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Beschreibung des Oberamts Rottweil/Kapitel A 3

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« Kapitel A 2 Beschreibung des Oberamts Rottweil Kapitel A 4 »
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Einwohner.


A. Bevölkerungsstatistik.[1]
1) Stand und Bewegung der Bevölkerung im allgemeinen.

Erst seit 1842 hat der Oberamtsbezirk Rottweil seine jetzige Begrenzung. In diesem Jahr sind demselben nämlich durch das Gesetz vom 6. Juli 1842 die 4 bis dahin dem Oberamt Spaichingen zugetheilt gewesenen Gemeinden: Dormettingen, Dotternhausen, Hausen am Thann und Roßwangen und die weitere früher zum Oberamt Tuttlingen gehörige Gemeinde Schwenningen einverleibt worden. In die auf S. 60 folgende Übersicht über den Stand der Bevölkerung des Bezirks nach verschiedenen Zählungen, während der Periode 1812 bis 1871, ist daher die Bevölkerung jener 5 Gemeinden der Vergleichbarkeit wegen auch für die Zeit vor 1842 aufgenommen.

Wie aus dieser Übersicht hervorgeht, hat die Bevölkerung des jetzigen Oberamtsbezirks von 1812 beziehungsweise 1813 an bis 1846 fortwährend zu-, von da an aber bis 1852 und noch mehr bis 1855 erheblich abgenommen, so daß dieselbe, ungeachtet der seit 1855 wieder eingetretenen Zunahme, im Jahr 1871 den früheren| Stand von 1846 noch nicht wieder erreicht hatte. Und zwar beträgt die Zunahme bei der ortsanwesenden Bevölkerung in dem Zeitraum 1813–46 43,67 %, oder jährlich 1,32 %. Die Abnahme von 1846–52 dagegen berechnet sich auf 4,73 oder jährlich 0,79 %, von 1852–55 sodann auf 7,41 oder jährlich 2,47 % und im Ganzen von 1846–55 auf 11,78 oder 1,31 %, während die Zunahme von 1855 bis 1871 im Ganzen nur 7,81 oder jährlich 0,49 % ausmacht.

Die Abnahme der Bevölkerung des Bezirks in der Periode 1846–55 und namentlich in den 3 Jahren 1852–55 war aber eine Folge des damaligen allgemeinen wirthschaftlichen Nothstandes, herbeigeführt hauptsächlich durch die Kartoffelkrankheit, die Kreditlosigkeit und den Mangel einer mehr entwickelten gewerblichen Thätigkeit. Dieser Nothstand hatte daher auch in den meisten übrigen Bezirken des Landes einen Rückgang der Bevölkerung zur Folge, äußerte sich aber besonders stark in unserem Bezirk, sowie in dem benachbarten Oberamt Oberndorf,[2] daher denn auch beide Bezirke für die 3jährige Periode 1850–53 unter denjenigen sich befanden, in welchen die meisten Gantfälle vorkamen, denn es traf damals durchschnittlich[3]

in Württemberg 1 Gantfall auf 352 Einwohner
im Schwarzwaldkreis 256 Einwohner
im Oberamt Rottweil 184 Einwohner O.Z. 59.
im Oberamt Oberndorf 137 Einwohner O.Z. 64.

Da die Landwirthschaft damals, wie sie es im Ganzem auch jetzt noch ist, der vorherrschende Erwerbszweig der Bevölkerung war, so ist anzunehmen, daß die Verhältnisse, welche auf die ökonomische Wohlfahrt einer solchen Bevölkerung von großem Einfluß sind, wie z. B. die Ergiebigkeit des Bodens und die Vertheilung des Grundbesitzes, auch damals ihre Wirkung äußern mußten.

Die Abnahme der Bevölkerung war nämlich in den einzelnen Gemeinden des Oberamtsbezirks eine sehr ungleiche und bewegte sich in der 3jährigen Periode von 1852–55 zwischen 0,22 % in Zimmern ob Rottweil und 8,96 % jährlich in Dautmergen. Die größte, den Durchschnitt des Bezirks übersteigende, Abnahme von mehr als 2,47 % haben die folgenden 14 Gemeinden erlitten, und zwar:

(Fortsetzung S. 62.)
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Übersicht über den Stand der Bevölkerung in sämtlichen Gemeinden des Bezirks
und zwar in den Jahren:
Gemeinden. 1812 1813 1826 1834
1. November. 15. December
Ortsangehörige. Ortsanwesende. Ortsangehörige. Ortsangehörige. Ortsanwesende.
01. Rottweil 3614 3905 3900 4322 4498
02. Böhringen 489 457 581 654 619
03. Bösingen 549 548 698 779 780
04. Bühlingen 223 216 271 321 342
05. Dautmergen 504 415 528 583 507
06. Deißlingen 1226 1253 1613 1668 1583
07. Dietingen 549 574 561 602 635
08. Dormettingen 607 614 742 766 703
09. Dotternhausen 606 602 732 857 791
10. Dunningen 1081 1043 1276 1471 1403
11. Feckenhausen 135 125 129 162 167
12. Flötzlingen 517 527 590 607 610
13. Göllsdorf 484 424 629 638 665
14. Gößlingen 422 401 484 470 421
15. Hausen am Thann 491 437 432 549 490
16. Hausen ob Rottweil 326 341 341 366 351
17. Herrenzimmern 402 401 432 461 493
18. Horgen 366 384 413 457 407
19. Irslingen 529 529 556 636 611
20. Lackendorf 137 171 149 180 191
21. Lauffen 470 495 551 617 577
22. Locherhof 276 261 396 472 362
23. Neufra 347 331 405 467 443
24. Neukirch 244 251 344 448 452
25. Roßwangen 361 350 479 464 442
26. Schömberg 1298 1286 1472 1628 1590
27. Schwenningen 2687 2606 3154 3546 3481
28. Stetten ob Rottweil 284 307 303 337 359
29. Täbingen 520 505 517 505 491
30. Villingen 450 480 573 559 563
31. Wellendingen 897 819 1080 1341 1281
32. Zepfenhan 465 470 546 636 579
33. Zimmern ob Rottweil 383 410 438 508 506
34. Zimmern unter der Burg 353 345 451 499 475
22.292 22.283 25.766 28.576 27.868
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Gemeinden. 1846 1852 1855 1867 1871
3. December. 15. December 1. Decbr.
Ortsan-
gehörige.
Ortsan-
wesende.
Ortsanwesende.
01. Rottweil 4683 5196 4865 4531 5447 5135
02. Böhringen 747 668 668 577 638 652
03. Bösingen 968 927 878 842 896 910
04. Bühlingen 361 350 334 320 379 345
05. Dautmergen 639 528 640 468 433 396
06. Deißlingen 1892 1767 1686 1574 1881 1810
07. Dietingen 759 753 768 676 705 694
08. Dormettingen 778 739 702 636 615 597
09. Dotternhausen 985 876 880 808 845 815
10. Dunningen 1695 1657 1451 1424 1532 1609
11. Feckenhausen 257 251 268 221 248 261
12. Flötzlingen 649 641 625 580 654 643
13. Göllsdorf 755 689 673 647 737 687
14. Gößlingen 442 392 349 335 319 317
15. Hausen am Thann 627 568 503 453 502 525
16. Hausen ob Rottweil 387 375 371 364 377 377
17. Herrenzimmern 571 550 577 550 518 530
18. Horgen 504 506 495 524 527 528
19. Irslingen 742 736 723 667 617 616
20. Lackendorf 261 283 286 251 260 281
21. Lauffen 721 665 613 601 831 752
22. Locherhof 562 503 427 444 404 380
23. Neufra 515 465 460 429 625 479
24. Neukirch 609 541 537 455 482 448
25. Roßwangen 528 467 437 409 481 462
26. Schömberg 1724 1677 1486 1413 1496 1461
27. Schwenningen 4342 4343 4133 3763 4448 4314
28. Stetten ob Rottweil 368 389 414 393 393 403
29. Täbingen 571 543 568 532 518 512
30. Villingen 703 676 674 637 748 693
31. Wellendingen 1535 1350 1283 1114 1227 1249
32. Zepfenhan 749 707 553 481 457 444
33. Zimmern ob Rottweil 674 644 607 603 628 632
34. Zimmern unter der Burg 647 593 568 521 519 493
32.950 32.015 30.502 28.243 31.387 30.450
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01. Dautmergen mit 8,96 %
02. Feckenhausen mit 5,85 %
03. Neukirch mit 5,09 %
04. Böhringen mit 4,54 %
05. Wellendingen mit 4,39 %
06. Zepfenhan mit 4,34 %
07. Lackendorf mit 4,08 %
08. Dietingen mit 3,99 %
09. Hausen am Thann mit 3,31 %
10. Dormettingen mit 3,14 %
11. Schwenningen mit 2,98 %
12. Zimmern unter der Burg mit 2,76 %
13. Dotternhausen mit 2,73 %
14. Irslingen mit 2,58 %

Wenn man den Oberamtsbezirk Rottweil dem Lauf der Prim und des Neckars entlang in zwei ungleiche Hälften abscheidet,[4] wovon alsdann die rechts der Prim und des Neckars gelegene die östliche, die links derselben sich erstreckende die westliche bildet; so gehören von den eben genannten Gemeinden nur Lackendorf und Schwenningen zur westlich gelegenen Hälfte des Bezirks, die sämtlichen übrigen aber der östlichen Hälfte des Oberamts an. Insbesondere sind von diesen wieder die 8 Gemeinden Wellendingen, Feckenhausen, Zepfenhahn, Neukirch, Dautmergen, Dormettingen, Dotternhausen und Hausen am Thann mit ihrem Ackerland auf dem höher gelegenen und rauheren Theil der längs dem Abfall und Fuß der Alb sich erstreckenden Gebirgsformationsgruppe des braunen und schwarzen Jura gelegen.

Auch von 1846–52 aber hat die Bevölkerung in den meisten Gemeinden schon einen, wenn auch nicht so starken Rückgang, wie von 1852–55 erlitten und wenn man diejenigen zusammenstellt, in welchen derselbe jährlich mehr als 1 % betrug, so erscheinen, neben den oben schon ausgeführten Orten Zepfenhan und Hausen am Thann, mit 3,63 und 1,91 % jährlichen Verlusts, noch die weiteren Gemeinden:

1. Locherhof mit 2,52 %
2. Dunningen mit 2,07 %
3. Schömberg mit 1,90 %
4. Gößlingen mit 1,83 %
5. Lauffen mit 1,30 %
6. Roßwangen mit 1,07 %
7. Rottweil mit 1,06 %
wovon die Gemeinden Schömberg, Gößlingen und Roßwangen mit ihren Ackerflächen vorherrschend gleichfalls dem Lias und braunen| Jura angehören und im östlichen Theile des Bezirks liegen, so daß mit Ausnahme von Täbingen die sämtlichen vorwiegend der letzteren Formationsgruppe angehörigen Gemeinden des Oberamts unter denjenigen mit größerer Bevölkerungsabnahme begriffen sind.

Die Markungen Locherhof, Dunningen sodann gehören im westlichen Theil den weniger ergiebigen Wellengebilden an, während das Ackerland bei den sämtlichen übrigen Gemeinden des Bezirks, mit Ausnahme der zur Keuperformation zu rechnenden Markungen Zimmern unter der Burg, Göllsdorf, Neufra, in der fruchtbareren Muschelkalkformation liegt.[5]

Vergleicht man sodann die nach der Aufnahme von 1857 sich ergebenden Zahlen über die Vertheilung des Grundbesitzes,[6] so war dieselbe damals, insofern als nach jener Aufnahme durchschnittlich im ganzen Oberamt von 100 Besitzern 67,04 mit weniger als 5 Morgen gezählt worden sind, eine weitgehende und das Oberamt stand, weil das Landesmittel hiefür 63 % beträgt, mit der Ordnungsziffer 21 ziemlich weit obenan. Wenn man daher wieder diejenigen Gemeinden zusammenstellt, bei welchen 1857 mehr als 63 Grundbesitzer von weniger als 5 Morgen gezählt worden sind, so erhält man die nachstehende Ordnungsfolge.

Es waren in der Gemeinde unter 100 Eigenthümern
solche von weniger
als 5 Morgen
01. Dautmergen       88,29
02. Hausen am Thann 83,67
03. Gößlingen 81,98
04. Neufra 79,53
05. Rottweil 76,04
06. Göllsdorf 75,20
07. Zimmern unter der Burg 73,17
08. Dotternhausen 72,87
09. Täbingen 71,80
10. Zepfenhan 71,73
11. Schömberg 71,51
12. Dunningen 70,70
13. Deißlingen 68,50
14. Lauffen 66,19
15. Locherhof 65,65
16. Zimmern ob Rottweil 64,77
17. Schwenningen 64,59
18. Roßwangen 63,33
| Von diesen 18 Gemeinden gehören neben der Oberamtsstadt zwar noch 6, nämlich:

Schwenningen, Deißlingen, Lauffen, Zimmern ob Rottweil, Locherhof und Dunningen,

der links vom Lauf der Prim und des Neckars sich erstreckenden westlichen Hälfte des Bezirks an, doch erscheint gerade in den letzteren 6 Gemeinden die Theilung des Grundbesitzes etwas weniger groß als in den voranstehenden 10 Gemeinden zu 1–4 und 6–11, welche der östlichen Hälfte angehören.[7]

Zugleich sind aber 13 oder circa zwei Drittheile dieser Gemeinden (nämlich die zu 1. 2. 3. 5. 7. 8. 10. 11. 12. 14. 15. 17. 18. genannten) unter denjenigen begriffen, welche nach den vorangehenden Zusammenstellungen von 1846–52 oder auch von 1852–55 den größten Bevölkerungsrückgang erlitten haben, und es sprechen daher diese Zahlen im Ganzen dafür, daß es namentlich bei den Ende der 1840er und Anfangs der 1850er Jahre eingetretenen Mißernten theils die geringere Ergiebigkeit des Bodens, theils die größere Theilung des Grundbesitzes war, welche vornehmlich zur Zerrüttung des Wohlstands und daher auch zur Abnahme der Bevölkerung beigetragen haben, und daß ebendeßhalb der östliche rechts vom Lauf der Prim und des Neckars gelegene Theil des Bezirks, vermöge seiner im Ganzen weniger günstigen Verhältnisse bezüglich der Ergiebigkeit und der Vertheilung der landwirthschaftlichen Besitzungen, auch härter hievon betroffen worden sei. Die Verschiedenheit der Verhältnisse in diesen beiden ungleichen Hälften des Oberamts ergibt sich aber auch schon aus der ganzen Art und Weise der Vertheilung der Bevölkerung.

Es entfallen nämlich:|
von der ganzen Bevölkerung
des Bezirks bestehend aus:
auf die 16 Gemeinden
der westlichen Hälfte.
auf die 18 Gemeinden
der östlichen Hälfte.
Gemeinden. Einwohner. Gemeinden. Einwohner.
2 Gemeinden von 3000 und mehr Einwohnern 2 9449
4 Gemeinden von 1000 bis 2000 Einwohnern 2 3419 9893 2 2710
15 Gemeinden von 500 bis 1000 Einwohnern 7 4688 8 5098
13 Gemeinden von weniger als 500 Einwohnern 5 1786 8 3300
16 19.342
= 63,52 %
18 11.108
= 36,48 %

Während also der westlichen Hälfte des Bezirks gerade die beiden größten über 3000 Einwohner besitzenden Gemeinden des Bezirks, Rottweil und Schwenningen, angehören, und von der Einwohnerschaft der 19 Gemeinden von 500–2000 Personen auf beide Hälften des Oberamts nahezu gleichviel entfällt, ist in den östlichen Theilen des Oberamts die Gesamteinwohnerzahl der Gemeinden von weniger als 500 Seelen fast doppelt so groß als in den westlichen, so daß von der ganzen Bevölkerung der Orte von weniger als 3000 Einwohnern 11.108 Personen auf die östliche und nur 9893 auf die westliche Hälfte des Oberamts entfallen.

Vergleicht man diese beiden ungleichen Hälften hinsichtlich des landwirthschaftlich benützten Areals, so entfallen von diesem ganzen, 1857 zu 74.915 Morgen berechneten, Areal aus die

westliche Hälfte
42.373 Morgen
oder 56,56 %
östliche Hälfte
32.542 Morgen
oder 43,44 %
Obgleich nun aber auf 57 % landwirthschaftlich benützter Fläche in der westlichen Hälfte des Oberamts 64 % der Bevölkerung entfallen, in der östlichen dagegen auf 43 % derselben Fläche nur 36 % an der Gesamtbevölkerung, so haben sich gleichwohl die Verhältnisse| der Vertheilung des Grundeigenthums in den östlichen Theilen des Bezirks ziemlich ungünstiger gestaltet als in den westlichen.

Das Oberamt Rottweil erscheint nämlich nach der Aufnahme von 1857, obgleich im Ganzen mit weit gehender Theilung des Grundbesitzes, doch zugleich mit der O.Z. 13 unter denjenigen Bezirken, welche die meisten landwirthschaftlichen Besitzungen erster Klasse von mehr als 200 Morgen aufweisen und da diese größeren Güter vorzugsweise in der östlichen Hälfte des Bezirks sich befinden, so ist die natürliche Folge davon, daß die Klasse der mittleren und ansehnlicheren Güter hier weit weniger stark, die Zahl der kleinen Besitzungen dafür aber verhältnißmäßig desto stärker vertreten ist.

Es entfallen nämlich nach der Aufnahme von 1857

auf die Besitzungen von in der westlichen in der östlichen
Hälfte des Bezirks
Eigenthümer. in Procenten. Eigenthümer in Procenten.
mehr als 200 Morgen 8 0,2 14[8] 0,4
von 50–200 Morgen 117 2,5 36 0,9
von 30–50 Morgen 200 4,2 73 1,9
von 10–30 Morgen 684 14,5 500 12,9
weniger als 10 Morgen 3703 78,6 3240 83,9
4712 100 3863 100

In der westlichen Hälfte des Bezirks sind also die mittleren und ansehnlichen Besitzungen zahlreicher und die kleineren relativ weniger häufig. Dazu kommt nun, daß hier zugleich ein verhältnißmäßig viel größerer Theil der Bevölkerung auf die größeren Gemeinden von über 1000 Einwohnern entfällt, wo neben einem lebhafteren Verkehr theilweise auch eine größere gewerbliche Thätigkeit (Uhrmacherei, Stickerei, Weberei etc.) sich mit der Landwirthschaft verbindet.

Der Rückschlag, welchen die Bevölkerung des Bezirks Anfangs der 1850er Jahre erlitten hat, und welcher, bei gleichzeitiger| Abnahme der Zahl der Trauungen und der Geborenen, mit einer größeren Sterblichkeit und Auswanderung verbunden war, ist in den über den Gang der Bevölkerung berechneten Proportionalen für die Decennien 1842–52 und 1846–56, gegenüber den vorangegangenen 10jährigen Perioden und den für die 8 Jahre 1858–66 sich ergebenden Verhältnißzahlen, erkennbar.

Zwar sind die Verhältnißzahlen, von 1842–52 an, für den um 5 Gemeinden vergrößerten Bezirk berechnet, allein da dieser Zuwachs neben der gewerbsamen Bevölkerung Schwenningens noch denjenigen von 4 vorzugsweise ackerbautreibenden Gemeinden, also zugleich verschiedenartige Bevölkerungsbestandtheile enthält, so dürfte die Vergleichbarkeit der durchschnittlichen Verhältnißzahlen der späteren Perioden mit denen der früheren, in Folge der Vermehrung der Einwohnerzahl des Oberamts, nicht beeinträchtigt sein und die größeren Abweichungen, welche sich für die einzelnen Jahrzehnte ergeben, können im Ganzen als das Ergebniß der Verschiedenheit in der zeitweise günstigen oder ungünstigen Lage der wirthschaftlichen Verhältnisse betrachtet werden. Überdieß wäre eine Umrechnung dieser Verhältnißzahlen bei dem für die einzelnen Gemeinden nur noch lückenweise vorhandenen Material nicht mehr thunlich.

Der durchschnittliche natürliche Zuwachs der Bevölkerung durch den Überschuß der Geborenen über die Gestorbenen auf je 1000 Einwohner, berechnet sich nämlich:

In der Periode von im
ganzen
Land.
im
Schwarzwald-
kreis.
im
Oberamtsbezirk
Rottweil.
OZ.
1812–22 6,14 8,34 7,40 27
1822–32 9,54 12,12 12,96 8
1832–42 8,92 11,22 12,91 5
1842–52 9,04 9,20 9,72 21
1846–56 6,41 5,89 4,35 52
1858–66 8,92 10,68 10,33 19
nach dem Durchschnitt
dieser sämtlichen Perioden
8,14 9,54 9,59 16
und nach den unten angehängten, von Oberamtsarzt Dr. Rapp übergebenen Berechnungen, beläuft sich ferner das durchschnittliche Mehr| der Geborenen über die Gestorbenen pro 1. Juli 1853/31. Dec. 1871 im Oberamtsbezirk Rottweil für je 1000 Einwohner auf 7,80.

Obige Übersicht zeigt also, daß in der Periode 1846–56 sowohl in ganz Württemberg, als namentlich im Schwarzwaldkreis und im Oberamt Rottweil der Überschuß der Geborenen über die Gestorbenen ein vergleichungsweise sehr geringer gewesen ist. Da nun andererseits schon in der Periode 1842–52 die Auswanderung eine sehr starke war, so daß auf je 203 Einwohner jährlich 1 Auswanderer kam[9] und Rottweil dabei mit der OZ. 5 gegenüber von den meisten Oberamtsbezirken voranstand; auch neben den zur Kenntniß der Behörden gekommenen Auswanderungen in Württemberg jederzeit noch sehr viele dauernd ins Ausland gingen, ohne förmlich auszuwandern, wie aus der größeren Zahl der Ortsangehörigen gegenüber den Ortsanwesenden hervorgeht,[10] so ist der nach obiger Übersicht von 1846–55 eingetretene Rückgang der Bevölkerung des Bezirks aus diesen Erscheinungen hinreichend erklärlich, wie denn auch die weiteren im folgenden Abschnitt gegebenen Zahlen über die Abnahme der Trauungen hiemit übereinstimmen.

Über den Überschuß der Geborenen in den einzelnen Gemeinden sind aus älterer Zeit keine Berechnungen vorhanden, dagegen liegen solche in dem unten von Oberamtsarzt Dr. Rapp gegebenen Beitrag für die Periode 1. Juli 1853 bis 31. December 1871 vor.

Von den 11 Gemeinden, welche in der hienach beigegeben Tabelle II. den größten natürlichen Volkszuwachs zeigen, gehören

      a) der westlichen Hälfte des Bezirks an:
Schwenningen mit einem Überschuß der Geborenen
auf je 100 Einwohner von
1,52 (OZ. 04)
Horgen mit einem etc. desgl. von 1,21 (OZ. 08)
Flötzlingen mit einem etc. desgl. von 1,39 (OZ. 05)
Lackendorf mit einem etc. desgl. von 1,71 (OZ. 02)
Locherhof mit einem etc. desgl. von 1,24 (OZ. 07)
Hausen ob Rottweil mit einem etc. desgl. von 1,34 (OZ. 06)
Villingen mit einem etc. desgl. von 1,15 (OZ. 09)
      b) sodann der östlichen Hälfte:
Neufra mit einem etc. desgl. von 1,53 (OZ. 03)
Wellendingen mit einem etc. desgl. von 1,11 (OZ. 10)
Feckenhausen mit einem etc. desgl. von 1,89 (OZ. 01)
Täbingen mit einem etc. desgl. von 1,03 (OZ. 11)
| Wenn man die Ordnungszahlen 1–11 bei den Gemeinden des Oberamtsbezirks Rottweil zugleich als Maßstab für eine relativ hohe Zahl Geborener und im ersten Lebensjahr gestorbener Kinder und diejenigen von 24–34 umgekehrt als Maßstab für eine relativ geringe Zahl Geborener und im ersten Lebensjahr gestorbener Kinder annimmt, so erscheinen diese Gemeinden sämtlich zugleich als solche, welche entweder eine sehr hohe Zahl Geborener oder eine geringere Kindersterblichkeit aufweisen, mit Ausnahme von Neufra, welches seinen höheren Volkszuwachs bei hoher Zahl Geborener und großer Kindersterblichkeit erzeugt und von Locherhof, dessen größerer Volkszuwachs bei hoher Zahl Geborener und geringer Kindersterblichkeit erscheint.

Die 11 Gemeinden, welche den geringsten natürlichen Volkszuwachs oder keinen solchen oder sogar ein Mehr der Gestorbenen zeigen, sind dagegen

      1) in der westlichen Hälfte des Bezirks:
Rottweil Mehrgestorbene 0,06 (OZ. 32)
Herrenzimmern Mehrgeborene 0,66 (OZ. 24)
      2) in der östlichen Hälfte des Oberamtsbezirks:
Irslingen Mehrgeborene 0,49 (OZ. 27)
Dietingen desgl. 0,29 (OZ. 29)
Zepfenhan Mehrgestorbene 0,22 (OZ. 34)
Gößlingen Mehrgeborene 0,31 (OZ. 28)
Zimmern unter der Burg desgl. 0,17 (OZ. 30)
Dautmergen 0,00 (OZ. 31)
Dormettingen Mehrgestorbene 0,12 (OZ. 33)
Dotternhausen Mehrgeborene 0,61 (OZ. 26)
Hausen am Thann desgl. 0,64 (OZ. 25)

Mit Ausnahme von Herrenzimmern und Hausen am Thann haben alle diese Gemeinden nach der unten beigegebenen Tabelle II. innerhalb der Ordnungsziffern (24–34) eine relativ geringe Zahl Geborener und 5 derselben zeigen dabei innerhalb der Ordnungsziffern (1–11) auch noch eine große Kindersterblichkeit.

Zugleich sind sie mit Ausnahme von Herrenzimmern unter denjenigen begriffen, welche von 1846–52 oder 1852–55 den größten Abgang an der Bevölkerung erlitten haben und es ist dieß nunmehr diesen neueren Berechnungen zufolge um so erklärlicher, als hienach in der östlichen Hälfte des Oberamtsbezirks, wo die Landwirthschaft noch mehr als in der westlichen und zugleich unter weniger günstigen Bedingungen den vorherrschenden Erwerbszweig bildet, auch schon zu Erzeugung und Heranziehung eines größeren Überschusses an Geborenen im Ganzen weniger Neigung vorhanden| zu sein scheint. Denn auch bei den übrigen auf S. 68 u. 69 nicht aufgeführten 5 Gemeinden[11] der östlichen Hälfte des Bezirks ist der natürliche Volkszuwachs mit 0,67 bis 0,99 Geburten-Überschuß auf je 100 Einwohner ein geringerer als bei den nicht genannten 7 Gemeinden der westlichen Hälfte[12], in denen er sich zwischen 0,82 bis 1,01 bewegt, so daß die Mehrzahl der Bevölkerung der östlichen Hälfte des Bezirks einen mittleren bis geringen, die Mehrzahl von der Bevölkerung der westlichen Hälfte dagegen einen mittleren bis hohen natürlichen Zuwachs zeigt. Im Ganzen aber gehört der Bezirk, wie die oben S. 67 gegebene Übersicht zeigt, mit einem durchschnittlichen Überschuß von 9,59 Mehrgebornen auf je 1000 Einwohner und der Ordnungsziffer 16 unter diejenigen Oberämter, wo der natürliche Volkszuwachs das Landesmittel erheblich überschreitet.
2. Trauungen insbesondere.

Es folgt zunächst eine Übersicht der in der 20jährigen Periode 1838–57 im Bezirk vorgenommenen Trauungen

(Hieher die Übersicht auf S. 71.)

Die fortwährende Abnahme der Trauungen von 1846 bis 1855 und daß dieselbe im Oberamtsbezirk Rottweil stärker war, als durchschnittlich im Schwarzwaldkreis sowohl als in Württemberg überhaupt, ist hieraus deutlich ersichtlich, sowie auch, daß die Zahl derselben nach 1855 zwar wieder etwas gestiegen ist, aber 1857 den Stand von 1845 nicht wieder erreicht hatte.

Nach den neuen auf Anordnung des Bundesraths stattfindenden Aufnahmen war die Zahl der Trauungen

in Württemberg. im Schwarzwaldkreis. im Oberamt Rottweil.
1871 20.763 4898 301
1872 19.533 4783 321
somit durchschnittlich 20.148 4840 311
|
Es beträgt I. In der 8jährigen
Periode von1838/45
die durchschnittliche
Zahl der jährlichen
II. In der 5jährigen
Periode von 1846/50
die durchschnittliche
Zahl der jährlichen
III. In der 4jährigen
Periode von 1851/54
die durchschnittliche
Zahl der jährlichen
IV. In der 3jährigen
Periode von 1855/57
die durchschnittliche
Zahl der jährlichen
V. in dem
ganzen
20jährigen
Zeitraum
von
1838/1857
die Summe
der Trau-
ungen.
Trau-
ungen
ortsan-
gehörigen
Einwohner
das
Verhält-
niß
beider
Trau-
ungen
ortsan-
gehörigen
Einwohner
das
Verhält-
niß
beider
Trau-
ungen
ortsan-
gehörigen
Einwohner
das
Verhält-
niß
beider
Trau-
ungen
ortsan-
gehörigen
Einwohner
das
Verhält-
niß
beider
im Oberamt Rottweil 229 31.783 1:139 182 33.055 1:182 113 33.117 1:293 160 32.246 1:202 3676
im Schwarzwaldkreis 3361 460.523 1:137 2973 479.621 1:161 2170 482.965 1:223 2600 474.347 1:182 58.237
in Württemberg 12.737 1.705.431 1:134 11.921 1.776.671 1:149 9077 1.803.066 1:199 9660 1.788.170 1:185 226.787
| und kommt hienach, wenn man die ortsanwesende Bevölkerung vom 1. Dezbr. 1871 zu Grunde legt, eine Trauung auf 90,26 Einwohner in Württemberg, auf 92,60 Einwohner im Schwarzwaldkreis, und auf 97,91 Einwohner im Oberamt Rottweil.

Durch die günstigere Gestaltung der volkswirthschaftlichen Verhältnisse[13] sowie in Folge der Niederlassungsfreiheit hat, wie in Württemberg überhaupt, so auch im Oberamt Rottweil die Zahl der Trauungen schon in den 1860er Jahren wieder bedeutend zugenommen; in den Jahren 1871 und 1872 aber sind solche häufiger gewesen als jemals in dem ganzen 20jährigen Zeitraum von 1838 bis 1857, doch berechnet sich der Durchschnitt für den Oberamtsbezirk Rottweil wie früher niederer, als der für den Schwarzwaldkreis. –

Nach den über den letzteren Zeitraum vorliegenden Tabellen war die Zahl sämtlicher getrauten Paare in diesen 20 Jahren 3676. Hierunter sind 2916 von der katholischen, 752 von der protestantischen und 8 von der israelitischen Geistlichkeit getraut worden und wieder 122 gemischte Ehen begriffen, wovon 88, bei denen der Bräutigam evangelisch und 34, bei denen er katholisch war. Nach dem Civilstand klassifiziren sich diese Trauungen folgendermaßen:

Es waren:

a. mit
Jungfrauen.
b. mit
Wittwen.
c. mit
geschiedenen
Frauen.
Zusammen.
1. Trauungen von Junggesellen 2747 171 3 2921
2. Trauungen von Wittwern 660 83 4 747
3. Trauungen von geschiedenen Männern 7 1 8
3414 255 7 3676
Hinsichtlich des Alters der Brautleute ergibt sich Folgendes:|
Für die 20 Jahre
von 1838 bis 1857
betrug
1.
die Zahl
der
getrauten
Paare
2. die Zahl der Trauungen, bei welchen
a) der Bräutigam alt war: b) die Braut alt war:
Weniger
als volle
25 Jahre.
25 bis 30
Jahre.
30 bis 40
Jahre.
40 bis 50
Jahre.
Über 50
Jahre.
Weniger
als volle
20 Jahre.
20 bis 25
Jahre.
25 bis 30
Jahre.
30 bis 40
Jahre.
Über 40
Jahre.
      A. Im Oberamt Rottweil
absolut 3676 391 1578 1152 342 213 198 1233 1172 831 242
in Procenten 100 10,64 42,93 31,34 9,30 5,79 5,39 33,54 31,88 22,61 6,58
      B. Im Schwarzwaldkreis
absolut 58.237 6684 28.397 15.694 4919 2543 3663 22.019 18.137 11.151 3267
in Procenten 100 11,48 48,76 26,95 8,45 4,37 6,29 37,81 31,14 19,15 5,61
      C. In Württemberg
absolut 226.787 19.006 99.879 75.392 22.135 10.375 11.479 75.666 71.599 52.351 15.692
in Procenten 100 8,39 44,04 33,24 9,76 4,57 5,06 33,37 31,57 23,08 6,92
| Wie im Schwarzwaldkreis überhaupt, so waren hienach auch im Oberamtsbezirk Rottweil in der 20jährigen Periode von 1838 bis 1857 die frühzeitigen Ehen, namentlich von Männern unter 25 Jahren, zahlreicher als nach dem Landesdurchschnitt.

Die bei Auszählung der ortsanwesenden Bevölkerung vom 3. Dezember 1861 und 1867 nach Altersjahren angestellten Berechnungen über das Lebensalter der Verheirathung und der Verheiratheten dagegen lieferten folgende Ergebnisse:

Das Lebensalter der mittleren Verheirathungswahrscheinlichkeit berechnete sich hienach für:

Württemberg bei den Schwarzwaldkreis bei das Oberamt Rottweil bei
männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl.
Personen nach der Zählung vom 3. December 1861 auf
31 29 29 28 31 31
und nach der Zählung vom 3. December 1867 auf
30 29 29 29 33 30
Sodann waren:
a) von 1000 Einwohnern verheirathet oder verheirathet gewesen
am 3. December 1861
375 380 355
am 3. December 1867
384 394 355
b) verheirathet unter 100, 25 bis 30 Jahre alten Personen
am 3. December 1861
31,3 44,7 42 48 31 40
am 3. December 1867
33,5 46,7 39 49 26 39
c) unverheirathet[b 1] unter 100, 40 bis 45 Jahre alten Personen
am 3. December 1861
12,2 17,4 10 16 13 19
am 3. December 1867
15,9 21,1 14 21 24 26
das mittlere Lebensalter der Verheiratheten berechnete sich 1861 auf
46,4 42,8 46,0 42,4 47,1 43,1
und die Altersdifferenz der Verheiratheten beträgt somit:
3,6 3,6 4
| Wenn hiernach namentlich für 1867 das Lebensjahr der mittleren Verheirathungswahrscheinlichkeit weiter hinausgerückt erscheint, ferner die Zahl der Verheiratheten sowohl, als namentlich der 25 bis 30 Jahre alten Verheiratheten geringer erscheint als im Schwarzwaldkreis und in Württemberg überhaupt, so hat wahrscheinlich die in Folge der Eisenbahnbauten eingetretene Vermehrung der Bevölkerung dabei eingewirkt und bei der großen Zahl vorübergehend anwesender überwiegend lediger Arbeiter auf jene Durchschnittszahlen Einfluß geäußert.

Bei der Häufigkeit der in den letzten Jahren (1871 und 1872) geschlossenen Ehen ist daher aus jenen für 1867 berechneten Zahlen auch keineswegs zu schließen, daß die Neigung zu frühzeitigen Heirathen damals geringer gewesen sei, welche sich, wie für den Schwarzwaldkreis überhaupt, so auch für Rottweil in den für 1838–57 berechneten Verhältnißzahlen kund gibt, und mit welcher auch der relativ bedeutendere Geburtenüberschuß des Bezirks zusammenhängt.

3. Geburten.

Das Verhältniß der Geborenen einschließlich der Todtgeborenen zur Bevölkerung berechnete sich

für die Periode in Württemberg im Schwarzwaldkreis. im Oberamt Rottweil O.-Z.
1812–22 wie 1:26,25 1:26,32 1:26,50 37
1822–32 wie 1:26,10 1:25,10 1:25,90 33
1832–42 wie 1:23,12 1:22,50 1:21,70 16
1842–52 wie 1:24,68 1:25,22 1:24,42 24
1846–56 wie 1:26,30 1:26,31 1:27,23 39
1858–66 wie 1:24,50 1:23,30 1:24,90 42
und nach dem Durchschnitt dieser sämtlichen Perioden wie
1:25,18 1:24,84 1:25,12 33

endlich nach der unten von Oberamtsarzt Dr. Rapp beigefügten Übersicht berechnet sich für die 181/2 Jahre 1. Juli 1853 bis 31. Dezbr. 1871 das Verhältniß für den Oberamtsbezirk Rottweil wie 1:26,11.

| Die Zahl der Geborenen ist nach den oben beigesetzten Ordnungsziffern im Ganzen eine mittelmäßige und nur in der Periode 1832–42 sowie auch noch für das Jahrzehent 1842–52 stand der Bezirk hierin (OZ. 16) gegenüber der großen Mehrzahl anderer Oberämter voran.

Dabei ist die Zahl der hierunter begriffenen unehelich Geborenen nicht unerheblich. Das Verhältniß der unehelich Geborenen überhaupt war nämlich:

für die Periode in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil
O.-Z.
1812–22 wie 1:9,08 1:10,40 1:8,00 15
1822–32 wie 1:8,10 1:9,70 1:7,30 21
1832–42 wie 1:8,68 1:10,50 1:8,80 33
1842–52 wie 1:8,35 1:9,11 1:8,75 36

Für die neuere Zeit fehlen fortlaufende Berechnungen hierüber. Nach den zufolge der Anordnungen des Bundesraths vorgenommenen neuesten Aufnahmen, deren Ergebnisse für die beiden Kalenderjahre 1871 und 1872 im Jahrgang 1872 der württ. Jahrbücher S. 9 ff. publicirt sind, berechnet sich

im Durchschnitt der
Jahre 1871 und 1872.
für
Württemberg
für den
Schwarzwaldkreis
für das
Oberamt Rottweil
die Zahl der Geborenen auf 80.251 20.260 1320
unehelich Geborenen auf 8630 1946 140
das Verhältniß beider wie 1:9,30 1:10,41 1:9,43

und es zeigt sich also in diesen beiden Jahren gegenüber der früheren Zeit eine nur unerheblich kleinere Verhältnißzahl unehelich Geborener.

Was das Geschlecht der Geborenen anbelangt, so kommen nach| den für das Jahrzehnt 1842–52 hierüber vorliegenden Berechnungen einschließlich der Todtgeborenen
in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberramt Rottweil
auf 100 weiblich Geborene
männlich Geborene
106,28 106,29 106,77
auf 100 ehelich weiblich Geborene
ehelich männlich Geborene
106,51 106,16 107,97
auf 100 unehelich weiblich Geborene
unehel. männl. Geborene
104,57 107,38 97,94

Nach diesen Berechnungen macht sich die für Württemberg im Ganzen sich ergebende Regel, daß unter den ehelich Geborenen die Knaben häufiger sind als bei den unehelich Geborenen, für Rottweil in verstärktem Maße geltend, indem bei den unehelich Geborenen hier sogar ein Überschuß an Mädchen erscheint.

Auch die im Jahrgang 1856 der Jahrbücher über Zahl und Verlauf der Geburten in den 10 Jahren 1846–56 veröffentlichte Zahlen zeigen, hinsichtlich des Verhältnisses der männlich Geborenen zu den weiblich Geborenen überhaupt, ein übereinstimmendes Ergebniß, denn es kamen hienach einschließlich der Todtgeborenen auf 100 weiblich Geborene männlich Geborene

in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil
106,31 106,16 106,97

wogegen nach den von Professor Dr. Rapp beigegebenen Übersichten über die Bewegung der Bevölkerung in dem Zeitraum 1853 bis 1871 sich (einschließlich der Todtgeborenen) die Zahl der Mädchen zu der der geborenen Knaben verhält, wie 100:104,58.

Unter den 100 Geborenen waren in dem Decennium 1. Juli 1846–56 Todtgeborene

in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil
4,07 4,27 3,29

und nach der Berechnung von Professor Dr. Rapp in der Periode 1853–71 3,69.

| Was die Fruchtbarkeit des weiblichen Geschlechts anbelangt, so verhielt sich pro 1. Juli 1846–56 die Zahl der Geburten zu der Zahl der über 14 Jahre alten Personen weiblichen Geschlechts
12345678 in Württemberg im Schwarzwaldkreis im Oberamt Rottweil
wie 1:9,39 1:9,27 1:9,52

Weitere Angaben bezüglich der Zahl und Art der Geburten in der Periode 1. Juli 1846–56 enthält der Jahrgang 1856 der württembergischen Jahrbücher und für den Zeitraum 1853–71, sowie zugleich für die einzelnen Gemeinden des Bezirks die von Professor Dr. Rapp unten S. 92–95 beigegebenen Tabellen.

4. Todesfälle.

Das Verhältniß der Gestorbenen zur Bevölkerung einschließlich der Todtgeborenen berechnet sich

für die Periode in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil
O.-Z.
1812–22 1:31,30 1:33,59 1:33,10 26
1822–32 1:34,20 1:35,10 1:37,80 12
1832–42 1:28,80 1:29,60 1:29,30 30
1842–52 1:31,78 1:32,85 1:32,02 39
1846–56 1:31,64 1:31,13 1:30,89 40
1858–66 1:31,39 1:31,10 1:33,60 13
und nach dem Durchschnitt dieser sämtlichen Perioden wie
1:31,52 1:32,26 1:32,75 30

endlich für die 181/2 Jahre 1853–71 nach der unten von Oberamtsarzt Dr. Rapp beigegebenen Tabelle für das Oberamt Rottweil auf 1:32,79.

Wie nach oben S. 75 durch die geringste Verhältnißzahl für die Geborenen, so kennzeichnet sich hier die Periode 1846–56 zugleich durch eine hohe Verhältnißzahl Gestorbener, welch’ letztere zwar von derjenigen für die Periode 1832–42 noch übertroffen| wird, jedoch nur weil diese zugleich von sämtlichen Perioden die höchste Zahl Geborener aufweist, womit dann in der Regel auch die Zahl der in den ersten Lebensjahren gestorbenen Kinder und der Gestorbenen überhaupt eine gesteigerte ist.

In Beziehung auf das Geschlecht der Gestorbenen ergeben sich für die beiden Perioden 1842–52 und 1846–56 folgende Verhältnißzahlen:

Es kamen: 1. in
Württemberg
2. im
Schwarzwaldkreis
3. im
Oberamt Rottweil
von
1842–52
von
1846–56
von
1842–52
von
1846–56
von
1842–52
von
1846–56
1. Auf 100 weiblich Gestorbene
     männl. Gestorbene
104,66 103,08 105,17 101,11 101,56 98,03
2. Auf 1 weibl. Gestorbenes
     weibliche Einwohner
33,15 33,16 34,10 32,58 32,88 32,06
3. Auf 1 männl. Gestorbenes
     männl. Einwohner
30,46 30,18 31,66 29,70 31,17 29,68

Da der Bezirk Rottweil nach unten S. 85 zu denjenigen gehört, in denen das weibliche Geschlecht bedeutend vorwiegt, so erscheint hier dem entsprechend auch die Anzahl von Todesfällen beim männlichen Geschlecht zu 1 etwas geringer als nach dem Durchschnitt des Schwarzwaldkreises und des ganzen Landes.

Von 100 Gestorbenen incl. Todtgeborene starben ferner nach den im Jahrgang 1862 der Jahrbücher veröffentlichten Tabellen über die Periode 1. Juli 1846–56 in den Monaten

April
bis
Juni
Juli
bis
September
October
bis
December
Januar
bis
März
in Württemberg 23,63 24,16 24,76 27,45
im Schwarzwaldkreis 22,71 24,70 24,92 27,67
im Oberamt Rottweil 22,38 25,62 25,45 26,55
| Wie in dem benachbarten Bezirk Oberndorf[14], so kam auch hier die größte Zahl der Todesfälle auf die Sommer- und Winter-Monate Juli bis September und Januar bis März, während im Durchschnitt des Schwarzwaldkreises und des ganzen Landes die höchste auf die 6 Herbst- und Winter-Monate Oktober bis März fiel.

Was die Benützung des ärztlichen Beistands anbelangt, so ergab sich für 1846–56 Folgendes.

Von 100 Gestorbenen excl. Todtgeborene haben

in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil
1. ärztliche Hilfe genossen 45,36 44,35 45,03
2. keine solche genossen 54,64 55,65 54,97

Nach der hinten von Oberamtsarzt Dr. Rapp beigefügten Tabelle berechnen sich die entsprechenden Zahlen für die Periode 1852–71 beim Oberamtsbezirk Rottweil auf

51,23 ad. 1 und
48,77 ad. 2

und der Gebrauch ärztlichen Beistands scheint also hienach zugenommen zu haben.

Nach den für 1. Juli 1846–56 angestellten Berechnungen waren ferner

in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis.
im
Oberamt Rottweil.
unter 100 Gestorbenen excl. Todtgeborene
Verunglückte 0,85 0,84 0,54
Selbstmörder 0,36 0,35 0,36
      und kommt
1 Unglücksfall auf 3872 3875 4157 Einw.
1 Selbstmord auf 9270 9134 8757 Einw.

Hinsichtlich des Alters der Gestorbenen ergibt sich ferner für die genannte Periode Folgendes:

| Unter 100 Gestorbenen excl. Todtgeborene standen
in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil
im 1. Lebensjahr 42,18 39,51 37,47
im 2.– 7. Lebensjahr 9,99 11,62 13,96
im 8.–14. Lebensjahr 2,39 3,02 3,01
im 15.–20. Lebensjahr 1,91 2,21 2,57
im 21.–45. Lebensjahr 10,83 11,27 12,41
im 46.-70. Lebensjahr 20,69 21,01 19,57
über dem 70. Lebensjahr 12,01 11,36 11,01

Die Sterblichkeit des Oberamtsbezirks war hienach für die Zeit vom 2.–7. und 15.–45. Lebensjahr bedeutender als der Durchschnitt des Schwarzwaldkreises und des ganzen Landes, während solche für das 1. Lebensjahr dagegen zurückblieb.

Auch nach der von Oberamtsarzt Dr. Rapp hienach beigegefügten Tabelle berechnet sich für die Zeit von 1853–71 die Procentzahl der im 1. Lebensjahr Gestorbenen an der Gesamtzahl der Gestorbenen nicht viel höher, als für die Periode 1846–56 nämlich auf 38,47 Procent excl. Todtgeborene. Wie in anderen Bezirken des Schwarzwaldkreises scheint aber dafür namentlich die Procentzahl der im 2.–7. Lebensjahr sterbenden Kinder um so bedeutender zu sein.

Von 100 Gestorbenen excl. Todtgeborene starben nämlich von 1846–56

im Oberamt im 1. Lebensjahr im 2.–7. Lebensjahr O.-Z.
Spaichingen 37,87 13,94 4
Oberndorf 32,43 14,74 1
Freudenstadt 33,44 14,53 2
| und es übertreffen diese Oberämter mit Rottweil hierin sämtliche übrigen Bezirke des Landes.

Hinsichtlich der Verhältnißzahl der lebend geborenen und im ersten Lebensjahr wieder gestorbenen Kinder nimmt der Bezirk daher nach den vorliegenden Berechnungen gegenüber von anderen Oberämtern eine günstige Stellung ein, denn von 100 Lebendgeborenen starben

in der Periode in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil.
O.-Z.
1812–22 32,06 27,65 26,68 13
1846–56 34,78 33,15 32,87 33
1858–66 35,40 34,00 30,70 10
nach dem Durchschnitt sämtlicher 3 Perioden
33,99 31,43 30,04 17

Nach der unten von Oberamtsarzt Dr. Rapp gegebenen Übersicht beträgt die Zahl der im 1. Lebensjahr Gestorbenen für die Periode 1853–71 auf 100 Lebendgeborene im Oberamt Rottweil 31,84. Über die Kindersterblichkeit in den einzelnen Gemeinden fehlen für die zuerst angeführten älteren 3 Perioden Zusammenstellungen und Berechnungen.

Wenn man aber nach der unten S. 94 u. 95 von Oberamtsarzt Dr. Rapp für den Zeitraum 1853–71 beigefügten Übersicht diejenigen 11 Gemeinden herausgreift, welche die größte Procentzahl im 1. Lebensjahr Gestorbener aufweisen und mit der Zahl der Geborenen vergleicht, so zeigt sich, daß 9 von diesen Gemeinden zugleich solche sind, welche in Beziehung auf die Zahl der Geborenen, in Vergleichung mit den übrigen Gemeinden des Oberamts, innerhalb der Ordnungsziffern 1–11 und 24–34 entweder sehr hohe oder sehr niedere Verhältnißzahlen zeigen.

(Hieher die Übersicht auf S. 83.)

Auch andere Zusammenstellungen und Berechnungen für das ganze Land liefern das gleiche Ergebniß, daß eine größere Kindersterblichkeit häufig mit sehr hohen, nicht selten aber auch mit sehr niederen Geburtsziffern verbunden ist.

| Es starben nämlich
in der Gemeinde Von 100
Lebendgeborenen
im ersten
Lebensjahr
Größte Kleinste
Verhaltnißzahlen für die Geborenen
(auf je 100 Einwohner)
innerhalb der Ordnungsziffern
1–11 24–34
O.-Z. O.-Z. O.-Z.
Lauffen 38,58 1 4,76 6
Rottweil incl. Altstadt 38,46 2 3,10 29
Zimmern ob Rottweil 38,04 3
Bühlingen 37,81 4 4,83 5
Zepfenhan 37,79 5 3,03 30
Dormettingen 35,80 6 2,94 32
Dietingen 35,18 7 3,35 24
Göllsdorf 34,81 8 4,46 9
Neufra 34,72 9 5,02 3
Deißlingen 34,27 10
Gößlingen 34,21 11 3,33 25
5. Dichtigkeit und Vertheilung der Bevölkerung nach Wohnorten, Religion, Geschlecht, Civilstand, Alter und Familienverhältniß.

Die Dichtigkeit der Bevölkerung des Oberamts nähert sich dem Landesmittel und bleibt noch mehr hinter derjenigen des Schwarzwaldkreises als hinter ersterem zurück.

Es kamen nämlich auf die Quadratmeile Einwohner

in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil
1855 4713 4830 4630
1858 4773 4906 4725
1861 4857 4979 4801
1864 4935 5017 4804
1867 5020 5132 5145
1871 5133 5169 4992
| Die für das Jahr 1867 sich ergebende größte Dichtigkeit der Bevölkerung zeigt schon durch ihren bis 1871 eingetretenen Rückgang, daß sie lediglich eine Folge der dem Bezirk damals durch

den Eisenbahnbau zugeführten Arbeiterbevölkerung war.

Die Bevölkerung des Bezirks wohnt vorherrschend in geschlossenen Orten. Zu den 34 Hauptorten des Bezirks gehören nämlich 48 Parzellen, so daß auf eine Gemeinde durchschnittlich nur 2,41 Parzellen oder einzelne Wohnorte kommen, im Durchschnitt des Schwarzwaldkreises dagegen kommen auf eine Gemeinde 2,56, im Landesdurchschnitt 4,30 Parzellen.

Von der Einwohnerschaft der 34 Gemeinden entfallen sodann nach der neuesten Zählung von 1871 insbesondere auf

1) die beiden Gemeinden von mehr als 3000 Einwohner
     Rottweil und Schwenningen
0 9449 Einw. oder 031,03 %
2) auf 4 Gemeinden mit 1000–2000 Einwohnern 0 6129 Einw. oder 020,13 %
3) auf 15 Gemeinden mit 500–1000 Einwohnern 0 9786 Einw. oder 032,14 %
4) auf 13 Gemeinden mit 2–500 Einwohnern 0 5086 Einw. oder 016,70 %
      Zusammen 30.450 Einw. oder 100 %

Der Bezirk gehört zu den vorherrschend katholischen in dieser Landesgegend, und enthält nach den Oberämtern Spaichingen und Horb die relativ größte Zahl von Katholiken. Deren Procentzahl an der ganzen Bevölkerung berechnet sich nämlich nach der Zählung von 1871 für das Oberamt

Tuttlingen auf 39,65 %
Spaichingen auf 90,75 %
Rottweil auf 77,00 %
Oberndorf auf 68,47 %
Horb auf 84,95 %
Rottenburg auf 59,83 %

in den übrigen 11 Oberämtern des Schwarzwaldkreises dagegen auf weniger als 13 %.

Die absoluten Zahlen über die Vertheilung der Konfessionen im Bezirk sind nach verschiedenen Aufnahmen folgende.

Es wurden gezählt

|
Protestanten Katholiken Von anderen
christlichen
Konfessionen
Israeliten Zusammen
Ortsan-
gehörige
am 1. Nov. 1812 ohne die 1842 zugetheilten 5 Gemeinden 1407 16.118 15 17.540
am 1. Nov. 1822 1484 17.653 41 19.178
am 1. Nov. 1832 1812 20.091 41 21.944
am 3. Dec. 1846 6576 26.311 63 32.950
Ortsan-
wesende.
am 3. Dec. 1858 5971 22.753 1 101 28.826
am 3. Dec. 1861 6217 22.967 104 29.288
am 3. Dec. 1864 6360 22.839 1 110 29.310
am 3. Dec. 1867 7248 24.039 3 97 31.387
am 3. Dec. 1871 6873 23.445 1 131 30.450

Die Zahl der Katholiken hat somit seit 1846 ab-, die der Protestanten und Israeliten zugenommen.

Was die Vertheilung der Geschlechter anbelangt, so gehört das Oberamt Rottweil, wie schon oben bemerkt, zu denjenigen Bezirken, in welchen das weibliche Geschlecht am meisten vorherrscht.

Es betrug nämlich nach den letzten 6 Zählungen

von die Zahl der das Verhältniß der männlichen zu
den weiblichen Personen war
männl. weibl.
Personen im
Oberamt Rottweil
in
Württemberg.
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil.
wie 100: wie 100: wie 100:
1855 13.095 15.148 108,40 111,58 115,68
1858 13.447 15.379 107,48 110,31 114,37
1861 13.652 15.636 107,30 110,50 114,50
1864 13.639 15.671 107,99 110,99 114,99
1867 15.142 16.245 107,99 109,99 107,99
1871 14.182 16.268 108,99 111,99 115,99
| Nach dem Familienstand vertheilt sich die Bevölkerung dabei nach den letzten 5 Zählungen folgendermaßen.

Es wurden gezählt:

am 3. Dec. Unverheirathete Verheirathete Verwittwete Geschiedene
männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl.
1858 8592 10.049 4185 4267 660 1046 10 17
1861 8684 10.212 4286 4327 671 1082 11 15
1864 8539 10.125 4408 4457 680 1071 12 18
1867 9727 10.428 4699 4688 705 1113 11 16
1871 8734 10.176 4753 4880 684 1185 11 27

Die vorgenommene besondere Auszählung der ortsanwesenden Bevölkerung am 3. Dezember 1861 und 1867 lieferte bezüglich der Besetzung der verschiedenen Altersklassen folgendes Ergebniß:

Im Alter
von Jahren
Am 3. Dec. 1861 war die Zahl der Im 3. Dec. 1867 war die Zahl der
Ledigen Verheiratheten
oder verheirathet
Gewesenen
Ledigen Verheiratheten
oder verheirathet
Gewesenen
männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl. männl. weibl.
0–50 1856 1986 1894 1968
5–10 1206 1251 1596 1696
10–15 1569 1651 1262 1266
15–20 1610 1879 9 1416 1472 5
20–25 1047 1277 21 191 1329 1386 39 184
25–30 603 680 278 465 956 894 335 581
30–35 278 409 462 564 531 522 569 682
35–40 170 309 619 722 280 307 625 656
40–45 100 177 646 731 199 252 636 702
45–50 64 147 640 712 153 189 720 741
50–55 57 138 682 689 80 141 556 606
55–60 46 98 580 525 67 136 632 663
60–65 29 78 426 336 45 65 528 473
65–70 11 50 308 255 25 65 349 251
70–75 10 43 163 169 16 22 200 151
75–80 8 19 101 60 6 23 100 77
80–85 1 6 35 11 4 11 51 30
85–90 2 12 5 3 16 5
über 90 1 1 2 2
8665 10.201 4973 5444 9860 10.418 5358 5809
29.283 31.445
|
von
Jahren
und auf je 1000 Einwohner kamen Personen nach der Zählung vom
3. December 1861 3. December 1867
in
Württemberg
im
Oberamt Rottweil
in
Württemberg
im
Oberamt Rottweil
0–50 1261 1312 1212 1228
5–10 939 839 1027 1047
10–15 1028 1100 906 804
3228 3251 3145 3079
15–20 1090 1195 940 920
20–25 910 866 897 936
25–30 718 692 832 880
30–40 1244 1206 1277 1326
3962 3959 3946 4062
40–50 1100 1099 1116 1142
50–60 944 961 908 916
60–70 535 510 630 572
70–80 199 196 217 189
80–90 31 24 36 38
über 90 0,6 2 2
2810 2790 2909 2859
10.000 10.000 10.000 10.000

Die Stärke der meisten Altersklassen bietet gegenüber dem Landesmittel keine sehr großen Abweichungen. Die größte Abweichung zeigt durch eine besonders schwache Anzahl die Klasse der 5–10jährigen im Jahr 1861 und der 10–15jährigen im Jahr 1867, was als eine Folge des Anfangs der 1850er Jahre so sehr geringen Überschusses der Geborenen (s. oben S. 67) angesehen werden kann; sowie umgekehrt die Altersklasse der 15–20jährigen durch ihre starke Anzahl im Jahr 1861 auf den Anfangs der 1840er Jahre noch stärkeren Geburtenüberschuß hinweist.

Bei der 1864 angeordneten Zahlung der ortsanwesenden Bevölkerung nach Familienverhältniß und Beruf wurden 6142 Haushaltungen gezählt, während die Zollvereinszählung 6442 Familien ergibt, so daß hienach nicht selten mehrere Haushaltungen in einer Familie vereinigt gewesen sein mußten.

Unter jenen 6142 Haushaltungen sind begriffen:

in Procenten
1. Solche, die nicht mehr als 5 Personen umfassen 4062 66
2. Solche, deren Vorstände verheirathete Männer sind 4289 70
|
in Procenten
3. Haushaltungen mit Kindern unter 14 Jahren 3576 58
4. Haushaltungen mit nicht mehr als 2 Kindern unter 14 Jahren 2224 36
5. Haushaltungen mit Personen über 14 Jahren,
     ausgenommen den Hausherrn und die Hausfrau
4453 72
6. Haushaltungen mit nicht mehr als zwei solchen Personen 2897 47
7. Haushaltungen mit Dienstboten 1123 18
8. Haushaltungen mit nicht mehr als 2 Dienstboten 0989 16

Was die Haushaltungen mit Dienstboten anbelangt, so steht der Bezirk ziemlich gegen den benachbarten Bezirk Oberndorf zurück, welcher ad 7 und 8 26 und 22 Procent aufweist. Es kamen ferner nach dieser Zählung auf 100 Haushalte

Personen
überhaupt
OZ. Vorstände
nebst
Ehefrauen
Kinder
(Personen
unter
14 Jahr)
OZ. Erwachsenen
Hausgenossen
(Personen
über
14 Jahr)
OZ. und auf
100 Kinder
erwachsene
Hausgenossen
OZ.
in Württemberg 477 173 138 166 121
im Oberamt Rottweil 474 36 166 139 32 169 23 121 45

und die Verhältnisse des Bezirks nähern sich also in dieser Beziehung dem Landesmittel.

Schließlich ist noch der im Jahr 1853 veranstalteten Aufnahme der Irren, Kretinen, Taubstummen und Blinden zu erwähnen. Es kam nach dieser Aufnahme

in
Württemberg
im
Schwarzwaldkreis
im
Oberamt Rottweil
OZ.
auf Einwohner
1 Irre 943 976 1518 60
1 Kretine 484 482 548 31
1 Taubstummer 962 814 928 27
1 Blinder 1194 1221 1044 18
| Was den Kretinismus anbelangt, so werden namentlich die Orte Bühlingen und Lauffen mit 1 Kretine auf 95 und 89 Einwohner aufgeführt (s. württemb. Jahrbücher von 1855, II. S. 67).

Nach der mit der Zollvereinszählung im Jahr 1861 verbunden gewesenen Aufnahme wurden gezählt Irrsinnige 9, Blödsinnige 43, Taubstumme 36, Blinde 22.

Im Jahr 1853 war die absolute Zahl derselben im Oberamt Rottweil: Irrsinnige 22, Blödsinnige 61, Taubstumme 36, Blinde 32.


Stamm und Eigenschaften der Einwohner.[15]

Die Bewohner des Oberamts Rottweil erscheinen hauptsächlich als Abkömmlinge der Alemannen, die gegen das Ende des vierten Jahrhunderts das Land vom Bodensee bis an die Lahn innehatten. Das Herzogthum Alemannien erstreckte sich später vom Gotthard bis zur Murg und vom Jura bis zum Lech. Die Alemannen wurden zuletzt von den Franken besiegt und unterworfen, aber nicht vertrieben oder ausgerottet, sondern nur beherrscht. Das spätere sogenannte Schwabenland gehörte zu Alemannien. Die Alemannen fanden in diesem Lande Abkömmlinge von Celten und Römern, und indem sie sich mit ihnen vermischten, entstand bezüglich der Abstammung ein gemischtes Volk. Die Bewohner des Oberamts erweisen sich aber durch Sprache, Körperbildung und Sitten vorzugsweise als Nachkommen der Alemannen.

Die Hauptbeschäftigungen der Bezirkseinwohner bilden Ackerbau und Viehzucht, zum kleinen Theile auch Waldarbeiten; die Industrie nimmt nur eine kleine Anzahl von Arbeitskräften in Anspruch: Rottweil hat die kgl. Saline Wilhelmshall, eine Pulverfabrik, eine Zündholzfabrik und eine größere Shirtingweberei, welch’ letztere über hundert Arbeiter aus den Gemeinden Bühlingen, Lauffen, Deißlingen und Göllsdorf beschäftigt; Schwenningen bedeutende Uhrenfabriken, Dunningen eine Strohhutfabrik; im Übrigen aber ist in den Landgemeinden des Bezirks nur das Kleingewerbe vertreten, welches sich meist auf das örtliche Bedürfniß beschränkt und neben der Landwirthschaft betrieben wird.

Was den physischen Charakter der Einwohner anbelangt, so ist derselbe im Ganzen ein kräftiger und ausdauernder zu nennen; nach einer Durchschnittsberechnung aus den Jahren 1853 bis 1871 erreichten 11 Proc. sämtlicher Gestorbenen ein Alter von 70 Jahren| und darüber; nicht selten sind unter den Gestorbenen Personen von 80 bis 90 Jahren verzeichnet, sechsmal kommt in der genannten Periode ein Alter von über 90 Jahren vor.

Die Körpergröße der Bezirkseinwohner steht über dem Mittel des Landes, namentlich trifft man in einzelnen Gemeinden, welche auf der Liashochebene liegen, fast durchaus hochgewachsene und dabei kräftige Gestalten. Die mittlere Größe der Rekrutirungspflichtigen vom Jahre 1866 und 1867 betrug nach den württ. Jahrbüchern von 1867 Seite 263 5′ 8″ 1‴, womit Rottweil unter 64 Oberämtern des Landes die 28te Stelle einnimmt; von 601 in den genannten Jahren gemessenen Rekruten maßen:

3 unter 5′;
41 unter 5′ bis 5′ 4″ 9‴;
153 unter 5′ 5″ bis 5′ 6″ 9‴;
304 unter 5′ 7″ bis 5′ 9″ 9‴;
100 unter 6′ und darüber.

Über die Ergebnisse der Musterung der conscriptionspflichtigen Jugend des Oberamtsbezirks enthält das „medicinische Correspondenzblatt“ vom Jahre 1865 folgende Notizen: in den 12 Jahren von 1853 bis 1864 waren von 100 Pflichtigen im Durchschnitt

44,73 tüchtig,
1,52 unter dem Meß,
51,97 wegen Gebrechen untüchtig.

Mit der Zahl der Tüchtigen nimmt Rottweil unter 17 Oberämtern des Schwarzwaldkreises die 11te, unter 64 Oberämtern des ganzen Landes die 46te Stelle ein. (Das günstigste Ergebniß weist Saulgau auf mit 61,79 Tüchtigen, das ungünstigste Freudenstadt mit 33,09.)

Nach der Zahl der unter’m Meß Gefundenen zeigen im Schwarzwaldkreis nur 3, und im ganzen Lande nur 6 Oberämter ein günstigeres Resultat als Rottweil; die ungünstigsten Zahlen hat Oberndorf mit unter 10,59, die günstigsten Rottenburg mit 0,42.

Nach der Procentzahl der wegen Gebrechen Untüchtigen haben im Schwarzwaldkreis nur 3, im ganzen Lande nur 7 Oberämter ungünstigere Zahlen als Rottweil; die meisten Untüchtigen hat Freudenstadt, nämlich 58,73, die wenigsten Stuttgart-Amt, nämlich 30,97. Das ganze Land hat im Durchschnitt unter 100 Pflichtigen:

48,61 Tüchtige,
4,26 unter’m Meß,
46,91 Untüchtige.
Hinsichtlich der Tüchtigen bleibt also Rottweil um 3,88 Proc.| unter dem Durchschnitt, wegen Gebrechen hat es 5,06 Proc. mehr, dagegen Pflichtige unter’m Meß 2,74 Proc. weniger, als die Durchschnittszahlen des ganzen Landes betragen.

Ein günstigeres Ergebniß weist jedoch die von Sekretär Retter verfaßte Zusammenstellung der Musterungsresultate in den Jahren 1866 und 1867 (württ. Jahrbücher von 1867 Seite 227) auf; nach denselben waren im Oberamtsbezirk Rottweil unter hundert Visitirten:

Im Jahre 1866 1867
Tüchtige 54,87 55,31
Untaugliche und zwar:
  a) wegen mangelnder Körpergröße 0,92 1,10
  b) wegen mangelnder Körpergröße und Gebrechen zugleich 6,40 6,23
  c) wegen Gebrechen 37,81 37,36
zusammen 45,13 44,69

Die durchschnittliche Procentzahl der Untauglichen betrug aber:

im Schwarzwaldkreis 51,20 48,55
im ganzen Lande 49,00 47,50

Die Zahlen des Bezirks Rottweil sind somit günstiger, als die Durchschnittszahlen des Schwarzwaldkreises und des ganzen Landes.

Die Ordnungszahlen Rottweils in Betreff der Untauglichen waren unter:

17 Oberämtern des Schwarzwaldkreises 6 6
64 Oberämtern des ganzen Landes 24 25

Die in den 6 Jahren 1859 bis 1864 am häufigsten vorgekommenen Untauglichkeitsgründe sind:

allgemeine Schwächlichkeit in 318 Fällen = 16,7 Proc.
Mißbildung des Thorax in 122 Fällen = 6,5 Proc.
Kropf in 110 Fällen = 5,8 Proc.
Herinen in 50 Fällen = 2,6 Proc.
Narben in 38 Fällen = 2,0 Proc.

der Gesammtzahl von 1905 visitirten Pflichtigen.

Über die Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse des Oberamtsbezirks im Ganzen, sowie der einzelnen Gemeinden in den Jahren 1853 bis 1871 geben nachstehende Tabellen I und II Aufschluß.

| Tabelle I.
Gemeinde. Durch-
schnitt-
liche
Einwoh-
nerzahl.
Geburtsverhältnisse.
In dem Zeitraum 1. Juli 1853 bis 31. Dez. 1871 war die durchschnittliche
Zahl
der Ge-
bärenden.
Zahl der
künstlich
Ent-
bundenen.
Zahl der
Zwillings-
Geburten.
Gesamtzahl
der
Geborenen.
Zahl der
Geborenen
Zahl der
Todtgeborenen
Knaben. Mädchen. bei
natürlichen
Geburten
bei
künstl.
Geburten
Rottweil mit Altstadt 4805 147,73 12,92 0,92 148,76 74,38 74,38 2,97 3,57
und zwar: Rottweil 4000 125,9 11,19 0,70 126,70 63,03 63,67 2,33 3,13
und zwar: Altstadt 805 21,84 1,73 0,21 22,05 11,35 10,70 0,65 0,43
Böhringen 623 27,95 0,86 0,43 28,38 13,73 14,65 0,81 0,43
Bösingen 879 33,84 1,73 0,49 34,33 18,11 16,22 1,19 0,49
Bühlingen 339 46,21 2,60 0,16 16,37 8,54 7,83 0,43 0,65
Dautmergen 481 12,65 0,70 0,22 12,87 6,54 6,33 0,49 0,11
Deißlingen 1724 68,43 5,46 1,13 69,56 36,54 33,02 0,92 1,13
Dietingen 695 22,92 0,97 0,38 23,30 11,46 11,84 0,43 0,43
Dormettingen 645 18,81 1,35 0,16 18,97 11,08 7,89 0,38 0,32
Dotternhausen 847 26,43 0,97 0,38 26,81 14,00 12,81 0,92 0,32
Dunningen 1484 59,19 3,19 1,13 60,32 31,35 28,97 0,92 0,81
Feckenhausen 243 11,95 0,27 0,32 12,27 6,49 5,78 0,16 0,05
Flötzlingen 615 25,78 2,16 0,32 26,10 12,05 14,05 0,86 0,32
Göllsdorf 671 29,51 0,86 0,43 29,94 15,57 14,37 0,49 0,10
Gößlingen 329 10,70 0,76 0,27 10,97 5,68 5,29 0,32 0,38
Hausen am Thann 487 18,32 0,21 0,32 18,64 9,35 9,29 0,38 0,11
Hausen, ob Rottweil 370 17,84 1,19 0,81 18,65 9,95 8,70 0,16 0,65
Herrenzimmern 539 19,19 0,97 0,38 19,57 9,03 10,54 0,65 0,38
Horgen 528 19,41 0,38 0,21 19,62 9,84 9,78 0,33 0,05
Irslingen 660 21,41 1,73 0,38 21,79 10,43 11,36 0,81 0,70
Lackendorf 268 10,65 1,95 0,16 10,81 5,03 5,78 0,33 0,33
Lauffen 692 32,60 1,41 0,32 32,92 16,32 16,60 0,70 0,27
Locherhof 406 19,84 1,35 0,16 20,00 12,00 8,00 0,32 0,21
Neufra 482 24,11 1,13 0,10 24,21 12,05 12,16 0,65 0,21
Neukirch 488 17,24 1,51 0,32 17,56 9,62 7,94 0,10 0,38
Roßwangen 461 16,32 0,59 16,32 8,54 7,78 0,27 0,10
Schömberg 1475 44,00 2,27 0,32 44,32 22,65 21,67 0,48 0,65
Schwenningen 4065 186,60 9,24 2,59 189,19 97,24 91,95 4,70 2,54
Stetten, ob Rottweil 397 14,59 1,89 14,59 7,41 7,18 0,65 0,16
Täbingen 525 16,32 0,65 0,05 16,37 8,43 7,94 0,16 0,16
Villingen 679 28,59 1,24 0,32 28,91 13,95 14,96 0,70 0,32
Wellendingen 1182 49,57 2,16 0,76 50,33 24,97 25,36 0,65 0,27
Zepfenhan 486 14,54 0,59 0,16 14,70 8,11 6,59 0,38 0,16
Zimmern, ob Rottweil 618 24,11 1,89 0,54 24,65 12,81 11,84 0,70 0,22
Zimmern unter der Burg 527 15,24 0,37 0,05 15,29 8,27 7,02 0,27 0,27
Im ganzen Oberamtsbezirk: 29.715 1122,60 67,57 14,54 1137,46 581,51 555,95 24,70 17,30
u. 0,16 Drill
|
Gemeinde. Sterblichkeitsverhältnisse.
In dem Zeitraum 1. Juli 1853 bis 31. Dezember 1871 war die durchschnittliche
Es sind mehr
Zahl der
Gestorbenen
überhaupt.
Zahl der
darunter
begriffenen
Todt-
geborenen.
Zahl der
im ersten
Lebensjahr
Gestorbenen.
Zahl der
Selbst-
mörder.
Zahl der
ärztlich
Behandelten.
Zahl der
nicht
ärztlich
Behandelten.
geboren
als
gestorben.
gestorben
als
geboren.
Rottweil mit Altstadt 151,84 6,54 54,70 0,86 119,13 26,16 3,08
und zwar: Rottweil 131,73 5,46 47,00 0,81 105,35 20,92 5,03
und zwar: Altstadt 20,11 1,08 7,73 0,05 13,78 5,25 1,94
Böhringen 23,30 1,24 8,11 0,16 9,68 12,38 5,08
Bösingen 27,30 1,68 10,43 0,11 11,89 13,73 7,03
Bühlingen 13,45 1,08 5,78 0,05 6,59 5,78 2,91
Dautmergen 12,87 0,60 3,35 0,05 3,62 8,65
Deißlingen 52,38 2,05 23,13 0,49 19,19 31,13 17,18
Dietingen 21,24 0,86 7,89 0,05 11,51 8,87 2,06
Dormettingen 19,73 0,70 6,54 7,30 11,73 0,76
Dotternhausen 21,62 1,24 7,41 0,05 7,95 12,43 5,19
Dunningen 45,84 1,73 19,30 0,16 18,87 25,24 14,48
Feckenhausen 7,68 0,21 3,89 0,05 3,68 3,79 4,59
Flötzlingen 17,51 1,18 5,51 0,21 6,22 10,11 8,59
Göllsdorf 23,89 0,59 10,22 12,16 11,14 6,05
Gößlingen 9,95 0,70 3,51 0,05 3,46 5,79 1,02
Hausen am Thann 15,51 0,49 5,62 4,81 10,21 3,13
Hausen, ob Rottweil 13,68 0,81 5,95 6,81 6,06 4,97
Herrenzimmern 16,00 1,03 5,51 0,10 9,67 5,30 3,57
Horgen 13,24 0,38 4,38 6,05 6,81 6,38
Irslingen 18,54 1,51 6,00 0,16 9,95 7,08 3,25
Lackendorf 6,22 0,66 2,49 3,24 2,32 4,59
Lauffen 26,65 0,97 12,32 0,05 9,89 15,79 6,27
Locherhof 14,97 0,53 5,73 0,10 5,95 8,49 5,03
Neufra 16,81 0,86 8,11 0,21 7,52 8,43 7,40
Neukirch 12,75 0,48 4,38 4,92 7,35 4,81
Roßwangen 13,08 0,37 4,97 4,33 8,38 3,24
Schömberg 34,38 1,13 9,14 19,84 13,41 9,94
Schwenningen 127,14 7,24 54,05 0,21 57,19 62,71 62,05
Stetten, ob Rottweil 11,08 0,81 4,59 5,41 4,86 3,51
Täbingen 10,97 0,32 2,05 0,10 5,62 5,03 5,40
Villingen 21,14 1,02 8,38 0,05 12,00 8,12 7,77
Wellendingen 37,14 0,92 16,32 0,22 11,41 24,81 13,19
Zepfenhan 15,78 0,54 5,35 6,38 8,86 1,08
Zimmern, ob Rottweil 18,43 0,92 9,03 6,05 11,46 6,22
Zimmern unter der Burg 14,37 0,54 4,59 0,05 4,59 9,24 0,92
Im ganzen Oberamtsbezirk: 906,49 42,00 348,76 3,62 442,87 421,62 230,97
| Tabelle II.
Gemeinde. Auf 100 ortsanwesende Einwohner
kamen im Durchschnitt jährl.:
Von 100
Gebärenden
wurden
künstl.
entbunden.
O
Z
Auf 100
Geburten
kamen
Zwillings-
geburten
O
Z
1 todtgeborenes
Kind kommt bei
Gebo-
rene
O
Z
[s 1]
Gestor-
bene
O
Z
Mehr bezw.
weniger
Geborene
als
Gestorbene
[s 2]
O
Z
natür-
lichen
Geburten
auf
Geborene
O
Z
künstl.
Geburten
auf
Geborene.
O
Z
Rottweil mit Altstadt 3,10 29 3,16 10 [0,06] 32 8,75 5 0,62 28 45,39 18 3,62 12
und zwar: Rottweil 3,17 3,29 [0,12] 8,88 0,55 49,23 3,57
und zwar: Altstadt 2,74 2,50 0,24 7,92 0,99 31,00 4,00
Böhringen 4,56 8 3,74 3 0,82 20 3,09 29 1,55 13 33,40 12 2,00 3
Bösingen 3,91 17 3,11 14 0,80 21 5,11 17 1,44 17 27,00 5 3,55 11
Bühlingen 4,83 5 3,97 1 0,86 19 16,00 2 1,00 23 31,50 10 4,00 17
Dautmergen 2,68 34 2,68 28 31 5,55 14 1,71 10 24,55 3 6,50 28
Deißlingen 4,03 14 3,03 19 1,00 13 7,98 8 1,66 11 68,53 28 4,81 21
Dietingen 3,35 24 3,06 17 0,29 29 4,25 24 1,65 12 50,75 21 2,25 6
Dormettingen 2,94 32 3,06 18 [0,12] 33 7,18 10 0,86 25 46,14 19 4,17 20
Dotternhausen 3,16 27 2,55 30 0,61 26 3,68 27 1,43 18 27,71 7 3,00 9
Dunningen 4,06 13 3,09 16 0,97 15 5,39 15 1,92 6 60,94 27 3,93 16
Feckenhausen 5,05 1 3,16 11 1,89 1 2,26 32 2,71 2 72,00 29 5,00 22
Flötzlingen 4,24 12 2,85 23 1,39 5 8,39 6 1,26 20 27,31 6 6,66 29
Göllsdorf 4,46 9 3,56 6 0,90 17 2,93 30 1,47 16 58,89 26 8,00 31
Gößlingen 3,33 25 3,02 20 0,31 28 7,07 11 2,53 3 30,66 9 2,00 4
Hausen am Thann 3,83 18 3,19 9 0,64 25 1,18 34 1,77 8 47,86 20 2,00 5
Hausen, ob. Rottweil 5,04 2 3,70 4 1,34 6 6,66 13 4,55 1 102,66 33 1,83 2
Herrenzimmern 3,63 21 2,97 22 0,66 24 5,07 18 1,97 5 28,08 8 2,57 8
Horgen 3,72 19 2,51 31 1,21 8 1,95 33 1,11 22 58,66 25 7,00 30
Irslingen 3,30 26 2,81 25 0,49 27 8,08 7 1,77 9 24,27 2 2,46 7
Lackendorf 4,03 15 2,32 33 1,71 2 18,27 1 1,52 15 26,83 4 6,00 26
Lauffen 4,76 6 3,85 2 0,91 16 4,31 23 1,00 24 44,38 17 5,20 23
Locherhof 4,93 4 3,69 5 1,24 7 6,81 12 0,82 26 57,00 23 6,25 27
Neufra 5,02 3 3,49 7 1,53 3 4,71 20 0,45 29 35,42 13 5,25 24
Neukirch 3,60 22 2,61 29 0,99 14 8,78 4 1,88 7 145,50 34 4,00 18
Roßwangen 3,54 23 2,84 24 0,70 22 3,64 28 33 58,20 24 5,50 25
Schömberg 3,00 31 2,33 32 0,67 23 5,16 16 0,74 27 85,78 31 3,50 10
Schwenningen 4,65 7 3,13 13 1,52 4 4,95 19 1,33 19 37,71 15 3,64 13
Stetten, ob Rottweil 3,67 20 2,79 26 0,88 18 12,97 3 34 19,58 1 11,66 34
Täbingen 3,12 28 2,09 34 1,03 11 3,97 26 0,33 32 96,66 32 4,00 19
Villingen 4,26 10 3,11 15 1,15 9 4,35 22 1,13 21 38,92 16 3,83 15
Wellendingen 4,25 11 3,14 12 1,11 10 4,36 21 1,53 14 73,08 30 8,00 32
Zepfenhan 3,03 30 3,25 8 [0,22] 34 4,09 25 0,37 30 36,86 14 3,66 14
Zimmern, ob. Rottweil 3,99 16 2,98 21 1,01 13 7,85 9 2,24 4 31,62 11 8,75 33
Zimmern unter der Burg 2,90 33 2,73 27 0,17 30 2,48 31 0,35 31 55,00 22 1,40 1
Im ganzen O.-A.-Bezirk: 3,83 3,05 0,78 6,02 1,30
u 0,014
Drill.
42,71 3,91
In der Oberamtsstadt
excl. Altstadt
3,17 3,29 [0,12] 8,88 0,55 49,23 3,57
In den übrigen
Bezirksorten, incl. Altstadt
3,93 3,01 0,92 5,66 1,39 42,02 3,98
|
Gemeinde. Unter 100 Geborenen
befinden sich:
Von 100
lebend
geborenen
Kindern
starben
im ersten
Lebens-
jahre.
O
Z
Unter 100 Gestorbenen
befinden sich:
Kna-
ben.
O
Z
Mäd-
chen.
Todtge-
borene.
O
Z
Todtge-
borene
Kinder.
O
Z
Im ersten
Lebensjahr
gestorbene
Kinder.
O
Z
Ärztlich
Be-
handelte.
O
Z
Nicht
ärztlich
Be-
handelte.
Rottweil mit Altstadt 50,00 24 50,00 4,40 11 38,46 2 4,31 17 36,03 20 78,46 1 17,23
und zwar: Rottweil 49,74 50,26 4,31 38,74 4,14 35,68 79,98 15,88
und zwar: Altstadt 51,47 48,53 4,90 37,24 5,38 38,44 68,55 26,07
Böhringen 48,38 29 51,62 4,38 12 29,88 22 5,34 12 34,80 22 41,52 18 53,14
Bösingen 52,76 8 47,24 4,88 7 31,95 17 6,14 8 38,22 16 43,56 17 50,30
Bühlingen 52,14 12 47,86 6,60 2 37,81 4 8,03 3 42,97 8 49,00 11 42,97
Dautmergen 50,84 20 49,16 4,62 9 27,31 28 4,62 16 26,05 33 28,15 34 67,23
Deißlingen 52,53 9 47,47 2,95 23 34,27 10 3,92 19 44,17 5 36,64 26 59,44
Dietingen 49,19 28 50,81 3,71 16 35,18 7 4,07 18 37,15 18 54,20 5 41,73
Dormettingen 58,40 2 41,60 3,70 17 35,80 6 3,56 25 33,15 27 36,99 24 59,45
Dotternhausen 52,22 11 47,78 4,64 8 28,96 27 5,75 10 34,25 25 36,75 25 57,50
Dunningen 51,97 14 48,03 2,87 24 32,93 15 3,77 21 42,10 11 41,16 19 55,07
Feckenhausen 52,86 7 47,14 1,76 34 32,29 16 2,82 32 50,70 1 47,89 13 49,29
Flötzlingen 46,17 33 53,83 4,55 10 22,13 32 6,79 6 31,48 31 35,49 27 57,72
Göllsdorf 51,99 13 48,01 2,00 30 34,81 8 2,49 33 42,76 9 50,90 9 46,61
Gößlingen 51,72 16 48,28 6,40 3 34,21 11 7,07 5 35,33 21 34,78 28 58,15
Hausen am Thann 50,14 22 49,86 2,61 27 30,95 20 3,14 28 36,24 19 31,01 32 65,85
Hausen, ob. Rottweil 53,33 6 46,67 4,35 13 33,33 12 5,93 9 43,48 7 49,80 10 44,27
Herrenzimmern 46,13 34 53,87 5,25 6 29,74 23 6,42 7 34,46 23 60,47 2 33,11
Horgen 50,14 23 49,86 1,93 32 22,75 31 2,86 31 33,06 28 45,71 14 51,43
Irslingen 47,89 31 52,11 6,95 1 29,60 25 8,16 2 32,36 29 53,64 6 38,20
Lackendorf 46,50 32 53,50 6,00 4 24,47 30 10,43 1 40,00 13 52,18 7 37,39
Lauffen 49,59 27 50,41 2,96 22 38,58 1 3,65 23 46,25 4 37,12 23 59,23
Locherhof 60,00 1 40,00 2,70 26 29,44 26 3,61 24 38,27 15 39,71 21 56,68
Neufra 49,78 25 50,22 3,57 19 34,72 9 5,15 13 48,23 3 44,69 16 50,16
Neukirch 54,77 5 45,23 2,77 25 25,63 29 3,81 20 34,32 24 38,56 22 57,63
Roßwangen 52,32 10 47,68 2,32 29 31,18 18 2,89 30 38,02 17 33,06 29 64,05
Schömberg 51,10 19 48,90 2,56 28 21,28 33 3,30 27 26,57 32 57,70 3 39,00
Schwenningen 51,40 18 48,60 3,83 14 29,71 24 5,70 11 42,52 10 45,00 15 49,30
Stetten, ob Rottweil 50,74 21 49,26 5,55 5 33,33 13 7,32 4 41,46 12 48,78 12 43,90
Täbingen 51,49 17 48,51 1,98 31 12,79 34 2,96 29 18,72 34 51,23 8 45,81
Villingen 48,22 30 51,78 3,55 20 30,04 21 4,86 15 39,64 14 56,78 4 38,36
Wellendingen 49,62 26 50,38 1,83 33 33,04 14 2,47 34 43,96 6 30,72 33 66,81
Zepfenhan 55,15 3 44,85 3,68 18 37,79 5 3,42 26 33,90 26 40,41 20 56,17
Zimmern, ob. Rottweil 51,97 15 48,03 3,73 15 38,04 3 4,99 14 49,00 2 32,84 30 62,17
Zimmern unter der Burg 54,06 4 45,94 3,53 21 31,14 19 3,76 22 31,95 30 31,95 31 64,29
Im ganzen O.-A.-Bezirk: 51,12 48,88 3,69 31,84 4,63 38,47 48,86 46,51
In der Oberamtsstadt
excl. Altstadt
49,74 50,26 4,31 38,74 4,14 35,68 79,98 15,88
In den übrigen
Bezirksorten, incl. Altstadt
51,29 48,71 3,62 30,98 4,72 38,95 43,56 51,72
| Die Zahl der Geborenen im Verhältniß zur Zahl der Einwohner bewegt sich nach vorstehender Zusammenstellung in den einzelnen Gemeinden zwischen 5,05 und 2,68 Proc., und beträgt im Durchschnitt 3,83 Proc.

Die Zahl der Gestorbenen schwankt zwischen 3,97 und 2,09, und beläuft sich im Durchschnitt aus 3,05 Procent der Einwohnerzahl.

Der Überschuß der Geborenen über die Zahl der Gestorbenen beträgt 0,78 Proc. im ganzen Oberamtsbezirk; 32 Gemeinden des Bezirks haben einen solchen Überschuß aufzuweisen, der sich im Einzelnen zwischen 1,89 und 0,17 Proc. bewegt.

Drei Gemeinden aber haben mehr Gestorbene als Geborene: Zepfenhan 0,22 Proc., die Oberamtsstadt und die Gemeinde Dormettingen je 0,12 Proc. der durchschnittlichen Einwohnerzahl.

Künstlich entbunden wurden im ganzen Oberamtsbezirk 6,02 Proc. aller Gebärenden; in den einzelnen Gemeinden schwanken die Zahlen zwischen 18,27 und 1,18 Proc.

Zwillingsgeburten kamen in allen Gemeinden mit Ausnahme von Stetten und Roßwangen vor; im ganzen Oberamtsbezirk 1,30 Proc. aller Geburten, in den einzelnen Gemeinden von 0,33 bis zu 4,55 Proc.

Drillinge wurden dreimal geboren: in Rottweil, Schwenningen und Zepfenhan; im Durchschnitt kommt eine Drillingsgeburt auf 6 Jahre.

Ein todtgeborenes Kind kommt im ganzen Oberamtsbezirk auf:

42,71 Geborene bei natürlichen Geburten,
03,91 Geborene bei künstlichen Geburten;

in den einzelnen Gemeinden bewegen sich die Zahlen zwischen:

19,58 und 145,50 bei natürlichen Geburten,
01,40 und 011,66 bei künstlichen Geburten.

In 24 Gemeinden des Oberamts werden mehr Knaben als Mädchen geboren:

60 Proc. bis 56,14 Proc. aller Geborenen;

in 11 Gemeinden mehr Mädchen als Knaben;

53,87 Proc. bis 50,22 Proc. aller Geborenen;

im ganzen Oberamtsbezirk kommen 51,12 Procent Knaben und 48,88 Proc. Mädchen zur Welt.

Was die Kindersterblichkeit betrifft, so sterben von 100 lebend geborenen Kindern im ersten Lebensjahre durchschnittlich im ganzen Bezirk 31,84; in den einzelnen Gemeinden bewegen sich die Zahlen zwischen 38,74 und 12,79 Proc. der lebend Geborenen;| am größten ist die Kindersterblichkeit in der Oberamtsstadt, am kleinsten in Täbingen.

Werden auch die todtgeborenen Kinder eingerechnet, so beträgt die Sterblichkeit 34,35 Proc. aller geborenen Kinder.

Unter 100 Gestorbenen befinden sich 4,63 Procent todtgeborene Kinder (in den einzelnen Gemeinden 10,43 bis 2,47 Proc.), 38,47 lebend geborene und im ersten Jahr gestorbene Kinder (in einzelnen Gemeinden 50,70 bis 18,72 Proc.), im Ganzen also 43,10 Kinder im Alter bis zu einem Jahr.

Ärztlich behandelt wurden 48,86 Proc. aller Gestorbenen; in den einzelnen Gemeinden zwischen 79,98 (in der Oberamtsstadt) bis zu 28,15 Procent; ohne ärztliche Hilfe blieben 46,51 Proc.

Die Zahl der Selbstmörder betrug von 1853 bis 1871 im ganzen Oberamtsbezirk 67, im Durchschnitt jährlich 3,62, gleich 0,4 Proc. aller Gestorbenen; sie vertheilten sich auf 23 Gemeinden, worunter Rottweil mit 15, Deißlingen mit 9 in erster Linie stehen.

Nach einer Berechnung aus der Zeit vom 1. Juli 1854 bis 30. Juni 1874 zählt der Bezirk in diesen 20 Jahren 85 Selbstmörder; davon haben ihrem Leben ein Ende gemacht:

durch Erhängen 70
durch Ertränken 10
durch Halsabschneiden 2
durch Erschießen 1
durch Bauchaufschneiden 1
auf die Eisenbahnschienen legte sich 1 .
     Von den 85 Selbstmördern
waren Säufer 36
wegen Krankheit incl. Geistesstörung entleibten sich 28 .
Verbrecher, die sich theils aus Scham, theils aus Furcht vor
der erkannten bezw. in Aussicht stehenden Strafe entleibten
7
Lebensüberdrüssige waren es 3
wegen Schulden entleibten sich 2
aus Geiz 1
aus unbekannten Gründen 8 .

Epidemien kamen auf dem Schwarzwald nicht häufig vor; in den letzten 20 Jahren wurden nur drei ausgesprochene Epidemien im Bezirk beobachtet: Ruhr (1854 und 1855), Diphteritis (1864) und Pocken.

| Der Typhus abdominalis kommt wohl sporadisch in sämtlichen Gemeinden des Bezirks vor, von Petechial-Typhus aber wurde in den letzten 20 Jahren kein Fall beobachtet. Die Typhusformen verlaufen immer unter der Form der Abdominaltyphen.

Im Jahre 1865, in welchem in verschiedenen Gegenden Deutschlands der sogenannte Genickkrampf epidemisch auftrat, kam auch diese Form der Erkrankung nicht selten im Bezirke vor, jedoch nicht in perniciöser Weise. Auch die Cholera hat während ihrer Herrschaft Fuß im Bezirke gefaßt. Die hohe Lage und reine Luft kompensiren manche Schädlichkeiten, welche bisher aus Mangel allgemeiner Hygieine in den einzelnen Gemeinden und besonders in Rottweil sich noch geltend machen. Epidemien, welche zur Winterszeit auftreten, verlaufen im Bezirk immer ungünstiger, als die Sommer-Epidemien; auf den Grund dieser ungewöhnlichen Erscheinung kommen wir weiter unten zurück.

Unter den Affectionen des Nervensystems kommen sehr häufig Apoplexie und Rückenmarksaffection vor, Neuralgieen der verschiedensten Natur von der Cephalalgie und Migraine bis zur Ischiadik kamen sehr oft zur Beobachtung und hängen diese mit der rheumatischen Diathese zusammen.

Die rheumatischen Affectionen selbst vom einfachsten fieberlosen Rheumatismus bis zum heftigen Gelenksrheumatismus finden ihren Hauptgrund in der durch die hohe Lage bedingten rasch eintretenden Temperaturdifferenz zwischen Morgen- und Abend-, Tag- und Nachtzeit. Epilepsie und Chorea sind im Bezirk auffallend häufig und zwar in Verbindung mit Herzleiden. Die Diphteritis nimmt gern einen sehr rasch verlaufenden Charakter an, verbindet sich oft mit Albuminerie und hat als Nachkrankheiten häufig Lähmungen der Extremitäten, besonders aber Lähmung des weichen Gaumens im Gefolge. Angina tonsillaris gehört zu den alltäglichen Krankheiten.

Struma kommt häufig in denjenigen Orten vor, welche auf dem Muschelkalk liegen, daher auch Rottweil hiezu ein großes Kontingent liefert.

Unter den Lungenkrankheiten kommt die Bronchitis und Pneumonie sehr oft zur Beobachtung; letztere verlauft meistens als croupose Form. Sehr gern gehen die Lungenaffectionen über in Emphysem und Bronchialerweiterung, daher Fälle von Jahre lang dauernder sogen. Schleimschwindsucht häufig vorkommen.

Die eigentliche Lungentuberkulose trifft man auf dem Schwarzwald selten und hängt das Auftreten derselben nebst der hereditären Anlage meist mit schlechten Wohnungs- und Ernährungsverhältnissen der Kranken zusammen. Wenn Einzelne von| tuberkuloser Schwindsucht befallen werden, so haben solche die Krankheit meist in andern Gegenden acquirirt. Die acute Miliar-Tuberkulose wurde seit 20 Jahren nicht ein einziges Mal beobachtet; so selten die Miliar-Tuberkulose, so häufig sind die Rippenfellentzündungen mit exsudativem Charakter.

Herzkrankheiten in Verbindung mit Klappenfehlern treten wegen der häufigen acuten Rheumatismen oft zu Tage, besonders gern kommt bei Leuten der besseren Stände nach Jahre lang vorausgegangener Unterleibsstörung die fettige Degeneration des Herzens vor.

Magenleiden und zwar chronische Magenkatarrhe mit den Übergängen zu krebsiger Degeneration kommen täglich zur Behandlung.

Milzaffectionen sind selten; die Wechselfieber fehlen im Bezirk vollständig oder kommen nur als importirte zur Behandlung. Individuen, welche durch veraltete Wechselfieber ganz herabgekommen sind, erholen sich auf dem Schwarzwalde sehr rasch.

Leberaffectionen sind häufig von den einfachsten Störungen quantitativer und qualitativer Gallensecretion bis zum acuten und chronischen Ikterus, der Cirrhose und zum Leberkrebs. Gallensteine sind keine Seltenheit.

Darmaffectionen kommen hauptsächlich im Sommer vor vom einfachen Darmkatarrh bis zur Cholerine; letztere liebt besonders die Kinder im ersten Lebensjahre stark heimzusuchen.

Ein Hauptkontingent der herrschenden Krankheiten bieten auf dem Schwarzwald die Nieren.

Harnsäureinfarkte der Nieren Neugeborener gehört zu den täglichen Vorkommnissen; solche geben später Veranlassung zur Bildung von Blasensteinen.

Wohl in Folge der so leichten raschen Abkühlung der Hautoberfläche treten acute Nierenleiden gerne auf, daher Eiweißgehalt des Urins zu allen acuten Processen sich gern hinzugesellt.

Morbus Brightii in allen Stadien ist daher eine häufige Krankheit und nimmt dieselbe sehr gern den chronischen Charakter an, so daß vollkommene Nierenatrophie bei Sectionen oft gefunden wird, sowohl bei ganz jungen als bei älteren Individuen.

Von Diabetes mellitus kommen jedes Jahr mehrere Fälle zur Behandlung.

Unter den Hautkrankheiten treten die acuten Exanthemen häufig hervor, besonders ist es der Scharlach, der manche bösartige Epidemie unter den Kindern hervorruft und unter denselben viele Opfer fordert. Unter den chronischen Hautkrankheiten findet man besonders oft die Schuppenflechte, – psoriasis s. lepra Villani| die über den ganzen Körper verbreiteten Eczema sind seltener, dagegen lokale Bläschenflechten oft gesehen werden; Fälle von Lupusform sind sehr selten. Die vor 20 Jahren so sehr verbreitet gewesene Krätze wird immer seltener.

Unter den Dyscrasien ist die Syphilis fast nur als eingeschleppt vertreten und ist die blennorrhagische Form die häufigste.

Die häufigste Dyscrasie im Bezirk und auf dem ganzen Schwarzwalde ist die Scrophulosis in allen ihren Formen – von den Ausschlägen und der Augenentzündung bis zur tiefgehenden Knochenaffection und Verbiegung der Wirbelsäule. Man darf wohl sagen, daß die weit verbreitete Scrophulosis sehr vielen acuten Processen ein gewisses Gepräge giebt.

Unterleibsbrüche nebst Prolapsen kommen in Schwenningen bei dem weiblichen Geschlecht auffallend häufig vor, weil hier Mädchen und Frauen bei dem ausnehmend fleißig betriebenen Ackerbau oft in zu früher Jugend für Arbeiten verwendet werden, welche eigentlich nur für das männliche Geschlecht passen.

Fragen wir nun nach den Ernährungsverhältnissen des Bezirks, so sind dieselben – entsprechend dem ausgezeichneten Bodenertrag – ganz günstige; wenn auch die Hauptnahrung in Kartoffeln, Brod, Gemüse, namentlich Sauerkraut, Milch und Käse besteht, so ist doch das Fleisch nicht ausgeschlossen; im Durchschnitt kommt in jeder besseren Haushaltung, selbst auf dem Lande, wöchentlich zweimal Fleisch auf den Tisch, wenn auch nur als Schweinefleisch und geräucherter Speck.

Wenn demnach die Ernährungsmomente keinen Grund zu allgemein verbreiteter fehlerhafter Blutmischung abgeben können, so müssen noch andere Umstände vorhanden sein, welche die häufigen scrophulösen Affectionen veranlassen. Hier treffen wir im Bezirke Rottweil, wie auch in anderen Bezirken und auswärtigen Ländern auf die mangelhafte Kenntniß der Einwohner über die ersten und nothwendigen Bedingungen eines gesunden Lebens, auf die mangelhafte Kenntniß der allgemeinen Bedingungen einer öffentlichen Gesundheitspflege. Die hohe Bedeutung von Luft, Licht und Wasser für die Gesundheit ist zu wenig bekannt und es ist sehr zu beklagen, daß die Jugend nicht schon in der Schule auf diesen wichtigen Gegenstand aufmerksam gemacht wird. Die Hautkultur mit Hilfe des Wassers gehört auf dem Lande zu den Ausnahmen, wiewohl es an gutem und gesundem Wasser im Bezirke nicht fehlt. Die auf dem Lande übliche Bauart bringt es mit sich, daß die Wohnungen durchgehend an Licht und besonders an frischer Luft Mangel leiden, und es trifft dieser Vorwurf in vielen Fällen auch die| Schullokale. Die Nothwendigkeit einer Ventilation der Wohnungen ist bis jetzt noch nicht eingesehen und dieß auch der Grund, warum alle Krankheiten im Winter einen schlimmeren Verlauf nehmen als im Sommer.

Der Mangel der Hautpflege, an Licht und Luft sind aber drei Momente, welche zu tief in die Säftemischung des Menschen eingreifen, auch bei den besten Nahrungsverhältnissen.

In der Oberamtsstadt selbst tritt auch ein weiteres Moment hinzu, welches die allgemeinen Lebensbedingungen in schädlicher Weise beeinflußt. Vor Allem ist hier anzuerkennen, daß im verflossenen Jahre durch eine neue Wasserleitung für gesundes Wasser gesorgt worden ist; bei der dermaligen Leitung der städtischen Angelegenheiten darf man wohl auch mit Recht erwarten, daß, je nachdem es die Mittel erlauben, auch den Anforderungen für eine reine Luft in Zukunft die naturgemäße Rechnung getragen werde. Zu dem Bedürfniß einer neuen gründlichen Kanalisation tritt in Rottweil noch dasjenige eines veränderten Bauplans hinzu. Rottweil trägt als frühere freie Reichsstadt noch ganz das Gepräge des mittelalterlichen Städtebaues, hat also eine eng zusammengedrängte Bauart, welche die nothwendige Folge davon war, daß wegen der im Mittelalter auf dem flachen Lande herrschenden Unsicherheit die Bewohner des letzteren in zu großer Zahl in die befestigte Stadt zogen, und innerhalb ihrer Mauern sich niederließen. Da Rottweil zugleich von jeher Ökonomie treibende Stadt war, so finden sich hier sehr häufig im untersten Stockwerk des Gebäudes die Stallungen, welche den darüber befindlichen Wohnungen die schon verbrauchte Luft abgeben. Mit Vollendung der bereits begonnenen Auffüllung der alten Stadtgräben wird die Möglichkeit gegeben sein, auch diesem Übelstande durch eine veränderte, den jetzigen Anforderungen der allgemeinen Hygieine entsprechende Bauart abzuhelfen. Mit der Entfernung der erwähnten Mißstände, deren bisheriges Bestehen zum Theile in der Jugend der öffentlichen Gesundheitspflege als Wissenschaft seinen Grund hat, wird sich gewiß auch die Geburts- und Sterblichkeitsstatistik Rottweils günstiger als bisher gestalten.

Was die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahr betrifft, so stellt sich dieselbe, wie schon erwähnt, auf 31,84 Proc., mit Einrechnung der Todtgeborenen aber auf 34,35 Proc. der Geborenen, und auf 38,47 Proc., mit Einrechnung der Todtgeborenen aber auf 43,10 Proc. aller Gestorbenen, also annähernd auf dieselben Zahlen, welche eine Durchschnittsberechnung für ganz Württemberg ergiebt. Auch in andern Ländern ist man zu dem gleichen traurigen Resultate dieser schreckenerregenden Sterblichkeit unter den Säuglingen gekommen. In| der Abnahme der Zahl der säugenden Mütter kann die große Mortalität der Kinder – wenigstens im Bezirk Rottweil – nicht liegen, da hier nach einer Durchschnittsberechnung aus den 4 Jahren 1868 bis 1871 nur 8,68 Proc. Mütter ihre Kinder nicht gestillt haben.

Der Hauptgrund der Hinfälligkeit der Säuglinge liegt gewiß nur darin, daß man das Wochenbett bisher im allgemeinen nicht als physiologischen, sondern als pathologischen Akt aufgefaßt hat und so die Behandlung der Wöchnerin sowie des Säuglings in seinen ersten Wochen eine naturgesetzwidrige geworden ist.


Kehren wir nach diesem Überblick über die Gesundheitsverhältnisse des Bezirks zur Schilderung der allgemeinen Eigenschaften und Gewohnheiten der Bewohner zurück.

Der Volkscharakter ist im allgemeinen gutartig und zeigt sich in Fleiß, Sparsamkeit, religiösem Sinn, Stetigkeit in der Sitte und Muth.

Die Lebensweise ist einfach in Speise und Trank. Die Speisen sind meistens aus Mehl, Kartoffeln und Kraut mit geräuchertem Schweinefleisch bereitet; neben Bier und neben wenigem Wein wird auch viel Branntwein konsumirt.

Von eigenthümlichen Gebräuchen und Volksbelustigungen,[16] die jedoch im allgemeinen seltener geworden sind, nennen wir: den sogenannten Fackelsonntag, d. i. am ersten Fastensonntag ziehen in einigen Orten die Jünglinge in langen Reihen mit brennenden Fackeln um den Samenösch und sprechen die Worte: „Soma, Soma reg di“ (Samen, Samen rege dich), auch werden nebenbei Gebete gesprochen; alsdann ersteigen die Fackeltragenden irgend einen Berg, und zünden dort große Feuer an; letzteres geschieht auch ohne den vorherigen Umgang um den Samenösch. Von Rottweil aus sieht man solche Feuer auf dem Hohenberg, Plettenberg, Hohenkarpfen, bei Neufra etc. etc. feierlich lodern. Da man von diesem Gebrauch am Funken- oder Fackelsonntag sagt: „dem Samen zünden“, so scheint sich derselbe auf die bevorstehende Sonnenwende, den Frühlingsanfang, auf die Wiedererweckung der erstorbenen Natur zu beziehen.

Die Faßnachtsbelustigungen, bei denen das sog. „Aufsagen“ eine Hauptrolle spielt, und Maskeraden, Vermummungen,| Faßnachtsspiele etc. aller Art vorkommen und viel getanzt wird, werden namentlich in Rottweil selbst, zum Theil auch auf den Dörfern noch eifrig gepflegt. Am Aschermittwoch wird in einigen Gemeinden noch die Faßnacht feierlich begraben. Tanzbelustigungen kommen an Kirchweihen, Hochzeiten und Märkten häufig vor.

Das früher allgemein übliche Eierlesen an Ostern wird nur in Gößlingen zuweilen noch veranstaltet. Noch vor 50 Jahren wurde allgemein am Johannisfeiertag nach Weihnachten der vom Ortsgeistlichen gesegnete Jahanniswein in der Kirche mit dem Spruch: „Trink die Liebe des hl. Johannes“ ausgetheilt; diese Sitte besteht jetzt nur noch in Böhringen, Lauffen und Zimmern o. R., in den übrigen Orten wird der Johanniswein benedicirt nach Hause genommen und dort getrunken.

Die Hochzeiten werden meist öffentlich und feierlich gehalten. Vor dem Kirchgang versammeln sich die Zeugen und Verwandten mit dem Bräutigam im Hause der Braut, wo man ihnen die sog. Morgensuppe (jetzt meist Kaffee oder irgend ein Getränk) reicht; hierauf bewegt sich der Zug in die Kirche, voran die Braut mit dem Brautführer (Gesellen), ihr folgen der Bräutigam mit dem zweiten Brautführer, sodann die Verwandten und Freunde. Bei Vermöglicheren ist der sog. Vorgang in einigen Orten wie z. B. in Villingen noch üblich, wobei die Ledigen männlichen und weiblichen Geschlechts die Hochzeitsleute in die Kirche und nachher in das Wirthshaus begleiten. An einigen Orten wie z. B. in Dunningen bewegt sich der Hochzeitszug unter Musik in die Kirche und wieder zurück in das Wirthshaus, wo dann die Braut mit dem ersten Brautführer und die Brautjungfer (Gespielin) mit dem zweiten Brautführer den ersten Tanz aufführen. Während des allgemeinen Hochzeittanzes sind besondere Hochzeittänzer aufgestellt, die mit den weiblichen Gästen einigemal tanzen, wenn diese nicht schon mit Tänzern versehen sein sollten; auch singen diese zur weiteren Unterhaltung zuweilen ein lustiges Liedlein. Den letzten Tanz, den sog. Brauttanz, tanzen der Bräutigam mit der Braut und der Brautführer mit der Brautjungfer. Gewöhnlich führt man die Braut nach der Trauung in die Wohnung des Bräutigams, und hierauf findet dann in einem Gasthaus das Hochzeitsmahl statt, wozu auf dem Lande durch persönliches Erscheinen der Brautleute eingeladen wurde. Nach der Mahlzeit und Abends wird getanzt, wobei noch weitere Bekannte erscheinen und dem Brautpaare Geschenke bringen. Die Braut tanzt mit dem Rosenkranznuster (pater noster) in der Hand. Die Hochzeitbelustigungen dauern öfters zwei, zuweilen drei Tage; letzteres ist namentlich in Rottweil der Fall, wobei dann auch Ausflüge in die| Nachbarorte gemacht werden. In einigen Orten besteht die Sitte, daß ein aus dem Dorf oder in das Dorf fahrender Brautwagen mittelst einer quer über die Straße gespannter Schnur unter Hersagen des Spruchs:

„Es gehen drei Gsellen über Land
I glaub si häben en guete Verstand.
I thät si bitten in Ehren
Si sollene au epes in d’Reiste verehren“,

so lange scheinbar angehalten wird, bis man den Anhaltenden ein Trinkgeld reicht. Auf dem Brautwagen muß die Nätherin sitzen und vorne auf demselben ist in der Regel die Wiege angebracht. Die Hochzeiten werden meistens am Dienstag gehalten, am Mittwoch dagegen niemals, weil sich an diesem Tage, nach dem Volksglauben, Judas gehängt hat; auch am Freitag finden keine Hochzeiten statt.

Bei Taufen wird in der Regel nach der Tauffeierlichkeit den Pathen und Anverwandten ein kleiner Taufschmaus oder eine sogen. Taufsuppe im Hause der Wöchnerin oder noch häufiger im Wirthshaus gegeben. In Böhringen nimmt der Pathe den Säugling auf die Arme und trägt ihn um den Hochaltar, vor dem er eine Zeitlang niederkniet.

Das Schießen von den ledigen Burschen an Taufen und Hochzeiten ist noch ziemlich allgemein, jedoch auch im Abnehmen.

Die Leichenbegängnisse werden mit Ernst und Würde nach der kirchlichen Vorschrift gehalten; in der Klage (Leichenzug) gehen die leidtragenden Männer voran, ihnen folgen die übrigen männlichen Personen, an welche sich alsdann die leidtragenden weiblichen Personen nebst den andern anschließen. Bei den Katholiken wird während des Gangs auf den Friedhof laut gebetet, und dann am Grabe von dem Ortsgeistlichen eine Rede gehalten; in dem protestantischen Schwenningen findet unmittelbar nach dem Leichenbegängniß ein Kirchgang statt, wo dann in der Kirche eine Predigt von dem Ortsgeistlichen gehalten wird. Die früher allgemein üblichen Leichenschmäuße nach dem Trauergottesdienst sind in den meisten Orten abgegangen oder sehr vereinfacht worden. In Böhringen besteht die Sitte, daß man bei Leichenbegängnissen auf jede Ecke des Sarges je ein Sechskreuzerstück legt, welche alsdann die Träger, bevor sie den Sarg aufheben, zu sich nehmen.

Von den Volksspielen ist das Kegelschieben allgemein, auch das Scheibenschießen wird nicht allein in der Oberamtsstadt, sondern auch in einigen Landorten gepflegt; dagegen ist das Kartenspiel seltener als in vielen Gegenden des Landes.

Am Nikolaustag geben die Eltern den Kindern Eßwaren und| am Vorabend dieses Tages wird „geklöpfelt“, d. i. Erbsen und kleine Steinchen an die Fenster geworfen zur Erinnerung der Kinder, daß der heil. Nikolaus in der Nacht einlegt, d. i. Geschenke bringt. Wenn die Eltern am Vorabende des Nikolaustag Geschenke auf den Markt in Rottweil kaufen, so heißt man dieß „den Klausen stören“. Wie im ganzen Lande, so erhalten auch hier die Kinder an Weihnachten, zum Theil auch am Neujahrsfest, Geschenke von den Eltern, an Ostern zuweilen gefärbte Eier.

Am Neujahrsmorgen wird C. M. B. (die Namen der drei Könige) wieder frisch an die Stuben- und Stallthüren geschrieben. An Lichtmeß werden die Kerzen, und an Maria Himmelfahrt die Kräuterbüschel, in welche man gerne Johanniskraut bindet, geweiht.

Wenn am Vorabend vor Micheli in Rottweil das erstemal die kleine Glocke auf dem Kapellenthurm Abends 7 Uhr geläutet wird, „Micheliläuten“, so nimmt man einander an den Ohren. Bei verdächtigen Gängen zur Nachtzeit wird noch zuweilen dem Verdächtigen Sägmehl oder Sand gestreut.

Wenn Jemand im Haus stirbt, soll man alle beweglichen Gegenstände, namentlich die Bienenstöcke, anders stellen.

Eine Grille im Haus soll Glück bedeuten. Beim Auseinandergehen aus Gesellschaften sagt man „zürnet nüütz“.

Die Volkstracht beginnt auch im diesseitigen Bezirk wie beinahe in allen Gegenden des Landes allmählig zu weichen, und einem geschmacklosen Gemenge von ländlicher und städtischer Mode den Platz zu räumen; namentlich gilt dieß bei der Jugend beiderlei Geschlechts, während ältere Leute häufig noch der ehrbaren Tracht ihrer Voreltern treu geblieben sind. Bei den Männern ist der lange blaue Tuchrock mit stehendem Kragen, kurzer Taille und schwarzen, zuweilen auch metallenen Knöpfen, die am Rücken weit auseinander gesetzt sind, immer noch der allgemeinste. Das Brusttuch besteht meist aus schwarzem oder braunem Manchester, zuweilen noch aus rothem Scharlachtuch mit platten Metallknöpfen, seltener Rollknöpfen. Die schwarzen kurzen Lederhosen trifft man noch sehr häufig, seltener sind die gelben, auch die langen Tuchhosen machen sich allmählig etwas geltend. Die Fußbekleidung besteht aus sog. Rahmenstiefeln, die bis über die Waden hinauf reichen oder aus Bundschuhen, und die Kopfbedeckung vorherrschend aus dem niederen, breitkrämpigen Schlapphut, an einigen Orten aus dem hohen Filzhut (Schlosser), und in Villingen aus der pelzverbrämten Mütze. Der dreispitzige Hut wird hauptsächlich noch in Täbingen getroffen und erinnert dort schon an die Tracht der Unterländer.

Bei den weiblichen Personen unterscheiden sich die Trachten im| allgemeinen nach den Konfessionen; während die Katholiken mehr bunte Farben lieben, kleiden sich die protestantischen Frauen und Mädchen in dunkle Farben, und sind am Beharrlichsten in ihrer Volkstracht. Die sog. Radhauben und die glatt auf dem Kopfe anliegende schwarzen Hauben (Kappen), von denen breite Bänder über den Rücken herab hängen, sind die allgemeinsten; in Täbingen sind die sogen. Backenhauben üblich. In mehreren Orten findet man bei den Mädchen eine ganz eigenthümliche Kopfzierde, die sogen. Schappel; es ist dieß eine Art Krone, die auf einen kleinem Reif, der aber das Haupt nicht umschließt, sondern künstlich auf demselben befestigt werden muß. Auf diesem Reif erhebt sich ein Drahtgeflecht, das mit Flittergold und allerlei glänzenden beweglichen Gegenständen, wie farbiges Glas, Metallstücken etc. besetzt und behängt ist. Die Schappel wird von den Mädchen nur bei kirchlichen Feierlichkeiten, z. B. bei Taufen, Hochzeiten und kirchlichen Festen getragen. Die jüngere Generation hat jedoch schon angefangen, diesen gut kleidenden Kopfschmuck durch künstlich gemachte Blumenkränze zu ersetzen. Der übrige Anzug besteht bei dem weiblichen Geschlecht vorherrschend aus einem schwarzen, auch grünen oder rothen vielgefältelten Wilflingrock, schwarzem Spencer von Tuch, Taft oder Sammt, der meist offen über den Koller getragen wird, größtentheils farbige, seidene Schürze, die in einigen dem Schwarzwalde näher gelegenen Orten sehr groß getragen, und mit den unteren Ecken (Zipfel) rückwärts zusammen gebunden wird. Das seidene Halstuch wird meist bunt – und in einzelnen Orten so getragen, daß es das Kinn noch bedeckt. Die Strümpfe sind weiß und in Schwenningen roth, in Flötzlingen theilweise blau. In einigen Orten, wie z. B. in Herrenzimmern und Irslingen, flechten die Jungfrauen rothe, in Deißlingen grüne Bänder in die Zöpfe. In Flötzlingen tragen die Jungfrauen Leibgürtel, die aus 3–5 silberähnlichen Metallketten bestehen. Die schönste und namentlich bei dem weiblichen Geschlechte am reinsten erhaltene Volkstracht trifft man in Schwenningen, wo die Tracht der Baar noch in den Bezirk hereingreift; hier tragen die Männer schwarze Schlapphüte, dunkelblaue Tuchröcke mit kurzer Taille und schwarzen Knöpfen, schwarze kurze Lederhosen, scharlachrothe oder schwarzmanchesterne Brusttücher, weiße Strümpfe und Bundschuhe. Die weiblichen Personen tragen anliegende schwarze Kappen, von denen breite schwarze Bänder über den Rücken hinabhängen, reichgefältelte glänzendschwarze Zeugkleider, die gegen unten mit schwarzem Tuch, sog. Belege, besetzt sind und je nach Vermögen schmäler oder breiter angebracht werden. Auch die Brust und der Rücken ist von feinem schwarzen Tuch und mit schwarzem Seidedamast oder Orleans besetzt, die Brust| überdieß mit seidenen oder wollenen Nesteln geschnürt. Über das Kleid wird ein Spencer von schwarzem Manchester offen getragen, im besonderen Putz mit schwarzen Tuchärmeln. Die Unterröcke sind von rothwollenem Tuch und die vielgefältelten Schürzen von schwarzglänzendem Baumwollzeug; letztere werden mit den unteren Ecken gegen hinten zusammengeknüpft. Die Strümpfe werden von rother Wolle und die Schuhe weit ausgeschnitten getragen.

Die Mundart ist im allgemeinen ein Gemenge von schwäbisch und alemannisch, letzteres macht sich im Westen des Bezirks gegen den Schwarzwald hin allmählig geltender und gewinnt im Süden bei Schwenningen sogar die Oberhand. Mit den sich häufenden Anklängen an die alemannische Mundart wird der Dialekt der Bezirksbewohner wohlklingender und gemüthlicher. Das dem Schwarzwald eigenthümliche veil statt viel, leigen statt liegen, dringt auch in den diesseitigen Bezirk theilweise ein. Von eigenthümlichen Ausdrücken und Redensarten nennen wir ferner: Gutterlochen (Rumpeln im Magen), Bollenfidle (trocken gewordener Schmutz an den Kleidern), hollaus (heillos), er bhebt se (er klagt über ein Leid), kopös (empfindlich), Triäpel (Fieber), jo moredli (ja führwahr), grausig (gar arg), sänd er bald gröa? (seid ihr bald fertig), trimmelig (schwindlig), nabgrauseln (hinabrollen), knörig (geizig), der Ungenannte (Fingerkrankheit), hännen und dänen (hier und dort), zäschen (streuen, z. B. Gras, Heu etc.), Mockel (Stück, z. B. ein Stück Brot, „Brotmockel“), Fetzen und Bletz (ein kleines Stück Feld), Heubel (Ameisenhaufen), Schibbel (Scholle, Ackerscholle), Murkel (altes Weibchen), es dottert mir, dir etc. (Ahnung von etwas Unglücklichem), Schütte, auch Kratte (Korb), es blangt mi (ich kann’s nicht erwarten), Gsundheit mi freits (Zuspruch beim Trinken), d’Leut keits (die Leute ärgerts), Bauken (Roßkümmel), dappik (ungeschickt), Närschegori (närrischer, lustiger Mensch), Sucht (Epidemie oder Endemie), vom Frost angestaußen (von Krankheit befallen etc.) etc.

Die Vermögensverhältnisse der Bezirksbewohner gehören mit Ausnahme der unbemittelten Orte Gößlingen, Hausen a. Th., Locherhof und Zimmern u. d. B., theils zu den mittelmäßigen, theils zu den guten, bis sehr guten. Die vermöglicheren Orte sind: Rottweil, Bösingen, Deißlingen, Dietingen, Dunningen, Flötzlingen, Hausen o. R., Herrenzimmern, Irslingen, Lackendorf, Neufra, Schömberg, Schwenningen, Stetten o. R., Täbingen und Villingen (siehe auch die Ortsbeschreibungen).



  1. Von Finanzrath Kull.
  2. siehe auch die Landesbeschreibung von 1863 S. 316.
  3. siehe den Jahrgang 1854 der Tübinger Zeitschrift für Staatswissenschaft S. 361 und 362.
  4. Vergl. auch die beigegebene Karte.
  5. s. Jahrgang 1869 der württ. Jahrbücher S. 172. 173.
  6. s. Jahrgang 1857 der württ. Jahrbücher S. 100.
  7. Anmerkung. Die im Jahre 1873 stattgehabte neue Aufnahme des Grundbesitzes, deren Ergebnisse noch nicht vollständig vorliegen, liefert zwar theils der faktischen Änderung der Verhältnisse, theils der Verschiedenartigkeit der Gesichtspunkte wegen, nach denen beiderlei Aufnahmen durchgeführt worden sind, andere Ergebnisse, indem die entsprechende Klasse der Grundbesitzer von 11/2 Hektaren und weniger nicht so stark besetzt erscheint, stimmt aber nach vorläufiger Berechnung insofern mit der Aufnahme von 1857 überein, als 13 von obigen 18 Gemeinden gleichfalls wieder als solche erscheinen, die innerhalb der Ordnungsziffern 1–18 die meisten kleinen Grundbesitzer, bis zu 11/2 Hektaren aufweisen, sowie auch wieder 10 von letzteren 18 der östlichen Hälfte des Bezirks angehören.
  8. s. auch Amman, die Hofgüter Württembergs.
  9. s. Jahrgang 1853 der württ. Jahrbücher II. S. 162.
  10. vgl. den Jahrgang 1867 der Jahrbücher S. 12 und 13.
  11. Nämlich Böhringen, Göllsdorf, Neukirch, Roßwangen und Schömberg.
  12. Nämlich Bösingen, Bühlingen, Deißlingen, Dunningen, Lauffen, Stetten, Zimmern ob Rottweil.
  13. S. Jahrgang 1863 der Württembergischen Jahrbücher S. 41 ff. und von 1867 S. 209.
  14. Siehe die Beschreibung des Oberamts Oberndorf S. 61.
  15. Von Oberamtsarzt, Professor Dr. Rapp in Rottweil.
  16. Von hier an vom Verfasser Finanzrath Paulus unter Benützung der von Pfarrer Dr. Glatz gelieferten Beiträge.
Berichtigungen
  1. Korrigiert nach Fußnote 9 in Beschreibung des Oberamts Spaichingen: Beschreibung des Oberamts Rottweil S. 74 Zeile 9 von unten lies anstatt „C. verheirathet unter“ – „C. unverheirathet etc.“
Anmerkungen Wikisource
  1. Die Beschriftung Ordnungsziffer wurde zu OZ gekürzt um Überbreite zu vermeiden.
  2. (Letztere innerhalb Klammer.)


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