Beschreibung des Oberamts Saulgau/Kapitel B 41

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41. Renhardsweiler,

ein kath. Pfarrdorf mit 169 Einw., 11/2 St. östlich von Saulgau, C.A. Waldsee, Standesh. Amtsbezirk und Rentamt Buchau, F.V. Sießen. Den großen Zehnten bezieht der Grundherr, den Neubruchzehnten, den kleinen, den Heu- und Öhmdzehnten, der jedoch nur von 13 Morgen gereicht wird, ferner den Obst- und Blutzehnten die Pfarrey.

Der Name des Orts wird vom Volke Retschweiler gesprochen, in Schriften und Urkunden kommt er unter mancherley Veränderungen Reginoldiswiler, Regnoltswiler, Regnolzwiler vor, wonach Reinholdsweiler eigentlich die richtigste Schreibart wäre. Der Ort liegt sehr hoch, s. S. 35 und 36, er hat eine i. J. 1817 erweiterte und erneuerte Kirche zum h. Georg, mit einem stattlichen Thurme, von der Bauart des Ennetachers. Die Baulast der Kirche und des Pfarrhauses hat die Kirchenpflege und aushülflich der Zehentherr. Filiale der Pfarrey sind: Bierstetten, Schwemme, Steinbronnen, und seit 1827 auch Ober-Atzenberg. Der hohen Lage ungeachtet hat der Ort schöne Obstzucht, aber wenig Wasser. Die Häuser sind meist mit Strohdächern bedeckt.

R. bildete ehemals eine eigene Vogtey: Herzog Friedrich von Östreich belehnte i. J. 1424 den Hans Brandenburg zu Biberach mit der „Vogtey Rärtschwiler“. Die Gebrüder Friedrich, Andreas und Jos, die Brandenburger von Biberach verkauften die „Vogtey Renatschweiler“ i. J. 1503 um 258 lb. H. an den Grafen Andreas von Sonnenberg (Scheer) und seitdem macht| sie einen Bestandteil des Lehens Friedberg-Scheer aus. In älteren Zeiten hatte der Ort seine eigenen Edelleute, welche von 1260 bis 1334 häufig in Salmannsweiler Urkunden vorkommen. In dem Habsb. Östr. Pfandschaftsrodel von 1313 kommt ein Otto von Renoltswile als Inhaber des Burglehens von Veringen vor. Von einem Schlosse findet man übrigens in Renhardsweiler keine Spur mehr.

Wie von den Truchseßen von Friedberg-Scheer Renhardsweiler durch Vertrag von 1746, mit Vorbehalt des Vogt- und Besteurungsrechts für Scheer, an Königsegg-Aulendorf und von diesem 1785 an das Stift Buchau gekommen, ist bey Bierstetten bemerkt.

I. J. 1799 hatte der Erzherzog Karl sein Hauptquartier in dem Pfarrhause zu Renhardsweiler. S. 17.