Beschreibung des Oberamts Rottweil/Kapitel B 15
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An der von Thieringen herkommenden Schlichem hat der Ort zwischen hohen Albbergen eine wirklich romantische Lage; hinter Obstbäumen versteckt, ist er größtentheils an die rechten Thalgehänge uneben und unregelmäßig, theils auch in die Thalebene hingebaut und besteht meist aus minder ansehnlichen Wohnungen, welche die sehr mäßigen Vermögensverhältnisse ihrer Bewohner auf den ersten Blick verrathen. Dennoch macht der Ort wegen seiner großartigen Umgebung einen freundlichen Eindruck; seine Straßen befinden sich in gutem Zustande.
Die den h. h. Peter und Paul geweihte Kirche liegt südlich über dem Dorf im noch ummauerten Friedhof, von dem aus man eine beschränkte aber reizende Aussicht genießt in die frischen Wiesenthäler und an die hohen, ernst und schroff sich aufbauenden Waldgebirge. Die Kirche selbst wurde ganz einfach im Jahre 1788 mit etwas schmälerem vieleckig schließendem Chore und einem hölzernen Dachreiter auf dem Westgiebel erbaut, enthält aber in seinem freundlichen flachgedeckten Innern verschiedene Grabdenkmäler, darunter ein sehr sehenswerthes im edlen Renaissancegeschmack an der Südseite des Chors. Dasselbe enthält in der Tracht vor dem dreißigjährigen Krieg das stattliche lehensgroße Standbild eines Ritters im Harnisch, mit Schärpe und Feldherrnstab; – den großen Aufsatz des Denkmals bildet das reich umzierte Wappen und im Friese des Denkmals steht folgende Inschrift:
Hanss Christoff Schoer ligt hie begraben,
Dem hat Gott geben In Sein tagen
Gross gnad zeitlich Ehr ziemlich guott und muots,
Das Er kündt thuon Seim geschlecht vil guotts,
Drumb danckhet gott für Solchen Seegen,
Bitten mit Christo Ewig zuo Leben.
Der mit zwei Reihen von Zacken umgebene hohle achteckige Taufstein trägt die Jahreszahl 1683. Die drei großen, reichen und mit Gemälden geschmückten Altäre sind im Rococostil gehalten.
Auf dem Kirchhof stehen hübsche Denkmäler und schöne Schmiedeisenkreuze.
Das schon ziemlich alte Pfarrhaus ist, wie die Kirche, von der Stiftungspflege zu unterhalten. Das 1838 erbaute Schulhaus enthält 2 Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath. Ein dem Freiherrn von Cotta gehöriges Schafhaus ist vorhanden. Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 6 laufende Brunnen; früher entstand zuweilen Wassermangel, seit aber zwei Quellen, die eine am Plettenberg, die andere auf der Flur Söllhofen, dem Ort zugeleitet werden, ist diesem Übelstand abgeholfen. Die Markung ist ziemlich reich an Quellen, die bedeutendste heißt der Seitenbrunnen; periodisch fließende Quellen (Hungerbrunnen) kommen in der Flur Auchten vor. Über die Markung fließen die Schlichem, der Waldhausbach, der Röthgrabenbach und der Sennerwaldbach. Die Schlichem tritt als Gebirgsbach nicht selten aus und verursacht Schaden. Einige künstlich angelegte Weiher sind vorhanden und früher bestanden Weiher im Doggenried, bei der Ziegelhütte, bei der Mühle und beim Waldhof, die jetzt in Wiesengrund umgewandelt sind. Der Sennerwaldbach bildet oberhalb des Sennerwaldhofs einen schönen 30′ hohen Wasserfall; auch an der Schlichem zwischen Hausen und Rathshausen befindet sich ein hübscher, jedoch nur 6′ hoher Wasserfall. Vicinalstraßen sind nach Rathshausen und Thieringen angelegt, auch besteht ein ziemlich guter Weg nach Oberhausen. Zwei steinerne und zwei hölzerne Brücken, wie auch zwei Stege, führen über die Schlichem und über den am Ort einmündenten Seitenbach; die Unterhaltung derselben hat die Gemeinde.
Die Einwohner sind im allgemeinen fleißig, betriebsam und ordnungsliebend, ihre Vermögensumstände gehören zu den ungünstigsten des Oberamtsbezirks, indem der vermöglichste Ortsbürger 20 Morg., die Mittelklasse 5–6 Morg., die Ärmeren aber gar kein| Grundeigenthum besitzen. Dagegen sind etwa 60 Morg. Güter im Eigenthum des Freiherrn von Cotta. Auf angrenzenden Markungen besitzen die Ortsbürger etwa 25 Morgen Güterstücke. Die Haupterwerbsquellen der Einwohner sind ziemlich beschränkte Landwirthschaft, etwas Viehzucht und einiges Gewerbe; von letzterem nennen wir eine Mühle im Ort mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine Sägmühle, eine Ziegelhütte, zwei Schildwirthschaften, vier Krämer und ziemlich viele Maurer, Zimmerleute und Ziegler, die auch nach außen arbeiten. Die Handstickerei wird für Schweizer Häuser stark betrieben.Die mittelgroße Markung, von der jedoch beinahe die Hälfte von den zur Gemeinde gehörigen, im Eigenthum des Freiherrn von Cotta stehenden Parzellen eingenommen wird und von der überdieß ein großer Theil aus Wald und Weide besteht, ist sehr bergig und mühsam zu bebauen; in dieselbe fallen die steilen Albberge Schafberg, Lochenstein und Wenzelstein, ferner beinahe der ganze östliche Steilabfall des Plettenbergs und ein Theil des schroffen Heubergabhanges; von sämtlichen Punkten genießt man die herrlichsten Aussichten (s. hier. den allg. Theil, Absch. „Naturschönheiten“). Der Boden ist mittelfruchtbar, theilweise beinahe unergiebig, schwer, naßkalt, nicht tiefgründig und besteht theils aus Lehm, theils aus den Zersetzungen des braunen und des weißen Jura. Die Wiesen sind mitunter naß und erzeugen saures Futter.
Das Klima ist ziemlich rauh, jedoch gegen starke Winde geschützt, daher auch das Obst in guten Jahrgängen geräth, dagegen gedeihen feinere Gewächse nicht mehr. Hagelschlag kommt selten vor, weil der Plettenberg und der Deilinger Berg günstige Wetterscheiden bilden.
Die Landwirthschaft wird im Dreifelder- und Fünffeldersystem, so gut als es die natürlichen und ökonomischen Verhältnisse erlauben, fleißig betrieben und der Boden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln auch mit Gips und Asche zu verbessern gesucht. Der Wendepflug ist noch immer der häufigste und neben ihm hat die eiserne Egge und die Dreschwalze Eingang gefunden. Mit Ausnahme des Roggens kommen die gewöhnlichen Cerealien, und von diesen vorzugsweise Haber und Dinkel zum Anbau, auch wird die beinahe ganz benützte Brache mit Kartoffeln und in namhafter Ausdehnung mit Futterkräutern (dreibl. Klee, Luzerne, Esparsette, Futterwicken), ferner in geringer Weise und nur zum eigenen Bedarf mit Reps, Flachs und Hanf angeblümt. Die Felderzeugnisse reichen weitaus nicht zur Befriedigung des örtlichen Bedürfnisses, so daß noch 2/3 des Bedarfs von außen bezogen werden muß. Der Wiesenbau ist verhältnißmäßig ausgedehnt, dennoch muß noch Futter zugekauft werden; die 1–2 mähdigen Wiesen liefern sehr verschiedenes, theils gutes theils geringes Futter. Die Obstzucht wird ziemlich stark| betrieben und ist überdies noch im Zunehmen; Steinobst (Zwetschgen und Kirschen) gedeiht besser als das Kernobst, von dem man hauptsächlich spätblühende Mostsorten und unter diesen am häufigsten Fäßlesbirnen pflanzt. Eine Gemeindebaumschule, aus der die Jungstämme bezogen werden, besteht und ein Baumwart ist aufgestellt. Von dem Obstertrag kann nur selten ein kleiner Theil nach außen verkauft werden.Die Gemeinde besitzt 253 Morgen gemischte Waldungen, von deren jährlichem, in 175 Klaftern und 600 St. Wellen bestehenden Ertrag jeder Ortsbürger 1 Klafter und 20 St. Wellen erhält, das übrige Holz wird verkauft und sichert der Gemeinde eine Jahresrente von etwa 400 fl. Ferner bezieht die Gemeinde aus 83 Morg. eigentlicher Weide nebst der Brachweide die Pachtsumme von 150 fl., 50 fl. von der Pferchnutzung und 300 fl. aus 222 Morgen Allmanden, die an Bürger verliehen und willkürlich gebaut werden.
Die Rindviehzucht ist im allgemeinen in einem nur mittelguten Zustande und im Vergleich mit anderen Orten gering; man hält eine Kreuzung von Landrace mit der Simmenthalerrace und hat zwei Zuchtstiere von reinem Simmenthalerschlag aufgestellt. Mangel an Futter steht einer vollkommenen Viehzucht im Wege. Der Handel mit Vieh beschränkt sich auf den mäßigen Verkauf des entbehrlich gewordenen. Auf der Ortsmarkung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 130, im Winter 180 St. Bastardschafe laufen. Dagegen betreibt die v. Cotta’sche Gutsherrschaft die Schafzucht auf den zu der Gemeindemarkung gehörigen Parzellen in großartigem Maßstabe und läßt auf denselben etwa 1400 englische Schafe laufen, die in besonderen, auf den Parzellen und in Hausen errichteten Schafhäusern Überwinterung finden. Die Wolle wird auf dem Wollmarkt in Kirchheim abgesetzt, und der Abstoß der Schafe geht durch Vermittelung von Händlern meist nach Paris.
Die Schweinezucht ist nicht von Belang (10–12 Mutterschweine), so daß noch Ferkel von außen aufgekauft, jedoch auch einige nach außen abgesetzt werden. Die aufgemästeten Schweine werden meistens zum Verkauf gebracht.
Als besondere Stiftung ist zu nennen die der Freiherrn von Stuben, im Betrag von 300 fl., jetzt bis zu 2000 fl. angewachsen; die Zinsen derselben werden für die Kirche, Schule und die Armen verwendet.
Von Spuren aus der Vorzeit nennen wir die abgegangene Burg Wenzelstein, von der noch der Burggraben und der rund ausgemauerte Brunnen sichtbar sind; in dem letzteren hat sich jetzt ein Ahornbaum angesiedelt, der kräftig aus dem alten Brunnenschachte empor wächst. Die Burg soll im 30jährigen Krieg zerstört worden sein (s. u. S. 427).
| An dem Wenzelstein befindet sich auch das Burgloch, eine kleine Höhle, in der sich das sog. „grüne Weibchen“ aufhalten soll. Auf dem Seitenbühl am Plettenberg stand die Wohnung eines Klausners. Überdieß kommen auf der Markung noch Flurbenennungen vor, die auf abgegangene Burgen und Orte schließen lassen, wie die Inenburgäcker, auf dem Hof, Hofstätten und Söllhofen.Ob das, in der öfters (z. B. S. 151) genannten Urkunde vom 27. März 793 genannte Juhchussa auf unser Hausen zu beziehen sei, mag immerhin zweifelhaft erscheinen, wenngleich es hier zwischen Dormettingen und Täbingen, also ganz nahe gelegenen Orten aufgeführt wird, und sicher dürfte der Mitstifter des Kl. Alpirsbach, Ruotmann von Husin (um 1099), nicht hierher zu beziehen sein (Wirt. Urkb. 1, 315. 3, 493). Wohl aber ist unser Hausen dasjenige Husen, an welchem um die Mitte des 13. Jahrhunderts das Kl. Beuron begütert war, denn in der Urkunde vom 12. Apr. 1253, kraft deren Gr. Friedrich der Erlauchte von Hohenzollern die Schirmvogtei über dieses Kloster übernahm, werden auch zu Winzeln (s. u.) gehörige Leute und Güter in Husen, Thieringen, Hossingen, Meßstetten und anderes Benachbarte als im Besitze dieses Klosters befindlich genannt. Mit der Vogtei über das Kloster wurde im J. 1303 auch dessen hiesiger Besitz von Gr. Friedrichs von Zollern gen. von Merckenberg Wittwe Udelhild und deren Sohn Gr. Friedrich an das Bisthum Constanz verpfändet. (Monum. Zoller. 1, 68. 112. 116. 118; vergl. auch Mone 6, 414. Pizzenberger Comm. qua libertatem Beuronens. etc. öfters).
Der Ort selbst gehörte später zur Grafschaft Hohenberg, kommt aber erst wenige Jahre vor dem Verkaufe der Grafschaft an Österreich in der hohenbergischen Geschichte vor; den 20. Juni 1375 verpfändeten Wernher der Buwenburger und seine Gattin Adelheid von Bermatingen, zu Haigerloch gesessen, mit Erlaubniß des Grafen Rudolfs (III.) von H. an Heinz von Lichtenstein (zoller. OA. Hechingen) und seine Gattin Adelheid von Neuneck um 200 Pfd. Hllr. 2 Höfe zu Thieringen und zu „Husen under Lochun“; den 6. Jan. 1387 belehnte der genannte Gr. Rudolf den Dietrich Böcklin als Träger seiner Gattin Elisabeth mit dem 4. Theil des Zehenten zu „Hußen under Lochen“ und allen anderen liegenden Gütern, welche bisher sein Schwiegervater Albrecht von Hußen (nach einer Urkunde vom J. 1379 auch im Besitze hohenbergischer Lehen zu Thieringen) von dem Grafen zu Lehen getragen; als es wegen des Heirathguts der Margarethe von Hohenberg, welches deren erster Gemahl, Markgraf Bernhard von Baden, nicht herausgab, zu offenen Feindseligkeiten kam und der Markgraf sogar in die| Grafschaft Hohenberg einfiel, erhob er hier eine Brandschatzung von 15 fl. 4 Schll. Hllr. und 15 Mltr. Haber (Schmid Hohenberg 265, 283, 369, 407, 415 und die daselbst angeführten Stellen des Urkb.).Nachdem Hausen gegen das Ende des 14. Jahrhunderts mit der ganzen Grafschaft Hohenberg österreichisch geworden, kaufte den 15. Jan. 1530 der kaiserliche Rath Peter Scheer von Schwarzenburg von Ritter Dietrich Späth von Zwiefalten, Obervogt zu Urach, 2 Höfe gen. Winzeln und Hausen auf der Lochen, mit allen Rechten und Zugehörden, die zuvor Hans Kaspar von Bubenhofen inne gehabt, um 2500 fl. Rh., um ein Edelmannsgesäß hierselbst zu erbauen. Schon den 17. Januar 1533 verlieh ihm K. Ferdinand I. die Obrigkeit in hiesigem Flecken und Bann mit Gebot, Verbot, Strafen, Pönen und Bußen zu rechtem Mann- und Erblehen, wogegen die hohe Obrigkeit, als Malefiz und gerichtliche Sachen, dem Haus Österreich vorbehalten wurden und auch alle Nutzungen an Zinsen und Weisaten an die hohenbergische Landschreiberei auszufolgen waren. Den Edelmannssitz sollte Scheer im Thal erbauen, und gleichwie bisher von ihm zu eigen besessene 50 Jauchert Ackers und 20 Mannsmad Wiesen zu österreichischem Lehen machen. Im Anschluß hieran trug Peters gleichnamiger Sohn den 6. Mai 1561 seine eigenen Güter: die von ihm auf einem steinernen Stock neuerbaute Behausung in dem Thal auf dem Schönberg ob Hausen – d. h. also Oberhausen – 251/2 Jauchert Ackers auf dem Schönberg, 19 Jauch. Ackers vor den Aspen, sowie 271/2 Mannsmad Wiesen auf dem Schönberg, um seine Behausung dem K. Ferdinand I. zu Lehen auf und wurde den 9. d. M. von demselben mit seines Vaters und seinen neu aufgetragenen Lehen belehnt. Dem entsprechend blieb das Lehen in der schwarzenburgischen Familie, bis den 7. Sept. 1657 Peter Scheer von Schwarzenburg dasselbe gegen 2500 fl. an seinen Schwager, den Rittmeister Johann Wernher von Stuben, Gemahl der Marie Elisabethe Scheer von Schwarzenburg, abtrat, worauf es in dem Besitz der Familie von Stuben erscheint, deren Mannsstamm den 20. Sept. 1744 mit dem württembergischen Geheimen Rath Joseph Anton von Stuben, welcher ledigen Standes ohne Testament starb, erlosch. Durch eine Anverwandte dieser Familie, Maria Anna Wilhelmine geb. v. Barille, Tochter der Maria Therese von Stuben und des im J. 1720 mit ihr vermählten Johann Franz von Barille, Forstmeisters zu Tübingen, kam das Lehen an deren Gemahl, den Obervogt zu Spaichingen, Joseph Johann von Bach (oder Pach, wie diese tyrolische Familie mit dem Herrenprädikat „Edler Herr zu Hoheneppan“ neuerdings mehr geschrieben wird) und dessen Nachkommen.
| Den 10. Februar 1817 kaufte der Geh. Hofrath Friedrich Cotta zu Stuttgart (s. ob. S. 391), nachdem der Ort inzwischen unter württembergische Landeshoheit gekommen war (s. ob. S. 156), von dem Freiherrn Franz Xaver von Bach in Verbindung mit dessen Tochter Wilhelmine, Gemahlin des württ. Landvogts Freiherrn von Stain, seinen ehemals ritterschaftlichen Gutsantheil zu Oberhausen und Hausen am Thann, Lehen und Eigenthum (darunter insbesondere das Schloß mit Ökonomiegebäuden, die ehemalige niedere Gerichtsbarkeit, das Patronatrecht), von dem genannten Herrn von Stain insbesondere noch den ihm als privatives Eigenthum zugehörigen Wenzlauer oder Lochenhof (s. u.), sämtliches um die Summe von 120.000 fl. und je 1000 fl. Schlüsselgeld an die von bachische und von stainische Ehefrauen. Den 10. Juni 1777 hatte übrigens die bachische Familie dem Kloster Rottenmünster das Allodialgut Oberhausen mit Zugehör, bestehend aus dem Oberhauser-, Wald- und Sennerwaldhof, verkauft, welches in Folge der Säkularisation des Klosters an den Staat übergegangen war. Die Auslosung dieses Gutes übernahm nun der Herr von Bach, der es dem Käufer um die stipulirte Auslosungssumme von 75.000 gleichfalls überließ.Zwischen der Gutsherrschaft und den Unterthanen gab es übrigens wegen verschiedener Punkte z. B. Frohnen, Wunn und Waid, Waldung, Allmand u. a. m. öfters Streitigkeiten, welche durch commissarische Urtheile, Vergleiche, Recesse beigelegt wurden, bezw. werden sollten, so den 13. Sept. 1605, 28. Mai 1626, 25. Sept. 1688, 7./11. Juli 1690, 14. Juni 1732.
Hausen gehörte mit dem hiesigen Zehenten in alter Zeit zur Pfarrei Thieringen, als aber diese reformirt wurde, während Hausen katholisch blieb, waren dessen Einwohner nach Schömberg gewiesen. Am Ende des 16. Jahrhunderts wird übrigens schon eine hiesige Kapelle genannt und den 28. Mai 1694 wurde auf Antrieb Veit Bennos von Stuben, der sich, wie auch seine Gemahlin Maria Johanna geb. Freiin von Hohenberg, um die Kirche und Pfarrei große Verdienste erwarb, unter Mitwirkung der Gemeinde eine eigene Pfarrei hier errichtet. Ihr folgte eine eigene Schloßkapelle zu Oberhausen.
Im J. 1711 wurde auf dem Gut Oberhausen die berüchtigte Wilhelmine von Grävenitz mit dem Grafen Joh. Franz Ferd. von Würben durch den Pfarrer des benachbarten Thieringen getraut (vergl. Pfaff, Wirt. Gesch. III, 2. S. 132 und Spittler Werke 12, 349); ihr Bruder, der Oberhofmarschall Friedr. Wilh. v. Grävenitz, heirathete allhier den 11. Juni 1704 als Wittwer die Maria Franziska Antonia von Stuben, und dieses Ehepaar stiftete im J. 1720 500 fl. zur Ortspfarrei.
| Zu der Gemeinde gehören:b. Lochenhof, hat 1/2 Stunde nördlich vom Mutterort eine abgeschiedene, reizende Lage zwischen dem Wenzelstein und dem Lochenstein. Der Ort besteht aus einem gewöhnlichen Wohnhaus und einem ansehnlichen Schafhaus, umgeben von schönen Obstbäumen und hinreichend mit gutem Trinkwasser versehen. Zu dem Hof, der Eigenthum des Freiherrn v. Cotta ist, gehören 71 Morgen Äcker, 541/2 Morgen Wiesen und Obstgärten und 1011/2 Morgen Weiden; auf letzteren läßt die Gutsherrschaft eine schöne Anzahl Schafe laufen;
In der Gegend des Lochenhofes lag früher der Ort Winzeln, woselbst wie zu Hausen und an einer größeren Reihe von Orten der nächsten Umgegend das Kl. Beuron schon im J. 1253 Besitz hatte (s. ob. S. 424). Der Edelknecht Hans von W. verkaufte im J. 1437 den Heiligenpflegern zu Thieringen seinen hiesigen Zehenten für 26 Sch. H. (Gabelk.). Wann der Ort als solcher aufhörte, ist nicht bekannt, den 15. Jan. 1530 erwarb den hiesigen Hof Peter Scheer von Schwarzenburg mit Hausen (s. ob. S. 425), worauf Herzog Ludwig von Württemberg den 1. Sept. 1569 sich mit Peters oben genanntem Sohn dahin verglich, daß die hohe landesfürstliche, sowie die niedergerichtliche Obrigkeit über des letzteren „Hof Winzlau“ Württemberg zustehen, derselbe aber von Steuern, Frohn, Rais und Schätzung befreit sein solle. Das Landbuch von 1624 nennt diesen Hof ein zur Kellerei Balingen zinsbares Erbgut der Scheer und es wird als eigenthümlich aufgeführt, daß trotz der württembergischen Jurisdiktion der jeweilige katholische Inhaber des Guts das exercitium religionis hier ungehindert hatte. Mit Hausen ging der Hof in den Besitz der Stuben über: die österreichische Jurisdiktionstabelle von 1804 führt den „Lochenhof“ oder „sog. Wenzlau“ als einen von der Familie von Bach im J. 1798 dem Kloster Rottenmünster (mit einem Theil an Oberhausen) um 75.000 fl. abgekauften und ihr jetzt eigenthümlich zugehörigen Maierhof auf und sagt weiter, der Hof gränze an das württembergische Territorium, die Grenze selbst aber und folglich auch das Territorium mit seinen Ausflüssen (Landeshoheit, Gesetzgebung, Waffenrecht, Blutbann) sei zwischen Österreich und Württemberg streitig.
Die Burg Wenzelstein soll im 30jährigen Kriege von den Schweden zerstört und die Trümmer derselben sollen ums J. 1760 zu einem Hausbau im Thal verwandt worden sein (Schwab, Alb. 25).
c) Oberhausen, eine kleine halbe Stunde nördlich von Hausen am östlichen Fuß des Schafbergs zwischen hohen Albbergen sehr freundlich gelegen; ein ehemaliges sog. Schloß, jetzt die Wohnung des Pächters, einige sehr schöne im Schweizerstil erbaute| Ökonomiegebäude nebst Stallungen und ein paar gewöhnliche Wohnungen bilden den recht freundlichen mit Obstbäumen umgebenen Weiler, der mit gutem frischem Trinkwasser im Überfluß versehen ist. Zu dem Ort, der ebenfalls Eigenthum des Freiherrn v. Cotta ist, gehört ein 645 Morgen großes Gut (140 Morgen Äcker und 175 Morgen Wiesen und Obstgärten, das übrige sind natürliche und künstliche Weiden). Das Gut wird von dem Pächter im Fünffeldersystem rationell bewirthschaftet; 12 Zugochsen, 4 Kühe und 10 St. Schmalvieh von Simmenthalerrace sind aufgestellt, überdieß laufen 600 St. Schafe auf der Markung.d) Sägmühle, unterhalb Hausen an der Schlichem gelegen.
e) Sennerwaldhof, liegt 1/4 Stunde südwestlich von dem Mutterort in einem Seitenthälchen des Schlichem-Thals, ist Eigenthum des Freiherrn v. Cotta, der das dazu gehörige aus 221/2 Morg. Äcker, 23 Morg. Wiesen und Gärten und 471/2 Morg. Weiden bestehende Gut verpachtet hat. Auch hier steht wieder ein Schafhaus, in welchem die hier gehaltenen Schafe überwintert werden.
f) Waldhaushof, 1/2 Stunde nordwestlich von Hausen, zwischen dem Plettenberg und dem Schafberg abgeschieden gelegen; zu dem Hof gehören 531/2 Morgen Äcker, 52 Morgen Wiesen, 6 Morgen Gärten, 34 Morgen Weiden und 1351/2 Morgen Wald. Eigenthümer Freiherr v. Cotta.
g) Ziegelhütte, liegt 1/8 Stunde oberhalb Hausen im Schlichem-Thal.
- ↑ Manche Notizen über die hiesigen, sowie die sonstigen freiherrl. von Cotta’schen Besitzungen im Oberamte werden gefälliger Mittheilung dieser Familie verdankt.
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