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Beschreibung des Oberamts Mergentheim/Kapitel B 6

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6. Bernsfelden,
Gemeinde III. Klasse mit 356 Einw., worunter 4 Evang. a. Bernsfelden, Pfarrdorf, mit 290 Einw.; b. Bowiesen, Weiler, mit 39 Einw., kath. Filial von Vilchband, Großh. Baden; c. Hagenhof, Weiler, mit 27 Einw. Die Evang. sind nach Nassau eingepfarrt.


Der sehr wohlhabende Ort, mit seinen großen von Stein erbauten Bauernhäusern, liegt schön und frei in einer Einsenkung der Hochfläche des sog. Gäu, da wo zwei kleine Bäche, der eine von Norden, von Simmringen her, der andere von Westen her,| zusammenkommen. Die inmitten des Orts gelegene dem hl. Franziskus von Assisi geweihte Kirche hat einen alten aus der Übergangszeit vom Romanischen in’s Gothische stammenden Ostthurm, der mit dem untersten, von einem Kreuzgewölbe bedeckten Stockwerk den Chor bildet. Im dritten Geschoß zeigt der Thurm gegen Osten ein spitzbogiges, von einer Säule getheiltes Doppelfenster, der vierte Stock ist neuer. Auch das Schiff der Kirche stammt aus neuerer Zeit; hinter dem Hauptaltar steht Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, eine hübsche Holzskulptur aus dem vorigen Jahrhundert. Von den zwei Glocken auf dem Thurm ist die größte schön mit gothischem Lilienfries verziert und trägt die Umschrift in gothischen Minuskeln; Ave maria gracia plena dominus tecum. Anno domini M.CCCC.LXXXVIIII (1489), die kleinere, aber viel ältere, hat denselben Spruch in sehr alterthümlichen lateinischen Majuskeln. In den Glockenstuhl ist eingeschnitten: Kilgen Bag, Aswalt Spis 1500. Die Unterhaltung von Kirche und Pfarrhaus liegt der Stiftung ob; letzteres wurde im Jahr 1774 von Maurermeister Schenk und Zimmermeister Eichinger von Frickenhausen erbaut. Der Begräbnisplatz ist seit dem Jahr 1833 außerhalb des Ortes angelegt.

Das Schulhaus, ein im Jahr 1800 erbautes Privathaus, wurde mit dazu gehöriger Scheune, Waschhaus und Garten im Jahr 1871 von der Gemeinde angekauft und 1872 zu seinem jetzigen Gebrauch eingerichtet; in seinem unteren Stockwerk befindet sich die Schule, im oberen die Wohnung des Schullehrers. Das Rathhaus stammt vom Jahre 1786.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 30 Pumpbrunnen; die bedeutendsten Quellen auf der Markung sind der Seebrunnen, der Langenweidenbrunnen und der Riedbrunnen; von Bächen fließen über die Markung der Langenweidenbach, der Riedbach, der Mansbach und der Seebach. Außerhalb des Orts ist eine Wette angelegt. Früher bestand ein See auf der Markung, jetzt in Wiesen- und Ackergrund umgewandelt. Eine Vizinalstraße geht von hier nach Nassau; die Staatsstraße von Harthausen nach Simmringen geht durch den Ort. Über den Riedbach, Mansbach und Seebach geht je eine von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut, Haupterwerbsmittel Feldbau und Viehzucht, im Winter auch von den Ärmeren Holzmachen im nahen Staatswald. Zwei Schildwirthschaften | nebst einer Speisewirthschaft und zwei Kramläden sind im Ort, von den Handwerkern Schuhmacher, Schneider und Maurer am stärksten vertreten.

Die mittelgroße Markung hat einen ziemlich fruchtbaren tiefgründigen Boden; die Wiesen sind theilweise naß und bringen saures Futter. Einige Steinbrüche, mit Kalk- und Bausteinen, die auch nach außen abgesetzt werden, und einige Lehmgruben sind vorhanden.

Das Klima ist ziemlich rauh, Fröste sind häufig, ebenso starke Winde, ja Stürme; Hagelschlag zuweilen, aber nicht heftig, die Gewitter kommen zahlreich und entleeren sich gern in den Wäldern.

Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiß betrieben, als Dünger kommt auch Guano, Kompost, Asche, Gips etc. in Anwendung, die Dungstätten sind geschlossen angelegt und die Jauche wird in ausgemauerten Gruben aufgefaßt; verbesserte Ackergeräthe sind zahlreich eingeführt. Man pflanzt von den Getreidefrüchten vorherrschend Gerste; Reps, Mohn, Hanf und Flachs wird nicht mehr stark gebaut, häufiger Kartoffeln, Angersen und Futterkräuter. Von Gerste können jährlich 1100 Zentner nach außen verkauft werden, von Weizen 1200, von Roggen 600 Centner. Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, das Futter nicht besonders, die Wiesen sind zweimähdig, 20 Morgen können bewässert werden. Schöne Gemüsegärten bestehen. Die Obstzucht ist im Zunehmen, späte Äpfelsorten (Mostäpfel) und Zwetschgen gerathen am besten; ein Baumwart ist aufgestellt. Die Gemeinde besitzt 175 Morgen Wald, der über den Holzertrag zum Besoldungsholz für Pfarrer und Schullehrer noch 900–1000 M. der Gemeinde jährlich abwirft. Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, nur die Brach- und Stoppelweide wird benützt, und trägt der Gemeinde jährlich 530 M., die Pferchnutzung 1700 bis 1800 M. Außerdem hat dieselbe noch eigene Grundstücke, mit einem jährlichen Ertrag von 500 M.

Die Rindviehzucht (Neckarschlag, 2 Farren) ist in ziemlich gutem Zustand, die Viehmastung bedeutend, der Absatz geht auch ins Bayerische und Badische.

Ein fremder Pachtschäfer läßt im Sommer 300 Stück und darüber deutscher Schafe auf der Markung laufen, die theilweise im Ort überwintern. Die Schweinezucht ist minder bedeutend.

| Der Weiler Bowiesen liegt als eine Exklave, vom badischen und bayerischen Gebiet umschlossen, 5/4 Stunden westlich von Bernsfelden.

Der Weiler Hagenhof liegt nahe bei Bernsfelden, südöstlich davon.

Bernsfelden d. i. Feld des Bero, Bern, war ursprünglich im Besitz der Herren v. Hohenlohe, welche es 1277 an den Burggrafen von Nürnberg verpfändeten und nicht wieder eingelöst zu haben scheinen. Denn 1409 ist ein Landgraf von Lichtenberg (BA. Naila in Oberfranken) offenbar durch Brandenburg-Nürnberg im Besitz von Bernsfelden und veräußert es an einen v. Seckendorf, der es seinerseits an die Deutschordenskommende Virnsberg bei Ansbach verkauft. Den Zehnten hatte das Stift Neumünster in Würzburg bis 1418, in welchem Jahr er gleichfalls an das genannte Deutschhaus übergieng, nachdem dieses den Hagenhof schon 1412 von der Frühmesserei Weikersheim erworben hatte. Wie lange die Kommende Virnsberg den Ort besessen und wann sie ihn an Mergentheim abgetreten hat, bei welchem es zum Tauber-Oberamt, Amt Neuhaus gehörte, ist nicht bekannt.

Bernsfelden gehörte mit Bowiesen zur Würzburgischen Cent Bütthart. (W. F. 8, 408.)

In der Nähe von Bernsfelden lagen die früh abgegangenen Weiler oder Höfe Dexenheim, Rödelsee, Schönbronn (W. F. 1853, S. 61.)

Ursprünglich Filial von Nassau, nach der Reformation von Gau-Rettersheim im jetzigen bayr. Bez.Amt Ochsenfurt, wurde Bernsfelden 1774 zur Pfarrei erhoben, nachdem zu diesem Behuf Joh. Ulr. Schüpfer , Pfarrer in Zöschingen bei Dillingen, 4500 fl. vermacht und die Heiligenpflege und Gemeinde diese Stiftung vermehrt hatte. Pfarrer: Joh. Bapt. Högg 1798. Franz Jocher 1819. Dr. Vital. Menner 1823. Franz X. Steiner 1829. Alois Geiger 1833. Jul. Peccoroni 1860.

1277. Kraft v. Hohenlohe verkauft seine Güter in Bernsfelden u. a. O. um 200 Mark auf Wiederlösung an den Burggrafen Friedrich v. Nürnberg. Mon. Zoll. 2, 98.

1490. Apel v. Seckendorf trägt den Burgstadel zu Bernsfelden von dem Landgrafen zu Lichtenberg zu Lehen. St.A.

1409. Derselbe verkauft das Dorf Bernsfelden um 1200 fl. an die Deutschordens-Kommende Virnsberg. St.A.

| 1415. Das Stift Neumünster in Würzburg vertauscht seine Zehnten in Bernsfelden gegen Güter daselbst im Rode an die genannte Kommende. St.A.

1418. Die Kirchenpflege zu Bernsfelden kauft den Zehnten in Deubach von Konrad v. Ehenheim. St.A.

1501. Deutschorden verkauft den See bei Bernsfelden an die Gemeinde. St. A.

c. 1550. Der evangelische Pfarrer von Nassau, Bernhard Keßmann, hält in Bernsfelden katholischen Gottesdienst. Wib. 1, 167.

Bowiesen, verderbt aus Wag- Wa-Wiesen d. h. wohl Wiesen des Wago (einen Grafen Wago im 9. Jahrhundert s. Üttingshof), war Würzburgisches Erblehen der Grafen v. Rieneck in Unterfranken, der Erbtruchsessen des Hochstifts. Von diesen trugen den Hof um 1375 die Zöllner (v. Mergentheim?) gesessen in Rimbach zu Lehen, bis er in dem genannten Jahr durch Kauf an den Deutschorden übergieng.

1375. Erkinger Zöllner, gesessen zu Rimbach, und seine Hausfrau und sein Bruder verkaufen dem DO. in Mergentheim ihren Hof zu Wagenwiesen u. A. mit Zustimmung ihrer Lehensherrn, der Grafen v. Rieneck, und tragen dafür das Dorf Brunnen bei Rimbach (Neubronn ?) zu Lehen auf. St.A.

1444. Der Abt zu Bronnbach (bei Wertheim) bewilligt einen Tausch zwischen dem Hofmann Wirsing zu Bütthart (BA. Ochsenfurt) und Hans Endres zu Wagwiesen. St.A.

1457. Raban Truchseß v. Baldersheim (BA. Ochsenfurt) erhebt Kundschaft, daß der DO. allweg eine Schäferei zu Wagwiesen gehabt und mit derselben gen Schönbronn und Röttelsee gefahren, auch solches von den Zobel, welche jetzt einen Schafknecht des Ordens gefangen genommen, niemals gewehrt worden sei. St.A.

1463. Der Abt zu St. Stephan in Würzburg willigt in einen Ackertausch der Pfarrei Vilchband (BA. Tauberbischofsheim) mit dem Deutschordens-Hofmann zu Wawiesen. St.A.

1688. Bowiesen wird von den Franzosen verbrannt.

1412. Der Frühmesser zu Weikersheim verkauft den Hof zum Hagen zwischen Bernsfelden und Nassau an DO. um 275 fl. St.A.

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