Beschreibung des Oberamts Tuttlingen/Kapitel B 16
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Der Ort hat eine schöne Lage im Eltathale, etwas oberhalb der Vereinigung der Elta mit dem Schönbach. Im Osten erhebt sich der zwischen dem Elta- und dem Faulenbachthal liegende steile waldige Gebirgszug, während im Westen der äußerste Ausläufer (Kirchberg) des schmalen zwischen Elta und Schönbach sich hinziehenden Hügelrückens bis an den Ort herantritt. Der freundliche, etwas weitläufig gebaute Ort liegt auf beiden Seiten des Flüßchens, zieht sich im Westen an dem ebengenannten Kirchberg hinan, auf dem sich Kirche, Pfarrhaus und Kaplaneihaus etc., noch von Mauern umschlossen, malerisch erheben, und zur lieblichen Ansicht des Orts wesentlich beitragen, zumal im nahen Hintergrunde der so schön geformte Hohenkarpfen frei und beherrschend emporsteigt. Vom Kirchberg aus hat man einen sehr ansprechenden Ausblick; außer dem schon genannten Karpfen, sieht man im Westen den Lupfen und im Süden, das Elta-Thal abschließend, den mit seiner Ruine gekrönten Konzenberg. Die häufig durch Obstgärten von einander getrennten Häuser sind großentheils ansehnlich, getüncht oder mit sichtbarem Balkenwerk, und durchaus mit Ziegeln gedeckt. Die Ortsstraßen sind reinlich und gut gehalten.
Die große, auf dem noch ummauerten mit alten malerischen Gebäuden (s. u.) besetzten Kirchberg liegende Kirche ist der h. Jungfrau Maria geweiht und wurde im Jahre 1759 zum größten Theil neu erbaut. Über ihrem westlichen Eingang sieht man eine sehr hübsch gearbeitete Erztafel, worauf die h. Jungfrau Maria das Wappen von Waldburg-Wolfegg (mit den 3 Löwen) hält, darunter die Inschrift: Johann Ferdinand Trucses Com. in Wolffegg cath:Ecc:Const:Praepos:mitrat:curavit restaurationem. A(nno) Dom(ini) 1759. Das breite Schiff der Kirche hat eine flache Decke, der vieleckig schließende Chor ein Gewölbe mit Stichkappen, beide mit Stuckaturen und sehr ausgedehnten, gut und sehr gewandt gemalten Fresken auf das reichste| geschmückt. Am Hauptbilde, das die ganze Schiffdecke einnimmt und die Verherrlichung der h. Maria darstellt, steht: Em. Card: de Rodt S. R. J. Princ: Const: Pict. Aul. Fr. Ludovicus Herrmann inv. et pinxit 1759, ferner Em. Pfarrer Braun pinx. W. Geiger 1867, letzteres bezeichnet das Jahr der Wiederauffrischung der Gemälde. Am Chorgewölbe reicht Christus das h. Abendmahl. Derselbe Maler Lud. Herrmann malte auch Fresken im Kloster Schussenried. Die drei Altäre der Kirche sind im Zopfstil gehalten, desgleichen die Kanzel in sehr reichem; auf dem Hochaltar steht eine alte gothische Pieta, (Maria mit dem Leichnam des Herrn), in zwei Drittheil Lebensgröße; an den Wänden hangen hübsche, von Italienern gemalte Ölbilder, und an der Nordwand des Schiffes wird ein schönes großes hölzernes Kruzifix (aus der Renaissancezeit) von zwei Engeln gehalten; dieselben sind an die Wand gemalt und nur einige Körpertheile von ihnen wachsen plastisch aus der Wand heraus (!). Im Chor Renaissance-Chorstühle und eine eherne Grabtafel mit Kelch und I. C. B. (Johann Conrad Briefle) 1732. Der an der Nordseite des Chores stehende Thurm trägt zwei geschweifte Renaissancegiebel und einen prächtig gearbeiteten schmiedeisernen Glockenaufsatz mit Glöckchen. Von den vier Glocken im Thurm hat die größte die Umschrift:Laudo deum verum,
plebem voco.
congrego clerum.
defunctos ploro.
festa decoro.
pestem demonesque fugo.
Joh. Baptista Ernst zu Lindaw gos mich 1613, und Psalm 150: Laudate dominum etc.
Auf der zweiten Glocke steht: Leonhard Rosenlecher gos mich in Constantz Anno 1746. Cristus vincit. Cristus regnat. Cristus imperat.
Auf der drittgrößten Glocke liest man in gothischen Minuskeln die Namen der vier Evangelisten und o rex glorie criste veni cum pace. Anno domini 1412. Wohl aus derselben Zeit stammt die vierte Glocke mit der Umschrift: cristus vincit. cristus regnat. cristus imperat.
In dem Gemach über der schön gewölbten, südlich am Chor stehenden Sakristei befinden sich reiche heilige Gefässe etc., darunter eine herrliche, drei Fuß hohe Monstranz im Rococostil,| eine zweite in demselben Geschmack. Ein Rococokelch mit prächtigen Emails; ein weiterer mit sehr schönen Skulpturen, und ein Kreuz mit Emails zum Wettersegen; endlich ein gothischer Speisekelch mit Köpfen. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung.In dem im Jahr 1836 an der Ostseite des Kirchbergs neu angelegten, auch für Oberflacht dienenden ummauerten Friedhof stehen prächtige alte Schmiedeisenkreuze, die jetzt wieder in neuer angemessener Vergoldung strahlen.
Das schon sehr alte Pfarrhaus wurde 1828–29 erneuert und hat ein gutes Aussehen; seine Unterhaltung ruht auf der Stiftung; ebenso wie das hier oben stehende Kaplaneihaus und das ehemalige Meßnerhaus, jetzt Schulmeisterwohnung. Das Ganze ist samt dem schönen Pfarrgarten und dem noch besonders ummauerten auch noch mit Schmiedeisenkreuzen geschmückten alten Friedhof von sehr hoher Mauer umschlossen; im Westen führt ein großer rundbogiger von einem runden Thürmchen flankirter Eingang in das wohlverwahrte burgartige Anwesen.
Malerisch und in reizender Stille liegt ferner eine schwache Viertelstunde nordwestlich von der Kirche, auf dem schmalen zwischen dem Schönbach und der Elta hinlaufenden Hügelrücken das Euchariuskirchlein und bildet mit dem in seiner Nähe stehenden großen Nußbaum eine Zierde der Gegend. Das Kirchlein ist noch ganz im gothischen Stil erhalten und in wohlthuenden Verhältnissen erbaut; nur daß die Spitzbogenfenster ihre Füllungen verloren haben. An sein Schiff mit alter flacher Holzdecke stößt ein schmälerer vieleckig geschlossener, mit Strebepfeilern besetzter Chor, übersprengt von zwei schönen, auf zierlichen Tragsteinen aufruhenden Rippenkreuzgewölben. Einer der Schlußsteine zeigt einen Schild mit dem Zeichen des Baumeisters, der andere eine räthselhafte, figürliche Darstellung. Die drei Altäre haben, gleich wie die Kanzel, sehr reichen Spätrenaissancestil, die Gemälde der Seitenaltäre die Jahreszahl 1721; auf dem südlichen steht eine schöne gothische h. Anna (Holzbild). Der Triumphbogen ist halbrund, und über ihm sitzt auf dem First ein hölzerner Dachreiter mit zwei kleinen Glocken.
Im Ort besteht noch ein kleines Kapellchen.
Das Schul- und Rathhaus, ein ansehnliches, 1830 errichtetes Gebäude, steht im Ort, enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Unterlehrers, sowie die Gelasse für den Gemeinderath. Der Schulmeister wohnt auf dem Kirchberg (s. o.)
| Ein öffentliches Backhaus, zwei öffentliche Waschhäuser und ein Armenhaus sind vorhanden.Der Ort ist hinlänglich mit gutem Trinkwasser versehen, Wassermangel tritt nie ein; es bestehen 11 laufende und 2 Pumpbrunnen. Auf dem Kirchberg im Pfarrhof befindet sich ein laufender Brunnen, der aber bei längerer Trockenheit versiegt, weshalb die Stiftung einen neuen Brunnen anlegen ließ, der auf 45 Fuß Tiefe sehr gutes Trinkwasser liefert. – Auch die Markung ist reich an Quellen; eine sehr bedeutende fließt vom Hohenkarpfen her und reichte allein hin, den ganzen Ort mit gutem Trinkwasser zu versehen, wird aber nicht benützt, weil ebenso gute Quellen näher liegen, z. B. südlich am Fuße des Kirchbergs und im Pfarrgarten mit ausgezeichnetem und reichlichem Wasser. Von Bächen fließen über die Markung die Elta und der den von Oberflacht herkommenden Mühlbach aufnehmende Schönbach, gewöhnlich auch Elta genannt, und der von Hausen herabfließende Heselbach; sie treten zuweilen verheerend aus, werden dagegen bei anhaltender Trockenheit so schwach, daß die Mühlen feiern müssen.
Vizinalstraßen gehen von hier nach Oberflacht, Tuttlingen und Gunningen; Brücken und Stege, zusammen sieben und sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten, theils von Stein, theils von Holz, führen über die Elta und den Schönbach.
Die fleißigen und geordneten Einwohner, ein kräftiger, hochgewachsener Menschenschlag, von denen gegenwärtig 4 Personen 80 Jahre zählen, nähren sich hauptsächlich von Feldbau und Viehzucht, außerdem ist das Schuhmacherhandwerk stark vertreten (viel nach außen); als Nebengewerbe wird das Strohhutflechten und Stricken wollener Kittel den Winter über betrieben, mit Absatz in der Umgegend. Zwei Schildwirthschaften, zwei Bierbrauereien, zwei Kramläden bestehen, dann außerhalb des Ortes die Aumühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, ferner die untere Mühle mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang, mit Hanfreibe und Säge.
Die Vermögensumstände sind gut; der vermöglichste Einwohner besitzt 130 Morgen Feld und 100 Morgen Wald, die mittelbegüterte Klasse 25–50 Morgen, die ärmste 2 Morgen Feld; 10 Personen erhalten gegenwärtig Unterstützung von Seiten der Gemeinde.
Die ausgedehnte Markung, von der übrigens ein großer Theil mit Wald bestockt ist, soweit sie für den Feldbau benützt| wird, meist an den flach hinziehenden Ausläufern der Berge gelegen, und hat im Ganzen einen fruchtbaren, vielfach aus Lehm und Humus gemischten Boden, der in der Nähe des Orts tiefgründig, an den Bergabhängen steinig (Verwitterungen des braunen und weißen Jura) ist. – Steinbrüche bestehen für den Ortsgebrauch mehrere in braunem und weißem Jura. Töpferthon und sog. Kies (weißer Juraschutt) wird gewonnen.Das Klima ist ziemlich mild, Obst geräth, namentlich die späteren Sorten, während die frühen nicht selten durch Frühlingsfröste, kalte Nebel, mitunter auch durch den Föhn, leiden. Hagelschlag selten; der Lupfen bildet eine Wetterscheide.
Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des sog. Marbacher- und des Wende-Pflugs gut und umsichtig betrieben; die Gemeinde besitzt eine eiserne Egge und eine Feldwalze, die fleißig benützt werden. Zur Besserung des Bodens kommen, außer den in gut angelegten Dungstätten gesammelten Düngungsmitteln, Gips, Hallerde, Kompost und Asche in Anwendung.
Man baut vorzugsweise Dinkel und Gerste, weniger Haber und Mischelfrucht; viel dreiblättrigen Klee und Esparsette, Kartoffeln, Flachs und Hanf; über den eigenen Bedarf können verkauft werden 800 Scheffel Dinkel, 100 Scheffel Gerste und Haber; der Absatz geht nach Tuttlingen und Villingen.
Der Wiesenbau ist beträchtlich und liefert ein gutes Futter, das im Ort verbraucht wird.
Die Obstzucht nimmt zu, härtere Kernobstsorten, sowie Zwetschgen und Pflaumen gedeihen gerne, das Obst wird meist zum Ortsverbrauch gemostet und gedörrt. Zwei Gemeindebaumschulen und ein in Hohenheim unterrichteter Baumwart sind vorhanden.
Die Gemeinde besitzt 860 Morgen vorherrschend Nadel- und gemischte Waldungen, die jährlich 260 Klafter und 26.000 St. Wellen ertragen; hievon erhält jeder Bürger den Geldwerth eines Klafters, der übrige Erlös, 1000–1200 Gulden, fließt in die Gemeindekasse. Überdies bezieht dieselbe aus 70 Morgen eigentlicher Weide nebst der Brach- und Stoppelweide 600 Gulden, von der Pferchnutzung 400 Gulden; und aus den vorhandenen, verliehenen Allmanden von jedem Bürger 1 fl. 30 kr., ferner aus eigenen Grundstücken jährlich 100 fl.; – für die Farrenhaltung sind weitere 8 Morgen (Wiesen) bestimmt.
| Die Pferdezucht nimmt eher ab; auch die Pferdehaltung ist nicht von Bedeutung, man hält keine besondere Race, meist Ackerbaupferde.Die ziemlich gute Rindviehzucht beschäftigt sich mit einer Landrace und hält die Gemeinde drei Farren von gleicher Race. Einiger Handel mit Vieh findet auf benachbarten Märkten statt. Die Mastung ist unbeträchtlich.
Auf der Markung läßt ein fremder Schäfer den Sommer über 200 St. Bastardschafe laufen.
Die Schweinezucht (Landrace) ist nicht bedeutend, die Ferkel werden meistens von außen bezogen, theils für den eigenen Gebrauch, theils zum Verkauf aufgemästet.
Die Ziegenzucht ist namhaft, ebenso die des Geflügels, (Gänse, weniger Hühner und Enten) und theilweise zum Verkauf.
Das Stiftungsvermögen beträgt 42.000 Gulden und 228 Morgen Wald. In diesem Vermögen ist mit inbegriffen ein Kapital von 1000 fl., gestiftet von Graf Ferdinand von Wolfegg, Domprobst in Konstanz, zu einem Stipendium für einen Studenten. Aus diesem hat sich, da es längere Zeit keine Verwendung fand, ein zweites Stipendium von 600 fl. angesammelt. Die Zinsen der Stiftung werden zur Unterhaltung der Kirche und der übrigen Gebäude auf dem Kirchberg, auf Gottesdienst, Unterricht, milde Beiträge und Besoldungen verwendet. Außerdem besteht noch die Erb’sche Familienstiftung vom Jahre 1875, mit 800 Gulden, aus deren Zinsen die Armen unterstützt werden.
Von Spuren aus der Vorzeit ist der Erwähnung werth: auf der südlich vom Ort gelegenen Flur „Dächenhofen“ oder „Deckenhofen“ stand unzweifelhaft ein Wohnplatz, der allen Andeutungen und Resten nach von den Allemannen bald nach Vertreibung der Römer angelegt wurde, an diese Stelle grenzt die Flur „Unter Hofen“ (s. bei Oberflacht). Am Ort, nahe beim Rathhaus, stand das Schloß des Junkers Eschinger von Seitingen, von dem sich noch unbedeutende, 1–2 Fuß hohe Grundmauern erhielten. Der Ort soll früher bis auf zwei Häuser abgebrannt sein, eines davon steht noch auf dem rechten Ufer der Elta bei der Brücke, ist massiv erbaut, mit einem Staffelgiebel versehen und wird allgemein der Speicher genannt; es gehörte vermuthlich der früheren Gutsherrschaft.
Zu der Gemeinde gehören
b. Anstatt, Haus, beim Euchariuskirchlein[WS 1] gelegen.
| c. Au-Mühle, 1/8 Stunde unterhalb des Orts an der Elta.d. Bruck-Mühle, (untere Mühle), eine starke Viertelstunde unterhalb des Orts an der Elta gelegen.
e. Kirchberg (s. o.).
Seitingen (Sutininga, Sitynga vom a. d. Personennamen Suto, Sito; Oberflacht, vom geflochtenen Zaun) kommt um 780 zum erstenmale vor bei Rückgabe eines an’s Kloster St. Gallen geschenkt gewesenen Gutes. Ein Adalbero von Seitingen erscheint als Zeuge (und demnach wahrscheinlich Vasall, vgl. Hausen o. V. u. Rietheim) in einer Urkunde des Gr. Burkh. von Nellenburg 27. Febr. 1090 (Mone Anz. 1837, 7; ders. Zeitschr. 9, 217), 21. April 1101 in einer Urkunde des Kl. Schaffhausen Walto de Sitin (Wirt. U. B. 1, 330, Fickler Quellen und Forsch. S. 31), 1138 Arnold von S. als Zeuge bei einer Schenkung Theodorichs von Leidringen an’s Kl. St. Georgen (Mone Zeitschr. 9, 223). Einen Hof hier hatte das Hochstift Constanz (Stäl. W. G. 2, 748) und besaß auch die Kirche, was beides K. Friedrich I. 27. Nov. 1155 ihm bestätigte (W. Urk.B. 2, 97). Kl. St. Georgen hat hier einen Besitz, den ihm 26. März 1179 Pabst Alexander III. bestätigt (W. U. B. 2, 198). Ebenso waren die Herren von Lupfen und Emmingen, die Johanniterkommende Rottweil und die Klöster Rottenmünster und Amtenhausen hier begütert. Der Maierhof zu Oberflacht giltete seit 1349 der Heiligkreuzkirche zu Rottweil. Der Abt Eppo von St. Peter im Breisgau vertauschte um 1133 ein Gut zu Köngen im Nekargau an Abt Ulrich von Zwiefalten gegen ein Gut bei Seitingen (Rotulus S. Petrinus bei Leichtlen Zähringer S. 83). 1496 sitzt in Oberflacht Junker Jörg von Göberg, Zeuge bei der Schutzannahme der Herrschaft Conzenberg durch H. Eberhard von Wirtemberg. Die Kirche war eine Probstei; sie suchte die kleinere Kirche in Gunningen zu unterdrücken, was ihr 1163 von B. Hermann v. Constanz untersagt wurde. Nur auf Berufung des Archidiakonus hat der Priester vor ihm in Seitingen zu erscheinen (W. U. B. 2, 146). Ihr Filial war dagegen Durchhausen (lib. marc.) Neben der Pfarrei bestanden 2 Kaplaneien, zu St. Moriz und zu St. Nikolaus.
In der Hauptsache gehörte Seitingen zur Herrschaft Conzenberg und theilte deren Schicksale. Die hohe Obrigkeit beanspruchte| übrigens Fürstenberg wegen der Landgrafschaft in der Baar.25. März 1582 verzehrte ein Brand 54 Gebäude.
23. Juli 1643 hauste hier das Korps Vinar übel (Gaisser), und am 29. Nov. 1643 brannten die Franzosen (ders.). 4. Aug. 1645 richtete die bairische Reiterei großen Schaden an. 1829 wurden zum erstenmale Todtenbäume ausgegraben.
779 oder 80 verleiht Kl. St. Gallen die von Managold an dasselbe übergebenen Güter in Sutininga sammt dazu gehörigen Leibeigenen an denselben zurück. (W. Urkb. 1, 25). 11. April 786 gibt Dudo sein ganzes Besitzthum in marca Sitynga an dasselbe (eb. 32). 1275 trägt die Probstei 40 Pf. (circa 480 fl.) und zahlt für den ersten Termin am Kreuzugs-Zehnten (lib. dec.). 1297 s. Durchhausen. 1301 verkauft Berthold von Emmingen den Maierhof zu Seitingen an den Bischof Heinrich von Konstanz gegen 24 M. Silber (St. Arch.) 29. März 1302 verkauft Jo. von Sunthausen mit Konsens seines Herrn Konr. v. Wartenberg einen Hof in Flacht (Karlsr. Arch.) 11. Febr. 1303 bestätigt das Domkapitel Konstanz einen Ulrich von Seitingen, Präbendar zu St. Konrad in Konstanz, im Besitz seiner Pfründe zu St. Moriz in Seitingen, ohne seine Präbende in Konstanz aufgeben zu müssen. (Neug. ep. pars I tom. II S. 674.) Dieser Ulrich hatte einen Hof in Seitingen von den Herren von Lupfen gekauft, auf dem das Patronatsrecht an jene Kapelle wahrscheinlich ruhte. 1329 Amtenhausen: der Suterinnen Kind haben ein Gut in Seitingen, das gab Herr Peter Krelle und Herr Heinrich von Tainingen um ihrer Seele willen, das giltet 4 Schill. und 1 Pf. Breisg. und 2 Hühner und gehört in den Keller. Diethelme hat ein Gut, das giltet 14 Schill. Breisg. und 2 Hühner. Herr Herm. Krelle hat uns gegeben eine Wiese, die liegt unter Konzenberg und giltet alle Jahr 1 Pfd. Breisg. und gehört in den Keller (Arch. Donauesch.) (1398 auch: Heinr. Diethelme und der Kirdei, eb.) 2. Dez. 1349 Rottweil stiften Jo. Ehnin und Mechtild seine Frau, B. in Rottweil, den St. Martinsaltar zu h. Kreuz in R. sammt eigenem Priester mit der Gilt aus dem Maierhof zu Ofl., 6 Mltr. und 6 Sr. Vesen, 131/2 Sch. und 1/2 V. Eier (Armbr. Buch IV 1, S. 98–100). 10. Sept. 1377 Konstanz bestätigt B. Heinrich die Stiftung, (eb. 100). 1399 Lehensleute von Lupfen in Seitingen Konr. Huly v. Rottweil mit einem Hof der des Sytingers sel. war, in Ofl. haben das Ziegelhaus und eine Hofraite Walther und Albr. von Weiler, in Ofl. Werner Teufel von Hohenberg, Dyeme von Hochmössingen, Heinr., Hans und Peter v. Wiler, Konr. Lechler (Salb. Donauesch. Weiteres s. am Schluß). 24. März 1415 Urfehde des Hans Schultheiß von Ofl. und anderer gegen Kaiser Sigmund (Z. s. des Freiburger Gesch. ver. 3, 306). 1468 hat Kloster Amtenhausen Zinse in Ofl. (Arch. Donauesch.) 1470 verkauft Melch. Hertwig gegen 130 fl. eine Gilt von 1 Mltr. Veesen 4 Mltr. Haber aus seinem Hof in Seitingen. (St. Arch.) 1478 haben Hans Schmid von Oberflacht, Thomas Klosen und Hans Schütz einen Buklin Waldau von Seitingen erschlagen, dafür sollen sie nach richterlichem Spruch hingerichtet werden (eb.). 1482 wird die Pfründbeschreibung der Kaplanei ad. S. Nikolaum erneuert (eb.). 1482–1781 Dotations- und| Reversbriefe, sowie Berichte und Missive, die Pfarrei Seitingen, deren Güter, Zehnten und übrige Benefizien betreffend (eb.). 1487 Freitag vor Oculi, Urtheilsbrief zwischen Sigmund Hauser, Anwalt meiner gnädigen Frau von Österreich und Hans Schmid von Oberflacht und 2 anderen Bürgern von Seitingen andererseits, wonach bemeldete drei von wegen eines Todtschlags solch ihr Unrecht der obgenannten Frau mit ihrem Gut und des Todten Freund mit ihrem Leib, Person und bar gen bar gerichtet werden solle. (St. Arch.). 1520–1789 vergibt Konstanz die Mühle in Seitingen (eb.). 1537–1776 Lehenbriefe über den Kehlhof und das Kelleramt (eb.). Die Träger führen hauptsächlich die Namen Merz, Schleich, Butsch, Effinger. 11. Juli 1544, Vertrag zwischen dem Domprobst und dem Pfarrvikar zu Seitingen, in Betreff der Zehnten von 3 Gütern und des Baues des Pfarrhofs (eb.). 1544 verweist die Domprobstei den Pfarrvikar in Seitingen auf die Novalzehnten in Durchhausen (eb.). 1547–1776 Lehensreverse über das der Domprobstei lehenbare Taferngut, Maierhof, Stegershof und Dechenhof (eb.). 1561 wird Hans Storer mit dem Täfergütle belehnt, 1568 Hans Gilg, 1575 Hans Schleich, 1595 wird der Dechenhof hälftig an Hans Wältin gelehnt, 1600 zur anderen Hälfte an Ge. Merz (eb.). 1561 stellt Hans Seifrid über das Lehen in Oberflacht, welches jährlich auf Martini 3 Sch. Veesen und 3 Sch. Haber giltet, einen Revers aus (eb.). 1696 verleiht Christof Gr. von Schallenberg und Lupfen den Dekaneihof in Seitingen (eb.). 1612 belehnt die Äbt. Kunigundis von Rottenmünster mit einem Hofgut in Oberflacht (eb.). 1736 hat die Pfarrei Seitingen Zehnten und Gilten in Durchhausen, ebenso 1781 den Novalzehnten (eb.).Oberflacht ist ein lupfisches Kunkellehen von Hewen und von Stühlingen (s. o.) 31. August 1407 Lehenbrief Gr. Hans von Lupfen für Hans von Wiler über einen Hof zu Oberflacht, 21. Jan. 1462 desgl. für Hans Vogt von Punt; 15. Jan. 1506 für Iteleck von Reischach; 1543 für Laux von Reischach; 1564 für Marx von Reischach; 1590 Marsch. Konr. von Pappenheim für Hans Ernst von Reischach; 1622 für Bernh. Vogler; 1625 für Ge. Walk; 1655 Gr. Fr. Rud. v. Fürst. für Hans Jak. Lindner, 1555 verleiht Gr. Joachim von Lupfen den Lupfener Hof einem Bastard des geistl. Herrn Gr. Joh. von Lupfen. 1660 Verleihung an Hans Christ. Vogler; 1698 an Jo. Friedr. Vogler 1727 an Jo. Bapt. Senger; 1768 an Fridolin von Senger; 1798 an Gebele von Waldstein. 1820 Erwerbung des Lehens durch den Lehensherrn. 1821–43 Ablösung der Lehensgefälle.
Pfarrer: Heinrich von Honberg 1482 (St. Arch.); Hattler 1544; Jak. Stehelin 1580; Christian Maylen 1612 (s. Durchhausen); Ferd. de Thann 1623 (Gaißer); Anast. Gebel 1638 (eb.); Marc. Jung 1641; Hagen 1711; Ge. Vogler 1742; Lor. Weißhar; Joh. Ant. Chrys. Grieninger 1760; Fr. Jos. Huber 1779; Adr. Fr. Vogel 1781; Jos. Ant. Helderle 1801; Jos. Ant. Diosk. Guldin 1801; Joh. Ev. Brielmaier 1827; Hoffmann 1836; Stütz 1843; Leop. Braun 1853.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Handschriftlich eingefügt Eustasius. Richtig wohl Eustachiuskapelle wie in Tabelle Seite 18. Siehe auch w:Seitingen-Oberflacht und Literatur: Wolfgang Irtenkauf, Zur Kirchen- und Kunstgeschichte von Seitingen, in: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar 34 (1982), S. 36–48.
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