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Beschreibung des Oberamts Oberndorf/Kapitel A 5

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V. Nahrungsstand.


1. Hauptnahrungsquellen.
Die Haupterwerbsquellen der Bezirkseinwohner bilden Feldbau, Viehzucht, Holznutzung (hauptsächlich in den Schwarzwaldgegenden) und Gewerbe. Von großer Bedeutung sind die Fabrikgeschäfte in Schramberg, welche tausende von Händen nicht allein in Schramberg selbst, sondern auch in der ganzen Umgegend beschäftigen und als ein wahrer Segen für die ärmere Klasse der Bevölkerung angesehen werden dürfen. Auch in Oberndorf mit seiner Gewehrfabrik und in Alpirsbach sind die Gewerbe von Belang, während sie in den übrigen Orten meist nur den örtlichen Bedürfnissen dienen. Vielen Verdienst bringen auch| die Waldarbeiten, die Flößerei, die Verarbeitung des Holzes in Schnittwaren, Schindeln etc.


2. Vermögen.
A. Geldwerth des steuerbaren Grundeigenthums.

Derselbe berechnet sich nach den Ergebnissen der Landesvermessung und den bei der provisorischen Steuerkatasteraufnahme vom Jahre 1830 zu Grund gelegten Schätzungen des Reinertrags, wie folgt:

Stand vom 1. Juli 1867. Kapitalwerth im 25-
Morgen Viertel Reinertrag fachen Betrag
fl. kr.      fl. kr.
Zelglich geb. Äcker 13.959 30/0 52.440 21 1.321.008 45
nicht zgl. geb. Äcker 29.986 1/2 53.985 24 1.349.635
einmähdige Wiesen 3.710 11/2 7.264 54 181.622 30
zweimähd. Wiesen 3.806 11/2 35.785 52 894.646 44
Baumäcker
Küchengärten
Länder
      113 0/0 926 40 23.166 40
Grasgärten
Baumgärten
Baumwiesen
      492 20/0 5.216 37 130.415 30
Weinberge 0/0
Kapitalwerth
im 40-fachen Betrag
Waldungen 21.224 10/0 25.047 56 1.001.935 12
Weiden mit bestimmter Fläche 4.588 21/2 2.015 33 80.622
Schafweiden m. unbest. Fläche
      bei 3300 Stück
900 45 36.030
Steinbrüche
Lehmgruben
Fischwasser
      35 1.400
Summe       77.881 0/0 183.619 2 5.020.482 21.
Unter dieser Summe ist jedoch der Grundbesitz des Staats und anderer steuerfreier Institute nicht begriffen. Ersterer beträgt nach einer vom K. Katasterbureau im Jahr 1850 gefertigten Übersicht in nachstehenden nutzbaren Flächen:|
flürlich gebaute Äcker 0001 Morgen
willkürlich gebaute Äcker 02083/8 Mo
einmähdige Wiesen 00083/8 Mo
zweimähdige Wiesen 01122/8 Mo
Küchengärten und Länder  0016 Mo
Waldungen 14993/8 Mo
Weiden 00762/8 Mo
Öden 0010 Mo
Steinbrüche, Lehmgruben 000 Mo
zusammen     
19315/8 Morgen.
B. Geldwerth des Viehstandes.

Nach der neuesten Aufnahme des Viehstandes vom 1. Januar 1868 und den früher dießfalls angenommenen Sätzen für den Werth der verschiedenen Thiergattungen (vgl. Memminger’s Beschreibung von Württemberg, 1841, S. 506) beträgt der Werth der

Pferde über 3 Jahren
unter 3 Jahren
1063
205
St.
0
zus. 1268 St. à 50 fl. = 63.400 fl.
Maulesel, Maulthiere, Esel 3 St. à 10 fl. = 30 fl.
Rindvieh und zwar:
Zuchtstiere
Ochsen u. Stiere
     über 2 Jahren
Kühe
Schmalvieh
Kälber
96

1311
6263
2075
1847
St.

0
0
0
0
11.592 St. à 25 fl. = 289.800 fl.
Schafe spanische
Bastardschafe
Landschafe
361
3004
488
0
0
0
3853 St. à 6 fl. = 23.118 fl.
Schweine 3183 0 à 8 fl. = 25.464 fl.
Ziegen 881 0 à 5 fl. = 4.405 fl.
Bienenstöcke 1403 0 à 5 fl. = 7.015 fl.
zusammen      413.232 fl.

Es beträgt hienach der Gesamtwerth des unbeweglichen Vermögens nach dem Steueranschlag, und zwar:

A. des steuerbaren Grundbesitzes       5.020.482 fl. 21 kr.
B. der steuerbaren Gebäude nach dem Gebäudesteuerkataster v. 1. Juli 1867 2.181.040 fl. – kr.
und der Werth des Viehstandes v. 1. Jan. 1868 413.232 fl. – kr.
zusammen 7.614.754 fl. 21 kr.
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3. Wirthschaft.
A. Urproduktion (Landbau).
a) Gewinnung von Mineralien.[1]

Nach der Landesvermessung nehmen in dem Bezirke die Steinbrüche 65/8 Morgen, die Thon-, Mergel-, Gips- etc. Gruben 316/8 Morgen Fläche ein.

Was die Ausbeutung an Steinen u. dergl. betrifft, so gewinnt man in den Thälern der Kinzig, Schiltach und des Lauterbachs Granit zu Straßenmaterial, Marksteinen, Brunnentrögen, Säulen, Hausstaffeln, Thürpfosten etc.; bei Schramberg liefert ein besonders quarzreicher Granit vortreffliche Mühlsteine. Porphyr wird oberhalb Schramberg zu Straßenmaterial abgebaut; zu Werk-, Bau- und Mühlsteinen gewinnt man theils die los herumliegenden Trümmergesteine des Buntsandsteins, theils die anstehenden Schichten desselben, wie auf den Markungen Aichhalden, Ehlenbogen, Lauterbach, Mariazell, Peterzell, Reuthin, Röthenbach, Röthenberg, Sulgen und 24 Höfe; Mariazell und 24 Höfe haben überdieß noch Plattensandsteinbrüche, die vortreffliche Platten liefern. Hauptmuschelkalk zu Straßenmaterial, zu Bausteinen und zum Kalkbrennen wird in Steinbrüchen auf den Markungen Oberndorf, Alt-Oberndorf, Beffendorf, Bochingen, Epfendorf, Fluorn, Harthausen, Römlinsdorf, Waldmössingen und Winzeln abgebaut; auch die los herumliegenden Trümmer des Hauptmuschelkalks werden häufig zu Straßenmaterial benützt. Den Muschelkalkdolomit, der zuweilen zu Riegelgemäuer verwendet wird, gewinnt man allenthalben, besonders bei Alt-Oberndorf, Epfendorf, Harthausen etc. Vortreffliche Bau- und Werksteine liefern zwei Lettenkohlensandsteinbrüche bei Hochmössingen und grobkörniger Keupersandstein (Stubensandstein) wird auf der Markung Bochingen zu Bausteinen und Fegsand gewonnen. Kalktuff (jüngerer Süßwasserkalk) wird bei Oberndorf in großer Ausdehnung zu Bausteinen gebrochen; auch gewinnt man ihn bei Alt-Oberndorf und Thalhausen. Zur Besserung der Felder baut man auf den Markungen Mariazell, Peterzell, Reuthin, Röthenberg etc. Wellenmergel ab. Lehm wird allenthalben gewonnen und Töpferthon gräbt man auf den Markungen Oberndorf, Alpirsbach, Bochingen, Epfendorf, Peterzell, Reuthin, Röthenberg, Sulgen etc. Für die Steingutfabrik in Schramberg wird feine Thonerde bei Waldmössingen und feuerfester Schieferthon bei Schramberg abgebaut. Gips gewinnt man bei Oberndorf, in großer Ausdehnung bei Alt-Oberndorf| und Bochingen, bei Epfendorf, wo 1790 auch ein Versuch auf Salz gemacht wurde, und bei Waldmössingen. Im Keßlermoos bei Röthenberg, ferner bei Seedorf und bei Sulgen wird Torf gestochen; bei den 24 Höfen und bei Winzeln sind die Torfstiche abgegangen. In den 1820er Jahren wurde bei Harthausen ein erfolgloser Versuch auf Lettenkohlen gemacht.

Von besonderem Interesse ist der frühere Bergbau im Glaswald bei Alpirsbach, der im Jahr 1707 von einer aus Nürnberger Bürgern bestehenden Gewerkschaft begonnen wurde; man baute auf einen Gang, der in der Stunde 10.4. streicht und legte die St. Wolfgangs- und Eberhardsgrube, den Mosesstollen etc. an, die anfänglich ergiebige Nester von Kobalt lieferten, in der Tiefe aber weniger reichhaltig waren. Der Grubenbau wurde im Jahr 1715 erstmals aufgegeben; später nahm ihn eine Straßburger Gewerkschaft wieder auf und erbaute die Farbmühle bei Alpirsbach. Obgleich die Straßburger Gesellschaft den Grubenbau nicht sehr eifrig betrieb, so hatte sie doch bis zum Jahr 1734 für 17.000 fl. Smalte von gewonnenem Kobalt verkauft. Vom Jahr 1740–1742 erhielt man für 3000 fl. Kobalt, der auf der Farbmühle verhüttet wurde. Wegen geringer Ausbeute stellte man den Bergbau ein. Seit dem Jahr 1742 bemühte sich nun das Handlungshaus Dörtenbach u. Comp. in Calw, das Unternehmen wieder in Gang zu bringen, die Ausbeute an Kobalt war übrigens abermals nicht lohnend und das Farbwerk, noch bis in neuere Zeit bestehend, arbeitete lange nur mit ausländischem Kobalt. Seit dem Jahr 1812 ist der Bergbau im Glaswald ganz eingestellt. Als Beweis wie unwirthschaftlich bei der Aufbereitung der Kobalterze verfahren wurde, ist zu erwähnen, daß in den Jahren 1785 bis 1790 nicht weniger als 342 Centner Kobalt aus dem Schutt der verlassenen Gruben aufgesucht, und um 4049 fl. an das Farbwerk verkauft wurden. Auch bei dem nahe gelegenen Röthenbach wurden früher einige Gruben angelegt, wovon eine Kobalt lieferte.

Bei Schramberg namentlich an dem Schilteckberg ward in alten Zeiten geringhaltiges Eisenerz gewonnen, das in der hier errichteten, längst abgegangenen Eisenschmelze verhüttet wurde (s. auch die Ortsbeschreibung von Schramberg).

Sogenanntes Grunderz wurde früher in namhafter Ausdehnung bei Fluorn und Waldmössingen, eine Zeit lang, jedoch nicht von Bedeutung, auch im Hardtwald bei Hochmössingen und bei Römlinsdorf gewonnen, und theils in der Eisenschmelze bei Fluorn, theils auf den Hüttenwerken im Christophsthal verhüttet; bei Waldmössingen wurde| die Erzgewinnung schon im Jahr 1770, bei Fluorn aber erst in neuerer Zeit ganz aufgegeben (s. auch die Ortsbeschreibung von Fluorn).
b) Pflanzenbau.
1. Verhältniß des Feldbaus im allgemeinen.

Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beläuft sich die Grundfläche des Oberamtsbezirks auf 89.4172/8 Morgen. Betrachtet man Äcker, Gärten, Wiesen und Waldungen als gebautes Land, so sind 7.3855/8 Morgen der ganzen Fläche unkultivirt. Rechnet man dagegen die Waldungen zu der ungebauten Fläche, so nimmt das nicht angebaute Land 35.6725/8 Morgen, oder 39–40 % des Areals ein.

Von der ganzen Bodenfläche kommen auf einen Einwohner 3,8 Morgen, auf ein Pferd 70,5 Morgen, auf ein Stück Rindvieh 7,7 Morgen.

Das Verhältniß sämtlicher Kulturarten unter sich, Gärten und Länder als Einheit genommen, ist folgendes:

Gärten und Länder       9251/8 Morgen = 01,00
Äcker 43.4194/8
= 46,94
Wiesen 9.4000/0
= 10,16
Waldungen 28.2870/0
= 30,58.

Von 100 Morgen der ganzen Grundfläche kommen also:

auf Gärten und Länder       01,0 Morgen,
 „ Äcker 48,6
 „ Wiesen 10,5
 „ Waldungen 31,6
91,7 Morgen.

Der Rest von 7.3855/8 Morgen ist eingenommen:

durch das Areal der Ortschaften 0490 Morgen,
 „ Weiden 35677/8
 „ Öden 0823
 „ Steinbrüche, Thon- und andere Gruben 00383/8
 „ Seen, Bäche und Gewässer 02913/8
 „ Straßen und Wege 2175
73855/8 Morgen,

oder 8,3 der ganzen Grundfläche.

Vertheilung und Grundeigenthum. Das Grundeigenthum war zur Zeit der Landesvermessung in 46.903 Parzellen vertheilt, wonach durchschnittlich 1,9 Morgen auf eine Parzelle kommen. Die größte Gemeindemarkung hat Lauterbach mit 63296/8 Morgen, die kleinste Bach und Altenberg mit 11064/8 Morgen. Größere arrondirte| Güter sind die K. Staatsdomäne Aichhof (Gemeinde Oberndorf), das dem Grafen von Bissingen-Nippenburg gehörige Rittergut Ramstein (Gemeinde Harthausen), und das Rittergut Lichtenegg (Gemeinde Harthausen), Eigenthum des Freiherrn v. Stain.

Von größeren arrondirten Bauerngütern nennen wir: Breitenwies, Gemeinde Peterzell, Hegelberg, Gemeinde Alt-Oberndorf, Sägermartinshof, Gemeinde Aichhalden; ferner die zu der Gemeinde 24 Höfe gehörigen Parzellen Baierhof, Birkhof, Eichhof, Grabenhof, Greuthof, Hinterer- und Vorderer-Stuhlhof. Die größeren arrondirten Bauerngüter, mit denen häufig Waldbesitz verbunden ist, liegen hauptsächlich im westlichen Theile des Bezirks, im eigentlichen Schwarzwald; sie gehören meist zu einzelnstehenden Höfen und Weilern oder zu weitläufig gebauten Orten, zwischen die sich der kleinere Besitz der Taglöhner oder minder begüterten Bauern eingeschoben hat. Auf der Markung zerstreut liegende Güter von 30–100 Morgen gehören nicht zu den Seltenheiten.

Nach den württ. Jahrbüchern von 1857, Heft I. S. 98, waren im Jahr 1857 in dem Bezirk Grundeigenthümer von über 200 Mrg. 10, von 100–200 Mrg. 33, von 50–100 Mrg. 156, von 30–50 Mrg. 299, von 10–30 Mrg. 935, von 5–10 Mrg. 1013, von weniger als 5 Mrg. 2930.

Von den vorhandenen 89.4172/8 Mrg. besitzen der Staat 21777/8 Mrg. oder 2,43 %, die Grundherrschaften 4332 Mrg. oder 4,84 %, die Gemeinden 15.7656/8 Mrg. oder 17,63 % und die Stiftungen 11472/8 Mrg. oder 1,30 %; im Eigenthum der Privaten sind demnach 65.9943/8 Morgen oder 73,80 % der Gesamtfläche des Bezirks.

Anbau. In Folge der verschiedenen Boden- und klimatischen Verhältnisse ist auch der landwirthschaftliche Betrieb ein sehr verschiedener, jedoch im allgemeinen gut, den natürlichen Verhältnissen ganz entsprechend. Auf den zur Muschelkalkformation gehörigen Hochebenen auf beiden Seiten über dem Neckarthale wird der Feldbau mit Umsicht und sehr fleißig betrieben und dem Boden das möglichste abzugewinnen gesucht, so daß diese Hochebenen zu den eigentlichen Fruchtgegenden, zur Fruchtkammer des Landes gerechnet werden dürfen, obgleich sie nicht ganz so fruchtbar sind, als z. B. das sog. Gäu bei Herrenberg.

Auch in den rauheren, an Getreide weniger fruchtbaren Gegenden des Bezirks (Schwarzwald) ist man bemüht, den Ertrag des Bodens möglichst zu steigern, und der Landwirth sieht hier hauptsächlich| auf eine ausgedehnte Grasnützung und Viehzucht. Von Seiten der Gemeinden wird durch Überlassung von Allmandstücken an Gemeindeangehörige oder durch Anpflanzung von Obstbäumen manches Stück Land nutzbarer gemacht.

Einen sehr wohlthätigen Einfluß auf die Landwirthschaft übt der landwirthschaftliche Bezirksverein (s. unten) und das Beispiel der rationellen Bewirthschaftung einzelner im Bezirke liegender geschlossener Güter.

Das für die Landwirthschaft benützte Land hat im allgemeinen eine flachwellige, theilweise hügelige Lage und die Bewohner einzelner Thalorte bauen auch die unteren, häufig steilen Thalgehänge mühsam an. In den Thälern und in muldenförmigen Vertiefungen des Muschelkalkplateaus, wie auf den Höhen des Buntsandsteins wird Wiesenbau und Graswirthschaft getrieben. Der Waldbau erstreckt sich hauptsächlich über den Schwarzwald und die steilen Thalgehänge, welch letztere, namentlich in der Muschelkalkformation, häufig öde liegen und als Weide benützt werden.

Das Erzeugniß an Getreidefrüchten ist beträchtlich und läßt in den meisten Orten über den eigenen Bedarf einen mehr oder minder bedeutenden Verkauf nach außen zu. Die Orte Aichhalden, Alpirsbach, Bach und Altenberg, Ehlenbogen, Lauterbach, Mariazell, Röthenbach, Röthenberg und Schramberg müssen dagegen zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses noch Früchte, besonders Brodfrüchte, von außen beziehen. Der Absatz der Getreidefrüchte geschieht hauptsächlich auf den Fruchtmärkten in Oberndorf, Rottweil, Schramberg und Alpirsbach. Einige Orte verkaufen auch Reps und in neuerer Zeit etwas Hopfen; die Orte Seedorf, Waldmössingen und Winzeln setzen viel Flachs nach außen ab. Mohn verkauft Beffendorf.

Der Ertrag an Wiesenfutter wird mit wenig Ausnahmen in den Orten selbst verbraucht; er reicht übrigens in den meisten Orten zur Erhaltung des nöthigen Viehstandes nicht hin, daher man womöglich auf Futterkräuterbau bedacht ist; in Orten, die Feldgraswirthschaft oder reine Graswirthschaft treiben, ist der Futterkräuterbau ganz untergeordnet. Nur die Gemeinden Oberndorf, Seedorf und Waldmössingen setzen einen Theil ihres Wiesenfutterertrags nach außen ab. Die Obstzucht ist im allgemeinen im Zunehmen begriffen, gewährt jedoch selten einen erheblichen Ertrag, den man mit ganz geringen Ausnahmen in den Orten selbst verbraucht, und überdieß wird noch viel Obst von außen zugekauft. Nur die Orte Epfendorf, Peterzell und Röthenberg können in ganz günstigen Obstjahren einen kleinen| Theil ihres Obstertrags nach außen absetzen. Das Obst wird theils gedörrt, theils gemostet.

In den meisten Orten ist die Stallfütterung eingeführt und nur einzelne im Schwarzwald gelegene Orte haben noch Viehaustrieb. Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie vortheilhaft angelegte Düngerstätten, verbesserte Ackergeräthe etc., haben beinahe durchgängig Eingang gefunden und sind in den meisten Orten allgemein geworden; von verbesserten Pflügen findet man den Brabanter-, den Suppinger-Pflug und den amerikanischen Wendepflug; der deutsche Wendepflug ist nur in Alpirsbach ausschließlich noch im Gebrauch, weil dort kein anderer anwendbar wäre. Walzen und eiserne Eggen findet man beinahe in allen Orten und Repssäemaschinen haben Oberndorf, Beffendorf, Epfendorf, Fluorn und Hochmössingen; Dreschmaschinen befinden sich in Oberndorf, Alt-Oberndorf, Beffendorf, Bochingen, Hochmössingen, Peterzell, Schramberg, 24 Höfe, Waldmössingen und Winzeln. Die Getreideernte geschieht ausschließlich mit der Sichel und die Bespannung des Pflugs theils mit Pferden, theils mit Stieren oder Kühen.

Zur Bodenverbesserung wird neben dem gewöhnlichen Stalldünger Pferch, Gyps, Hallerde, Kompost, Asche, Dungsalz, Knochenmehl, Mergel, Guano und besonders viel Jauche angewendet. In einigen Schwarzwaldorten ist das Brennen der Felder noch üblich.

Werth und Ertrag. Der Werth des Bodens ist wie dessen Ertrag sehr verschieden; eine übersichtliche Zusammenstellung nach den Angaben der Ortsvorstände über die Aussaat, den Ertrag und die Preise der Güter liefert folgende Tabelle, in der auch die den Boden bedingenden Gebirgsarten angegeben sind:|
Namen
der
Gemeinden.
Aussaat auf den Morgen. Durchschnittlicher Ertrag
eines Morgens Acker.
Dinkel. Haber. Gerste. Weizen. Roggen. Dinkel. Haber. Gerste. Weizen. Roggen.
Sri. Sri. Sri. Sri. Sri. Schff. Schff. Schff. Schff. Schff.
Oberndorf
10 7 4 31/2–4 31/2 7–8 5 3–4 3 3
Aichhalden
10 8 4 5 41/2 3
Alpirsbach
7 6 4 4 4 6–7 5 3–4 3 3–31/2
Alt-Oberndorf
8–10 8 4–41/2 4 4 6 5 41/2 31/2 3
Bach und Altenberg
10–11 6 5 5 5 5–6 5–6 3 4–5 4
Beffendorf
8 6 4 3 3 10 6 5 5 5
Betzweiler
10–11 6 4 4 4 8 5 5 4 3
Bochingen
9–10 6–7 4–5 4 5 8–10 6 5 3 3
Ehlenbogen
8 10 4 31/2 8 4–5 3–4 21/2–3
Epfendorf
8 6 4 4 4 8 5 4 4 3
Fluorn
10 6 4 4 4 7 5 31/2 31/2 3
Hardt
9 7–8 41/2 4 4 4 2 2
Harthausen
8–9 6 4 4 4 7–8 5 4 3–4 3–4
Hochmössingen
10 8 4 4 4 7 51/2 4 4 31/2
Lauterbach
9 3 41/2 31/4 21/2 2
Mariazell
8–9 6–7 4 4 4–5 3–31/2 3 3
Peterzell
10 6 4 4 4 8 6 3 4 4–5
Reuthin
10 6–7 4 4 4 6 6 3 31/2 3
Römlinsdorf
10 6 4 5 4 7–8 5–6 4 4 4
Röthenbach
4 3 31/2 2 1 11/2
Röthenberg
10 6 4 4 4 6–7 5 3 3–4 3
Schramberg
10 6 4 4 4 7 6 3–4 4 31/2
Seedorf
8 8 4 4 31/2 7 5 4 31/2–4 3
Sulgau
10 6 4 31/2 3 5 4–5 4–5 31/2 2
Sulgen
9 8 4 4 4 5 4–5 4–5 31/2 2
24 Höfe
10 7 41/2 4 4 6 4 4 3 3
Waldmössingen
8–9 5–6 3 3 10 8 3 3 3
Winzeln
8–10 5–7 4 4 4 8–10 6 5–6 3–4 4
|
Namen
der
Gemeinden.
Preise eines
Morgens Acker.
Durchschnittl.
Ertrag eines
Mrg. Wiese.
Preise eines
Mrg. Wiese.
Gebirgsarten.
Höch-
ster.
Mitt-
lerer.
Gering-
ster.
Heu. Öhmd. Höch-
ster.
Mitt-
lerer.
Gering-
ster.
fl. fl. fl. Centn. Centn. fl. fl. fl.
Oberndorf
500 200 100 15–25 7–12 500 250 120 Muschelkalk mit Lettenkohlengruppe.
Aichhalden
200 150 30 20 10 600 300 100 Buntsandstein, Wellenmergel.
Alpirsbach
600 400 200 20–25 10–12 1200 800 300 Granit, Gneiß, Buntsandstein.
Alt-Oberndorf
450 300 150 20 10–15 500 350 200 Muschelkalk mit Lettenkohlengruppe.
Bach und Altenberg
200 100 50 18 7 700 200 100 Buntsandstein.
Beffendorf
400 300 150 25 12 1000 400 200 Muschelkalk mit Lettenkohlengruppe.
Betzweiler
200 150 80 20 15 350 200 100 Hauptmuschelk., Anhydritgruppe u. Wellenmergel.
Bochingen
700 400 150 20–30 10–20 1000 600 300 Muschelk. mit Lettenk. u. untergeord. Keupermergel.
Ehlenbogen
160 120 90 20 10 600 300 150 Granit, Todtliegendes, Buntsandstein.
Epfendorf
800 500 150 24 15 1000 600 300 Muschelkalk mit Lettenkohlengruppe.
Fluorn
200 150 100 20 12 600 400 250 Muschelkalk mit Anhydritgruppe.
Hardt
200 100 20 14 3 300 200 100 Buntsandstein.
Harthausen
400 250 150 20 10 500 350 250 Muschelkalk mit Lettenkohlengruppe, etwas Keuper.
Hochmössingen
500 300 100 30 10 1000 600 200 Muschelkalk mit Lettenkohlengruppe.
Lauterbach
300 200 100 15–20 5–10 1000 600 300 Granit, Buntsandstein.
Mariazell
400 200 25 15 3–4 500 250 100 Buntsandstein, Wellenmergel.
Peterzell
225 150 60 20 10 900 500 100 Muschelkalk mit Anhydritgruppe.
Reuthin
180 150 50 15 7 600 300 100 Buntsandstein, Wellenmergel.
Römlinsdorf
350 200 50 20–25 10–12 500 300 100 Muschelkalk mit Anhydritgruppe.
Röthenbach
150 75 37 20 8 450 300 175 Granit, Todtliegendes, Buntsandstein.
Röthenberg
300 120 20 20 10 800 300 80 Buntsandstein, Wellenmergel.
Schramberg
1000 400 100 20 8 1800 800 200 Granit, Todtliegendes, Buntsandstein.
Seedorf
450 200 40 25 10 600 300 80 Muschelkalk mit Anhydritgruppe.
Sulgau
300 100 40 15 8 250 125 40 Buntsandstein, Wellenmergel.
Sulgen
300 150 80 20 8 400 200 60 Buntsandstein, Wellenmergel.
24 Höfe
100 50 20 15 6 100 50 20 Buntsandstein, Wellenmergel.
Waldmössingen
1000 200 25 25 12 1000 400 120 Muschelkalk mit Anhydritgruppe.
Winzeln
500 300 50 30 15 800 400 200 Muschelkalk mit Anhydritgruppe.
| Außer den in der Tabelle angeführten Getreidearten wird Einkorn in geringer Ausdehnung gebaut; die Aussaat bei demselben beträgt 7–8 Sri. und der durchschnittliche Ertrag eines Morgens 6–8 Scheffel.

Nach obiger tabellarischer Zusammenstellung ergibt sich nun, daß die Güter der Gemeindemarkungen, die auf Buntsandstein ausschließlich oder auf Buntsandstein und Wellenmergel liegen, neben einer stärkeren Aussaat, durchschnittlich die geringsten Erträge, namentlich an Dinkel haben, während die auf Muschelkalk mit Lettenkohlengruppe, oder auf Muschelkalk mit Anhydritgruppe gelegenen, bei einer geringeren Aussaat die höchsten Erträge aufweisen. Zwischen diesen beiden Extremen bilden die auf Granit und Buntsandstein gelegenen Markungen ein Mittelglied. Ebenso verhält es sich mit den Güterpreisen, mit Ausnahme von Alpirsbach und Schramberg, wo neben einer verhältnißmäßig großen Bevölkerung die Markungen wenig kulturfähige Fläche bieten, daher hier die Preise höher stehen als in anderen ergiebigeren Gegenden des Bezirks.

Der nach den Schätzungen für das Steuerprovisorium angenommene Reinertrag und der hienach berechnete Kapitalwerth der Bodenfläche des Bezirks ist schon oben bei der Berechnung des Vermögens angegeben.

2. Einzelne Kulturen.

a. Ackerbau. Derselbe wird nach dem Ergebniß der Landesvermessung auf 43.4194/8 Mrg. getrieben, von welchen dem Staat 2093/8 Mrg., den Grundherrschaften 10022/8 Mrg., den Gemeinden 3106 Mrg. und den Stiftungen 434 Mrg. gehören.

Die im Bezirke üblichen Wirthschaftssysteme sind: reine Dreifelderwirthschaft, Dreifelderwirthschaft mit Graswirthschaft, ausschließlich Graswirthschaft, reine Graswirthschaft und willkürliche Wirthschaft. Ausschließlich Dreifelderwirthschaft treiben die Orte Betzweiler, Bochingen, Fluorn, Harthausen, Hochmössingen, Römlinsdorf, Seedorf und Oberndorf, welch letzteres nebenbei auch willkürlich baut; vorherrschend Dreifelderwirthschaft neben Feldgraswirthschaft haben Alt-Oberndorf, Beffendorf, Epfendorf, Mariazell, Peterzell, Sulgau, Waldmössingen und Winzeln; ausschließlich Feldgraswirthschaft treiben Aichhalden, Ehlenbogen, Reuthin, Röthenbach, Sulgen und 24 Höfe; reine Graswirthschaft trifft man nur auf den höchst gelegenen Theilen des Oberamtsbezirks in den Schultheißereien Lauterbach und Schramberg, in denen übrigens auch einzelne Parzellen Feldgraswirthschaft treiben; die Orte| Alpirsbach, Röthenbach und Schramberg, wo die Güter wegen des bergigen Terrains nur mit der Hacke bearbeitet werden können, bauen ihre spärlich zugemessenen Güterstücke willkürlich an. Von den geschlossenen Gütern wird Lichtenegg in 5 und Ramstein in 7 Rotationen bewirthschaftet.

Die Brache wird entweder ganz rein gehalten oder theilweise angebaut; den stärksten Bracheinbau mit etwa 3/4 der Brachfläche haben Oberndorf, Beffendorf (5/7), Bochingen, Fluorn, Hochmössingen, Peterzell, Reuthin, Römlinsdorf (beinahe ganz) und Winzeln; die Hälfte der Brache wird angebaut in Alt-Oberndorf, Epfendorf, Sulgau, Sulgen und Waldmössingen; 1/41/3 in Betzweiler, Hardt, Harthausen, Mariazell, Seedorf und 24 Höfe; gar keinen Bracheinbau haben Aichhalden, Alpirsbach, Bach und Altenberg, Ehlenbogen, Lauterbach, Röthenbach, Röthenberg und Schramberg.

Zum Anbau kommen, außer den schon oben angeführten Halmfrüchten, Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättriger Klee, Luzerne, Wicken, Esparsette) hauptsächlich in den Muschelkalkgegenden, weniger Angersen, Kraut, weiße Rüben, Ackerbohnen, Erbsen und Linsen.

Von Handelsgewächsen zieht man, jedoch meist nur für den eigenen Bedarf, Flachs, Hanf, Reps, Mohn und in neuerer Zeit Hopfen. Den stärksten Repsbau haben Beffendorf, Bochingen, Lichtenegg und Ramstein, welche auch ihr Erzeugniß in größerer Ausdehnung nach außen absetzen (s. die Ortsbeschreibungen); den stärksten Flachsbau haben Seedorf, Waldmössingen und Winzeln. Der Hopfenbau hat sich eingebürgert in Oberndorf, Alt-Oberndorf, Römlinsdorf, Schramberg, 24 Höfe und Winzeln.

b. Der Gartenbau beschränkt sich mit wenigen Ausnahmen auf das eigene Bedürfniß. Von größeren Gartenanlagen ist nur der Schloßgarten in Schramberg zu nennen. Die Gemüse- und Blumengärten nehmen samt den Gartenanlagen und Ländern im ganzen Bezirk 2431/8 Mrg. ein, wobei jedoch die Gras- und Baumgärten mit 682 Morgen nicht gerechnet sind.

c. Wiesenbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung besitzt der Bezirk 4833 Mrg. zweimähdige und 4567 Mrg. einmähdige, zusammen 9400 Mrg. Wiesen, von denen dem Staat 1205/8 Mrg., den Grundherrschaften 3022/8 Mrg., den Gemeinden 6685/8 Mrg. und den Stiftungen 1054/8 Mrg. gehören. Die Wiesen liefern zum Theil ein gutes, meist ein mittelmäßiges und nicht selten ein geringes saures Futter; letzteres ist hauptsächlich in den Orten im und am Schwarzwald der Fall.

| Das beste Futter im Oberamtsbezirk wird auf der Markung Beffendorf erzeugt. Mit Ausnahme von Mariazell, Seedorf, Sulgau, Sulgen und 24 Höfe haben alle Gemeinden mehr oder weniger Wässerungseinrichtungen; vollständige Wässerung besteht in Alpirsbach, in Ehlenbogen und, mit Ausnahme von 15 Morgen, in Schramberg; außer diesen haben noch bedeutende Wässerungseinrichtungen Aichhalden, Bach und Altenberg, Betzweiler, Lauterbach, Röthenbach, Röthenberg und Winzeln. Die Orte Mariazell, Seedorf, Sulgau, Sulgen und 24 Höfe haben dagegen gar keine Wässerung.

d. Die Obstzucht ist im allgemeinen im Zunehmen begriffen und wird so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, fleißig gepflegt, wozu die Aufmunterung von Seiten des dermaligen Oberamtmanns Schubart, der sich überhaupt um die Hebung der Landwirthschaft sehr eifrig annimmt, vieles beiträgt. Außer den meist nur zunächst um die Ortschaften angelegten Baumgütern sind auch die meisten bedeutenden Straßen mit Obstbäumen besetzt. Die verhältnißmäßig besseren Obstorte sind: Oberndorf, Bochingen, Epfendorf, Fluorn, Hochmössingen, Peterzell, Röthenberg, Schramberg etc. Man pflegt hauptsächlich spät blühende Mostsorten und Zwetschgen; Kirschen werden nur in den Orten Hardt, Mariazell, Reuthin, Röthenbach in einiger Ausdehnung gepflanzt. An Kernobst pflanzt man Luiken, Mostäpfel, Winteräpfel, Süßäpfel, Fleiner, Kernäpfel, Holzäpfel, Palmischbirnen, Langstielerinnen, Herbstbirnen, Knausbirnen, Junkersbirnen, Bratbirnen etc.; in Alpirsbach, Schramberg und Fluorn werden auch feinere Obstsorten gezogen.

Die nöthigen Jungstämme werden theils aus den örtlichen Baumschulen, theils aus der nahen Umgegend, wie von Rosenfeld, Balingen, aus dem Oberamt Sulz etc. bezogen; einzelne Gemeinden erhalten sogar ihre Jungstämme von Hohenheim, Reutlingen und Ehningen. Außer Bach und Altenberg, Ehlenbogen, Reuthin, Röthenbach und Sulgau haben sämtliche Orte Gemeinde- oder Privatbaumschulen und in Waldmössingen besteht überdieß eine namhafte Oberamtsbaumschule. Zur Beaufsichtigung und Pflege der Obstbäume sind von Seiten der Gemeinden beinahe in allen Orten besondere Baumwarte aufgestellt.

e. Der Weinbau, welcher früher bei Oberndorf ziemlich ausgedehnt betrieben wurde, ist bis auf 1/12 Morgen abgegangen; auch Bochingen hatte früher Weinbau und in Schramberg wurden vor etwa 10 Jahren einige Morgen mit Reben angelegt, die jedoch keine guten Ergebnisse lieferten und deshalb wieder abgingen. Übrigens| reift in günstigen Jahren die Traube an Kammerzen in Alpirsbach, Röthenbach und Schramberg.

f. Waldbau. Nach den Ergebnissen der Landesvermessung beträgt die Waldfläche des Oberamtsbezirks 28.287 Mrg., wovon 28.021 Mrg. mit Nadelholz, 1196/8 Mrg. mit Laubholz und 145 Mrg. mit Laub- und Nadelholz bestockt, 12/8 Mrg. aber zur Zeit der Landesvermessung unbestockt waren. Im Eigenthum des Staats standen 14993/8 Mrg., der Grundherrschaften 27004/8 Mrg., der Gemeinden 87495/8 Mrg., der Stiftungen 5392/8 Mrg., so daß auf den Waldbesitz der Privaten noch 14.7982/8 Mrg. = 52,3 % kommen. Auf einen Einwohner kommen 1,03 Mrg. Der Bezirk nimmt hinsichtlich des Verhältnisses seines Waldareals zur Bevölkerung die 29. Stelle, hinsichtlich der Waldfläche zur Bodenfläche aber mit 31,63 % die 21. Stelle in der Reihe der Oberamtsbezirke des Landes ein (s. württ. Jahrb. 1852 II., S. 38 und 42). Über die Zutheilung der Waldungen in den Forstamtsbezirk und in die einzelnen Revieramtsbezirke s. den Abschnitt „Eintheilung der Ämter“.

Die Waldungen sind ungleich über den Bezirk vertheilt und liegen meist im Westen desselben im eigentlichen Schwarzwald und an dessen östlichem Saume; die im übrigen Theil des Bezirks gelegenen bestehen aus wenigen kleineren Waldparzellen, welche theils für den Ackerbau minder taugliche Stellen, theils die steilen Thalgehänge einnehmen. Der im allgemeinen für die Holzproduktion günstige Boden ist, wie oben schon gezeigt wurde, durch die anstehenden Gebirgsschichten bedingt, und besteht im Westen des Bezirks größtentheils aus den rothsandigen Trümmern und Zersetzungsprodukten des Buntsandsteins; auch die Verwitterungen der primitiven Gebirge und des Rothliegenden machen sich wenigstens bei Schramberg und Lauterbach ziemlich geltend. Die am östlichen Saum des Schwarzwaldes gelegenen Waldungen stocken meist auf den Zersetzungen der dolomitischen Wellenmergel und Wellenkalke, welche einen der Waldvegetation weniger günstigen Boden liefern, als die vorher genannten. Die mehr im Osten des Bezirks gelegenen Waldparzellen haben auf der Hochebene meist auf den Zersetzungen der Lettenkohlenmergel oder Lettenkohlendolomite, an den Thalabhängen aber auf denen des Muschelkalks eine Stelle gefunden. An der östlichsten Bezirksgrenze erscheinen endlich die Waldungen auf den ihnen günstigen Zersetzungen der Keupermergel und auf den Höhen des grobkörnigen Keupersandsteins (s. auch den Abschnitt „Boden“).

Die Waldungen bestehen größtentheils aus Nadelhölzern; auf den| primitiven Gebirgen und auf dem Muschelkalk haben sich jedoch auch die Laubhölzer theilweise eingebürgert. Unter den Nadelhölzern herrscht die Fichte (Rothtanne) vor, der die Weißtanne häufig beigemengt ist, während die Forche mehr eine untergeordnete Rolle spielt. Die Lärche kommt selten und nur künstlich angepflanzt vor. Über die Laubhölzer, die nirgends reine Bestände bilden, sondern nur eingesprengt vorkommen, s. den Abschnitt „Pflanzen“.

Wegen der hohen Lage und des rauhen Klimas werden die Waldungen, hauptsächlich die im westlichen Theil des Bezirks gelegenen, von Windwürfen, Schneedrücken etc. häufig heimgesucht. Von schädlichen Forstinsekten ist es besonders der Fichtenrüsselkäfer, welcher den jungen Fichtenkulturen schon öfters verderblich wurde; auch der Borkenkäfer richtet zuweilen Schaden an.

Die Waldungen des Staats sind im allgemeinen in gutem Zustande, während, mit Ausnahme der gräflich Bissingen’schen, an die übrigen, besonders an die Privatwaldungen, öfters etwas zu starke Anforderungen gemacht werden. Indessen wird auch von Seiten der Gemeinden für die Emporbringung der Waldungen Manches gethan, besonders um zurückgekommene Distrikte mittelst künstlicher Saat und Anpflanzung wieder in Aufnahme zu bringen.

Die Hochwaldwirthschaft ist der durch das beinahe allgemeine Vorkommen der Nadelhölzer bedingte weit vorherrschende Betrieb; Mittelwaldungen sind nicht vorhanden, und von Niederwaldungen blos einige Eichenschälwaldungen in der Schramberger Gegend, welche in 15jährigem Umtriebe bewirthschaftet werden.

In kleinen Gemeinde- und Privatwaldungen ist die Fehmelwirthschaft nach den neueren verbesserten Wirthschaftsgrundsätzen in berechtigter Anwendung, wobei zunächst das jeweilige Bedürfniß des Besitzers entscheidet. Die festgesetzte Umtriebszeit für die Fichte und Weißtanne ist 120 Jahre, wonach auch der Umtrieb der übrigen forstlich wichtigen Holzarten, welche meist in untergeordneter Mischung mit der Fichte und Weißtanne erzogen werden, sich richtet. Reine Forchenbestände, die übrigens selten vorkommen, werden in 100jährigem Umtrieb bewirthschaftet. Die Eiche, die Weißtanne und die Forche läßt man zuweilen auf günstigen Standorten, einzeln oder in kleineren Horsten, auch ein höheres, bis auf 200–250 Jahre ansteigendes Alter erreichen, um seltene, werthvolle Hölzer zu erziehen. Forstsaat- und Pflanzschulen sind im Bezirk 20 angelegt, und zwar in den Staatswaldungen 4, in den Gemeinde- und Stiftungswaldungen 16. Nicht nur für die Waldungen des Staats, sondern auch für die| meisten der Korporationen sind geregelte, von Forstverständigen entworfene Wirthschaftsplane vorhanden; auch hat der Graf von Bissingen in Schramberg zur Bewirthschaftung seiner Waldungen einen besondern Forstverwalter aufgestellt.

Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholzerzeugniß etwa 70 % der ganzen Holzproduktion; der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 0,5–0,8 Klafter auf den Morgen angegeben.

Die Fichtenrinde gewinnt man häufig zu Gerbmaterial.

Was die Nebennutzungen betrifft, so ist 1) das Harzsammeln in neuerer Zeit in den Staats- und Korporationswaldungen aufgehoben worden und findet nur noch an früher angerissenen Fichtenstämmen statt, die übrigens vor allem andern Holz vorzugsweise zur Fällung kommen, so daß die Harznutzung in kurzer Zeit vollends ganz abgehen wird. 2) Die Waldstreu, als Laub, Heide, Moos, dürres Waldgras etc. ist sehr gesucht und wird öfters zum Nachtheil der Waldungen gewonnen; die in manchen Gegenden des Landes mit Vortheil benützte Nadelstreu (Hackstreu) wird nicht in der gehörigen Ausdehnung angewendet. 3) Die Gräserei wird nur auf holzlosen Stellen, Waldwegen etc. gestattet, doch öfters auch unerlaubter Weise zum Nachtheil der Waldungen ausgeübt. 4) Das Eckerig ist wegen der wenigen Mast-tragenden Bäume von keiner Erheblichkeit, dagegen wird der Nadelholzsamen vielfältig gewonnen. 5) Wildwachsende Beeren, wie Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Erdbeeren werden gesammelt und theils roh verspeist, theils verkauft; aus den Heidelbeeren und Himbeeren bereitet man Branntwein, der, namentlich von den ersteren, sehr geschätzt ist. 6) Die Köhlerei findet in den Staatswaldungen nur noch insoweit statt, als im Revier Alpirsbach jährlich etwa 300 Klafter Scheit-, Prügel und Stockholz verkohlt und die Kohlen mit etwa 1200 Zuber an die K. Gewehrfabrik nach Oberndorf geliefert werden. Überdieß wird die Köhlerei von Privaten, jedoch in ganz mäßiger Ausdehnung, betrieben.

Der Holztransport geschieht je nach der Jahreszeit auf der Achse oder auf dem Schlitten nach den Orten oder an die Floßwasser Neckar, Heimbach, Kinzig und Schiltach, welche vieles Holz aufnehmen und weiter führen. Für den Landtransport des Langholzes kommt häufig der Lottbaum oder der Hallwagen in Anwendung. Die Flößerei wird in großer Ausdehnung betrieben und die Einbindstätten für dieselbe bestehen innerhalb des Bezirks:

|
A. an dem Neckar:
1. in Thalhausen 1,
2. in Epfendorf 1,
3. in Alt-Oberndorf 1 und
4. in Oberndorf 2;
B. an dem Heimbach:
1. im Dorf Wälde 1 und
2. bei der Sägmühle von Wälde 1;
C. an der Kinzig und deren Seitenzuflüssen:
1. an der Kinzig und am Ehlenbogerbach 12,
2. im Aischbach 2,
3. an der oberen Kinzig 4,
4. am Reinerzauerbach 23,
5. im vorderen Röthenbächle 3;
D. an der Schiltach:
1. beim Rappen in Schramberg 1 und
2. vor Örtlesbach 1.

Die Einbindstätten am Neckar, Heimbach, Kinzig und Schiltach werden von den betr. Schifferschaften unterhalten.

Das lokale Holzerzeugniß reicht nicht nur hin, das Bedürfniß der Bezirkseinwohner zu befriedigen, sondern erlaubt noch einen beträchtlichen Absatz nach außen. Die Ausfuhr betrug im Jahr 1867:

1. im Revier Oberndorf Staats- u. übr. Waldungen 742.581 KF.
2. Alpirsbach 947.250
und 580 Klafter Brennholz.

Brennholz wird wenig ausgeführt. Das verflößte Holz kommt theils nach Mannheim (Holland), theils nach Kehl; ein kleiner Theil nur wird im Lande, in Berg, Stuttgart, Heilbronn etc. verkauft.

In den Staatswaldungen wird alles Holz, soweit es nicht als Berechtigungsholz abgegeben wird, im Aufstreich verkauft; in den Gemeindewaldungen hingegen kommt häufig ein Theil des jährlichen Brennholzerzeugnisses als sog. Holzgabe zur Vertheilung und nur der Rest an die Meistbietenden zum Verkauf. In neuerer Zeit haben einzelne Gemeinden angefangen, das schlagbare Holz ganz oder theilweise als Langholz zu verwerthen und einen Theil des Erlöses an die berechtigten Ortseinwohner als Ersatz für die herkömmlichen Brennholzgaben aufzutheilen, wobei dann immer noch eine namhafte Summe in die Gemeindekasse fließt.

Von holzverzehrenden Gewerben sind zu nennen: die Gewehrfabrik| in Oberndorf, mehrere größere Fabriken in Schramberg, Bierbrauereien, Ziegelöfen, Bäckereien, Branntweinbrennereien, Schmiedessen etc.; dagegen haben einige Gemeinden zweckmäßig eingerichtete öffentliche Back- und Waschhäuser erbauen lassen, was der Holzersparniß wegen auch von den übrigen Orten nachgeahmt werden sollte.

Die Holzpreise betrugen in dem Forstbezirk Sulz:

(Nutzholz per Kubikfuß.)
1830. 1842.
Eichenholz
15–18 kr.      
Buchenholz       6–12 kr.
15 kr.      
Nadelholz       3–51/2 kr.
5–11 kr.      
(Brennholz per Klafter.)
1830. 1842.
Eichene Scheiter  7 fl. 30 kr. bis 09 fl. –
Buchen Sch 5–9 fl. – 6 fl. 24 kr. bis 15 fl. 6 kr.
Nadelholz  „ 3–4 fl. 48 kr.  4 fl. 36 kr. bis 09 fl. –

Nach den Ergebnissen der Aufstreichsverkäufe belaufen sich solche im Jahr 1867:

(Nutzholz per Kubikfuß.)
Eichenholz   28 kr.
Buchenholz 12–14 kr.
Nadelholz 07–14 kr.
(Brennholz per Klafter.)
Eichene Scheiter 14 fl. –
Buchen Sch 15–16 fl.
Nadelholz  „ 11 fl. –

Wegen des Steigens der Nutzholzpreise wird der Ausnutzung desselben längst eine größere Beachtung als früher geschenkt und daher der Anfall an Brennholz möglichst vermindert, wodurch von selbst höhere Preise herbeigeführt werden; einer noch weiteren Steigerung wird in neuester Zeit durch die Konkurrenz der Steinkohlen Einhalt gethan.

Das Stock- und Stumpenholz, wie auch das Leseholz wird fleißig gewonnen. Die Holzgewinnung außerhalb der Waldungen beschränkt sich im allgemeinen auf die an Flüssen und Bächen gepflanzten Erlen, Weiden, Pappeln etc., wie auf Waldbäume, die auf Weiden oder an andern Plätzen vereinzelt stehen, und auf das dürre Holz von Obstbäumen.

Waldservituten waren in nicht ganz unbedeutenden Berechtigungen von Gemeinden und Privaten auf Staatswaldungen früher| vorhanden; dieselben, insbesondere die wichtigsten, sind nun aber längst abgelöst und die paar noch bestehenden Weidtriebrechte sind kaum beachtenswerth, sowie denn auch auf den Gemeinde- und übrigen Waldungen solche Berechtigungen entweder gar nicht oder in kaum beachtenswerthem Grade bestehen.

Waldfrevel. Die Waldfrevel haben sich in neuerer Zeit bedeutend vermindert, doch wäre noch eine weitere Verminderung in den Gemeindewaldungen zu wünschen, wo der Schutz nicht selten ein ungenügender ist. – In den Staatswaldungen des Reviers Oberndorf und Alpirsbach sind im Jahr 1867 168 Frevelfälle zur Abrügung gekommen, von denen im Revier Alpirsbach nur etwa 10 verübt wurden.

g. Weidewirthschaft. Das Areal der eigentlichen Weiden beträgt nach den Ergebnissen der Landesvermessung 35677/8 Mrg.; hievon sind mit Obstbäumen besetzt 47/8 Mrg., mit Holz bewachsen 1634 Mrg., ausschließlich mit Gras bewachsen 1929 Mrg. Die Gemeinden besitzen an Weidefläche 1670 Mrg. Die eigentlichen Weiden sind gesund und gut, jedoch die an den steilen Muschelkalkgehängen gegen den Neckar und dessen Seitenthäler etwas mager; sie werden nebst der Brach- und Stoppelweide meist mit Schafen befahren, von einzelnen Gemeinden und von Hofbesitzern auch für das Rindvieh benützt. Die Weideverpachtung, wie auch die Pferchnutzung, sichert vielen Gemeinden eine namhafte jährliche Rente; am bedeutendsten sind die Einnahmen in Oberndorf, Bochingen, Epfendorf, Hochmössingen etc. (s. auch die Ortsbeschreibungen).

Ein Theil der Allmand- oder Weidewaldungen könnte zum Waldareal mit Nutzen gezogen werden, was zuweilen geschieht, jedoch liegt solche Beiziehung größtentheils nicht in der Absicht der Gemeinden, welche in dieser Beziehung von den Schafhaltern unterstützt werden. Viele Weiden könnten mit mehr Vortheil, im Interesse einer besseren Weide selbst, mit, den Graswuchs begünstigenden, Laubholzbäumen aufgeforstet werden. Von der Zeit muß auch hier bessere Einsicht in die betreffenden Verhältnisse erwartet werden, obwohl andererseits nicht in Abrede gezogen werden kann, daß die Gemeinden von dem Weidepacht oft bedeutende Revenuen beziehen und die Landwirthschaft mancher Gemeinde nicht unerwünschte Unterstützung an dem Pferch findet.

c) Viehzucht.
Nach der Aufnahme vom 1. Januar 1868 beträgt die Zahl der Pferde 1268, worunter 205 Fohlen unter 3 Jahren; es kommen auf| 100 ortsanwesende Einwohner 5,4 und auf 100 Morgen Fläche 1,4 Pferde. Nach der Viehaufnahme vom 1. Januar 1865 nahm der Bezirk die 33. Stelle ein. Die Pferdezucht ist im allgemeinen nicht von Bedeutung und wird nur von den Orten Beffendorf, Betzweiler, Bochingen, Hochmössingen, Seedorf und 24 Höfe in einiger Ausdehnung getrieben; außer diesen Orten haben Epfendorf und Schramberg eine namhafte Pferdehaltung. Man züchtet vorzugsweise eine tüchtige Land- und Luxemburger Race und bringt die Stuten auf die Beschälplatten nach Waldmössingen, wo drei Hengste aufgestellt sind, zur Bedeckung.

Die Rindviehzucht. Nach der gedachten Aufnahme zählt der Oberamtsbezirk 96 Zuchtstiere, 1311 Ochsen und Stiere über 2 Jahren, 6263 Kühe und Kalbeln, 2075 Stück Schmalvieh und 1847 Kälber; sonach kommen auf 100 Einwohner 49,4, und auf 100 Morgen Fläche 12,9 Stücke Rindvieh. Nach der Viehaufnahme vom 1. Januar 1865 nahm der Bezirk die 30. Stelle in der Reihe der Oberämter ein.

Im allgemeinen ist die Rindviehzucht in gutem Zustande und hat sich in den letzten 30 Jahren sehr verbessert, wenn gleich noch einzelne Gemeinden in derselben einigermaßen zurück sind und noch am Altherkömmlichen hängen. Besonders schöne Viehstände haben Beffendorf, Bochingen, Epfendorf, Fluorn, Hochmössingen, Waldmössingen, Winzeln etc.

Was den Rindviehschlag und Zuchtbetrieb betrifft, so wird im Bezirk vorzugsweise ein durch Simmenthaler Farren gekreuzter Neckar- oder Landschlag gehalten; in einigen Orten findet sich die Tyroler Race gekreuzt mit Landschlag, Allgäuer oder Simmenthaler Race; Epfendorf hält reine Simmenthaler und Peterzell Holländer Race mit Simmenthaler Kreuzung. Zur Nachzucht und Veredlung des Rindviehstandes halten die meisten Gemeinden tüchtige Zuchtstiere theils von reiner Simmenthaler Race, theils eine Kreuzung von Simmenthaler und Landrace, einzelne auch von reiner Landrace. Die Haltung der Zuchtstiere geschieht häufig von den Gemeinden selbst, welche sie anschaffen und unterhalten; in Aichhalden, Alpirsbach, Ehlenbogen, Hardt, Harthausen, Lauterbach, Mariazell, Peterzell, Reuthin, Römlinsdorf, Röthenberg, Schramberg, Sulgau und Sulgen werden die Farren von Ortsbürgern angeschafft und gegen Unterstützung von Seiten der Gemeinden unterhalten. Auf den 24 Höfen halten einzelne Bauern Zuchtstiere gegen Sprunggeld.

Der Handel mit Vieh ist nicht sehr beträchtlich und beschränkt| sich hauptsächlich auf die Ergänzung des Viehstandes und auf den Abstoß des entbehrlich gewordenen Viehs, was hauptsächlich auf benachbarten Märkten geschieht; auf den Viehmärkten in der Oberamtsstadt wird übrigens viel Vieh aufgekauft und nach Baden und Frankreich abgesetzt. Bedeutenden Viehhandel hat Beffendorf, das jährlich 5–600 Stücke absetzt, auch von Epfendorf, Hochmössingen, Röthenberg und Waldmössingen wird viel Vieh, worunter auch gemästetes, in die Umgegend, in’s Badische und zum Theil nach Frankreich verkauft. Namhaften Milchverkauf haben die Orte Oberndorf, Alpirsbach, Harthausen an die dortige Käserei, und Schramberg; in den übrigen Orten wird der Milchertrag, soweit er nicht für den eigenen Bedarf nöthig ist, verbuttert und theilweise als Butter oder Schmalz zum Verkauf gebracht.

Die Schafzucht ist nicht unbedeutend und wird in den meisten Gemeinden theils von Ortsbürgern, theils von Pachtschäfern getrieben; die Einnahme aus dem Schafweidepacht und der Pferchnutzung sichert mancher Gemeinde eine erkleckliche Rente, was zur Erhaltung der Schäfereien, welche überdieß durch die namhaften Weiden begünstigt werden, ermuntert. Die bedeutendste Schafzucht haben Oberndorf, Alt-Oberndorf, Epfendorf, Peterzell und 24 Höfe. Gar keine Schafzucht betreiben Aichhalden, Alpirsbach, Bach und Altenberg, Ehlenbogen, Hardt, Reuthin, Röthenbach, Röthenberg, Sulgau und Sulgen. Die Wolle wird auf inländischen Wollmärkten, zum Theil auch in der nächsten Umgegend abgesetzt; der Abstoß der Schafe geschieht nach Baden und Frankreich. Der Bezirk besaß am 1. Januar 1868 361 spanische, 3004 Bastarde und 488 Landschafe, zusammen 3853 Stücke. In Vergleichung mit den übrigen Oberämtern nahm der Bezirk im Januar 1865 hinsichtlich der spanischen Schafe die 26., der Bastarde die 47. und der Landschafe die 34. Stelle, hinsichtlich der Schafe überhaupt die 49. Stelle ein.

Die Zucht der Schweine ist ganz unbedeutend und sämtliche Orte des Bezirks beziehen entweder alle oder doch die Mehrzahl ihrer Ferkel und Läufer von außen, die sie alsdann meist für den eigenen Bedarf, seltener zum Verkauf aufmästen. Namhaftere Schweinehaltung haben Bach und Altenberg, Ehlenbogen, Hochmössingen, Römlinsdorf, Röthenberg, Seedorf und Sulgen. Die verbreitetste Race ist die halbenglische, auch die bayerische und Landrace wird ziemlich häufig getroffen. Die Zahl der am 1. Januar 1868 vorhandenen Schweine betrug 3183 Stück, unter denen 7 Eber und 74 Mutterschweine waren.

| Die Ziegenzucht ist im allgemeinen sehr gering; sie wird nur in Gemeinden, deren Markungen steile, öde liegende Bergabhänge haben, wie Oberndorf, Alpirsbach, Alt-Oberndorf, Epfendorf, Röthenbach und Schramberg in einiger Ausdehnung der Milch wegen getrieben. Am 1. Januar 1868 waren 881 Stücke im Bezirk.

Die Bienenzucht ist nur in Alpirsbach, Alt-Oberndorf, Bach und Altenberg, Betzweiler, Römlinsdorf und Schramberg von einigem Belang und im Zunehmen begriffen, während man in den übrigen Orten mehr eine Abnahme bemerkt. Im Januar 1868 wurden 1403 Stöcke gezählt.

Die Geflügelzucht (Hühner, junge Hahnen, Gänse, Enten) ist gerade nicht unbedeutend, wird aber mit geringen Ausnahmen nur für den eigenen Bedarf getrieben.

d) Jagd und Fischerei.

In Folge des Jagdgesetzes vom 17. August 1849 ist die ohnehin nicht beträchtliche Jagd auch im diesseitigen Bezirk vollends schnell heruntergekommen; das Schwarzwild wie auch das Edelwild ist schon längst verschwunden und das Reh wurde zur Seltenheit. Erst durch die Gesetze vom 27. Oktober 1855 und 24. Februar 1857 konnte sich die Jagd wieder einigermaßen erholen, so daß sich gegenwärtig ein ganz mäßiger Rehstand über die Waldungen verbreitet. Die Feldjagd auf Hasen, Feldhühner und Wachteln ist ebenfalls sehr mäßig; in den größeren Waldungen, namentlich bei Alpirsbach, wird zuweilen das Haselhuhn getroffen und die höchsten bewaldeten Berge werden noch von dem einsiedlerischen Auergeflügel, jedoch immer seltener, bewohnt. Schnepfen erscheinen auf ihren Wanderungen im Früh- und Spätjahr, auch brüten sie zuweilen in dem Bezirk. Wilde Enten fallen nicht selten, jedoch vorzugsweise in kalten Wintern, in den Gewässern, namentlich im Neckar ein. Von den Raubthieren kommen vor: der Fuchs, der Edel- und Steinmarder, der Iltis, das große und kleine Wiesel, seltener die wilde Katze, der Dachs und der Fischotter. Jagdfrohnen und Hundeaufstockungen sind sämtlich abgelöst.

Die Fischerei ist nur in einzelnen Orten von einiger Bedeutung und nimmt überdieß immer mehr ab, wozu die starke Flößerei, Wasserwerke, Fabriken etc. viel beitragen. Der Neckar führt hauptsächlich Aale, Weißfische, Barben und Aschen; dessen Seitenzuflüsse, wie auch die meisten übrigen Bäche des Bezirks, namentlich die klaren Gewässer im Schwarzwald beherbergen Forellen. In der Eschach bei Seedorf kommen neben gewöhnlichen Fischgattungen vorzugsweise Hechte| und Treischen vor. Von einigem Belang ist die Fischerei in Oberndorf, Alpirsbach, Alt-Oberndorf, Ehlenbogen, Epfendorf, Fluorn, Lauterbach, Schramberg und Seedorf. Das Fischrecht hat meist der Staat, theils gehört es den Gemeinden; in Waldmössingen ist die Fischerei frei gegeben und in Seedorf gehört sie oberhalb des Orts der Pfarrstelle, unterhalb dem Staat (s. hier. die Ortsbeschreibungen).
B. Kunst, Gewerbefleiß und Handel.

Anstalten, welche die Großindustrie repräsentiren, sind folgende:

1. Die K. Gewehrfabrik in Oberndorf mit Hammerwerk, welches das zur Waffenfabrikation erforderliche Eisen liefert. Zur Unterstützung der Wasserkraft sind 2 Dampfmaschinen vorhanden. Die Fabrik – 1811 gegründet – beschäftigt derzeit gegen 200 Arbeiter; das Hammerwerk 10.

2. Die Porcellan- und Steingutfabrik in Schramberg, Besitzer: G. Faist und O. Teufel (Firma: Uechtriz und Faist); sie beschäftigt in 26 Gebäuden über 500 Arbeiter.

3. Die Strohmanufaktur von J. P. Haas u. Co. in Schramberg; hervorgegangen aus der in den 1830er Jahren gegründeten Armenbeschäftigungsanstalt, beschäftigt im Orte selbst mehr als 100 männliche und weibliche Arbeiter, meistens mit Vollendung der auswärts gefertigten Fabrikate. Mit Strohflechten, Anfertigen von Taschen und Hüten und Verarbeitung von Weiden- und Palmenblättern etc. sind theils im Bezirke, theils in den benachbarten Oberämtern und auch in den angrenzenden badischen Gemeinden über 6000 Personen beschäftigt.

Außerdem sind vorhanden:

1. Fabrikations-Anstalten.

Eine mechanische Schafwollspinnerei in Alpirsbach, mit guter Wasserkraft von 24 Pferdekräften, 44 Maschinen, meistens neuester und bester Konstruktion und 1200 Spindeln; beschäftigt 40 Personen.

Die Strohwarenfabrik von Joh. Ev. Wolber in Schramberg, welche Taschen und Hüte von Stroh fabricirt und im Orte selbst etwa 50 Personen, und auswärts gegen 300 beschäftigt.

Das Strohwarengeschäft von Braitsch u. Co. in Aichhalden; beschäftigt etwa 125 Einheimische und ca. 80–100 Auswärtige.

Die Uhrenfabrik von Gebr. Junghans in Schramberg, fabricirt sogenannte amerikanische Uhren – Schiffsuhren – mit allen Bestandtheilen hiezu und beschäftigt 30 Schreiner, 20 Uhrenmacher, 10 Metallarbeiter, Maler und Vergolder.

| Eine Teigwarenfabrik in Schramberg, Besitzer Graf von Bissingen, fabricirt Nudeln, Maccaroni u. s. w.

Eine Wollspinnerei in Schramberg, Besitzer Gebrüder Haas, verarbeitet Schafwolle meistens für den eigenen Bedarf des Strickgeschäfts.

Die Wollstrickerei in Schramberg – wohl der älteste Industriezweig daselbst – ernährte früher den größten Theil der ärmeren Bevölkerung, und jetzt noch beschäftigt sie mit 9 Meistern im Orte über 100 Personen und wohl mindestens ebensoviele auswärts.

Das Stahl- und Eisenwerk von Uechtriz und Faist in Schramberg besitzt 1 Groß- und 1 Klein- samt einem Raffinierfeuer und fabricirt abwechselnd Eisen und Stahl, sowohl für den Verkauf als für den eigenen Bedarf der Steingutfabrik.

Eine Papiermühle in Schramberg – von F. Bollinger – die eine der ältesten im Lande sein soll, fabricirte früher renommirtes Handpapier, und jetzt nur noch Pappdeckel und Packpapier.

Die Fabrikation emaillirter Uhrenzifferblätter von Christoph Schweizer in Schramberg, beschäftigt im Hause selbst 12 Arbeiter und auswärts mit dem Auftragen der Ziffern 14 Personen.

Die Fabrikation von Zugfedern in Schramberg, fertigt die Spiralen zu den Taschen- und Schwarzwälder-Uhren, namentlich aber für die Schiffsuhren, aus feinstem englischem Gußstahl.

Hieran knüpfen sich einige Fabrikationsanstalten, welche nicht eigentlich fabrikmäßig, aber von verschiedenen Meistern schwunghaft betrieben werden, so in erster Linie die Anfertigung von Schwarzwälderuhren. Außer Schwenningen O.-A. Rottweil ist in Württemberg Schramberg der einzige Ort, wo dieser Industriezweig in größerem Maßstabe betrieben wird. Gegenwärtig mögen in Schramberg 23 Meister und über 100 Gehilfen sein, welche alle Sorten sog. Schwarzwälderuhren, von der ordinärsten bis zur elegantesten Ausstattung fertigen. Die Fabrikate gehen nach dem ganzen Zollverein, Rußland, der Wallachei, Frankreich, der Schweiz, Österreich, Holland und Belgien.

Im Gefolge der Uhrenindustrie ist neben der oben schon beschriebenen Zugfedern- und Zifferblätter-Fabrikation vorhanden:

Eine Messinggießerei, welche Bestandtheile zu den Schwarzwälderuhren liefert, sowie das Gewerbe der Schildmaler.

Die Leinwandweberei wird im ganzen Oberamtsbezirk mit 195 Stühlen und 195 Arbeitern betrieben. Als Nebenbeschäftigung wird die Leinwandweberei in 19 Ortschaften mit 270 Stühlen| und 270 Arbeitern betrieben. Am schwunghaftesten findet sie in Aichhalden statt.

Die Baumwollweberei mit 23 Stühlen und 25 Arbeitern in 3 Gemeinden; die Zeuglensweberei mit 16 Stühlen und 16 Arbeitern in einer Gemeinde.

Erst im vorigen Jahre wurde ins Leben gerufen: eine Kammfabrik in Lauterbach; daselbst werden auch Spiel- und feine Holzwaren, z. B. Dosen, fabricirt.

Rothgerbereien bestehen in 5 Orten, zusammen 17 mit 26–30 Arbeitern; hierunter sind Alpirsbach und Oberndorf am bedeutendsten.

Die Zündhölzchenfabrikation wird in Alpirsbach und Röthenberg mit zusammen 17 Arbeitern betrieben.

Eine Leimsiederei besteht in Schramberg.

Wassergetreidemühlen sind vorhanden 49, mit 135 Mahl-, Gerb- und Schrotgängen etc. und 98 Gehilfen. Als die bedeutendsten sind hervorzuheben: die gräflich v. Bissingen’sche Kunstmühle in Schramberg und die Kunstmühle von Faist und Teufel daselbst.

20 Ölmühlen mit 20 Arbeitern.

19 Sägmühlen mit 24 Arbeitern; die bedeutendste ist die gräflich v. Bissingen’sche Sägmühle in Schramberg.

7 Gipsmühlen mit 8 Arbeitern.

9 Lohmühlen mit 10 Arbeitern.

3 Knochenmühlen mit 3 Arbeitern, in Schramberg und Hardt.

2 Schleifmühlen mit 4 Arbeitern, in Oberndorf und Alpirsbach.

6 Hanfreiben.

4 Walkmühlen in Schramberg.

2 Naturbleichanstalten in Schramberg.

14 Ziegeleien mit 46 Arbeitern; mit diesen sind verbunden 11 Kalkbrennereien. Die bedeutendste ist die zu Oberndorf, welche dem Oberamtspfleger Frueth gehört.

1 Gipsbrennerei mit 1 Arbeiter in Oberndorf.

An Getränkefabriken sind vorhanden:

40 Bierbrauereien mit 80 Arbeitern. Unter diesen sind von größerem Belang 1 in Oberndorf, 1 in Alpirsbach, 1 in Lauterbach und 1 in Waldmössingen.

78 Branntweinbrennereien mit 130 Arbeitern.

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2. Mechanische Künstler und Handwerker.
Meist. Geh. Meist. Geh.
Bäcker 113 20   Metzger 66 12
Barbiere 9 2 Mühlebauer 3 1
Bildhauer 3 Nagelschmiede 8 2
Buchbinder 5 2 Nätherinnen 43
Bürstenbinder 2 1 Pflästerer 1
Conditoren 6 2 Putzmacherinnen 8
Drechsler 16 6 Räder- u. Stellmacher 23 8
Dachdecker 13 3 Seifensieder 6 1
Färber 6 9 Seiler 10 5
Feilenhauer 2 1 Sattler 19 6
Fischer 5 Schindelmacher 1
Flaschner 5 2 Schirmmacher 1
Flößer und Waldhauer 57 Schlosser 26 8
Gärtner 3 Schmiede aller Art (excl.
Glaser 18 4      Nagelschmiede) 61 43
Graveure 1 Schneider 80 33
Gipser 3 18 Schreiner 91 74
Hafner 19 7 Schuster 69 61
Holzmesser 1 Siebmacher 1
Hutmacher 4 2 Steinbrecher 2
Kaminfeger 2 1 Strumpfweber 1
Kammmacher (außer Tuchmacher 3 2
     der Kammfabrik Uhrmacher (Klein- und
     in Lauterbach) 3 2      Großuhrmacher und
Kleemeister 3      einschließlich der
Korbmacher 22      oben erwähnten
Kürschner und      Schwarzw. Uhrmacher
      Kappenmacher 4      in Schramberg) 63 112
Küfer u. Kübler 50 7 Wagner 23 9
Kupferschmiede 6 2 Weißgerber 2
Leist- u. sonstige Zimmerleute 75 43
     Holzwarenverfertiger 3 Zimmermaler 4
Maurer u. Steinhauer 102 70 Zinngießer 1 1
3. Handelsgewerbe.
Kaufleute mit offenen Verkaufsstellen 34 mit 9 Gehilfen.
Seßhafte Krämer, Kleinhändler und Viktualienhändler 111.|
Hausirer 158.
Frachtfahrer und Lohnkutscher 4.
Karrenfuhrleute 7.
Mit dem Viehhandel beschäftigen sich 4, mit dem Getreidehandel 8 Personen.
Weinhandel treiben 3 Personen.

Der Holzhandel wird hauptsächlich in Alpirsbach betrieben. Auch in Schramberg ist eine Floßholzeinbindstätte (an der Schiltach), von wo aus jährlich etwa 20 Flösse abgehen. Sodann befinden sich am Neckar Holzeinbindstätten zu Oberndorf, Alt-Oberndorf und Epfendorf.

Der Bezirk zählt ferner:

Apotheken 4.
Badanstalten 2.
Schildwirthschaften 94.
Speisewirthschaften 29.
Schenk- und Gassenwirthschaften 54.
Buchdruckereien 1,

nämlich in der Oberamtsstadt Oberndorf (Besitzer Wilhelm Brandecker); sie wird mit Dampfkraft getrieben und hat 2 Schnellpressen und beschäftigt ca. 20 Arbeiter; zugleich Druck und Verlag des „Schwarzwälder Boten“ mit 12.000 Abonnenten.

Lithographische Anstalten 1, in Schramberg.

  1. Siehe auch die Ortsbeschreibungen.
« Kapitel A 4 Beschreibung des Oberamts Oberndorf Kapitel A 6 »
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