Beschreibung des Oberamts Heilbronn/Kapitel A 5

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V. Nahrungsstand.

1. Hauptnahrungsquellen.

In der Stadt sind die Hauptnahrungsquellen der Handel, Fabriken und Gewerbe, dann auch Acker- und Gartenbau, Weinbau und Wiesenertrag; in den Dörfern sind die Hauptnahrungsquellen Ackerbau und Viehzucht. Flein, Sontheim und Großgartach haben auch Weinbau, und auf Neckargartacher Markung sind nicht nur mehrere Fabriken, es wohnen in den Dörfern bei der Stadt auch viele Arbeiter, die in den städtischen Fabriken arbeiten.

2. Vermögen.
A. Berechnung des Geldwerths vom Grund-Eigenthum,

nach den für das Steuerprovisorium erhobenen Schätzungen des Rein-Ertrags, und nach den Ergebnissen der Landesvermessung.

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Kapitalwerth von
1 Morgen.
Kapitalwerth im
25fachen Betrag.
fl. kr. fl. kr. fl. kr.
3636/8 Mrg. Areal der Ortschaften (sind unter dem Katasteranschlag der Gebäude begriffen).
309. 10. 4983/8 Mrg. Küchengärten und Länder, à 12 fl. 22 kr. 6.163. 14. 154.080. 50.
301. 34. 5316/8 Mg. Gras- u. Baumgärten etc. à 12 fl. 33/4 kr. 6.414. 16. 160.356. 34.
136. 15. 33.5507/8 Mg. Äcker, meistens flürlich, nur zu 2 % willkürlich gebaut, à 5 fl. 27 kr. 182.852. 32. 4.571.313. 20.
194. 54. 4.5095/8 Mg. Weinberge à 7 fl. 473/4 kr. 35.156. 17. 878.907. 7.
195. 50. 5.5207/8 M. Wiesen, meistens zweimädig, nur 7 Pzt. sind einmädige, à 7 fl. 50 kr. 43.246 51. 1.081.171. 15.
Kapitalwerth im
40fachen Betrag.
53. 20. 12.6227/8 Mg. Waldungen, meist Laubholz, nur ca. 3 Pzt. sind Nadelholz und gemischt à 1 fl. 20 kr. 16.830. 30. 673.220. –.
3787/8 Mg. Weiden, mit bestimmter Fläche à 2 fl. 18 kr. 871. 25. 34.856. 40.
Schafweiderechte für 6900 Stück 2.040. –. 81.600. –.
804/8 Mg. Steinbrüche, Thon-, Sandgruben u. Fischwasser etc. à 5 fl. 44 kr. 461. 32. 1.865. 20.


58.0574/8 307.766 50. 8.037.371 4.

Was nun das steuerfreie Grundeigenthum betrifft, so konnte man bisher blos den Grundbesitz des Staates hier in Abzug bringen, weil das übrige steuerfreie Grundeigenthum nirgends sicher zu erheben war. Von den obigen nutzbaren Flächen befinden sich im Eigenthum des Staates:

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25facher Betrag.
fl. kr. fl. kr.
235/8 Mg. Gärten und Länder à 12 fl. 22 kr. 292. 10. 7.304. 10.
9093/8 Mg. Äcker à 5 fl. 27 kr. 4.956. 6. 123.902. 30.
35/8 Mg. Weinberg à 7 fl. 473/4 kr. 28. 16. 706. 40.
3105/8 Mg. Wiesen à 7 fl. 50 kr. 2.433. 14. 60.830. 50.
40facher Betrag.
18734/8 Mg. Waldung à 1 fl. 20 k. 2.498. 99.920.
91/8 Mg. Weidefläche à 2. 18. 20. 59. 839. 20.
71/8 Mg. Thon- etc. Gruben, Fischweiher à 5 fl. 44 kr. 40. 51. 1.634.


3137. 10.269. 36. 295.137. 30.
Nach Abzug des hier gefundenen Werths von dem Kapitalwerth der gesammten nutzbaren Fläche bleibt sonach als Geldwerth des steuerbaren Grundeigenthums noch übrig 7.742.233 fl. 34 kr.


B. Der Kapitalwerth von 8035 steuerbaren Gebäuden,

worunter 4262 Haupt- und 3773 Nebengebäude, beträgt nach dem Gebäude-Cataster
vom Jahr 1864 incl. des Areals der Ortschaften von 3636/8 Mrg. ...........  5,877,178 fl. –


C. Geldwerth des Viehstandes,
nach der letzten Aufnahme, vom 1. Januar 1862 und nach den bisher angenommenen Sätzen.
Pferde
{
über 3 Jahren 1058
}
zusammen 1135 à 50 fl. 56.750 fl.
unter 3 Jahren 77
Rindvieh
{
Ochsen u. Stiere über 2 J. 922
}
9184 à 25 fl. 229.600 fl.
Kühe 4860
Schmalvieh, Kälber 3402
Esel 10 à 10 fl. 100 fl.
Schafe
{
spanische 500
}
8212 à 6 fl. 49.272 fl.
Bastardschafe 5026
Landschafe 2686
Schweine 3169 à 8 fl. 25.352 fl.
Ziegen 820 à 5 fl. 4.100 fl.
Bienenstöcke 648 à 5 fl. 3.240 fl.

Geldwerth des Viehstandes 368.414 fl.
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Zusammenstellung.
A. Werth des steuerbaren Grundbesitzes 7.742.233 fl. 34 kr.
B. Werth der steuerbaren Gebäude 5.877.178 fl. kr.
C. Werth des Viehstandes 368.414 fl. kr.

13.987.825 fl. 34 kr.

Obgleich der Werth der hier angeschlagenen Vermögenstheile in Wirklichkeit um ein bedeutendes höher steht, so wurden der Vergleichung mit den Vermögensberechnungen in anderen Oberamtsbeschreibungen wegen, die bisherigen Anhaltspunkte und Sätze für diese Berechnung beibehalten.

Im Allgemeinen herrschte im Bezirk bis zum Jahre 1847 ansehnliche Wohlhabenheit, insbesondere gibt es in der Stadt, und in den in der Nähe derselben liegenden Dörfern reiche Leute, daneben aber auch manche Arme. Die erst seit 1842 dem Oberamtsbezirke einverleibten Gemeinden Abstadt und Hapenbach sind die ärmsten, auch in Biberach, Gruppenbach, Kirchhausen, Bonfeld und Fürfeld waren die Feudallasten etwas drückend.

Es ist eine Wirkung der außerordentlichen Zertheilung der Güter, daß reiche Bauern viel seltener sind, als in Gegenden, wo nur der Erstgeborene das elterliche Gut erbt.

Durch die reichlichen Ernten an Getreide, Zuckerrüben, Cichorien, Tabak u. s. w. hat der Wohlstand der Ackerbesitzer seit 1855 wieder sehr zugenommen.


3. Wirthschaft.
A. Landwirthschaft.
a. Gewinnung von Mineralien.

Die Stadt Heilbronn (auch Sontheim) hat große Steinbrüche, welche Bausteine von Keupersandstein nicht nur für die Gegend liefern, sondern auch solche, die bis Mannheim, Mainz und Cöln verschifft werden.

In Horkheim, Thalheim, Biberach, Kirchhausen, Fürfeld und Bonfeld sind Muschelkalk-Steinbrüche, welche Pflastersteine, Bausteine, Chausseesteine und Material für Kalkbrennereien liefern.

Sand zum Bauen, auch Formsand für Gießereien wird im Neckar und in seiner Nähe aus Sand- und Lehmgruben gewonnen.

Dieser Lehm und Letten wird auch zu Dachziegeln u. s. w. gebrannt.

| Töpfererde findet sich nur spärlich in Schichten des Keupersandsteins und im aufgeschwemmten Land am Neckar und bei Flein.

Gyps wird in großer Menge in Heilbronn (Wartberg und Stiftberg) und in Großgartach (am Heuchelberg) ausgegraben, und mit Mergel zum Bestreuen der Kleefelder verwendet, auch auf der Achse und auf Schiffen ausgeführt.


b) Pflanzenbau.
1) Verhältnisse des Feldbaues im Allgemeinen.


Die ganze nutzbare Fläche des Oberamtsbezirks beträgt 60.0892/8 Morgen, nämlich

Äcker, wovon nur 270 M. brach liegen 33.5507/8 M.
Einmädige Wiesen 1.05400
Zweimädige 4.4667/8
Gärten und Länder 1.0301/8
Weinberge 4.5095/8
Waldungen 12.6227/8
Weiden 3787/8
Areal, welches weder land- noch forstwirthschaftlich benützt wird 2.47600

60.0892/8

so daß auf Einen Einwohner nur 1,82 Morgen kommt (im ganzen Land durchschnittlich 3,60 M.)

Öde Plätze gibt es 2656/8 M., so daß sich das unangebaute Land (Weiden und Öden) zus. 6445/8 M. zu dem angebauten mit 44.6104/8 M. wie 1 : 69 verhält, und wenn man die Waldungen zur angebauten Fläche rechnet, wie 1 : 89.

Von der ganzen Bodenfläche kommen

in der Stadt: auf den Dörfern: im ganzen Bezirke:
auf 1 Menschen 0,63 Mrg. 2,65 Mrg. 1,82 Mrg.
1 Familie 3,73 12,67 9,07
1 St. Rindvieh 18,12 5,80 6,54
1 Pferd 27,57 64,82 52,94

Das Verhältniß der Culturarten untereinander und zu dem nicht angebauten Areal, Gärten und Gemüseländer als Einheit genommen, ist folgendes:

Gärten und Länder 1,00 Mrg.
Äcker 32,65
|
Wiesen 5,37 Mrg.
Weinberge 4,39
Waldungen 12,29
Wohnplätze, Straßen, Gewässer, Weiden, Öden 2,78

oder von 100 Morgen der Bodenfläche kommen auf

in der Stadt: in Dörfern: im ganzen Bezirk:
Gärten und Länder 2,98 Mrg. 1,46 Mrg. 1,71 Mrg.
Äcker 28,05 61,37 55,83
Wiesen 13,72 8,29 9,19
Weinberge 18,14 5,39 7,51
Waldungen 29,74 19,26 21,01
Wohnplätze, Straßen 1,42
}
7,37 1,13
}
4,23 1,17
}
4,75
Gewässer 1,88 0,43 0,67
Weiden, Öden, Steinbruch, Gypsgruben 4,07 2,67 2,91

100 % 100 % 100 %

Vertheilung und Eigenthum. Das Gesammteigenthum ist, wie Tab. II. zeigt, in 112.292 Parcellen vertheilt, es kommen daher 0,53 Morgen auf eine Parcelle.

Diese große Güterzerstückelung des Garten- und Ackerfeldes und der Weinberge ist überall im Bezirke, nur die Waldungen der Gemeinden, Gutsherren und des Staats, auch die Wiesen der Stadtgemeinde machen eine Ausnahme.

Von dem ertragsfähigen Boden (also mit Ausschluß der Straßen, Wege, Wohnplätze, Gewässer, Öden), besitzen der Staat 3130, der Adel 4671, die Gemeinden 10.683, Stiftungen 1132 Mrg., somit die Privaten 38.058 Morgen.

Die größten Markungen haben Heilbronn, nämlich 9982 Mrg., Großgartach 5409, Untergruppenbach mit Parz. 4717 Mrg., Thalheim mit 3686 Mrg. Die kleinsten Markungen haben Untereisisheim mit 1163 Mrg., Horkheim mit 1540 Mrg., Sontheim mit 2353 Mrg.

Die Landwirthschaft stehet in dem Oberamtsbezirke auf einer hohen Stufe. Wie die Ortsbeschreibung zeigt, so reden schon Urkunden vom Jahr 766 von Weinbergen in Biberach, Bökingen, Frankenbach u. s. w.; Urkunden vom Jahr 835 von einem Obstbaumgut bei Gartach vom Jahr 838; bei Bökingen Urkunden vom Jahr 765 von Äckern in Bellingen, vom Jahr 764 in Eisesheim u. s. w. Es wird also der Boden schon seit mehr als 1000 Jahren | angebaut, die Felder sind daher tiefgründig und der Untergrund ist häufig sandiger Lehm, steinigte Äcker sind sehr selten. Bei dem Verkehr der Heilbronner Handelsleute mit den Niederlanden wurde von dorther schon vor 275 Jahren der rothe Klee, im Jahr 1765 aus dem südlichen Frankreich auch die Luzerne eingeführt. Der Kleebau und der Reichthum an Wiesen im Neckarthal begünstigte die Viehzucht, und seitdem auch die Stallfütterung im Jahr 1807 eingeführt ist, wird durch Dünger, durch Mergel und seit 1770 auch durch Gyps dem Boden reichlich Ersatz gegeben, so daß in der Nähe der Wohnorte bedeutender Gartenbau getrieben werden kann, wozu Wollenlumpen und andere Abfälle aus Fabriken und aus Gerbereien, Cloakdünger, Straßenkehricht auch vieles beitragen.

Schon in einer Urkunde des Spitals vom Jahr 1405 ist zu lesen, daß der Pächter von 110 Morgen Acker und 10 Morgen Wiesen in Böckingen alle Jahre 1 Morgen Acker mergeln und 2 Morgen mit 60 Wagen voll Mistes düngen mußte; Mohn und Heidekorn wurden im Heilbronner Oberamt schon vor dem 30jährigen Kriege gebaut, in den Heilbronner Rathsprotokollen, Theilungen u. s. w. ist 1709 von Welschkorn, 1714 von Tabak (zu Neckargartach), 1718 von Saubohnen, 1740 von Einkorn, 1741 von Erdbirnen, 1749 vom Esper, 1769 vom Krapp, 1770 von Angersen, 1774 von Winterreps die Rede.

Der Mohn wurde 1808, Tabak 1810, Krapp 1825 aufs neue eingeführt, der Hopfen wird seit 1806, die Cichorie seit 1838 angebaut. Sumach und der Perückenbaum (Rhus coriaria und cotinus) seit dem Jahre 1800, die Zuckerrübe seit 1837.

Die im Jahr 1839 angebaute Madia sativa und die 1817 gepflanzte Kaffeewicke wurden nach einigen Jahren nicht mehr angepflanzt; auch der Anbau des chinesischen Indigo’s hatte nur 1841 statt.


2) Gartenbau.

Die Schönheit der Heilbronner Gärten rühmte schon der böhmische Edelmann Leo von Rozmitat, der ums Jahr 1466 eine Reise ins Abendland machte, mit den Worten: Deinde pernoctavimus Halbrunnae, in patenti loco sita. Circa urbem horti sunt pulchri et prata amoena.

Im vorigen Jahrhunderte zeichneten sich der Garten des Commenthurs zu Sontheim, die Gärten der Adelichen beim Trappensee, in | Bonfeld und Thalheim und die einiger Rathsherren zu Heilbronn aus.

In dem gegenwärtigen Jahrhunderte sind es Heilbronner Kaufleute, welche Gärten anlegen ließen, die einen Reichthum an ausländischen Gewächsen aller Art zeigen, wozu Philipp Pfau und andere Kunstgärtner vieles beigetragen haben. Auch besitzen nicht nur diese Kunstgärtner, sondern auch einige Gartenbesitzer Gewächshäuser mit seltenen Pflanzen.

Auch der Bahnhof und der Kirchhof zu Heilbronn sind als schöne Anlagen bekannt.

Der Gemüsebau wird von sehr vielen Einwohnern der Stadt, von wenigen auf dem Lande betrieben. Von Jahr zu Jahr werden mehr Äcker in der Nähe der Stadt mit der Spate bearbeitet, welche vordem gepflügt worden waren, und hauptsächlich Kohl, Kartoffeln, Küchengewächse und ausgezeichnetes Welschkorn gebaut.


3) Der Wiesenbau

wird noch nachlässig betrieben. Die Neckarwiesen müssen allerdings den Überschwemmungen des Neckars, wodurch sie gedüngt werden, überlassen werden, es wäre gefährlich sie umzubrechen; aber bei den Wiesen an den Bächen könnte durch Wässerungen, durch Entsumpfung, und durch Vertilgung schädlicher Pflanzen und Anblum umgebrochener Wiesen mit guten Futterpflanzen noch vieles verbessert werden.


4) Weinbau.

Die Bauart ist die auch sonst am Neckar übliche, an tannenen Pfählen mit 3 Schenkeln. Nur in wenigen Weinbergen wird der rheinländische Bogenschnitt u. dgl. angewendet. Das Schneiden geschiehet im Frühjahr.

Die Keuperberge sind nicht so steil wie die Muschelkalkberge, und bedürfen weniger Mauern als diese. Die Weinberge sind seit unvordenklicher Zeit hauptsächlich mit Elblingen, Trollinger und Gutedel, weniger häufig mit Traminern, Veltelinern, Klevnern, Rißling, Muskatellern bestockt. Seit etwa 1700 kam aus Nußdorf der Silvaner und der graue Klevner (Ruländer) aus Speyer, ums Jahr 1770 der Burgunder, ums Jahr 1790 die Müllertraube, ums Jahr 1803 der Wiesentheer (visiteur), der Färber, Krachmost- Muskat- und Diamantgutedel, 1810 der Ortlieber aus Reichenweiher, 1822 | der weiße Klevner aus Bollweiler, 1835 Süßroth und Grobroth aus der Taubergegend, ums Jahr 1850 die portugiesische Traube auf die Heilbronner Berge.

Die Reben werden im November auf die Erde gelegt und mit Erde und Pfählen bedeckt. Die Erneuerung geschieht gewöhnlich so, daß man, nachdem die alten Stöcke ausgehauen sind, seit den 1760er Jahren Luzerne (selten mehr Erbsen) baut, solche gut mit Kuhmist düngt, und nach 3 Jahren den Weinberg umreitet, darauf im Mai mehrere Schnittlinge in Eine Stufe setzt und den, welcher am besten geräth, zum Rebstocke heranziehet.

Wo man Mergel haben kann, wird derselbe von Zeit zu Zeit herausgeschafft und auf dem Weinberg ausgebreitet, auch manchmal mit Kuhmist, weniger mit Schafmist, wollenen Lumpen gedüngt. Samen wird nicht angewendet, aber Wurzelstöcke um Lücken auszufüllen, und Söhne von kräftigen Stöcken her in die Lücken gezogen.

Im Durchschnitt erträgt ein Morgen 4 Eimer. Trollinger und Silvaner, auch Elblinge geben am meisten Most; weniger, aber besseren die Traminer, Rißlinge, Klevner. Es gibt aber bei dem Weinbau viel öfter Mißjahre, als beim Ackerbau; nur bringt ein guter Herbst, der auf minder gute folgt, gewöhnlich große Capitalien ein, weil der Wein indessen mehr gesucht und theurer geworden ist.

So wurden am 4. Juni 1844 aus der Christian Zellerschen Masse Klevner mit 180 fl., Rißling mit 232 fl. bezahlt, lauter gut gezogene und behandelte Weine vom Jahr 1842.

Am 4. Mai 1857 wurden Weine versteigert, die der † Archivar Uhl aus Heilbronner Weinbergen gewonnen hatte und folgende Preise erzielt: 1846er Rißling und Traminer kostete 364 fl., Mischling 175 fl., 1855er Traminer und Rißling 165 fl., 1855er 127 fl., 1856er noch 122 fl. per Eimer.

Merkwürdig ist es, daß im Frühjahr 1784 Ein Schoppen von dem ausgezeichneten 1783er in der Heilbronner Commende um Einen Kreuzer ausgezapft wurde, und daß man im Winter 1828/29 bei einigen Weingärtnern zu Heilbronn um zwölf Kreuzer so vielen neuen Wein trinken durfte, als man auf einmal zu verzehren im Stande war.

Wie bedeutend eine reichliche Weinlese, zumal bei hohen Weinpreisen werden kann, zeigt folgendes.

Das K. Oberamt machte am 10. Dec. 1857 bekannt, der Herbstertrag von 1857 habe betragen in |
Heilbronn 9500 Eimer, 627.000 fl. werth.
Abstatt 351 14.040
Biberach 47 1.833
Bökingen 600 27.600
Flein 1835 96.341
Frankenbach 20 660
Fürfeld 11 363
Großgartach 1200 52.200
Horkheim 170 7.820
Kirchhausen 31 1.116
Neckargartach 70 2.520
Obereisisheim 25 900
Sontheim 925 49.025
Thalheim 274 12.056
Untereisesheim 70 2.800
Untergruppenbach 258 10.410

15.387 Eimer, 906.684 fl. werth.

Ein Eimer kostete im Durchschnitt 58 fl. 55 kr., der höchste Preis war 108 fl., der geringste 40 fl.


Resultat der Weinlesen auf Heilbronner Markung
aus ca. 1450 Morgen seit 1800.
Jahr. Sommer-
tage.
Anfang der
allgemeinen
Lese.
Mostpreis aus
gemischten
Trauben.
Specifisches
Gewicht
durchschnittl.
Qualität. Quantität.
Eimer württ.
1801 37 12. Oct. 35 fl. sehr schlecht. 5840
1802 78 10. Oct. 40  „ recht gut. 8056
1803 61 24. Oct. 30  „ schlecht. 2000
1804 60 10. Oct. 30  „ gut. viel.
1805 38 26. Oct. 20  „ sauer. sehr wenig.
1806 47 13. Oct. 38  „ gering. wenig.
1807 81 12. Oct. gut. mittel.
1808 68 17. Oct. mittel. viel.
1809 58 27. Oct. sehr sauer. wenig.
1810 49 21. Oct. 1072 mittelmäßig. mittel.
1811 47 2. Oct. 41  „ 1086 vortrefflich. viel.
1812 39 26. Oct. 23  „ 1071 mittel. viel.
1813 27 26. Oct. 25  „ 1060 schlecht. wenig.
1814 53 17. Oct. 55  „ 1062 schlecht. wenig.
1815 43 18. Oct. 81  „ 1076 gut. wenig.
1816 15 5. Nov. 41  „ 1061 schlecht. wenig.
1817 39 27. Oct. 75  „ 1052 sehr sauer. wenig.
1818 67 9. Oct. 80  „ 1078 sehr gut. mittel.
1819 72 8. Oct. 31  „ 1076 gut. viel.
1820 58 23. Oct. 31  „ 1063 schlecht. wenig.
1821 37 29. Oct. 39  „ 1061 schlecht. wenig.
|
1822 80 13. Sept. 41  „ 1084 vorzüglich. viel.
1823 51 24. Oct. 23 „ 1066 gering. mittel.
1824 56 25. Oct. 21 „ 1070 gering. mittel.
1825 48 14. Oct. 41 „ 1078 gut. wenig.
1826 57 16. Oct. 21 „ 1074 mittelmäßig. 9000
1827 37 10. Oct. 20 „ 1077 gut. 7000
1828 40 17. Oct. 91/3 „ 1073 mittel. 10000
1829 26 28. Oct. 11 „ 1065 schlecht. 1800
1830 45 15. Oct. 36 „ 1078 gut. 2400
1831 46 20. Oct. 38 „ 1076 gut. 1200
1832 36 22. Oct. 321/2 „ 1067 gering. 1600
1833 34 14. Oct. 201/2 „ 1068 gering. 7000
1834 88 6. Oct. 311/2 „ 1080 vorzüglich. 11200
1835 61 22. Oct. 16 „ 1076 gut. 9100
1836 50 24. Oct. 28 „ 1077 gut. 2100
1837 44 28. Oct. 14 „ 1052 sehr sauer. 800
1838 47 24. Oct. 29 „ 1074 mittel. 1050
1839 53 14. Oct. 22 „ 1073 mittel. 5500
1840 41 23. Oct. 17 „ 1070 gering. 7000
1841 60 8. Oct. 31 „ 1072 mittel. 2450
1842 76 12. Oct. 31 „ 1079 sehr gut. 5000
1843 27 27. Oct. 291/2 „ 1062 schlecht. 2500
1844 20 21. Oct. 44 „ 1075 ziemlich gut. 1000
1845 30 23. Oct. 46 „ 1071 mittel. 4000
1846 78 7. Oct. 51 „ 1088 s. ausgezeichnet. 7500
1847 46 27. Oct. 26 „ 1068 gering. 6500
1848 45 9. Oct. 21 „ 1074 mittelmäßig. 8500
1849 36 19. Oct. 192/5 „ 1073 mittelmäßig. 5000
1850 25 23. Oct. 14 „ 1065 schlecht. 1065
1851 32 28. Oct. 16 „ 1050 sehr schlecht. 1050
1852 54 18. Oct. 30 „ 1075 gut mittel. 1075
1853 30 26. Oct. 281/2 „ 1069 leicht. 2500
1854 35 23. Oct. 581/2 „ 1070 leicht 400
1855 40 24. Oct. 49 „ 1076 gut mittelmäßig 2500
1856 44 28. Oct. 54 „ 1074 mittelmäßig. 1300
1857 78 14. Oct. 49 „ 1087 ganz vortrefflich 9500
1858 57 13. Oct. 33 „ 1078 gut. 10500
1859 74 7. Oct. 42 „ 1086 sehr gut. 4480
1860 34 29. Oct. 292/3 „ 1072 mittel. 4700
1861 63 21. Oct. 65 „ 1076 gut. 3250
1862 56 9. Oct. 55 „ 1086 sehr gut. 5800
1863 44 20. Oct. 511/2 „ 1075 mittel und gut. 5000

Anmerkung. Das specifische Gewicht beträgt: 1072 heißt soviel: Wenn das destillirte Wasser in einem Gefässe 1000 wiegt, so wiegt der Most, der in dasselbe Gefäß gefüllt wird, 1072, oder die Mostwage sagt kurzweg 72 Gr.

59 Grade der Mostwage entsprechen 12,0 Procent Zuckergehalt.
62       12,6   
64       13,4   
65       13,9   
70       14,4   |
75  " " " "  16,7  " "
80  " " " "  17,5  " "
85  " " " "  18,7  " "
90  " " " "  18,8  " "
95  " " " "  21,3  " "

Bei regelmäßiger Gährung wird der Zucker in 48,2 Procent Kohlensäure 51,2 Procent Alkohol verwandelt.

Will man also wissen, wie viel Alkohol-Gehalt der Wein aus einem Moste erhalten wird, so findet man es ziemlich genau, wenn man den Zuckergehalt des Mostes mit 2 dividirt.

Somit wuchsen

vollkommene Weine, deren Most 1080 und mehr gewogen hat, in den Jahren 1802, 1811, 1822, 1834, 1846, 1857, 1859, 1862        8 }
}
sehr gute 1079 wiegende in den Jahren 1818, 1842 ............        2 } 24.
gute von 1075 bis 1078. in den J. 1804, 1807, 1810, 1815, 1819, 1825, 1827, 1830, 1831, 1835, 1836, 1855, 1858, 1861 .......      14 }
}
mittelmäßige von 1071 bis 1074 Graden in den J. 1808, 1812, 1826, 1828, 1838, 1839, 1841, 1845, 1848, 1849, 1852, 1856, 1860, 1863 .......  14.
leichte von 1066 bis 1070 in den J. 1806, 1823, 1824, 1832, 1833, 1840, 1844, 1847, 1853, 1854 .......      10 }
}
schlechte von 60–65 Graden in den J. 1803, 1813, 1814, 1816, 1820, 1821, 1829, 1843, 1850 .........        9 } 25.
saure, kaum genießbare, die weniger als 60 Gr. wogen, in den J. 1801, 1805, 1809, 1817, 1837, 1851 .........        6 }  
zusammen  63.

Verbesserungsversuche sind in Heilbronn schon sehr frühe gemacht worden.

Der Rath hatte stets ein großes Augenmerk auf den Weinbau, gebot z. B. schon im J. 1499 „daz nieman keinen Win mit Gemacht machen, noch hünische Stok (vitis vinisera catharctica) ziehen sol“, setzte seit 1611 Taxen für Wein- und Feldbau fest, verbot am 24. Sept. 1754 die Anlegung von Weingärten auf dem Ackerfelde, und erließ noch viele andere Verordnungen und Belehrungen.

| Die meisten wohlhabenden Einwohner sind von Alters her auf die Besserung ihrer Weinberge bedacht. Nirgends in Württemberg werden daher soviele edle Rebsorten angepflanzt, als hier, so daß z. B. im Herbste 1857 597 Eimer Klevner und Traminer verkauft werden konnten, während die reichsten Weinzüchter ihren Most aus Traminern, Klevnern, Rießlingen, Muskatellern u. s. w. eingekellert haben.

Auch in den Amtsorten wirkt das Vorbild der Heilbronner; in Großgartach werden insbesondere viele Trollinger gepflanzt.

Was die Geschichte des Weinbaues betrifft, so gab es urkundlich schon im Jahre 766 Weinberge in Biberach, Bökingen und Frankenbach, und des Weinbaus zu Heilbronn gedenkt eine Schenkung der Gräfin Utha von Calw zu Ende des 11. Jahrhunderts, über den Nordberg nebst 14 Leibeigenen, um die Weinberge an demselben zu bauen.

Wein aus Heilbronn wurde 1635 an den Kaiserlichen Hof nach Wien verkauft, und noch erkaufen in jedem Jahre Weinhändler am Rheine hier viele Klevner, Traminer und Rießlinge.


5) Obstzucht.

Die Obstzucht wird in der Stadt und auf dem Lande längst cultivirt, am meisten Apfelbäume, Birnen und Zwetschgen. Die Stadt liegt in einem Obstwalde, die meisten Dörfer in Zwetschgenwäldchen. An Baumschulen fehlt es auch nicht, und die Straßen haben die herrlichsten Alleen alter großer Apfel- und Birnbäume. Es werden daher viele Obstweine gemacht, und Zwetschgen gedörrt, auch viel Obst frisch ausgeführt. Die Anpflanzung der Kirschen hat sehr abgenommen. Auch Nußbäume sind seltener.


6) Waldbau.[1]
Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beträgt die Waldfläche des Oberamtsbezirks 12.6227/8 Morgen, wovon 12.2511/8 Morgen mit Laubhölzern, 1326/8 Mrg. mit Nadelhölzern und 1985/8 Morgen mit Laub- und Nadelhölzern gemischt bestockt, und 403/8 Mrg. zu jener Zeit noch unbestockt waren. Hievon gehören dem Staat 18734/8 Mrg., den Grundherrschaften 1981 Mrg., den Gemeinden 7879 Mrg. und den Stiftungen 194 Mrg. Die Waldfläche umfaßt überhaupt etwa 21 % der Gesamtfläche des Bezirks, und es kommen auf einen Einwohner 0,42 Mrg. Wald; der Oberamtsbezirk gehört somit zu den minder waldreichen des Königreichs. | Die Waldungen sind dem Forstamt Neuenstadt und den Revieren Neuenstadt und Stettenfels zugetheilt.

Mit Ausnahme der Gegend auf beiden Seiten des Neckars haben die Waldungen eine ziemlich gleiche Vertheilung über den Bezirk, jedoch fällt der größere und zusammenhängendere Theil derselben in den Osten und Südosten des Bezirks und bedeckt dort die Keuperhöhen und Abhänge der Ausläufer des Löwensteiner Gebirgs; außer diesen stockt noch auf der Keuperformation ein Theil der Waldungen auf der äußersten Spitze des Heuchelbergs an der westlichen Grenze des Bezirks. Die übrigen im Norden und Nordwesten Bezirks vertheilten Waldungen haben eine theils ebene, theils flachwellige Lage.

Der dem Wald überlassene Boden ist im Allgemeinen der Holzproduktion günstig und als solcher mit wenig Ausnahmen kein unbedingter Waldboden, zu dem er nur theilweise, wegen der steil abfallenden, keine andere Kultur zulassenden Terrainverhältnisse gezählt werden darf; er besteht, so weit er die Keuperformation angeht, im Südosten des Bezirks sporadisch aus einem ziemlich mageren Sandboden, den Zersetzungen des grobkörnigen Keupersandsteins (Stubensandstein) und einem tiefgründigen Thonboden, den Zersetzungen des mittleren Keupermergels. Eine weit größere Verbreitung findet ein leichter lockerer Sandboden, der in Folge der Verwitterung des Keuperwerksteins entstanden ist und zum größten Theil die Höhen der Ausläufer des Löwensteiner Gebirgs und die des Heuchelbergs deckt. An den Abhängen von diesen Hochebenen tritt der untere Mergel auf, der einen thonigen, tiefgründigen, der Waldvegetation nicht ungünstigen Boden liefert, vorausgesetzt, daß er der Einwirkung der Sonne nicht zu sehr ausgesetzt wird, indem er bald entkräftet, hart und rissig wird und sich für natürliche oder künstliche Besamung und Aufforstung nicht mehr eignet. Der Waldboden im nördlichen und nordwestlichen Theil des Bezirks besteht theils aus einem tiefgründigen Diluviallehm, theils aus den Zersetzungen der Lettenkohlengruppe (Lettenkohlensandstein, Mergel und Dolomit); beide Bodenarten sind dem Holzwuchs sehr förderlich.

Die Waldungen bestehen größtentheils aus Laubhölzern, während die Nadelhölzer sehr untergeordnet sind. Vorherrschend ist die Eiche, der die übrigen Holzarten beigemengt sind; nach Procenten dürften sich die Holzarten folgendermaßen verhalten und zwar:

|
1) in dem Revier Stettenfels:
Eichen 40 Procent,
Buchen 12
Birken 12
Erlen 6
Aspen 10
Saalweiden und Haseln 10
Nadelholz 10
2) in dem Revier Neuenstadt:
Eichen 40 Procent,
Buchen 15
Birken 5
Aspen 5
Weichhölzer 29
Nadelholz 6

3) In den Waldungen der Gemeinde Heilbronn kommen bei dem Oberholz 90 % auf die Eiche und die Buche kommt nur in einzelnen Exemplaren vor. Das Unterholz besteht zu 60–66 % aus Eichen und zu 34–40% aus Weichhölzern; Nadelhölzer werden nur in Kulturen zur Bestandesverbesserung vorübergehend eingesprengt.

Die Waldausrodungen waren in den letzten 10 Jahren in den dem Revier Neuenstadt zugetheilten Waldungen sehr beträchtlich und beliefen sich auf 1392 Morgen, die jedoch sämmtlich nur Gemeinden, Stiftungen, Gutsherrn und Privaten gehörten.

Schädliche Naturereignisse gehören zu den Seltenheiten; zuweilen kommen Windwürfe vor und die Schnee- und Eisdrücke, wie auch Frühlingsfröste haben schon auf Kulturen nachtheilig eingewirkt.

Von den Insekten sind es hauptsächlich die Maikäfer und ihre Larven, welche hin und wieder Schaden anrichten.

Die Mäuse beschädigen nicht selten die jungen Schläge, namentlich die Stockausschläge der Hainbuchen.

Der Zustand der Staatswaldungen, welche ausschließlich im Revier Stettenfels liegen, ist gut, während die Gemeinde- und Privatwaldungen in Folge starker Streunutzung und früherer nicht geregelter Wirthschaft in minder gutem Zustande sich befinden; eine erfreuliche Ausnahme machen die Waldungen der Stadt Heilbronn, die sich unter der umsichtigen Bewirthschaftung des dermaligen städtischen Wald-Inspectors Nickel sehr gehoben haben. Im Allgemeinen wird nicht nur von Seiten der Staatsverwaltung, sondern auch von den | Gemeinden und Gutsherrschaften für die Verbesserung der Waldungen mittelst geregelter Wirthschaft und künstlicher Aufforstung Vieles gethan.

Die Verjüngung geschieht entweder mittelst natürlicher Besamung und durch Stockausschlag, oder durch künstliche Aufforstung (Kulturen) mittelst Pflanzung oder Saat. Die Pflanzung ist vorherrschend und beinahe allgemein, während die Saat, namentlich früher, bei der Umwandlung herunter gekommener Mittelwaldungen und Nadelholzbestände in Anwendung kam und zuweilen noch kommt; auch ist das Einstufen von Eicheln auf den jungen Schlägen üblich.

Der vorherrschende Betrieb ist die Mittelwaldwirthschaft, bei der man das erforderliche Oberholz überhält und nach erfolgter Bodenbestockung meist nachhauen läßt. Bei den Hochwaldungen wird die Verjüngung durch Führung regelmäßiger Samen-, Licht- und Abtriebsschläge erzielt. Der Niederwaldbetrieb kommt nur bei einzelnen Privatwaldungen in Anwendung.

In den Hochwaldungen werden Reinigungshiebe und später, von 10 zu 10 Jahren wiederkehrend, Durchforstungen eingelegt; ebenso werden die Reinigungshiebe auch in den Mittel- und Schälwaldungen zu Emporbringung der edleren, langsamer wachsenden Holzarten vorgenommen und nöthigenfalls wiederholt.

Die Umtriebszeit ist bei den Hochwaldungen auf 80–100 Jahre, bei den Mittelwaldungen auf 20–30 Jahre festgesetzt, während das Oberholz theilweise bis zu 200 übergehalten wird. Die Eiche erfordert auf günstigem, tiefgründigem Boden 150–200 Jahre, um zur Wellbaum- oder Holländerholzstärke heranzuwachsen.

In dem Bezirk beträgt das Nutzholz in den Staatswaldungen des Reviers Stettenfels, beim Laubholz 28,3 %, beim Nadelholz 43,6 %; in den Gemeinde-, Gutsherrschaftlichen und Privat-Waldungen des Reviers Neuenstadt beim Laubholz 20 %.

In den Staatswaldungen des Reviers Stettenfels wurden in den 3 Jahren von 1861–1863 auf 592 Morgen → 1215 Klafter und 114.600 Stück Wellen geschlagen, es beläuft sich somit die 3jährige Nutzung (wenn 100 Wellen = 1 Klafter berechnet werden) auf 2361 Klafter, mithin auf den Morgen 3,9 Klafter und beträgt somit der jährliche Durchschnitts-Ertrag an Material per Morgen → 1,3 Klafter und an Geld → 18 fl.

In dem Revier Neuenstadt erträgt 1 Morgen Mittelwald in 30 Jahren 4–12 durchschnittlich 8 Klafter, wobei ebenfalls 100 Wellen = 1 Klafter berechnet werden. Der Bruttoertrag der Heilbronner | Gemeindewaldungen beläuft sich dermalen auf 35.000 fl. per Jahr.

Die Fortschaffung des Holzes geschieht je nach der Jahreszeit auf der Achse oder auf dem Schlitten; Flößerei wird nicht betrieben.

Von Nebennutzungen sind zu nennen:

1) Die Eichenrinde wird ausgedehnt benützt und nicht allein von jüngerem Holz, sondern auch von altem sorgfältig gewonnen. In dem Revier Stettenfels wurden z. B. in drei Jahren (1861, 1863, 1864) 3167 Bund und 331/2 Klafter Eichenrinde gewonnen; in den Waldungen der Stadtgemeinde Heilbronn wird sämmtliches Eichenunterholz auf Rinde benützt und liefert bei den gegenwärtigen Rindenpreisen einen jährlichen Ertrag bis zu 15.000 fl.

2) Die Waldstreu (Laub und Heide) ist sehr gesucht und wird in den Staatswaldungen, soweit nicht Laubstreurechte darauf ruhen, in mäßiger Ausdehnung ohne Beeinträchtigung der Waldungen gegen Bezahlung abgegeben. In den Gemeinde- und Privatwaldungen finden jedoch nur zu häufige Streunutzungen Statt; die Gemeinde Heilbronn macht auch hier eine rühmliche Ausnahme und beschränkt die Waldstreunutzung nur auf Nothjahre.

3) Die Gräserei wird in den Staatswaldungen, so weit sie forstwirthschaftlich zulässig ist, gegen Bezahlung erlaubt.

4) Das Eckerig (Eicheln und Bucheln) wird in Samenjahren gesammelt und zum Theil zur Aufforstung der Waldungen und in den Saatschulen, zum Theil aber auch zu ökonomischen Zwecken verwendet. Sonstige Holzsamen und Früchte, Haselnüsse, Wildobst, Beeren etc. werden nicht gesammelt.

5) Das Besenreis wird in den Staatswaldungen nur von den bei den Reinigungshieben anfallenden Birken gegen Bezahlung abgegeben.

Das Holzerzeugniß der Waldungen reicht nicht zur Befriedigung der Bezirksangehörigen hin und das Fehlende muß auf eine Entfernung von 4–5 Stunden aus dem Badischen, aus den Heuchelberger, Harthäuser, Löwensteiner, Murrhardter und Gundelsheimer Waldungen bezogen werden; auch kommen größere Quantitäten Brennholz aus dem Odenwald den Neckar herauf. Außerdem beholzen sich die Bezirkseinwohner theils aus ihren eigenen, theils aus den Gemeindewaldungen.

Die Ausfuhr beschränkt sich nur auf das eichene Holländerholz.

Von holzverzehrenden Gewerben sind zu nennen: Bierbrauereien, | einige kleine Ziegeleien, Bäckereien und ein paar Fabriken; alle übrigen benützen Steinkohlen. Überdieß bestehen in vielen Gemeinden holzersparende öffentliche Back- und Waschhäuser, Obstdörren etc.

In den Staatswaldungen wird das Holzerzeugniß im öffentlichen Aufstreich verkauft, während man in den Gemeindewaldungen einzelner Orte einen Theil des Brennholzes als Holzgaben an die Gemeindeglieder vertheilt; der Rest wird im Aufstreich verkauft und der Erlös zu Gemeindezwecken verwendet. Die Gemeinde Heilbronn verkauft sämtliches Holz im Wege der Versteigerung, jedoch das Brennholz nur an die Ortsangehörigen, während Nutzholz und Rinde unter freier Konkurrenz versteigert wird.


Die Holzpreise betrugen:
In dem Forstbezirk Neuenstadt:
Nutzholz (pr. Kubikfuß)
in den Jahren:
1800 1820 1840
Eichenholz 8–15 kr. 11–15 kr. 11–171/2 kr.
Buchenholz 7–09 kr. 09–10 kr. 11,7 kr.
Nadelholz 4–05 kr. 05 kr. 14 kr.
Brennholz (pr. Klafter):
1800 1820 1840
fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr.
Eichene Scheiter 3 6 6 30 12 50 7 50 15 41
Buchene 5 30 10 9 16 46 12 55 19 8
Nadelholz 3 6 3 30 5 56 7 10 4 10 12 53

Nach den Ergebnissen der Aufstreichsverkäufe belaufen sich aber die Holzpreise nunmehr im Jahr 1864

für Nutzholz:
Der Kubikfuß Eichen 25 kr. durchschnittlich.
Buchen 15 kr.
Nadelholz 13 kr.
für Brennholz:
Das Klafter eichene Scheiter 16 fl. 48 kr. durchschnittlich,
Prügel 13 fl. kr.
buchene Scheiter 18 fl. 24 kr.
Prügel 15 fl. 48 kr.
birkene Scheiter 16 fl. kr.
Prügel 12 fl. 24 kr.
Nadelholz-Scheiter 12 fl. kr.
Prügel 08 fl. kr.
|
Das 100 eichene Wellen 8 fl. kr. durchschnittlich.
100 buchene 12 fl. kr.
100 Nadelholz 4 fl. 48 kr.
Klftr. Stockholz ohne Macherlohn fl. 48 kr.

Das Leseholz, dessen Sammlung an bestimmten Tagen erlaubt ist, wie auch das Stock- und Stumpenholz wird sehr fleißig gewonnen; letzteres kommt neuerer Zeit in möglichst großer Ausdehnung zum Verkauf und kostet gegenwärtig nebst Macherlohn 6–12 fl. pr. Klafter.

Die Holzgewinnung außerhalb der Waldungen erstreckt sich auf die Nutzung der Pappeln und Weiden, welche die dem Neckar zunächst gelegenen Gemeinden in einem Umtrieb von 10–12 Jahren (Kopfholzwirthschaft) bewirthschaften und nicht unbedeutende Erträge erzielen.

Überdieß liefert das abgängige Holz von den Obstbäumen, Reben etc. einen namhaften Beitrag zu den Brennholzstoffen.

Waldservituten. In den Staatswaldungen des Reviers Stettenfels haben die Gemeinden Gruppenbach, Heinrieth und Happenbach das Laubstreu-Recht und in neuerer Zeit ist auch, laut Vertrag, der Gemeinde Gruppenbach aus den in Nadelwaldungen umgewandelten Mittelwaldungen eine gewisse Anzahl Wagen Heiden- und Moosstreu gegen Bezahlung von 4 kr. pr. Wagen auf so lange zugestanden worden, bis die Nadelwaldungen wieder in Laubholzbestände umgewandelt sein werden. Die Preise werden jedes Jahr neu regulirt und hat hiebei der zur Herbstzeit bestehende Strohpreis als Anhaltspunkt zu dienen.

Die Waldfrevel haben sich in neuerer Zeit sehr vermindert und beschränken sich meist nur auf Streu- und Grasexcesse, die jedoch ebenfalls in der Abnahme begriffen sind.


7) Weidewirthschaft.
Die Fläche der Weiden und Öden beträgt nach dem Ergebniß der Landesvermessung 6445/8 Morgen. Hievon sind Eigenthum des Staats 181/8 Morgen, der Gutsherrschaften 974/8 Morgen, der Gemeinden 2944/8 Morgen, der Stiftungen 135/8 Morgen. Waldweide findet seit der Einführung der Stallfütterung nicht mehr Statt und die auf den Staatswaldungen ruhenden Weide-Gerechtigkeiten werden seit vielen Jahren nicht mehr ausgeübt. Pferde- und Schweineweiden gibt es nicht und so sind es nur noch die Schafe, welche auf den Ödungen und auf der Brach- und Stoppelweide einzelner Gemeinden | geweidet werden. Die Stadt Heilbronn hat noch einen sog. Hammelwasen, auf dem die Metzger der Stadt ihre Hämmel vom 15. August bis 15. December unentgeldlich weiden lassen dürfen.


c) Viehzucht.

Schon seit hundert und zwanzig Jahren suchte man in und bei Heilbronn durch Zuchtthiere aus der Schweiz, Pfalz u. s. w. die Landrace des Rindviehes zu veredeln, die Wiedertäufer aus den Niederlanden, welche die Pächter vieler Meiereien in der Gegend wurden, brachten von ihrer Heimath ebenfalls feinere Thiere mit und so bildete sich die sogenannte Heilbronner oder Neckar-Nace aus, welche einen breiten abgerundeten Leib, glatte, seidenähnliche Haare, meistens von gelb oder rothbrauner Farbe (selten gefleckt) hat und sich durch Größe, feinfaseriges Fleisch und geschmeidige den Fettansatz begünstigende Haut, neben ziemlicher Milchergiebigkeit auszeichnet, wie denn auch ein Stier und eine Kuh aus Frankenbach bei der im Juni 1856 in Paris stattgehabten landwirthschaftlichen Ausstellung wegen der Größe, feiner Haare und feiner Köpfe von Sachkennern zu den schönsten Exemplaren deutscher Ausstellung gezählt worden sind.

Dieser Neckarstamm wird seit 30 Jahren durch Zuchtthiere aus dem Simmenthal veredelt.

Kleinere Bauern halten auch Kühe von der Allgäuer Race wegen ihrer Genügsamkeit; und auch von der Haller Race und vom holländischen Stamm werden Thiere gezüchtet.

Mit der Zerstückelung der Güter nimmt in der Stadt und Umgegend das Halten von Ziegen sehr zu.

Pferde werden im Oberamte wenig gezüchtet, und Schafe wenig gehalten, weil es an Weiden fehlt.

Wegen des Verkehrs und Handels hat nur die Oberamtsstadt viele Pferde, in der Hälfte der Amtsorte befinden sich weniger als 30 Pferde, in Untereisesheim gar nur 2.

Der Bienenzucht ist der Neckar nachtheilig, über welchen die Bienen zwar fliegen können, aber wenn sie belastet über denselben heimkehren wollen, so werden viele durch Winde in die Fluthen gewehet, oder von Schwalben und Fischen erschnappt.

|
Nutzbare gezüchtete Thiere im Oberamt Heilbronn
  Pferde. Maul-
tiere,
Maul-
esel
u. Esel
Rindvieh.
 
 
Schafe Schweine.
 
 
Ziegen
und Zie-
gen-
böcke.
Bienen-
stöcke.
 
von 3 Jahren und darüber unter 3 Jahren. Im
Gan-
zen.
spanische
Schafe.
Bastard-
Schafe.
Land-
schafe.
Im
Gan-
zen.
Darunter
Mutter-
schafe.
Heng-
ste.
Stu-
ten.
Walla-
chen.
Zusam-
men.
Heng-
ste.
Stu-
ten.
Walla-
chen.
Zusam-
men.
Zucht-
stiere.
Ochsen
und Stiere
über 2
Jahre.
Kühe.
 
Schmal-
vieh.
Käl-
ber.
Im
Gan-
zen.
Alt-
vieh.
 
Darunter
Mutter
schafe.
Alt-
vieh.
 
Darunter
Mutter
schafe.
Alt-
vieh.
 
Darunter
Mutter
schafe.
Eber.
 
 
Mutter-
schweine.
 
Mast
schweine
 
Junge
Schweine.
 
Im
Ganzen.
 
Im ganzen Oberamt:
im Januar 1834
 
 
 
 
 
 
 
 
 
958
 
1
 
 
969
 
3756
 
2979
 
 
7704
 
3904
 
 
3375
 
 
167
 
 
7446
 
 
153
 
 
 
2782
 
236
 
508
im Januar 1856 26 136 826 988 30 21 5 56 1044 5 87 821 4653 3003 208 8772 962 566 6367 1566 695 83 8024 2215 19 95 1346 1295 2755 1343 407
im Januar 1859 18 188 849 1055 18 25 10 53 1108 10 77 773 4701 2734 255 8540 966 150 4539 1409 842 370 6347 1929 19 104 1629 1641 3393 986 774
im Januar 1862 10 252 796 1058 37 27 13 77 1135 10 79 843 4860 3180 222 9184 500 250 5026 1816 2686 1045 8212 3111 17 86 1570 1496 3169 820 648
 
In der Oberamtsstadt Heilbronn:
im Januar 1834
 
 
 
 
 
 
 
 
 
380
 
 
 
72
 
644
 
156
 
 
872
 
628
 
 
 
 
 
 
628
 
 
1
 
5
 
 
 
430
 
100
 
50
im Januar 1859 4 57 295 356 2 2 358 8 6 24 450 60 8 548 880 200 880 200 1 5 436 420 862 350 76
im Januar 1862 97 264 361 1 1 362 9 7 50 451 32 11 551 1000 200 1000 200 2 6 357 267 632 350 70
 
Im Marktflecken Großgartach:
im Januar 1834
 
 
 
 
 
 
 
 
 
95
 
 
 
76
 
405
 
357
 
 
838
 
150
 
 
350
 
 
 
 
500
 
 
2
 
21
 
 
 
183
 
12
 
43
im Januar 1859 2 22 69 93 3 3 2 8 101 6 55 448 278 29 816 558 165 558 165 1 13 103 129 246 61 72
im Januar 1862 1 36 53 90 7 5 12 102 4 65 457 333 24 883 514 100 514 100 2 3 110 144 259 44 57
So kamen nach der neuesten Zählung auf 100 ortsanwesende Einwohner des Bezirks 3,4 Pferde und 27,8 Stücke Rindvieh. | [auf Seite 88 mit enthalten] |
d) Jagd und Fischerei.

Seit dem Gesetz vom 17. August 1849 und 27. October 1855 ist die Jagd – außer den gutsherrschaftlichen Gebieten – von den Gemeinden in Pacht gegeben. In Folge dieses Gesetzes hat die schon früher nicht bedeutende Jagd noch mehr abgenommen, so daß das Hochwild gänzlich verschwunden ist; Schwarzwild ist längst abgegangen. Auch die Rehe sind selten geworden und dürften mehr als Wechselwild betrachtet werden; dagegen ist der Hase noch ziemlich verbreitet.

Von dem sogenannten Raubzeug kommen vor:

Der Dachs, der Fuchs, der Baum-und Steinmarder, der Iltis, seltener die wilde Katze; die Flußotter (Fischotter) wird zuweilen in den Gewässern des Bezirks getroffen.

Auf den Feldern ist das Feldhuhn noch sehr verbreitet und auch die Wachteln stellen sich den Sommer über häufig ein, so daß die Feldjagd gut genannt werden darf.

Schnepfen kommen auf ihren Wanderungen im Früh- und Spätjahr in ziemlicher Anzahl. Auch wilde Enten und Wasserhühner fallen zuweilen in die Gewässer des Bezirks ein.

Die Fischerei, welche sich auf Hechte, Karpfen, Barben, Börschinge und Weißfische beschränkt, wird hauptsächlich in dem Neckar betrieben; sie ist nicht bedeutend, indem die Langholzflößerei und Dampfschifffahrt störend auf sie einwirkt. In kleineren Bächen kommen zuweilen Forellen und Steinkrebse vor.

Künstliche Fischzucht wird nicht betrieben.

Das Fischrecht ist theils im Besitz vom Staat, theils von den Gemeinden und Privaten; auch Baden hat theilweise das Fischrecht im Neckar.


B. Kunst- und Gewerbfleiß.
Kunst und Literatur.

In der Oberamtsstadt befinden sich die Maler Emil Orth, Carl Rauth und Fried. Salzer, geborene Heilbronner –, auch mehrere Graveure, Photographen und Zeichner.

August Rostert betreibt eine lithographische Anstalt, Gottl. Beitter eine Gravier- und Präg-Anstalt.

Heilbronn hat schon seit 1. Januar 1744 eine Zeitung, zuerst | Kundschaftsblatt, jetzt Neckarzeitung genannt. Es kam anfangs wöchentlich heraus, jetzt alle Tage (Montag ausgenommen) mit einem Unterhaltungsblatt, und hat viele Leser. Buchdruckereibesitzer Moriz Schell redigirt es, und bei demselben werden auch zwei von Dr. Med. Friedr. Betz dahier redigirte medicinische Zeitungen gedruckt, „Memorabilien für Ärzte, als Monatsblätter“ (jetzt 9 Jahrgänge) mit „Notizen für die rationelle Therapie“ als Beilagen, und „der Irrenfreund, eine psychiatrische Monatsschrift“ (jetzt der 6. Jahrgang). Eine zweite Buchdruckerei besitzt Heinrich Güldig, welcher den „Heilbronner Anzeiger für Handel und Verkehr“ täglich (Montag ausgenommen) und ein „Wochenblatt für die landwirthschaftlichen Bezirksvereine“ der Umgegend, in Württemberg, Baden und Hessen, gegründet von Adolph Fecht, herausgibt. Seit 1864 bestehet die dritte Buchdruckerei von Herrmann Schell, der seit 27. April 1864 einen „Placat-Anzeiger für Heilbronn“ herausgibt.


Fabriken.

Schon nach dem Rathsprotocoll vom 9. Mai 1570 wurde eine Verbesserung der städtischen Papiermühle beschlossen. 1823–25 führten die Gebrüder Rauch die erste Maschine aus England zur Bereitung des endlosen Papiers in Süddeutschland ein; Gustav Schäufelen richtete seine (vormals städtische) Papiermühle 1827 ebenso ein. Jene hat eine Wasserkraft von 140, diese von 120 Pferden, dabei jene eine Dampfkraft von 52, diese eine von 60 Pferden, so daß jetzt in Heilbronn 6 Maschinen mit 55 Holländern im Gange sind, wobei noch 190 männliche und 440 weibliche Arbeiter und 800 Lumpensammler mitwirken.

Was die Qualität betrifft, so sprach sich das Preisgericht bei der Londoner Weltausstellung 1851 dahin aus, daß das beste Postpapier aus den beiden Heilbronner Fabriken seye.

Als Messerschmied zeichnete sich schon der 1486 in die Kilianskirche begrabene Heinrich Hammer aus. Im Jahr 1789 ließ sich Georg Dittmar aus Berlin in Heilbronn nieder, welcher 1828 starb und den Ruf eines ausgezeichneten Messerschmiedes hinterlassen hat. Jetzt betreiben seine Enkel mit 60 Arbeitern eine bedeutende Fabrik, welche auf mehr als 20 Ausstellungen Preise davongetragen hat, und Waaren nach Paris, Constantinopel, Petersburg, Algier u. s. w. sendet.

Seit 1800, als G. Fr. Rund hier die „Patent-Schrotgießerei“ | aus London einführte (durch Phil. Friederich Usener), sind die Heilbronner Schrote gesucht.

1806 gründete Peter Bruckmann eine „Silberwaarenfabrik“, die von dessen Söhnen mit 130 Arbeitern fortgesetzt wird. Dieser Fabrik wurde 1854 zu München die große Denkmünze zu Theil, „für ihre rühmlichst bekannten prachtvollen, durch Solidität, Schönheit und Billigkeit und bedeutenden Umfang ausgezeichneten Fabrikate.“

Seit 1817 blühet die Bijouteriefabrik von Ludwig Kämpf, und auch andere tüchtige Meister fertigen schon lange hier Gold- und Silberwaaren.

Wohlriechende Wasser „Cölnisch Augenwasser“ und „Heilbronner Wasser“ genannt, finden auch im Auslande Absatz.

1828 verpflanzte Heinrich Knorr aus Braunschweig die Cichorienfabrication hieher, so daß jetzt 3 Etablissements von großem Umfange hier sind, welche 180 Arbeiter haben.

Seit 1833 besteht eine Tapetenfabrik hier von Backhaus und Comp., die 1854 bei der Münchener Ausstellung belobt worden ist.

1835 erhielt G. M. Münzing den Preis von 1000 fl. für Einführung der Olivenseife in Württemberg, und gründete 1841 eine Stearinlichterfabrik, und bereitet nun in großer Menge Seifen aus Oliven, Cocosnuß-, Palm-Öl und Soda, namentlich venetianische und Marseiller Seifen.

Franz Bauhard aus Hasmersheim verlegte 1841 den Schiffbau hieher, der jetzt von zwei Meistern betrieben wird. Es werden auch Schiffe für den Rhein mit 10.000 Centner Ladungsfähigkeit gebaut.

Fried. G. Wolf gründete eine Fabrik chemischer und pharmaceutischer Apparate, welche sein Sohn Carl fortsetzt (F. G. Wolf u. Söhne) und weithin Fabrikate versendet.

Julius Wolf und Comp. betreiben mit 33 Arbeitern eine Eisengießerei und Maschinenfabrik.

Carl Hoffmann und Krust mit 56 Arbeitern eine Eisengießerei und Drahtzug, und die im Jahr 1854 von Billigheim hieher verlegte Gießerei u. s. w. wurde durch Actionäre unter dem Namen „Maschinen-Fabrik“ erweitert und beschäftigt 100 Arbeiter.

Seit 1849 wird Leuchtgas erzeugt, anfangs tragbares, nachher durch Gust. Schäufelen Sohn aus Holz, seit 1857 aus Steinkohlen. Zwei Gasometer je mit 43 Fuß Durchmesser reichen kaum aus.

Die Zuckerfabrik kam am 15. Januar 1851 in Betrieb. Das | Hauptgebäude ist 373′ lang, 54′ tief, und hat 2 Flügel. Neun Kessel mit einem 167′ hohen Kamin betreiben 6 Dampfmaschinen mit 99 Pferdekräften, welche 400.000 Centner Zuckerrüben verarbeiten können. In den 2 jüngsten Campagnen wurden verarbeitet:
1862/63 270.000 Ctr. Rüben, die Steuer betrug 118.432 fl.
1863/64 360.000 Ctr. Rüben, die Steuer betrug 157.500 fl.

und der gewonnene Zucker hatte einen Werth 1862/63 von 600.000 fl., 1863/64 von 6–700.000 fl.

Die erste Tabaksfabrik in Heilbronn wurde 1804 von Aug. Orth errichtet, jetzt bestehen 2 hier mit 100 Arbeitern (Tabak wurde zuerst in den Apotheken verkauft, es kostete im Jahr 1625 1 Loth 8 kr., 1638 indischer Tabak 8 kr., einheimischer 1 kr., 1648 1 Pfd. in Kramläden 221/2 kr.)

Die erste Schafwollenspinnerei wurde 1820 von J. Friedrich Maier errichtet, jetzt sind 2 hier, welche um den Lohn spinnen.

Lange schon gibt es Tuchmacher in Heilbronn, denn schon Kaiser Rudolf von Habsburg gab in einer Urkunde dd. Gmünd 1281 Bestimmungen über die Heilbronner Tücher (Jäger 1, 58. 76. 83).

Ebenso alt ist die durch die Eichenwälder am unteren Neckar begünstigte Lohgerberei. In einer Urkunde von 1343 wird eines „Lewers Ruf“ erwähnt (Jäger 1, 82) und das Heilbronner Sohlleder ist längst gesucht. Der im Jahr 1817 gestorbene Lederhändler Heinrich Müller führte um das Jahr 1790 eine verbesserte Gerberei aus den Niederlanden ein. Derzeit wird in 8 Rothgerbereien mit 50 Arbeitern Leder bereitet, auch guter Leim.

Schon seit 1794 werden hier Clavier-Instrumente verfertigt, derzeit in 4 Fabriken; Heinrich Schäfer baut gute Orgeln mit 10 bis 40 Registern.

Die Bereitung von Schaumweinen, welche in Württemberg von dem Heilbronner Georg Keßler eingeführt worden ist, hat in Heilbronn wieder aufgehört.

Das Bier war bei den Rathsherren der Reichsstadt Heilbronn nicht beliebt, im Jahr 1635 wurde es mit anderen Nahrungsmitteln, von denen man glaubte, sie veranlaßten das damalige große Sterben, verboten. Von 1729 bis 1753 durfte nur ein einziger Einwohner Bier brauen, von 1753 bis 1773 ward das Brauen abermals verboten, 1781 erschien eine Brauer-Ordnung. Erst nachdem im Winter 1788–89 fast alle Reben erfroren waren, und die einquartierten kaiserlichen Soldaten Bier verlangten, durfte noch eine zweite Brauerei errichtet werden. Die Württembergische Regierung | hob solche Beschränkungen auf, es entstanden nach und nach acht Brauereien und ums Jahr 1808 auch der Gschwend’sche Biergarten, dem der Braunhard’sche und andere folgten.

Kaufmann Wilhelm Wecker erfand 1857 den Bier-Conservator, erhielt ein Patent und verkauft viele auch ins Ausland.

Branntwein aus Weinhefe wird hier schon lange bereitet, denn schon 1482 verordnete der Rath, alle diese Brennereien müßten auf die Insel verlegt werden, welche jetzt noch der Hefenweiler genannt wird. Erst seit 1809 darf wieder Branntwein in der Stadt destillirt werden.

Mit der Essigbereitung im Großen wurde 1793 der Anfang gemacht. G. Fr. Rund führte im Jahr 1827 die Schnell-Essigfabrikation ein, und seitdem auch die C. B. Bläß’sche Essigfabrik besteht und noch andere, wird sehr viel Essig und Essigsäure aus Heilbronn ausgeführt.

An Schildwirthschaften (deren Zahl 31) hat die Stadt keinen Überfluß; aber 102 Speisewirthschaften, 27 Weinwirthe, 6 Gartenwirthschaften und manchmal noch 100 Weingärtner, die periodisch Wein ausschenken, ferner 12 Branntweinschenken, fördern den Verbrauch von Getränken nur zu sehr, so daß das K. Kameralamt vom 1. Juli 1862/63 allein von Weinen, Obstmost und Branntwein in der Stadt 31.995 fl. Abgaben erhoben hat (in den Amtsorten 13.888 fl.).

Apotheker werden schon in Heilbronner Spital-Urkunden von 1359, 1387 und 1400 genannt. Bis zum Jahr 1488 wurde einem Apotheker ein Gehalt aus der Stadtkasse ausbezahlt, im Jahr 1600 wurde eine vierte Apotheke errichtet, und der Rath erließ in den Jahren 1638, 1655 und 1708 gedruckte Apotheker-Ordnungen.

Chemische Fabriken betreffend war J. M. Münzing der erste, welcher in Württemberg englische Schwefelsäure im Großen darstellte und deßhalb 1830 die dafür ausgesetzte Prämie von 4000 fl. erhalten hat. Auch bereitet derselbe Eisenvitriol, Glaubersalz, raffinirt Schwefel und führt jährlich ganze Schiffsladungen Rohschwefel ein. Diese Firma erhielt in München die große Medaille für ihre Chemikalien.

Bei Neckargartach macht die Fabrik Wohlgelegen gute Geschäfte in Schwefel-, Salpeter- und Salzsäuren, Chlorkalk und Glaubersalz.

| Weithin werden auch die Firniße und Lacke von Jacob Salzer in Heilbronn verschickt.

L. Hörner in Heilbronn betreibt eine Fabrik für Maschinenöl.

Ziegelhütten mit Kalkbrennereien hat fast jedes Dorf des Oberamts. In der Oberamtsstadt sind fünf, von welchen einige auch Drainage-Röhren, Cemente, schwarzen Kalk, feuerfeste Steine, bereiten.

Die K. Centralstelle für Gewerbe erkaufte eine Ziegelmaschine von Clayton in London, die 1864 dem Ernst Ziegler in Heilbronn zum Betriebe übergeben worden ist. Sie wird durch Dampf betrieben.

Wiesenbleichen gab es in Heilbronn schon vor dem Jahr 1559 (Jäger 1, 50.). Die berühmte Orth’sche Bleiche aber gieng ein, weil der Ruß aus Kaminen der nahen Fabriken nachtheilig einwirkte. Seit 1827 betreibt Christian Krauß jedoch eine gute Rasenbleiche.

Man zählte in Heilbronn im Jahr 1556 170 Baumkeltern und Trotten. Jene werden nach und nach durch besser construirte Weinpressen mit Kästen ersetzt, welche weniger Raum einnehmen.

1861 ließ die Stadtgemeinde eine Kelter in der Kilianshalle einrichten, die über 4000 fl. kostete.


Mühlen und Wasserwerke.

Eine Mühle bestand in Neckargartach schon vor 1000 Jahren (Jäger 1, 22, Anm. 27.) und schon längst haben alle Orte mit Ausnahme von Böckingen, Horkheim, Flein und Untereisisheim, Mahlmühlen.

Unter allen Gemeinden des Königreichs besitzt die Stadt Heilbronn die größten Wasserkräfte, seitdem im Jahr 1333 Kaiser Ludwig ihrer Bitte willfahrt hatte, den Neckar nach Belieben wenden zu dürfen.

Nach erhaltener Erlaubniß erbauten die Heilbronner unterhalb der Stadt drei 10 Fuß hohe Wehre, und legten nach und nach 7 Mühlgassen an, welche nun Wasserkräfte liefern, die 660 Pferden gleichgeschätzt werden. Sie wurden in neuester Zeit durch mechanische Verbesserungen noch erhöhet, wie z. B. die Gebrüder Rauch 1823 Kröpfungen an ihren Wasserrädern, 1852 eine Turbine eingeführt haben. (Noch früher ward eine Turbine in der Hipfelhofmühle angewendet.)

Schon die uralte königliche Pfalz zu Heilbronn besaß 2 bedeutende Mahlmühlen, mit welchen Adeliche belehnt wurden. Sie | kamen durch Kauf an die Stadtgemeinde, die Brückenmühle im Jahr 1368. Diese wurde 1574 mit 13 Gängen neu hergestellt, und wird seit 1768 verpachtet. Im Jahr 1835 ließ man dieser Kundenmühle noch die 4 unteren Wasserräder zu 4 Gängen und 1 Gerbgang. Die anderen Wasserräder wurden mit einem Aufwande von 53.000 fl. zu einer der bedeutendsten Kunstmühlen des Landes verwendet, in welcher mittelst 9 Steinwerken 1 Gerbgang und 4 Cylinderkästen binnen 24 Stunden 100 Centner Mehl bereitet werden können.

Die Sülmermühle, einst von den Hohenstaufen an das Kloster Lorch verschenkt, wurde von diesem an den Katharinenspital in Heilbronn verkauft. Auch diese Mühle ist lange schon im Besitze der Stadtgemeinde. Sie wurde 1840–41 mit einem Aufwande von 60.000 fl. neu als Kundenmühle hergestellt. Mit 10 Gängen (wobei 8 Mahlgänge) können in 24 Stunden 36 Scheffel Dinkel in Mehl verwandelt werden.

Auch besitzt die Stadt eine Sägmühle seit 1558; jetzt mit einer Hanfreibe.

Eine Tuchwalkmühle erbaute die Stadt 1838 ganz neu mit einem Aufwande von 13.800 fl.

All diese Mühlen sind verpachtet und die Stadtpflege beziehet derzeit jährlich Pachtzinse aus der Kunstmühle 7200 fl., Brückenmühle 420 Scheffel Dinkel (etwa 3000 fl.), Sülmermühle 1030 Scheffel (ca. 7000 fl.), Sägemühle 2600 fl. und Walkmühle 700 fl.

Die übrigen Wasserkräfte der 7 Mühlkanäle sind von Privatleuten zum Betriebe der 2 Papierfabriken, mehreren Öl-, Gyps-Farbholz-Mühlen und zum Mahlen von Cichorie, Braunstein, Bleiweiß, Gerbelohe, zu Spinnereien, Schleifereien u. s. w. verwendet.

Diese großen Wasserkräfte des Neckars reichen aber bei weitem nicht mehr für die Fabriken u. s. w. aus.




Im Jahr 1861 waren Dampfmaschinen aufgestellt:

in Heilbronn:
1 Dreschmaschine mit Locomobile mit 6 Pferdekraft,
5 Dampfmaschinen in Maschinenfabriken mit 55
19 für andere Fabrikzweige mit 308
4 die Dampfboote mit 90


29. 459
in Neckargartach:
2 zur Papierbereitung mit 27


31. 486 Pferdekraft.
| In der Oberamtsstadt sind seither noch mehr Dampfmaschinen aufgestellt worden.

Es würde zu weit führen, alle Etablissements zu benennen, es ist jedoch bemerkenswerth, daß in Heilbronn auch eine Eisenbahnreparaturwerkstätte besteht mit etwa 240 Arbeitern, daß Knochenöl, Knochenmehl, Öltuch, Dampfkochtöpfe bereitet werden, und daß seit 1863 auch eine große Schneidemühle durch Dampfmaschinen betrieben besteht.

Mehrere Heilbronner haben nicht nur bei den Ausstellungen zu Stuttgart 1827, 1845, 1853 u. s. f., sondern auch im Auslande und insbesondere bei den Weltausstellungen Preise und Belobungen erhalten.

So bekamen 1851 in London die Gebr. Rauch und Gustav Schäufelen für Papiere, Gebr. Dittmar für Messerschmiedwaaren Preismedaillen; 1853 bei der Ausstellung in New-York die Gebr. Rauch und Gebr. Dittmar Medaillen; 1854 zu München 5 Heilbronner die große Denkmünze, 3 die Ehrenmedaille und 6 wurden belobt; 1855 bei der Weltausstellung zu Paris empfiengen die Gebr. Rauch, Gustav Schäufelen, die Gebr. Dittmar und F. A. Wolf und Söhne Medaillen erster Classe in Silber, C. B. Bläß für Bleiweiß; Wolf und Söhne, Peter Bruckmann Medaillen zweiter Classe in Bronce und Tuchmacher Fr. Siegel eine Belobung.

Bei der zweiten Londoner Weltausstellung 1862 erhielten Medaillen: Gust. Schäufelen, Gebr. Dittmar, Emil Selig (für Cichorienkaffee), F. A. Wolf und Söhne, und ehrende Erwähnung geschah des Ernst Ziegler für ein Beinschwarz-Surrogat und des Christian Ziegler für schwimmende Backsteine.

Nebengewerbe, wie Spinnen, Sticken, Spitzenklöppeln wird im ganzen Oberamt nicht für auswärtige betrieben; auch ist das Einsammeln von Waldfrüchten und Kräutern sehr unbedeutend; aber für die Fabriken werden Knochen, Lumpen, altes Metall etc. gesammelt.

Nach einem amtlichen Verzeichnisse war der Stand der Gewerbe am 1. Juli 1864 in der Oberamtsstadt folgender:

Zahl der 1718 gab es
Meister Gehilfen Meister
Bäcker .... 50 90 36  
Barbiere .... 7 7 7
Bleicher .... 2 3 1
|
Bortenwirker .... 3 4 2  
Buchbinder ... 13 14 5
Büchsenmacher ... 1 1 2
Bürstenmacher ... 5
Conditoren .... 11 12 5
Dreher ..... 4 2 5
Färber ..... 4 7 4
Feilenhauer ... 5 3
Feldmesser .... 4 5 1
Feuerwerker ... 2
Flaschner .... 13 18 3
Friseure .... 2 1 2
Gärtner .... 15 12
Glaser ..... 10 16 4
Gold- u. Silberarbeiter 12 4 viele.
Graveure .... 2 2 1 Siegelstecher.
Gürtler .... 1 2
Gypser ..... 5 6
Hafner ..... 9 1 4
Holzmesser ..... 5 2
Hutmacher ..... 4 3 8
Instrumentenmacher . 4 11
Kammmacher ... 4 2 5
Kaminfeger ..... 2 3 1
Kleemeister ..... 1 1 1
Korbmacher ..... 6 1 2
Kübler ..... 13 13 5
Küfer ..... 25 37 40
Kürschner ..... 5 6 3
Kupferschmiede ..... 6 7 4
Leineweber ..... 2 4
Lithographen ..... 1 4
Maler, Lakir, Tünchner 26 37 2
Maurer und Steinhauer 20 200 12
Mechaniker ..... 6 19
Messerschmiede ..... 3 2 2
|
Metzger ..... 46 78 38  
Musiker ..... 15 3
Nähterinnen und Büglerinnen .. 60 unbekannt.
Nagelschmiede ..... 6 3 3
Optiker ..... 2 4
Orgelbauer ..... 1 5 1
Pflästerer ..... 5 1
Putzmacherinnen ..... 18 3 unbekannt.
Rothgießer ..... 1 1 1
Sailer ..... 7 3 3
Sattler ..... 15 17 9
Schäfer ..... 1 5 1
Schieferdecker ..... 1 1
Schiffbauer ..... 2 6
Schirmmacher ..... 3 2
Schlosser ..... 23 38 5
Schmiede ..... 12 24 9
Schneider ..... 49 90 30
Schreiner ..... 35 88 8
Schuhmacher ..... 80 105 40
Seckler ..... 7 12 4
Seifensieder ..... 11 7 3
Siebmacher ..... 2 1
Strumpfweber ..... 2 5
Tapeziere ..... 4 5
Tuchmacher ..... 2 2 5
Tuchscheerer ... 2 2
Uhrmacher .... 5 7 2
Vergolder .... 1 1
Wagner .... 8 15 5
Weißgerber ... 1 5
Zeugschmiede ... 5 13 5
Ziegler ..... 4 20 1
Zimmerleute ... 13 88 8
Zinngießer .... 2 1 4
|

Zu diesen kommen noch:
Bad-Inhaber ... 4 2  
Bildhauer .... 2 1
Bierbrauer .... 8 12 1
Blumenmacher ... 2 4
Corsettmacher ... 1
Fischer ..... 2 7
Knopfmacher ... 3
Koch ..... 1
Köchinnen .... 3
Nadler ..... 3
Nestler ..... 1
Rothgerber .... 12 50 8
Schiffer ..... 2 4 1
Wattmacher .... 2
Wendenmacher ...     1              1            1
803 1270 -
Kärcher, welche den
Ackerbau betreiben .......
44 30 32
Weingärtner, welche die
Weinberge und Äcker bauen,
wobei Söhne und Töchter
häufig mitarbeiten
  320 20 222
1167 1320

Als mit dem 1. Mai 1862 die Gewerbefreiheit in Württemberg eintrat, lösten sich auch im Oberamt Heilbronn die Zünfte auf. Es bildeten aber die Kaufleute, Metzger, die Küfer mit den Küblern und die Wagner freie Vereine.

Die bisherigen Zunftgenossen bestimmten von dem vorhandenen Vermögen:

die Handlungs-Innung als Capital für ihren neuen Verein 400 fl. 39 kr. und 200 fl. für Verbesserung des Zeichnungslokals,
die Küfer etc. 100 fl. zu einem Rollwagen und 86 fl. 35 kr. für eine Turnhalle, die Wagner 30 fl. zu einem Dampfapparat, die |
Metzger 319 fl. 39 kr. für das Schlachthaus, was zus.  286 fl. 35 kr.

für allgemeinere Zwecke ausmacht.

Andere Zünfte stifteten:

zum gewerblichen Unterricht ......  901 fl. 59 kr.
für den Paulinenspital .......  49 fl. 17 kr.
armen Zunftgenossen ........  69 fl. 10 kr.
für die Handwerkerbank .......  406 fl. 27 kr.
für die Turnhalle ........  461 fl. 45 kr.
Die Maurer etc. zu Prämien für ihre Lehrlinge, welche die
Fortbildungsschule besuchen, ein Capital von .........   336 fl. –  kr.
 Zusammen  2511 fl. 13 kr.


C. Handel.
Geschichte.

Heilbronn ist durch seine Lage an dem bis zur Stadt für größere Fahrzeuge schiffbaren Neckar, und als Centralpunkt mehrerer Handelsstraßen die wichtigste Handelsstadt am Neckar.

Dieser Fluß, der, den Main ausgenommen, dem Rheine die bedeutendste Wassermenge zuführt, war schon von den Römern beschifft worden, welche bei Marbach dem Schutzgotte der Schiffer einen Votivstein gesetzt haben. Daß auch in den altgermanischen Zeiten der Neckar schon vor dem Jahr 715, also lange vor Karl dem Großen, von Handelsschiffen befahren worden ist, beweist der Umstand, daß der fränkische König Dagobert dem Bischof zu Worms gestattet hat, einen Neckarzoll bei Wimpfen zu erheben.

Landstraßen hatten schon die Römer im Heilbronner Oberamtsbezirk angelegt, und schon seit mehr als 1000 Jahren durchkreuzen sich in Heilbronn fünf Haupthandelsstraßen des südwestlichen Deutschlands, denn aus Italien führte nicht nur eine Straße durch die Schweiz über Lindau und Ulm, sondern auch eine durch Tyrol über Augsburg nach Heilbronn; eine zweite aus Ungarn, Österreich, Bayern über Heidenheim, eine dritte aus Böhmen und Sachsen, über Nürnberg, Hall nach Heilbronn; und von da aus führte eine vierte, Königsstraße genannt, nach Speyer, eine fünfte über Wimpfen, Heidelberg, nach Frankfurt und an den Niederrhein.

In der Urkunde über eine Schenkung, welche die Gräfin Uta | von Calw (gestorben 1075) an das Kloster Hirschau gemacht hat, über ihre Besitzungen zu Heilbronn, ist bereits von dem Markt- und Münzrechte und von einem Hafen die Rede (Jäger 1, 40. 41).

Die Kaiser aus dem Hohenstaufen’schen Hause (regierten 1137 bis 1253) begünstigten den Handel der Städte in Italien und in Deutschland, verschafften denselben dadurch Reichthum und Ansehen, und gaben ihnen die Mittel eine Erwerbung nach der anderen und sich nach und nach unabhängig zu machen. Heilbronn trat in ausgedehnte Handelsverbindungen mit Nürnberg (Jäger 1, 53), Augsburg, Ulm, Speyer und Frankfurt.

Bei der großen Unsicherheit der Straßen, und bei deren mangelhafter Beschaffenheit mußten die Kaufleute, wie es jetzt noch im Orient nothwendig ist, in Karawanen und mit Bewaffneten von einer Stadt zur anderen die Waaren schaffen, in den Städten wurde Halt gemacht, um auszuruhen und Geschäfte zu machen.

Kaiser Rudolf, der Habsburger, der auch sonst vieles zur weiteren politischen Entwicklung Heilbronns angeordnet hat, verwilligte der Stadt in einer Urkunde dd. Speyer, Januar 1288, einen Markt von 21 Tagen Dauer um Michaelis und versprach denen, die denselben besuchen werden, für sich und ihre Waaren des Reiches Schutz (Jäger 1, 78.).

Kaiser Ludwig IV. verlieh der Stadt in einer Urkunde dd. Nürnberg v. Juni 1333 einen zweiten Markt am 22. Juni von derselben Dauer, mit denselben Rechten, Gesetzen, Gelait und Sicherheit, wie der Stadt Frankfurt (Jäger 1, 79.).

Die Kaiser Heinrich VII. (12. Sept. 1332) und Carl IV. (9. April 1355) erklärten den Handel der Nürnberger mit Heilbronn für zollfrei (Jäger 1, 89. 90. 91.) und Kaiser Wenzel ertheilte Heilbronn am 21. Jan. 1398 das Recht, Nachen auf dem Neckar zu bauen.

Die Hauptausfuhrartikel Heilbronns waren Wein, der sogar an die Hansestädte abgesetzt wurde (Jäger 1, 92.), Leder, Schafwolle und Tuch; der Haupthandel aber bestand in Spedition.

Im 14. und 15. Jahrhundert waren die unaufhörlichen Fehden der Fürsten und des Adels mit den Reichsstädten dem Handel sehr nachtheilig. Oft wurden den Kaufleuten Waaren weggenommen und sie selbst wurden in Burgverließe gesperrt, um ein großes Lösegeld zu erpressen.

Die Städte wurden dadurch genöthigt, Bündnisse unter sich abzuschließen, | was zu ihrer Stärke auch in politischer Rücksicht beigetragen hat.

So vereinten sich Heilbronn, Wimpfen und Weinsberg, eroberten die Burg Klingenberg, von welcher aus ein Ritter Rambott ihrem Handel großen Schaden zugefügt hatte und machten diese Burg dem Boden gleich im Jahr 1361 (Jäger 1, 137.).

Viele Jahre hindurch trieben die Herren von Rosenberg auf ihrer Veste Bocksberg das Gewerbe der Wegelagerer.

Sie führten Kaufleute mit Geld und Gut in diese Burg und verübten oft die unerhörtesten Grausamkeiten an ihnen, um recht viel Geld zu erpressen. Dadurch wurde der Handel im Odenwald bis gen Franken und herab an den Neckar gefährdet. Zum Glück für die Handelsstädte verdarben es die Rosenberger auch mit den Fürsten und das Raubnest Bocksberg wurde 1470 zerstört, wozu auch die Heilbronner einen Zuzug von 60 Mann und Zeug gestellt haben, Jäger 1, 236. 237. und Zeitschrift des hist. Ver. für das wirtemb. Franken 1856, 4. Band, Heft 1, S. 12 bis 15.

Erst unter Kaiser Maximilian I. (gest. 1519) machte der Landfrieden dem Raubritterwesen ein Ende.

Für die Förderung des Handels und der Gewerbe in den Städten war es von großer Wichtigkeit, daß die Zünfte, wozu auch die Kaufleute gehörten, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts sich größere Rechte erkämpft haben. Vorher waren die Burger (adelichen Geschlechter) die Alleinherrscher auch in Heilbronn, sie allein saßen im Rathe.

Nach vielen Kämpfen brachten es die Gemeinen (Zünfte) dahin, daß auch ihnen Rechte zu Theil wurden, und Kaiser Carl IV. verordnete unterm 25. Dec. 1372, daß die Hälfte des Raths und des Gerichts in Heilbronn je aus den Burgern und je aus der Gemeinde gewählt werden mußten (Jäger 1, 137. 139. 140. 141. 142. 144. 249.)

Im Jahr 1506 gab der Rath die erste Handels-Ordnung, in der von den Krämern, ihren Leihknechten (Commis) und Knaben (Lehrlingen), von den Handels-Befugnissen, Sonntagsfeier, Kerzenmeistern u. s. w. die Rede ist (Jäger 1, 302–305).

Der Druck des Adels in und außerhalb der Städte auf den Handel und Gewerbe hatte zwar aufgehört; aber nun gab die Auffindung des Seeweges nach Ostindien um das Vorgebirge der guten Hoffnung (1498) und die Entdeckung von Amerika dem Handel mit Waaren aus heißen Zonen eine ganz andere Richtung. Diese kamen | nun weniger aus Italien nach Heilbronn, sondern aus Spanien, Portugal und aus den Niederlanden über Straßburg, Speyer, Frankfurt und Cöln.

Dem Handel Heilbronns brachte es jedoch einen großen Nuzen, daß man die Waaren vom Rheine her auf dem Neckar nach Heilbronn zu Schiffe bringen konnte. Bei der schlechten Beschaffenheit der damaligen Landstraßen war eine Wasserstraße von sehr großem Vortheil.

Denn in diesem Theile Deutschlands gab es keinen Herzog mehr wie in Sachsen, Bayern u. s. w., der über ein großes Territorium herrschte, sondern eine Menge kleiner Besitzungen der Grafen, Edelleute, Klöster, Reichsstädte u. s. w. Die wenigsten derselben hielten die Landstraßen auf ihrem Territorium in gutem Stande; aber alle wollten Weggeld, viele auch Zoll u. drgl. und die Kaufleute hatten dabei Verluste an Zeit und an Geld.

Nachdem der Churfürst von der Pfalz nach und nach die Herrschaft über die vielen Ritterburgen am Neckar, deren Besitzer lange Zeit die vorüberfahrenden Schiffe besteuert hatten, erlangt hatte, war nur noch an die Pfalz ein Neckarzoll zu bezahlen, und das Geleitsgeld für den Schutz, welchen die pfälzischen Geleitsreiter vom Rheine an bis Heilbronn den beladenen Schiffen gewährten.

Der dreißigjährige Krieg (1618–1648) und später die räuberischen und mordbrennerischen Einfälle der Franzosen ruinirten den Wohlstand der Heilbronner und der Länder am Oberrheine. Die Heilbronner Handelsleute bezogen bis 1750 den größten Theil der Colonialwaaren nur aus Frankfurt und der Heilbronner Handel wurde, fast nur noch durch Factoreien einiger Handelshäuser zu Nürnberg, Augsburg und Ulm betrieben.

Was den Neckar betrifft, und insbesondere die Flöße, so versprach 1343 Ritter Albrecht der Hofwart zu Kirchheim die Flöße bei Laufen ungehindert passiren zu lassen; Heilbronn hatte 1342, 1469, 1472, 1476 wegen des Flözens mit Baden, Pfalz und Württemberg Verträge abgeschlossen und diese wurden 1716 erneuert, auch errichteten 1726 die Heilbronner eine Flozlotterie mit Stuttgartern.

Schiffer befuhren von Heilbronn abwärts den Neckar und den Rhein, insbesondere auch Heilbronner, bis die Pfalz im Jahr 1608 es diesen so sehr erschwerte, daß die meisten sich genöthigt fanden, in die Pfalz überzusiedeln.

Schon Herzog Christof in Württemberg, welcher 1553 von | Kaiser Carl V. ein Privilegium ausgewirkt hatte, den Neckar auch in Württemberg schiffbar zu machen, schloß 1557 einen Vertrag mit Heilbronn ab, ebenso Herzog Friederich I. und 1714 gab sich Herzog Eberhard Ludwig alle Mühe den Neckar von Köngen an schiffbar zu machen. Die Wöhre bei Canstatt und Heilbronn waren dabei hinderlich. Doch fuhren 1716 wöchentlich 2 Schiffe regelmäßig von Canstatt nach Heilbronn und zurück, was jedoch bald wieder aufgehört hat.

Indessen hatten sich die Länder am Rheine und am Neckar wieder etwas erholt, die Zahl der Einwohner hatte zugenommen, und auch ihr Luxus. Die Nachfrage nach Kaffee, Zucker, Thee, Tabak, Gewürzen, Baumwolle nahm von Jahr zu Jahr zu.

Im Jahre 1727 ließ sich Georg Friedrich Rund, geboren am 17. März 1701 zu Stetten im Remsthal und Abkömmling der Familie Rondo zu Mailand, in Heilbronn nieder, er errichtete ein Handlungshaus, das er bei seinem am 6. Febr. 1786 erfolgten Tode im blühendsten Zustande hinterlassen hat.

Dieser thätige Kaufmann knüpfte wieder Handelsverbindungen nicht blos mit Kaufleuten zu Frankfurt, Augsburg und Nürnberg, sondern auch mit solchen zu Amsterdam, Hamburg, London und Mailand u. s. w. an, errichtete in Heilbronn einen Kupferhammer, erwarb Gewürzmühlen, erbaute eine Öl- und Tabakmühle, führte noch vor dem Jahre 1773 den Reps in der Heilbronner Gegend ein, und ließ in seiner Mühle zuerst in Heilbronn Gyps mahlen.

Ein anderer Heilbronner Kaufmann, Joh. Gottfried Goppelt, führte auf den Rath des Bürgermeisters Gg. Heinr. Roßkampf, welcher mit aus Frankreich gebrachtem Samen in Deutschland die ersten Versuche mit dem Anbau der Luzerne gemacht hatte, im Frühjahr 1765 diesen Samen ein, welcher von nun ein wichtiger Handelsartikel geworden ist, und der Viehzucht und Landwirthschaft in Deutschland die größten Vortheile gebracht hat.

Das Auffinden des Gypses in Heilbronn durch Caspar Hofmann um das Jahr 1770 und die Ausbeutung sehr großer Quantitäten Streugypses, der in die sandigen Felder am Rheine verführt wird, gab dem Handel und den Schiffern ein erwünschtes Thalgut. Ebenso die Ausfuhr schöner Sandsteine.

Mit Churbayern schloß Heilbronn einen Handelsvertrag, in dessen Folge von 1760 bis 1790 Heilbronner Wein gegen bayerisches Salz vertauscht worden ist.

So nahm der Handel wieder zu und die Frachten wurden billiger, | weil Schiffer und Fuhrleute auch Rückfrachten bekamen. Diesen wurde der Transport sehr erleichtert, weil seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in vielen Ländern Kunststraßen, z. B. 1768 die von Heilbronn nach Weinsberg angelegt worden sind.

Der Colonialwaarenhandel wurde von Jahr zu Jahr bedeutender, weil der Verbrauch von Kaffee, Thee, Zucker, zunahm, auch rohe Baumwolle und deren Fabrikate immer gesuchter wurden.

1803 erhielt der Handel in Heilbronn durch Mediatisirung der Stadt den Vortheil, daß sie von nun an einem größeren Staate angehörte; auch der Luxus nahm zu, und der Verbrauch vieler Handelsartikel, insbesondere auch durch die Einquartierungen; aber das durch Napoleon eingeführte Continentalsystem schlug dem deutschen Handel bald darauf empfindliche Wunden.

Auch in Heilbronn wurden verbotene englische Waaren aufgesucht und confiscirt und am 29. Nov. 1810 in Beisein königlicher Commissäre englisches Porcellain zerschlagen, Manchester u. s. w. verbrannt.

Das schlimmste war, daß das Verbot des Handels mit England die Colonialwaaren so im Preise steigerte, daß z. B. 1 Centner Melis, welcher im Jahr 1805 noch 60 fl. gekostet hatte, im Febr. 1813 auf 195 fl. gestiegen war, und 1 Centner Kaffee von 60 fl. (im J. 1805) im Dec. 1811 auf 140 fl.

Viele tranken statt des Kaffees Surrogate aus Gerste, Möhren etc. etc. und im Gebrauche des Zuckers trat die größte Sparsamkeit ein.

Nicht nur nahm der Verbrauch der Colonialwaaren ab, einige Jahre lang mußte man sie hauptsächlich über Wien beziehen und der Handel auf dem Rheine und Neckar wurde ganz unbedeutend.

Zudem litt der Detailhandel in Heilbronn, weil man manche Waare wegen des Zolles in benachbarten badischen und hessischen Orten (Schluchtern und Wimpfen) wohlfeiler einkaufen konnte, und auch im Großen nahm das Schmuggeln so zu, daß zuletzt ganze Compagnien württembergischer Soldaten an der Gränze Wache halten mußten.

Heilbronn kam auch noch dadurch in Nachtheil, daß Baden weniger nachbarlich gegen Heilbronn gesinnt ist, als es die Churpfalz Jahrhunderte hinfort gewesen war.

Baden erklärte am 4. Febr. und 17. März 1808 Mannheim und Schröck für ausschließliche Ein- und Auslade-Stationen des badischen Rheines, die directe Schifffahrt zwischen Heilbronn, Mainz | und Frankfurt wurde unterbrochen und Mannheim erhielt einen Zwangsstapel zum Vortheil seiner Spediteure; nach Heilbronn gelangten die Waaren später und theurer.

Da erschienen der 19te Artikel der Wiener Congreßakte vom März 1815, welcher solche Zwangs-Umladeplätze und der 21te Art. der die Zwangsschiffergilden am Rheine aufhob, auch ertheilte der Art. 6. den Unterthanen der Neckar-, Main- und Mosel-Uferstaaten gleiche Schifferrechte mit den Anwohnern des Rheins.

Somit hörte der Zwangsstapel in Mannheim wieder auf; nun verlangten aber die Canstatter, daß auch der Heilbronner Stapel aufhöre. Bis dahin mußten nämlich die Waaren, welche nach Canstatt bestimmt waren, am Heilbronner Krahnen aufs Land geschafft und durch Fuhren auf die oberen Neckarschiffe bei der Neckarbrücke geschafft werden, was 1/2 Kreuzer für den Centner kostete.

Heilbronn konnte sich jetzt nicht mehr, wie früher, wenn Württemberg verlangte, es sollten Schleußen bei Heilbronn gebaut werden, auf die Privilegien der Kaiser Ludwig und Ruprecht und auf schützende Urtheile des Reichshofraths berufen. (Jäger 2, 121. 151–154. 168. 175. 258. 259).

Umsonst war auch die Einrede der Neckarmühle-Besitzer in Heilbronn, daß durch das Schleußen ihren Mühlen Wasser entzogen werde; der Bau des Wilhelmskanals ward im März 1819 begonnen, im Juli 1821 vollendet und die Staats-Regierung ließ noch zwischen Heilbronn und Canstatt 9 Floßgassen mit Schleußen versehen, damit Schiffe vom Rhein bis Canstatt fahren konnten.

Die Heilbronner Kaufleute verloren dadurch einen Theil ihrer Spedition; (was immer sehr nachtheilig bleibt, weil sie dazu beiträgt, Bezugs- und Versandts-Gelegenheiten billig und schnell zu machen), allein sie suchten sich auf andere Weise zu entschädigen.

Sie errichteten 1837 die württembergische Transport-Versicherungsgesellschaft, welche die Versicherung gegen die Gefahren der See-, Fluß- und Canal-Schifffahrt, sowie des Transportes auf dem Lande übernimmt; am 6. Octbr. 1839 constituirte sich eine Actien-Gesellschaft, welche die Dampfschifffahrt auf dem Neckar einführte und seit 7. Dec. 1841 befahren Heilbronner Dampfschiffe den Neckar bis Mannheim, auch errichteten die Heilbronner Kaufleute directe Beurtschifffahrten 1827 mit Mainz, später mit Cöln und 1840 mit Rotterdam, so daß am 5. Juli 1840 das erste Neckarschiff mit Waaren, die es in Rotterdam geladen hatte, in Heilbronn eintraf.

Diese drei Unternehmungen, sowie die Einführung des Schiffbaues | in Heilbronn hat diese Stadt hauptsächlich ihrem Bürger Carl Christof Reuß (geb. 8. Jan. 1788, gestorben 22. August 1847) zu verdanken, einem Kaufmann mit außerordentlichem Unternehmungsgeiste und rastlosem Eifer für Förderung des Handels und der Gewerbe in Württemberg.

Die Beurtschiffe haben sich als Förderer des Heilbronner Handels bewährt, ebenso die Transport-Versicherungsgesellschaft; und die Dampfschifffahrt wäre auch einträglich geworden, wenn nicht seit dem Jahr 1854 die Bietigheim-Bruchsaler Eisenbahn eine sehr nachtheilige Concurrenz machen würde.

Ehe diese württembergische Westbahn fertig war, machten in Heilbronn auch die Spediteure gute Geschäfte, insbesondere, nachdem seit 25. Juli 1848 die Nordbahn ihre Wagenzüge nach Heilbronn sendete.

So wurden im Jahr 1852 beim Hauptzollamt Heilbronn 242.291 Zollcentner Waaren behandelt, wovon 2517 zu Lande, 239.774 zu Wasser angekommen sind, und zwar auf 859 Schiffen, 1402 Nachen und 210 Dampfbooten, zusammen in 2471 Fahrzeugen (ums Jahr 1790 rechnete man jährlich 130.000 Centner Schiffsgüter).

Durch die Bahn, welche Württemberg auf seine Kosten bis Bruchsal gebaut hat, hat Mannheim das gewonnen, was Heilbronn verloren hat; Heilbronns Speditionshandel nach Westen und Osten ist in eine isolirte Lage gekommen. Der Neckarschifffahrt bleibt es nachtheilig, daß immer noch an Baden (denn in Württemberg wird seit 1835 ein Neckarzoll nicht mehr erhoben), Neckarzölle bezahlt werden müssen, nämlich 38/10 kr. für zollpflichtige Güter und 13/10 kr. für Güter freien Verkehrs per 100 Pfd. Zollgewicht, während dieselben Waaren auf der Eisenbahn einer solchen mittelalterlichen Abgabe noch nie unterworfen worden sind.

Es ist ein Glück für Heilbronn, daß seine Kaufleute sich mehr und mehr auf Betreibung von Fabriken legen. Auch der Handel mit Naturprodukten (Getreide, Ölsamen, Holz) hat in Heilbronn sehr zugenommen.

Steinkohlen, welche die Heilbronner Schmiede schon im Jahr 1784 kennen gelernt haben, sind jetzt ein sehr starker Artikel geworden, welchen die Schiffer nach Heilbronn führen, und in den 1850er Jahren hat der Handel mit Brettern außerordentlich zugenommen, so daß man nicht mehr im Stande ist, alle in Schiffe zu laden | und abwärts zu schicken, sondern seit 1854 Flöße aus den Brettern selbst erbaut.

Vor einigen Jahren noch gieng ein großer Theil der Schiffe leer abwärts, jetzt fehlt es wegen der Bretter, Steine, Gyps, Salz, Getreide, Fabrikate oft an Schiffen.

In den Jahren 1829 und 1830 wurden am Wilhelmskanal vom Staate große Hafen-, Krahnen-, Niederlags- und Waag-Einrichtungen für den Schifffahrts-Verkehr und für den mit diesem in Verbindung stehenden Landverkehr, sowie für alle zollpflichtigen Waaren gemacht.

Seit dem 1. Juni 1837 besteht in Heilbronn ein Freihafen, und im Jahr 1856 legte die K. Regierung auch einen Winterhafen an, in welchem die größeren Schiffe Schutz finden, auch durch Krahnen aus- und eingeladen werden können.

Wenn auch der Speditionshandel abgenommen hat, so hat Heilbronn es doch der großen Umsicht, Regsamkeit und Solidität seiner Kaufleute zu verdanken, daß der Eigenhandel zugenommen hat.

Der Absatz der Waaren durch den Detail-Verkauf war niemals größer, denn die Stadt hat binnen 50 Jahren die doppelte Zahl von Einwohnern erhalten, die umliegenden Städte und Dörfer haben ebenfalls zugenommen, und es hat hauptsächlich der Luxus den Verbrauch vieler Waaren gesteigert.

Die Zoll-Vereine, welche Württemberg 1829 und 1833 mit Hessen, 1835 mit Baden abgeschlossen hat, vereinigten die benachbarten ausländischen Orte wieder mit Heilbronn, welches nicht blos die Hauptstadt am württembergischen Unterneckar, sondern auch über die Territorialgränzen hinaus ein Centralpunkt des Verkehrs ist.

Die Heilbronner Kaufleute stehen auch in der Ferne im Rufe großer Geschäftsgewandtheit und des Fleißes, so daß ihnen auch aus anderen Orten und zum Theile von weit her Jünglinge zum Unterricht anvertraut werden. Es werden durchschnittlich jährlich 50 Lehrlinge bei den Heilbronner Firmen eingeschrieben.

Im Jahre 1856 kamen im hiesigen Hafen, mit Ausschluß dessen, was nur durchpassirte an, mit Segel- und Dampfschiffen 890.842 Cntr.
Zu Thal giengen ab 1.238.280

Zusammen 2.129.122 Cntr.
| In Flößen wurden verladen 224.576 Stück Bretter, Dielen u. drgl. und 1530 Eichenstämme.
Durch die Eisenbahn kamen an 876.515 Ctnr.
giengen ab 505.042

1.381.557 Ctnr.

oder etwas über 20 Prozent des Gesammt-Quantums der auf den württemb. Staatsbahnen beförderten Güter.

Außerdem wurde der Fuhrtransport auf 21/2 Millionen Centner geschätzt, und die Beschäftigung sämmtlicher Transportmittel zu stark 6 Millionen Centner. Heilbr. Tagbl. vom 14. März 1857, Seite 272.

Das Postamt in Heilbronn erhält durchschnittlich alle Tage mehr als 1700 Briefe, und erhielt im Jahr 1856 für Postmarken mehr als 20.000 fl., im Jahr 1863 – 31.800 fl.

Gründliche detaillirte Aufschlüsse über Heilbronns Handel ertheilt

der Bericht der volkswirthschaftlichen Commission der württemberg. Kammer der Abgeordneten über die Neckarschifffahrt vom 20. Aug. 1855, Beil. 302 zum Prot. 329.
H. Meidinger statist. Übersicht der Neckarschifffahrt und Flößerei, Frankfurt 1850.
Schwäb. Merkur v. 30. Mai 1842, 20. Mai 1845, 12. Sept. 1855, 23. Jan. 1856.
die Jahresberichte der Handelskammer in Heilbronn seit 1856.

Im Jahr 1856 wurde in Verbindung mit der Darmstädter Bank für Handel und Industrie ein größeres Bankgeschäft in Heilbronn gegründet.

Auch verdient bemerkt zu werden, daß die württ. Regierung im Jahr 1857 zu der in Nürnberg zur Abfassung eines deutschen Handelsgesetzbuchs tagenden Conferenz einen Kaufmann aus Heilbronn, Adolf Goppelt, abgeschickt hat, denselben, der auch in den schwierigsten Zeiten von 1848–1849 dem Finanzministerium in Württemberg vorgestanden hat.

In der Oberamtsstadt waren am 1. Juli 1864: |
Kaufleute. Gehilfen.
Colonialwaarenhandlungen en gros 10 85
en detail 48 65
Tuch- und Ellenwaarenhandlungen 16 54
Kleiderhandlungen 4 1
Putz- und Modehandlungen 10 9
Kurzwaarenhandlungen 11 39
Lederhandlungen 7 9
Materialienhandlungen 8 46
Buchhandlungen 3 7
Papier und Schreibmaterialien 3 18
Eisenhandlungen 3 13
Glas-, Porcellain- und Quincailleriehandlungen 8 6
Bankgeschäfte 3 10
Landesproduktenhandlungen 39 12
Weinhandlungen 8 1
Bretter-, Holz- und Kohlenhandlungen 13 15
Diverse Handlungen 6 5
In den 42 Fabriken sind Handlungsgehilfen beschäftigt 130

200 525

Unter diesen Gehülfen sind ungefähr 400 Lehrlinge, weil viele Jünglinge zum Theil aus weiter Ferne die Handlung in Heilbronn erlernen wollen.

Noch im Jahre 1855 hatte Heilbronn nur 117 Firmen mit 297 Gehülfen.

Ferner sind in Heilbronn 42 Agenten für Handelshäuser und Versicherungsgesellschaften, 2 Sensale, 5 Güterschaffner, 2 Waagmeister mit Spannern in der Stadt, und 11 auswärtige Frachtfahrer und nach dem Adreßbuch von 1862 trafen aus 237 Orten Boten, von denen die meisten Fuhrwerke haben, regelmäßig in Heilbronn ein.

In den Amtsorten befinden sich viele Krämer, in nur wenigen Kaufleute, aber Unterhändler in Landesproducten.

Im ganzen Oberamte gibt es wenige Hausirer, aber seit dem neuen Gewerbegesetze kommen viele Hausirer aus fremden Orten in alle Orte des Oberamts.

In den ersten 20 Monaten seit Einführung der neuen Gewerbeordnung (1. Mai 1862 bis 31. Dec. 1863) stellte das K. Oberamt Heilbronn 274 Hausirpatente aus, meistens für Auswärtige, wodurch ansäßige Gewerbetreibende in Nachtheil kommen.


|
Gegenwärtiger Handel.
a. Handelsverkehr.

Die Ausfuhr aus dem Oberamt Heilbronn bestehet in Sandsteinen, Gyps, Eichstämmen, Getreide[2], Obst, Wein, Wolle, Rindvieh und Schafe, Sohlleder; hauptsächlich in Fabrikaten der vielen Fabriken und Mühlen.

Die Einfuhr bestehet in Getreide, Schlachtvieh, Wein, Bier, Schnittwaaren, Bauholz, Brennholz, Steinkohlen, Tüchern, Leinwand, Kalbleder.

Der Handel mit Steinkohlen, welche in Schiffen nach Heilbronn kommen, hat abgenommen, seitdem die Transportkosten auf Eisenbahnen ermäßigt. Doch kamen im Jahr 1863 zu Wasser an 1.022.230 Centner, wovon per Eisenbahn 533.138 Centner weiter giengen. In Heilbronn und Umgegend werden jährlich 1/2 Million Centner verbraucht.

Der Detail-Handel ist namentlich in der Stadt sehr bedeutend (s. oben Geschichte).

Zwischenhandel und die Spedition haben abgenommen, und Heilbronn wird von Ulm und Friedrichshafen in der Spedition übertroffen.

Der Landesproductenhandel hat sehr zugenommen.


b. Hülfsmittel und Anstalten.

1) Von der K. Halle, nebst Hafen und Krahnen, von den Lagerhäusern in der Stadt unter dem Rathhaus und am Kiliansplatz, vom Wollenhaus, Fruchthaus, Schießhaus als Viehmarkthaus von den Kai’s am Neckar, von den Marktplätzen wird in der Ortsbeschreibung ausführlich geredet werden.

2) Märkte in der Stadt Heilbronn.

Seit unvordenklicher Zeit werden an jedem Mittwoch und Samstag Victualien- sogen. Wochenmärkte, und Fruchtmärkte abgehalten.

| Von diesen letzteren ist schon in der Stadtrechnung von 1417 die Rede, nach welcher 150 Pfund für Kornmessen eingezogen worden sind (Jäger 1. 210).

Noch vor 10 Jahren war unter 69 Fruchtschrannen des Königreichs die Heilbronner dem Umsatze nach die dritte, nur in Ulm und Biberach war der Verkehr noch stärker (vgl. Württ. Jahrb.)

Seit dem 1. Juli 1860 wird in Württemberg das Getreide nicht mehr gemessen, sondern gewogen, und seit dieser Zeit nimmt der Verkehr auf den Fruchtmärkten so ab, daß in Heilbronn in den Jahren 1861 nur 75.201 Centner, 1862 nur 50.284 Centner abgewogen worden sind, weil die Müller und Bäcker sich das Getreide in den Dörfern zuwägen lassen; dagegen aber haben sich mehrere Landesproductenhandlungen auch in Heilbronn etablirt, welche große Quantitäten umsetzen, die auf der Achse nach Heilbronn und von da zu Schiff abwärts geführt werden.

So waren im Jahre 1863 auf dem Fruchtmarkte in Heilbronn zwar nur noch 43.476 Centner um 172.900 fl. umgesetzt worden; allein außerhalb des Fruchthauses wurden in Heilbronn eingeführt und aufgespeichert 37.386 Scheffel, und 67.473 Scheffel wurden ebenfalls eingeführt, und sogleich wieder weiter befördert.

Die Messen

durch kaiserliche Privilegien vom 25. Dec. 1284, 5. Juni 1330 und 16. Febr. 1487 eingeführt, welche der Frankfurter Messe gleich berechtigt, sind jetzt unbedeutend. Die Augustmesse wird ausgesetzt, und die im Mai und November dauern nur noch 8–10 Tage.

Die Vieh- und Krämermärkte

verdankt Heilbronn seinem Bürgermeister Heinrich v. Roßkampf, der die Kaiserlichen Genehmigungen 1770 für den Febr. und Mai und Adventmarkt und im Jahr 1785 für den Augustmarkt ausgewirkt hat. Die Kön. Württembergische Regierung ertheilte am 20. März 1855 und März 1859 die Erlaubniß zu Märkten im October und im März, so daß jetzt jährlich 6 abgehalten werden.

Der Umsatz mit Vieh ist außerordentlich stark. Am 20. Aug. 1829 kamen 1223, am 11. Mai 1830 1300, am 31. August 1831 1391 Contracte zur Anzeige, wodurch 96.723 fl., 116.382 fl. und 127.196 fl. in Umlauf gesetzt worden sind (nach einem Durchschnitt von 36 Märkten von 1827–36 851 Käufe).

Seit Aufhebung des Stempels an den Viehverkaufurkunden werden | immer weniger Käufe angezeigt. Die Zahl der abgeschlossenen Käufe und der Erlös ist daher nicht mehr zu ermitteln.

In neuerer Zeit aber werden auf allen Märkten die zu Markte gebrachten Thiere gezählt, wodurch man erfahren hat, daß in Heilbronn feil waren:

am 17. Febr. 1863: 3294 St. Rindvieh, 39 Pferde, 595 Schweine,
14. April 1182   17 603
19. Mai 2578   93 482
13. Oct. 1241   15 607
01. Dec. 2335   23 619
16. Febr. 1864: 3196   26 542
05. April 1176   16 425
24. Mai 1566   51 346
31. Aug. 2847   43 600
29. Nov. 1793   29 500

Pferde werden sehr wenige zu Markt gebracht, aber Rindvieh und Schweine in großer Menge. Die Mastochsen werden in die Rheingegend und nach Frankreich verkauft, und gut genährte große Thiere aufgekauft, um sie zu mästen.

Unter 1234 Rindviehmärkten, die in Württemberg in einem Jahre abgehalten werden, sind die Heilbronner nicht nur die bedeutendsten im Neckarkreis, sie werden auch im ganzen Lande nur von denen zu Biberach und zu Ravensburg übertroffen.


Schafmärkte

werden in Heilbronn seit 1831 abgehalten, zuerst nur im August und September, seit 1856 auch im November und im Jahr 1863 wurde der erste Decembermarkt abgehalten. Auch diese Heilbronner Märkte gedeihen sehr gut.

In den jüngsten Märkten kamen Stücke Schafe

zu Markt: es blieben
unverkauft:
es wurden
verkauft:
und dafür
erlöst:
18. Nov. 1863: 19.184, 8.943, 10.241, 95.530 fl.
15. Dec. 5.164, 1.573, 3.591, 33.639 fl.
10. Aug. 1864: 14.450, 7.565, 6.885, 59.767 fl.
22. Sept. 21.947, 13.582, 8.365, 83.674 fl.
18. Nov. 25.266, 17.374, 7.892, 71.022 fl.
|
Ledermärkte

wurden in Heilbronn mit den Vieh- und Krämermärkten verbunden und der erste am 31. Aug. 1853 abgehalten.

Auch diese Märkte nehmen von Jahr zu Jahr zu, wie aus nachfolgender Übersicht hervorgeht.

Es wurden nämlich verkauft:

im Jahr 1854 in 5 Märkten 2765 Centner,
1855 3245
1856 3578
1857 4141
1858 4767
1859 5481
1860 5261
1861 5895
1862 7119
1863 6 7425

Der Erlös aus durchschnittlich 5700 Ctr. in den 5 Jahren von 1858–62 beläuft sich auf ca. 640.000 fl. jährlich. Darunter sind die rohen Häute und kleinen nicht zur Anzeige kommenden Partien Leder und das Leder, welches die Heilbronner Rothgerber zu Hause verkaufen, gar nicht begriffen.

Specielle Ledermärkte bestehen nur noch in Ulm und Backnang, welche jedoch noch unbedeutend sind.

Was die einzelnen Sorten betrifft, so wurden im Jahre 1863 verkauft:

201.023 Pfd. Sohlleder,
391.046 Schmal- und Wild-Oberleder,
66.301 Zeug- und Vache-Leder,
84.171 Kalbleder,

zusammen 742.541 Pfd.
|
Gerberrinde-Märkte

finden in Württemberg nur in Heilbronn statt nach dem Vorbilde der Versteigerungen im Odenwalde im Februar:

Feb-
ruar
Feil geboten wurden Verkauft wurden Erlös aus Gesammt-
Erlös
Durchschnittspreis für
Glanz-
rinde
Raitel-
rinde
Grob-
rinde
Glanz-
rinde
Raitel-
rinde
Grob-
rinde
Glanz-
rinde
Raitel-
rinde
Grob-
rinde
1 Centner
Glanz-
rinde
1 Centner
Raitel-
rinde
1 Centner
Grob-
rinde
Centner. Ctr. Klftr. Ctr. Ctr. Klftr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr. fl. kr.
1860 13292 7850 371 9772 6235 171 75000
1861 19244 11879 888 11750 4910 512 39513 12 11410 36 8704 59627 48 3 21 2 14 17
1862 12283 8025 464 9555 5907 1671/2 31442 28 13182 3721 48345 28 3 201/4 2 14 22 13
  a l l e
_________/\_________
 
1863 9996 6115 440 9996 6115 440 38374 6 15853 12 9844 30 64071 48 3 501/3 2 351/2 24 2/3
1864 11649 9415 711 11509 9395 687 48352 14 26265 24 17471 15 92088 53 4 12 2 473/4 25 26
|
Wollenmärkte.

Den ersten Schafwollenmarkt in Württemberg hielt die Stadt Heilbronn ab im Jahr 1818. Diese Märkte dauern 4 Tage mit den 2 letzten Tagen des Junius beginnend. Im Jahr 1819 erhielten noch 5 Städte solche Märkte.

In Heilbronn wurden verkauft:

1858: 3573 Centner um 315.501 fl.
1859: 3444 391.713 fl.
1860: 5280 549.450 fl.
1861: 3909 567.404 fl.
1862: 3975 421.905 fl.


Durchschnitt 4036. 449.195 fl.

Da in denselben 5 Jahren in Kirchheim im Durchschnitte 12.050 Ctr., in Stuttgart 1204 Ctr., in Tuttlingen 701 Ctr., in Ehingen 613 Ctr. und in Göppingen 472 Ctr. verkauft worden sind, so ist der Markt in Kirchheim (in dessen Nähe die größten Schafweiden des Landes auf der Alb sind) bei weitem der bedeutendste; aber in Heilbronn werden doch mehr Centner verkauft, als auf den Märkten zu Stuttgart, Tuttlingen, Ehingen und Göppingen miteinander.

1863 wurden in Heilbronn 5000 Ctr. um 570.000 fl.
1864 4150 467.379 fl.

verkauft.

In Heilbronn und Sontheim befinden sich zugleich Wollenhändler, welche das ganze Jahr hindurch viele Wolle einkaufen und verkaufen.


3) Transportgewerbe.

Die Frachtfahrer haben sehr abgenommen, seitdem die Eisenbahnen zunehmen. Es sind nur noch 6 in Heilbronn.

Was die Schifffahrt betrifft, so war der Aufruf des Stadtraths zu Heilbronn, an Schiffer, die sich da niederlassen sollten, wofür denselben das Bürgerrecht unentgeldlich ertheilt werde, ohne großen Erfolg. Zwei ließen sich nieder, wovon einer die Schifferei wieder aufgegeben hat.

1704 war auf dem Brudertage zu Heidelberg beschlossen worden, daß jedem Neckarschiffer 2 große Schiffe zu 800 bis 2000 Centnern erlaubt seyen; im Jahr 1730 waren die Marktschiffe, welche zwischen Frankfurt und Heilbronn fuhren, 80 bis 90 Schuh lang, | und 6 bis 7 Schuh breit. Im Jahr 1818 (vor Erbauung des Wilhelmskanals) waren sie 100 Schuh lang, und führten von Mainz nach Heilbronn 6–700, bei gutem Wasser 1000 Centner, und abwärts noch mehr. Von Heilbronn nach Canstatt führte im Jahr 1818 ein Schiff 250 bis 300 Centner und die Fahrt dauerte 5 bis 6 Tage. Der Centner kostete 27 kr., und von Canstatt nach Stuttgart noch 6 kr. weiter; während der Centner von Heilbronn nach Stuttgart per Achse 37 bis 40 kr. kostete, jedoch in 1 bis 2 Tagen am Platz war.

Jetzt kann das größte (einem Hasmersheimer zugehörige) Neckarschiff 2600 Centner einnehmen, abwärts bei gutem Wasser 3000.

Die Schiffe, welche bis Canstatt fahren, sind 95 bis 110 Schuh lang, 14 bis 141/2 Schuh breit, und führen bei gutem Wasserstande 1000 bis 1300 Centner zu Berg, 1000 bis 1600 zu Thal.

Die Neckarschiffe, die von Mannheim bis Heilbronn gebraucht werden, sind 100 Schuh bis 112 Schuh lang, 14 bis 151/2 Schuh breit und führen 1100 bis 2100 Centner zu Berg, 1200 bis 2500 zu Thal.

Die Schiffe, welche in Rotterdam laden, haben 2 Masten, sind 135 bis 150 Schuh lang, 22 bis 24 Schuh breit, und bringen (ohne die Leichtschiffe) 4500 bis 5100 Centner nach Heilbronn, und führen 4500 bis 5400 Centner zu Thal.

Der Schifffahrts-Verkehr im Heilbronner Hafen war in den Jahren 1848–1854 folgender:

Es kamen an zu Berg:
Segelschiffe. Nachen mit Ctr.
1848: 578 911 372.466
1849: 577 833 346.770
1850: 961 1517 706.799
1851: 1186 1806 1.018.216
1852: 1627 2716 1.540.381
1853: 1106 1732 1.155.503
1854: 1023 1666 941.863.
Es giengen ab zu Thal:
1848: 337 518 206.720
1849: 448 690 279.762
1850: 803 1218 616.246
1851: 670 1060 542.458
1852: 842 1413 636.698
1853: 744 1131 1.243.174
1854: 934 1511 1.013.631.
| Durch die Neckardampfschifffahrt wurden in den Jahren 1845 bis 1853 durchschnittlich in 301 Fahrten 33.371 Personen und 9237 Ctr. Güter befördert.

In den Jahren 1857–63

1) kamen in den Heilbronner Hafen zu Berg:
Schiffe. Nachen mit Ctr.
1857: 1538 2221 932.221 einschließlich der Fracht der Dampfboote bei 154 Fahrten.
1858: 1580 2261 973.767 desgleichen bei 192 Fahrten.
1859: 1357 1978 1.091.377 ohne die Fracht der Dampfschifffahrt, welche geraume Zeit unterbrochen war.
1860: 1249 1814 1.480.940 außerdem beförderte die Dampfschifffahrt zu Berg und zu Thal in 214 Doppelfahrten 28.171 Pers. u. 22.530 Ctr.
1861: 1156 1695 1.412.100 die Dampfschifffahrt beförderte zu Berg 12.263 Pers. u. 8374 Ctr. in 178 Fahrten.
1862: 1083 1649 1.598.148 ebenso in 178 Fahrten 12,702 Personen und 4198 Ctr.
1863: 970 1507 1.510.115 desgl. in 188 Fahrten 8372 Personen 1659 Ctr.
2) gingen ab zu Thal:
1857: 1540 2118 1.267.711 einschließlich der Fracht der Dampfboote bei 155 Thalfahrten.
worunter Sägwaaren 610.533 Ctr.
1858: 1615 2227 1.299.783 ebenso bei 192 Thalfahrten.
worunter Sägwaaren 598.323 Ctr.
1859: 1248 1775 1.017.519 ohne die Fracht der Dampfschifffahrt, welche geraume Zeit unterbrochen war.
worunter Sägwaaren 400.000 Ctr.
1860: 1090 1573 570.505 Dampfschifffahrtsverkehr s. oben ad. 1. „zu Berg.“
dazu 750.000 Stück Bretter.
1861: 1088 1562 513.588 die Dampfschifffahrt beförderte in 178 Thalfahrten 14.654 Pers. u. 4.384 Ctr.
dazu 2 Mill Stück Bretter.
1862: 1094 1674 567.357 desgl. in 178 Thalfahrten 14.522 Personen und 8028 Ctr.
dazu eine halbe Mill. Stück Sägwaaren
1863: 976 1512 607.492 desgl. in 188 Thalfahrten 8822 Personen 4179 Ctr.
dazu 2.640.348 Stück Sägwaaren

Beim Hauptzollamt Heilbronn betrugen die Einnahmen:

im Jahr 1862: im Jahr 1863:
a) für den Zollverein:
Eingangszölle 393.859 fl. 363.124 fl. 46 kr.
Ausgangszölle 103 fl. 304 fl. 13 kr.
Rübenzuckersteuer 148.753 fl. 206.228 fl. 42 kr.
b) für privatliche Rechnung:
Übergangssteuer 29.977 fl. 33.926 fl. 29 kr.
Andere Einnahmen 4.156 fl. 4.177 fl. 51 kr.


zus. 576.848 fl. 607.762 fl. 01 kr.
| Flößerei. Ein großer Theil der Tannen des Schwarzwaldes wird auf der Enz und dem Neckar geflößt, und bei Heilbronn passiren viele Langholzflöße die Flozgasse.

Schon im Jahr 1342 ist vom Flößen die Rede (vergl. Jäger 1, 119. 120. 257. 258. 2, 151. 175. 258. 259).

Die jetzige Floßgasse wurde 1476 erbaut und im Aug. 1851 auf Kosten des Staats um 8 Zoll niedriger gelegt. Sie ist 14 Schuhe breit.

Ein Theil der bei Heilbronn ankommenden Flöße wird an Zimmermeister verkauft. Auf der Achse werden aus den Waldungen bei Hall, Gaildorf, Backnang und Löwenstein Tannen und Eichenstämme nach Heilbronn geführt, in Langflöße gebunden, und nach Mannheim u. s. w. geflößt.

Scheiterholzflößerei kommt im ganzen Oberamte nicht vor.

Im Jahre 1857 sind über Heilbronn in 1097 Langholzflößen, 406 Eichenholzflößen und in 42 Bretterflößen, endlich in 304 Schiffsladungen ausgeführt worden: nach Mannheim und theilweise weiter abwärts bis Holland 163.853 Stämme gemeines tannenes Holz, worunter 115.015 Stück 60ger und 70ger, ferner 7162 Mastbalken und 7490 Holländer Tannen, darunter 6273 90ger und 100er, sodann an eichenem Stammholz 4438, ganze und halbe Bäume, 451 Ruthen und 426 Klötze, zusammen 5315 Stämme, endlich an Sägewaaren: 268 Stück Dreiling = 97.788 Zweilingbretter, 6027 Schlaufdiele, 374.838 Stück gute und 297.616 gemeine Bretter, 2729 Stück Rahmenschenkel, 80.490 Latten und 1729 Eisenbahnschwellen. Der Werth dieser Nutzhölzer ist mehr als 3.400.000 fl. (Staats-Anzeiger von 1858, S. 241).

Im Jahr 1862 gingen von Heilbronn ab (meistens vom oberen Neckar kommende) Flöße 985
Schollen in Heilbronn gebaut 11
Bretterschiffe 773

Die Flöße bestanden aus 394 eichenen und 205.158 tannenen Stämmen.



  1. Von Finanzrath Paulus.
  2. Anm. 1851 wurden 281.106 Centner,
    1852 378.125
    1853 29.231
    1854 51.119

    Getreide allein zu Schiff nach Heilbronn geführt.

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