Beschreibung des Oberamts Neckarsulm/Kapitel B 5
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Böttingen ist der letzte am Neckar gelegene Ort nicht nur des Bezirks, sondern auch des Königreichs, ebenso der am tiefsten gelegene. (511 württ. Fuß, 143 m über dem Meer). Er liegt am Ende der großen haftenförmigen Biegung, welche der Fluß zur Umgehung des nach Westen vorspringenden Michelsbergs macht.
Der kleine Ort zieht sich, eine Straße bildend, von West nach Ost auf die an seinem östlichen Ende vorbeiführende Straße von Gundelsheim nach Neckarzimmern. Die den Ort durchziehende Straße, die chaussirt und gekandelt ist, verliert sich vom westlichen Ende des Dorfes ab in Feldweg. Der Ort gewährt namentlich von der Höhe des 350 württ. Fuß sich über denselben erhebenden Michelsbergs vermöge seiner eigenthümlichen Lage einen hübschen Anblick. Auf der Höhe dieses Berges, der allmählich in sanftem Abfall sich in die Neckarbiegung verliert, steht die Böttinger Kirche, die St. Michaelskapelle, auf dem ummauerten noch benutzten Friedhof. „Droben bringt man sie zu Grabe, die sich freuten in dem Thal,“ gilt auch für Böttingen. Daß an dieser Stelle seit uralten Zeiten eine Kapelle stand, beweist der Name des St. Michael: die Kapelle erhob sich an der Stätte alten, heidnischen Gottesdienstes.
| Die Kirche in ihrer heutigen Gestalt enthält romanische und gothische Spuren und soll vom Jahr 1513 herrühren. Diese Zahl findet sich im Innern an dem gothischen Gewölbe über dem südlichen Nebenaltar. Die Kirche steht in der Richtung von West nach Ost, so daß der im Osten angebaute viereckige Thurm in seinem unteren Geschoß den Chor mit dem Hauptaltar enthält. Kirche und Thurm sind außen grau beworfen; die Fenster zeigen alle möglichen Formen: gothische Fenster, solche im Rundbogen und gewöhnliche viereckige. Das Thor im Westen ist im Rundbogen, das im Süden im Spitzbogen gehalten. An dem Thurm finden sich die bekannten romanischen, durch ein Mittelsäulchen getheilten Rundbogenfenster unter dem geschlossenen gemeinsamen Deckbogen. Auf ihm hängen 2 Glocken, die eine mit der Umschrift: ora pro nobis. 25. Junius 1688, die andere größere ist 1874 gestiftet worden von der Gemeinde Böttingen.Außen an der Südseite der Kirche ist in die Mauer eingesetzt der Grabstein des 1661 gestorbenen teutschmeisterischen Schultheißen Christian Wörner von Bettingen.
Weiter rechts auf dem Boden liegt ein großer Grabstein mit 3 übereinanderstehenden Sensen.
Ebenfalls an der Südseite der Kirche außen in einer Nische rechts von dem südlichen Haupteingang steht ein wohlerhaltenes, interessantes Alterthum, ein römischer Opferstein mit Inschrift und Figuren (s. o. S. 234 f.). Zwei schlanke Pappeln erheben sich an der Südseite der Kirche, weithin im Neckarthal sichtbar. Im Osten der Kirche findet sich in einem Heu- und Fruchtschuppen ein erwähnenswerthes, wie es scheint aus der Kirche leider ausgewiesenes Bild, das seiner Vernichtung entgegengeht. Es stellt den Kampf des schwertgerüsteten Michael gegen den feuerspeienden Drachen dar. Unter dem Bild war wohl auf blauem Grund eine Inschrift; hier sind noch Spuren von drei Wappen sichtbar, neben deren einem rechts zu lesen ist: Karl Freiherr zu Wolckenstein, Herr zu Drostburg, Kayß. Kommenthur zu Horneckh Teutsch Ordens anno 16.3. (W. war Kommenthur von 1606 bis über 1631). Die Malerei scheint sehr sauber gewesen zu sein. – Außerdem steht noch ein einzelnes Bauernhaus auf dem Berg in der Nähe der Kirche. Die Unterhaltungspflicht der Kirche hat die Gemeinde; ein Pfarrhaus ist nicht vorhanden, da die Gemeinde Filial von Gundelsheim ist.
Das Schulhaus, an der Hauptstraße im Ort stehend, ist zugleich Rathhaus; es wurde 1842 neu erbaut, ist zweistöckig| und enthält neben den Rathhausgelassen ein Schulzimmer und die Wohnung des Schullehrers; auch das Backhaus befindet sich in diesem Gebäude. Die Schule ist einklassig. Die Gemeinde besitzt außerdem eine große Kelter mit einem Baum und 2 kleine mit Spindeln.Trinkwasser liefern nur 2 Pumpbrunnen; an Quellen fehlt es der Markung gänzlich. Diese wird berührt vom Neckar und dem nördlich von Gundelsheim mündenden von Norden her kommenden Waldbach, dem Anbach, der durch die Schindersklinge Horneck vom Michaelsberg trennt. Der Austritt des Neckars verursacht zuweilen Schaden; besonders ist noch die Überschwemmung vom Jahr 1824, wo der ganze Ort unter Wasser stand, in Erinnerung.
Von Verkehrswegen ist nur zu nennen die Staatsstraße von Gundelsheim nach Mosbach. Die Eisenbahn führt durch den Tunnel im Michaelsberg.
Die Einwohner leben von Feld- und Weinbau und Viehzucht; das Handwerk ist kaum vertreten, ein Krämer und zwei Schildwirthschaften sind im Ort.
Die Vermögensverhältnisse der fleißigen, arbeitsamen Einwohner sind meist unter mittel, da die Markung klein ist. Der vermöglichste Bürger besitzt ca. 20 Morgen Feld, der mittlere 6–8 Morgen, die ärmere Klasse bis zu 1/8 Morgen hinunter.
Die kleine Markung, eingezwängt zwischen Neckar, badische Grenze und Gundelsheimer Markung, erstreckt sich als ein schmaler Streifen von der Neckarbiegung ausgehend nach Norden. Im nördlichen Theil finden sich waldige Höhen, südlich die Thalsohle des Neckars. Der Boden ist im allgemeinen mittelfruchtbar, meist Lehm, Sand und Kalkerde enthaltend. Eine Sandgrube ist vorhanden; im sog. „Brennich“ wird schwarzer Kalk gewonnen, der auch nach auswärts abgesetzt wird.
Das Klima ist im allgemeinen mild, doch sind die Nächte Sommers zuweilen kühl. Frühlingsfröste und kalte Nebel sind nichts seltenes, wohl aber Hagelschlag.
Im nördlichsten Theil der Markung befindet sich der der Gemeinde gehörige „Böttingerhof,“ ein geschlossenes Gut von ca. 200 Morgen.
In der Brache wird außer Rüben und Kartoffeln auch etwas Tabak, Zuckerrüben und Cichorien gebaut. Die Preise der Äcker bewegen sich zwischen 800, 500 und 100 fl.| Das Erzeugnis des Wiesenbaus, der nicht von Bedeutung ist, ist gut; nasse Wiesen gibt es nicht, die Wiesen können aber auch nicht bewässert werden. Der höchste Preis des Morgens steht auf 350 fl., der niederste auf 150 fl.Der Weinbau ist ziemlich ausgedehnt (s. oben S. 145), die Obstzucht im Zunehmen begriffen.
Waldungen besitzt die Gemeinde, 412 Morgen Laubwald, welche jährlich ca. 90 Klafter Holz und ca. 1000 Wellen ertragen. Davon werden an 56 Bürger und Wittwen jährlich 56 Klafter und 5600 Wellen vertheilt, der Rest, abzüglich des Schulholzes, wird verkauft und der Erlös fließt in die Gemeindekasse.
Die Weide, nur Stoppelweide wird mit einheimischen Schafen befahren; der Pacht beträgt gegenwärtig 435 M. per Jahr, die Pferchnutzung ergibt 110 M. Das Weiderecht hat die Gemeinde.
Die Gemeinde hat auch eigene Güterstücke, welche in kleineren Parzellen an einzelne Bürger verpachtet sind; das Hofgut mit ca. 200 Morgen wird von einem Pächter bewirthschaftet und erträgt an Pachtgeld jährlich 3100 M.
Vom Rindvieh wird der Neckarschlag gezogen; es findet nur Stallfütterung statt
Die Schafzucht wird von einem fremden Schäfer getrieben. Es laufen im Sommer 100, im Winter 150 Stück deutsche Schafe auf der Markung, welche im Ort überwintert werden.
Bienenzucht wird von einem Besitzer mit Fleiß und Erfolg betrieben.
Das Fischrecht im Neckar ist Privateigenthum.
Eine Industrieschule besteht im Ort.
Die Stiftungspflege besitzt ein Vermögen von 6421 fl.; der Zinsertrag wird für kirchliche Zwecke benutzt, der etwaige Überrest kommt den Ortsarmen zu gut. Außerdem hat die Gemeinde Antheil an der Gundelsheimer Hospitalstiftung.
771. Okt. 8. Lorsch. Der Priester Godefrid schenkt zu seiner Seele Heil dem Kloster Lorsch, was er im Neckargau in Bettinger marca an Huben, Wiesen, Wäldern, Wassern, Häusern und Gebäuden besaß, sowie die basilica, welche er selber gebaut hatte. Cod. Lauresh. 2416.
774. Hadobert und seine Gattin Hildeswint schenken dem Kloster Lorsch 3 Tagwerke Acker und eine Wiese in Böttinger Mark. Ebend. 2417.
798. Bernus schenkt demselben Gotteshaus all sein Eigenthum in Gundelsheim, Bettingheim, Offenau, Duttenberg und Tiefenbach. Ebend. 2458.
1282. Crafto de Bottingen miles mit Ludwig von Gundelsheim Zeuge in einer Weinsberger Urk. Albrecht, Weinsb. Reg.
? 1289. Heilka von Botkingen (Böckingen OA. Heilbronn?) vermacht ihr ganzes Vermögen dem Kloster Billigheim zu einem Jahrestag unter Aufsicht des Dechants und Pförtners zu Wimpfen. Ztschr. f. d. Gesch. d. O.R. 11, 163.
1317. Gerlacus de Bettingen, canonicus ecclesiae Wimpinensis. Darmst. Arch.
1322. Ritter Kraft von Bettingen, Schiedsrichter mit dem Markgrafen Friedrich von Baden u. A. O.R. 6, 70.
1324. Ebenderselbe siegelt eine Kaufsurkunde mit Markgraf Rudolf von Baden u. A. Ebend. 74.
1329–35. Dominus Gerlacus de Bettingen, vir largus et hospitalitati inserviens, Stiftsdekan zu Wimpfen im Thal. Bad. Quellensamml. 3, 16. Frohnhäuser, Wimpfen 276.
1358. Wimpfen löst von Heinz von Buttingen (wird eher Langenbeutingen OA. Öhringen sein) und seinen 3 Schwestern 1/3 an Vogtei und Schultheißenamt der Stadt wieder ein. (Buttinger Thurm hieß der jetzt sog. rothe Thurm in W. Auch gab es dort „der von Buttingen Hus“ in der Burg.) Ebend. 68.
? 14. Jahrh. Heinr. de Bötingen, gen. v. Lutenbach, hat von Würzburg 1/4 des großen Zehnten in Lutenbach (Lautenbacher Hof?) U. Fr. 24, 1, 124.
1523. Laut Vertrag hat die Gemeinde mit gehörntem Vieh Zutrieb auf die Markung Gundelsheim bis ans Dennich, in Dornbacher Markung bis an den Hof; Mitweiderechte haben die Junker von Hornberg, von Zimmern und Steinbach mit Kühen bis an den Büchelbach,| die von Gundelsheim auf der großen Herrenwiese und der Schäfer zu Dornbach wöchentlich einen Tag.1729. Schatzgräber in B. werden in Untersuchung gezogen. St.A.
1822. Die Gemeinde löst den Handlohn mit einem Kapital von 1044 Gulden, das der Herrschaft zustehende Afterschlagrecht in ihrem Wald 1823 mit einem Kapital von 840 Gulden 20 Krzr. ab.
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