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Beschreibung des Oberamts Neresheim/Kapitel B 23

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Neresheim (Schloß Neresheim),
Gemeinde III. Kl. mit 134 Einw., wor. 17 Ev. a. Neresheim, Pfarrdorf, 112 Einw. b. Sägmühle, Haus, 11 Einw. c. Schafhof, Hof, 1 Einw. d. Steinmühle, Haus, 10 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Kapfenburg eingepfarrt. 1/8 Stunde östlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Am südöstlichen Rande des eigentlichen Herdtfeldes erhebt sich östlich der Stadt Neresheim ein wohlgerundeter, ziemlich steil ansteigender, durch einen schmalen Rücken mit dem übrigen Terrain zusammenhängender Vorhügel, auf dessen Kuppe das Schloß (ehemaliges Kloster) mit seinen Nebengebäuden und der großartigen Klosterkirche eine reizende, die weite Umgegend beherrschende Stelle gefunden hat. Das Dorf Neresheim, nur aus wenigen, meist im städtischen Stil massiv erbauten Gebäuden bestehend, liegt theils an der etwas steilen, zum Schloß führenden Steige, theils östlich von dem Schloß an der Vicinalstraße nach Ohmenheim. Der großartige Gebäudekomplex, den das Schloß, die Kirche und die Nebengebäude bilden, schließt einen weitgedehnten, beinahe viereckigen Hofraum ein, und zwar so, daß drei Seiten des Vierecks die langgestreckten Nebengebäude bilden und sich an dem Bergabhang gegen die Stadt hin lagern, während die vierte östliche Seite die auf der Anhöhe stehenden Gebäude, das Schloß und die Kirche einnehmen. An der Südseite führt in den Schloßhof ein gewölbter Thorweg durch die ehemalige Prälatur, ein dreistockiges alterthümliches Gebäude, an dessen südlicher und westlicher Ecke sich achteckige Erkerthürme erheben. Innerhalb des Schloßhofes liegt der Ökonomiehof, der theils von Ökonomiegebäuden und der Wohnung des Pächters, theils von einer Mauer umschlossen wird und zu dem ein großer rundbogiger Eingang führt. Die übrigen Nebengebäude dienen theils zu Wohnungen und Kanzleien der fürstlichen Beamten, theils ökonomischen Zwecken. Im Rücken (östlich) des Schlosses und der Kirche dehnt sich ein schön angelegter, mit einem Halbrund schließender, ummauerter Schloßgarten aus, den Prälat Benedikt in den Jahren 1770–80 wieder herstellen ließ. In den 1730ger Jahren hatte der Abt Edmund den Garten durch besondere Gewächse und einen Springbrunnen verschönern lassen. Überdieß umgibt den Gebäudekomplex auf der Süd-, West- und Nordseite ein großer ummauerter Baumgarten.

Die dem h. Ulrich und der h. Afra geweihte Kirche erhebt sich an der Nordostseite der ganzen Klosteranlage und gewährt schon aus der Ferne einen großartigen Anblick. Abt Aurelius (1739–55) war es, der den Entschluß faßte, eine neue Kirche zu bauen, und berief dazu den berühmten Architekten Balthasar Neumann, Obersten der Artillerie beim Fürstbischof zu Würzburg und Erbauer des erzbischöflichen Schlosses daselbst. Im Jahre 1745 fing man an den | Grund zu graben und 1750 den vierten Juli, als am Tage des h. Ulrich, legte Aurelius den Grundstein; er brachte den Bau noch zu einer ansehnlichen Höhe und sein Nachfolger Benedikt nahm sich desselben mit gleichem Eifer an. Leider aber starb schon frühzeitig der Baumeister (1753) und die Kirche wurde nun unter der Leitung anderer, auch sehr tüchtiger Baumeister, namentlich Widemanns von Donauwörth und Kellers aus Gmünd, fortgesetzt und im Jahre 1777 den 5. Oktober die noch nicht ganz vollendete Kirche von Abt Benedikt Maria feierlich eingeweiht (s. auch Reichsstift Neresheim, Kurze Geschichte dieser Benediktinerabtey, etc. 1792. Die Schauseite der Kirche, auf einer 11′ hohen schön geländerten Treppenanlage in den Schloßhof vortretend, zeigt eine bedeutende zweistockige Anordnung in ziemlich edlem Rococostil und in schönem braungelbem Tuffstein sorgfältig ausgeführt. Es sind zwei hohe korinthische Pilasterstellungen übereinander, tüchtige Gesimse tragend. Der mittlere Theil der Fassade rundet sich schwachgewölbt hervor und endigt in einen Giebel, hinter dem ein geschmückter Aufsatz hoch emporsteigt. Dieser trug einst ein kolossales über 30 Centner schweres Steinkreuz, das in der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember 1797 der Sturm herunterwarf. Auf den Ecken der Fassade erheben sich thurmartige mit Vasen bekrönte Ansätze und neben dem Eingang laufen statt der Pilaster Säulen hinauf und tragen, mit ihrem Gebälk sich verkröpfend, die Bildsäulen der beiden Schutzheiligen der Kirche, gefertigt von Michael Fischer von Dillingen 1767. Die Fenster und der Eingang sind rundbogig und über letzterem steht: Haec est domus Dei 1777 und in dem Fenster darüber sieht man oben das Wappen des Abtes Benedikt Maria ausgehauen. Die übrigen Seiten der mehr als 300′ langen Kirche sind ganz schmucklos, dagegen erhebt sich an der Südecke der Fassade, etwas zurückstehend, der 230′ hohe Thurm, ein schönes und eigenthümliches Bauwerk. Seine fünf unteren Geschosse wurden 1618 unter Abt Benedikt Rohrer von Peter Schwarz ganz aus Quadersteinen aufgeführt; der Thurm erreichte damals eine Höhe von 165′, war mit 5 Glocken versehen und erhielt den 4. November 1627 den großen vergoldeten Knopf samt Kreuz aufgesetzt. Damals stand noch die niedrige alte Kirche und zwar auf der Südseite des Thurmes. Im Jahre 1789 ließ jedoch Abt Michael denselben (wohl auch um ihn neben der neuen nordwärts angebauten Kirche nicht zu niedrig erscheinen zu lassen), um 20′ erhöhen und eine 36′ hohe mit Laterne bekrönte Kuppel daraufsetzen. Baumeister war Anton Kapeller aus dem Lechthal in Tyrol. Der Thurm, unten herauf mit 10′ dicken Mauern, zeigt eine Mischung von romanischen, gothischen und Renaissanceformen und zwar so, daß die romanischen den Haupteindruck bestimmen. Man wollte ohne Zweifel mit der damals noch stehenden alten Kirche möglichst im | Einklang bleiben. Die drei unteren viereckigen Stockwerke sind an den Ecken von breiten Wandbändern gesäumt und werden von klaren Rundbogenfriesen belebt. Die Fenster des ersten Stocks, je eines an jeder Seite, sind spitzbogig mit Kleeblattfüllung und haben über sich geschwungene und gebrochene Renaissancegiebelchen. Am zweiten und dritten Geschosse stehen gegen Westen steinerne Heiligenbilder, geschützt durch reiche noch halbgothische Tabernakel, die an Formen aus der frühesten italienischen Renaissance erinnern. Das dritte Geschoß endigt, weil der Thurm vom vierten an achteckig wird, auf den Ecken, statt der gothischen, in vier egyptische Spitzsäulen, d. h. in vier Obelisken. Die drei nächsten achteckigen, auch mit Rundbogenfriesen umkränzten Geschosse haben schöne von Säulchen getheilte Doppelfenster von entschieden romanischer Anlage, nur daß die Säulchen toskanischer Ordnung sind. Die zwei obersten Geschosse sind einfach, das untere von einer Galerie, das obere von einer mit Kupferblech gedeckten Kuppel bekrönt, aus der eine zierliche Laterne sich erhebt.

Man genießt vom Thurm herab eine weite und herrliche Aussicht (s. oben S. 170); von seinen fünf Glocken hat die größte 25 Centner schwere, mit den Bildnissen von Ulrich und Afra geschmückte, die Umschrift:

Osianna hais ich.
Hans Glockengieser zu Norinberg gos mich.
Zu Gottes Lob und Dienst gehor ich.
Der hochwirdist Her Johan Abt zu Neresham kauft mich.
Als man zalt fürwar
Nach Christi unsers Hern Gepurt 1550 Jar.
Im Namen Gottes Sons heiling Geists. Amen.

Auf der zweiten Glocke steht: Anno Domini 1788 regimine Michaelis Abbatis in honorem S. S. Udalrici et Afrae transfusa.

Auf der dritten: Reverendus in Christo pater et dns dns Georgius Gerstmair 33. Abbas monasterii noreshaim hanc campanam comparavit. 1571. Die vierte Glocke wurde gegossen von Jos. Probst in Nördlingen 1842. Die fünfte altgothische hat die Umschrift in gothischen Majuskeln: Ave Maria gracia plena dominus tecum. benedicta tu in mulieribus.

Ausnehmend reich und prächtig entfaltet sich das 296′ lange Innere der Kirche. Ein wirklich genialer Gedanke kam hier zur Ausführung und man darf wohl behaupten, daß hier in einer Beziehung eine Höhe erreicht wurde, die als die letzte Entwicklung der Baukunst bezeichnet werden muß. Wenn man bedenkt, daß hier die von den früheren Baustilen gefundenen Mittel noch gesteigert und unter sich zu einem neuen Ganzen verbunden wurden, so darf es uns nicht Wunder nehmen, daß eine ganz außerordentliche Wirkung erlangt wurde, ein Innenraum entstand, der, mit seinen Dimensionen | verglichen, das möglichste leistet an lichtvoller und erhabener Weite, deßgleichen an gefälligem Gange der Linien und an wohlthuender Einfügung von Werken der Skulptur und Malerei; ja und eben die hier angebrachten Fresken tragen ihrerseits noch mächtig zur Vergrößerung des Raumes bei, indem sie Ausblicke fast ins Unendliche eröffnen und selbst wieder riesenhafte Bauten schauen lassen, die ganz ungezwungen mit der wirklichen Architektur zusammengehen. Dann sind die Wände mehrfach aus- und eingeschwungen und zwar so, daß sie viel mehr scheinen als sie sind, daß sie eine viel größere Tiefe vorgeben, als sie in Wahrheit haben. Freilich sind manche dieser Linien (zumal die Scheidebögen) doppelt geschwungen, aber nur auf diese Weise war es möglich, so licht und luftig, so kühn und gefällig Kuppel an Kuppel zu ketten. Bei Allem dem aber ist nicht zu läugnen, daß die Wirkung der Architektur wie der Gemälde etwas Theatralisches hat, was auf der äußersten Ausnützung der technischen Effektmittel beruht, und die strenge Schönheit eines in einem der früheren Stilen aufgeführten Baues wird doch vermißt.

Im Ganzen sind es sieben Kuppeln, von denen fünf auf die Mittelaxe, drei (die mittlere wiederum gezählt) auf die Axe des Querschiffes kommen, das gerade in der Mitte das Haupt(Lang)schiff durchsetzt. Überhaupt herrscht in der ganzen Anlage eine große Regelmäßigkeit; sie bildet ein Kreuz mit kurzen Querarmen und langen, und zwar gleich langen Längenarmen; in der Mitte dominirt eine riesige elliptische Kuppel, 86′ lang, 72′ breit, an sie reihen sich in den Längenarmen je zwei Rundkuppeln von 50′ Durchmesser, in den Querarmen je eine schmal elliptische Kuppel von 25′ Tiefe bei 50′ Breite; und es ergibt sich eine gesamte lichte Länge des Langschiffes von 296′, des Querschiffes von 126′ bei einer Höhe von 105′ (Hauptkuppel) und 72′ (in den übrigen Kuppeln). An den Wänden ziehen sich zwei Reihen großer rundbogiger Nischen hin, durch Gänge, die in der Mauerdicke liegen, mit einander verbunden; die oberen Nischen haben eine Balustrade und bilden Emporen, und in sie münden die großen tiefeingeschrägten Fenster; so dringt alles Licht aus den Nischen hervor und die eigentlichen Fensteröffnungen sind zumeist verdeckt; und darum waltet eine gleichmäßige herrliche Helle durch den ganzen in Farben und Vergoldung so reich erschimmernden Raum. Freilich verliert die harmonische Schönheit der Farbenwirkung durch die vollständige weiße Betünchung der Säulen und Wände. Durch Vergoldung der Kapitelle und Füße der Säulen und Pilaster, und sonstige leichte Farbengebung würde der Raum noch schöner und einheitlicher werden.

Die Hauptkuppel ruht auf vier Paaren freistehender korinthischer Säulen, die übrigen ruhen auf der an den geschwungenen Wänden hinziehenden reichen korinthischen Pilasterstellung. Ein prächtiges | Konsolengesimse geht über den Freisäulen und rings über den Pilastern hin und ladet so stark aus, daß man bequem darauf gehen kann. Auf der freivortretenden 17′ tiefen Westempore steht das großartige Orgelwerk, dessen schöne Fassung sehr geschickt mit dem Gebäude selbst zusammengestimmt ist und zwischen sich die zwei Fensterreihen der Fassade frei läßt. Die Orgel, mit 55 Registern, wurde von Orgelbauer Joh. Nep. Holzhay von Ottobeuren gefertigt und im Jahre 1796 vollendet.

Die Fresken in den sieben Kuppeln, die so wesentlich zum Eindruck des Ganzen beitragen, wurden gemalt von Martin Knoller aus Steinach in Tyrol in sechs Jahren und 1775 vollendet; der Meister soll in diesen sechs Jahren nur 21 Monate und 17 Tage gearbeitet und für jede Stunde einen Dukaten erhalten haben. Knoller war, ehe er nach Neresheim kam, Hofmaler bei dem Statthalter von Mailand, dem Grafen Karl von Firmian, einem großen Kenner der Künste und Wissenschaften, der ihn in seiner Jugend zu weiterer Ausbildung nach Salzburg und Wien geschickt hatte. Von da ging Knoller nach Rom, wo er in der dortigen Malerakademie nicht nur Schüler der bedeutendsten damaligen Künstler, z. B. eines Rafael Mengs, war, sondern auch selbst Lehrer wurde. Vor seiner Ankunft in Neresheim bemalte Knoller die Gnadenkapelle in Ettal in Bayern, und im Jahre 1773, also zwischen seine hiesige Thätigkeit hinein, den Bürgersaal in München. – Die riesenhaften, schönfarbigen und figurenreichen Fresken zeigen uns einen Meister von der höchsten Gewandtheit, der die großen technischen und künstlerischen Hilfsmittel seiner Zeit vollkommen beherrschte; sie sind schön und frei in der Komposition, in der Zeichnung trefflich und trefflich in der Farbe. Nur an dem ganz großen Bild in der Hauptkuppel verwirrt einigermaßen die ungeheure Menge der Gestalten; aber auch dieses dem damaligen Geschmack huldigende Werk mit allen seinen ins Unendliche verlaufenden Hintergründen, seinen Emporschwebungen und Gruppirungen ist doch mit bewunderungswürdiger Meisterschaft geordnet und durchgeführt, und wir bekommen hier wieder einen außerordentlichen Begriff von der Kunstfertigkeit der Maler des vorigen Jahrhunderts (über die einzelnen Gemälde s. u.).

Ähnlich vortrefflich sind die in der Kirche reichlich und mit großem Verständniß vertheilten Stuckaturen von der Hand des Thomas Scheithauf aus Raistingen in Bayern, die nichts weniger als zopfig, sondern von edler, gediegener, gesunder Bildung sind und sich den Formen des Bauwerkes trefflich anschmiegen; besonders reizend sind die vielfach angebrachten Engelchen. Dann die zwölf schönen Altäre aus farbigem Marmor und mit Stuckreliefs geschmückt; der hier verwendete Marmor wurde zumeist aus dem im Jahre 1712 eine halbe Stunde südlich von der Stadt entdeckten Marmorbruche | gewonnen. Auf dem Hauptaltare, auf dem das prächtige von Ant. Sedaler verfertigte Tabernakel steht, und auf denen des Querschiffes prangen hohe vergoldete Messingleuchter, wie auch kleinere auf den andern Altären, sehr tüchtige Arbeiten in antikisirendem Stil von Mathias Lang in Augsburg. – Und selbst auf den Boden der Kirche erstreckt sich die schöne und gediegene Ausstattung; derselbe wird durch Bänke nicht gestört (es sind deren nur wenige vorhanden) und besteht ganz aus den schönen Platten des Krebscheerenkalkes (Sohlenhofer), die mittleren unter der Hauptkuppel sind zum Theil von ausnehmender Größe, und alle wurden gebrochen aus dem 1775 entdeckten Steinbruch von Steinweiler. (s. auch S. 189.)

Ehe wir die großen Fresken näher betrachten, seien noch von Kunstwerken erwähnt: die im vorderen Arm des Langschiffes an der Wand sich erhebende große Kanzel, die von reichem Schalldeckel bekrönt wird und an ihrer Vorderseite ein hübsches vergoldetes Relief enthält, der predigende Paulus unter einer Menge von Zuhörern. Der Kanzel gerade gegenüber erhebt sich ein ähnlich geformtes Werk, auch von einem Schalldeckel bekrönt, und unter demselben steht groß und in Gipsmarmor ausgeführt Christus mit vier seiner Apostel, sie hinaussendend, das Evangelium zu predigen; oben erblickt man Gott den Vater und den heiligen Geist; unten ist der Taufbrunnen angebracht, ein schönes eirundes Marmorbecken mit vergoldetem Deckel.

Hinter der Hauptkuppel stehen sich gegenüber die in flacherhabener Arbeit auch in Gipsmarmor ausgeführten Standbilder der beiden Stifter des Klosters, des Thassilo, der den Grundriß der alten, und des Hartmann, der den Grundriß der neuen Kirche zeigt. Ferner stehen im Chor zwei hübschgefaßte kleinere Orgeln, 1781 und 82 verfertigt von Orgelbauer Joseph Heß von Ochsenhausen.

Hinter dem Hochaltar an der Ostwand der Chornische erhebt sich ein schönes großes Crucifix aus Gipsmarmor; früher stand in der Mitte des Chores der berühmte von Dannecker 1830 in kararischem Marmor ausgeführte Christus, der sich jetzt in Regensburg befindet.

Betrachten wir nun die Gemälde in den einzelnen Kuppeln. Die erste, von Westen her gerechnet, enthält die Austreibung der Käufer und Verkäufer aus dem Vorhofe des Tempels durch Christum.

Die zweite Kuppel: Christus als zwölfjähriger Knabe im Tempel zwischen den Lehrern sitzend; der Tempelraum erweitert sich zu einer großartigen kassettirten Kuppel.

Die Malerei in der Hauptkuppel der Kirche stellt das Himmelreich dar. Christus thront zur Rechten des Vaters, der heilige Geist schwebt über beiden. Zu ihrer Rechten zieht die Religion in weißem Gewande den Schleier von diesem Geheimnisse der Dreieinigkeit hinweg und der ganze Himmel, Engel und Heilige des alten und neuen Bundes beten an, ein gewaltiges heftig bewegtes, aber von | mildverklärtem Licht überflossenes Gedränge. Zur Seite dagegen der Engelsturz, fürchterlich brechen die Ungeheuer unter S. Michaels Schwert und Fuß zusammen und fallen dem Abgrunde zu; – und da wo die Kuppel von den vier Hauptpfeilern getragen wird, erheben sich die vier großen Gestalten der vier Evangelisten. Die linke Seitenkuppel zeigt die Taufe Christi im Jordan, die rechte die Darstellung Christi im Tempel, dieses eines der schönsten Gemälde mit edler und lichtvoller Architektur; die etwas entfernter stehende Gruppe der ihre Kinder an der Hand führenden Mütter ist von einem Schüler Knollers, Joseph Schöpf gemalt, und erhielt den vollen Beifall des Meisters.

In der vierten Kuppel sieht man die Auferstehung des Herrn, vielleicht die schönste aller dieser Fresken und der Maler selbst hielt sie für würdig, daß sein Name darin stehe: Martin Knoller fecit 1771.

Die letzte Kuppel enthält das heilige Abendmahl und ist wieder sehr schön und geschickt mit der Architektur der Kirche verbunden. Die Originalölskizzen zu diesen Gemälden befinden sich im Schlosse.

Die Fresken haben sich sehr gut erhalten und wurden im Jahr 1827–28 durch den Maler Bülau aus Nürnberg wieder ausgebessert; damals ließ man auch die Kuppeln von dem Dachstuhle, von dem sie früher mittelst eiserner Schrauben getragen wurden, unter der Aufsicht und Leitung des fürstl. Bau- und Domänenraths Keim von Regensburg ablösen und sie durch verzahnte Häng- und Schraubenwerke auf den Stockmauern der Kirche befestigen.

Die Grabplatten unter der gewölbten Orgelempore, deren Arkaden von einem schönen hohen schmiedeisernen Gitter geschlossen werden, stammen meist aus dem 16. und 17. Jahrhundert und gehören meist frühern Äbten des Klosters an, wie Eberhard von Emershofen († Okt. 1494), Johann II. († 1529), Georg II. († 1587), Melchior Hänlin († 12. Juli 1616), auch ruhen hier die Gebeine des Stifters und seiner Gemahlin. – Sehr beachtenswerth sind ferner die Grabmäler, die im Durchgang von der Kirche zum früheren Kreuzgange in sehr schlechter Beleuchtung stehen: es ist das des Stifters mit der Umschrift: Anno Domini millesimo centesimo vigesimo primo obiit Hartmannus fundator noster comes de Dilingen et uxor eius de Kyburg adelhaid. Das aus dem 15. Jahrhundert stammende, kräftig ausgeführte und bemalte Steinbild ist in Harnisch und Helm, und hält das Kirchenmodel an die Brust. Schöner noch sind zwei andere eben hier befindliche Denkmäler in reicher Tracht und aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Inschriften fehlen.

Im anstoßenden Kreuzgang befinden sich zwei Grabmäler im Renaissancestil: eines mit einem Krucifix und den beiden knieenden Gestorbenen: Christoff Leonhard von und zum Diemantstain und Behingen † 1577. 28. Febr. und seiner Frau Margareth, gebornen von Wöllwart. Ligen Baide vor dem Chor begraben.

| Das andere Denkmal enthält die Krönung Mariä und die Inschrift: Anno 1580 den 27. tag aprillis her Ludwig Freiher zu Grafeneck her zu Eglingen und Osterhoffen.

In der südlich an den Chor gebauten Sakristei befinden sich folgende bemerkenswerthe Kunstwerke:

Zwei schöne Krucifixe, eines davon (11/2′ hoch) aus Elfenbein.

Ein schöner Renaissancekelch mit der Umschrift: Anno 1563 25. Dag Hornung Starb der edel und vest Veit von Scheppach zu Amerdingen und Zuoten. der sel Got wol gnedig sein; und ein genaues Gegenstück von demselben, gestiftet im J. 1569.

Zwei schöne große Rococokelche, einer mit der Inschrift: R. P. Edmundus Heyser celebravit die 8 Aprilis. Anno 1714.

Die sehr reiche, 31/2′ hohe, mit Heiligen-Brustbildern geschmückte Monstranz mit der Jahreszahl 1685. Alle diese Geräthe sind von Silber und vergoldet.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf dem Fürsten von Thurn und Taxis.

In der Nähe des Klosters, am Wege nach Ohmenheim liegt an traulicher von Wald und Feld umkränzter Stelle die hübsche neugothische mit schönem Marienbild geschmückte Wallfahrtskapelle zu Mariäbuch, im Schatten dreier prächtiger Waldbäume, einer Linde und zweier Buchen.

Bis zum Jahre 1796 stand hier die schöne von Abt Mainrad 1660 erbaute stark besuchte Wallfahrtskirche zu Mariäbuch; in der Nacht vom 11. auf den 12. August 1796, nachdem die kaiserlich österreichische Armee sich über Neresheim zurückgezogen hatte und die Franzosen eingerückt waren, brannte sie mit ihren zwei Thürmen und dem Meßnerhause vollständig ab.

Das an der Südseite der Kirche gelegene, wohl erhaltene Schloß, ein großartiges, einen weiten rechteckigen Hofraum umschließendes Gebäude wurde in den Jahren 1699–1714 in einfachem Renaissancestil erbaut; seine beiden Hauptfacaden, von denen die eine gegen Westen (Klosterhof), die andere gegen Süden gerichtet ist, erheben sich über hohem Unterbau in drei imposanten Geschossen, welche von Pilasterordnungen, toskanischen, jonischen und korinthischen, belebt und von großen antik umrahmten Fenstern durchbrochen werden. Von dem Klosterhof aus führt eine steinerne Doppeltreppe zu dem reichgeschmückten Haupteingang; das Innere des Schlosses enthält im unteren Stockwerk die ehemaligen Kreuzgänge, noch meist gemalte, rundbogige, kreuzgewölbte Pfeilerhallen und in den übrigen Stockwerken, durch das sehr geräumige steinerne Treppenhaus zugänglich, verschiedene Räumlichkeiten, die zum Theil aus den ehemaligen Zellen der Klosterbrüder hergerichtet wurden; die sehenswürdigsten Gelasse sind der große, mit einer herrlichen Stuckdecke versehene Bibliotheksaal, der | noch eine reiche Auswahl von werthvollen Bänden, Naturaliensammlungen, Ölgemälden etc. enthält, ferner das aus Zeiten des Lyceums noch wohl erhaltene Theater. Auch zeigen die Decken der Gänge und anderer Räume, z. B. des früheren Refektoriums und der Schloßkapelle, noch schöne Stukaturarbeiten. Das Schloß und die Kirche sind Eigenthum des Fürsten von Thurn und Taxis.

Die Wohnung des Ortsgeistlichen befindet sich im dritten Stockwerk des hinteren Schloßflügels, der gegenwärtige Pfarrer wohnt aber in einem Gebäude außerhalb des Schlosses im Dorf Neresheim. Im unteren Stockwerke des Schlosses ist die Schule und die Wohnung des Schulmeisters eingerichtet.

Rathhaus ist keines vorhanden; der Schultheiß erhält für ein Rathszimmer Miethentschädigung.

Das Trinkwasser wird von dem in der Nähe des Bierkellers gefaßten Fürstenbrunnen in den Schloßhof geleitet, wo es den großen vierröhrigen Schloßbrunnen speist; auf der unten mit 4 steinernen Löwen besetzten Brunnensäule steht die Statue des Erzengels Michael, auch trägt er die Jahreszahlen 1720 und 1783. Von dem Schloßbrunnen werden die weiteren Brunnen in den Ökonomiegebäuden und im Dorf mit Wasser versehen, das im Ort zuweilen ausgeht und alsdann am Schloßbrunnen geholt werden muß.

Die Einwohner sind außer den Beamten und einigen Handwerkern meist Pensionäre, Wittwen und Nachkommen von verstorbenen fürstlichen Dienern, die theilweise Unterstützung von dem Fürsten erhalten.

Eine Bierbrauerei, die gute Geschäfte macht, und ein Gasthaus, beide Eigenthum des Fürsten, sind vorhanden und verpachtet; auch steht östlich vom Schloß eine dem Fürsten gehörige Ziegelhütte und ein Bierkeller. Die Apotheke, die früher hier bestand, ist in neuester Zeit in die Oberamtsstadt verlegt worden.

Die ziemlich unebene, theilweise bergige Markung, die mit wenig Ausnahme dem Fürsten von Thurn und Taxis gehört, hat einen warmen, kalkhaltigen, mitunter steinigen Boden, der viel Regen und tüchtige Düngung braucht, wenn er reichlichen Ertrag liefern soll. Das dem Fürsten von Thurn und Taxis gehörige, 632 Morgen große Gut, wird gegenwärtig von den Pächtern desselben, Dauser und Schmid, unter Anwendung verbesserter landwirthschaftlicher Geräthe (Brabanter Pflug, eiserner Egge, Walze, Futterschneidmaschine, Repssäemaschine Dreschmaschine etc.) in 8 Rotationen rationell bewirthschaftet. Zur Besserung des Bodens kommen außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Asche und Malzkeime zur Anwendung. Das Gut zerfällt in 181/8 Morgen Gärten, 4915/8 Morgen Äcker, 93 Morgen Wiesen, 252/8 Morgen Ödungen, 31/2 Morgen Gebäudefläche und Hofraum, und besitzt nebenbei die schon genannte | Bierbrauerei, die Gastwirthschaft zum Löwen, eine Branntweinbrennerei und eine Essigsiederei. Man baut außer den gewöhnlichen Getreidearten noch ziemlich viel Kartoffeln, dreiblättrigen Klee auf 30 Morgen, Luzerne auf 20 Morgen, Angersen, Erbsen, Linsen, Reps auf 18 bis 20 Morgen etc. Der Wiesenbau wird auf 60 Morgen betrieben. Die nicht bedeutende Obstzucht ist im Zunehmen begriffen und in neuerer Zeit sind viele Jungstämme nachgepflanzt worden.

Der von den Gutspächtern aufgestellte Viehstand besteht gegenwärtig aus 14 Pferden, 100 Stück Rindvieh (reine Simmenthaler Race), worunter mehrere Zuchtstiere, die auch auf den Verkauf nachgezogen und an Gemeinden abgesetzt werden; ferner 20–30 Schweine (englische, halbenglische und Hallerrace) und 1000 Stück Bastardschafe, die theils auf der Schloßmarkung, wo der Fürst das Weidrecht hat, theils auf den Markungen Dunstelkingen und Iggenhausen laufen. Von dem Rindvieh werden jährlich 50–60 Stücke aufgemästet und verkauft, überdieß findet Milchverkauf statt.

In dem südöstlich vom Ort gelegenen Wald „Burgholz“ befinden sich unweit des Bierkellers großartige, lang hinziehende Schanzgräben.

Die Geschichte des Klosters Neresheim beginnt weltlich; denn die Stiftung eines Klosters schon 777 durch den Bayernherzog Thassilo im schwäbischen Brenzgau ist eine und zwar späte Fabel. Vielmehr stand auf dem Neresheimer Berg eine Burg der Gaugrafen, in welcher noch Graf Hartmann I. von Dillingen mindestens hie und da residirie, weil er auch Comes de Nernistheim heißt. Bei der Burg erbaute Bischof Ulrich von Augsburg eine Kapelle und versetzte dahin den Leichnam seines Vaters Graf Hubald, † 909, von Wittislingen her; ebenda wurden auch später verschiedene Mitglieder des Grafengeschlechtes begraben.

Der Nachkomme Graf Hartmann I. entschloß sich, in Verbindung mit Gemahlin und Söhnen, zu Ehren seines inzwischen heilig gesprochenen Familiengenossen, des h. Bischofs Ulrich, bei der Familiengrablege in der jetzt dem h. Ulrich und der h. Afra geweihten Kirche ein Stift für regulirte Chorherrn zu errichten, a. 1095. Bis zum letzten Neubau des Klosters waren etliche Spuren wahrnehmbar, daß vorher eine Burg da gestanden.

Die Pröpste der Canoniker waren Ernst, angeblich auch aus dem dillingenschen Grafengeschlechte, welcher auf dem ersten Kreuzzuge elend umkam, und 1101 Hugo. Als Graf Hartmann selbst aus dem Kreuzzuge glücklich zurückkam, beschloß er, das Chorherrenstift in ein Benedictinerkloster zu verwandeln und sein Sohn Ulrich, Bischof zu Constanz, schickte dazu den Abt Theodorich von Petershausen mit einigen Brüdern, von welchen c. 1106 Bernold als Prior eingesetzt wurde, zunächst also in Abhängigkeit vom Petershauser Abte, | Br. Wernher leitete die Bauarbeiter, Br. Chebino sollte die klösterliche Disciplin einrichten.

Kl. Petershausen selbst war nach der vom Abte Wilhelm zu Hirsau reformirten Ordnung organisirt und dadurch erklärt sich, warum bald ein Br. Sigiboto aus Hirsau selbst berufen wurde, dann wieder ein Br. Wernher aus Petershausen. Diesen bewog Bischof Ulrich von Constanz zur Abdankung, gegen den Willen des Abts, welcher sich darum weigerte, einen andern Bruder als Prior nach Neresheim abzugeben. Der Bischof wendete sich deßwegen an das Kloster Zwiefalten und löste die Bande der Abhängigkeit von Petershausen; vielmehr wurden die drei ersten wirklichen Äbte aus Zwiefalten berufen und zwar (zugleich mit einigen Vätern und Brüdern) Heinrich I. – † 1121; Pilgrin, der in Correspondenz stand mit der h. Hildegard und mit der Widerspenstigkeit seiner Mönche zu kämpfen hatte – † 1140; Ortlieb, der Geschichtsschreiber des Klosters Zwiefalten, der auch zu Neresheim für Bücherabschreiben sorgte.

Die gesamte Geschichte des Klosters zerfällt deutlich in 3 Perioden: I. unter gräfl. Dillingenscher, II. unter gräfl. Oettingenscher Schirmvogtei, III. als Reichsabtei.

I. Nach einem damals beliebten Brauch wurde, wie es auch in Zwiefalten war, mit dem Mönchskloster ein nebenangelegenes Nonnenkloster verbunden, deren Bewohner sich gegenseitig durch ihre Arbeit unterstützten. Eine Anzahl von gräfl. Dillingenschen Töchtern und Wittwen trat in dieses Kloster ein, dessen besondere Kirche den hh. Andreas und Blasius scheint geweiht gewesen zu sein. Erste Äbtissin war Gräfin Mathilde, die Tochter Hartmanns I., eine Gepa heißt magistra.

Solche Doppelklöster waren jedoch einerseits allerlei Versuchungen, andererseits vielen Nachreden ausgesetzt, weßwegen überall die Nonnenconvente aufgehoben oder anderswohin verlegt wurden. Wann und wie das zu Neresheim geschah, ist nicht bekannt. Jedenfalls waren die Schwestern noch 1152 da und zur Zeit des Abts Heinrich II.

Der Umbau des Chorherrnstifts war 1119 soweit vollendet, daß die neue Klosterkirche zu Ehren des h. Kreuzes, der h. Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders der hh. Ulrich und Afra eingeweiht werden konnte, durch einen päpstlichen Legaten.

Schon 1126 brannte Herzog Welf das Kloster ab, die Mönche stellten aber nicht blos ihr Kloster schnell wieder her, sondern schon 1136 wurde auch eine Basilika der hh. Michael und Nicolaus eingeweiht, 1150 die – am Fuß des Bergs in der Nähe des Weilers Neresheim erbaute – St. Marienkapelle; 1180–90 angeblich eine Kapelle zur h. Jungfrau und h. Joh. Evang.

Die St. Andreaskirche brannte 1180 ab, wurde aber 1187 | neu geweiht und bestand (westlich vom Kloster) bis a. 1249 Graf Albert IV. v. Dillingen das (ehemalige Nonnen-)Kloster St. Andreä in eine Burg verwandelt, welche in jenen gefährlichen Zeiten dem Kloster Schutz gewähren sollte. Denn die gräflichen Schutzvögte waren eifrige Anhänger der päpstlichen Partei und darum war ihre Stiftung beständigen Anfechtungen (wahrscheinlich vom nahen Flochberg aus) von Seiten der hohenstaufenschen Truppen ausgesetzt; 1246 und 47 wurde Neresheim vom König Konrad IV. selbst überfallen, geplündert und in Brand gesteckt 1249 vom Markgrafen Heinrich v. Burgau.

Die weitere Reihenfolge der Äbte war inzwischen gewesen Heinrich II. (der eine Schenkung machte von seiner Eltern Gut in Glött) – 1199; Degenhard – 1219; Gotebold – 1249; Rugger – 1258, welcher das Kloster wiederherstellte und einigermaßen befestigte; Ulrich 1258 ff.

Das innere Leben des Mönchsklosters war organisirt nach der reformirten Hirsauer Weise und namentlich sind auch hier zu unterscheiden die eigentlichen Mönche mit einer geistlichen Weihe (1152 werden 4 Priester, 2 Diacone, 2 Subdiacone; a. 1180 – 10 Priester, 5 Diacone und 7 Subdiacone genannt) und fratres exteriores oder conversi monachi, auch fratres barbati (1152 mehr als 30), welche etwas weniger gottesdienstliche Verrichtungen hatten, dagegen aber mehr ökonomische Arbeit leisten mußten.

Papst Urban hatte das Canonikerstift gleich bei seiner Gründung in seinen Schutz genommen und weitere päpstl. Bestätigungs- und Schirmsurkunden kennen wir noch von Honorius III. a. 1125 und Eugen III. a. 1152; kaiserl. Urkunden aus dieser Zeit sind nicht erhalten.

Die ersten Besitzungen des Klosters waren, außer Neresheim selbst, Güter hauptsächlich in Stetten, Elchingen, Nitheim und Gebestettin (wahrsch. einst zwischen der untern Brenz und Egau gelegen). Namentlich die verschiedenen Dillinger Herrschaften machten neue Vergabungen, wobei auch goldene Kreuze, Leuchter u. dgl. Des Stifters Gemahlin schenkte Kötz im Burgau; der Sohn Hartmann II. Harthausen bei Ulm und curiam majorem oder salicam unam in villa Nernisheim; sein Bruder Adelbert – in Copfingen et Osterwiler quid quid habuit; Hartmann III. – predium in Wizenau, das um seiner Entlegenheit willen verkauft wurde; Adelbert (II.) in Kleinkuchen; Adelbert (III.) curiam majorem in Wizzingen; Graf Hartmann IV. ein Gut in Balmertshofen mit der Kirche; Adelbert (IV.) 2 Höfe in Ohmenheim und Wittislingen; Ludwig 2 Güter in Steinbronn und Dillingen und was er besaß zu Balmertshofen. Damit es auch an einem in der Umgegend nicht zu befriedigenden Bedürfniß fehle, schenkte Hr. Adelbert von Hüttenheim (in Franken) | einen Weinberg bei Uffenheim und 2 Laien, Winther und Conrad, schenkten weitere Weinberge bei Hüttenheim, der Neresheimer Mönch Adelbert aus Bopfingen kaufte Weinberge zu Wielandsheim und Seinsheim, um davon den Brüdern und Schwestern eine Aufbesserung gewähren zu können.

Unter den ältesten Wohltätern werden allerlei Herrn aus der Umgegend genannt, z. B. Adelbert von Hürnheim schenkte curiam in Fromitingen; weiter kommen vor Hrn. v. Hageln, v. Baldern, v. Hausen, v. Hohlenstein, v. Katzenstein, v. Schrezheim, v. Trugenhofen u. a. m.; namentlich erwiesen sich auch mehrere Bürger von Bopfingen wohlthätig. Es kam so ein recht ansehnliches Besitzthum zusammen. Besonders folgenreich war, daß die letzten Grafen von Dillingen ihre Klostervogtei in irgend einer Noth um 450 Mark Silber an Graf Ludwig v. Oettingen verpfändeten. Denn als a. 1258 mit Graf Hartmann der letzte weltliche Herr des Dillinger Geschlechts gestorben war und nun der überlebende geistliche Sohn Hartmann I., Bischof zu Augsburg, die Vogtei über das Kloster und seine Besitzungen samt allen ihm zustehenden Rechten und Gütern seinem Bisthum übergab, da widersetzte sich der Oettinger Graf und machte seine Pfandrechte mit Waffengewalt geltend, namentlich indem er das Kloster besetzte. Im Friedensvertrag a. 1263 mußten auch seine Ansprüche anerkannt werden bis zur Heimzahlung der Pfandsumme, zu welcher es niemals gekommen ist. Somit stehen wir jetzt an der II. Periode der Klostergeschichte 1263–1764.

Einen besseren Handel, als die Neresheimer Pfandschaft können die Oettinger Grafen nie gemacht haben. Mit 450 Mark Silbers hatten sie erworben alle die obrigkeitlichen Rechte einer Grafschaft, die hohe Jurisdiction mit ihren Gerichtssporteln, die Schirmvogtei mit ihren Geld- und Naturaleinkünften (200 fl. Schutzgeld wurden 1579 mit 4000 fl. abgekauft, 12 Malter Korn waren jährlich als Vogtgült zu entrichten und nur für der Grafen Jagdhunde, behauptete das Kloster in spätern Zeiten, habe man wohl 100 Scheffel Gerste im Jahr aufwenden müssen u. dgl. m.) Aus der gräfl. Oberhoheit wurden ferner das Geleits- und Zoll-Regal, so wie auch die Forsthoheit und das Recht, in des Klosters Wäldern zu jagen, abgeleitet, ebenso das Recht, die Unterthanen als Landesobrigkeit zu besteuern und Reis und Folge zu fordern, was sich mehr und mehr zur Militärhoheit entwickelte. Kaiser Karl erlaubte noch besonders 1367 Bergwerke auf des Klosters Gütern anzulegen. Wie sehr ein Landesherr mit solchen Rechten und Ansprüchen das Kloster beschweren konnte, ist einleuchtend; schon 1282 bezahlte es deßwegen dem Grafen Ludwig v. Oettingen 430 Pfd. Heller, damit er des Klosters Güter und Unterthanen nicht bedrücke. Später wurden den Oettinger Grafen, a. 1296 – 950 Pfd. Heller und 1344 – 2000 Pfd. Heller | auf die Vogtei geliehen, auch mit der Bedingung schonender Behandlung. Trotzdem kehren Klagen über Ausbeutung des Klosters immer wieder und kam es nicht selten zu gewaltsamen Conflikten. Zu beachten ist übrigens, daß innere Zwistigkeiten der Mönche gewöhnlich mit jenen äußern Conflikten im Zusammenhang standen. Die erzwungene Abdankung des Abts Ulrich a. 1260 und die nicht ganz kanonische Wahl seines Nachfolgers deutet wohl auf das Bestehen einer öttingenschen und augsburgischen Partei hin (der Bischof von Augsburg nahm z. B. 1315 das Kloster und seine Besitzungen in Schutz) und den Abt Walther 1349 ff. beschuldigte ein Theil des Convents, er verderbe das Kloster, und rief deßwegen den Schirmherrn zu Hilfe. Die Grafen unterließen es, den Anfeindungen gegenüber, nicht vom Convente z. B. 1366 und 71 sich reversiren zu lassen, daß er sie als rechte Vögte und Herrn anerkenne, und weiter zur Sicherung ihrer Rechte auch die Kaiserliche Belehnung mit der Neresheimer Vogtei zu suchen, welche 1371 Karl IV. ertheilte, 1396 bestätigt. Daß sie ihre Verpflichtung dabei nicht ganz vergaßen, zeigt die Gefangennehmung und Enthauptung des Schenken Andreas von Wittislingen 1375, weil derselbe den Abt mißhandelt und ein paar Orte mit Brand heimgesucht hatte.

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Mit wie viel Glück das Kloster seine Besitzungen vermehrt und bald schon ein wenig arrondirt hat, übersehen wir vielleicht am kürzesten in der Bestätigungsurkunde Papsts Bonifaz von 1298, wo aufgeführt werden: die Kirchen zu Neresheim und Ebnat, das Patronatrecht in Ohmenheim, beiden Kuchen, Auernheim, Ballmertshofen, Ziertheim (bayrisch); ferner opidum Neresheim, Ohmenheim, Ebnat, beide Kuchen, Auernheim, Ballmertshofen und Ziertheim die Dörfer mit Zubehörden (wenn auch nicht ganz, fügen wir bei); ferner allerlei Güter und Rechte in Elchingen, Dossingen, Hohlenstein, Dehlingen, beiden Merkingen, Rüffingen, Beuern, Affalterwang, Hubatsweiler, Niesitz, Diepertsbuch, Nietheim (und in den abgeg. Weilern auf dem Herdtfeld): Hohensol, Breitenbuch, Eisenweiler, Harthausen, Brangoltshausen, Hagen, Leorn, Hagenbuch, Stetten, (Wald-)Zierten, Nattheim, Hardorf und Gebstetten (abgeg. in der Gegend zwischen Nattheim), Zöschingen, Steinbronn, (? Lands-)Hausen, Fleinheim, Knobershausen, Nanhusen (besser wohl Datthausen), Mödlingen, Sailheim, Hausen bei Dillingen, Lindach, Schabringen, Wittislingen, Mörslingen, Mittelheim, Mödingen, Köpfingen, (abgeg. bei) Demmingen, Kesselhof, Amerdingen, Forheim, Buchbronn, Dischingen, Hohenstatt (Hof), Igenhausen, Ederheim, Millau, Balgheim, Zöbingen, Osterweiler, Fessenheim, Wengenhausen, Munzingen, Fremdingen, Sechtenhausen, Bopfingen, Mittelhofen, Uzingen (– im Burgau:) Weiler, Hasenhofen, Razwanch (vielleicht Binzwang?), Remshart, Schmüttenbach, Burgholz, Oberndorf, Groß- und Klein-Kötz. Dazu | verschiedene Wälder um Neresheim her und Fischrechte in der Egau bei Wittislingen, Ziertheim und Ballmertshofen, und in der Brenz bei Aufhausen. In der würzburger Diöcese Güter zu Seinsheim; endlich Zehnten und den Neubruchzehnten von selbstgebautem Lande etc.

Diese Güter zu vermehren blieb des Klosters Bestreben und es gelang auch noch manche Erwerbung, aber freilich schlechte Zeiten nöthigten hie und da zu einem Verkauf. Ganz besonders war das Kl. darauf bedacht, sich zu arrondiren, und darum fehlen in späterer Zeit die meisten entfernteren Besitzungen, während Ankäufe gemacht wurden, z. B. 1311 die Hälfte von Elchingen, Güter in Ohmenheim und Igenhausen 1477, Hohenstatter Hof 1431, zu Dischingen 1445, in Ziertheim 1459, 78, Fluertshausen 1439 u. dgl. m. Erwerbungen in Utzmemmingen wurden gemacht 1424, 85, in Röttingen 1430 u. dgl. m. Ein Tausch mit Ellwangen von Gütern in Kuchen gegen solche in Fremdingen geschah gleich 1299, später ähnlich mit der Kommende Kapfenburg in Affalterwang u. dgl. m.

Allerlei Stiftungen zu Jahrestagen besonders wurden natürlich auch gemacht und Schenkungen zu besondern Reichnissen an die Klosterherrn, von Wein u. dgl. m.; Ludwig von Ramstein stiftete 1350 für jeden Inhaber einer Herrnpfründe 2 gemachte Winterhosen von weißem Hostuch.

Kaiser Adolf hatte 1296 das Privilegium gegeben, Erwerbungen ohne specielle kaiserliche Genehmigung machen zu dürfen bis zum Betrag von 50 Mark.

Die alte Klosterordnung in Betreff des Besitzes zerfiel allmählig auch zu Neresheim und die Conventualen erscheinen vielfach im Besitz und Genuß von Privateigenthum, das sie auch an Freunde vermachen können. Erst die Bursfelder Klosterreformation hat wieder klösterlichere Grundsätze zur Geltung gebracht, während andere ähnliche Klöster (z. B. Comburg) sich umgewandelt haben in (Ritter-)Stifte mit einzelnen Präbenden.

Die Klostergebäude waren um 1250 restaurirt worden, genügten aber nicht lange. Abt Ulrich ließ 1331 ein neues Dormitorium, 1333 einen neuen Kreuzgang bauen, 1370 wurde eine Kapelle zu Ehren der hh. Oswald und Brigitte erbaut, 1389 aber verzehrte ein Brand fast den ganzen Convent. Eine Kapelle zu St. Michael und St. Maria Magdalena ist 1472 geweiht worden und 1477 begann Abt Eberhard die Erweiterung und Verschönerung der Kirche, ließ den Kreuzgang ausmalen und den Klosterstiftern ein Denkmal setzen, auch die Wappen der im Kloster begrabenen Edelleute an die Wände malen. Zur Verherrlichung des Gottesdienstes wurden 2 Windorgeln angeschafft 1516, 2 große Glocken 1550. Nach den Stürmen der Reformationszeit und des schmalkaldischen Kriegs begann Abt Johann eine umfassende Restauration, zum Theil | einen Neubau des Klosters, wobei namentlich auch die Kirche mit einem größern Musikchor, neuen Altären, kostbaren h. Geräthen u. s. w. versehen wurde. Die neue Weihung der Kirche geschah 1569, das gesamte Bauwesen dauerte bis 1684, genügte aber, obwohl 1618/17 auch ein stattlicher Kirchthurm neu erbaut worden war, obwohl Zeiler das (alte) Kloster ein „prächtiges und schönes“ nennt, „auf einem gar lustigen Hügel gelegen“, den Ansprüchen des mehr und mehr aufblühenden Klosters nicht mehr, so daß, nachdem die Abtei und ein Theil des Klosters abgebrannt war, unter Abt Benedict II. a. 1699 ein völliger Neubau des Ganzen begonnen wurde, bei welchem blos der Kirchthurm stehen blieb und nur erhöht wurde 1789. Die neue Kirche, wie solche heut noch steht, ist 1750–90 gebaut worden. Eine kurze Klostergeschichte knüpfen wir an die recipirte Reihenfolge der Äbte. Ulrich von Elchingen, 1258 erwählt, wurde bei den innern Wirren, welche den Streit über das Vogteirecht der Grafen v. Oettingen begleiteten, durch einen Gegenabt Walther 1261 verdrängt, † 1262, an dessen Stelle von den Gegnern Ulrichs († 1277) Abt Dieterich erwählt wurde, – resignirt 1287. Ihm folgt Friedrich v. Zipplingen, der vorher Kellermeister in Ellwangen gewesen und in die innern Zwistigkeiten der Neresheimer nicht verwickelt war; seine Wahl bedeutet eine Versöhnung; † 1308. Die Regierung Heinrichs III. – 1329 begann mit einer öttingenschen Familienfehde, unter welcher auch das Herdtfeld litt; der Abt machte einige werthvolle Erwerbungen, z. B. 1/2 Elchingen um 1200 Pfd. Abt Kolomann stirbt wieder a. 1329. Ulrich II. (von Höchstädt) – 1349, hinterließ den Ruhm großer Weisheit und Thätigkeit und hatte einen Theil des Klosters neu gebaut. Walther II. (von Bopfingen) – 1368, kam mit den öttinger Grafen in Fehde, wobei er selbst 1353 gefangen und übel behandelt, der ganze Convent 1357 von Fasten bis Ostern verjagt und das Kloster beraubt wurde. Auch Verkäufe waren nothwendig geworden. – Conrad (v. Dillingen) res. 1372. Wolffard (v. Steinheim) – 1380, wurde vom Schenken A. v. Wittislingen gefangen und übel behandelt, aber vom Schirmvogte gerächt. – Seinem Nachfolger Nicolaus (v. Elchingen) – † 1405, stellte die Partei der Grafen von Oettingen einen Abt Wilhelm entgegen, so daß über die Rechtmäßigkeit dieser Wahlen ein langer Prozeß am päpstlichen Hof geführt wurde, bis endlich Wilhelm samt dem Grafen Friedrich vom Papste in den Bann gethan und auch vom Kaiser Wencislaus mit der Acht bedroht wurden. Jetzt erst gaben sie nach und wurden vom Banne losgesprochen, 1396 jedoch mit dem Banne nochmals bedroht, weil Graf Friedrich Miene machte, seinen Schützling wieder einzusetzen. Während der | vorangegangenen Kämpfe war fast das ganze Kloster 1389 im Feuer aufgegangen.

Ulrich III. (v. Roden) 1405 – res. und † 1423, ordnet die Verhältnisse wieder und macht Erwerbungen. Heinrich IV. (v. Diemantstein) – † 1446, dessen Gelehrsamkeit auch gerühmt wird, vertrug sich mit den Grafen v. Helfenstein über gewisse Rechte zu Aufhausen a. d. Brenz und mit Kl. Ellwangen über gewisse Güter auf dem Herdtfeld und erwarb den Hochstatter Hof samt 3 Wäldern u. a. m. – Rudolf (Jäger) – † 1465 erlebte die Bedrängnisse des Städtekriegs; Georg (v. Nenningen) – † 1476, erwarb Ablässe für seine Klosterkirche. Eberhard (v. Emershofen) – † 1494, wird gerühmt wegen kluger Gewandtheit in den Geschäften, Gelehrsamkeit, Frömmigkeit und Mildthätigkeit. Mit den Grafen v. Oettingen lebte er in gutem Frieden und rettete während des Kriegs mit Herzog Georg v. Bayern eine ihm anvertraute Truhe voll Urkunden und Kleinodien, als dem Kloster selbst Gefahr drohte, mit eigener Gefahr (im Panzer unter der Kutte) nach Nördlingen. Er verschönerte besonders auch seine Kirche und trat mit seinem Kloster der Bursfelder Reformation bei, so daß 1481 (1486, 88 und 93) eine Visitation vorgenommen und eine strengere Disciplin wiederum eingeführt wurde. Abt Johann I. (v. Waiblingen) – † 1507 war ein eifriger Beförderer der neuen Disciplin und führte nach einer 1497 gehaltenen Visitation, wobei der Abt sein Jagdrecht an Oettingen abtrat, wieder eine war 1502, noch strengere Regeln ein, zu deren Durchführung 2 fromme und gelehrte Mönche aus Kloster Elchingen berufen wurden, darunter Johann Vinsternau. Einen Zehntstreit mit dem Deutschorden schlichtete der Bischof. Simon (v. Bernstatt), der letzte Abt aus adlichem Geschlechte, lebte und regierte nur – † 1510. Die neue strenge Klosterregel scheint dem früher sehr häufigen Eintritt von Söhnen des schwäbischen Adels ein Ende gemacht zu haben.

Die Reihe der bürgerlichen Äbte eröffnet der vorhin genannte vorher Prior gewesene Johannes II. (Vinsternau aus Höchstädt) 1510 – † 1529. Dieser durch Gelehrsamkeit und Frömmigkeit ausgezeichnete Mann spielte unter den Äbten der Bursfelder Congregation eine bedeutende Rolle und wurde vielfach als Visitator verwendet, 1515 Visitator generalis 1518 Präses der Provinz Mainz. Doch widersetzte er sich dem Übereifer der Bursfelder, welche jeden Fleischgenuß verdammten und vertheidigte solchen in einer eigenen Druckschrift, erwirkte auch dafür eine eigene päpstliche Dispensation. Sein Kloster befreite er durch sparsame Verwaltung von Schulden, machte neue Erwerbungen und erlangte in Rom für die Neresheimer Äbte das Recht eine Mitra zu tragen. Während des Bauernkriegs hatte sich Abt Johann nach Wallerstein geflüchtet, wo er 4 Monate blieb, bis seine Bauerschaft wieder zur Ruhe gebracht war. Er und | seine Nachfolger beeiferten sich dem Einschleichen der Reformation entgegenzuwirken.

Matthias (Guttermann) – † 1545, förderte durch gute Ökonomie den Wohlstand des Klosters und erwarb das Recht eine Inful zu tragen etc. Johann III. (Schweikhofer) – res. 1566, hatte die Schrecken des schmalkaldischen Kriegs durchzumachen. Er wurde nach Wallerstein in’s Hessische Lager geführt, mußte 2000 Goldgulden zahlen und das Kloster wurde geplündert, 80 Wägen Getreide fortgeführt u. dgl. Graf Ludwig v. Oettingen besetzte das Kloster selbst mit 40 Reitern und 60 Schützen und forderte reformatorische Maßregeln, welche der Abt standhaft verweigerte. Die beständigen Requisitionen des schmalkaldischen Heers wurden auch noch beim Kaiser als freiwillige Unterstützung seiner Feinde verdächtigt und mit Strafe bedroht. Doch konnte der Abt bei dem den 25. Nov. im Kloster übernachtenden Kaiser (er schenkte eine mit Gold und Perlen geschmückte Inful) sich selbst rechtfertigen.

Im Kriege von 1552 setzten Graf Ludwig XV. und XVI. wiederholt den Abt und Prior in Wallerstein gefangen und erpreßten allmählig alles baare Geld, 6 Mark Gold und 200 Mark Silber an Geräthen, so wie Schuldverschreibungen im Betrag von mehr als 30.000 Goldgulden. Kaiser Karl freilich, auf Anrufen, befahl Restitution und erklärte alle diese erzwungenen Schuldbriefe für nichtig 1553, dt. Brüssel.

Georg II. (Gerstmaier) – res. 1584, stellte wieder eine gute Klosterdisciplin her und begann eine Restauration und Verschönerung des Klosters; auch eine ansehnliche Bibliothek brachte er zusammen. Mit den Grafen v. Oettingen kam er besonders darüber in Streit, daß sie das Kloster wie ein Jagdschloß benützen wollten; Graf Wilhelm besetzte es mit Soldaten und hielt den Abt gefangen, dessen Klagen bei Bischof und Papst jedoch nicht vergeblich waren.

Melchior (Hänlin) 1584 – † 1616; zu seiner Zeit entwarf der Bischof in Verbindung mit dem gräfl. Schirmvogt eine Ordnung für des Klosters Haushaltung; es scheint also Verwirrung eingerissen zu sein. Die württb. Häfner im Brenzthal bitten wiederholt um Erlaubniß Thon zu graben, wofür aber gesteigerte Taxen angesetzt wurden. – Benedict I. (Rohrer) – † 1647, ein gelehrter Mann, besonders Orientalist, welcher auch im Kloster gelehrte Bildung förderte, freilich aber in den Schrecken des 30jährigen Kriegs umsonst, während dessen 1633–34 der schwedische Generalmajor von Hofkirchen das Kloster besaß und alles reformirte. Die Nördlinger Schlacht führte den Abt zurück, aber in ein leeres Kloster, wo oft die äußerste Nothdurft fehlte; Mißwachs und Hungersnoth, Pest und anderes Elend wechselten und auch die meisten Mönche starben oder flohen, so daß 1647 blos 4 noch beisammen waren, welche, in Furcht | täglich drohenden Überfalls, zu Augsburg weilten – Abt Meinrad (Denich) – res. 1664. Er traf sein Kloster im trostlosesten Zustand, wurde selber noch einmal ausgeplündert, gefangen und verwundet, sah sich sogar genöthigt, mit Aas seinen Hunger zu stillen. Er bemüht sich das Herdtfeld wieder in bessere Zustände zu bringen, muß aber auch über erhöhte öttingensche Steuerforderungen sich beschweren. Benedict II. (Liebhart) – † 1669; ein Theil des Klosters brennt ab, Christof (Weiler) – res. 1682, bemüht sich besonders die Dörfer und Güter des Klosters wieder zu bevölkern und in Bau zu bringen. Simbert (Niggl) – res. 1706, erlangt die Würde eines kaiserl. Raths und Kaplans (bei der Krönung Kaiser Josefs I.), bringt die Klosterangelegenheiten und besonders die Finanzen wieder in so gute Ordnung, daß er den Neubau des ganzen Klosters beschließen und 1699 beginnen kann. In diesem Jahre hat er den Grafen Wolfgang v. Oettingen-Wallerstein, kaiserl. Großbotschafter, als Hausprälat nach Konstantinopel begleitet. Der spanische Erbfolgekrieg brachte wieder allerlei Contributionen und Belästigungen; so auch noch unter Magnus (Hehl) † 1711.

Amandus (Fischer) – res. 1728; setzt den unterbrochenen Klosterbau fort, welcher durch Entdeckung eines Marmorbruchs im Klostergebiet sehr gefördert ist; er ist schwäbischer Assistent der Universität Salzburg. Edmund (Heisser) – † 1739, wurde wegen Anfechtung seiner Wahl erst 1736 vom Bischof bestätigt, setzt den Bau des Klosters fort und baut verschiedene Pfarrhäuser, bereichert die Bibliothek, besonders mit historischen, juridischen und patristischen Werken. Aurelius (Braisch) – res. 1755, faßt den Entschluß zum Neubau auch der Kirche; 1744 reiste Kaiser Franz durch mit 100 Kutschen. Benedikt Maria (Angern) – 1787, beendigt nicht blos in der Hauptsache den Kloster- und Kirchbau, sondern auch den nach oftmaligen frühern Streitigkeiten und Prozessen mit Oettingen geführten Hauptprozeß um Befreiung des Klosters von der überaus theuern und lästigen Schirmvogtei, durch einen von den Kammergerichtsassessoren Leykam und Harpprecht vermittelten Vergleich mit Graf Karl von Oettingen-Wallerstein dd. 1. Oct. 1764. Damit beginnt

die III. Periode der Neresheimer Klostergeschichte.

Die frühern Zustände waren dem Kloster unleidlich geworden, theils weil es nach höhern Dingen strebte, mancher andern Reichsabtei sich gleich schätzend, theils weil die ötting. Bedrückungen immer zunahmen. Nur für das Zugeständniß, daß der von Oettingen zuerst verpflichtete Neresheimer Vogt nachher auch dem Abt schwöre, hatte man 1589 – 50.000 fl. öttingensche Schulden übernommen, obwohl ein Prozeß gegen die gräfl. Ansprüche längst im Gange war, da z. B. 1582 ein Vermittlungstag abgehalten worden ist. Zu den | Jagden kamen die Grafen mit großem Gefolg und logirten jährlich 8 Tage im Kloster, wo dann Festlichkeiten stattfinden mußten, 1587 ließ Oettingen in des Abts Abwesenheit eiligst ein Jagdhaus im Kloster bauen, das nach Ohmenheim nachher versetzt wurde. Die ötting. Kanzlei aber will 1673 dem Kloster verwehren, seine öden, heimgefallenen Höfe und Güter zu verkaufen oder zu verleihen, die „precario modo 1608 eingeschlichene“ Steuer von 4–41/2 fl. für einen Bauern, 1–11/2 fl. für einen Seldner, war schon 1660 auf 12–25 fl. resp. 5–6 fl. gesteigert; der öttingensche Amtsvogt sagte laut vor Jedermann: „der Abt sei nicht besser als jeder Bauer ein Unterthan des Grafen“ und selbst innerhalb der Klostermauern versuchte man polizeiliche und obrigkeitliche Gewalt zu üben u. dgl. m. Um dem allem zu entgehen und zugleich das höchste Ziel des eigenen Strebens zu erreichen, entschloß sich Benedict Maria zu einem großen Opfer. Er trat alle Besitzungen und Rechte der Abtei ab in Neresheim, Dossingen, Stetten, Ohmenheim, Dorf- und Weilermerkingen, Ober- und Unterrüffingen, Dehlingen, Hohlenstein, Kösingen, Trochtelfingen, Utzmemmingen, Schweindorf, Dorfen, Weihnachtshof und Fluertshausen, in Balgheim und Schafhausen u. s. w., samt den Patronatrechten zu Rüffingen und Kösingen, 40.000 fl. baar und 9000 fl. liquide Ausstände, nebst Verzicht auf alle öttingenschen Schulden u. s. w., erkannte auch die Herrn Grafen als (Titular-) Schutzherrn an mit gewissen Ehrenrechten. Dagegen wird Neresheim ein freies, exemtes Kloster, auf dessen verbliebenem Territorium (das Kloster mit Zubehörden, Hochstatter Hof, Auernheim, Waldzierten, Groß- und Kleinkuchen, Diepertsbuch, Affalterwang, Elchingen, Ebnat und einzelne Unterthanen in Eglingen, Dischingen, Hofen, Schrezheim, Igenhausen, Ballmertshofen, Ziertheim u. s. w. samt den dazu gehörigen Wäldern) Oettingen auf alle Landeshoheit und Obrigkeit verzichtet. Weiter behält das Kloster die Patronatrechte zu Stadt Neresheim und Ohmenheim und Dehlingen u. s. w. samt Abhör der Heiligenrechnung, während in den öttingenschen Orten die hohe und niedere Jurisdiction über Pfarr-, Meßner- und Schulhäuser den Grafen verbleibt. Alle möglichen einzelnen Verhältnisse werden geordnet und zugleich verspricht Neresheim der Grafschaft von ihren Reichsverbindlichkeiten abzunehmen: 6 Mann Soldaten, 10 fl. 5 kr. 1/3 Heller an jedem Römermonat und 12 fl. an je 2 Kammerzielern. Oettingen verspricht dagegen die Erreichung der Kreis- und Reichsstandschaft zu befördern, die auch wirklich vom Kloster erlangt wurde. Die Oettingenschen Agnaten protestirten zwar gegen diesen Vertrag; alles was sie für eine Pfandschaft von 480 Mark Silber jetzt noch einmal erlangten, schien ihnen eine laesio enormis zu sein! der Kaiser bestätigte jedoch den Vertrag, freilich aber fiengen die Reibungen | nichts destoweniger bald wieder an und schon 1779 klagte das Kloster über neue Bedrückungen.

Des Abtes Titel war nun: der hochwürdige des h. Römischen Reichs Prälat und Herr des unmittelbaren, freien Reichsstiftes und Gotteshauses Neresheim, Herr zu Ziertheim u. s. w., Sr. Kaiserl. Majestät Rath und Erbkaplan. Der erste Reichsabt Benedict Maria legte noch den Conventgarten an und ließ die meisten Häuser beim Kloster ausbauen, weil jetzt eine eigene Administration mit Oberamtmann und Kanzlei geschaffen werden mußte, zu Handhabung der Landeshoheit und hohen Jurisdiction und zur Administration der Landgemeinden, die zunächst unter Schultheißen standen. Für Landwirthschaft und Gewerbe wurde Sorge getragen und längst abgegangene Ansiedlungen wieder hergestellt zu Niesitz, Hubatsweiler, Hagenbuch, Mittelhof, Auernthalerhof. Auch nahm sich das Kloster seiner Unterthanen in der theuern Zeit 1770/71 treulich an. Das Schulwesen wurde angelegentlich gefördert (1772 Visitationen angeordnet) und unter den Mönchen wissenschaftliche Studien gefördert. Dieses Streben setzte auch Abt Michael (Dobler) fort, 1787 bis zur Secularisation 1802/3. Er beförderte besonders physikalische Studien und z. B. die Aufrichtung von Blitzableitern in und um Neresheim (z. B. in Nattheim 1792). Auch ein Münzkabinet wurde gebildet, eine eigene Druckerei errichtet und da eine kurze Geschichte des Klosters herausgegeben 1792, samt Ansicht desselben in Kupfer gestochen, zur Feier der festlichen Einweihung des nun ganz vollendeten neuen Gotteshauses. Patres waren es 25. Auch eine Grenzberichtigung mit Württemberg kam zu Stande.

IV. Periode. Fürst Karl Anselm von Thurn und Taxis ließ das durch den Reichsdeputationshauptschluß ihm zugesprochene Kloster den 22. Dec. 1802 in Besitz nehmen, wollte aber zunächst die klösterliche Kommunität (26 Patres und 5 Laienbrüder) belassen zu Besorgung des Gottesdienstes, Unterricht der Jugend in Religion und Wissenschaften und namentlich zu Heranbildung tauglicher Schullehrer. Es wurde demzufolge das sog. Lyceum Carolinum errichtet 1803, aber schon 1806 im Sept. um der Zeitumstände willen, aufgehoben und die Conventualen pensionirt. Abt Michael, der zuerst in des Klosters Schlößchen zu Ziertheim saß, starb 1825 in Dillingen. Die herrlichen Klostergebäude sind nun ein fürstl. Taxisches Schloß und bilden zusammen mit den für die Beamten und Officianten des Reichsstifts und für die nothwendigsten Gewerbe erbauten Häusern die jetzige Gemeinde – Dorf Neresheim.

Die Verwaltung der neuen Ansiedlung geschah ursprünglich ganz durch das Klosteramt. Auch nach der Secularisirung und Vereinigung mit Württemberg stand einer Verbindung mit der Stadt der | Umstand entgegen, daß die Stadt Neresheim öttingisch war, das Kloster dagegen mit seinen Zubehörden gehörte dem Fürsten von Taxis, welcher sein Rentamt, Forstamt u. s. w. da hatte und nachher ein eigenes Amtsgericht bestellte.

Darum war 1811 blos eine sehr unvollständige Vereinigung der Schloßgemeinde mit der Stadtgemeinde zu Stand gekommen und 1825 wurde eine selbstständige Schultheißerei für die Dorfgemeinde errichtet.

Eine eigene Pfarrei für die Nebengebäude des Klosters und ihre Bewohner wurde nach vorausgegangener Verständigung mit der Stadtpfarrei vom Kloster errichtet, a. 1821 mit einer Stadtkaplanei verbunden, 1825 aber durch den Herrn Fürsten wieder abgetrennt und eine besondere Pfarrstelle für die Schloß- und Dorfgemeinde dotirt. Pfarrkirche ist die ehemalige Klosterkirche.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Die Sägmühle, 1 Stunde südlich vom Mutterort im Egauthal gelegen.

Bei der 1622 angelegten Sägmühle hatte das Kloster 1625 auch eine Gerb- und Mahlmühle eingerichtet, wogegen Oettingen-Katzenstein heftigen Widerspruch erhob (wegen Beeinträchtigung der Mühlen zu Iggenhausen und Katzenstein) und selbst mit Zerstörung der Mühle drohte. 1838 wurde die Mühle verkauft und 1856 eine Dampfmaschine errichtet.

c. Der Schafhof, liegt 1/4 Stunde nördlich von Neresheim, Dorf.

Der Schafhof entstand als solcher und heißt von einem Pächter Abele (c. 1770–80) auch Abeleshof.

d. Die Steinmühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang hat eine romantische Lage in dem Egauthale 3/4 Stunden vom Mutterort; in ihrer Nähe befindet sich die schon oben angeführte Höhle (s. Ortsbeschr. von Neresheim, Stadt).

Die Steinmühle und die Sägmühle wurden erst 1847 von der Gemeinde Auernheim weg zu Dorf Neresheim getheilt. Beide gehörten dem Kloster und wurden 1764 als klösterl. Eigenthum von Oettingen anerkannt, auch von dem Schutzgeld befreit. Doch 1777/79 versuchte Oettingen neue Chicanen, verbot seinen Unterthanen da zu mahlen und den Müllern – in öttingensche Orte zu fahren etc. – wogegen das Kloster bei den Reichsgerichten klagte.




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