Beschreibung des Oberamts Neckarsulm/Kapitel B 19

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19. Kochendorf,


Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, Gemeinde II. Kl., mit Hasenmühle, Eisenbahnstation und 2 Bahnwärterhäusern, 1636 Einw., worunter 92 Kath., Filialisten von Neckarsulm, 4 eig. Konf. und 71 Isr. mit eigener Synagoge.
Das sehr ansehnliche Dorf liegt in angenehmer, freundlicher Lage auf der linken Seite des Kochers am westlichen Ende des den Kocher begleitenden Höhenzugs, theils dem Kocher, theils dem hier mündenden Merzenbach zu gelagert. Der Ort war früher mit einer Mauer umgeben, von der jetzt nur noch wenige Spuren vorhanden sind, und hatte drei Thore, eines gegen Süden, eines gegen Osten, Neuenstadt zu (in den 1830er Jahren abgetragen), und das sog. Mühlthor, das jetzt noch als ein überbauter Durchlaß vorhanden ist. Diese Mauer, die jedoch schon auf der Flurkarte von 1762 nicht mehr angegeben ist, stand wohl in Verbindung mit den später zu erwähnenden, in sich| wieder geschlossenen Schlössern. Das Dorf hat sich gegen Süden, Osten und Norden allmählich weiter ausgedehnt; besonders ist nördlich vom Ort, jenseits des Kochers und Kocherkanals, eine kleine Vorstadt entstanden. Das Innere des Orts ist ebenfalls freundlich; wegen der theilweise etwas tiefen Lage im Westen und Südwesten ist aber ein Theil desselben Überschwemmungen ausgesetzt, so daß die Erhaltung der Sauberkeit Mühe und Kosten verursacht; der östliche Theil steigt etwas gegen den Bergrücken an. Die Hauptstraße, welche Kochendorf nördlich zwischen dem Thalschloß und dem St. Andréschen Haus verläßt, ist, wie die Kocherbrücke, zu der sie führt, erst seit der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts angelegt; nach der erwähnten Flurkarte von 1762 mündete die Straße unterhalb der Mühle an den Kocher und führte als „Überfahrt“ unterhalb des Mühlwörths schräg in nordwestlicher Richtung über den Fluß, während hart an der Mühle ein Brückchen zu einem über den Mühlwörth ziehenden Weg führte, an dessen Ende ein Kahn die Verbindung über den Fluß für Fußgänger vermittelte. (Vgl. auch das Bild an Denkmal Nr. 4 in der Kirche.) Wo jetzt die Straße zu der hochgeführten neuen Brücke hinaufführt, ging früher nur ein Feldweg hinab zu den Schloßwiesen. Später führte ein Weg vom Dorf zu der östlich oberhalb der heutigen Brücke und dem Wehr angelegten Schiffbrücke. Die jetzige Brücke endlich, seit 1825 stattlich von Stein erbaut mit 9 Bogen und weiter die steinerne Brücke über den Kocherkanal, führt über den Fluß zu dem Straßenknoten, von dem die Neckarsulmer Staatsstraße weiter führt nach Jagstfeld, sowie die Vizinalstraßen nach Heuchlingen und Hagenbach. Im Ort zweigt nach Osten eine Vizinalstraße ab nach Oedheim-Neuenstadt. Die Markung wird außerdem berührt von der Neckarsulm-Neuenstadter Staatsstraße; die Eisenbahn führt westlich vom Ort vorbei von Neckarsulm nach Jagstfeld und überschreitet den Kocher ungefähr 300 m oberhalb seiner Mündung in den Neckar auf eiserner Brücke mit steinernen Pfeilern. Die Unterhaltung dieser Brücken, sowie einer kleinen steinernen über den Altigsbach bei der Hasenmühle kommt dem Staat zu; die Gemeinde unterhält eine hölzerne Brücke mit eiserner Unterlage im Ort über den Merzenbach, sowie ein hölzernes Brückchen und einen steinernen Steg im Ort und am Mühlkanal. Unter den erwähnenswerthen Gebäuden im Ort beginnen wir mit der dem h. Sebastian gewidmeten Kirche, welche gegenüber| dem oberen Schloß auf einer nach Ost und Südost gegen die Gasse etwas abfallenden Terrasse erbaut ist. Der Platz auf dem sie steht, ist der bis ins 16. Jahrhundert benützte Begräbnisplatz; er war bis 1860 mit einer Mauer umgeben, mit einem Thor im Nordosten, liegt aber jetzt ganz frei. Über den erstmaligen Bau der Kirche fehlen die Nachrichten; im J. 1595 wurde vom Ritterstift Wimpfen ein Neubau vorgenommen; der Thurm, 1655 vom Blitz getroffen und abgebrannt, wurde nach langem Streit zwischen Eva Elisabeth Greck, Wolf Konrads Witwe, und dem genannten Stift 1661 neu gebaut. Im Jahr 1871 ist die Außenseite der Kirche restaurirt worden; 1872 wurde sie innen getüncht. In das Schiff treten wir durch die Hauptthüre an der Nordseite, geschweifter Spitzbogen mit Renaissance-Ornamenten, darüber das Grecksche und Gemmingensche Wappen und die seit 1871 wieder hergestellte Inschrift Psalm 26, 8. Ein weiterer kleinerer Eingang im Spitzbogen mit Eselsrücken befindet sich daneben an der Nordseite, der zugleich zu der steinernen Wendeltreppe in den Thurm führt. Die Decke ist gewölbt; 5 große Fenster im schwachen Spitzbogen und mehrere kleine, sowie 10 viereckige Lichtöffnungen in der hölzernen Deckenwölbung machen die Kirche im Innern sehr hell und freundlich. Das Dach des Schiffs war früher niederer, wie auch eine nach Westen auf den jetzigen Dachboden des Schiffs gehende romanische Fensteröffnung am Thurm beweist. Gegen Westen ist eine doppelte mit den Bildern Christi und der 12 Apostel verzierte Empore; auf der östlichen steht die neue seit 1878 von Schäfer in Heilbronn aufgestellte Orgel mit 18 Registern. (Zu den 6200 M., die sie kostete, stiftete die von Wächter-Lautenbachsche Familie 2000 M.) Die hölzerne Orgel an der Südseite, im Renaissancestil mit den gemalten Bildern der Evangelisten wurde 1861 restaurirt; 1858 wurden neue Frauenstühle aufgestellt, 1859 der Taufstein und der Altar, ausgeführt von Bildhauer Zartmann in Neckarsulm. Der kleine Chor befindet sich im unteren Geschoß des östlich angebauten Thurms; er hat Kreuzgewölbe und zeigt in der nordöstlichen Ecke ein Sakramenthäuschen mit gothischer Ornamentik, dabei die Worte: ecce panis angelorum. Der viereckige Thurm selbst aber, in 5 Geschoßen ohne Verjüngung aufsteigend, hatte ursprünglich wie wohl auch die Kirche, romanischen Stil, der jedoch allmählich fast ganz dem gothischen gewichen ist; noch im Jahr 1859 ragte das dritte Stockwerk mit den romanischen Fensterchen| über das Dach der Kirche, 1861 scheint das Dach erhöht worden zu sein, so daß das früher nach Westen gehende romanische Fenster, an dem das Mittelsäulchen fehlt, jetzt auf den Bodenraum unter dem Dach der Kirche führt. Der Thurm hat im obersten Stockwerk gothische Fenster, unter dem Dach ein einfaches, aber kräftiges Gesims und schließt mit achteckigem, hohem, schiefergedecktem Spitzdach. Von diesen Stockwerken scheinen 4 älter zu sein; in ihnen ist die Dicke der Mauer die gleiche, im fünften wird die Mauer beträchtlich schwächer. Die 3 auf dem Thurm hängenden Glocken haben folgende Inschriften: 1. Die größte: Soli deo gloria. Me fecit Samuel Mezger Heilbronnensis. Darunter auf einer Seite: Kochendorff. Als man zählt nach Christi 1765 Jahr. T. Herr Samuel August Schöpf Amtmann war Georg Friedrich Schneider Schultheiss Martin Strecker Anwald und Georg Christian Elsässer Gerichtsbürgermeister. – Auf Nr. 2 und 3 steht ganz dasselbe: Soli deo gloria. Me fecit Samuel Mezger Heilbronnensis 1765. Kochendorff. – Die Sakristei ist nördlich an den Thurm angebaut; ein geschweifter Spitzbogen führt von Norden hinein. – An der nördlichen Seite der Kirche außen steht ein gut gearbeiteter Denkstein mit dem Greck’schen Wappen (außerdem 4 kleinere, Greck, 2 Gemmingen und Wartenburg): Anna Helena Kölbin von Wartenburg Witwe geb. Greckin von Kochendorff, † 10. April 1633. Ich bin die Auferstehung u. s. w. Joh. 11. – In der Kirche befinden sich folgende Denkmäler: 1. im Chor an der Südseite ein zopfiger gut erhaltener Grabstein von Joachim Heinrich von Ellrichshausen, † 1674. Psalm 31, 8. mit den Wappen von Ellrichshausen, Trugenhofen und Adelsheim. 2. Ein doppeltes Steindenkmal in Relief, die Figuren in Lebensgröße, jeder Theil 21/2 m hoch und 92 cm breit, mit Farben bemalt, einen betenden Ritter in Rüstung mit Federbarett und dessen Frau darstellend, letztere in schwarzem Kleid und weißem Kopftuch mit Rosenkranz und ein Kind an der Hand (die Nasen abgeschlagen), mit 6 Wappen, worunter das Greckische, Liebensteinische und Ehrenbergsche: Wolff Greck von Kochendorff † 1534, und dessen Frau Kunigund von Liebenstein † 1531. 3. An der Südwand ein großes steinernes freistehendes Steindenkmal, im ganzen 5 m (bezw. 3,80 m) hoch, 2,36 m breit, rechts und links 2 leere Nischen, Pfeiler mit korinthisirendem Kapitäl (weiß getüncht). Das Denkmal zeigt links (vom Beschauer) einen knieenden Ritter in Rüstung ohne Helm, rechts 2 knieende Frauen vor einem Kreuz. (Nasen| abgeschlagen) Inschrift: A. D. 1598 auf Samstag den 25. Augusti ist in Gott verschieden der Edel und Vest Wolf Konrad von Greck zu Kochendorf. – A. D. 1567 auf Freitag den 25. Mai ist in Gott verschieden die Edle und Tugendsame Sibylle Greckin geb. v. Gemmingen. – A. D. 1588 Auf Mittwoch den 31. Oct. verschied die Edle und Tugendsame Frau Amalie Greckin, geb. Altdorf genannt Wolfschlag. Darunter: Kommet her ihr Gesegneten u. s. w. Matth. 25. – 4. Das vierte Monument ist ein Gemälde auf Holz, umrahmt von Schnörkeln u. s. w., zu beiden Seiten je 3 Säulen von Holz, an der nördlichen Wand. Ein Ritter und eine Frau knieen vor dem Gekreuzigten; im Hintergrund erscheint Kochendorf mit dem Bergschloß, dem Thalschloß, der Kirchhofkapelle, ferner der Lindenberg mit 3 Linden, die Ruinen der Burg Scheuerberg, der Wartberg, Neckarsulm und Heilbronn. An dem Weg über den Mühlwörth ist ein Kahn sichtbar; der Ritter ist in spanischer Tracht, schwarz mit Spitzenkragen und Spitzenmanschetten, das goldene Vließ am Halse tragend. Darüber ist ein kleineres Bild, die Auferstehung darstellend, mit der Inschrift:
En nobis vitam reparat victoria Christi
     Cum jussum patris perficit ipse sui.
Huic igitur credas si regna beata requiris
     Transitus ad patrem quo sine nullus erit.

Unten an einem Altar knieen 9 Kinder, worunter 4 erwachsene. Inschrift: Die Geburt des Herrn Eintausend war | Sechshundert und vierzehn Jahr | Im Mai der drey und zwanzigst Tag | Der Wohledle gestrenge Mann | Wolff Conrad Greck ein uhralt Stamm, Da er gelebet fünzig und drei | Zwanzig fünf Jahr im Ehstand frei | mit Benedict seiner Ehegemahl werth | Drey Söhne, sechs Töchter Gott bescheert | Welchen er durch seine Gnade will geben | Nach dieser Welt das ewige Leben. | – Als mit Gottesfurcht wohl geziert | Fünfzig fünf Jahr das Leben führt | Die Edle fromm und keusch Matron | Benedicta Greckin erkoren | Von Gemmingen des Geschlechts geboren | Selig in Gott entschlafen ist | Durch den Glaub an Jesum Christ | Tausend sechshundertzwanzig und acht | Den ersten Augustmonat betracht | Gott wolle diese Eheleut allebeid | Erwecken zu der ewigen Freud! | “ –

Eine Holztafel an der Wand neben dem Altar besagt: „Georg Andreas Schiebel † 1799. Er war ein erfahrener Arzt,| vernünftiger Christ und gutdenkender Philosoph; meinte es mit allen gut, nur nicht mit sich selbst, denn er starb ohne je geheirathet zu haben. Gestiftet von seinen Schwestern.“ Auf dem Boden hinter und neben dem Altar sind mehrere stark abgetretene Grabsteine; auf einem wahrscheinlich das Liebensteinische Wappen, auf einem zweiten die Jahreszahl 1541, auf einem dritten: ehrenfest Frau Elisabeth. – Weitere Grabsteine mögen unter den Frauenstühlen sein.

Das Pfarrhaus liegt neben der Kirche, nach Norden gegen die Kirchgasse. Die Zeit seiner Erbauung ist unbekannt; 1843 wurde es durch einen Anbau gegen Süden vergrößert. Die Baulast an der Kirche und am Pfarrhaus hat die Gemeinde, ebenso für die Uhr und die Glocken; für den Thurm die Stiftungspflege.

Der jetzige ummauerte Begräbnisplatz liegt außerhalb des Orts, südwestlich, an der Straße zum Bahnhof; er wurde schon seit dem 16. Jahrhundert benützt und ist 1824 und 1868 vergrößert worden. Über dem Thor sind die Wappen von Greck und Gemmingen und die Jahreszahl 15 5. Aus dieser Zeit stammt wohl auch die an der Ostseite des Kirchhofs stehende Kapelle. Sie wurde vor ca. 25 Jahren renovirt. Das Innere derselben enthält nichts als einen einfachen Altar. Der Boden ist mit Cementplättchen sauber belegt, die Decke flach und wie die Wände geweißt. An der südlichen Mauer der Kapelle außen ist der obeliskenartige Grabstein des Lorenz Christian Bender, Pfarrers allhie † 1792. Auf dem Kirchhof sind mehrere stattliche neuere Grabmäler von Privaten. An der südwestlichen Ecke befindet sich die mit eisernem Gitter eingefriedigte, seit 1876 gebaute Gruft der freiherrlichen Familie von Wächter-Lautenbach. Es ruhen hier: August Heinrich Christoph Freiherr von Wächter, K. Kammerherr und geheimer Legationsrath, Ministerresident an dem K. Niederländischen Hofe, geb. 4. Mai 1776, † 7. Nov. 1852; Maria von Wächter, geb. Hagen, † 1831; Ludwig Christoph, Freiherr von Wächter, geb. im Haag 1806, † in Stuttgart 6. Okt. 1856; am 6. August 1879 wurde beigesetzt Freih. Johann August von Wächter, K. Württ. Staatsminister a.D., geb. den 3. April 1807, † den 3. Aug. 1879 auf Lautenbach. –

Der Gemeinde gehören folgende Gebäude: das Rathhaus, ein Eckhaus an der Hauptstraße; es hat an der Süd- und Ostseite im untern Theil noch ein alterthümliches Aussehen, während| der obere Stock neu ist. Auf dem First sitzt ein spitzes Glockenthürmchen. An der Südseite außen führt eine alte hölzerne Treppe zu dem hohen ersten Stock. Das Balkenwerk zeigt allerlei Verzierungen in abwechselnden Dessins eingeschnitten, an der Ostseite sind auch solche Konsolen. An dem südöstlichen Eckbalken ist noch die Stelle deutlich, wo ein Eisen und das Stehbrett des Prangers angebracht waren. Erbaut wurde das Haus 1597 (diese Zahl steht an dem südöstlichen Eckbalken), renovirt 1786. Auf einem Stein an der südwestlichen Ecke steht: Damaliger Herr Schultheiß Samuel Schneider 1786 und Herrn Burgermeister Christian Elsäßer, Andres Wecresser, Adam Horn. – Ein Fenster im ersten Stock enthält ein kleines, altes, farbiges Scheibchen mit folgender Inschrift:
Richter stand dem rechten bey
Als ob heut der jüngst tag sey
Dan wie Du wirst richten mich
Also wird got urtheylen dich
Hastu gewalt zu richten, so nicht recht
Dan got Dein Herr und du knecht
Nit urtheyl auf des einen clage
Hore vor auch des andern sage
Dan wie die Sonn vertreybt den schne
Also bleibt unser keiner uff erden me.
15 HE 54.

Das Schulhaus befand sich früher, seit 1830, sammt den Lehrerwohnungen in dem untern Theil des Greckenschlosses. Das neue Schulhaus, 1879/80 von der Gemeinde mit einem Aufwand von 40.000 M. gebaut, im April 1880 bezogen, unten Sandstein oben Backstein, steht an der Hauptstraße, westlich von der Kirche an der Stelle der abgetragenen Zehentscheuer; es enthält 4 Lehrlokale; die Wohnungen der Lehrer verbleiben in dem früheren Lokal. Die einklassige Realschule befindet sich sammt der Reallehrerswohnung in einem von der Gemeinde gemietheten Privathaus.

Ferner besitzt die Gemeinde eine Wohnung für den Schultheißen, zugleich Spritzenlokal enthaltend, ein öffentliches Backhaus mit 3 Öfen, 2 kleine Obstpressen im unteren Raum des Rathhauses, ein Armen- und Krankenhaus, eine Arbeiterwohnung für 8 Familien.

Dem Staat gehört das Bahnhofgebäude, 3/4 km südwestlich vom Ort, von Stein gebaut, mit Erdgeschoß und einem Stock.

| Von sonstigen Gebäuden erwähnen wir folgende: Das 1829 in Privatbesitz übergegangene Greckenschloß oder Bergschloß, ehemals und noch im Lagerbuch von 1700 „Zwingenberg“ genannt, steht ziemlich hoch über der Straße am westlichen Vorsprung des dem Kocher folgenden Höhenzugs. Der untere Theil, in dessen Hof ein Rundbogen von Norden führt, steht auf hoher Terrasse, die von starken Strebemauern aus Backsteinen gegen die Straße hin gestützt wird. Hinter und über diesem Gebäudecomplex erhebt sich das eigentliche Schloß, ein 2flügeliger Bau, dessen Flügel im rechten Winkel zusammentreffen. Die 2 Giebel, von denen der eine nach Süden, der andere nach Westen geht, sind geschweifte Renaissancegiebel; der westliche, hoch herabschauend, zeigt auf den Vorsprüngen neben den Voluten spitzige Steinpyramiden, während der andere einfacher gehalten ist. Einzelne Spuren lassen erkennen, daß das Schloß früher außen bemalt war (es ist im J. 1880 frisch verputzt worden). Neben dem Eingang erscheinen Ritterfiguren in schwarzen Conturen. Ein gepflasterter Weg führt hinauf und durch ein rundbogiges Thor, über welchem die Wappen von Greck und Gemmingen stehen (heutzutage sind hier 7 Stufen, während ursprünglich nur Fahrweg war), von Norden in den ebenfalls gepflasterten oberen Schloßhof. In diesem Hof war noch in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts ein laufender Brunnen; jetzt ist die Wasserleitung dazu abgegangen und es ist nur noch ein 75′ über dem Spiegel des Neckars liegender Pumpbrunnen vorhanden. Über dem nach Norden führenden Portal neben dem Thurm im oberen Hof, geradlinig mit 2 Säulen, war eine jetzt nur noch bruchstückweise erhaltene Inschrift, die folgendermaßen lautet: „..... damit sich auch nicht lang bedacht | und in 2 Jarn zu End gebracht | Sein Hausfraw ist die tugendsam | Herkommens v. Gemminger Stamm | Den Gott all Wohlfahrt und Gedeih | Langs Leben gnediglich verleih.“ Im inneren Winkel der 2 Flügel enthält ein achteckiger Treppenthurm die steinerne Wendeltreppe, die von innen Zugang hat. Über einer Zimmerthür im unteren Geschoß steht bei der Inschrift „Der Herr bewahr dein Ausgang und Eingang von nun an biß in Ewigkeit“, die Jahreszahl 1602. Unter jedem der beiden Flügel ist ein großer Keller mit Tonnengewölbe, der größere in dem nach Westen gehenden Flügel; in ihm ist von einer Reparatur die Jahreszahl 1750 oben am Gewölbe. Gegen Osten trennt ein Graben das Schloß von dem Lindenberg, südöstlich schließt| sich der Schloßgarten an. – Den unteren Theil des ganzen Schloßcomplexes, unmittelbar über der Straße, den unteren Schloßhof umschließend, kaufte die Gemeinde 1830 und richtete Schulgelasse und Lehrerwohnungen, eine Scheuer und ein Backhaus darin ein. Der obere Theil, das eigentliche Schloß, diente von 1806 bis 1829 als Kameralamt (nach Neuenstadt verlegt), wurde dann an einen Privaten Levi um 2000 fl. verkauft, der eine Liqueurfabrik darin einrichtete. Das ganze Schloß „Zwingenberg“ wurde nach dem Lagerbuch von 1683–1700 im Jahr 1606 von Herrn Wolff Konrad Greckh „von Grund aus neu erbaut, aber nachdeme solches durch den 30jährigen Krieg ganz in Abgang, von Herrn Joh. Greckh wieder renovirt worden 1681.“

Links vom nördlichen Ausgang des Dorfes, unweit des Kochers im Thal steht das ehemals Kaiserliche Lehensschloß, in früheren Zeiten „mit einem gefütterten Wassergraben versehen, so mit einem schönen Damm umfangen“. Heutzutage ist das Schloß im Besitz der Witwe des 1847 gestorbenen Generalmajors von Breuning, der vom König Friedrich damit belehnt worden war. Die nach Osten stehenden Ökonomiegebäude zeigen gegen die Straße starke Mauern und 3 massive Rundthürmchen mit Schießscharten. Zwischen zweien derselben führt ein Thor, über welchem sich das Grecksche und Gemmingensche Wappen mit „Anno dni 1568“ sowie eine sog. Pechschnauze befindet, in den das Schloß umgebenden, modern hergerichteten Schloßgarten; die einst über den Wassergraben führende Brücke ist verschwunden, der Graben selbst zugeworfen. Die Façade des Schloßgebäudes, 2 Stockwerke über dem Parterre enthaltend, mit geradlinigen Fenstern, ist gegen Osten gerichtet; der Giebel gegen Süden zeigt konkave und konvexe Linien, der nördliche ist ein Staffelgiebel. Über der Hausthüre befindet sich das Grecksche und Gemmingensche Wappen mit der Jahreszahl 1533 und dem Vers Psalm 127, 1. Von der Thüre führt der Gang durch das Erdgeschoß zu dem an der Rückseite angebauten achteckigen Treppenthurm, mit steinerner Wendeltreppe. Im Parterre sind stattliche gewölbte Räume, Saal, Küche u. s. w.; an der Südgiebelseite steigt von unten ein eckiger Erker auf, oben mit dem Wappen von Gemmingen und Stein.

Schräg gegenüber auf der andern Seite der nach Jagstfeld führenden Straße steht in einem Hofraum, der gegen die Straße durch eine Mauer abgegrenzt ist, ein stattliches, massiv mit dicken Mauern gebautes Wohnhaus, das frühere Besitzthum der Herren| von St. André. Eine steinerne Freitreppe führt zu einem Portal, dessen abgebrochener Giebel von 2 Säulen getragen wird; in der Mitte des eigenthümlich mit 2 Rettichen verzierten Frieses steht die Jahreszahl 1710. Unter den Wappen von St. André und von Weiler ist die Inschrift zu lesen: „Im Namen des Herrn erbaut dis Haus Friedrich Magnus von St. Andre, Herr auf Kochendorf und Charlotta Luisa von St. Andre, e. Edle von Weyler.“ (Auf dem oben erwähnten Bilde in der Kirche steht an dieser Stelle schon ein großes Haus). Das Haus mit den Nebengebäuden ist jetzt im Besitz des Glockengießers Bachert. Im Hauptgebäude lagen in den 1820er Jahren die zum Kanalbau verwendeten Militärsträflinge, im Nebenbau die Soldaten. – Weiter rechts drüben auf der Höhe stehen noch die stattlichen Flügelgebäude zu einem jetzt abgebrochenen Hauptgebäude, dem sogen. Bau, Ende des vorigen Jahrhunderts einem Syndikus Jäger gehörig.

Die Synagoge, ein einfacher Betsaal, unten das Schullokal, ist in einem Haus beim Mühlthor auf der alten Mauer. Der jüdische Begräbnisplatz mit steinernen Pfeilern und eisernem Gitter umgeben, liegt südwestlich vom Ort.

Das Hochgericht war hart an der Straße nach Neuenstadt, rechts gleich nach der Abzweigung der Straße nach Lautenbach.

Gutes Trinkwasser wird in genügender Weise geliefert durch 6 öffentliche Brunnen, nemlich 4 laufende und 2 Pumpbrunnen, und 19 private, 2 laufende und 17 Pumpbrunnen. Von den ersteren ist namentlich zu erwähnen der Marktbrunnen mit steinerner Brunnensäule und drei Röhren; auf dem jetzigen neuen Stock von 1867 sitzt ein steinerner Löwe, der einen Schild hält mit der Jahrszahl 1777. Eine Wasserleitung mit eisernen Deucheln speist 4 Brunnen mit 6 Röhren. Die Markung ist reich an Quellen mit gutem Wasser; wir nennen den Pfaffenbrunnen in den Neuenberg-Weinbergen (kalkhaltig), den Schwarzbrunnen oberhalb der Hasenmühle, den Fernlesbrunnen bei dem Gemeindewald „rother Weiden“, den Seehäuslesbrunnen beim Merzenbach, die 2 Quellen in der Brunnenwiese, gefaßt für die Leitung im Ort, die Kirchbrunnenquelle im Ort, (liefert sehr gutes und reichliches Wasser), endlich die Quelle in den Binetäckern, von Bierbrauereibesitzer Elsäßer erworben. Eine periodisch fließende Quelle ist in den Bremenäckern bei der Neuenstadter Straße. Ein 2 ar großer See zur Ansammlung des Wassers für die Sägmühle, in welchen der Altigsbach fließt, findet sich| bei der Hasenmühle. In den inneren und äußeren Seeäckern waren früher Seen, die aber jetzt trocken gelegt und als Ackerfeld benützt sind.

Die Markung wird berührt vom Neckar und vom Kocher. Bei Hochwasser dringt das Stauwasser in den unteren Theil des Orts. Mehr Schaden verursacht durch sein Austreten zuweilen der Merzenbach.

Die Gemeindemarkung beträgt im Ganzen 2964 Morgen, und zwar 1810 Morgen Ackerfeld, 435 Morgen Wiesen, 40 Morgen Weinberge (wovon ca. 1/4 nicht im Ertrag), 327 Morgen Wald. Vom Neckarthal im Westen steigt das Terrain gegen Osten zur Hochebene an. Der Boden ist im allgemeinen fruchtbarer, tiefgründiger Lehmboden, zum Theil mit Sand gemischt, auf dem alle Gewächse, außer Reps und Flachs, vorzüglich gedeihen. Das Klima ist im ganzen mild, doch kommen bei Nordostwind Frühlingsfröste und kalte Nebel nicht selten vor; besonders ist die Gegend starkem Westwind ausgesetzt. Gewitter sind häufig, Hagelschlag dagegen selten.

Ein Kalksteinbruch befindet sich auf der Markung in den Forsthalden für den örtlichen Bedarf; Sandsteine werden von auswärts bezogen. Auch sind Lehm-, Sand- und Kiesgruben vorhanden. Auf der Markung befinden sich auch mehrere verlassene Bohrlöcher zur Gewinnung von Soole.

Die Haupterwerbsmittel der Bevölkerung bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerbebetrieb; die Einwohner, von denen gegenwärtig 15 über 80 Jahre zählen, stehen größtentheils in guten Vermögensverhältnissen; doch befindet sich auch eine nicht unerhebliche Zahl ärmerer Familien, die ihr Auskommen in der Saline Friedrichshall finden, im Ort. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners beträgt an Äckern, Wiesen und Waldungen 16 ha, der des Mittelmanns 4 ha, der der ärmeren Klasse ca. 16 ar.

Im Gewerbebetrieb wetteifert der Marktflecken Kochendorf mit der Oberamtsstadt. Es ist daselbst eine Glockengießerei und Feuerspritzenfabrik von Gebrüder Bachert mit starkem Betrieb, eine Ziegelei, eine Mahlmühle am Kocher (in früheren Zeiten Bannmühle, von der Greckschen Herrschaft gebaut und ihr zugehörig) mit 4 Mahlgängen, einem Gerbgang und Hanfreibe; eine Sägmühle in der Nähe des Orts, die Hasenmühle südlich vom Ort am Altigsbach. Ferner sind im Ort 7 Schildwirthe, 7 Schenkwirthe und 2 Bierbrauereien, eine mit Wirthschaft| verbunden, die andere, Elsäßersche, sehr stark betrieben, 4 Kaufleute und 7 Krämer. Zwei Viehmärkte werden jährlich abgehalten.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand, Gewand- und Feldwegregulirung theilweise in Angriff genommen. Nur ein größerer Gutsbesitzer betreibt die Vierfelderwirthschaft, sonst ist die Dreifelderwirthschaft üblich. Es kostet ein Morgen Acker 1300, 1000 bis 700 M. Die Felderzeugnisse werden zum größten Theil im Ort verkauft, bei ordentlichem Ertrag auch nach außen, und zwar ca. 1000 Scheffel Dinkel, 1200 Scheffel Gerste, 300 Scheffel Haber und 50 Scheffel Weizen, meist nach Heilbronn. Von Kartoffeln wird ein großes Quantum nach außen abgesetzt.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt, der Ertrag ein mittelmäßiger; ein Morgen kostet zwischen 1100 und 500 M.

Der Weinbau ist nicht ausgedehnt (s. oben Seite 143). Dagegen wird die Obstzucht sehr stark betrieben und ist immer noch im Zunehmen; es besteht eine Gemeindebaumschule und einige kleine Privatbaumschulen; von der Gemeinde ist ein Baumwart aufgestellt. Zwetschgen werden bei guter Ernte in starker Quantität nach außen verkauft.

An Waldungen besitzt die Gemeinde 264 Morgen gemischten Wald in 4 Parcellen; von der jährlichen Schlagfläche à 10 Morgen werden 40 Klafter Holz und 6000 Wellen gewonnen, deren Erlös, im Betrag von ca. 400 M., in die Gemeindekasse fließt.

Die Stoppelweide wird über den Winter mit 500 Stück Bastardschafen befahren; das Weiderecht hat die Gemeinde 1840 vom Staat um 15.000 M., einschließlich Gebäulichkeiten, erworben; ihr zahlt der Schäfereipächter 1550 M. jährlich; der Pferch erträgt ca. 600 M.

Von Äckern vergibt die Gemeinde ca. 30 Morgen, von Wiesen ca. 42 Morgen an Ortsbürger zu unentgeltlicher Benützung; ca. 245 Morgen Äcker aber und 20 Morgen Wiesen sind von ihr verpachtet und sie erlöst dafür jährlich ca. 7000 M. Der Staat besitzt das ehemals Greckische, seit 1749 Kanton Ottenwaldische Maierei- und Schäfereigut, welches 69,33 ha (= 220 Morgen) umfassend, einzeln verpachtet ist. Das v. Breuningsche Rittergut umfaßt 28,5 ha (= 90 Morgen).

Die Rindviehzucht ist ausgedehnt und in gutem Zustand. Es findet nur Stallfütterung statt; Stell- oder Bestandvieh gibt es bei einigen wenigen unvermöglichen Bauern. Die Viehmastung| wird von einigen Pächtern und den Bierbrauern ziemlich stark betrieben.

Einzelne Bäcker setzen zum Theil Mastschweine nach auswärts ab.

Bienenstöcke sind ca. 90 vorhanden, doch ist die Bienenzucht in Folge der Ungunst der letzten Jahre im Abnehmen.

Das dem Staat gehörige Fischereirecht ist verpachtet. –

Außer den oben genannten Schulanstalten besteht im Ort eine Kleinkinderschule und eine Industrieschule, ferner eine Krankenversicherungsanstalt für Dienstboten, Gesellen und Lehrlinge.

Die Stiftungspflege besitzt ein Kapital von 21.154 M.; die Freiherrl. v. Wächtersche Kinderschulstiftung, mit einem ursprünglichen Kapital von 2000 fl., ist jetzt auf 6300 M. angewachsen. Stiftungen für Armenzwecke betragen im ganzen 2800 M.

Alterthümer: Eine Römerstraße führte wahrscheinlich von Wimpfen kommend (schwerlich von Kochendorf selbst aus) nach Ersteigung der Höhe östlich von Kochendorf weiter an Oedheim südlich vorbei nach Neuenstadt (siehe den Abschnitt „Alterthümer“). Von einer römischen Niederlassung westlich vom Ort, in dem der Überschwemmung von Neckar und Kocherstauwasser ausgesetzten Terrain, ist nichts bekannt.

Hügelgräber finden sich im Gemeindewald „Platten“. Im Jahr 1862 wurde ein solcher Hügel, 12′ hoch, 260′ im Umfang, vom Volk „das Schänzle“ genannt, geöffnet. Er lieferte zu unterst Kohlen und Asche sowie Stücke von rohen, braun- und schwarzgebrannten Thongefässen; dabei lag ein schön gearbeiteter Streitmeißel von Grünstein, 3 Zoll lang, sowie eine Streitaxt von Gneis, 51/2 Zoll lang. In der darüber befindlichen Schichte wurde eine Anzahl von Erzringen gefunden, sowie ein menschliches Skelett mit wohl erhaltenen Zähnen; die Knochen waren zum Theil vermodert. Steine, womit sonst Feuerstätten eingefaßt sind, fanden sich hier keine vor. Zwei weitere Hügel sind in einiger Entfernung südlich davon in demselben Wald, auf der Höhe der von Neckarsulm nach Neuenstadt führenden Straße. – Weitere Grabhügel sind im Kocherwald, östlich von Friedrichshall, siehe Jagstfeld.

Flurnamen: Hofgärten, Hochstätterrain, Galgenberg, Hochgericht, Heidenäcker, Kriegäcker; ein Feldweg heißt Heersträßle.

Die Burg oder das Schloß der ursprünglich hier ansäßigen, im Mittelalter schon ausgestorbenen Herren von Kochendorf stand| vermuthlich auf dem Lindenberg oder an der Stelle, wo das spätere Greckenschloß Zwingenberg gebaut worden ist, das auf den Grundmauern des ehemaligen stehen mag.

Schöne Aussicht genießt man von dem Fundelberg sowie von dem Bergschloß oder dem Lindenberg.


Kochendorf (= Dorf am Kocherfluß, welcher alt Cochana, Cochen hieß und mundartlich heute noch Kochen heißt) ist vielleicht unter den Orten des Bezirks, in welchen das Kloster Fulda im 9. Jahrhundert fromme Schenkungen erhielt (s. u. Reg.). Dann erscheinen im 13. Jahrhundert als Lehensherren des zum Reichsgut gehörigen Orts neben dem Kaiser das Domstift Worms, die Herren von Allfeld (BA. Mosbach), die von Gosheim, gen. v. Heinberg und die von Heinrieth (OA. Weinsberg); als von diesen belehnt theils Adelige, die sich von K. nennen, theils die von Helmstadt (BA. Sinsheim). Letztere veräußerten ihr Besitzthum größtentheils bald (doch siehe Reg. 1410) an das Stift Wimpfen, welches auch sonst in K. begütert war und seit 1294 das Kirchenpatronat besaß, und auch die ersteren erscheinen, während sie auswärts bis 1409 zu verfolgen sind, nach 1309 (1315?) nicht oder kaum mehr (siehe Reg. 1409) mit Eigenthum in dem Ort, von welchem sie den Namen hatten. An ihre Stelle treten die schon 1237–1296 in Ulmer Urkunden vorkommenden Greck, welche diesen Namen vielleicht von einem durch eine griechische Reise (Kreuzzug?) bekannt gewordenen Angehörigen angenommen hatten und nun als Greck von K. bis zum Aussterben der Familie im J. 1749 Besitzer des oberen Schlosses und kaiserliche Lehensträger des unteren Schlosses, sowie des Dorfs geblieben sind. (Weiteres über dieselben s. u.) Einmal, um 1446, scheinen die Greck das Dorf verpfändet gehabt zu haben, da in dem genannten Jahr Bernhard v. Auerbach (BA. Mosbach) „sein Dorf K. mit Vogtei“ etc. in den Schutz von Kurpfalz begibt; übrigens wird Auerbach noch 1467 vom Kaiser mit einem Hof in K. belehnt und später werden Sickingen, Venningen und Fuchs als Ortsherren genannt (Reg. 1523). Da überdies im genannten Jahr 1467 und 1487 zwei Vetter der Greck, Peter und Diether von Bremen (BA. Tauberbischofsheim) Mitbesitzer von Schloß K. waren, könnte man an eine Ganerbschaft denken, wenn darüber bestimmtere Nachrichten vorlägen. Jedenfalls sahen sich die Greck auch später wiederholt genöthigt, Theile ihres Besitzes in K. zu veräußern, so 1606 ein Drittel des| Dorfs an Württemberg, welches übrigens schon nach zwei Jahren dasselbe der Familie wieder zurück verkaufte, 1672 an Daniel von Saint André, dessen Familie sich 1710 ein Schlößchen in K. baute. 1749 starb die Familie Greck aus und kam ihr Lehensbesitz an die Familie von Gemmingen. Die St. André verkauften ihren Theil 1761 an den Ritterkanton Odenwald, welcher im oberen Schloß seine Kanzlei einrichtete, auch eine Ritterschule, sowie ein Waisen-, Zucht- und Arbeitshaus gründete. Als ritterschaftlicher Konsulent wohnte in den Jahren 1803–7 im oberen Schloß, 1807–8 im Lehenschloß der einer altwürttembergischen Familie entstammte Jurist Christoph Friedrich Mayer, umgeben von einer zahlreichen Kinderschaar, worunter Karl M., der bekannte Dichter († 1870 in Tübingen), August M., frühe als Dichter und Musiker geschätzt, geblieben im russischen Feldzug 1812, Louis M., nachmals tüchtiger Landschaftsmaler († 1843), der feinsinnige Fritz M., als pensionirter Salinekassier von Jagstfeld noch heute lebend, endlich der als Zeichner vielversprechende Neffe Mayers Karl Gangloff, dessen frühen Hingang 1814 die Freunde des Hauses, Uhland und Kerner, in wehmuthsvollen Liedern beklagt haben. Es war auch sonst damals in K. edle Kunstthätigkeit zu finden: der „Steuertrompeter“ (Einnehmer) Bayer, später Oberzollverwalter in Heilbronn, war ein tüchtiger Radirer und einer der Söhne des Rechnungskommissärs Hölder bildete sich zum beliebten Novellisten heran. 1806 bei Aufhebung der Reichsritterschaft kam deren Theil an Württemberg und wurde K. Sitz eines Kameralamts, was es aber nur bis 1829 geblieben ist. 1807 f. lag ein Theil des Füsilierregiments von Neubronn, welches in Horneck seine Garnison bekam, in K. bei den Bürgern im Quartier, nemlich vom 26. Dez. 1807 bis 1. Jan. 1808: 5 Offiziere, 12 Unteroffiziere, 102 Gemeine, 4 Weiber und 3 Kinder auf dem Kriegsfuß, dann bis 11. August 1808 auf dem Friedensfuß: 3 Offiziere je 91 Tage, 1 Offizier je 15 Tage, 1 Offizier je 1 Tag und täglich 10 Unteroffiziere, 25–30 Gemeine, 3–7 Weiber, 2–6 Kinder, „bis das Militär in die Kaserne in Kochendorf einrücken kann“. Darüber aber, ob und wo die Kaserne eingerichtet wurde, konnte nichts bestimmtes ermittelt werden; es scheint, daß es der sogenannte Syndikus Jäger’sche neue Bau war, welcher im Jahre 1806 vom 10. Mai bis 24. Sept. für das französische 25. und 85. Linien-Infanterie-Regiment als Feldspital gedient hat, 1809 zu einem Zwangsarbeitsinstitut erworben, aber 1812 abgebrochen worden| ist. 1814 fiel das Gemmingen’sche Lehen an die Krone heim und wurde dem Obersten von Breuning verliehen, seit dessen Tod 1854 seine Familie dasselbe als allodiales Eigenthum inne hat.

1597 erhielt K. ein besonderes Dorfrecht, welches in 7 Theilen vom Prozeß, Güterrecht der Ehegatten, Einkindschaften, Vormundschaften, Schenkungen, letzten Willen und Intestaterbfolge handelte. Dasselbe scheint großentheils aus dem Heilbronner Statut von 1541 geschöpft. (Wächter, Handb. d. württ. Privatrechts I, 2, 789).

Kirchliches. Das Ritterstift Wimpfen erwarb frühe Eigenthum in K. (Reg. 1290, 1295, 1308, 1309, 1315, 1381, 1452); 1294 auch von den Herren von Kochendorf das Kirchenpatronat daselbst, welches seit dem Reichsdeputations-Hauptschluß von 1802/3 der Rechtsnachfolger des Stifts, der Großherzog von Hessen (wie in Duttenberg und Offenau, OA. Neckarsulm, Nordheim und Stetten OA. Brackenheim) heute noch inne hat. Die Frühmeßpfründe dagegen hatte die Ortsherrschaft zu verleihen (Grecksches Lagerbuch von 1561), welche dieselbe nach der Reformation zu Gunsten der Schule aufgehoben hat. Pfarrer: Joh. Balth. Bloß 1648. M. Dav. Carolus 1656. Hieronymus Ostertag 1665. Joh. Gottfr. Albeck 1679. Leonh. Fusenegger 1688. Joh. Ulr. Hauk 1691. M. Joh. Bernh. Blessing 1736. Joh. Ernst Steingötter 1741. Joh. Heinr. Glandorf 1751. Lor. Christi. Bender 1756. Gottfr. Herm. Bader 1793. M. Karl Ferd. Mittler 1810. Aug. Ferd. Karl Bezzenberger 1824. Paul Lud. Majer 1854. Ernst Hoffmann 1871. Ludw. Osiander 1879–

Die Greck von Kochendorf.
Sefrid der Gregge v. K. 1315 f. (s. Reg.)
Kraft Grekke 1317 Ztschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins 11, 168. 1334 Schönhuth, Schönthal 73. 1351 s. Dahenfeld.
Götz 1344 St.A. 1386 (s. Reg.). 1392 (Bauer).
Hans, Krafts Sohn, 1351 s. Dahenfeld.
Hans, Götzen Sohn, 1392 (s. Reg.).
Sifrid 1411 (s. Reg.).
Johann, Hans 1427. 1433 (s. Reg.). 1437 (Bauer). 1467 (s. Reg.).
Kraft 1439. 1446 St.A. 1467 (s. Reg).
Wolfgang 1439. 1445. (Jäger.)
1458. Die Greck von Kochendorf treten mit den Greck in Ulm (vgl. Weyermann, Nachrichten 2, 134 ff, Kornbeck Württemb. Vierteljahrsh. 2, 56 ff.) zusammen, erkennen ihre Stammesgemeinschaft| an und beschließen das gleiche Wappen zu führen (quergetheilter Schild, oberes Feld golden, unteres blau; Helm mit 2 Büffelhörnern, oben golden, unten blau, dazwischen ein blaugekleideter Mann mit 3 Federn auf der Mütze) und ihre Lehen nach der Lehensordnung auf einander zu vererben. Kornbeck a. a. O.
Kraft, Crato 1480. 81. 83. St.A. Klunzinger, Zabergäu 2, 149. 1502 W. F. 7, 171. 1504 OR. 26, 229. Seine Witwe Ursula, geb. v. Scharenstetten 1522 (B.).
Johannes, Hans 1481. Klunzinger a. a. O. 1496 St.A.
Konrad 1489. (Bauer.)
Johann 1515. 1535.
Wolfgang 1515. 1534 (s. Reg.). Stirbt 1534 (s. Reg.).
Wolf Konrad 1535. 1550 (s. Reg.). 1572 Jäger Heilbronn 2, 174. 1573 (s. Reg.). Stirbt 1598 (s. Reg.).
Wolf Konrad 1600. 1608 (s. Reg.). Seine Witwe Eva Elisabeth, geb. Landschad 1655 (s. Reg.).
Hans Philipp 1606 (s. Reg.).
Johann 1672. 1681. 82. (s. Reg.).

Besitzungen der Familie außer in Kochendorf: in Neckarsulm 1334 Schönhuth, Schönthal 73; Dahenfeld 1351 (s. d.); Nieder-Eisisheim (Öhr. Arch.); Jagstfeld 1392 Schannat, Hist. episc. Worm. 1, 268; Nordheim 1481; Klunzinger, Zabergäu 2, 149. Heilbronn 1572; Jäger, Heilbronn 2, 174; Obereisisheim 1518 ff. Grecksches Lagerbuch v. 1561. Beschr. d. OA. Heilbronn 328.


? 9 Jahrhundert. Rathere schenkt dem Kloster Fulda Eigenthum in Villa Kocheren, quod est iuxta Chocharam fluvium, mit viel Gesinde. Dronke, Trad. Fuld. 18.

1262. Heinricus de Kochendorf Zeuge in einer Kloster Komburger Urkunde. OR. 5, 201. W. F. 5, 313.

1274. Swiggerus plebanus in Kochindorf Zeuge in Wimpfen. St.A.

1290. Stift Wimpfen hat einen Hof in K. Frohnhäuser, Wimpfen 55.

1291. 1294. Conradus de Kochendorf in Kloster Schönthaler Urkunden. W. F. 6, 264.

1294. Arnold Edelknecht v. K. verkauft dem Stift Wimpfen 4 Pfd Hllr. Gilt, 16 Jauchert Acker, wovon die Einen 1/3, die Andern 1/4 zehnten und jedes Jauchert ein Huhn in der Ernte; ferner 7 Jauchert Wiesen, in K. und in der Mark K. gelegen; desgleichen das Patronatrecht der Pfarrkirche daselbst. Weil der Zehnten und das Patronat von Konrad v. Allfeld (BA. Mosbach) zu Lehen gehen, gibt Arnold demselben als Ersatz dafür seine Burg und Weinberg an der Steige in Kochendorf zu Lehen auf, und Konrad ertheilt seine Zustimmung zu dem Verkauf. St.A.

1295. Gerung v. Helmstatt (BA. Sinsheim) verkauft dem Stift Wimpfen 4 Pfd. Hllr. Gilt, die halbe Mühle, die Fähre und einige Äcker in K. und gibt dafür als Lehenersatz dem Bischof v. Worms seinen Hof in Bargen (ebend.) OR. 15, 188.

1295. Friedrich, Konrad und Walther v. Heinrieth (OA. Weinsberg) willigen ein, daß ihr Blutsverwandter Gerung v. Helmstadt seine Güter in K. an das Stift Wimpfen verkauft. Arch. Darmst.

| 1297. Ulrich v. Hanau gestattet dem Frauenkloster Gerlachsheim an der Tauber den ruhigen Besitz der Güter in Dittwar (BA. Tauberbischofsheim), welche dasselbe von Arnoldus nobilis dictus de Kochendorf gekauft hatte. OR. 9, 48. U. Fr. III, 3, 26.

1301. Der Bischof v. Worms inkorporirt die Pfarrkirche zu K. dem Stift Wimpfen. St.A.

1308. Schwicker (v. Kochendorf s. 1309) Vogt v. Waibstadt (BA. Sinsheim) Edelknecht, tauscht mit Einwilligung des Bischofs v. Worms als Lehensherrn von Kochendorf vom Stift Wimpfen Güter in Waibstadt ein gegen ein Viertel des großen Zehnten in K. und A. OR. 15, 297.

1309. Arnold v. K., Edelknecht, und sein Sohn Swigger überlassen dem Stift Wimpfen die Hälfte des großen und kleinen Zehnten von dem Hof indindebur (?) in der Mark v. Kochendorf. Arch. Darmst.

13 . . Swigger v. Kochendorf verkauft an einige Personen von Wimpfen seinen Hof in Kochendorf. Siegler: Engelhard v. Weinsberg, Wilhelm v. Zwingenberg, Swigger v. Kochendorf und die Stadt Wimpfen. Albrecht, Weinsb. Reg.

1315. 16. Bei einem Schiedsgericht zwischen Konrad und Engelhard v. Weinsberg befindet sich auch Sefrid der Gregge v. Kochendorf. Albrecht, Weinsb. Reg.

Um 1315. Conradus dictus Zophriter (Zopfreiter – ritter ?) schenkt dem Stift Wimpfen 21/2 Jauchert Weinberg in der Mark K. mit der Bestimmung, daß der Wein davon in der 40tägigen Fastenzeit zur Verwendung kommen soll. Mone, Bad. Quellens. 3, 15

1317. Die Begine (Laienschwester) Mechthild, Tochter eines weiland Tienink, vermacht zu ihrem, ihrer Eltern und ihres Bruders Ludwig Seelenheil, mit der Einwilligung Krafts Grekke, sowie Wilhelms und Swickers v. Zwingenberg, der St. Johanns- und Paulspfründe in der Kirche zu K. 1 Jauchert Acker beim Hüttebaum, 11/2 Jauchert beim Hohenstein. Kraft Grekke gibt seine Zustimmung vor der gesammten Kirchengemeinde in K., in Gegenwart des Plebans und Bruder Konrads v. Bernheim vom Predigerorden; Wilhelm und Swicker v. Zwingenberg in Gegenwart des Wittstadt, Stiefsohns einer Greckin, ihres Sohnes Kraft, Berngers an der Steige (vgl. 1294), des Lösen, Berthold Phlegehers und A. OR. 11, 168.

1334. Elisabeth und Luka v. Heinberg (s. 1336) verkaufen an Konrad v. Gundelsheim, Pfründner im Stift Wimpfen, alle Rechte, die sie zu K. haben. St.A.

1334 ff. Kraft Greck v. K. und andere Greck s. o.

1335. Marquart v. K. Zeuge in einer Gosheimer Urk. Stocker, Gemmingen II, 2, 10.

1336. Die Witwe Sefrids v. Gosheim, gen. v. Heinberg, verkauft an Konrad v. Gundelsheim, Stiftsherr zu Wimpfen, Gilten und Weingärten in K. um 12 Pfd. Hllr. St.A.

1349. Der alt Gerung v. Helmstadt, Kanoniker zu Wimpfen, und seine Söhne verkaufen an Heinrich Morsen, Vikar daselbst und Götz v. Neideck, Seelwärter Dietrichs v. Helmstadt sel. daselbst, 1/3 des Fischgelds, das Dieterich gehabt auf der Vischen und auf der Mühle zu K., um 4 Pfd. Hllr. St.A.

| 1360. Katharina v. Hofheim und ihr Sohn Konrad verkaufen an Konrad v. Gundelsheim, Pfründner zu Wimpfen i. Th. Güter in K. um 8 Pfd. Hllr. St.A.

1361. Hans v. Hofheim, Edelknecht, gesessen zu K., und seine Ehefrau Anna verkaufen an Wolfram, Pfründner zu Wimpfen i. Th., 1 Pfd. Hllr. Gilt zu K. um 13 Pfd. Hllr. St.A.

1362. Kunrad v. K. setzt Namens des Kaiserl. Hofgerichts Engelhard v. Weinsberg in Volknands v. Eicholzheim Güter ein. W. F. 7, 595. Kunrads Siegel hat die Umschrift: de Hofhein, im Schilde 3 Helme wie die der Herren v. Helmbund. Albrecht, Weinsb. Urk.

1363. Konrad v. K. Siegler in einer Weinsberger Urkunde. W. F. 9, 32.

1363. Hans Kochendorf in Gellmersbach begütert. W. F. 6, 253.

1364. Das Stift Wimpfen belehnt Konrad, gen. Kolner zu Gundelsheim mit Gütern in K. St.A.

1375. Mandat des Kais. Hofgerichts an Hans v. Kochendorf, daß er Engelhard v. Weinsberg für ausstehende 1000 Mark Silber in die Burg Maienfels einlasse. Ludewig, Rel. msc. 12, 599.

1378. Heinrich v. K. Zeuge in einer Gosheimer Urkunde. Stocker, Gemmingen II, 2, 12.

1381. Stift Wimpfen hat in K. 3 Höfe. Frohnhäuser, Wimpfen 84.

1383. Die ehrbaren vesten Knechte Hans und Heinz v. Kochendorf siegeln eine Öhringer Urkunde. Hanßelmann 1, 471.

1385. Erblehensrevers des Huglin und Mechthilt seiner Ehefrau und Adelheid Schicken Witwe in K. um den Widemhof des Stifts Wimpfen zu K. St.A. (s. 1403).

1386. Götz Greck v. K. gibt dem Bischof v. Worms seine Lehen auf, die er von demselben getragen: das Drittel des Achtels des großen und kleinen Zehnten zu K. und das Drittel an 8 Tagen von 18 Tagen des obern Fahrs an dem Neckar zu Wimpfen. St.A.

1388. Hans v. K. Zeuge in einer Weinsberger Urkunde. Wibel 2, 212.

1391. Heinrich und Johann v. K. Zeugen in einer Würzburger Urk. St.A.

1392. Heinrich v. K., Vogt zu Guttenberg am Neckar, Siegler in einer Mainzer Urk. Reg. bo. 10, 301.

1392. Johann Greck, Gözen Sohn, wird vom Hochstift Worms mit 6 Fischenzen zu K., 1/8 des Zehnten daselbst, der Fähre zu Jagstfeld belehnt. Schannat, Hist. episc. Worm. 1, 268.

1393. 1396. Junker Hans v. Kochendorf, Vogt der Herren v. Weinsberg, siegelt Urkunden derselben. St.A. (B).

1395. Anna v. Kochendorf, Hans Storers ehliche Hausfrau, verkauft mit diesem einen Acker in Kocherthürn. Stocker, Gemmingen II, 2, 13.

1400. Katharine v. Kochendorf, geb. v. Otterspach, und ihre Söhne Heinrich und Diether v. Kochendorf, Weinsbergische Lehensleute, verkaufen ihren Zehnten zu Laubach (in Hessen) an Seyfrid v. Michelfeld. Albrecht, Weinsb. Reg.

1402. Katharine v. K. und ihr Sohn Heinrich verpfänden eine Gilt in Dahenfeld an Engelhard v. Weinsberg. W. F. 6, 272.

| 1403. Lehensrevers des Heinz Huglin, Hansen sel. Sohn zu K. um den Wimpfener Stiftshof daselbst (s. 1385). St.A.

1406. Eine Fehde zwischen Heynz v. Kochendorf, Edelknecht, und Johann Truchseß v. Baldersheim wird beigelegt; Hans und seine 2 Knechte Dietrich und Halbgewachsen schwören, nicht mehr gegen den Bischof, Dom und Stift Würzburg, den genannten Truchseß und die Ihren zu sein. U. Fr. XIV, 3, 156.

1408. Heinrich v. Kochendorf erhält für die Hilfe, welche er dem Burggrafen v. Nürnberg gegen die Stadt Rotenburg a. d. T. geleistet, 50 Gulden zugesichert. Reg. bo. 12, 17. Mon. Zoll. 6, 467.

1409. Christoph v. Kochendorf, Frühmesser zu Neckarsulm, urkundet, daß seine Schwester sel. Agnes v. Kochendorf, verwitwete v. Berlichingen, Güter zu K. an Heinrich Gosheim daselbst erblehenweise hingegeben habe. (Abschr. eines Orig. zu Bürg.)

1410. Peter v. Helmstadt vermacht der Kirche in Neckarsulm zu einem Jahrstag 3 Morgen Wiesen in Kochendorfer Mark. (Bauer.)

1411. Lehensrevers des Syfrid Greck gegenüber dem Bischof v. Worms um 2 Fischenzen zu K., ein Achtel des Zehnten daselbst klein und groß, ein Drittel an dem Fahr zu Jagstfeld. St.A. (Ähnliche Reverse 1392, 1427 etc.)

1433. Pfalzgraf Otto entscheidet in einem Streit des Stifts Wimpfen mit Hans v. Ehrenberg und Hans Greck v. Kochendorf: das Stift soll bei seinem Mittelfahr, wo man über den Neckar nach Offenau fährt, belassen, der Anspruch der Grecken aber, wornach sie vom Bischof v. Worms und dem Stift das halbe Theil am obern Fahr zu Lehen gehabt, vom Lehengericht vertragen werden. (B.)

1446. Bernhard v. Auerbach (B.-A. Mosbach) gibt seinen Antheil am Dorf Kochendorf mit Vogtei, Gericht, armen Leuten (Leibeigenen) und aller Zu- und Ingehörung in den Schirm des Pfalzgrafen Otto. OR. 9, 438.

1446. Erblehensbrief des Diether Kremer, Pfründners zu St. Joh. Bapt. Altar zu Wimpfen i. Th., für Heinz Holdern zu K. und seine Ehefrau um den Pfründ-Weingarten im Altenberg zu K. St.A.

1452. Stadt Wimpfen und Kochendorf vergleichen sich über Wiesen, die an das Altach stoßen: sie werden Wimpfen zugesprochen, wogegen die Fischerei im Altwasser gemeinsam ist. Frohnhäuser, Wimpfen 131.

1467. Kaiser Friedrich verleiht Kraft Greck v. K. für sich und seine Vetter Hans Greck und Peter v. Bremen (B.A. Tauberbischofsheim) Burg und Vorhof in K. sammt 6 Morgen Weingarten, 6 Mrg. Wiesen, bei 40 M. Acker, Kelter und Kelterrecht in der Mark und Zubehörden, wie sie das bisher von der ausgestorbenen Familie der Herren v. Heinrieth zu Lehen getragen hatten; desgleichen einen Hof zu K. an Bernhard v. Auerbach. Chmel, Reg. Frid. 504.

1473. Stift Wimpfen setzt den Pfarrer Burchard v. Thierberg in die Kirche zu K. ein. St.A.

1481. Das Dominikanerkloster in Wimpfen erwirbt eine Geldgilt in K. Frohnhäuser 147.

1485. Erblehensrevers des Hans Mülbeyer und seiner Ehefrau Mergelin zu K. gegenüber der Vikarie St. Kilian im Stift Wimpfen über deren 4 Morgen Acker zu K. St.A.

| 1509. Hartmann Henninger v. K. inscribirt auf der Universität Tübingen. Roth, Urkunden 576.

1518. Stift Wimpfen erwirbt 1/4 der Fruchtgilten auf dem Neytzen-Höflein in K. Frohnhäuser 279.

1520. Die Stadt Wimpfen kauft von Oswald v. Vechenbach dessen Leibeigene in K. u. a. O. Ebend. 207.

1523 ff. Stefan v. Venningen und die Brüder Christof, Wolf und Veit Fuchs v. Bimbach, Vogtherren zu K., streiten mit dem Stift Wimpfen um die Kollatur der Frühmesse daselbst. Erstere behaupten, sie sei von den v. Auerbach an die v. Sickingen etc. verkauft worden. St.A.

1533. König Ferdinand bestätigt das Recht des Blutbanns und Halsgerichts in K. den Greck aufs neue. Grecksches Lagerb. v. 1561.

1534. Wolf Greck v. K. stirbt und wird in der Kirche zu K. begraben.

1534. Weiprecht v. Helmstatt und seine Frau, Claranna geb. Greckin, verkaufen den sog. Weiprechtshof in K. an ihren Schwager und Vetter Wolf Greck um 1400 Gulden. Grecksches Lagerb.

1542. 43. 51. 77. 78. 91. 1625. 67. Kauf-, Erbbestand- und Gilt-Briefe des Stifts Wimpfen für K. St.A.

1549 soll die Reformation in K. eingeführt worden sein.

1550. Wolf Konrad Greck hebt die Frühmesserei in K. auf und richtet dafür eine Schule ein. (Pfr. Hoffmann.)

1558. Burkhard v. Umgeloch und Agnes v. Umgeloch, geb. Steinhäuserin, verkaufen zu dem sog. Greckenhof gehörige Güter an Wolf Konrad Greck. Grecksches Lagerbuch.

1573. Wolf Konrad Greck kauft von Laux Böhm dessen Mühle zu K. für 900 Gulden. (Pfr. Hoffmann.)

1587. Die Königsbeede (Abgabe), welche K. in die Deutschordens-Kellerei Neckarsulm zu geben hat, wird abgelöst. Die Bischofsbeede hat von selber aufgehört, da Wolf Konrad Greck vor wenigen Jahren aller fremden Herrschaften leibeigene Personen von K. ausgetrieben hat. (B.)

1595. Stift Wimpfen baut die Kirche in K. um. (Pfr. Hoffmann.)

1597. K. erhält eine Gerichtsordnung und Dorfrecht, sowie eine Dorfspolizeiordnung.

1598. Wolf Konrad Greck stirbt und wird in K. bestattet. (Ebend.)

1600. Das Schloß Zwingenberg in K. wird von Wolf Konrad Greck von Grund aus neu erbaut. (Ebend.)

1604. Vertrag zwischen der Obrigkeit und den Unterthanen zu K. den Frohn u. A. betreffend. (Ebend.)

1606. Hans Philipp Greck verkauft sein Drittel des Dorfs K. für 44.000 Gulden an Herzog Friedrich v. Württemberg; dessen Sohn und Nachfolger Herzog Johann Friedrich aber überläßt es 1609 wieder um den gleichen Preis an Wolf Konrad Greck. St.A. v. Georgii-Georgenau, Dienerbuch 471.

1631. In Straßburg studirt Theologie M. Friederich Sicherer aus K. Württ. Vierteljahrsh. 1879. S. 167.

1655. Der Kirchthurm wird durch Wetterstrahl zerstört und nach langem Streit zwischen Wolf Konrad Grecken Witwe, Eva Elisabeth, geb. Landschad v. Steinach, und dem Stift Wimpfen 1661 von letzterem wieder gebaut. (Pfr. Hoffmann.)

| 1672. Johann Greck v. K. verkauft einen Theil v. K. an Daniel von Saint André. Württ. Vierteljahrsh. 1879, S. 59.

1681. Johann Greck renovirt das Schloß Zwingenberg in K., welches durch den 30jährigen Krieg ganz in Abgang gekommen. (Pf. Hoffmann.)

1682. Rezeß zwischen Johann Greck und Daniel v. Saint André als Mitherrn v. Kochendorf. (Ebend.)

1689 Joh. Daniel v. St. André stirbt in K. und wird daselbst begraben. (Ebend.)

1693 s. oben S. 219.

1710. Die Familie v. St. André erbaut sich ein Haus in K., das sog. St. Andrésche Schlößchen, jetzt Glockengießerei.

1737 ff. Stift Wimpfen prozessirt beim Reichsgericht gegen den Ritterkanton am Ottenwald wegen des Patronats in Koch. Mader, Samml. reichsger. Erk. in reichsritt. Angel. 5, 81 ff.

1749. Die Familie Greck v. K. stirbt aus und die Familie v. Gemmingen tritt in das Kaiserliche Lehen ein.

1761. Der Ritterkanton Ottenwald kauft von den St. André das obere Schloß und den Marktflecken K. aus der Kantonskasse. Mader 10, 75. Württ. Vierteljahrsh. 1879, S. 59 f. (Von 1797–1802 war dieselbe in Heilbronn.)

1762. Der Ritterkanton prozessirt beim Reichsgericht um ein Drittel an dem Blutbann zu Koch. Mader 12, 485.

1773. Das Reichsgericht weist den Ritterkanton an, in Zukunft aller Veräußerung, Verpfändung oder anderweitiger Beschwerung des Ritterguts Koch. ohne Kaiserliche Genehmigung sich zu enthalten. Ebend. 663.

1775. Nov. 27. Reinhard v. Gemmingen, Kaiserl. Generallieutenant, stirbt in K.

1776. Die von Gemmingen prozessiren beim Reichsgericht gegen das Ritterdirektorium des Kantons Odenwald wegen Violirung der Gerechtsame in der Kaiserl. Lehensburg zu Koch. Mader 9, 19 ff.

1776. In Straßburg studirt Medizin Ludw. Aug. Schöpf von K. Württ. Vierteljahrsh. 1879, S. 190.

1799 s. oben S. 221.

1805 s. oben S. 222.

1806. Württemberg nimmt Besitz von Schloß und Marktflecken K. und errichtet im Schloß ein Kameralamt.

1812. Die Großherzoglich Hessische Regierung als Rechtsnachfolgerin des Stifts Wimpfen verkauft ihre Gefälle in K. mit der Baulast unter Vorbehalt des Kirchenpatronats an die Gesellschaft Bube, Merkle u. Comp. in Heilbronn und Neckarsulm, von welcher dieselben wieder an die Gemeinde K. käuflich abgetreten werden.

1814. Durch den kinderlosen Tod des Freiherrn Franz Karl Friedrich v. Gemmingen zu Steinsfeld fällt das Lehen K. der Krone Württemberg heim, worauf König Friedrich den Obersten und Flügeladjutanten v. Breuning mit der Burg und dem Vorhof zu K. und den Gefällen des Stubenrauchshofs belehnt. Staats- und Reg.-Bl. 1814, S. 169.

1829. Das Kameralamt K. wird aufgelöst und nach Neuenstadt verlegt.

| 1829. Der von Strafgefangenen ausgeführte Kocherkanal zur Saline wird vollendet.

1829. Die Gemeinde kauft vom Staat das untere Grecksche Schlößchen und richtet darin Schulen und Lehrerswohnungen ein.

1830. Das obere Schloß wird an den Israeliten Levi verkauft.

1840. Die Gemeinde kauft vom Staat das ihm zustehende Weid- und Pferchrecht sammt Schafhaus etc. um 15.000 Gulden. St.A.

1847. Die Staats-Finanzverwaltung verkauft ihre Zehntrechte und Bodenweingefälle auf der Markung K. an die Gemeinde. St.A.

1854. Das Lehen K. wird allodifizirt.

1855. Die Friedhofkapelle wird gebaut.


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