatte einen halbrunden Anbau.

Auf dem Bürgle zunächst bei Unter-Böbingen stand eine namhafte römische Niederlassung, von der schon viele Grundmauern ausgegraben wurden und immer noch ausgegraben werden; man findet auf dieser Stelle allenthalben zerstreut liegende römische Ziegel, Bruchstücke von römischen Gefäßen, Heizröhren etc. Von hier zieht ein | alter Weg, der Sehrweg (vielleicht Heerweg) genannt, nach Heubach, der römischen Ursprungs sein könnte.

In Mögglingen befindet sich zunächst der Kirche ein großer, künstlich aufgeworfener Hügel, ohne Zweifel ursprünglich ein römischer Wachhügel, später ein Burgstall.

Bei Straßdorf kommen zwei Römerstraßen zusammen und in Rechberg Vorderweiler kreuzen sich zwei Römerstraßen, was ehemalige römische Niederlassungen an diesen beiden Orten mit vieler Wahrscheinlichkeit vermuthen läßt.

Auch bei dem an einer Römerstraße gelegenen Birkhof (d. i. Bürghof) scheint ein römischer Wohnplatz gestanden zu haben.

Von großer militärischer Wichtigkeit muß den Römern der Rechberg gewesen sein, an dessen südöstlichem Fuß sich zwei Römerstraßen kreuzten und von dessen Kuppe die ganze weite Umgegend, namentlich auch der Limes, und nicht allein der überdonauische, sondern auch der gegen Norden ziehende überrheinische überwacht werden konnte.


B. Deutsche.

Von altgermanischen Überresten finden sich im Bezirk nur Todtenhügel und zwar in dem 1/2 Stunde nördlich von Mögglingen gelegenen Walde Grubenholz 14 und im Heglerswald, 1/4 Stunde südlich von Mögglingen 7; von den ersteren wurden schon einige untersucht und in denselben, außer zwei tassenförmigen erhaltenen Schüsselchen, viel Bruchstücke altgermanischer, roh gearbeiteter Gefäße und einige minder bedeutende Gegenstände von Bronce gefunden; außer diesen fand man in der Mitte der Hügel auf dem gewachsenen Boden die Brandplatten, auf denen die Leichname verbrannt wurden. In einem der Hügel wurde auch eine 5″ lange und 2″ breite Lanzenspitze von Hornstein gefunden.

Grabstätten aus der fränkischen Periode, sogenannte Reihengräber, wurden bei Zimmern und beim Unter-Böbinger Begräbnißplatz entdeckt.

Von Schlössern, Klöstern, Burgen, Burgruinen und Stellen ehemaliger Burgen, Schanzen etc. finden sich im Bezirk:

1) Ganz, oder zum größten Theil erhaltene: die ehemaligen Klöster in Gmünd und Gotteszell (s. hierüber die Ortsbeschreibung), das Schloß Horn, das Schloß in Leinzell, das Schloß Ramsberg, das ehemalige Rechberg’sche Schlößchen in Straßdorf, ein ehemaliges Schlößchen, jetzt Bauernhaus in Waldstetten, ein ehemaliges Schlößchen, jetzt Pfarrhaus in Unter-Böbingen, das Schloß in Winzingen, das ehemalige Schlößchen, jetzt Pfarrhaus in Wißgoldingen, und die Mariakapelle bei Wißgoldingen etc. | 2) Großentheils oder ganz abgegangen sind folgende Burgen, Schlösser, Klöster etc.:
auf der Markung Gmünd, die Burg der Herren v. Rinderbach und die Burgen Etzelburg (?) und Etzelwang (?); überdies mehrere Kapellen (s. die Ortsbeschreibung).
Bargau, die Burg Bargau auf dem Schloßberg.
Bartholomä, die Kollmanus-Kapelle und ein Waldbruderhaus.
Degenfeld, die Burg Degenfeld.
Durlangen, eine Burg in der Nähe von Thanau.
Göggingen, eine Burg beim Schloßgraben.
Herlikofen, eine Burg westlich vom Ort und eine bei Burgholz;
Heubach, die Burg Rosenstein;
Iggingen, die Burg der Herrn von Uggingen (Iggingen).
Lautern, eine Burg auf der äußersten Spitze des Mittelbergs;
Mögglingen, Kapellen auf den Kapellenäckern und Kapellenwiesen; im Ort der schon genannte Burgstall;
Muthlangen, eine Burg auf der Burghalde (?);
Ober-Bettringen, die Rechberg’sche Burg Bettringen und ein Schlößchen im Ort;
Ober-Böbingen, auf dem Fuchsberg in Zimmern stand ein Herrenhaus;
Rechberg, die Schloßruine Hohen-Rechberg und die Hetzelburg beim Schurrenhof;
Reichenbach, eine Kapelle zu St. Maria auf dem Birkhof;
Spreitbach, eine Burg auf dem Burggraben;
Unter-Böbingen, die Bartholomäus- und die Kollmanus-Kapelle;
Waldstetten, Burgen auf dem Eichhölzle und auf Granegg; eine Kapelle im Ort;
Weiler, ein Schloß im Ort und 1/4 Stunde nördlich eine Burg.

Näheres über die genannten Schlösser, Burgen etc. findet sich in den Ortsbeschreibungen.

Abgegangene Orte, von denen sich einzelne Spuren oder die Namen noch erhalten haben, kommen vor:

auf der Markung Gmünd, Eitighofen und Brogenhofen;
Leinzell, Pulvermühle;
|
auf der Markung Reichenbach, Zimmerhof beim Hasenhof;
Mögglingen, Stöckach, Hegeloch, Sulzbach;
Täferroth, Mäderhaus.

Überdies kommen Flurbenennungen vor, die auf abgegangene Wohnorte, Burgen, Schanzen etc. hindeuten, und zwar:

auf der Markung Degenfeld, Buittingen;
Durlangen, Horb;
Göggingen, Ostdorf;
Herlikofen, Gächlingen;
Iggingen, Airlighofen, alter Stall, Edelweiler, Mauerhalde, Vorder-Aushof, Kapelläcker;
Lautern, Schanze;
Weiler, Behnburg, Hofstatt u. s. w.


  1. Ebenda wurde 1513 ein waibelhubiges Gut verkauft.
  2. Beim Verkauf des Thurms zu Lindach samt Vogtei etc. verspricht Schenk Albrecht von Limburg 1490 auf Ansuchen des Schultheißen das Gericht zu Rupertshofen zu leihen, wie von Alters Herkommen ist. – Von der Waibelhub ist da keine Rede; die ist etwas anderes.
  3. Eine namentlich für ihre Zeit treffliche von uns dankbar benutzte Vorarbeit ist die „Familiengeschichte der Grafen und Herrn von Rechberg und Rothenlöwen“ von Dr. J. A. Rink, Pfarrer und Dekan zu Donzdorf; Manuscript in 5 Bänden – im Archive zu Donzdorf und dem Verfasser gnädigst mitgetheilt.
  4. Von den genannten Orten besaßen die Rechberg oft nur einzelne Stücke oder Gefälle u. dgl.
  5. dort steht: „Bemerkenswerth ist, daß hier im Reformationszeitalter der berüchtigte Profoß des Schwäbischen Bundes, Aichelin, an einem Neujahrstag, von Ellwangen gesendet, eine Versammlung von Wiedertäufern – zu deren Sekte der Hofbauer samt allem Gesinde sich hielt – überfallen und weil Keines seinen Glauben verläugnen wollte, dieselben theils gehängt, theils verbrannt hat, bei 14 Personen.“
Anmerkungen Wikisource:
  1. letzte Ziffer der Jahrzahl handschriftlich korrigiert


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