Beschreibung des Oberamts Künzelsau/Kapitel B 44

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44. Steinkirchen,
Gemeinde III. Kl. mit 424 Einw.; a. Steinkirchen, ev. Pfarrdorf, 235 Einw.; b. Sommerberg, Weiler, 38 Einw.; c. Thierberg, Weiler, 61 Einw., wor. 1 Kath.; d. Weilersbach, Weiler, 45 Einw., wor. 1 Kath.; e. Winterberg, Weiler, 45 ev. Einw. Die Kath. sind Fil. von Braunsbach.

Der sonnig gelegene Ort, den die Kirche mit Pfarr- und Schulhaus und der Gottesacker überragt, ist mit seinen beiden Hauptstraßen theils in das Kocherthal theils ins Reichenbachthal hineingebaut.

Die Kirche, deren Patron nicht bekannt, ist nach dem Namen des Orts zu schließen sehr alt. Denn sie muß zu einer Zeit gebaut sein, da in der Gegend noch meist Holzkirchen waren (cfr. aus der Ulmer Alb Steinenkirch gegenüber Holzkirch und Böhmenkirch d. h. Baumkirch, sowie die besonders erwähnte Steinkirche zu Dürrmenz 836. Cod. Lauresh. n. 2337). Dafür spricht auch ein sehr hübsches Stück diamantirten romanischen Frieses oben mit Zahnschnitt außen am Thurm. Dieser steht über dem Chor im Osten der Kirche und wurde 1657 umgebaut. Er hat nach oben Fachwerk und ein vierseitiges Ziegeldach.

Den Chor deckt ein Kreuzgewölbe mit Garten und einem frühgothischen Schlußstein mit fünfeckigem Stern. Der Haupteingang ist im Westen, darüber ist 1758 eingehauen. Das flachgedeckte Schiff der Kirche hat eine Empore von neuerem Ursprung. Während die Fenster des Schiffs neuere Arbeit sind, zeigt das Chorfenster noch Spitzbogen mit zugemauertem Maßwerk. Die kleine freundliche Kirche mit Ziegeldach ist ohne weiteren Schmuck.

| Auf dem Thurme hängen drei Glocken. Die große hat die Inschrift:

WaCh a Vff erkenn WIe Gott In Gnad
Vns Ietzt WIDr frID Verehret hat.
Pastor erat templi Matthäus Binzius olim,
Me faciens Stephani Bruncleriana manus.

(also von Steph. Bruncler 1650 gegossen.) Die mittlere: Karl Fürst zu Hohenlohe 1848. Gegossen von C. König in Langenburg. Die kleine: Heilige Freude belebe Euch alle, wann zum Gottesdienst ich schalle. Gegossen von C. König in Langenburg 1874.

Am Thurme findet sich noch eine Inschrift: ANo DNI M536 fuit Dn. Rup Pfarr zu Steinkirchen, und in der Kirche ein Grabstein mit der Inschrift: Anno domini 1609 den 22. Marti starb der erwürdig und wolgelart herr M. Joseph Herold, als er XI Pfarrher zu steinkirch und 37 Jahr alt gewesen. deme gott gnad.

Der freundlich gelegene Gottesacker umgibt die Kirche. Zu ihm führt ein überdachtes Thor.

Hinter der Kirche liegt das wohlunterhaltene Pfarrhaus mit hübscher Aussicht auf die beiden Thäler und die bewaldeten Höhen. Die Unterhaltung hat der Staat.

Das Schulhaus zwischen Kirche und Pfarrhaus gelegen, enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Lehrers. Dasselbe wird von der Gemeinde unterhalten.

Öffentliche Gebäude besitzt Steinkirchen nicht. Das Lokal für den Gemeinderath ist gemiethet. Ein Armenhaus steht in der Parzelle Weilersbach.

Der Ort ist reichlich mit Trinkwasser von guter Beschaffenheit versehen. Dasselbe wird von vier Pumpbrunnen geliefert. Seen sind keine vorhanden.

Das Klima im Thal ist mild, doch bringt das Frühjahr und besonders der Herbst starke Nebel.

Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Viehzucht. An Gewerben sind nur die nothwendigsten vorhanden, außerdem eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang, ein Kramladen und eine Schildwirthschaft.

Die Gemeinde gehört zu den bemittelteren im Thale, wozu besonders auch der mit Weilersbach gemeinschaftliche Wald von 225 Morgen beiträgt. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind geordnet; der vermöglichste Grundbesitzer hat 80 Morgen| Feld und 14 Morgen Wald, der Mittelmann 30–40 Morgen Feld und 6 Morgen Wald, der Ärmere 2–4 Morgen Feld. Dem Verkehr, der sich besonders zwischen dem gewerbsamen Braunsbach, Hall und Künzelsau bewegt, dient die gute, zwischen Döttingen und Steinkirchen neu korrigirte Korporationsstraße durch das Kocherthal. Drei kleine Brücken führen über den Reichenbach. Eine hölzerne bedeckte Brücke über den Kocher dient den Besitzern der Felder jenseits des Kochers.

Die große Markung ist durch die Thäler des Kochers und mehrerer Bäche stark eingeschnitten, und darum der Unterschied zwischen der Hochebene rechts vom Kocher und dem Thale ziemlich bemerklich. Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar, im Thal, wo Kalkerde vorherrscht, leichter als auf der Ebene, wo er mehr lehmhaltig ist. Die Felder sind steinig und nicht sehr tiefgründig. Sumpfige Wiesen finden sich auf der Ebene.

An Wald ist Laubwald vorherrschend. Privatwald sind 150 Morgen, Gemeindewald 225 Morgen vorhanden, an letzterem haben die 28 Realgemeinderechtsbesitzer Theil. Der Morgen gibt ca. 50 Raummeter Scheiter und Prügel und 400 Wellen. Der Holzertrag wird theils in natura theils in Geld an die Bürger vertheilt.

Der Weinbau ist wenig beträchtlich.

Neben Brach- und Stoppelweide sind ca. 18 Morgen eigentliche Weide vorhanden. Das Weiderecht gehört den Gemeinderechtsbesitzern. Die Pferchnutzung erträgt ca. 50 M. Die Allmanden sind mit Obstbäumen bepflanzt und tragen der Gemeinde jährlich 100–500 M.

Der Viehhandel ist ganz gering. Etwa 200 Schafe laufen Sommer und Winter auf der Markung.


Steinkirchen gehörte ursprünglich ohne Zweifel zum Besitz der Grafen von Komburg, von denen das Kloster Komburg frühe mit Einkünften begabt wurde. Später kam es in die Hände der Herren von Bachenstein und Stetten, von denen die Grafen von Hohenlohe nach und nach den Besitz erwarben. Von ritterlichen Herren werden außerdem genannt: von Berlichingen, (?) v. Hornberg, Morstein, Rohenkeim (Roigh.), von geistlichen Korporationen Stift Öhringen und Domk. Würzburg. St. gehörte zum Amt Döttingen. 1806 kam es mit Hohenlohe unter württembergische Staatsoberhoheit. Die Kirche war die Mutterkirche von Kocherstetten, weshalb sie nach einem alten| Einkommensverzeichnis den kleinen Zehnten zu Kocherstetten, Vogelsberg, Mäusdorf, Buchenau (Büchenmühle), Kügelhof bezog, aber auch zu Bayerbach.

Vor 1090 hat Komburg zu St. (Stenenchirnen) 100 Käse, 400 Eier, 1 Schwein, 1 Schaf, 1 Gans und 1 Hahn jährlich zu erheben. Das betr. Verzeichnis W. F. 10, 32 muß vor die Schenkung der Mechtild v. Stein fallen, da die Einkünfte in Künzelsau nicht berührt sind.

1287 11. Mai muß das Kloster Komburg seine Patronatspfarreien und Zehnten zu St., Reinoltsberg, Michelfeld, welche künftig die domstiftische Obley Steinkirchen bildeten, und in Creglingen an das Domkapitel Würzburg abtreten, wofür ihm Bisch. Berthold v. Würzburg die Kirchen zu Thüngenthal, Gebsattel, Steinbach und Künzelsau inkorporirt. Mon. b. 38, 592.

1332 verkauft Ulrich Taube (von Berlichingen oder Crailsheim) 24 Pfd. Heller Geld zu Hirschbach und einen Weingarten zu St. hohenl. Lehen um 25 Pfd. an Kraft v. Hohenlohe (Öhr. Urk.).

1332 verkauft Heinrich v. Hornberg an Kraft v. Hohenlohe 21/2 Pfd. Gült zu Hirsbach und einen Weinberg zu St. um 25 Pfd. (Öhr. Arch.).

Nicht nach unserem Steinkirchen gehört Dietrich Steinkircher, dessen Tochter Irmtraut, Konrad des Hallers Ehefrau, 1339 ihrer Mutter den Empfang des Gutes quittirt, das ihr der Vater verschafft. Reg. b. 7, 252.

1341. Kraft v. Rohenkeim jun. verschreibt dem Kl. Komburg die Mühlen zu St. und seine beiden besten Hauptrechte zu St. nach seiner Frau Tod. Weik. Rep.

1357 verkauft Hermann Lechers Witwe an Kraft v. Hohenlohe die Kelter zu St. (Öhr. Arch.).

1394. s. Kocherstetten.

1400 verkauft Konrad Mangold, Bürger zu Hall, an Arnold v. Morstein seine Güter und Gülten zu Hall und die Mühle und andere Güter zu St. (Fleiners Chronik).

1409 pachtet Wilhelm v. Stetten vom Domkapitel Würzburg den Zehnten der Obley Steinkirchen, nemlich Zehnten zu St. Michelfeld und Reinsberg auf 6 Jahre (Staatsarch.).

1424 pachtet denselben Wilhelm v. St. jun. und seine Hausfrau Margarete auf 10 Jahre um 2000 fl., 1434 Eberhard und Wilhelm v. St. um 2600 fl. auf 10 Jahre. ib.

1448 wird die Obley aufs neue an Eberhard und Wilhelm v. Stetten um 4600 fl. verliehen und zwar mit sammt den Kirchlehen zu Steinkirchen, Michelfeld, Reinsberg und Kocherstetten auf ewige Zeiten, aber mit Wiederlösung nach 20 Jahren. ib.

1456 Mont. nach Ambrosiustag verkaufen Elsbeth, Wilhelm Wernitzers Witwe, und Veronika, Heinrich Wernitzers Witwe, Bürgerinnen zu Dinkelsbühl den Siechen zu St. Nikolai in Hall ein Gut zu Altenberg und ein Gütlein zu Steinkirchen, das sie von Kasparlin v. Bachenstein geerbt, um 20 fl. (Bauer Koll.).

1469. Dienstag nach St. Jakob verkauft Simon v. Stetten Ritter an seinen Sohn Simon um 1100 fl. St. das Dorf, Untersteinbach den Hof, Selbach das Weiler und Holzhausen (Stett. Urk.).

| 1471. Dienstag nach St. Oswald belehnt Kraft v. Hohenlohe Simon v. Stetten mit dem halben Gericht und allen Gütern, welche sein Ahnherr Simon v. Arnolt von Morstein gekauft hat (Stett. Urk.).

1474 klagt Martin v. Adelsheim, Götz v. Stetten enthalte ihm seinen Zehnten zu St. vor. Burgemeister 1, 76.

1482 verkauft Hans v Bachenstein das halbe Dorf St. mit Gericht und Vogtei an Albrecht von Hohenlohe. Wib. 3, 63.

1483 erkaufen Albrecht und Kraft von Hohenlohe mit Künzelsau auch die komburgischen Rechte und Gülten zu St. Wib. 1, 109, 181.

1503 tritt das Stift Öhringen seine Rechte zu St. an d. Grafen v. Hohenlohe ab (Öhr. Arch ).

1546 bekommt der Pfarrer wie der von Reinsberg und Kocherstetten einen Schutzbrief von Karl V. (Staatsarch.).

1553–1569 ist die Obley Steinkirchen an Hohenlohe verpachtet (Staatsarch.)

1556 wird durch die Kirchenvisitation der Grafen v. Hohenlohe die Reformation durchgeführt. Der Pfarrer, Balth. Weydmann, klagt über Aberglauben in der Gemeinde und den schlecht verwahrten Gottesacker (Öhr. Arch.).

1559 wird die Obley Steinkirchen an Komburg zunächst auf 6 Jahre verpachtet. Komburg verpflichtete sich zur Besoldung der Pfarrer und baulichen Unterhaltung der Pfarrhöfe (Staatsarch.). Später brachte Komburg die Obley ganz an sich.

1573 vergleicht sich das Domkapitel Würzburg mit Hohenlohe wegen Ersatz von Baukosten am Pfarrhaus und der Pfarrscheuer zu St. (Staatsarch.).

1627 sind kaiserliche Soldaten in St. am 4. Nov. (Kirchenb.).

1628 4. Mai wird einem Korporal aus Böhmen getauft (ib.).

1634 4. Sept. ist der Pfarrer vor kaiserlichen Soldaten geflüchtet. Er tauft ein Geislinger Kind in Gegenwart von 100 Personen im Rüblinger Wald, da in der ganzen Nachbarschaft kein Pfarrer mehr war. ib.

1639 vergleicht sich Komburg mit den Grafen von Hohenlohe über die Pfarrei St. Jenes behält das jus patronatus, diese das jus episcopatus. Wib. 1, 517.

1648 liegen Schweden vom Regiment Taupadel in St. 14. Nov. (Kirchenb.).

1667. Michael Geldenbot Schuldiener. (Kirchenb.).

1690 Dom. Exaudi communiciren bair. Soldaten, Mittwoch nach Dom. 3 p. Trin. sächs. Dragoner, 1691 16 p. Trin. sächsische Soldaten (Kirchenb.).

ca. 1800 wird die bedeckte Brücke über den Kocher unter der Regierung des Fürsten Christian Friedrich Karl von Hohenlohe-Kirchberg erbaut (B. Koll.).

1802 kommt das Patronatsrecht mit Komburg an die Krone Württemberg.

1806 kommt Steinkirchen unter württembergische Staatshoheit. Das Patronat vertauschte Württemberg 1826 an Hohenlohe-Neuenstein gegen das der Pfarrei Amrichshausen. 1831 kam das Patronatrecht an Hohenlohe-Kirchberg und 1863 durch Erbvergleich an Hohenlohe-Langenburg (Pfarrbeschr.).

| Pfarrer: Peter N. 1420 W. Fr. 10, 197. Konrad Beyer 1481 (Stett. Urk.). N. Rupp 1536. Balthasar Wegmann (im hohenl. Visitationsprotokoll Weydmann, schreibt sich selbst Wegmann) 1556–1597. Joseph Herold v. Münkheim 1598 22. Januar bis 1609 22. März. Joh. Erhard Metz v. Öhringen 1609 † 1639 Palms. Matth. Binz, 1639–56. M. Marcus Pfort oder Porta v. Augsburg, 1556–67. Johann Dav. Ines von Hall 1667–77. Johann Ludwig Dietzel von Langenburg 1677–84. Georg Andreas Romig von Hall 1684–1703. Dav. Melch. Wenger v. Hall, 1703–25. Georg Christoph Bubeleber von Herxheim, 1725–27. Joh. Heinr. Baumann von Enslingen 1727–69· Christian Ludw. Mor. Schmid v. Schrotsberg 1769–1809. Georg Friedr. Stiefel von Gaildorf 1809–15. Andr. Abrah. Wilh. Österlin v. Feuchtwangen 1815–24. M. Gottlieb Fr. Rieth v. Pflugfelden 1825–41. Aug. Friedr. Groschopf v. Ulm 1844–53. Ernst Karl v. Jan von Ohrnberg 1852–62. Fried. Müller v. Ingelfingen 1862–71. Herm. Mezger von Schönthal 1871–77. Paul Christ. Bilfinger v. Cannstatt 1878.


Zur politischen und kirchlichen Gemeinde Steinkirchen gehören 1. Sommerberg, im Weilersbachthale sonnig am Berg gelegen, hart an Weilersbach angrenzend. Sommerberg wurde ca. 1550 angelegt. Denn Eberh. v. Stetten klagt um diese Zeit, Hohenlohe habe sich eines Bergs bei Vogelsberg, früher der Hirschbach, seit kurzen Jahren der Sommerberg genannt, angemaßt und dorthin ein Haus gebaut. W. F. 5, 45. Es erscheint 1563 im Taufbuch und hatte vor 1771 7 Haushaltungen. 2. Thierberg, Weiler mit Ziegelei, Schildwirthschaft und einem fürstlich hohenlohischen Jagdschloß, liegt hoch über dem Weilersbachthal. Ursprünglich nur neben dem Schloß ein herrschaftliches Hofgut, das 1562 von Ludwig Kasimir v. Hohenlohe an Peter Breuninger um 3500 fl. und jährliche Gült von 71/2 Malter Korn, 71/2 Malter Haber und 3 Fastnachtshühnern verkauft, 1574 aber wieder von Graf Wolfgang zurückgekauft wurde, erwuchs allmählich es zum Weiler, als 1770/71 das Hofgut zerschlagen wurde.

Schloß Thierberg liegt romantisch zwischen zwei kleinen Seitenthälern des Kochers, dem südlichen Hirschbach und dem nördlichen Weilersbach auf einem Bergvorsprung, von dem man einen schönen Blick auf das Kocherthal genießt. Es dürfte von einem Vasallen der Edelherren von Langenburg, Arnold von Thierbach, um 1220 erbaut sein, cfr. Zeitschr. f. W. F. 9, 28, der die neue Burg in der Erinnerung an die alte Heimat (Herren-Thierbach) Thierberg nannte, und sich selbst fortan Arnold| von Thierberg schrieb. Sein Geschlecht ist wohl zu unterscheiden von dem der Herren von Thierberg OA. Balingen.

Von den Herren von Langenburg erbten das Lehen die Grafen von Hohenlohe. Des ersten Arnold Sohn, Arnold, erscheint als Vasall Gottfrieds von Hohenlohe 1252. Die Grafen von Hohenlohe gaben das Schloß Thierberg und Morstein dem Erzbischof von Trier zu Lehen auf. Von 1335–1682 finden sich trierische Belehnungen. Doch hatte Hohenlohe damals Thierberg nicht in unmittelbarem Besitz, sondern die Veldner in Hall. Erst 1354 erkaufte Kraft von Hohenlohe die Burg wieder von Heinrich Veldner. Aber schon 1387 verkaufte Ulrich von Hohenlohe mit seinem Bruder Friedrich das Schloß mit allen Zubehörden an Simon und Zürch von Stetten für 1250 fl. Der dritte Bruder Gottfried erkannte den Kauf nicht an, sondern klagte auf Wiederherausgabe. 1402 kauften es die Herren von Stetten aufs neue um 1900 fl. und richteten die alte „Zarge“ wohnlich ein. Simon II. richtete sich eine eigene Wohnung ein. Jedoch Graf Albrecht löste es 1474 unter großem Widerstreben der Herren von Stetten wieder ein, woraus langjähriger Streit sich entspann, s. Vierteljahrshefte 1879, 62. Graf Albrecht, des erstgenannten Großneffe, erbaute den Zwinger, die jetzige Wildmeisterwohnung, woran noch 2 Wappenschilder mit der Inschrift: ALBRECHT V. HOENLOE erinnern. Bei der Haupttheilung 1553 fiel Thierberg an den Grafen Ludwig Kasimir von H. Neuenstein, 1701 aber an die Linie Hohenlohe-Kirchberg und nach deren Aussterben bei der Erbtheilung 1803 an Hohenlohe-Langenburg. Von der alten Burg steht noch der Bergfried, zu dem man durch den Mantelumgang gelangte. Jetzt ist das Schloß zu einem Jagdschloß eingerichtet, Jagdbilder, Hirschgeweihe und Rehgewichte schmücken das Innere.


1226. Arnold v. Tierberc Zeuge Walters von Langenburg, als dieser sein Eigenthum an den D. Orden in Mergentheim verkauft. W. Fr. 1853, 82. W. U. III, 189.

1252 1. Mai gestattet Gottfried v. Hohenlohe, daß Arnold von Tierberc sein Drittel am Stretelnhof bei Neuenstein ans Kl. Gnadenthal schenke, nachdem seine Schwester Agnes ihre 2/3 dorthin gegeben. Wib. 4, 13.

ca. 1290 zeugt Friedrich de Thierenberg miles neben Rüdiger v. Eschenau, Kraft v. Rapach, Konrad v. Waldenberg in einer Weinsberger Urkunde. Hohenl. Arch. I, 323.

1295. Arnold v. Th. Canon. in Feuchtwangen Zeuge in der Urk. Abt Walkuns v. Schönthal über den Spital in Dinkelsbühl. Kremer Chron. Schönthal S. 342.

| 1299 Burckhard v. Thierberg, Official in Würzburg ib. 323.

1328 zeugt Bertold v. Tyrberg in einer Urkunde über Geltersheim neben Eberhard v. Zimmern und Konrad v. Mergentheim. Reg. b. 6, 244.

1350 Friedr. v. Thierberg hohenloh. Vasall Hanselmann 1, 600.

1352 Jan. 4. verschreibt Friedrich v. Thierberg Edelknecht seiner Hausfrau Elisabeth ihre Morgengabe mit 70 Pfd. auf einem Weinberg bei Würzburg vor dem dortigen Official. Hohenloh. Arch. I, 323.

1354. Heinrich Veldner zu Hall bewilligt den Wiederverkauf der Burg Thierberg an Kraft v. Hohenlohe binnen 3 Jahren, Langenb. und Weik. Rep.

1379. Dietrich Goltstein hohenlohischer Vogt zu Thierberg und seine Hausfrau Mya. Oberrh. Z. 24, 64.

1387 Febr. 22. verkaufen Ulrich und Friedrich v. Hohenlohe Thierberg mit allen Zubehörden an Simon und Zürch v. Stetten um 1250 fl. Hohenl. Arch. 1, 324.

1391/92. Zürch von Stetten gesessen zu Thierberg und Stetten. Reg. b. 10, 279, 280, 307. Jung Misc. 2, 101.

1398 30. Dez. klagt Gottfried von Hohenlohe vor dem geistlichen Gericht zu Würzburg auf Herausgabe des Schlosses Thierberg Hohenl. Arch. I, 324.

1399 20. März. Rudolf v. Thierberg, gesessen zu Hohenberg, Edelknecht verkauft seine Wiese und Weinberg an die Gotteshausmeister zu Weikersheim. Hohenl. Arch. 1, 323.

1402 Fronleichnam verkaufen Gottfried, Ulrich und Albrecht von Hohenlohe an Zürch sen., Zürch und Symond seine Söhne und Bertold, Symonds Sohn, Schloß Thierberg mit Turnen, Turen, Toren, Brucken, Graben, Guten, Gülten, Bauten, Rechten und Zugehörungen, darunter Güter zu Jungholzhausen, in und bei Steinkirchen und Hirschbach um 1900 fl. auf Wiederlösung. Hohenl. Arch. 1, 325.

1471 vertauscht Simon III. von Stetten sein Theil an Thierberg, ein Viertel halb, an seinen Bruder Kilian. ib. 326.

1473 erwirbt Simon III. von Zürch und Hans v. Stetten ihren Theil an Thierberg und den Bau, den ihr Vater dort erbaut. Hohenl. Arch. 1, 326.

1474/75 löst Graf Albrecht von Hohenlohe Thierberg von den Herrn v. Stetten. Hohenl. Arch. l. c.

1478 Mittw. nach Exaudi ist Graf Albrecht im Besitz von Thierberg. Zu Thierberg gehörten 4 Güter in Adlatzweiler (abgeg.), die Mühlen zu Grunden im Grümbachthal bei Haßfelden, ein Gut zu Vogelsberg, ein Gut zu Orlach, zwei zu Oberregenbach. Hohenl. Arch. 1, 327, 318. Simon sucht das Schloß Thierberg mit 14–15 Mann zu überrumpeln. Württ. Vierteljahrsh. 1879, 66.

ca. 1487 sucht Kilian v. Stetten mit Kaspar Mäßlin v. Graneck Schloß Thierberg zu erobern. ib. 68.

1489 Dienstag nach St. Augustin werden die Grafen v. Hohenlohe und die Herren v. Stetten wegen Thierberg und anderer Späne vertragen. Hohenl. Arch. 1, 328.

ca. 1490. Peter v. Holz, Diener Graf Krafts von Hohenlohe soll seine Wohnung im Schloß Thierberg haben (Bescheidbuch des Gr. Kraft).

1503. Joh. Diem hohenl. Vogt zu Thierberg. Wib. 1, 324.

| 3. Weilersbach, eine junge Niederlassung, am Ende des Weilersbachthälchens gelegen, erscheint in den Kirchenbüchern von Steinkirchen erst im siebenzehnten Jahrhundert und zwar zunächst nur die Ziegelhütte, wozu im Anfang des 18. Jahrhunderts die Hammerschmiede kam. Wilersbach, wo Lichtenstern 1253 einen Hof besaß, und Wylresbach, wo Lichtenstern 1292 an Konrad gen. Mothengeil 4 Jauchert Weinberg mit einer Hofstätte verleiht, ist Willsbach OA. Weinsberg Oberrh. Z. 5, 204. W. F. 4, 268. 8, 570.


4. Winterberg, auf der Winterseite des Weilersbachthales unterhalb Thierberg, ein sehr abgeschiedener, winterlich gelegener Weiler, erscheint 1563 erstmals im Kirchenbuch von Steinkirchen, hatte um 1770 6 Haushaltungen.


Auf der Markung Steinkirchen sind abgegangen:

Bole oder Bühel, zwischen Thierberg und Schloßstetten, schon 1489 abgegangen, vgl. auch Vogelsberg. W. F. 6, 118.


Hirschbach, im Hirschbachthal (s. bei Steink. Reg. 1332, und Thierberg 1402).

1425 s. Kocherstetten.


Holzhausen im Walddistrikt Holzhausen auf der Höhe zwischen dem Reichenbach und Hirschbach.

Im Gegensatz dazu scheint Jungholzhausen gegründet worden zu sein. Es dürfte auch eine Haller Patrizierfamilie von Holzhaufen von dort stammen. Neben den Herrn von Stetten und Bachenstein waren Haller Bürger, Gnadenthal und der Heilige v. Rüblingen besitzberechtigt, bis allmählich Hohenlohe das Ganze erwarb. Wohl zu unterscheiden ist Holzhausen bei Uffenheim, wo Hohenlohe auch Güter hatte, und bei Heimhausen s. Buchenbach.

1228 und 1249 ist Konrad von Holzhusen oder Holzhusere mit andern Haller Bürgern Zeuge für den Johanniterspital daselbst. W. F. 9, 76. 4, 232.

1350 verkaufen Philipp und Engelhard v. Bachenstein ihre Gülten zu H. an Konrad v. Bachenstein um 40 Pfd. Rep. des Lgb. Archivs.

1408. Heinr. Meßner verkauft seine Güter zu Holzh. an Konrad Senft (Senftenbuch).

1427. Hans Maidbach und seine Hausfrau Dorothea verkaufen etliche Gülten zu H. an Simon v. Stetten (ib.).

1454. Kl. Gnadenthal verkauft dem Heiligen zu Rüblingen Güter zu H. um 24 fl. (Langenb. Arch. Rep.).

1486 vertauscht der Heilige zu Rüblingen seine Güter zu H. gegen ein hohenlohisches Gut in Steinkirchen (Langenb. Arch.)

1513 vertauscht und verkauft Simon v. Stetten an seinen Bruder Christoph das v. Vater geerbte Holzh. (Stett. Urk.).

| 1535. Apollonia v. Stetten verkauft für 264 fl. an Albrecht v. Hohenlohe je den halben Theil der Güter zu H. (Langenb. Arch. Rep.).

1540 ebenso Marg. Christophs v. Stetten Witwe, Martin und Christoph v. St. (Ludw. Arch.).

Im Nekrolog des Haller Johanniterhauses stehen Elisabeth von H. und Fr. Konrad Holzhauser.

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