Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg/Kapitel B 17
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Auf dem fruchtreichen Strohgäu, in einer weit ausgerundeten Flachmulde, welche streng genommen den Anfang des freundlichen gegen Möglingen ziehenden Rieththälchens bildet, liegt, versteckt in einem Wäldchen von üppigen Obstbäumen, der nicht große, übrigens angenehme, reinlich gehaltene Ort. Die freundlichen, meist ansehnlichen Gebäude sind häufig aus Eichenholz mit steinernem Unterstock erbaut, und verrathen auf den ersten Blick eine gewisse Wohlhäbigkeit der Einwohner, die man auch bei näherer Nachfrage wirklich findet, indem hier der ausgedehnteste Güterbesitz 130 Morgen, der gewöhnliche 50 Morgen, der geringere 8 Morgen beträgt, überhaupt Niemand im Ort wohnt, der nicht mindestens 1–2 Morgen Grund-Eigenthum besitzt. Überdieß machen die minder Bemittelten sich einen Verdienst durch Taglohnarbeiten im Ort selbst und in der nur 1/2 Std. östlich vom Dorf gelegenen Oberamtsstadt, welche auch erwünschte Gelegenheit zum leichten Absatz aller Erzeugnisse liefert. Bei diesen günstigen Verhältnissen, verbunden mit Sparsamkeit und großem Fleiß der im Allgemeinen geordneten und religiös gesinnten Einwohner hat sich in Pflugfelden eine solche Wohlhabenheit erhalten, daß seit dem Jahr 1826 kein Gantverfahren im Ort eingeleitet werden durfte und daß nur eine Person Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhält. Indem Feldbau und Viehzucht die Hauptnahrungsquellen bilden, sind die Gewerbe des Orts ganz untergeordnet und dienen mit Ausnahme eines Schuhmachers, der seine Arbeiten in namhafter Ausdehnung nach Stuttgart und Ludwigsburg absetzt, nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen. Es bestehen im Ort zwei Schildwirthschaften, die übrigens selten von den Einwohnern besucht werden.
Die kleine, übrigens für die nicht zahlreiche Gemeinde hinreichend geräumige Pfarrkirche steht am südlichen Ende des Dorfs und ist noch theilweise mit der Mauer des ehemaligen Begräbnißplatzes umgeben, über dessen Eingang die Jahrszahl 1589 angebracht ist. Die Kirche ist styllos verändert und verräth nur noch durch den| spitzbogigen Eingang und ein verdorbenes germanisches Fenster an der westlichen Giebelseite ihre ursprüngliche germanische Bauweise. Der an der Ostseite stehende Thurm, dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt, ist viereckig, nicht hoch und mit einem Zeltdache versehen. Auf demselben hängen zwei Glocken, die im Jahr 1790 von Neubert in Ludwigsburg gegossen wurden. Das weiß getünchte Innere der Kirche ist unansehnlich und an der flach getäfelten Decke, wie an den Emporenbrüstungen schlecht bemalt. Die Unterhaltung der, dem heil. Ulrich geweihten Kirche, hat die Stiftungspflege zu besorgen, so weit die Kosten nicht über 10 fl. betragen, im andern Fall werden dieselben gemeinschaftlich mit der Gemeindepflege bestritten.Der neue Begräbnißplatz wurde im Jahr 1838 außerhalb (nördlich) des Orts angelegt.
Das zunächst der Kirche freistehende, im Jahr 1732 erbaute Pfarrhaus, welches die K. Hofdomänen-Kammer zu unterhalten hat, bildet mit seinen Ökonomiegebäuden, dem Hofraum und schön angelegten ansehnlichen Garten einen sehr freundlichen Pfarrsitz.
Beinahe in der Mitte des Dorfs steht das alte Schulhaus, dem zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein weiteres Stockwerk aufgebaut wurde; es ist ziemlich wohl erhalten und enthält neben einem nicht sehr geräumigen Lehrzimmer die Wohngelasse des Lehrers. Außer der Volksschule besteht auch eine Industrieschule.
An das Schulgebäude anstoßend ließ die Gemeinde mit einem Aufwand von 4000 fl. im Jahr 1851 ein Rathhaus erbauen; dasselbe ist in einem modernen Styl gehalten, hat einen steinernen Unterstock und auf dem First ein Thürmchen mit Glocke. Ein Gemeindebackhaus, in welchem auch ein Arrestzimmer eingerichtet ist, wurde im Jahr 1840 mit einem Aufwand von 500 fl. erbaut. Die frühere hofkammerliche Zehentscheuer ist im Jahr 1852 auf den Abbruch um 400 fl. verkauft worden.
Gutes Trinkwasser liefern ein laufender – 2 Pump- und 2 Schöpfbrunnen; für den Fall von Feuersgefahr ist eine Wette angelegt. Im Ort befinden sich auch 3 sog. Hungerbrunnen, welche nur in sehr nassen Jahrgängen fließen. Von den auf der Markung vorkommenden Quellen ist der 1/8 Stunde unterhalb des Orts entspringende Riedbrunnen, die bedeutendste; sie bildet den Anfang des Riedbrunnenbachs, und war früher zunächst der Quelle zu einem 9 Morgen großen See geschwellt, der aber längst in üppigen Wiesengrund umgewandelt wurde.
Die im Verhältniß zu der Einwohnerzahl ausgedehnte,| wohlarrondirte Markung, ist mit Ausnahme des ganz unbedeutenden, wiesenreichen Riedbrunnenthälchens, beinahe eben und hat im Allgemeinen einen sehr fruchtbaren, tiefgründigen Diluviallehmboden, während nur in der Nähe des Osterholzes (s. unten) die unteren Keupermergel in ganz geringer Ausdehnung auftreten und dort einen etwas schweren, jedoch nicht unergiebigen Thonboden liefern. Steinbrüche sind keine vorhanden, dagegen kann aller Orten Lehm gewonnen werden. Die ergiebigsten Güter liegen in der Nähe des Orts. Die Luft ist trocken und rein, Nebel und Frühlingsfröste kommen selten vor und eines Hagelschlags können sich die ältesten Leute nicht erinnern. Die Ernte tritt um etwa 8 Tage später ein als in den unteren Neckargegenden.Die Landwirthschaft wird mittelst verbesserter Ackergeräthschaften (Suppinger und Brabanter Pflüge, Walzen etc.) mit Umsicht und vielem Fleiß betrieben; zur Besserung des Bodens werden außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch Gyps und besonders viel Compost angewendet, für dessen Erzeugung und Gewinnung der für die Hebung der Landwirthschaft überhaupt thätige gegenwärtige Ortsgeistliche Mayer sich eifrig bemüht. Im Dreifeldersystem, mit zu 3/4 angeblümter Brache baut man außer den gewöhnlichen Cerealien (vorzugsweise Dinkel und Hafer), sehr viel Kartoffeln, Futterkräuter (hauptsächlich dreibl. Klee), Wicken, Angersen, Erbsen, Linsen, Flachs, Hanf, Kraut, ziemlich viel Winterreps, Mohn (durchschnittlich 50–60 Schfl.) und in neuerer Zeit viel Zuckerrüben. Auf den Morgen rechnet man zur Aussaat 7 Sri. Dinkel, 3 Sri. Gerste, 4 Sri. Hafer, 21/2 Sri. Roggen, 21/2 Sri. Waizen und 5 Sri. Einkorn; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 – ausnahmsweise 12 Scheffel Dinkel, 4–6 Schfl. Gerste, 4–6 – ausnahmsweise 8 Schfl. Hafer, 3–4 Schfl. Roggen, eben so viel Waizen und 6–8 Schfl. Einkorn pr. Morgen angegeben. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 500 fl., die mittleren 400 fl., und die geringsten 300 fl. Die Größe der einzelnen Grundstücke beträgt 1/2–1 Morgen, übrigens sind auch einzelne von 4–6 Morgen vorhanden. Über den eigenen Verbrauch werden in günstigen Jahren gegen 2000 Schfl. Dinkel und 4–500 Schfl. Hafer nach Außen verkauft, auch der Absatz an Kartoffeln sichert dem Ort eine beträchtliche Einnahme. Die Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, ertragen pr. Morgen 25–30 Ctr. Heu und 12–15 Ctr. Öhmd; ihre Preise bewegen sich von 5–600 fl. pr. Morgen.
Weinbau, welcher früher auf den sog. Weingartäckern getrieben wurde, ist längst abgegangen.
| Die immer noch im Zunehmen begriffene Obstzucht ist sehr ausgedehnt und beschäftigt sich nicht nur mit Mostsorten, sondern auch mit Tafelobst und ziemlich viel Zwetschgen; es werden hauptsächlich Luikenäpfel, Palmisch-, Knaus-, Wöhrles- und Träublesbirnen, weniger Lederäpfel, Reinetten und Goldparmin gepflegt. Das Obst wird meist zum Mosten und Dörren benützt, auch können in günstigen Jahren noch gegen 2000 Sri. nach Außen abgesetzt werden.Waldungen sind keine vorhanden, daher der Holzbedarf von Außen bezogen werden muß.
Die Pferdehaltung ist unbedeutend, dagegen befindet sich die Rindviehzucht in dem besten Zustande; es wird hauptsächlich auf eine tüchtige Landrace (Neckarschlag) mit Simmenthaler-Kreuzung gesehen und durch zwei gute Schweizerfarren nachgezüchtet, welche ein Bürger unter Aufsicht der Gemeinde gegen Nutznießung von einem Morgen Wiese und jährlich 88 fl. hält.
Als ausgezeichnete Viehhalter haben Gemeinderath Köhle, der zugleich der bedeutendste Ökonom ist, und Löwenwirth Heller schon öfters Prämien erhalten. Der Handel mit Vieh, zuweilen auch mit Mastvieh, ist beträchtlich, überdieß wird Milch und namentlich viele Butter zum Verkauf nach Ludwigsburg gebracht.
Schafzucht wird von einem Ortsbürger, der die Brach- und Stoppelweide gepachtet hat und im Vorsommer 100 und im Nachsommer 250–300 Bastarde auf der Markung laufen läßt, betrieben. Die Gemeindekasse bezieht als jährlichen Pacht 150–160 fl. und die Pferchnutzung trägt ihr gegen 300 fl. ein. Die Wolle findet ihren Absatz in Kirchheim.
Die Zucht von Schweinen ist unbedeutend, dagegen die Haltung beträchtlich; es werden viele Ferkel, meist englische Bastarde, in Ludwigsburg aufgekauft und theils für den eigenen Bedarf, theils für den Verkauf gemästet.
Auch die Zucht des Geflügels ist namhaft und mit Gänsen und jungen Hühnern, wie auch mit Eiern wird ein lebhafter Handel nach Ludwigsburg unterhalten.
Den Verkehr sichert die durch den Ort führende Poststraße von Ludwigsburg nach Schwieberdingen; die Entfernung auf die nächste Eisenbahnstation Ludwigsburg beträgt 1/2 Stunde.
Über den Haushalt der Gemeinde- und Stiftungspflege s. Tab. III. Das Vermögen der Stiftungspflege ist gering, weßhalb die Gemeinde in vielen Fällen in’s Mittel treten muß; die alljährliche Gemeindeschadensumlage beträgt über 700 fl.
| Durch den Ort und von da nach Aldingen lief die alte Landstraße, welche von Pforzheim herführte.Etwa 1/8 Stunde westlich vom Ort, zunächst des Riedbrunnens, wurden in den 1820ger Jahren auf den Güterstücken des Johannes und Georg Dobler Gebäudereste, namentlich steinerne Treppen, welche zu Souterrains führten, und verschiedene Gegenstände von Bronce ausgegraben, die auf einen abgegangenen Wohnplatz deuten; auch fand man in neuester Zeit noch eine Menge Bruchstücke von römischen Ziegeln, Heizröhren, Gefässen, von denen einzelne von samischer Erde, so daß hier eine ehemalige Ansiedlung der Römer außer Zweifel ist. Die Volkssage bezeichnet hier den Standort des Schlosses einer Gräfin, welche ihre Kapelle auf dem 1/4 Stunde östlich von Pflugfelden gelegenen Hügel der nun abgegangenen Belleremise gehabt habe. Der Hügel der ehem. Belleremise ist ein künstlich aufgeworfener, und scheint ursprünglich ein römischer Wachhügel gewesen zu sein. Zu einem Wachpunkte eignete sich diese Stelle ganz vorzüglich, indem man hier, wie auch auf der nahe gelegenen sog. ersten Eglosheimer Anhöhe, eine sehr ausgebreitete, äußerst anziehende Aussicht genießt. Das Auge überblickt auf den beiden Punkten das große weitgedehnte Flachland, aus dem sich der Asperg frei erhebt, und das rings mit Gebirgen und Höhenzügen umsaumt ist; und zwar von dem Schwarzwald, den Ausläufern des Schönbuchs, dem Schurwald (zwischen beiden letzteren ist noch ein Theil der Alp, Neuffen, Teck und Stauffen sichtbar), dem Welzheimer- und Mainhardter Wald, den Löwensteiner Bergen, dem Strom- und Heuchelberg, den Höhen bei Heilbronn etc. Überdieß reicht die Aussicht in das Rems- und Neckarthal und in weiter Ferne ist ein Streifen des Odenwalds und der frei sich erhebende Steinsberg bei Sinsheim sichtbar. Besonders schön nimmt sich das nahe gelegene Ludwigsburg aus, in dessen Hintergrunde man noch einen Theil von Marbach erblickt. Etwa 1/4 Stunde südöstlich vom Ort wird eine Flur „auf der Schanze“ genannt, was auf eine ehemalige Befestigung hindeutet.
Zu der Gemeindemarkung gehört: das Jägerhaus Osterholz, welches 1/4 Stunde nördlich vom Ort am Saume des Waldes Osterholz eine freundliche und angenehme Lage hat. Bis zur Auflösung des Reviers Eglosheim von dem Revierförster bewohnt, wurde das Jägerhaus mit den dazu gehörigen Feldern von dem Staat an einen Privatmann verkauft. Die Einwohner gehören kirchlich nach Ludwigsburg.
Der Ort (Phlucvelt 1276, Plugesvelt 1281) kommt um 1130| erstmals vor; Adelbero von Pflugfelden beschenkte das Kloster Hirschau mit einer hiesigen Hube (Cod. Hirs. 43 a, vrgl. eb. 41 b). Dieses Kloster hatte namentlich auch Zehnten zu beziehen, welche es 1281 an das Kloster Bebenhausen verkaufte (Mone Zeitschr. 3, 417). Letzteres hatte schon im Jahr 1276 durch die Mildthätigkeit Konrads von Kirchheim sich mit hiesigen Zehnten bereichert (Mone Zeitschr. 3, 323). Auch das Kloster Denkendorf hatte einen Hof allhier; Graf Ulrich von Asperg freite es den 20. März 1276 von dem Vogtrechte, welches er darauf hatte.Ein hiesiger Hof, der Süßershof, gehörte im 15. Jahrhundert dem Stifte Stuttgart zu dessen St. Leonhardspfründe.
Einzelne Erwerbungen durch die Herrschaft Württemberg sind folgende: im Jahr 1391 überließ Elisabeth Proptzerin von Tizingen, Wittwe Johanns von Schlettstadt verschiedene Besitzungen hier und in der Umgegend an den Grafen Eberhard von Württemberg (Steinhofer 2, 491) und im Jahr 1569 verkaufte Catharine Chumbergin ihren Hof und Güter für 2850 fl. an den Herzog Ludwig.
Im 30jährigen Krieg wurde Pflugfelden vom benachbarten Asperg aus durch die Kaiserlichen gänzlich ruinirt (näheres bei Heyd Markgr. 107); es war deßhalb eine Zeit lang ohne Pfarrer und ein Filial von Möglingen.
Die Kirche und das Pfarrlehen schenkte im Jahr 1306 der Ritter Konrad Fliner von Altenburg dem Kloster Bebenhausen. Heut zu Tage steht das Patronats- und Nominationsrecht zu der Pfarrei dem königlichen Hause zu.
Bis zur neuesten Grund-Entlastung (1849) war die K. Hofdomänenkammer im Besitz der Zehenten und Grund-Gefälle.
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