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Beschreibung des Oberamts Tuttlingen/Kapitel B 24

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Hohentwiel.


Der kühnste der aus der Ebene des Hegau scharf umrissen und schroff aufsteigenden vulkanischen Berge, der Hohentwiel, bildet mit der an seiner östlichen Seite, doch getrennt von ihm liegenden Parzellenmarkung Bruderhof zwei rings vom badischen Gebiet umschlossene, zum Gemeindeverband der Stadt Tuttlingen (s. o.) gehörende württembergische Exklaven. Der Berg liegt, mit dem ehemaligen Kirchthurm der Festungsruine, 47°, 45′, 53,51″ nördlicher Breite und 26°, 28′, 56,47″ östlicher Länge und 705,53 m oder 2463,2 württemberg. Fuß (Mauerkranz des oben genannten Thurmes) über dem mittelländischen Meer (s. auch Höhebestimmungen, S. 10 ff.) und 278,37 m oder 971,8 württ. Fuß über dem Wasserspiegel (unter der Straßenbrücke) der an seinem östlichen Fuß hinfließenden Aach, ferner 257,48 m oder 898,9 württ. Fuß über dem Bruderhof (Erdfläche an der großen Scheune). An die Südseite des Berges lehnt sich ein ziemlich flacher, aus vulkanischem Schutt bestehender Vorberg, der mit Weinreben bepflanzt ist; der eigentliche Berg aber ist sehr steil, hat thurmhoch senkrecht aufsteigende oder überhängende| Felswände, die mit Laubwald von den verschiedensten Holzarten umhüllt sind.

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Die geognostischen Verhältnisse des Hohentwiel.[1]

Schon als der südlichste Vulkanberg Deutschlands diesseits der Alpen erregt der Hohentwiel die Aufmerksamkeit der Geologen, insonderheit aber zieht er als der südöstliche Eckpfeiler des vulkanischen Hegau, der sich mit senkrecht abfallender Steilwand 261 m über den Wasserspiegel der seinen Fuß bespülenden Aach erhebt, vor allen Bergen der Gegend die Augen auf sich. Von seinem Fuß bis zur Spitze besteht dieser gewaltige Ausbruchsberg aus Phonolith (Klingstein). Seine imposante Gestalt aber mag geradezu als Typus gelten für dieses eruptive Gestein; die glockenförmige Riesenkuppel, die steilen durch die Erosion gerippt erscheinenden Seitenwände, die schalenförmig über einander gelegten Gesteinsplatten, die auf der Höhe des Berges sich flach legen, gegen den Rand sich wölben, gegen die Tiefe steil abfallen, tragen die Geschichte der Entstehung des Berges durch unterirdische vulkanische Kräfte mit deutlicher Schrift an ihrer Felsenstirne geschrieben.

Phonolith bildet durchweg die Grundmasse des Berges, die im frischen unzersetzten Zustand ein dunkles Grau zeigt, am Tage aber unter dem Einfluß der Atmosphärilien sich zersetzt und an Farbe lichtgrau wird mit einem Stich in Gelb oder Braun. Den ersteren Zustand des Gesteines lernen wir nur am Fuß des Felsens kennen, wo unterhalb der Maierei Steinbrucharbeiten in den Schuttfuß des Berges getrieben werden, um das noch frische Gestein zu Marksteinen und Pflastersteinen zu verwenden.

Das bloße Auge schon erkennt in diesem frischen Phonolith außer den 2–3 Millimeter großen glänzenden, farblosen Sanidinkrystallen[2] schwarzglänzende Hornblende und eingesprengte Titanite. Unter dem Mikroskop aber löst sich die durchscheinende Grundmasse in Körner von Nosean[3] oder Hauyn auf, die| von granatoedrischer[ER 1] Gestalt im Durchschnitt bläulich oder graulichgrün gefärbt sind. Theils ist die intensive Farbe nur am Rand theils in einzelnen Flecken im Krystall, theils erscheinen die Krystalle von einem Flechtwerk zartfaseriger bläulichgrüner Materie von 0,04 mm Dicke durchzogen, welche nicht auf polarisirtes Licht wirkt. (Zickel, Mikrosk. etc. S. 394).

Beigemengt erscheint dem Nosean und Hauyn der Nephelin (kieselsaures Kali und Natron, schwefelsaurer Kalk und kieselsaure Thonerde), doch herrscht ersterer in einer Weise vor, daß sich der Hohentwielphonolith als entschiedener Noseanphonolith (G. v. Rath) oder Hauynphonolith (Sandb.) erweist. Diese Zusammensetzung erklärt denn nun die Zersetzungsresultate des Hohentwielgesteins. Im zersetzten, überall am Felsen anstehenden und zu Tage gehenden Gestein haben sich die Noseane in eine gelblich schmutzige Substanz verwandelt, die der Hauptsache nach in auseinander laufenden faserigen Partien besteht. Mit bloßem Auge erkennt man zwar noch die farblosen Sanidine, aber die Krystalle sind durch Flecken und Sprünge getrübt, braune undurchsichtige Flecken mögen von zersetztem Titanit herrühren. Das Mikroskop vollends zeigt die vielfachen Übergänge vom frischen Nosean bis zu dem völlig zersetzten, schon doppeltbrechenden Nosean, der zu Natrolith wird. Zickel spricht von der Beobachtung eines Noseankrystalls, der zur Hälfte noch frisch war, während die andere gegenüberliegende Hälfte bereits in gelbe faserige Substanz sich verwandelt hatte. Am deutlichsten tritt diese im polarisirten Licht zu Tag, in welchem bei gekreuzten Nikols der umgewandelte Theil farbig, die alte Krystallmasse tief dunkelschwarz erscheint.

Daß der Natrolith nur das Zersetzungsprodukt des Noseans oder Hauyns ist, erkennt man schon an dessen Bestandtheilen (47,2 kieselsaure, 25,6 Thonerde, 16 Natron, 1,3 Eisen und 8,9 Wasser). Geht man vollends einem Natrolithgang in seinem Lager prüfend nach, so ist in der Nähe des oft fingerdicken Ganges der Nosean verschwunden, er hat sich bereits in opake[ER 2], trübe Masse verwandelt, die schließlich in dem Gang als traubige Schale von fasriger Struktur, als das eigenartige Mineral | des Natroliths sich[ER 3] erweist. Der Ruhm dieses schönen Minerals wurde 1803 durch Bergrath Selb von Wolfach begründet, nachdem schon 1792 im Bergmännischen Journal auf die Besuche des Hohentwiel Seitens des Grafen von Razoumosky, Fleurian de Bellevue und Dolomieu hingewiesen war, welche die schönen verschiedenfarbigen Zeolithe priesen. Anfangs nannte Selb das Mineral Högauit, nahm aber den von Klaproth vorgeschlagenen Namen Natrolith gerne an und schrieb[4] 1803 seine Monographie über den Hohentwieler Natrolith. Er spricht darin von wein- honig- und oraniengelbem Natrolith, seltener von blaßbraunrothem, milch- und röthlichweißem und endlich von fleisch- und morgenrother Farbe. Sicherlich war es diese Abhandlung des hochangesehenen gelehrten badischen Bergraths, welche den damaligen Kurfürsten, späteren König von Württemberg bestimmte, sich dieses Mineral an seiner alten Bergfeste näher anzusehen. Friedrich, der ohnehin eine besondere Vorliebe für spezifisch württembergische Steine hatte, ließ eine große Menge Natroliths am nordwestlichen Fuß des Berges, nicht fern von dem Kirchhof, ausbrechen und nach Stuttgart führen, wo die Stücke von den Sträflingen geschliffen und polirt wurden, um zur Täferung im Königl. Residenzschloß verwendet zu werden. Heute noch ziehen die geschliffenen Plättchen von Natrolith, ähnlich behandelt wie z. B. der Malachit in russischen Schlössern, an dem großen Treppenaufgang des Schlosses die Augen auf sich. Mit dem Tode des Königs, der seine besondere Freude an dem sonnenartig gestalteten, orangegelben Stein hatte, hörte die Industrie auf und wird der Natrolith nur noch von Mineralogen gesammelt. Die Hauptfundgrube bildet jene Felsennische, die König Friedrich im Anfang des Jahrhunderts in den Berg treiben ließ, um das Rohmaterial für seinen Schmuckstein zu bekommen.

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Sämmtliche Gänge im Phonolith des Hohentwiel streichen zwischen hora 12 und 1, ziemlich genau von Mittag nach Mitternacht. Beachtet man, daß in derselben Richtung die westlich gelegenen Basaltpunkte streichen und die Basalttuffe zerklüften, so dürfte der Schluß wohl gerechtfertigt sein, daß der Ausbruch der Phonolithe und der Basalte ein- und demselben System angehören, welches nicht nur das vulkanische Hegau beherrschte, sondern auch mit der Bildung der Rheinspalte in Zusammenhang| gebracht werden muß. Ebenso scheint die Zeit des Ausbruchs von Basalt und Phonolith keine verschiedene gewesen zu sein und die Verschiedenheit der beiderseitigen Gesteine vielmehr von der Tiefe abzuhängen, aus welcher das feurigflüssige Magma entstieg.

Für die Geschichte der Eruption noch viel wichtiger als der Phonolith und ungleich weiter verbreitet, ja Meilenweit im Umkreis das Land beherrschend ist der vulkanische Tuff, wohl auch schlechtweg Phonolith-Tuff genannt, welcher am Hohentwiel den Felsen auf der Ostseite mantelartig umgibt. Derselbe ist ein deutlich geschichtetes Gestein mit Abgängen und Kluftflächen von derselben Richtung, welche das ganze Hegau beherrscht, d. i. NS und rechtwinklich darauf OW streicht. Die Grundmasse ist ein graugelbes bis gelbes erdiges Gestein, vollgespickt mit den kleinsten bis größeren Körnern aller möglichen zertrümmerten Gesteine. Von Mineralen erkennt man bald ganze Krystalle, bald nur zersetzte Krystalltrümmer von Sanidin, Glimmer, Augit[ER 4], Hornblende, Titanit. Von zertrümmerten Gesteinen beobachtet man Gneis, Granit, Sandstein, Kalkstein, Dolomit, Schiefer und Thone. Kurz die gesammte Gesteinsfolge, die man im schwäbischen Gebirge des ganzen Landes kennt, ist in Gestalt von größeren, kleineren und kleinsten Trümmern, als Staub, Sand, eckige Fetzen, Stücke von Nußgröße, Handgröße, Kopfgröße, selten von größeren Dimensionen bunt durcheinander gestreut. Die Struktur des Tuffes ist für gewöhnlich erdig oder sandig, doch stellt sich auch vielfach pisolithische Struktur ein, indem sich Bohnen- und Erbsenartige Steine bilden aus derselben nur etwas festeren Masse, wie das umliegende Gestein. Vielfach ist der Tuff so kalkhaltig, daß sich sogar Kalkspatkrystalle auf den Kluftflächen absetzen. An sphärosideritischen Gebilden mit einem zu Staub zerfallenen Kern fehlt es nicht, ebensowenig an kleineren Hohlräumen, die bald mit einer weißen Kruste austapezirt sind, bald mit einem gelben oder braunen Pulver erfüllt. Beide Erscheinungen hängen mit Verwitterungen zusammen.

Bei aller noch so deutlichen Schichtung bekommt man doch nicht den Eindruck von Sedimentgestein und Schlammablagerung, vielmehr den von ausgeworfener vulkanischer Asche, die durch die Einflüsse des Regens allmählig sich setzte und zusammengebacken wurde. In einem Graben der Weinberge findet man auch die Steinkerne von Landschnecken (Helix geniculata Sdb.) deren Vorkommen den Gedanken näher legt, daß die Schnecken| zur Zeit des Aschenregens auf der Oberfläche überrascht und zugedeckt wurden. Anderwärts im Hegau läßt sich allerdings die Anwesenheit von Süßwasser deutlich nachweisen, aber bei der Hohentwiel-Eruption scheint kein anderes Wasser als der Regen auf die niedergefallene Asche eingewirkt zu haben. Die Masse der ausgebrochenen Asche und der den Aschenregen begleitenden Auswürflinge ist ganz gewaltig. Die Tufffläche der Vorburg ist 629 m über dem Meere. Die Maierei liegt 534 m hoch. Im Niveau der letzteren steht Molasse-Sandstein auf den nahen Feldern an. Bei der Eruption bedeckte hienach die Asche zum mindesten 100 m hoch die damalige Erdfläche auf weite Entfernung hin, bis gegen das Ende der Eruption der Phonolith als schwerflüssiger Teig in dem Tuffkrater aus der Tiefe gehoben wurde. Andere Vorgänge bei der Eruption als wir bei noch thätigen Vulkanen beobachten, werden wohl auch früher nicht stattgehabt haben, d. h. der Aschenregen gieng auch im Hegau der Lavabildung und dem Austreten derselben voraus. Die Thatsache, daß die Aschen-Massen am Hohentwiel sowohl als am Hohenkrähen und Mägdeberg stets im Westen der Phonolith-Kuppen sich abgelagert finden, kann ihre Erklärung wohl am richtigsten darin finden, daß während der Aschenausbrüche vorherrschend Ost- und Nordostwinde wehten, welche die Aschenmasse nach Westen und Südwesten legten. Außerdem muß aber auch der späteren Erosion namentlich zur Gletscherzeit gebührende Rechnung getragen werden, indem die Bildung der heutigen Glockenberge und Felsenkegel rein unerklärlich wäre, wollte man sich die Entfernung der Tuffe schon zur Zeit der Phonolithbildung als eine vollendete Thatsache vorstellen. Es geht offenbar nicht an, die Auftreibung eines Felsendoms in die freie Luft sich denken zu wollen, denn eine wenn auch noch so zähflüssige Lava hätte sich alsbald horizontal ausgebreitet und wäre nicht als isolirter Berg 2–300 m hoch in sich selbst aufgestiegen. Es wird daher die Annahme einer die Spitzen der Phonolithberge noch hoch überragenden Tuffmasse, welche die aufquellende Lava umschloß, sehr nahe gelegt. Im Krater der aufgeworfenen Aschenhügel erstarrte nach dem Erlahmen der vulkanischen Thätigkeit die flüssige Masse, rings umschlossen von den Kraterwänden des Tuffs. Als aber die spätere Erosion den leicht zerstörbaren Aschenmantel entfernte, trat der kristallinische Kern der erstarrten Lava frei zu Tage, je länger je mehr zum isolirten Fels sich gestaltend, wie er heute vor unsern Augen steht.

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| Über die Zeit der vulkanischen Eruptionen im Hegau kann kaum ein Zweifel sein. Sie fällt in das Ende des schwäbischen Tertiärs, denn der Molassesandstein, den man das oberschwäbische Grundgebirge zu nennen berechtigt ist, war schon abgesetzt und wurde sammt dem darunter liegenden schwäbischen Flözgebirge durchbrochen. Läßt sich doch dieser jüngere Molassesandstein an mehreren Orten des Hegau als das Liegende der Tuffe beobachten und wollte Cotta sogar eine phonolithische Lavenkruste am Sandstein beim Hohentwiel beobachtet haben. Verschiedene jungtertiäre Landschnecken (Helix sylvana Klein, Helix geniculata Sandberger) desgleichen die am Hohenkrähen und auf dem Schienerberge an die Tuffe sich anschließenden Tertiärgebilde der sog. Öninger Stufe kennzeichnen diese durch zahlreiche Reste von Tertiärpflanzen und Thieren. Nicht nur daß die Hegaubildung in das Ende der Tertiärzeit fällt, höchst wahrscheinlich ist auch die vulkanische Katastrophe, welche das Hegau bildete, im Anschluß an weitere damit zusammenhängende Erscheinungen ein nicht gering anzuschlagender Faktor geworden, welcher der Tertiärzeit in der Seegegend ein Ende bereitete. Denn noch jüngere Tertiärgebilde, die etwa nach der Bildung des Hegau sich entwickelt hätten, kennen wir in Schwaben überhaupt nicht.

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Zum richtigen geologischen Verständnis des Hohentwiels ist nun aber in zweiter Linie die Geschichte der Zerstörungen an dem Felsen ebenso wichtig, als die des vulkanischen Aufbaus. Dieser zweite geologische Akt der Geschichte des Hegau beginnt mit dem Erscheinen des Rheinthalgletschers, oder wohl richtiger des großen Alpengletschers in der Gegend des späteren Rheinthals, der von Südosten und Süden anrückte. Ohne großen Widerstand zu finden, denn die tertiären Sande und Mergel oder die vulkanischen Aschenberge konnten einen solchen nicht entgegenstellen, brach sich der Gletscher erstmals an der Felsenecke des Twiel, nicht ohne den freilich vergeblichen Versuch, den vulkanischen Kegel von der Oberfläche der Erde wieder wegzufegen. Herr Ober-Ingenieur R. Gerwig, der Erbauer der badischen Schwarzwaldbahn, will sogar heute noch an der Südostecke des Hohentwiel bis zu 570 m Höhe abgerundete und geglättete Felswände beobachten, während die Höhen eckig und höckerig gestaltet wären. Es ist dies recht wohl möglich, doch darf eine geognostische Untersuchung, die an unersteiglichen Felsen nur mit der Fernröhre gemacht werden kann, auf unumstößliche Wahrheit keinen Anspruch machen. Dagegen ist Thatsache: 1) daß der| Gletscher einstens die höchste Höhe des Hohentwiel überragte und seinen Moränenschutt beim Abschmelzen auf dem Gipfel des Twiel liegen ließ; 2) daß sich der Gletscher zur Zeit seines Wachsthums so sehr mit abgesprengten oder abstürzenden Phonolithblöcken belud, daß die Moräne von nun an neben den alpinen Geschieben Klötze der Hegaugesteine führt, welche über 40 km. weit von dem Gletscher vertragen wurden. Glücklicherweise können die Hegaugesteine nirgends verkannt werden, wo man ihnen auch begegnet, und ob die Fundorte, wie z. B. Riedlingen, Ehingen, auch noch so ferne von der Heimat der Steine liegen, so bleiben sie deutlich erkennbare Wegweiser für den Marsch des alten Gletschers.

Der Arbeit des Gletschers am Vulkankegel verdankt der Hohentwiel ganz entschieden seine jetzige Gestalt; die Entfernung des früher den ganzen krystallinischen Kern umhüllenden Tuffes, die Bloßlegung der Südostwand, welche in erster Linie den Anprall des Gletschers nachweist, die Vertragung der kolossalen, mehrere Kubikmeter haltenden Phonolithklötze in der Richtung des Gletscherschubs sind hinlängliche Beweise der gewaltigen Veränderung, welche mit der äußeren Gestalt des Hohentwiel zur Gletscherzeit vor sich gieng.

Die tiefgreifende Veränderung des Klimas zur Gletscherzeit äußerte sich selbstverständlich in der ganzen organischen Welt. Während zur Zeit der vulkanischen Ausbrüche noch Zimmtbäume und Kampherstauden, Pappeln und Ahorn grünten, während der Riesenmolch und Schildkröten die Tümpel belebten, finden wir zur Gletscherzeit in dem Grund der Hegauhöhlen, wie z. B. im Keßlerloch bei Thayngen, die Reste des sibirischen Mammuts, des wollhaarigen Nashorns, des Renthiers und Bären, des Eisfuchses, des Alpenhasen, des Schneehuhns und anderer, heutzutage nur jenseits des Polarkreises befindlichen Geschöpfe. Bereits aber ist mit denselben der Mensch auf dem Schauplatz aufgetreten, in den Höhlen Schutz suchend vor der Unbill des Klimas und reiche Beute findend unter dem Wild, das nach dem Abschmelzen der Gletscher auf den feuchten Grasgründen Oberschwabens sich mehrte. Von wo der erste Mensch herkam, wird stets nur Vermuthung bleiben; doch scheinen seine spärlich genug hinterlassenen Spuren auf denselben Weg zu weisen, den der große Strom der Gewässer machte. Donauaufwärts vom sagenreichen Pontus her versuchten die ersten Zuwanderer in Europa das aus Eis und Schnee neu erstandene Land ein Stück um das andere kennen zu lernen und| möglichst Besitz von ihm zu ergreifen. Mit den scharfen Splittern der Feuersteine schärften diese ältesten Anwohner die Geweihstücke der Renthiere und schufen sich Geräthe aus den Knochen. Bei dem Fehlen der Hausthiere und aller Geräthschaften, die auf Ackerbau und feste Wohnsitze hinweisen, hat man wohl Grund, sich unter den Erstlingen, welche am Twiel sich aufhielten, Jäger und Nomaden vorzustellen, die nur vorübergehend zur besseren Jahreszeit die Gegend besuchten.

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Die ältesten Menschenspuren, welche auf der kühnen, von Anfang an fast unzugänglichen Bergspitze des Hohentwiel selber sich finden, weisen schon auf eine Zeit, in welcher der Ackerbau getrieben wurde und die Menschen auf den Bergeshöhen ihren Göttern Opfer brachten. Zwar nur Scherben sind es von Geschirren, von Töpfen und Tellern, und zersplitterte Knochen von Rindern, Hirschen, Schweinen und Schafen, welche in einer 30 Cm. hohen Aschen- und Kohlenschichte am Rande der höchsten Bergkuppe unter den mittelalterlichen Festungswerken ausgegraben werden, zum größeren Theil aber früher schon zum Zweck der Festungsbauten abgegraben und den Berg hinuntergeschüttet wurden, so daß sie heutzutage am Fuß des Felsens in der großen Schutthalde liegen, die von der nordöstlichen Ecke der Felsenspitze sich bis zur Thalsohle herabzieht. Bei näherer Untersuchung der Reste aus der Schutthalde sowohl als aus der ursprünglich auf der Bergspitze liegenden Kulturschichte, wird man durch die vollkommene Übereinstimmung überrascht, welche diese Reste mit denen der Pfahlbauten aufweisen. Das Rosgarten-Museum in Konstanz bietet reiche Gelegenheit, die Pfahlbaureste der Rauheneckbucht, des Zeller Sees und des Oberen Sees mit den Funden auf den Berghöhen zu vergleichen. Es zeigt dann die Vergleichung die Übereinstimmung in 1) der Bearbeitung des Hirschgeweihs. Die Geweihe ganz gewaltiger Edelhirsche sind mit höchst rohen (Stein-) Werkzeugen vom Schädel abgetrennt und angearbeitet, die Basis am Rosenstock ist mit Vorliebe zur Darstellung eines Hornhammers verwendet und zum Einstecken des Stiels in der Mitte glatt durchbohrt, die Zinken sind gespitzt und vornehmlich gerade Zinken hiezu ausgewählt; doch wurden auch gekrümmte Zinken belassen, beide aber an der Basis geringelt, um durch ringförmige Kerben Anhaltspunkte für die Befestigung der Spitzen zu haben. 2) Die Röhrenknochen des Hirsch, namentlich dessen Mittelhand- und Mittelfußknochen, desgleichen die Griffelbeine des Pferdes sind zu den reizendsten Pfriemen, Nadeln, Meißeln| und anderen stechenden Werkzeugen zugespitzt und zugeschliffen. 3) Steinbeile in Gestalt einfacher Keile oder in Hammerform mit gebohrtem Loch sind mit Vorliebe aus dunkeln Hornblendegesteinen hergestellt. 4) Spinnwirtel und rohgebrannte, durchbohrte Thonknollen, sog. Webergewichte zeigen die Bekanntschaft mit den Gespinnstpflanzen, deren Samen in den Pfahlbauten ganz gewöhnlich sind. Es war, kurz gesagt, Ein Volk, das am See saß und dort dem Fischfang oblag und zugleich auf der Höhe des Twiel, als heiligen Berges, zu Opfern und Messen zusammentrat.

Kaum wird es einem Widerspruch unterliegen, diesen Höhenkult mit altgermanischen Sitten und Bräuchen in Zusammenhang zu bringen, umsoweniger als sich in der Schutthalde am Twiel bereits auch Scherben römischer Sigelerde und Bronzen finden. In diese Zeit fällt dann wohl auch die am Fuß des Hohentwiel 1821 ausgegrabene Urne, welche im Rosgarten zu Konstanz aufbewahrt wird und durch eine damals entstandene Lithographie der Vergessenheit entzogen ist. Hienach war „diese Urne mit Staub und Menschenknochen zur Hälfte angefüllt, oberhalb stand ein Schüsselchen, das mit gelbem Staub erfüllt und mit einem weißen Götzenbildchen bezeichnet war. Selbe wird im Konzilium-Saale in Konstanz aufbewahrt.“ Staub, Knochen und bemalte Schüssel sind indessen verschwunden. Mit der römischen Zeit aber verlassen wir die Prähistorie und treten in den Rahmen der Geschichte ein.

Hieran schließt sich die eigenthümliche und reiche Flora.

Flora des Hohentwiel mit Umgebung[5].

Bäume und Sträucher. Der Eibenbaum (Taxus baccata) ist früher im Walde beim Bruderhof wild gewachsen. Ein erstarkter Baum in einer verlassenen Pflanzschule, im sogen. Großtannenwald, stammt nach der Aussage alter Forstmänner aus dem Walde beim Hof und wurde als einziges Exemplar gewissermaßen geflüchtet. Die Wiesen in der Nähe des ursprünglichen Standortes heißen Iben = Eibenwiesen.

| Sonst kommen noch vor: die beiden Ahorne (Acer pseudoplatanus und platanoides, nur am Berg, fehlen in der Ebene); die kleinblättrige Linde, Tilia parvifolia Ehrh. und namentlich die Esche, am Hohentwiel häufig und an den steilsten Felsen strauchartig, ebenso die Ulme (U. campestris L.), sowohl in den Waldungen, als am Hohentwiel. Der gemeine Wachholder, überall, Salix aurita L. beim Bruderhof; S. nigricans Fr. am Fuße des Hohentwiel; Sambucus racemosa und S. nigra, häufig am Berg und in den Waldungen. Am Hohentwiel die beiden zierlichen Felsenbirnen, Aronia rotundifolia Pers. und Cotoneaster vulgaris Lindl.

Rhamnus cathartica L. der Kreuzdorn. Der Weißdorn am Hohentwiel ist Crataegus monogyna Jacq. Drei Sorbus-Arten, die Mehlbeere S. Aria L. am Hohentwiel und S. torminalis Cr. nebst der Vogelbeere S. aucuparia L., daselbst und in den Waldungen. Ebenso die Traubenkirsche Prunus Padus L. in Berg und Ebene, in den benachbarten Juragegenden immer selten; desgleichen in den feuchten Waldungen häufig der Wasserholder, Viburnum Opulus L. Verbreitet ist der Gaisklee, Cytisus nigricans L. und Ribes alpinum L. In den feuchten Waldungen die Johannisbeere, Ribes rubrum L.; die Berberize, Berberis vulgaris, und besonders üppig die Waldrebe, Clematis Vitalba, elegante Festons bildend, oder das Gerölle am Hohentwiel überkleidend; häufig sind auch der wilde Apfel-, Birn- und Kirschenbaum.

Beiläufig zähle ich am Hohentwieler Berg 48 Arten wildwachsender Bäume und Sträucher. Die Mistel, Viscum album, schmarozt hier auf der Birke, dem Apfelbaum, Maßholder, Salweide, Weißdorn und Hartriegel; in den Waldungen der Ebene gemein auf Weißtannen, seltener auf Forchen. Bemerkenswerth ist die Thatsache, daß die Bewaldung der Hohentwieler Felsen fortschreitet, auch abgesehen von dem alten Wäldchen am Nordabhang. Es sind hauptsächlich Eschen, Ulmen und Ahorne, welche durch ihre geflügelten Früchte sich Terrain erobern, nicht minder eine große Zahl von verschiedenen Sträuchern, welche die Abhänge mit undurchdringlichem Gestrüpp bedecken.

Einige Notizen über die Entwicklung von 7 Holzgewächsen mögen hier eingeschaltet sein.

| Es haben geblüht bei einer Temperatur von:
1876 1877 1878 Mittel
Daphne Mezereum +10° R. 9,5 11,5 10,3
Salweide 13° R. 11,5 12,0 12,1
Esche 12° R. 12,0 13,0 12,3
Prunus spinosa 12,5R. 14,5 16,0 14,5

Ihre Blätter haben entfaltet bei:[6]

Birke +14° R. 12,0 16,0 14,0
Buche 16° R. 13,5 15,0 14,8
Eiche (Q. pedunculata) 16° R. 13,5 16,0 15,1
Esche 16° R. 15,5 17,0 16,1
Aus der Wald- und Bergvegetation des Hohentwiel und der Ebene sind folgende Gewächse als bemerkenswerth anzuführen: die Gräser und Halbgräser Festuca gigantea Vill; Calamagrostis Epigeios Roth, selten auf den Kiesböden der Waldungen, desgleichen C. arundinacea Roth, im Wald beim Bruderhof. Carex pilosa Scop. mit Luzula maxima Dec. nicht selten. Muscari botryoides L. Berg- und Waldwiesen. Von Orchideen O. militaris L. Berg, und in der Ebene sogar auf Sand. Cephalanthera rubra Rich; C. grandiflora Bab, und C. Xiphophyllum Reichb., Ophrys apifera Huds. mit Platanthera montana Rchb. auf der unteren Festung. Goodyera repens R. Br. in den „Vierwäldern“. Allium ursimum L. mit Arum maculatum L. hier sehr spärlich. Veronica montana L. in den tiefschattigen Waldungen; Digitalis grandiflora Lam. Berg und Ebene. An den Waldsäumen, auf den sandigsten Stellen: Melittis Melissophyllum L. Im Gebüsch am Berg: Lithospermum officinale L.; daselbst die Haide, Erica (Calluna) vulgaris L. an den steilsten Klingsteinfelsen und auf der Nordseite alte, starke, fast mannshohe Büsche bildend, in der Ebene sehr selten, wie auch die Heidelbeere. Nicht selten ist Pyrola secunda L. (Berg und Ebene) und auf der oberen Festung P. rotundifolia L., Gentiana cruciata L. G. ciliata L. untere Festung, desgl.| G. germanica.[7] Cynanchum vincetoxicum R. Br. Asperula galioides M. B. am Berg; Galium rotundifolium, mit G. boreale L. in der Ebene. Adoxa moschatellina L. Verbreitet ist Campanula persicifolia L.

Doronicum Pardalianches L. die schöne, stattliche Gemswurzel, in Württemberg noch nicht wild angetroffen, in mehreren Kolonieen in den Waldungen, Blüthe 1876 den 6. Juni. Von Kompositen weiter: Aster Amellus L., Stenactis bellidiflora Al. Br., Chrysanthemum orymbosum L., Hieracium Nestleri Vill, am Berg, daselbst in Menge Carlina acaulis L.

Einige Ranunkulaceen wie Anemone Pulsatilla L. am Berg in Menge, doch auch in der Ebene, entgegen dem sonstigen Vorkommen, auf reinem Sand; (A. Hepatica nicht am Hohentwiel, dagegen an den benachbarten Bergen wie am Hohenkrähen, Hohenfridingen u. A.) A. ranunculoides L. Berg und Ebene; Ranunculus lanuginosus L. in allen Waldungen, R. polyanthemos L. am Hohentwiel; Thalictrum aquilegifolium L. Wiesengebüsche im Achthale; Actaea spicata L. Wald beim Remishof.

Corydalis cava Schweigg. Wiesen unter der Meierei.

Von Cruciferen: Cardamine silvatica Lk. die Waldkresse, in den schattigen, feuchten Waldungen des Bruderhofes; Arabis Turrita L. obere und untere Festung, zweijährig, daher leicht übersehen; einziger Standort dieser Pflanze in Württemberg; Turritis glabra L. und Arabis hirsuta Scop. nicht selten. Dianthus Armeria und D. deltoïdes L. zwei hübsche wilde Nelken, hie und da an Wald- und Feldwegen. Lychnis Viscaria L. am Berg. Impatiens noli tangere L. in Waldschlägen, daselbst Viola Riviniana Rchb., und V. mirabilis L. am Hohentwiel. Auf sandigen, steinigen Waldstellen die selteneren: Hypericum pulchrum und H. humifusum L. Allenthalben ist Geranium sanguineum L. verbreitet.

Von Umbelliferen: Peucedanum Oreoselinum Moench, gegen den Württemberger Wald „Erlenwald“; P. Cervaria Lap. nicht selten. Silaus pratensis L. und Selinum carvifolia L. in hiesiger Gegend sehr häufig; Chaerophyllum temulum, aureum, mit bulbosum L. nicht selten. Verbreitet ist Rubus saxatilis L.| die Steinbeere. Spiraea Aruncus L. am bewaldeten Abhang des Hohentwiel.

Verbreitet sind Vicia dumetorum L. und besonders V. tenuifolia Roth. hier besonders üppig; Orobus vernus in der Ebene nur im Walde beim Hofe und dort mit Actaea u. A. Kalk im Schuttland anzeigend (auf benachbarten Äckern dieses Horizontes Passerina!) auf den übrigen Kies- und Lehmböden O. tuberosus L.

Felsenpflanzen. An den Klingsteinfelsen fallen die blaugrauen Rasenbüsche von Festuca ovina L., var. glauca Koch, schon von Ferne in die Augen; Allium fallax Don. nach Schnizlein, aber weder von mir noch von Döll (badische Flora 1855 und 1862) hier beobachtet, häufig auf allen benachbarten Bergen; Rumex scutatus L., Valeriana tripteris L., Artemisia Absinthium L., Hieracium Jacquini Vill. Alyssum montanum L. und nach der Fl. W. auch Draba aizoides L., Sedum dasyphyllum L., S. boloniense Lois. Felsen und im Geröll; Saxifraga Aizoon L., Sempervivum tectorum L. die Hauswurz, an den steilsten, unzugänglichsten Felsen; die Pflanze ist entschieden wild.

Pflanzen an den Abhängen des Hohentwiel, an Weg- und Ackerrändern sowie auf bebautem Boden. Andropogon Ischaemum mit Melica ciliata L. häufig am Berg. Auf den Sandböden des Bruderhofes, auch in den Weinbergen, 6 Panicum-Arten als Ackerunkräuter, nämlich P. glabrum Gaud. P. sanguinale L. P. viride, verticillatum und glaucum L. und P. crus galli L. letztere häufig bis mannshoch im Hanf. Avena pratensis L., Phleum phalaroides Köl., Allium oleraceum L. und A. carinatum Sm. am Hohentwiel, daselbst in den Weinbergen A. vineale L. und unter dem Felsen südlich: Muscari racemosum Mill. Ornithogalum umbellatum an der Achbrücke; Iris variegata L. in Hecken am längst eingegangenen Burgweinberg.

Daphne Cneorum L. soll nach der Fl. W. vorkommen, habe aber trotz des eifrigsten Suchens kein Exemplar auftreiben können, auch Döll erwähnt den Standort nicht, obgleich der Hohentwiel von ihm und den Botanikern des Seekreises für die badische Flora sehr häufig besucht wurde. Passerina annua Wick. scheint früher häufig gewesen zu sein, Döll erwähnt: Hohentwiel, Singen und Hilzingen. Nun ist es mir erst im dritten Sommer geglückt, einige Exemplare aufzutreiben, nämlich 1 Stück am Remishofer Acker und ein zweites zwischen Hohenkrähen und| Staufen. Nach meinen Beobachtungen sind der zunehmende Klee- und namentlich der Stoppelrübenbau der Untergang so mancher einjährigen Ackerpflanze, indem die Samenreife verhindert wird und die Pflanze folgerichtig ausbleibt. Aristolochia Clematitis L. häufig auch in Gärten gezogen. In den Weinbergen Amarantus retroflexus Lam. mit A. Blitum L., Polycnemum arvense L. selten, in sandigen Gärten um Singen. Die im Seekreis sehr seltene Chenopodium Vulvaria L. im Ort Singen. Veronica praecox All. hin und wieder; V. spicata L. um die Weinberge und um Singen; V. persica Poiret ist auch hier vollständig eingebürgert und wird wie überall einer speziellen Erwähnung bald nicht mehr bedürfen. Linaria spuria Mill. überall; seltener L. Elatina Mill. (Äcker beim Bruderhof.) Die Orobanche-Arten sind stark vertreten, es finden sich: O. Galii Duby., O. epithymum Dec., O. coerulea Vill., O. minor Sutt., der „Kleewürger oder Kleeteufel“ häufig und im nassen Vorsommer 1876 dem Rothklee in der Gegend merklich schädlich. O. ramosa L. im Hanf. Stachys annua L., eines der häufigsten Ackerunkräuter; Hyssopus officinalis L. in Menge, zweifelhaft wild; eine Verwilderung ist wenigstens am benachbarten Hohen-Fridingen deutlich um das ehemalige Burggärtlein wahrzunehmen. Nepeta Cataria L., Salvia verticillata L., Teucrium Chamaedrys und Teucrium Botrys L., Leonurus Cardiaca L. sämmtlich am Berge. Daselbst und in der Ebene ist Ajuga chamaepitys L. sehr verbreitet.[8] Antirrhinum Orontium L. selten, bei Singen auf trockenen, sandigen Äckern.

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Von Boragineen: Lycops arvensis L., Echinospermum Lappula Lehm., und Myosotis stricta Lk. häufig, Berg und Ebene; am Hohentwiel soll auch Asperugo procumbens L. vorkommen. In den Weinbergen die Judenkirsche, Physalis Alkekengi L. Specularia Speculum Dec. Jasione montana L. auf Sandplätzen. Die immer zahlreichen Vereinsblüthler liefern: Tragopogon major L. (Hie und da auch in der Ebene); Chondrilla juncea L., Linosyris vulgaris Cass., Lactuca perennis L., L. Scariola L., Senecio viscosus L. sämmtlich| am Berg. Auf den Sandäckern um den Bruderhof die Gnaphalium- und Filago-Arten, so namentlich unsere hübsche, einheimische Strohblume Gn. luteo-album L., auch auf Waldschlägen verbreitet.

Folgende 3 aus südlichen Gegenden stammende Kompositen, welche aber immer wieder mit frischem Samen eingeführt werden müssen, daher zeit- und ortsflüchtig sind, mögen noch erwähnt werden, nämlich Helminthia echioides Gärtn., von mir 1878 nicht selten im blauen Klee beobachtet, sogar im Rothklee am benachbarten Hohenstoffeln in einer Höhe von ca. 750 Meter; sodann Centaurea solstitialis L. schon 1835 beobachtet, und Xanthium spinosum L., 1876 im Ort Singen bemerkt.

Einige Kreuzblüthler, wie Neslia paniculata Desv. Hohentwieler Kartoffeläcker; Erysimum crepidifolium Rchb. am Berg; Diplotaxis tenuifolia Dec. mit Erucastrum incanum Koch, Singen gegen Worblingen; die Erucastrum selten und dem benachbarten Rheingebiete angehörig; ebenso Isatis tinctoria L. der Waid.

Papaver dubium L., Alsine tenuifolia Wahlb., Sagina apetala L. (Letztere seltener, z. B. in der Saatschule beim Bruderhof); Reseda lutea L. und speziell am Hohentwiel die R. luteola L., daselbst Cerastium semidecandrum L. mit C. brachypetalum Desp., C. glomeratum Thuill. auf feuchten Sandäckern nicht selten. Silene Otites Sm. Nur wenige Exemplare auf der Südseite des Berges, in Württemberg bis jetzt nur hier gefunden. Vaccaria pyramidata Med., Gipsophila muralis L., Dianthus prolifer L., Scleranthus perennis L., Portulaca oleracea L. nicht selten, letztere nur in den Weinbergen. Malva moschata L., häufig auf der Hohentwieler Schafweide, ab und zu auch in der Ebene in Kleefeldern. Linum tenuifolium L. im Kalk am Hohentwiel und im Kies, auch im Sand in der Ebene. Verbreitet sind Saxifraga tridactylites L. und Sambucus Ebulus L. Berg und Ebene. Von Umbelliferen: Orlaya grandiflora Hoffm., Torilis helvetica Gm., Turgenia latifolia Hoffm., Scandix Pecten L., Conium maculatum L., Bupleurum rotundifolium L., sämmtlich am Hohentwiel, Orlaya und Scandix auch in der Ebene. Am Berg einige ausgezeichnete Papilionaceen wie Oxytropis pilosa Dec. seit alter Zeit angegeben und noch häufig; Medicago minima Lam. auch am Bruderhof; Astragalus Cicer L. und Vicia lutea L. von welch’ letzterer ich jedoch noch kein Exemplar gesehen habe. Daselbst| in Menge Fragaria collina Ehrh., der Steinprestling, seltener Fragaria elatior Ehrh. Auf dem kleinen Raum Hohentwiel und nächste Umgebung zähle ich 4 seltene Potentilla-Arten (Fingerkräuter), nämlich P. rupestris L. und P. alba L. in und an den Waldungen, und P. argentea L. mit P. inclinata Vill. am Hohentwiel und beim Hofe. Die in der Flora v. W. noch aufgeführte P. incana Fl. wett. ziehe ich mit P. pilosa Doell zu der allbekannten P. verna. Charakteristisch ist die große Menge von Oenothera biennis L. am Berg.

Von Pflanzen feuchter Plätze, Sumpf-, Moor- und Wassergewächsen, hat der Hohentwiel an seinem Fuße nur 2 bemerkenswerthe Arten überhaupt aufzuweisen, nämlich das Sumpfgeranium Geranium palustre L. und Polygonum Bistorta L. Um den Bruderhof, hauptsächlich auf den dortigen Sumpfwiesen im Achthale, kommen vor: Nardus stricta L. mit Schoenus ferrugineus L., den sogenannten „Borst“ (in Altbaiern „Burst“) d. h. die Riedwiese bildend, von den borstenförmigen Blättern beider Arten. Das berüchtigte Unkraut der Reisfelder, die Reisquecke, Leersia oryzoides Sw. in der Saatschule beim Hof. Häufig Cyperus fuscus L., Juncus alpinus Vill., J. obtusiflorus Ehrh. mit J. bulbosus L. Daselbst unser einziger wohlriechender Lauch, Allium suaveolens Jacq. in großer Menge, sonst immer selten. Epipactis palustris Crtz., Potamogeton densus und Pn. pectinatus L., Lemna polyrhiza L. in Wasserlöchern; Triglochin palustre L. Salix repens L. die Moorweide; Polygonum Bistorta L., Scutellaria galericulata L., Teucrium Scordium L., Pedicularis palustris L., Utricularia vulgaris L., Primula farinosa L., Gentiana verna mit der selteneren G. utriculosa L., Erythraea pulchella Pers., Menyanthes trifoliata L. Hieracium pratense Tausch, sonst immer sehr selten; Senecio aquaticus Huds. mit Cirsium bulbosum Dec. und C. rivulare Link. Parnassia palustris L. Polygala amara L. kleinblüthig; Stellaria uliginosa Murray, an Gräben auf Sandboden in den Waldungen. Die Doldenpflanzen Phellandrium aquaticum L. und Laserpitium prutenicum L., letztere auch im Walde. Comarum palustre L., Tetragonolobus siliquosus Roth.

Die Trifolien: hybridum, fragiferum und filiforme L., Ranunculus sceleratas L. Um einige Wasserlöcher an den Waldungen ist hie und da Peplis Portula L. anzutreffen.

Von Pilzen fällt im Herbste zuweilen die leere Peridie von Lycoperdon caelatum Bull. unter den Hohentwieler Felsen auf,| der Pilz wächst auf dem oberen, begrasten Felsen. Auf festem Sandboden der Spundstäubling: Tulostoma mammosum Fries. In den Nadelwaldungen im Frühjahr die Spitzmorchel, Morchella conica Pers., fleißig zum Küchengebrauche gesammelt, getrocknet und verkauft, pro 100 Stück wird 1 Franken bezahlt. Seltener findet sich die noch schmackhaftere M. esculenta Pers. Im heurigen Pilzjahre (1878) auch die seltene Kappenmorchel, Helvella elastica Bull. Auch in den hiesigen Waldungen findet sich die schöne Peziza aurantia Oeder. Auf dem fetten Boden des „Kleintannenwaldes“ im Sommer und Herbst der stinckende Phallus impudicus L., schon von Ferne durch seinen unausstehlichen Geruch sich anzeigend.

Nachdem 1876 und 1877 Spätsommer und Herbst für die Pilzbildung äußerst ungünstig waren, brachte uns das Jahr 1878 leider einen großen Reichthum an diesen Gewächsen. Durch die feuchtwarme Witterung mit unaufhörlichem Regen entwickelte sich namentlich der Traubenpilz, Oidium Tuckeri Berk in sehr verderblicher Weise, vorzüglich alte Stöcke an Hausreben u. dgl. befallend. Nach meinen Beobachtungen ist hauptsächlich das schwarze Gewächs von der Kalamität betroffen worden.

Aber auch die übrigen Pilze verursachten nicht geringen Schaden, hie und da an Gartengewächsen, z. B. der Kürbispilz an Gurken, Pilze an Bohnen u. s. w. Das Heer der Agaricinen war diesesmal besonders häufig in den Waldungen anzutreffen, von ihnen seien nur erwähnt die beiden Fliegenschwämme Agaricus muscarius L. und Ag. rubescens Pers., sowie als besonders stattlich der Parasolpilz: Ag. procerus Scop.

Auf das massenhafte Auftreten des eßbaren Cantharellus cibarius Fries und der Clavaria Arten wurde sogar in den Blättern im Seekreis aufmerksam gemacht, so viel mir bekannt übrigens ohne Erfolg; unsere Mägen scheinen eigentlich doch nicht auf das Pilzessen eingerichtet zu sein.

Von Flechten, an und zwischen den Klingsteinfelsen: Collemma turgidum Ach., mit C. granosum Wulf., sehr in die Augen fallend sind Amphiloma elegans Lk., Rhizocarpum (Lecidea) geographicum L., und Imbricaria conspersa Ehrh., I. Acetabulum Neck. hie und da an Nußbäumen. Endocarpon miniatum Ach. an den Felsen; Urceolaria cinerea L., eine weitere Urceolaria (Krugflechte) mit schneeweißem Thallus und großen Apothecieen mit sehr dickem, eingebogenem Laubrande| halte ich für die südliche U. ocellata Vill. Verrucaria epigaea Pers. auf sandigem Lehmboden. Blastenia (Lecidea) erythrocarpaea Pers. eine Flechte wärmerer Gegenden, z. B. im württemb. Unterlande bis Tübingen meist auf Werkstein, hier auf Ziegeldächern. Sticta pulmonaria L. die Lungenflechte an alten Eichen. Solorina saccata L. in Fels- und Mauerritzen auf dem Hohentwiel, eine ächte Gebirgsflechte, wie im benachbarten Jura. Stereocaulon tomentosum Fries, Wälle der unteren Festung. Von den übrigen, überall gemeinen Flechten soll nichts weiter aufgeführt werden.

Die Lebermoose liefern eine einzige bemerkenswerthe Art, nämlich Metzgeria pubescens Schrank, Felsen der Nordseite; die Pflanze gehört sonst dem Hochgebirge und den Alpen an. Sodann die nicht überall vorkommende Riccia minima L. in beschatteten Felsspalten. Die übrigen Riccien etc. in der Ebene.

Laubmoose habe ich bis jetzt folgende beachtenswerthe Arten beobachtet. Eine kleine, mit dem Weinbau gehende Spezies: Anacalypta lanceolata Hedw. An den Felsen: Grimmia ovata W. et M., Barbula tortuosa W. et M., Neckera crispa Hedw., Hedwigia ciliata Dicks. In Felsritzen sehr häufig das Glockenhutmoos Encalypta vulgaris Hedw., Barbula subulata Brid., Bartramia pomiformis Hedw., Bryum cernuum Br. et Sch., Mnium cuspidatum Schrank u. a. Auf den Sandböden des Bruderhofes die Polytrichum Arten nanum, aloides und juniperinum Hedw., sowie Bryum erythrocarpum Schwaegr., in den Waldungen daselbst Leucobryum glaucum Hedw., Dicranum montanum Hedw. an alten, starken Forchen und Fichten; D. varium H. auf Lehmboden; Hypnum crista-castrensis L., H. Alopecurum L., H. longirostre Ehrh., H. denticulatum L., H. rugosum Ehrh. und viele andere mehr. Auf den Sumpfwiesen im Achthale und in Gräben Hypnum aduncum L., H. stellatum Schreb., H. nitens Schreb., Fissidens osmundoides Hedw. und Climacium dendroides W. et M.

Farne. An den steilsten Felsen kommen 3 seltene Arten der Gattung Asplenium (Milzfarne) vor, es sind: A. septentrionale Sw., A. Breynii (germanicum) Retz. und A. Adiantum nigrum L. Diese Arten wurden von mir 1876 und 1877 entdeckt, weder in der württemb. Flora (Martens und Kemmler, 1872) noch bei Döll a. a. O. sind diese Standorte verzeichnet. Ein solches Zusammentreffen dreier seltenen Arten ist fast südlich und dürfte bei uns kaum wieder vorkommen. Daß es unter| solchen Umständen nicht an Zwischenformen und Übergängen fehlt, liegt zum Voraus auf der Hand, da auch die verwandten Spezies A. Ruta muraria und Trichomanes ebenfalls dazwischen wachsen. Ich möchte diesen Fall allen Botanikern, welche zähe an die Unveränderlichkeit der Spezies glauben, auf’s Beste empfehlen. Leider sind die Standorte meistens lebensgefährlich und erschweren so eine öftere Beobachtung. Aspidium spinulosum L., Cystopteris fragilis Bernh. Polypodium vulgare L., P. Dryopteris L. und P. Robertianum Hoffm. im Walde der Nordseite; Pteris aquilina L. in den Waldungen und auf Äckern mit früherem Waldboden; Botrychium Lunaria L., die Mondraute, in verschiedenen Bastionen der Festung.

Die Gesammtzahl der Farne beträgt in Württemberg 26 Arten. Hiervon kommen im ganzen Oberamtsbezirke 14 Arten vor; der Hohentwiel hat 9 Arten, also den dritten Theil, auf seinem ganzen Areal.

Von Schachtelhalmen Equisetum silvaticum L. auf feuchten, schattigen Waldstellen, und E. Telmateja Ehrh. unser stattlichster und schönster Schachtelhalm, am Fuße des Hohentwiel unweit der Landesgrenze.

Den Reigen der Blüthen eröffnet in hiesiger Gegend, welcher die beiden Schneeglöckchen fehlen, der Seidelbast Daphne Mezereum, nach den Beobachtungen der letzten 3 Jahre 1878, 77, 76, in der Zeit vom 20. Febr. bis 5. März. Ihm folgen sogleich Pulsatilla und der Huflattich, Tussilago farfara. Den Schluß macht Gentiana ciliata in der Zeit vom 1. bis 10. Sept.

Zu der schon oben angedeuteten südlichen Häufung der Arten bringe ich noch als Beispiele die Gattungen Panicum nebst Setaria mit 6 Arten; Sedum desgleichen; Allium mit 5 Arten. Werden die Pflanzen der Umgebung noch hinzugerechnet, so gestalten sich die Verhältnisse noch günstiger, z. B. Dianthus mit 6 Arten, Potentilla und Hieracium je mit 10 Arten.

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Standorte Zahl der mehr oder weniger seltenen oder charakteristischen Arten
Ge-
sammt-
Zahl
mit Tuttlingen
gemeinsam
allen
drei
gemein-
sam
Es kamen nur vor Einzig
bisher
in
Württ.
nämlich
Hohen-
twiel
Um-
gebung
Tutt-
lingen
Hohen-
twiel
Um-
gebung
1) Holzgewächse 23 9 5 4 11 2 2 Rhamnus saxatilis,
Rosa alpina.
2) Wald- und
     Gebirgspflanzen
144 29 36 16 86 3 14 3 Arabis Turrita,
Polygala chamaebuxus,
Doronicum Pardalianches.
3) Felsenpflanzen 22 11 10 2 3 Hieracium bupleuroides,
Biscutella laevigata,
Androsace lactea.
4) An Wegen, sonnigen
     Abhängen, Unkräuter etc.
99 12 12 12 9 37 13 3 Stipa pennata,
Silene otites,
Polycnemum arvense.
5) Pflanzen feuchter Wiesen
     und Moore, Sumpf-
     und Wassergewächse
70 2 25 2 29 16
6) Farne, Lycopodien
     und Schachtelhalme
16 2 3 4 5 2
Summe       374 63 80 37 149 47 47 11
| Eine Vergleichung dreier so verschiedenen Beobachtungsgebiete (Jura, Hohentwiel und sandige Ebene) war zu lockend und so mögen diese Zahlen einstweilen hier stehen, zugleich als Maßstab unserer augenblicklichen Kenntnis der Floren.

Bei Vergleichung dieser Zahlen fällt sofort die geringe Anzahl der gemeinschaftlichen Arten auf, sie beträgt nur 9 %. Dieß erklärt sich sowohl aus der geognostischen Verschiedenheit der Böden, als auch Tuttlingen gegenüber noch aus dem klimatischen Unterschied. Der Bodeneinfluß zeigt sich am deutlichsten bei der Gruppe 4) Unkräuter, Wegelagerer etc. Hier, wo sich am Ende eine gewisse Gleichförmigkeit erwarten ließe, Tuttlingen liegt ja nur wenige Stunden vom anderen Gebiete entfernt, sind nur 11 bis 12 % gemeinsam, so verschieden verhalten sich, in Verbindung mit dem Klima, Kalk, Sand und der Hohentwieler Boden. Daß bei dieser Gruppe der Hohentwiel mit 37 % betheiligt ist, zeigt schlagend den Reichthum dieses so kleinen Gebiets.

Bei dieser Gelegenheit seien vor allem diejenigen Pflanzen, welche mit dem Weinbau gehen, oder überhaupt wärmere Gegenden lieben, erwähnt. Es sind: Panicum sanguinale; P. verticillatum; Allium vineale; Muscari racemosum; Polycnemum arvense; Amarantus retroflexus; A. Blitum; Aristolochia Clematitis; Physalis Alkekengi; Chondrilla juncea; Lactuca Scariolia; Hyssopus officinalis; Reseda luteola; Portulaca oleracea; und in gewissem Sinn auch Isatis tinctoria, Diplotaxis tenuifolia und Erucastrum incanum.

Die 12 Arten Felsenpflanzen des Hohentwiel kommen sowohl auf Jura als auf anderem Gestein vor, nur möchte unsere Draba aizoides, welche von Koch als Varietät montana von der Stammform abgezweigt und speziell den Kalkbergen zugezählt wird, eine Ausnahme machen. Verfasser dieses hat übrigens selbst an den unzugänglichsten Felsen noch kein Individuum dieser Draba gesehen.

Die 3 erwähnten Farne sind bis jetzt nach Döll weder in den Juragegenden noch auf Molasse beobachtet worden, sondern nur auf Granit, Sandstein und vulkanischen Gebilden; anderwärts in Deutschland auch auf Thonschiefer. Bei Sendtner (Vegetationsverhältnisse etc.) nur septentrionale auf Granit und Diorit, die anderen Arten fehlen. Es wäre übrigens höchst voreilig, hier Schlüsse zu ziehen, da eine oder die andere Art auch sonstwo noch aufgefunden werden dürfte.

| Bei Vergleichung mit anderen europäischen Floren habe ich ebenfalls nichts besonderes bezüglich des Substrats angeführt gefunden. So in Frankreich ganz indifferent (Grenier et Godron, Flore de France, Paris et Besançon 1848/55); Thurmann (Essai am a. O.), der sich hauptsächlich mit den Standorten beschäftigte, hat Adiantum nigrum indifferent gefunden, dagegen sollen die beiden anderen feuchtliebende Pflanzen sein, welche einen sehr wasserhaltigen, vorzugsweise Kieselboden, bewohnen, im Gegensatz zu den die Trockenheit liebenden Pflanzen. Durch die Auffindung von septentrionale mit germanicum an den Hohentwieler Felsen erhält aber diese generalisirende Methode Thurmanns einen Stoß. Nach der dortigen „Esquisse de la disposition générale des masses geologiques etc.“ gehört der Hohentwiel (6) zu den „Roches dysgéogénes, peu absorbantes, perméables, en grand zône des Xerophiles!“ Also ein vollendeter Wiederspruch, bezüglich der Farne.

Ausgesprochene Sand- oder richtiger gesagt, Kieselpflanzen hat die Umgebung des Hohentwiel und mögen hier angeführt sein: Sagina apetala; Hypericum humifusum; Gnaphalium luteo-album; Jasione montana; u. A. Wie reich die eigentliche Jura-Gebirgsflora um Tuttlingen ist,[9] erhellt daraus, daß an Wald- und Gebirgspflanzen dort allein 60 % der Flora vorkommen und dieses Verhältnis für die Gesammtflora 38 % beträgt.

Giftpflanzen. Für beide Bezirke. Überall die Herbstzeitlose (Colchicum); der weiße Germer (Veratrum album), doch nur auf den Tuttlinger Schindelwald beschränkt, vielleicht auch dort nicht mehr vorhanden, dagegen nach der badischen Flora bei Emmingen ab Eck; überall die Einbeere (Paris quadrifolia); das Bingelkraut (Mercurialis perennis) in beiden Bezirken; desgleichen der Seidelbast (Daphne Mezereum). Von giftigen Solaneen vermisse ich in beiden Bezirken den Stechapfel (Datura Stramonium); nicht selten das Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), und gemein die Tollkirsche (Atropa). Das Bittersüß (Solanum Dulcamara) in Ufergebüschen und namentlich in den feuchten Hohentwieler Waldungen.

| Der rothe Fingerhut (Digitalis purpurea) fehlt der Gegend vollständig, dagegen ist der großblühende gelbe Digitalis ambigua sehr verbreitet. Von Doldenpflanzen überall der Wasserfenchel (Phellandrium) und speziell bei Tuttlingen der Wasserschierling (Cicuta virosa); Conium maculatum, der gefleckte Schierling, Tuttlinger Gärten, desgleichen Singen, am Hohentwiel, im Getreide oft die Höhe des Roggens erreichend; eigenthümlich, daß es bei einer solchen Häufigkeit ohne Vergiftungen abgeht! Ein gemeines Unkraut ist die Hundspetersilie (Aethusa Cynapium). Die Ranunkulaceen Helleborus foetidus (Nießwurz); Eisenhut (Aconitum variegatum u. A. Lycoctonum); Actaea spicata, das Christofskraut, in den Tuttlinger Bergwaldungen so häufig, kommt am Hohentwiel kaum in Betracht.

Die wilde Flora erfährt wenig Benutzung. Ein kundiger Kräutersammler ist in Wurmlingen. Außer dem schon genannten Einsammeln der Morcheln wäre zu erwähnen, daß in den Waldschlägen um den Hohentwiel die dort massenhaft vorkommende Belladonna fast jedes Jahr wagenweise zu Arzneizwecken abgegeben wird, desgleichen werden am Hohentwiel Conium maculatum und Artemisia Absinthium in größerer Menge gesammelt, auch wurden schon einige Versuche gemacht, aus den Beeren des dort massenhaft wachsenden Attich (S. Ebulus) Branntwein zu brennen, das Ergebnis war ein günstiges, allein der üble Geruch der Pflanze hatte sich auch dem Schnaps mitgetheilt und so wurde von weiteren Versuchen Abstand genommen. Sonstige Arzneikräuter, wie die Kamille, scheinen nicht häufig vorzukommen (die Kamille um den Hohentwiel gar nicht, dagegen in Gärten als Hausmittel gepflanzt).

Thierreich.

Der gegen den Bodensee und die Alpen vorgeschobene Hohentwiel ist auch durch seine zoologischen Verhältnisse interessant; wir führen hier nur das Wichtigste daraus an.

Säugethiere.

Von jagdbaren Thieren ist das Reh in noch gutem Wildstande, ab und zu zeigen sich auch Wildschweine. Der Hase ist zu einer großen Seltenheit geworden; Fuchs und Dachs sind häufig, auch viele Baue am Hohentwiel; zuweilen auch ein Edelmarder und eine Wildkatze.

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Vögel[10].
Raubvögel. – Unedle Adler.

Aquila (Pandion) haliaëtos L., Fischadler. Als Merkwürdigkeit führe ich an, daß ich solchen 15. Aug. 1865 im Besenreisschlag Revier Bruderhof, mit einer Forelle von 11/2 Vierling in den Fängen, von einer Eiche herabschoß; er war auf nachgeahmtes Vogelgeschrei herbeigeflogen.

Bussarde.

Buteo vulgaris Bechst., Mäuse-Bussard. Buteo apivorus L., Wespenbussard; beide häufig.

Gabelweihe. – Milvus.

Milvus regalis L., Königs-Gabelweih.

Falken. – Falco.

Falco peregrinus L., Wanderfalke, selten. (Okt. 1873 auf Hohentwiel angetroffen, ob er daselbst brütet, ist noch unbekannt.) Falco subbuteo L., Baumfalk, nicht häufig.

Röthelfalken. - Cerchneis.

Falco tinnunculus L., Thurmfalke.

Habicht. – Astur.

Falco palumbarius L., Hühnerhabicht.

Sperber. – Nisus.

Falco nisus L., Finkensperber.

Weihe. – Circus.

Circus cyaneus Bechst., Kornweihe. Kommt im Revier Hohentwiel vor, doch selten.

Nachtraubvögel. - Strigidae.
Strix flammea L., Perlschleierkauz. Strix passerina Bechst., Sperlings-Steinkauz. Strix aluco L., Nachtbaumkauz. Strix bubo L., Uhu, brütet auf Hohentwiel. Strix otus L., Mittlere Ohreule. Strix Scops L., Zwergohreule. (Erscheint jährlich im Revier H. im Monat Sept. und zieht im Okt. weg. Ob selbe| am Hohentwiel oder Krähen in Steinlinden brütet, ist nicht ausgemittelt, aber wahrscheinlich.)
Schwalbenartige Vögel.
Chelidones.

Caprimulgus Europaeus L., Ziegenmelker, selten, streicht durch.

Segler. – Cypselus.

Cypselus Apus Illig., Mauersegler. Hirundo rustica L., Stall-Rauchschwalbe. Hirundo urbica L., Hausmehlschwalbe. Hirundo riparia L., Uferschwalbe.

Eisvogel. – Alcedo.

Alcedo ispida L., Eisvogel, kommt an der Aach vor. Cuculus cannorus L., aschgrauer Kukuk. Oriolus galbula L., Goldamsel, streicht nur durch.

Krähenartige Vögel. – Coraces.

Corvus corone L., Rabenkrähe. Corvus cornix L., Nebelkrähe. Corvus frugilegus L., Saatkrähe, brütet in der Gegend. Pica caudata Briss., Elster. Garrulus glandarius L., Eichelheher.

Spechtartige Vögel. – Picidae.

Picus martius L., Schwarzspecht. Picus major L., Großer Buntspecht. Picus viridis L., Grünspecht.

Kleiber. – Sitta.

Sitta Europaea L., Gelblicher Kleiber.

Baumläufer. – Certhia.

Certhia familiaris L., Lohrückiger Baumläufer.

Mauerläufer. – Tichodroma.

Certhia muraria L., Mauerläufer. Kommt alljährlich auf dem Strich auf den Hohentwiel, namentlich im Monat Nov. und wiederum Ende Januar bis Februar. Ich erlegte ein Exemplar den 2. Jan. 1873 am ehemaligen Kirchthurme, ein zweites den 1. Dez. 1877 am Giebel der Apotheke in der unteren Festung.

Upupa epops L., Wiedehopf.

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Fliegenfänger. – Muscicapidae.

Muscicapa grisola L., Gefleckter Fliegenfänger. Muscicapa atricapilla L., Schwarzrückiger Fliegenfänger, streicht durch.

Würger. – Lanidae.

Lanius excubitor L., großer grauer Würger. Lanius collurio L., rothrückiger Würger.

Kernbeisser. – Loxiadae.

Loxia curvirostra L., Fichtenkreuzschnabel. Pyrrhulla rubricilla Pall., schwarzköpfiger Gimpel. Coccothraustes vulgaris Pall., Kirschkernbeisser.

Finken. – Fringillidae.

Fringilla chloris, Meyer, gelbflügliger Grünling. Fringilla domestica L., Haussperling. Fringilla montana L., Feldsperling. Fringilla coelebs L., Edelfink. Fringilla montifringilla L., Bergfink. Fringilla cannabina L., Bluthänfling. Fringilla linaria L., Leinfink. Fringilla spinus L., Erlenzeisig. Fringilla carduelis L., Stieglitz.

Nach einer Notiz in der Konstanzer Zeitung wurde im Januar 1878 ein Trupp Seidenschwänze (Bombycilla Garrula) auf Bäumen an der Landstraße bei Gottmadingen bemerkt. Die schönen Vögel zogen viele Neugierige herbei, welche dieselben ungestört betrachten konnten. Dank ihrer notorischen Dummheit.

Ammern. – Emberizidae.

Emberiza miliaria L., Grauammer. Emberiza citrinella L., Goldammer. Emberiza cia L., Zippammer, zum erstenmal 15. Dez. 1877 auf der unteren Festung des Hohentwiel einen Flug von etwa 10 Stück getroffen und davon ein Pärchen erlegt. Emberiza schoeniclus, Schilfrohrammer.

Lerchenartige Vögel. – Alaudidae.

Alauda cristata L., Haubenlerche (im Winter). Alauda arborea L., Baumhaubenlerche. Alauda arvensis L., Feldlerche.

Pieper. – Anthi.

Anthus aboreus Bechst., Baumpieper. Anthus pratensis Bechst., Wiesenpieper. Anthus aquaticus Selby, Wasserpieper.

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Sänger. – Sylvidae.

Motacilla flava L., Schafstelze. Motacilla sulphurea Bechst., schwefelgelbe Bachstelze. Motacilla alba L., weiße Bachstelze. Cyanecula suecica Brehm., Blaukelchen, streicht durch. Erythacus rubecula Cuv., Rothkelchen. Ruticilla phoenicurus Bonap., Baumrothschwanz. Ruticilla titys Brehm., Hausrothschwanz.

Amsel. – Merula.

Turdus merula L., Stockamsel.

Drossel. – Turdus.

Turdus viscivorus L., Misteldrossel. Turdus musicus L., Singdrossel. Turdus iliacus L., Weindrossel. Turdus pilaris L., Wacholderdrossel.

Wasserschwätzer. – Cinclus.

Cinclus aquaticus Bechst., Wasseramsel.

Staar. – Sturnus.

Sturnus vulgaris L., Gemeiner Staar.

Weißschwanz. – Vitiflora.

Saxicola oenanthe L. Deutscher Weißschwanz.

Steinschmätzer. – Saxicola.

Saxicola rubetra L., Braunkehliger Steinschmätzer.

Grasmücke. – Curruca.

Sylvia hortensis Lath., Graue Garten-Grasmücke. Sylvia atricapilla L., schwarzscheitelige Grasmücke. Sylvia cinerea Briss., fahle Heckengrasmücke. Phyllopseuste trochilus Brehm., Gartenlaubsänger. Phyllopseuste rufa Brehm., grauer Laubvogel.

Schilfsänger. – Calamoherpe.

Kommen wohl in einigen Spezies in dieser Gegend an der Aach vor, aber gerade weniger an dem Theil der Aach, daran das Revier Hohentwiel stößt, weil es hier mehr an Schilf und Gebüsch dem Ufer entlang fehlt.

Zaunkönig. – Troglodytes.

Troglodytes parvulus Koeh., Zaunkönig.

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Flühvogel. – Accentor alpinus.

Accentor alpinus L., Alpenflühvogel. Dieser hier seltene Vogel wurde am 15. Dez. 1877 von mir auf Hohentwiel bemerkt und von den zwei Exemplaren eines geschossen. Accentor modularis L., Braunelle.

Meisen. – Paridae.

Parus major L., Spiegelmeise. Parus coeruleus L., Blaumeise. Parus palustris L., Sumpfmeise. Parus ater L., Tannenmeise. Parus cristatus L., Haubenmeise. Parus caudatus L., Schwanzmeise.

Goldhähnchen. – Regulus.

Regulus cristatus Koch., Safranköpfiges Goldhähnchen.

Tauben. – Columbidae.

Columba palumbus L., Ringeltaube. Columba oenas Gm., Hohltaube. Columba turtur L., Turteltaube.

Hühner. – Gallinae.

Perdix cinerea Briss., Graues Feldhuhn.

Wachtel. – Coturnix.

Coturnix communis Bon., Wachtel.

Kibitz. – Vanellus.

Vanellus cristatus M. et W., Gehäubter Kiebitz.

Reiher. – Ardea.

Ardea cinerea L., Grauer Reiher.

Schnepfe. – Scolopax.

Scolopax rusticola L., Waldschnepfe. Scolopax gallinago L., Heersumpfschnepfe. Scolopax gallinula L., Moorschnepfe.

Uferläufer. – Totanus.

Totanus calidris Bechst., Meeruferläufer. Totanus glareola Temn., getüpfelter Walduferläufer.

Strandpfeifer. – Actitis.

Actitis hypoleucos L., Strandpfeifer.

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Schlammläufer. – Pelidna.

Tringa minuta Leisl, kleiner Schlammläufer.

Wiesenknarrer. – Crex.

Crex pratensis Bechst., Wiesenknarrer.

Wasserhuhn. – Fulica.

Fulica atra L., schwarzes Wasserhuhn.

Möven. – Laridae.

Kommen nur wenige Gattungen an der Aach vor, die sich vom Bodensee zuweilen verfliegen, und nur im Frühjahr bei großem Wasserstande erscheint die Lachmöve Larus ridibundus L. in größerer Zahl.

Seeschwalbe. – Sterna.

Sterna hirundo L., Flußseeschwalbe.

Gans. – Anser.

Anser segetum L., Saatgans, wurde schon an der Aach erlegt.

Ente. – Anas.

Wegen der Höhe des Bodensees ist die Aach im Winter vielfach von Enten besucht, doch hat die Jagd in Folge der Korrektion ziemlich Schaden gelitten. Die Mannigfaltigkeit der Gattungen ist nicht groß, die meisten sind Stockenten. Anas boschas L., Stockente, brütet hier auch einzeln. Anas penelope, Pfeifente. Anas querquedula L., Blauflügelige Knäkkriekente. Anas crecca L., Kriekente. Anas ferina L., Tafelente. Anas clangula L., Schellente.

Säger. – Mergus.

Mergus albellus L., weißer Säger. Außer diesem kommt auch der Gänsesäger an der Aach vor, doch traf ich solchen nie in der Nähe des württembergischen Gebietes.

Steißfuß. – Podiceps.

Von dieser Gattung wird wohl nur Podiceps minor L., Zwergsteißfuß aufgeführt werden dürfen, denn ich kann mich nicht entsinnen, daß ich nur einmal eine andere Gattung, z. B. den sonst häufigen Haubensteißfuß Podiceps cristatus L., zu Gesicht bekommen hätte.

| Reptilien. Hier ist zu erwähnen die im Rheinthal viel verbreitete Mauereidechse, Lacerta muralis.

Von Insekten nennen wir den Borkenkäfer (Bostrychus curvidens Germ. und typographus L.), der vor einigen Jahren verheerend in den Bruderhofwaldungen auftrat; den schönen Alpenschmetterling Apollo (Parnassius Apollo L.); den prächtigen Netzflügler Ascalaphus macaronius (der Schmetterlingshaft); von Heuschrecken Calopterus italicus L., mit rosenroth durchscheinenden Hinterflügeln.

Mollusken. Häufig sind hier verschiedene Klausilien, dann Bulimus radiatus Brug., lebhaft braun gestreift, und B. montanus Drap., sowie Helix ericetorum Müll., die Heideschnecke.




Machen wir nun von dem freundlichen badischen Städtchen Singen aus, das an der Vereinigung der von Konstanz und der von Schaffhausen her gegen Tuttlingen führenden Eisenbahn liegt, unsern Weg nach der seit 1800 in Trümmer geworfenen Festung hinauf. Nachdem wir westlich von Singen das rasch und lauter dahergleitende, dicht umbuschte Aachflüßchen überschritten haben, führt ein gut unterhaltener Fahrweg den Berg hinan, links an steilen Felsen vorbei, aus deren Ritzen Waldgesträuch und Waldbäume, besonders schönwipfelige Eschen, sich hervordrängen; gegen den Hof Hohentwiel hin wird zur Linken der Wald zusammenhängender, während von rechts her üppige Obstbäume, namentlich Nußbäume, ihren Schatten über den Weg breiten. Beim Hof angekommen, der auf einem ziemlich ebenen nach Norden hinaustretenden Vorsprung des Berges liegt, empfängt uns das gastliche Wirthshaus, mit der großen Linde und einladenden Lauben auf dem Vorplatz. Gegenüber (nordwestlich) stehen sodann die nach dem Brand vom 12. September 1874 stattlich und massiv aufgeführte Pächterswohnung samt Ökonomiegebäuden sowie die Wohnung des Schultheißen (Anwalts), kenntlich durch das Glockenthürmchen auf dem First. Dieses Gebäude enthält auch den hübschen protestantischen Betsaal, worin alle vier Wochen der jeweilige Stadtpfarrer von Tuttlingen Gottesdienst hält. In die Kirche auf der Festung waren früher viele werthvolle Altargefässe, namentlich von Konr. Widerhold, gestiftet (s. Martens S. 232). Davon sind noch vorhanden:

| Ein gothischer Kelch, silbern und vergoldet, ein ganz hübscher Renaissancekelch, mit Engelchen, aus vergoldetem Silber, Engelchen und Ornamente silbern.

Ein silbernes Taufkännchen, auf dessen Boden steht: Johann Georg Hertter, nat. in Gärtringen d. 18. Febr. 1707, wurde unter die Herzogl. Würtemb. Truppen gezogen d. 30. Oct. 1725 – wurde Corp. 1728 – Feldweibel 1733 – Fähnrich 1738 – Lieutenant 1744 – Capitain 1748 – Ritter des Militaire St. Carls Ordens in Preussischer Gefangenschafft in Magdeburg 1759 – Major ibid. 1760 – kam nach Ende der Gefangenschafft nach H. Twiel 1763 – starb daselbst den 23. Jan. 1783 etc. Gestiftet 1783 von seinem Sohn Simon, Diakonus zu Brackenheim.

Eine silberne Schüssel, gestiftet von E. F. von Larisch, Oberst † 1780.

Eine größere silberne Abendmahlskanne mit dem Lamm Gottes, gestiftet von Sergeant Joh. Fr. Hahn von Stuttgart, † 7. Sept. 1795, und Canonier Joh. Kleinpeter von Hohentwiel, † 17. Juli 1788.

Die Kinder besuchen die Schule in Singen. – Gutes Trinkwasser liefert ein schwach laufender Brunnen, ein Feuersee wurde in neuester Zeit angelegt. Mit dem vielfach, namentlich auch von Fremden aus allen Gauen Deutschlands, besuchten Gasthaus, von dessen Veranda herab man schon eine ganz entzückende Aussicht auf den Bodensee und die Hochgebirge genießt, ist eine herrschaftliche Bierbrauerei verbunden, die, samt dem Gasthaus vom Staate verpachtet, mit Erfolg betrieben wird.

Das Hofgut Hohentwiel ist Staatsdomäne und umfaßt ein Areal von 360 Morgen (davon 18 M. auf badischem Gebiet) Äcker, Wiesen, Baumgärten, Weiden und Weinberge, letztere nehmen 42 Morgen ein. Der Pächter der Domäne hält auf dem Hof 20 St. Rindvieh und 180 St. Bastardschafe.

Begünstigt durch das milde Klima, gerathen Getreide und Obst, neben Kernobst auch Zwetschgen und Wallnüsse gerne, besonders aber der Wein, der auf dem vulkanischen Boden in günstigen Jahren trefflich wird und eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Man pflanzt hauptsächlich Burgunder (schwarze Klevner), Elblinge und Sylvaner, daneben und darunter auch Gutedel, Ruländer, Trollinger, Muskateller, Traminer und Putscheeren. Der Morgen erträgt in guten Jahrgängen bis zu| 8 Eimern. – Hagelschlag ist seit undenklicher Zeit nicht vorgekommen.

Die Ruinen der unteren und oberen Festung, mächtig ausgedehnt, stark zerstört und vielfach von Bäumen und üppig wucherndem Gesträuch verdeckt und verschönert, umfassen einen großen Raum; die Bedeutung der einzelnen Bauwerke ist nur zum Theil noch ersichtlich, kann aber durch noch vorhandene, vor der Zerstörung angefertigte Zeichnungen und Modelle leicht festgestellt werden. Der Berg samt den Ruinen steht gegenwärtig unter der Verwaltung des k. Kriegsministeriums, das einen besonderen Aufseher, zugleich Anwalt des Weilers Hohentwiel, hiefür aufgestellt hat. Derselbe erhebt von den Besuchenden ein kleines Eintrittsgeld und hat hiefür jährlich, eine bestimmte Pachtsumme an das Kriegsministerium abzutragen.

Treten wir an der Hand des beigegebenen Plans unseren Weg durch die jetzigen Ruinen an.

Von der großen Linde vor dem Gasthaus des Maierhofs führt der Weg sofort an dem links gelegenen, ummauerten, schon vor Widerholds Zeit benützten Friedhofe vorbei, noch auf dem ebenen Absatz des Berges gelegen, der von hier an in bewaldeten Felsmassen fast überhängend sich aufthürmt. Der stille Ort, bis zu dem herab die herrlichen Laubbaumwipfel des Berges herabreichen, enthält auch einige ältere Grabmäler; so an seiner westlichen Mauer, ganz von Nesseln verhüllt, den sehr hübsch gearbeiteten, mit dem Wappen des Verstorbenen geschmückten Grabstein eines früheren Kommandanten von Hohentwiel, mit folgender Inschrift: 15. December Anno 1600 ist der edel und vöst manhaft Andreas Geissel, firstlicher wirttenbergischer Haubtmann auf der Vestung Hohenthwiel, im Herrn seliglich entschlaffen. Dem sein göttliche Allmacht ein freliche Uferstevung verleihen wele. Amen.

Es ist derselbe Hauptmann, dem nach Angabe des berühmten Baumeisters Heinrich Schickhardt (Beschreibung einer Reise, welche der Durchl. Fürst Friedrich, Herzog von Würtenberg, im Jahr 1599 nach Italien gethan, Manuskript auf der k. öffentl. Bibliothek in Stuttgart) auf der Rückreise aus Italien am 13. April 1600 die Ehre eines Besuches des Herzogs Friedrich I. zu Theil wurde, „da dann“, erzählt Schickhardt „Ihre fürstliche Gnaden selber viel groß und kleine Stuck in das Feld nach Bäumen und anderem gerichtet, desgleichen hat auch gethan| der Hauptmann, Keller, Leutnant, Zeugwart, und wir andere, wie auch viele Soldaten aus der Guardi bis zur Essenszeit, also daß auf den selbigen Tag alles grobe Geschütz, so in der Festung gestanden, mit großem Krachen, das auch das Land darvon erhallet, abgeschossen worden.“ (s. auch Martens, S. 51.)

Ferner an derselben Mauer ein sehr stark verwittertes Rococograbmal mit den allegorischen Gestalten der Justitia und der Mathematik und dem von zwei Engelchen gehaltenen Wappen des Verstorbenen, Expeditionsraths und Inspektors Alexander Weiß, mit sehr vergangener Inschrift, und ein schönes großes Schmiedeisenkreuz mit nicht unwichtiger folgender Inschrift, die wir hier ganz hersetzen wollen. Auf dem eisernen Kästchen außen: Hier nach vollendeter Thränen-Saat ist ausgesäet zur Unverweslichkeit auf jene Erndte der Freuden ein schwacher unverweslicher Leib der Frauen Susanna Magdalena Weißin, eine geborene Reuchlinin. Sie wurde eine Tochter der Erde den 28. Dec. 1705, eine geliebte Gattin den 23. Nov. 1723 des Weiland Herrn Alexander Weiß, 45 jährigen Expeditionsraths und Staabs-Kellers allhier, dessen Gebeine zu ihrer linken Seite sanft ruhen. Sie wurde eine zärtliche Mutter von 7 Söhnen und 8 Töchtern, eine sorgfältige Groß- und Ur-Großmutter von 30 Enkeln und 5 Urenkeln. Eine trauernde Wittwe den 6. Febr. 1769 und endlich den 17. Okt. 1775 ein Erbe des Himmels. – Auf der Innenseite des Deckels des eisernen Kästchens steht: Diesen hier ruhenden Eltern folgte den 19. März 1800 ein Sohn Ludwig Alexander Weiß, Obrist-Wachtmeister, geb. den 10. Novemb. 1727. Nur wenige Tage ertrug seine geliebte Gattin Regina Elisabeth, geb. Werner, den erlittenen Verlust. Sie folgte unter schmerzlichen Gefühlen, ihren einzigen Sohn zu verlassen, dem Gatten den 24. April im 68. Jahre in die Wohnung der Seligen nach. Bald nachher erlag auch die schon von den Ureltern, als Beamte, bewohnte Veste, sie wurde aus Sorglosigkeit eine Beute der Hinterlist und des Raubes. Hierauf entschlief den 20. Novemb. 1800 eine Tochter Susanna Märklin, geb. Weiß, in ihrem 69. Jahr, welcher den 1. März 1802 ihr Gatte, der hiesige Expeditions-Rath Conr. Fr. Märklin, in die unzerstörbare Stätte nachfolgte. Renovirt Tuttlingen i. J. 1830 von Ober-Acciser Alexander Weiß.

Vom Friedhof an führt der Weg steil empor und in einem Bogen um die Erdwälle der Alexanders-Bastion herum zu dem ersten gegen Abend gekehrten Thor (Alexanders-Thor). Hier vor| Eintritt durch das Thor in die Festungswerke bekommt man den großartigsten und noch am meisten malerischen Gesamt-Anblick: man sieht beide Festungen, hoch übereinander gebaut, in riesenhaften Massen; von der unteren Burg die vielen leergebrannten Steinhäuser mit ihren gestaffelten Giebeln, fast alle in der Schneide zu sehen, schreckhaft in die Luft ragend, von der oberen Burg die verzackten Umfassungsmauern, aus Felsen wurzelnd, zu der rechten Seite der halbzersprengte kolossale Rundthurm (Rondel Augusta) über dem Abgrunde drohend. Kaum sind wir durch den langen dunklen Thorweg hindurch, so empfängt uns ein zweiter noch längerer, beträchtlich aufwärts führender, der herausführt auf die Höhe der Bastionen, die zum größten Theil unter Herzog Karl Alexander (1734–1737) aufgeführt wurden. Von dieser ebenen Fläche aus kann man bequem hinunterblicken in den mächtig breiten Graben, in welchen die einzelnen hochaufgemauerten kasemattirten Bastionen mit spitzen Winkeln hereinspringen; ihre jetzt stark beschädigten Mauern bestehen aus ganz gewaltigen Quaderstücken, von Klingstein, der ganz in der Nähe am Berg gebrochen wurde, in wohlthuendem Unterschied zu dem elenden Brockengemäuer der meisten übrigen Ruinen.

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Von hier aus geht man, an kleinerem Trümmerwerk vorbei, durch ein weites Rundbogenthor; dasselbe trägt an der inneren Seite die Jahreszahl 1559, und führt über eine Holzbrücke in die untere Festung. Hier stehen nun zu beiden Seiten hochaufragende Trümmer von einstigen Kasernen und Verwaltungsgebäuden, schlanke Bäume, besonders Eschen, wie überall am Berg, wachsen aus und über den Ruinen, tief aufgeworfenes Schlinggewächs verhüllt sie nach unten. In genau nordöstlicher Richtung führt dann der Weg steil und schmal an der Felswand hin, die sich zur Linken in die Tiefe stürzt, rechts beinahe senkrecht emporsteigt, überall von seltenen alpinen Pflänzchen, Farnkräutern und zierlichen Felsensträuchern bekleidet, nach dem „unteren Thor“, zwischen der unteren und der oberen Festung dem früher sog. „Salzbüchsle“; dann schlägt sich, dazwischen auf einem ausgemauerten Pfeiler fußend, eine Holzbrücke über zwei schaurige Abgründe und leitet hinauf wieder über eine Brücke zum jetzt ganz zertrümmerten sog. Felsenthor, beim Schmiedefelsen, der linker Hand hinaustritt und schon die herrlichsten Aus- und Niederblicke gewährt. Weiter gelangt man über einen vierten aus dem Fels gebrochenen überbrückten Graben| zum letzten und obersten Portal, von welchem zur Rechten einst die jetzt ganz in Trümmern liegende Kommandantenwohnung sich hinzog. An diesem sogenannten „neuen Portal“ ist eine Tafel, mit folgender nur z. Th. noch erhaltenen Inschrift:

Durch Gottes Gnad und Heldentreuw
Dis Vöste Haus hier stehet Neuw,
Der Feindt hats zwar fünffmal geschreckht,
Doch hat der Herr zum Schutz erweckht
Den Widerhold, der fünffzehn Jahr
Daßelb beschützt in Feindts Gefahr.
Daßelb beschütz166 ..

An der Rückseite ist der Widerhold’sche Wappenschild noch in hübscher Renaissance, wohl noch aus der Zeit Konrad Widerholds stammend, von zwei Meerfräulein umrahmt, eingemauert.

Dieses Thor, das letzte und ursprünglich das achte (s. u.) in der ganzen Reihe, führt uns in die „obere Festung“. Ihre Trümmer wirken traurig und nur mitunter malerisch, die Massen der Gebäude sind großentheils unverziert und wenig gegliedert, schöne architektonische Formen fehlen fast gänzlich, das Mauerwerk ist schlecht und meist aus kleineren Steinen, die Zerstörung mehr als gründlich. Einen Ersatz gewährt üppig aufsteigender Baumwuchs und die über alles prächtige Aussicht. Als erster großer Gebäudekomplex erscheint die Ruine der Kaserne, des einstigen Klosters, mit Resten eines dem Eintretenden zugewendeten hübsch verzierten Renaissancegiebels. Dieses Gebäude, in einem großen Halbkreis, doch nicht halbrund, sondern mit geraden Seiten und stumpfen Winkeln, errichtet, leitet uns in dieser Richtung umher; an seiner inneren Seite sind, gegen den gekrümmten früheren großen Paradeplatz, noch die Rundbogen-Arkaden sichtbar, während an der geraden Seite des Paradeplatzes die Trümmer der früheren sehr geräumigen, von Konrad Widerhold erbauten Kirche, hoch und wild verwachsen, emporsteigen. Diese muß einst einen schönen weiten, wohlausgeschmückten Raum gebildet haben, mit einem hohen viereckigen Thurm an der Nordwestecke. Weiterhin, gegen Westen, erfüllen die höchste Fläche des Berges zum großen Theil die stattlichen Überreste des herzoglichen Schlosses, meist aus der Zeit von Herzog Christoph, auch tief im Trümmerschutt begraben, mit Rundbogen-Portalen, an der Nordostecke von einem Rundthurm flankirt; innen gewahrt man noch Gemächer, Arkadenstellungen und zweimal die Jahreszahl 1554, und unter dem Boden weitgesprengte Kellergewölbe.

| In diesem Christophsbau verbergen sich nun die sehr starken, viel sorgfältiger als in späterer Zeit, aus Bruchsteinen (Klingstein) aufgeführten Umfassungsmauern der ursprünglichen mittelalterlichen Burg; dieselben bilden ein etwas verschobenes Rechteck, an der Westseite 34, Südseite 22, Ostseite 28,7, Nordseite 25,3 m lang, gegen Osten (Landseite) 2,15, an den übrigen drei Seiten je 1,90 m dick. Wie neueste Nachgrabungen untrüglich ergaben, fiel von diesen drei Seiten aus der Berg steilfelsig ab, sodaß die Mauern am obersten Rande standen. Heutzutage breitet sich vor ihnen nach allen drei Richtungen weit hinaus ebener Grund, mit Gewölben darunter, weil man in der späteren Festungszeit die Werke nach allen Seiten weit hinausrückte, um Kasematten und darüber oben in der Festung mehr Raum zu bekommen. In zwei Etagen gehen jetzt oben um den Berg die mit Thürmen, Rondelen und Sternschanzen besetzten Ringmauern, nunmehr dem Berg, der früher entschieden spitziger und dem seiner vulkanischen Brüder ähnlicher war, den so massenhaften, schwer- und plattköpfigen Umriß gebend. An den Mauern dieser alten Burg bemerkt man nirgends ursprüngliche Fensteröffnungen; nur an der Westseite steht ein halbzerstörtes spitzbogiges Portal, gegen innen mit breiter stichbogiger Einfahrt. Links vor dem Hereintreten schauen jetzt aus dem Boden die im Kreis aufgemauerten Grundreste einer früheren Windmühle. Die alten Umfassungsmauern der Burg ruhen sofort auf dem zubehauenen natürlichen Felsen, der an der West- und Südseite 2 Fuß hoch herausragt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß diese noch 30–35′ hohen den jetzigen Schloßhof umschließenden Mauern in sehr frühe Zeit zurückreichen. Das Spitzbogenportal weist auf das 13. Jahrhundert, doch mögen die Mauern selbst viel älter sein.

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Südlich und nördlich von der Herzogsburg sind ebenfalls noch Ruinen großer Gebäude (s. u.), und noch beinahe ganz sind die Umfassungsmauern der Festung erhalten, der Bildung des Berges folgend, und ihn beträchtlich verbreiternd (s. o.), oft in spitze Schanzen hinausspringend, mit Thürmen und Halbrondelen besetzt, an der Südwestecke mit jenem ganz kolossalen, im 16. Jahrhundert höchst solid erbauten, jetzt mit klaffenden Eingeweiden am Felsabhang hängenden Rundthurm (das Rondel Augusta); innen läuft in der Mitte eine halbzerfallene steinerne Wendeltreppe hinab. Wasser lieferten auf der oberen Burg vier noch sichtbare rund ausgemauerte Cisternen, in der untern eine.

| Außerhalb der Festung an der Westseite befand sich der noch immer fließende Eselsbronnen.

Wir lassen an der Hand nebenstehenden Planes eine Aufzählung der Gebäude etc. folgen, wie sie kurz vor der Zerstörung im Jahre 1800/1801 bestanden.

In der unteren Festung, Vorburg, (B) bezeichnen Nr. 1–4 die unter Herzog Karl Alexander aufgeführten Bastionen. 1. St. Alexandersbastion, 2. Bastion St. Karl, 3. Bastion Sankt Eugen, 4. Bastion Sankt Ludwig. Nr. 5–8 die Thore, das Alexanders-, Ludwigs-, Karls- und Eugensthor. In der Vorburg umher standen Nr. 9 die Stabsoffizierswohnung, Nr. 10 die Kelter, Nr. 11 das Baumagazin, Nr. 12 die Kellerei nebst Scheuer, Nr. 13 die Kommisbäckerei, Nr. 14. die Kaserne, Nr. 15 die Markedenterei, Nr. 16 die Apotheke, Nr. 17 Offizierswohnungen, Nr. 18 das Blockhaus, Nr. 19 das Rebhaus oder die Wohnung der Weingärtner. Nicht ein einziges dieser Gebäude ist der Zerstörung entgangen und hat noch sein Dach oder seine innere Einrichtung; kahl und trostlos, jeden Augenblick den Einsturz drohend, starren die Mauern und die hohen Giebel in die Luft.

Auf der oberen Festung erhoben sich folgende Gebäude: Nr. 1–3 Bastionen, 1 Herzogsbastion, auch Ober Carl genannt, 2 kleines Bastion oder Sankt Rudolf, 3 Bastion Sankt Erdmann; Nr. 4 großes Rondel Augusta, prächtig aus Quadern erbaut, Nr. 5 Altane, scharfes Eck, Nr. 6 der Hochwachtthurm oder der blaue Storch, Nr. 7 der Halbrondelthurm „Eberhards Ruf“, oder das Schützenkrönle, Nr. 8 der viereckige Thurm „Eberhards Wacht“ oder Oschatzen-Quartier, Nr. 9 der Halbrondelthurm „Wilhelms Wacht“, Nr. 10 der Halbrondelthurm „Gutgenug“ oder der „Sailthurm“, Nr. 11 der Dragon oder der Gang, der Eingang in den „oberen Zwinger“, allwo die Elaborier-Gebäude, außerhalb derselben Pulvermagazine, Munitionsvorrath etc. Nr. 12 das Gouvernement, die Wohnung des Kommandanten, Nr. 13 die Herzogliche Burg, Nr. 14 das Zeughaus, Nr. 15 das Bandhaus, Nr. 16 der sog. Neubau, Nr. 17 daranstoßend die Kanzlei, Nr. 18 die Kirche, die von Konrad Widerhold in den Jahren 1639–1645 erbaut und am Konradstage dieses Jahres (20. Nov.) eingeweiht wurde. Nr. 19 das Arrestanten-Gewölbe, Nr. 20 die Wachtstube, Nr. 21 das als Kaserne benützte frühere Kloster, Nr. 22 die Friedrichsbastion beim Eingange am Schmiedefelsen, Nr. 23 das Schilderhaus (Werda), Nr. 24 „Prenezgarde“, das Thor zwischen der oberen| und unteren Festung, auch „Salzbüchsle“ genannt. Nr. 25 das „Felsenthor“, Nr. 26 das neue Portal, oberer Eingang in die obere Festung.

Ferner a bezeichnen die Brücken, sie hießen Pont neuf ganz außen beim Alexandersthor, die Coupare bei der Radschine, Pont royal oder rothe Brücke, zwischen der unteren und oberen Festung, und endlich Pont du Gouvernement beim oberen Eingang in die obere Festung, b die Pulverthürme, der Tiger, der Löwe, der Drache und der Parther, sämtlich auf der oberen Festung, 1–3 auf der Herzogsbastion, 4 auf der Bastion Sankt Erdmann.

c bedeuten die rund ausgemauerten Cisternen, eine, der Kelterbrunnen, in der unteren Festung, 4, der Burg-, Kirch-, Becken- und Schreiner-Brunnen, auf der oberen Festung.

Der frühere Kirchthurm wurde im Jahre 1845/47 durch freiwillige Beiträge, wie auch auf Kosten des K. württemb. Kriegsministeriums, wieder in Stand gesetzt, und um ein Stockwerk erhöht, worin in einem geräumigen Gemach das im Jahre 1837 nach dem Entwurf des Prof. Wagner von Stuttgart in Gußeisen gefertigte Brustbild Widerholds aufgestellt ist.

Hier sei noch angeführt die Beschreibung, die Heinrich Schickhardt (s. o. S. 547) vom Hohentwiel entwirft: „Dieß fürstlich, ja königlich Haus liegt im Hegau, nicht weit vom Bodensee, in einer lustigen, an Wein und Korn fruchtbaren Gegend und ist über die Maßen fest. Es ist zu verwundern, wie der sehr harte Fels, ledig und allein, in so übergroßer Höhe im Feld aufsteigt, da so nahe dabei kein einziger Berg ist, der ihm möchte Schaden bringen, also daß er weder mit Steigen, Schießen oder Untergraben durchaus nicht kann bewältigt werden. Auf demselben ist das Schloß nicht nur mit vielen fürstlichen Zimmern und nothwendigen Gemächern, wie auch guten Cisternen und Schöpfbrunnen, deßgleichen mit Keller und Stallungen, sondern auch mit Basteien, Wällen und starken Wehren zum Überfluß versehen. Daneben wird an diesem Berg gebaut Korn und trefflich guter, rother und weißer Wein, nicht weniger ist an gutem Bau- und Brennholz kein Mangel“. Auf dem K. Staatsarchiv befinden sich von Schickhardts Hand, in großem Maßstab und trefflich gezeichnet, ein Grundriß und eine Ansicht von Hohentwiel aus dem Jahre 1591. Letztere auf Pergament, und mit den Beischriften: Hainrich Schickhart fecit 1591, diser Berg ist hoch 788 Werckh Schuoch. Eine Nachbildung davon| bei Martens. Auch von Merian (Topographia Sueviae 1643) besitzen wir zwei hübsche Ansichten der Festung in Kupferstich, (s. vorn die Nachbildung der Gesamtansicht samt Hintergrund).

Hier sei auch noch einer alten, (von Schönhuth in seiner Geschichte von Hohentwiel angeführten) Handschrift mit schönen Federzeichnungen: „Gründlicher Unterricht der Büchsenmeisterei“ oder „Reißbuch von Johannes Siglin. Angefangen zu Hohentwiel den 1. Augusti Anno 1728“ gedacht, welche die Beschreibung der hauptsächlichsten Geschütze, die sich noch zu Ende des 18. Jahrhunderts auf Hohentwiel befanden, gibt. Es waren 25 Kanonen nebst anderen kleinen Geschützen aufgestellt. Wir geben hier die Beschreibung einiger.

Ein verjüngtes Stück, 6 Pfund Eisen schießend. Bei der Mündung der Kanone ist das Bild eines Kriegers, der das Schwert zieht, mit dem Spruche:

Stets zu dienen bin ich bereit
Meinem Herrn in diesem Streit;
Wann alle Stücke krachen,
Thut mir das Hertze lachen,
Dann zieh ich aus mein Degen
Und thu den Feind erlegen.

Unten das württ. Wappen mit der Umschrift: 17 E. L. H. Z. W. 29.

Ein Stück von gleicher Größe, auf dem das Bild eines Kriegers mit gehobenem Schwert, samt dem Spruch:

Hier steh ich,
Und wart auf dich
Mit meinem Schild,
Komm, wann du willt,
Ich hab kein Ruh,
Und hau gleich zu.

Unten ein Greif, der einen Pfeil in der Klaue trägt, mit der Devise: Adsit.

Eine Viertelskarthaune. Bild oben: Simson, wie er mit dem Löwen ringt, der Spruch lautet:

Wie Simson den Lewen bezwang,
Also ich meine Feind empfang,
Uf Hohentwiel hin horche ich,
Und meine Feind von weitem sich.

| Unten das sächsische Wappen mit der Überschrift: Churfürst Johann Friederich der erste dieses Nahmens, älteste, großmüthige und Standhaftste Hertzog zu Sachsen.

Ein Vierundzwanzigpfünder, genannt der „Bär“, mit dem Spruch:

Ich alter Beer
thu brummen sehr,
mit meiner Pfeiff
Ich alls umkehr.

Ferner das württ. Wappen mit der Umschrift 17 E. L. H. Z. W. 29.

Eine ganze Karthaune, schießt 48 Pfd., darauf ein Hahn, mit dem Spruch:

Wann ich Hahn kräh uf Hohentwiel,
Mach ich dem Feind der Unruh Viel
Wann mein Geschrey thut erschallen,
Thun viel derselben zu Boden fallen.

Unten das württemb. Wappen mit E. L. H. Z. W., darunter Fortitudo Vigilantia.

Ein Stück, schießt 18 Pfund, darauf ein Meerungeheuer mit einem Hörnlein im Mund, dabei der Spruch:

Wann ich blas mit diesem Horn,
So thut es meinem Feinde Zorn.

Unten der Reichsadler mit der Aufschrift: Consilio et industria. Unter dem Adler: Oppilabit os.

Eine Viertelfeldschlange, schießt 4 Pfund, mit einem Meerfräulein mit einer Harfe:

Wann mein Feind hört den harpfenton,
Kehrt er gleich um und laufft davon.
So bald er nur thut erschallen,
Thun viel derselben z’ Boden fallen.

Bild unten: ein Konstabler neben einer Kanone mit der Aufschrift: der Constable.

Ein einfaches Falkonet, mit einem Fuchs:

Das füchslen man mich nennen thut,
Nehr mich mit meiner feinde blut.
Wann ich derselben thu ein erschleichen,
Muß der haar lassen, kann nit weichen.

| Dabei das sächsische Wappen: Churfürst Friedrich der Dritte, Hertzog zu Sachsen.

Endlich ein Mörser, so 300 Pfd. Stein wirft, mit einem Adler mit einer Schlange: Semper ardentius.

Das jetzt in der Registratur des K. Kriegsministeriums befindliche Fremdenbuch geht von 1652–1799 und enthält eine Menge von, auch in poetischer Form gehaltener, Einträge, viele von fürstlichen Personen, namentlich auch aus dem württembergischen Hause. Der erste Eintrag geschah vom Stifter des Buches, Eberhard III., Herzog von Württemberg, den 11. Juni 1652, der letzte von König Friedrich und dem damaligen Erbprinzen Wilhelm am 20. August 1799. Vorne im Buche stehen verschiedene Anordnungen vom Stifter, darunter auch, daß Jeder, der die Festung betreten will, einen Stein herauftragen muß, „fünffzig oder allerwenigst Vierzig Pfundt“ schwer. Das Meistergewicht erreichte ein Leibgardist mit einem 210 Pfund schweren Steine. (Vgl. Ein altes Fremdenbuch der Festung Hohentwiel. Mitgetheilt von P. Lemcke. Staatsanz. s. Württ. 1878. Bes. Beil. Nr. 5 ff.)

Betrachten wir endlich die Aussicht vom Hohentwiel, die man am umfassendsten vom ehemaligen Kirchthurm herab genießt; sie vereinigt Alles, was herrlich und groß: Städte, Dörfer, Burgen, Schlösser und Klöster, Felsberge, Waldgebirge, Acker-, Wiesen- und Weinland, Flußläufe, Seenspiegel, und die Alpenketten in mächtigstem Aufbau. Endlich der Ort selbst, von dem aus die Fernsicht geschieht, jene über schroffsten gewaltigen Felsenblock gethürmte, in Trümmer geworfene und wieder zu Wald gewordene, einst unbezwingliche Feste, umhaucht von geschichtlichen Erinnerungen heldenmäßiger Art, umschimmert von uralten Sagen, von Scheffels Poesieen umflüstert!

Wir stehen nicht an, die Gegend des Hegau den schönsten Fleck in deutschen Landen, ja noch weit darüber hinaus, zu nennen, und zwar wegen jener mit Burgen gekrönten, von Laubwäldern ummantelten, frei aus der Ebene steigenden Felskegelbergen mit ihren scharfen, kühnen, hochedlen, vulkanischen Umrissen, die der übrigen grandios prächtigen Landschaft ein so ganz eigenes Gepräge verleihen. Im Westen und Nordwesten blickt man über einige dieser Basaltberge, besonders den zweizackigen mit langer straffer Linie sanft aufsteigenden Stoffelsberg und über die weite herrlich-weiche Thalausweitung von Hilzingen hinweg an die ernst gestimmten höchsten Höhen des

| Schwarzwaldes, mit dem Feldberg, weiter gegen Südwest an die langgestreckten feinen Linien des Randen und des Schweizer Jura. Gegen Osten schweift der Blick über das tief unten liegende freundliche Singen und über Hohen-Fridingen mit seiner uralten Burg fast unbegrenzt hinüber zum waldreichen leichtwelligen Gehügel Oberschwabens. Im Norden tritt die schlanke Felsgestalt des Hohenkrähen ganz nahe heran, die Aussicht ist beschränkter; aber desto lieblicher öffnet sich hier das weite wiesengrüne Aachthal mit seinen Städtchen, Dörfern und malerisch verstreuten Höfen, oben geschützt umschlossen vom reichbewaldeten Kalkgebirge der Eck und freudig durchströmt von dem vollen lauteren Aachfluß, der beim Städtchen Aach aus starkem Quelltopf entspringt. Gegen Süden, Südosten und Südwesten aber stehen und leuchten, hinter dem Bodensee und den nahen dunkelnden Waldgebirgen, hoch aufgerichtet die Ketten der Alpen, in all ihrem unerschöpflichen Reichthum an Formen und Farben. Zur Linken (Südosten) hinter der Bregenzer Klause in blauem Schein die Tiroler Gebirge, rechts davon der Säntis, weiter die schwergeformten Häupter des Glärnisch, Dödi und der anderen Berge von Uri, Schwyz und Unterwalden, dann höher als alle, und tief herab mit Schnee bedeckt, die spitzen, wolkendurchsteigenden Gipfel der Berner Hochalpen, Finsterarhorn, Schreck- und Wetterhorn, Jungfrau und Mönch, und fern hinter dem Pilatus entschleiern sich bei heiterer Luft die Walliserberge, auf Stunden sogar der Montblanc.

Vor den Alpen liegt im Südwesten und Süden, ganz in der Nähe, ein saftgrünes Waldgebirg, im schönsten Gegensatz zu dem Schimmer der Alpen; gegen Südosten aber ruht das Auge nimmermüd auf der zarten Fläche des Bodensees, der mit seinem flach umbordeten Untersee ganz ausgebreitet gegen den Fuß des Hohentwiel heranglänzt, während sich der meerähnliche Obersee breit verkürzt bis an die hohen Alpenberge bei Bregenz hinaufzieht. Rings um den See lachendste Ufer, Obst- und Weingelände, Villen, blühende Dörfer, alterthümliche Städte, Radolfszell, Steckborn und Konstanz mit seinem stolzen Münster; und als hätte sich ein Theil gerade des üppigsten Gartengeländes losgelöst und treibe nun still auf den blauen Wellen, liegt mitten im Untersee das paradiesische Eiland Reichenau, vor einem Jahrtausend schon der Sitz hoher geistiger Bildung und sorgfältiger Kunstübung.

| Im Ganzen soll man 125 Städte, Schlösser, Dörfer und Weiler vom Hohentwieler Thurm herab zählen können; aber schöner noch und ergreifender, als vom Thurm aus sich umzuschauen, ist es, unter dem Getrümmer selbst hinzuträumen, im Dunkel des Laubwalds, in der tiefen Stille, und wieder hineinzublicken auf die drunten im Sonnenduft schillernde Welt, – an die, wie Scheffel sagt, „steilaufgeschossenen Felsgipfel des Hegau in einsamer Schöne, ... den blau im Wiederschein blauen Himmels mit gedoppelter Buchtung zu uns sich herbiegenden Bodensee, ... die fernen riesigen, wie ein Hauch im Abendroth verschwindenden Schneeberge.“

Aber auch, in der Nähe betrachtet, ist der Hohentwiel unerschöpflich an Schönheit; so seine dicht mit Waldbäumen jeder Art bestockte, steil-amphitheatralisch aufsteigende Nordseite, wunderbar schön, besonders am Abend, wenn die untersinkende Sonne die voll über einander empor sich wölbenden Laubbaumwipfel vergoldet, und Falken und Habichte darüber langsam schweben. – Dann die Felsenpflanzen, unverwüstlich und unermüdlich aus allen Gesteinsfugen sich drängend, dazwischen die stärksten einzelnen Bäume, meist Linden, Ahorne, Ulmen und Eschen, die krampfhaft in die Ritzen ihre Wurzeln hineindrehen, mit ihnen die Felsen umklammern und als prächtige Stämme hinaufstreben. In den schattigen Falten des riesigen Berges kriecht uralter Epheu und schmückt oft die Trümmer, daß sie edlen Grabmälern gleichen; Mauerpfeffer- und Steinbrecharten blühen lebhaft auch aus der kleinsten Höhlung, goldgelbes Habichtskraut schimmert weithin, allüberall wieder das blauliche Grün der duftenden Wermutpflanze, und um die höchsten, noch nie von eines Menschen Fuß betretenen Klippen schwankt, wie ein Laub, das vom Windhauch sich tragen läßt, der Alpenfalter Apollo, so recht das durchgeistigte Bild von der sonnigen Lichtheit dieser Felsennatur.

Alterthümer.
Schon in urältester Zeit wurde der ganz unzugängliche, mit solcher Leichtigkeit zu vertheidigende und zudem oben eine bedeutende Fläche (mit Sickerwasser) bietende Felsberg des Hohentwiel von den Menschen als Zufluchtsort benützt, schon in den Tagen der frühesten Pfahlbauansiedelungen war dieser uneinnehmbare, frei aus der fruchtbaren Ebene aufsteigende Felsenhorst bewohnt und besetzt. Solche Betrachtungen drängen sich von| selbst auf, bewiesen aber wurden sie erst durch die in neuester Zeit gemachten Entdeckungen. An der nordöstlichen Seite des Berges nämlich, unweit der Maierei, fand ich im Wald eine Schutthalde, deren meist schwarzer Boden angefüllt mit Scherben von vorrömischen Gefässen, schwarz oder schwarzgrau, oder auch außen röthlich und im Bruche schwarz und mitunter röthlich und gelblich im Bruche; diese Scherben sind z. Th. urthümlich aber nicht ohne Geschmack verziert durch Linien, Punkte, Zacken, Längs- und Querstreifen, Rauten, Dreiecke, eingedrückte oder erhabene Zöpfchen u. s. w.; manche davon zierlich und ganz ähnlich den Pfahlbauscherben, wie sie in Konstanz (im Rauheneck) gefunden wurden. Dieser umfangreiche Scherbenschutt ist augenscheinlich von der Hochfläche des Berges herabgekommen, und eine Nachgrabung durch Fraas (s. o.) auf der nordöstlichen Höhe des Berges ergab bei 2 m Tiefe genau dieselben Scherben, auf dem Felsgrund ruhend; umfassende Nachgrabungen würden wohl noch manche Merkwürdigkeiten zu Tage fördern, doch sind Untersuchungen wegen der großen Veränderungen, welche die obere Fläche des Berges durch die Festungsbauten erlitt, mit Schwierigkeiten verknüpft. In der Sammlung des Rosgartens in Konstanz befindet sich der Abguß eines 30 Centim. langen Steinhammers aus Diorit, auf dem Hohentwiel gefunden und jetzt in Freiburg i. B. – Ausgiebiger sind bis jetzt die Funde, die man auch erst kürzlich auf der Vorburg des benachbarten Hohenkrähens machte; man fand in großer Menge Gefäßfragmente, auch ganze Gefässe, Waffen und Werkzeuge aus Geschieben, Feuerstein und Jaspis, Geräthe und Hefte aus Bein und Horn, besonders Hirschhorn, genau stimmend mit den Pfahlbaufunden; und ähnliches zeigte sich auf dem Hohenhöwen.

Zahlreiche Grabhügel lagern sich in der Umgegend des Berges; die wenigsten sind geöffnet worden, und auch diese gaben nur eine spärliche Ausbeute.

Auf württembergischem Boden liegen östlich vom Bruderhof, in den Wäldern „Dreibück“, so genannt von drei nah bei einander liegenden größeren Grabhügeln, und „Grottenmark“ gegen 20 Grabhügel von 40–70 Fuß Durchmesser und bis 6 Fuß hoch. Einer derselben im „Dreibück“ wurde im Sommer 1877 geöffnet, er hatte eine Höhe von 11/2 Meter bei einem unteren Durchmesser von 14 m, (50 Fuß), bestand ganz aus feinem Sand, mit etwas Lehm gemischt; in seiner Mitte auf dem gewachsenen Boden fand man in einer Länge von 2,10 m und einer Breite| von 1,10 m Feldsteine in Grabform zusammengesetzt, darüber war der Boden festgestampft; die Leiche war vollständig vergangen und hatte keine Beigaben, im Hügel fand man auch sonst nichts als einige Scherben eines ziemlich rohen Gefässes (Teller), schwarz im Bruche. Eine sehr große trübgraue Todtenurne bewahrt das Rosgartenmuseum in Konstanz, gefunden im Jahre 1821 am Fuß des Hohentwiel Singen zu, sie stand zwischen rauhen Steinplatten, und soll Menschenknochen und ein kleines Gefäß etc. umschlossen haben (s. auch oben S. 526).

Außer diesen Hügeln liegen nicht weit vom Hohentwiel, schon auf badischem Gebiet, im Schnaitholz bei Rielasingen 6 Hügel, z. Th. von bedeutender Größe. Dann im Walde Katzenthälchen und beim anstoßenden „Heidenloh,“ am südlichen Fuße des Berges, viele Hügel, endlich zwischen Thaiingen und Gottmadingen mehrere Hügel auf dem Ackerfeld, dann südlich von Rielasingen und zwischen Ramsen und Hemishofen je einer.

In einem der Hügel im Katzenthälchen fand man schwache Bronzeringe.

Von römischen Straßen nennen wir: 1. Der „Ungeheuerweg“, er lief vom Hohentwiel am Remishof (s. u.) und dem Bruderhof vorüber auf das nahe „Römerziel“, weiter an Fridingen vorbei gegen Steißlingen. 2. Der „Steiner“ Weg oder „Kriegerweg“, angeblich von Hausen herkommend, durchkreuzt den Ungeheuerweg beim Bruderhof, zog weiter nach Rielasingen, Ramsen und in die Römerstadt bei Stein am Rhein.

Im Frühjahr 1878 stieß man 10–15 cm unter dem jetzigen Boden bei Waldarbeiten zwischen dem Bruderhof und Remishof, im „Kleintannenwald“ auf ein 2,88 m breites römisches Straßen-Pflaster; dasselbe bestand aus sehr sorgfältig und ungemein fest zusammengefügten Rollkieseln, die gröbsten bearbeitet, die Zwischenräume mit Ziegelstückchen ausgefüllt, und war mit Randsteinen versehen.

3. Eine römische Straße kam von Liptingen her durch das „Kriegerthal“ nach Altdorf und Engen.

Vermuthlich ging auch ein Römerweg von Engen nach Mauenheim. Von Worblingen zieht der „Judenweg“, auch „alter Postweg“, gegen Schloß Hohen-Fridingen; dieses mag z. Th. auf römischen Fundamenten ruhen, und zeigt an der nordwestlichen Seite Mauerwerk aus karolingischer Zeit, mit jenen aus kleinen Steinen zopfartig gelegten Mauerschichten; ähnliches Mauerwerk hat ein kleiner Theil der Burgruine Hohen-Krähen.

| Niederlassungen. Eine ziemlich bedeutende römische Niederlassung lag beim „Remishof“, wo noch künstliche z. Th. gemauerte Terrassen zu sehen sind, und daran anschließend eine, näher gegen Singen, auf der „Burg;“ hier soll früher Singen gestanden sein. Dann auf „Römerziel“, östlich vom Bruderhof, auf württembergischem Gebiet, standen ebenfalls römische Gebäude.

Der Hohentwiel selbst war unstreitig von den Römern besetzt, wie jetzt untrüglich die ebenfalls durch die neuesten Grabungen aufgedeckten röm. Siegelerdescherben beweisen. Auch da wo jetzt die Maierei, der Hof Hohentwiel, liegt, woselbst auch ein laufender Brunnen, standen römische Gebäude; man fand hier neben anderem Bauschutt einen schönen römischen Siegelring von Silber mit einer Gemme, auf der eine Figur, wie es scheint, eines vergötterten Kaisers, eingeschnitten ist (jetzt im Rosgarten).

Geschichte[11].
Dieser historisch merkwürdigste Punkt des Hegau[12] tritt aus dem Dunkel erst mit dem Anfang des neunten Jahrhunderts. Von römischem Ursprung berichtet die Geschichte nichts, wohl aber mit hoher Wahrscheinlichkeit die Alterthumswissenschaft, vielleicht auch der Name. Denn wenn derselbe weder aus dem Deutschen noch aus dem Keltischen mit Wahrscheinlichkeit abgeleitet werden kann, warum sollte die erstvorkommende Form Duellum nicht die ursprüngliche sein, da aus derselben die deutsche mit noch größerer Regelmäßigkeit sich gebildet haben würde, als Ziegel aus tegula (aus der media D die tenuis T, aus e ie)[13]? – Vom Jahr 806 wird, noch nicht mit einiger Sicherheit, berichtet, daß Pipin, Karls des großen Sohn, Besitzer der Burg gewesen. Ebenso unverbürgt ist, daß unter K. Ludwig dem Frommen 814–840 sich Mönche auf dem Berg angesiedelt. An der Grenze des neunten und zehnten Jahrh. kamen die sog. Kammerboten Erchanger und Berchtold in den Besitz. Sie verstärkten| die Befestigung, um eine Stütze für ihre Herrschaftsbestrebungen zu haben. 915 belagerte K. Konrad I. Hohentwiel, wo wahrscheinlich Berchtold und ein anderer alemannischer Insurgent Burkhard, Sohn eines Markgrafen von Rhätien, lagen, zog aber wieder ab. Erchanger wurde zum Herzog ausgerufen, aber schon 917 samt Bruder und Neffen enthauptet, während es Burkhard gelang, sich zum Herzog und damit auch zum Besitz Hohentwiels aufzuschwingen, den er bis zu seiner Ermordung im Welschland 926 behauptete. Auf ihn folgten der Franke Hermann, und K. Ottos I. Sohn Liutolf (bis 954), dann aber Burkhard II., wahrscheinlich der Sohn des ersten, 954–973, dann seine Wittwe, die berühmte Hadwig, Nichte K. Ottos I. Beide stellten das verfallene Kloster wieder her, wenn sie es nicht vielmehr erst gründeten (vgl. o.); als erster Abt wird Walfrid genannt. Neben ihr stand als Herzog ihr Verwandter Otto, Liutolfs Sohn; sie scheint aber selbst auch an der Verwaltung des Herzogthums Antheil genommen zu haben („me imperii vicaria“ sagt sie zu Ekkehard in den freilich nicht zuverläßigen Geschichten Ekkehards IV.; Meyer leugnet ihr Walten). Hiebei, wie in ihren wissenschaftlichen und ascetischen Bestrebungen soll ihr nach den St. Galler Geschichten der Pförtner Ekkehard II. zur Seite gestanden sein, welche ganze mit Recht so berühmt gewordene Erzählung aber wiederum bedeutenden historischen Schwierigkeiten unterliegt. Sie starb etwa 55 Jahre alt 994 und vererbte die Burg ohne Zweifel auf ihren Bruder H. Heinrich II. von Baiern. Auf Otto war 982 H. Konrad gefolgt. Unter ihm hielt K. Otto III. Nov. 994 (nach Hadwigs Tod) sich einige Zeit auf Hohentwiel auf, ebenso Juni 1000 und wohl auch sonst. Von seinem Vater H. Heinrich erbte K. Heinrich II., Hadwigs Neffe, die Burg. Er verlegte das Kloster vom Hohentwiel nach Stein am Rhein (s. Stälin, Württ. Vierteljahrsh. 1, 22). Mit der Vogtei über dieses Kloster hatte Berchtold der Bärtige, H. von Zähringen, vom Bisthum Bamberg auch die damals schon für unbezwinglich gehaltene Feste erworben, wohl unter Zustimmung K. Heinrichs III., der ihm die Anwartschaft auf das Herzogthum gab. Dasselbe ward aber von der Kaiserin Agnes an Rudolf von Rheinfelden verliehen, den späteren Gegenkönig Heinrichs IV., dem auch Berchtold gest. 1077 sich anschloß. Als es mit Rudolf zu Ende gieng, 1079, fand seine Gemahlin Adelheid auf Hohentwiel eine, vielleicht ihre letzte Zufluchtsstätte. Von Rudolf erbte 1080 die Burg sein Sohn, Berchtold von| Rheinfelden, Gegenherzog Friedrichs von Staufen; nach ihm bekam sie sein gleichnamiger Schwager, Berchtold II. von Zähringen, 1090; er verlor sie eine Zeitlang an Abt Ulrich von St. Gallen, für dessen Gegenabt Werinhar er eintrat. Als 1095 Berchtold Friedrich als Herzog anerkannte, übergab er ihm auch ohne Zweifel Hohentwiel. Doch könnte die Notiz von 1175, daß H. Berchtold IV. bei Gillum (wahrscheinlich für Duellum) einen Verlust gegen die Zollrer erlitten, darauf hinweisen, daß die Burg ein Stützpunkt jenes Geschlechtes blieb. Es erscheinen nun Adelige, wahrscheinlich Ministerialen, welche sich nach der Burg nannten, so Heinrich, Gegenabt in St. Gallen 1123; Eberhard und Adelbert, Brüder, 1135 (Mone Anz. 1837, 10); 1267 ein Ulrich von Klingen, genannt von Twiel (Neug. Cod. Dipl. 2, 261); Gebizo de Twiel (Cod. Salem. 1, 125). Nach einer jüngst aus Privatbesitz in das Staatsarchiv gekommenen Urkunde d. d. 1300 Febr. 16. Konstanz verkaufte an diesem Tag Ulrich von Klingen, den man da sprach von Twiel, seine Burg zu Twiel und alles ander sein Gut samt Leuten und Gütern, ausgenommen die Leute am Randen, wie solches an ihn gekommen von seinen Brüdern, an Herrn Albrecht v. Klingenberg, Ritter, um 940 Mark Silber. Ein Johann von Klingenberg auf Hohentwiel, welcher bei K. Friedrichs Bruder, H. Lupolt von Österreich, sehr beliebt gewesen, fiel nach dessen Tode um 1300 im Kampfe gegen Rottweil (O.-A. Rottweil S. 244). Unter den Klingenbergern spielt nun unsere Burg zunächst nur die Rolle einer gewöhnlichen Ritterburg, um so mehr als die Familie im 15. Jahrh. dem Verfalle entgegengieng, indem sie sich durch Theilungen schwächte. In der Werdenbergischen Fehde 1464 wurden Eberhard von Klingenberg und Wolf von Asch vom St. Georgenbund und den Bodenseestädten fruchtlos auf Hohentwiel belagert. Jener und sein Vetter Heinrich stellten 12. Jan. 1465 die Feste dem Haus Österreich zur Verfügung. Dem Verfall zu begegnen, schloßen die beiden Linien, die Brüder Heinrich und Kaspar auf der einen, Eberhard, Kaspar und Albrecht auf der andern Seite, 4. Okt. 1475 einen Burgfrieden, der namentlich die Entfremdung der Burg verbot. 1483 traten die Brüder Kaspar und Albrecht d. j. in ein Dienstverhältnis zu Gr. Eberhard dem Älteren von Wirtemberg, 1485 der ältere Kaspar ebenso zu Erzh. Sigmund von Österreich, 1486 Heinrich zu Eberhard dem Jüngeren. Im Schwabenkrieg 19. Febr. 1499 verbrannten die Schweizer bei einem Einfall in’s Hegau| die Schlösser Randeck, Fridingen u. a. An Hohentwiel wagten sie sich nicht, ebenso bei einem zweiten im Mai, wo in einem Scharmützel ein Klingenberg fiel. 1511 waren im Besitz Heinrichs Bruder Kaspar und die Brüder Albrecht und Eberhard. Kaspar hatte seine Hälfte seinem Sohne Hans Heinrich abgetreten, und dieser wollte den Burgfrieden von 1475 nicht beschwören, sondern schloß vielmehr mit H. Ulrich 6. Jan. 1511 zu Stuttgart einen Vertrag ab, dem Herzog mit dem Schlosse Hohentwiel wider jedermann zu dienen, wofür er jährlich 200 fl. haben sollte. Solange Albrecht und Eberhard noch leben, wolle der Herzog den Burgfriedensvertrag achten; nachher sollte aber dieser dem andern Vertrag in keiner Weise Eintrag thun. Ein neuer Hausvertrag der Klingenberger suchte diesem Vertrag seine gefährliche Spitze zu nehmen; bald aber entstand ein längerer Zwist zwischen denselben. Albrecht und sein Vetter Hans Heinrich kamen durch Vergleich mit der Möhringer Linie in den Alleinbesitz der Burg. Ersterer, kaiserlicher Rath, neigte zu Österreich, und letzterer hätte jenen gern verdrängt. Vergeblich lud ihn der Kaiser nach Innsbruck zur Rechtfertigung und forderte ihn dann schriftlich auf, auf der Burg alles in den alten Stand zu setzen, namentlich Albrechts Gemahlin ungefährdet zu lassen; ob es geschehen, ist nicht bekannt; dagegen gab Albrecht 1517 seinen Antheil dem Kaiser zu Lehen auf, wogegen Hans Heinrich protestirte. Das Lehensverhältnis ward wieder gelöst, und auch er bewilligte 1518 Österreich das Öffnungsrecht; Albrecht sollte keinen ständigen Aufenthalt in Hohentwiel mehr nehmen, Österreich aber einen Burgvogt halten dürfen. Der Vertrag mit H. Ulrich sollte mit dem Tode eines der Betheiligten enden. Aber es kam anders. Gerade die Vertreibung H. Ulrichs 1519 wurde der Weg zur Erwerbung der Burg für Wirtemberg. Ehe noch das zaudernde Österreich den Burgvogt auf Hohentwiel eingeführt, hatte Ulrich sich auf Hohentwiel begeben und die Burg in Vertheidigungsstand gesetzt, in der Hoffnung, von hier aus mit Hilfe der Eidgenossen sein Land wieder zu erobern. 23. Mai 1521 schloß er mit Hans Heinrich zu Mömpelgard einen neuen Vertrag, wornach dem Herzog bis zu seiner Wiedereinsetzung die Burg ganz, nachher aber das Öffnungsrecht zustehen soll. Max Stumpf von Schweinberg wurde zum Befehlshaber der Besatzung aufgestellt. Österreich vernahm die Nachricht mit merklichem Mißfallen, wie K. Karl V. selbst aus Brüssel schrieb und befahl, deßwegen Tuttlingen und den „Haundberg“ mit guter Wache| zu hüten. Von der Regierung in Innsbruck ward lebhaft protestirt, auch daran gedacht, vor Hohentwiel ein Lager aufzuschlagen, gegen welches Vorhaben die Eidgenossen sich bittend an die Regierung in Stuttgart wandten, 7. August 1521. Hans Heinrich kam sehr in’s Gedränge und bat den Herzog um Rückgabe; ebenso thaten die Eidgenossen und die hegauische Ritterschaft aus Besorgnis vor dem schwäbischen Bund. Ulrich gieng nicht darauf ein, obgleich er seine Zahlungen an Klingenberg nicht leisten konnte. Gegen diesen wurde 25. Sept. ein Achtsbrief ausgestellt, doch noch nicht gleich bekannt gemacht. Als H. Ulrich fest blieb, versuchte man Verrath. Max Stumpf, der zum Kaiser übergegangen, probirte es bei seinem auf Hohentwiel gebliebenen Bruder mit Geld. Auch mit Klingenberg unterhandelte man noch und dachte auch an Gewalt, wovon aber die Statthalterschaft dem Erzherzog sehr abrieth. Mit dieser war die Regierung in Innsbruck nicht einig, welche sich mit Hans Heinrich nicht mehr einlassen wollte. Die Forderung dieses an H. Ulrich lief auf 11.500 fl. an, er bekam aber nichts. Dagegen befestigte der Herzog das Schloß noch mehr und versah es mit Mannschaft. Als der Bauernkrieg begann, kam er selbst, Sept. 1524, und hatte Ende Okt. etwa 500 Mann beisammen. Den Winter über ward auf Hohentwiel eifrig gerüstet, wozu der Herzog abwechselnd von Schaffhausen herüberkam. 20. Febr. 1525 erließ er von Hohentwiel aus die Erklärung, sein Erbe wieder erobern zu wollen. Nach dem Mißlingen des Zugs war er noch eine Zeitlang auf der Burg, wo er 300 Bauern um sich schaarte und mit Geschütz versah, am 21. Apr. förmlich in die Genossenschaft der Bauern eintrat und Anfangs Mai abermals zu einem erfolglosen Zuge aufbrach. Hans Heinrich suchte wieder zu seinem Gelde, dessen er sehr benöthigt war, zu kommen, erreichte aber nichts, als daß Ge. von Hewen und Eberhard v. Reischach d. ä. ihren Theil an der Bürgschaft bezahlten, was der Herzog erst noch mißbilligte, darüber aber von Ge. von Hewen ernstlich zurechtgewiesen wurde. Daher auch wieder Versuche Österreichs mit Hans Heinrich, welche gleichfalls am Geldmangel scheiterten. Einen Hans Link von Ehringen, welcher bestochen wurde, durch seinen Tochtermann in Hohentwiel die Besatzung zum Abfall zu bringen, den dieser aber sogleich beim Kommandanten anzeigte, warf die Besatzung über den Schmidtenfelsen hinaus zu Tode (1527). Weiterhin (1529) wurde ein Bündnis des Herzogs mit den Städten Konstanz und Zürich zur Sicherung Hohentwiels| verhandelt, scheint aber nicht zum Abschluß gekommen zu sein, zumal Ulrich sich bald nach Hessen um Hilfe wandte, die zu seiner Wiedereinsetzung führte. Im Vertrag von Kaaden sollte er Hohentwiel herausgeben, ebenso nach einem mit Erzh. Ferdinand 21. Aug. 1535 zu Wien geschlossenen Vertrag gegen 10.000 fl. und Befriedigung des Klingenbergers, gab es aber nicht heraus, und da auch jener den Vertrag nicht vollzog, bat er 24. Juni 1536 den Kaiser, ihm das Schloß als einem armen Fürsten, der mit wenig festen Plätzen versehen sei, zu lassen. Und so geschah es. Hans Heinrich, auf den Vertrag von 1521 sich stützend, erhob große Ansprüche, die nicht befriedigt wurden; dagegen kam endlich 24. Mai 1538 der förmliche Kaufvertrag zu Stande mit seinem Sohne Hans Kaspar gegen 12.000 fl. und jährliche 300 fl. Dienstgeld. – Albrecht, der frühere Besitzer der andern Hälfte von Hohentwiel, hatte nie zu seinem Rechte mehr kommen können. 4. Dez. 1523 trat er vor seinem Tode dasselbe an seine Frau Dorothea geb. v. Otting ab, welche später ganz verarmt den Herzog lange vergeblich um Unterstützung angieng und wahrscheinlich im Elend starb. – Ulrich ließ Hohentwiel ganz neu herstellen, wozu er sich besonders des Baumeisters Konrad Zeller von Martinszell im Allgäu, Stammvater der württembergischen Zeller, und seines Sohns Johannes bediente. Nach dem verunglückten schmalkaldischen Krieg mußte er 20. Dez. 1546 dahin flüchten, bis er wieder zu Gnaden angenommen wurde. – H. Christof erlangte den sicheren Besitz von Hohentwiel erst 1552 durch den Passauer Vertrag. – Die folgenden Jahrzehnte verliefen ruhig für die Feste, die in ordentlichem Zustande gehalten wurde. H. Friedrich I. besuchte sie 13. Apr. 1600 auf der Rückreise aus Italien und unterhielt sich mit dem Abfeuern des Geschützes. Unter den Kommandanten war keine hervorragende Persönlichkeit. Ein eigener Geistlicher war nicht auf der Festung, seit Johann Gailing 1524–25 eine Zeitlang mit H. Ulrich dort geweilt; sondern die kirchlichen Verrichtungen, wozu ohne Zweifel eine Kapelle im alten Klostergebäude sich vorfand, wurden von Tuttlingen aus besorgt. Erst Dez. 1612 beschloß H. Johann Friedrich auf vielfältiges Bitten der Gemeinde, einen eigenen Prediger aufzustellen.

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Beim Ausbruch des 30jährigen Kriegs wurde Hohentwiel in besseren Vertheidigungsstand gesetzt und die Besatzung zu 200 Mann bestimmt. 1627 war Kommandant W. F. Löscher, ein| guter Soldat, der aber noch nicht bedeutend in die Kriegsereignisse einzugreifen Gelegenheit fand. Bei seinem Abgang 8. März 1634 wurde der Obervogt von Tuttlingen Jo. Joach. v. Rochau zum Kommandanten bestellt, und ihm Ende Juli der Major Konrad Widerholt beigegeben. Nach der Schlacht von Nördlingen wurde dieser wirklicher Befehlshaber 13. Sept. Zunächst zerstörte er die Schlösser Krähen, Mägdeberg, Staufen. Seine ersten Kämpfe hatte er mit der kaiserlichen Besatzung von Radolfszell zu bestehen, wobei er zuerst eine Schlappe erhielt (Herbst des Jahres) die er aber noch im gleichen Jahre durch 2 glückliche Beutezüge, welche er mit seinen Dragonern unternahm, wieder gut machte. Die wichtigste Sorge blieb die Verproviantirung, wozu der Herzog im Nov. von Mömpelgard aus 4000 fl. schickte; 3000 weitere, deren er benöthigt war, konnte er nicht erhalten. 2. April 1635 verlegte, um den fortwährenden Streifereien und Erpressungen der Besatzung von Hohentwiel ein Ende zu machen, der kaiserliche General von Ossa 150 Dragoner nach Engen und eine Abtheilung in die Herrschaft Stühlingen, sie wurden aber schon nach einem Monat abberufen, und Widerholt setzte seine Streifzüge in die Umgegend, meist mit Erfolg, fort. 20. Juli sollte unter der Vermittlung der Eidgenossen, um der Gegend Ruhe zu schaffen, ein Waffenstillstand geschlossen werden, kam aber nicht zu Stande; die Beobachtung und Bekämpfung Hohentwiels dauerte fort und damit das Elend in der Gegend, das durch ein Fehljahr noch gesteigert war. H. Eberhard war geneigt, dem zwischen dem Kaiser und Sachsen geschlossenen Prager Frieden beizutreten und hätte daher in eine Neutralisirung oder Pacifizirung Hohentwiels gewilligt; aber auf die von kaiserlicher Seite gemachten Vorschläge, z. B. den, die Festung der Erzherzogin Klaudia zu übergeben, konnte Widerholt nur antworten: davor behüt uns lieber Herr und Gott. Der Oberst Vitzthum ließ nun bei Singen, Hilzingen, Staufen Verschanzungen anlegen, was Widerholt nicht hoch anschlug; dagegen machte ihm Krankheit auf der Burg zu schaffen. Es starben in 2 Monaten anderthalbhundert Personen, darunter alle Unteroffiziere, der Pfarrer und beide Feldscheerer. Widerholt bat nun den Herzog dringend, um Aufhebung der Belagerung sich zu bemühen. Dieser aber konnte ihm 24. Nov. nur schreiben, er möchte für Verstärkung der Mannschaft sorgen und die Festung niemals übergeben, außer auf seinen persönlichen oder einen ganz von seiner Hand geschriebenen und mit seinem kleinen| Sekretinsiegel bekräftigten Befehl. Gegen Ende des Jahres hörte die Seuche auf; die Feinde näherten sich aber mit ihren Schanzen bis auf einen Musketenschuß, doch nur zu ihrem Nachtheil, da Widerholt sie mit Schaden daraus vertrieb. Auch war die Einschließung, schon wegen Hungers und Kälte, nicht so streng, daß er nicht auch noch Lebensmittel hätte einbringen können. Endlich machten die Waffenstillstandsunterhandlungen Fortschritte, und es kam am 15. Febr. 1636 zu Schaffhausen ein Vertrag zu Stande, wonach die Besatzung auf den Stand von 1627 gebracht und ohne Schaden der Gegend unterhalten werden soll, gegen Österreich nur vertheidigungsweise vorgegangen und die Festung nur dem Herzog von Wirtemberg erhalten und geöffnet werden darf, wogegen die Einschließung ganz aufgehoben und freier Wandel für die Besatzung sein soll. Der erste Punkt erledigte sich in Folge der Seuche von selbst. Nun kam auch wieder ein Pfarrer auf die Burg, Johann Eberhard Pauli, der 29 Jahre daselbst blieb. Widerholt benützte die Ruhe zur Verproviantirung der Festung. Nach einem Jahr verlautete, daß Hohentwiel an Österreich abgetreten werden müsse, und wirklich war dieß fortwährerd die erste Forderung an den Herzog; dieser aber wiederholte vielmehr an Widerholt die frühere Anweisung, mit dem Zusatze, daß er sogar erst dem dritten in der bezeichneten Weise abgefaßten Schreiben folgen dürfe. Für Widerholt blieb nichts übrig, als die Verbindung mit Bernhard von Weimar, der schon gedroht hatte, für den Fall der Abtretung Hohentwiels an Österreich Wirtemberg mit Feuer und Schwert zu verwüsten. Ob der Herzog von den Unterhandlungen wußte, ist nicht zu ermitteln, doch nach dem Schreiben desselben an J. v. Werth 18. Febr. 1638 unwahrscheinlich. 11. Nov. 1637 ward der Vertrag zu Bern geschlossen. Widerholt wird darin zum erstenmal als Oberst bezeichnet, was Eberhard später bestätigte. Am 24. Nov. ward der Herzog in den Prager Frieden aufgenommen und in Folge davon 9. Jan. 1638 zum erstenmal von ihm selbst die (scheinbare) Aufforderung zur Übergabe an Widerholt gerichtet. Dieser lehnte natürlich ab, erklärte sich dem Bevollmächtigten gegenüber als schwedisch und den Vertrag mit Vizthum als aufgelöst. Während der Belagerung von Rheinfelden und später von Freiburg aus unterhielt der Herzog Bernhard eine lebhafte und freundschaftliche Korrespondenz mit Widerholt (2. Februar beauftragt er ihn, ein Regiment zu bilden, um Wirtemberg zu retten, die Gelder| liegen in Schaffhausen; 5. März meldet er, daß er die Gefangenen: Generalmajor Sperreyter, Oberst Hondersohn und Johann von Werths Bruder nach Hohentwiel zur Haft bringen lasse; 9. März verlangt er, daß Widerholt Salvagardia nach Tuttlingen lege; 24. Juli spricht er seinen Entschluß aus, vom Breisgau her in Wirtemberg einzubrechen; 10 Originalbriefe im Besitz des Generals von Wiederhold). Nach der Schlacht von Rheinfelden 21. Febr. 1638 kam Bernhards Heer selbst in die Nähe von Hohentwiel, und jener machte einen Besuch daselbst (Bürster S. 125). Von Hohentwiel aus begannen wieder die Streifzüge; so wurde am 11. Jan. 1639 Tuttlingen, am 14. Juni Stockach überfallen. Zugleich aber begann die zweite Belagerung durch den Feldmarschall Huyn von Geleen mit kaiserlichen und bairischen Truppen. Die Feinde drangen in den Vorhof (nach Bürster, der aber in den Daten nicht ganz zuverläßig, am 5. Juli), zogen sich aber 9. Juli an den Bodensee zurück. Am 8. Juli starb Bernhard; Widerholt aber blieb seiner Partei getreu und verpflichtete sich auch gegen Frankreich. Den ihm durch Geleen zugestellten neuen kaiserlichen und herzoglichen Befehl der Übergabe achtete er nicht, sowie zwei weitere schriftliche des Herzogs vom 12. und 18. August, da sie die ausgemachten Zeichen nicht an sich trugen. Die Belagerung ward inzwischen fortgesetzt; aber weder Granaten, noch Minen, noch ein Sturm auf den Vorhof, bei dem eine achtzehnjährige Jungfrau von Hohentwiel einem kaiserlichen Korporal seine Partisane abnahm, führten zum Ziele. Am 9. Oktober zog der größere Theil der Belagerer ab, am 15. die übrigen. Dem Feind hatte die Belagerung 1500, der Besatzung nur 20 Mann gekostet. Widerholt stand nun unter dem Befehl des weimarisch-französischen Generals von Erlach, doch nicht ohne sich eine gewisse Unabhängigkeit zu wahren. 28. Aug. 1640 begann die dritte Einschließung Hohentwiels durch den spanischen General Enriquez mit ungefähr 3000 Mann, die aber am 7. (oder 11.) Okt. durch Widerholt und den von Erlach gesandten Oberstlieutenant Rosen eine tüchtige Schlappe erlitten. Bald waren sie, besonders durch Mangel, auf 700 Mann zusammengeschmolzen und zogen sich zurück. Kaiserliche Anträge, welche ihm sehr günstige Bedingungen stellten, wies Widerholt abermals von sich und begann wieder seine Streifzüge und Kontributionserhebungen. So mußte Kl. Salem von 1641 an monatlich 100 fl. zu liefern sich verpflichten, statt der 9. oder 10. Garbe 640 fl., für den 9. und| 10. Eimer 720 fl. Im August 1641 trieb er den Überlingern 100 Kühe weg. Am 9. Okt. erschien der kaiserliche Feldzeugmeister von Sparr mit 3000 Mann. Die Festung wurde stark, aber ohne Erfolg beschossen, dagegen den Belagerern durch Widerholt viel Abbruch gethan. Am Ende des Jahrs zogen sie ab und ließen im Schrecken vor dem anrückenden Entsatz viel Material zurück. Bürster sah 2 Regimenter Fußvolk an Salem vorüberziehen, „gar elend gekleidet und heillos Volk, etliche schier ganz nackend und bloß, in solcher kalten Winterszeit, daß solche wohl zu erbarmen, und zu verwundern, wie sie sich also lang in solcher Kälte haben halten können, andere halb todt und ausgehungert, etliche vom Feuer und Kohlen ganz schwarz und verbrennt; wohl zu glauben, werden oftmals die gefrorenen Händ und Füß gar in das Feuer, ehe sie aufgefroren, gehalten haben; wären wohl zu erbarmen gewesen, ja wann sie nit auch so unbarmherzlich mit den Leuten umgiengen.“ Es waren in der Belagerung ungefähr 2730 Kanonenkugeln, 176 Granaten, 90 Feuerballen, 41 Ernstkugeln und 50 Stück Feuerwerk gegen die Festung abgeschossen worden. Aus den Wurfgeschützen gelangten aber nur 47 Granaten, 25 Feuerballen und eine Ernstkugel in die obere Festung, und auch diese richtete nur geringen Schaden an, so daß Widerholt spottend sagt, es seien nur 2 den Menschen sehr hochnöthige Orte zerstört worden. Getödtet wurden durch jene vielen Kugeln nur 5 Mann und die Frau eines Soldaten. 1642 war Widerholt in Verbindung mit Erlach wieder sehr thätig. Während ein Handstreich auf Wildenstein, sowie die Überrumplung von Konstanz mißlang, ward dagegen Tuttlingen am 21. Nov. erstürmt, Überlingen am 19. Jan. 1643 überrumpelt und reiche Beute gemacht. Nach der Niederlage seiner Partei bei Tuttlingen 24. Nov. 1643 versuchte man es beim Kommandanten von Hohentwiel wieder mit Vorstellungen; vergeblich. Er erwiderte, daß er durch sein Verfahren seinem Herzog am meisten zu nützen glaube, für den er volle Restitution verlangte. April 1644 begann wieder die Berennung der Festung, und nach der gelungenen Wiedereinnahme von Überlingen (10. Mai) die fünfte Belagerung durch den bairischen Feldmarschall Mercy, die aber mehr nur den wieder aufgenommenen Unterhandlungen Nachdruck geben sollte, zu denen Widerholt nach dem Falle Überlingens selbst geneigt war. Es kam auch 21. Mai zwischen den Bevollmächtigten unter Vorbehalt der Bestätigung des Herzogs von Wirtemberg, des Kaisers und des Kurfürsten von Baiern| ein Vergleich zu Stande, dessen Hauptbestimmungen die Übergabe der Festung von Seiten Widerholts an den Herzog und die Übernahme der noch ausstehenden 35.000 fl. Kontributionsgelder auf die österr.-bair. Seite waren. Der Herzog bestätigte ihn, die Bestätigung von der andern Seite, sowie die Bezahlung aber blieb aus. Die Verhandlungen machten großes Aufsehen. Bürster schrieb darüber 1. Juni: Gaudeamus, laetemur, jubilemus, cantemus et demus gloriam deo. Die Ursache fand das Volk in der Ungnade, in welche Widerholt bei Frankreich durch den Verlust Überlingens gefallen, so daß bereits 5000 Dublonen auf seine Auslieferung gesetzt seien. Richtig war, daß er sich bei seiner Partei rechtfertigen mußte, was er mit den einfachen Worten that: ich verbleibe bei meinen schriftlich übergebenen Bedingungen, gedenke auch nicht den geringsten Maierhof davon abtreiben zu lassen, noch weniger aber weiche ich von der Festung so lange, bis man genügend versichert ist. Inzwischen verkehrten beide Parteien vor der Festung freundschaftlich, und beim Abzug Mercys am 24. Juni blieben nur 3 Regimenter vor Hohentwiel zurück, welche nach Mercys Niederlage im Breisgau auch schleunig und mit Verlust abzogen 11. Aug., worauf die alten Beutezüge und Brandschatzungen wieder begannen. Unter anderem wurde 17. Febr. 1645 Tuttlingen wieder besetzt und wahrscheinlich die Honburg zerstört.

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3. Mai mußte Widerholt auch dem neuen Könige von Frankreich Ludwig XIV. sich verpflichten. Um diese Zeit ranzionirte er seinen Keller Stockmayer durch die Gefangennahme des Prälaten Dominikus von Weingarten, was diesen 15.431 fl. 46 kr. kostete, aber immer noch glimpflich war, da er bei der Frau Oberstin in Kost war, welcher er dafür ein Bezoar in Gold gefaßt und ein Unser Frauen Bild verehrte; wenn man z. B. das Schicksal des Prälaten von Herrenalb vergleicht, den (wie Bürster sah) die Schweden in Lumpen und Ketten wie einen Hund herumführten, um 2000 Dukaten Ranzion für ihn zu erpressen. Neben den Kontributionen ließ Widerholt in allen Städten, die er in seine Gewalt brachte, die Mauern theilweise niederreißen, um dem Feind die Stützpunkte zu rauben. Bei den Friedensverhandlungen hatte Österreich auf Zerstörung von Hohentwiel gedrungen, was glücklich abgewendet ward. Dagegen dauerte es bis 22. Juni 1650, ehe Frankreich in die förmliche Rückgabe der Festung willigte, worauf am 10. Juli die Übernahme erfolgte. Schon am 11. Juli wurde der Hauptmann| Jo. Ge. von Widerholt als Kommandant in Pflicht genommen und Konrad Widerholt zog (angeblich 12. August) ab, um noch 17 Jahre den Werken des Friedens zu leben[14]. In den Jahren 1639–45 hatte er die Kirche auf Hohentwiel gebaut, auch sonst natürlich viel für die Festung gethan. Von jetzt an spielte Hohentwiel, schon in Folge der veränderten Kriegführung, nie mehr eine bedeutende Rolle. Die Besatzung wurde 1650 auf 81 Mann vermindert. An dem Verfall der Festung war wesentlich Österreich mitschuldig, das gegen beabsichtigte und unternommene Verbesserung oder wenigstens Erweiterung auf Grund der nellenburgischen Territorialhoheit regelmäßig protestirte. Eberhard III. besuchte Hohentwiel öfters zur Sommerfrische, so 1652 mit Konrad Widerholt; er hielt besonders mit Schaffhausen gute Nachbarschaft. (Vgl. Osenbrüggen, Wanderstudien 4, 237). Zwei Jahre vor seinem Tode kam er zum letztenmal und empfahl es angelegentlich seinen Nachfolgern. In dem oben genannten Jahr erneuerte er die alte Vorschrift des Steintragens und stiftete das im Kriegsministerium noch vorhandene Willkommbuch, das bis zum 20. Aug. 1799 geht (s. o.). 1677 wurde besonders an der Befestigung des Vorhofs gearbeitet. 17. Nov. näherten sich die Franzosen bis| auf 9 Meilen. Die Besatzung bestand 7. Jan. 1678 aus 125 Mann, 116 Geworbenen, 33 Mann Tuttlinger Zusatz; mit Weibern und Kindern aber waren es 654 Köpfe ohne das Gesinde. (Bis 1755 war ein deutscher Lehrer und ein Präzeptor auf Hohentwiel, von da an nur noch der letztere.) Im übrigen wurde während der Franzosenkriege die nöthige Wachsamkeit nicht verabsäumt. Im 18. Jahrhundert gestaltete sich Hohentwiel immer mehr zum Strafplatz (schon 1697 ff. saß dort ein M. Banz, Repetent in Tübingen, wegen Irrlehren, weitere s. bei Martens 160 ff.), indeß der Verfall fortschritt, hauptsächlich weil die Rentkammer die für die Festung bestimmten jährlichen 10.000 fl. vom Kirchengut für andere Zwecke verwendete. Besser als unter Eberh. Ludwig wurde unter Karl Alexander gesorgt, namentlich für die Befestigung des Vorhofs, die aber nicht ganz zur Ausführung kam. 1734 flüchtete der Herzog seine Gemahlin und den Prinzen Karl Eugen auf Hohentwiel, das aber nach dem Bericht des Kommandanten in schlechtem Zustande war, doch durch fortwährendes Bauen verbessert wurde. 1740 wurden die Brüder Karl Eugen, Ludwig Eugen und Friedrich Eugen hinaufgeflüchtet. J. J. Moser war auf Hohentwiel vom 12. Juli 1759 bis 25. Sept. 1764, Oberst Rieger vom 3. Dez. 1762 bis 3. Jan. 1767. Mosers Behandlung ist bekannt. Zu der Riegers ist dem, was Schiller aus mündlicher Überlieferung der Zeitgenossen und Paulus im Sophronizon 1824 geben, zur Ergänzung, wohl auch Berichtigung Folgendes aus v. Martens (Msc.) hinzuzufügen: Alle Befehle, die den Obersten von Rieger betrafen, schrieb der Herzog durchaus eigenhändig. In das Zimmer, in welches Rieger gebracht wurde, mußte ein kleines Loch mit einem starken Gitter 8′ vom Boden gemacht werden, durch welches man ihm das Essen reichte und zwar die Speisen schon verschnitten, damit er weder Messer noch Gabel nöthig habe. Abends mußte eine mit starkem Eisen befestigte Laterne durch jenes Loch oben an die Wand gehängt werden; alle 14 Tage sollten frische Leintücher dem Gefangenen hinuntergeworfen werden, womit er sich sein Bett selbst machen mußte, und alle acht Tage ein reines Hemd. (Hieraus geht hervor, daß die Zelle dem Tageslicht einigermaßen zugänglich war, auch das Alte wieder hinaufgezogen wurde, demnach die Auffassung z. B. in Laube’s Karlsschülern übertrieben ist.) Das Bett wurde mit Schrauben an den Boden befestigt, damit er es nicht verrücken könne und Gelegenheit erhalte, das Licht zu erreichen und damit Unglück anzustellen, weshalb ihm auch kein Stuhl und kein Tisch in’s Zimmer gegeben werden| durfte. Die Kellerei erhielt den Auftrag, ihm einen Schlafrock machen zu lassen, und da er durchaus keinen lebenden Menschen sehen durfte, so wurde es auch für unnöthig erklärt, daß er rasirt werde. Rieger war sehr niedergeschlagen, zitterte und sprach kein Wort. Am 31. März 1763 berichtete General Roman, daß Rieger beim Essenhinunterlassen (wobei der Kommandant immer zugegen sein mußte), Ach und Weh heraufgerufen, er bäte demüthigst, zu erlauben, daß ihm das heilige Abendmahl gereicht werden dürfe, weil er an Verstandeskräften Abnahme verspüre und besorge, er möchte zu anderer Zeit nicht mehr dazu geschickt sein. Auch klagte er über das Verwachsen der Nägel an Händen und Füßen, so daß er kaum mehr stehen könne. Der Herzog genehmigte am 9. April 1763, daß Rieger in Gegenwart des Generals seine Andacht verrichte und sich zuvor, ebenfalls in Gegenwart des Generals, die Nägel an Händen und Füßen schneide. Nicht lange darauf, am 30. April, meldete der Kommandant weiter, daß Rieger im verflossenen Monat sehr geklagt habe: „er schreit und betet, doch hört man nichts Rachgieriges. Einmal seufzte er sehr und sagte, er verliere seine Sinne merklich; er rufe zwar zu Gott, aber es kämen ihm allerlei Gedanken ein, er schrie und sagte mit erschrecklicher Heftigkeit, er müsse verzweifeln und die Stunde seiner Geburt verfluchen u. s. w.“ Am 30. Nov. desselben Jahres, berichtete der Kommandant dem Herzog die dringende Bitte Riegers, daß ihn der Herzog doch zum Tode verurtheilen möchte, worauf aber der Herzog erwiderte, daß diesem wunderlichen Geschwätze keine Aufmerksamkeit zu schenken sei. Ein Jahr und vier ein halb Monate hatte schon dieser gräßliche Zustand gedauert, als sich endlich der Herzog doch bewogen fand, am 21. April 1764 eine Erleichterung in der Haft des Obersten v. Rieger zu verfügen. Er durfte von nun an wöchentlich zweimal die Wäsche wechseln und einmal rasirt werden, auch das Essen durch die Thür erhalten, ferner wurde dem Geistlichen gestattet, jeden Sonntag zu ihm zu kommen, aber alles dieses stets in Gegenwart des Kommandanten. Zwei Jahre später, am 16. April 1766, befahl der Herzog, daß dem Gefangenen Rieger alle thunliche Erleichterung verschafft werde, und daß er seinen Verwandten schreiben dürfe; doch mußten sowohl die ankommenden, als die abgehenden Briefe stets vom Kommandanten gelesen werden. Endlich ertheilte der Herzog am 27. Dez. 1766 den Befehl zur Entlassung des Obersten von Rieger aus dem Arreste.

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| Herzog Karl that wenig für die Festung. 1794 fand Oberstlieutenant v. Bilfinger dieselbe bis zum Aussehen einer Ruine zerfallen; es wurden einige, doch nicht genügende Verbesserungen vorgenommen, der unteren Festung war nicht mehr zu helfen. Der energische Kommandant Oberst von Wolfskeel 1794–1797 that was er konnte und hatte z. B. die Augustabatterie und das Herzogsbollwerk fertig gebracht, als Okt. 1796 Franzosen und Österreicher an Hohentwiel vorüberzogen, doch seine Parteilosigkeit anerkannten. Wolfskeels früher Tod war ein großer Verlust, zumal seine Nachfolger, der 69jährige Oberst v. Bilfinger, dem 20. Febr. 1799 der Oberstlieutenant von Wolff beigegeben ward, wohl wissenschaftlich gebildete Offiziere, aber für ihre Aufgabe so wenig die rechten Männer waren, als die Stuttgarter geheime Festungsdeputation, welche auf ihre bescheidenen Bitten um die nothwendigsten Geschütze und Mannschaften nichts that. März 1799 kamen die Franzosen ganz in die Nähe der Festung, doch ohne Feindseliges zu unternehmen. Beide kriegführenden Parteien schienen ohnedies auf dieselbe keinen Werth zu legen. 19. August war H. Friedrich in Hohentwiel; Bilfinger wurde zum Generalmajor befördert. Die Kommandanten unterstanden sich aber nicht, eine Vorstellung zu machen[15]. So kam das Jahr 1800 heran. Die Besatzung bestand aus 106 Mann, großentheils Invaliden, die Geschütze waren 27 St., wovon aber nur 2 ganz brauchbar gewesen sein sollen. Am 1. Mai drängte das französische Korps Lecourbe die Österreicher von Schaffhausen und Stein her an Hohentwiel vorüber, und gegen Mittag erschien die Division Vandamme mit 10.665 Mann. Die nothdürftigsten Vertheidigungsmaßregeln waren getroffen. Die erste Aufforderung der Franzosen wurde würdig beantwortet, indem auf die bisher anerkannte Parteilosigkeit der Festung hingewiesen wurde (wobei nur der Fehler war, daß Wirtemberg dem Bunde gegen Frankreich kurz zuvor förmlich beigetreten war) und im Fall eines Angriffs energische Gegenwehr in Aussicht gestellt. Ungeschickter Weise überbrachte aber Wolff die Antwort selbst, wodurch er in die Gewalt der Überredung des schlauen Vandamme gerieth. Dieser gab eine Stunde Bedenkzeit und stellte zugleich Geschütze und Mannschaft gegen die Festung auf. Der| Kriegsrath auf Hohentwiel beschloß, vom General Lecourbe einen dreitägigen Waffenstillstand zu verlangen, um Verhaltungsbefehle vom Herzog einzuholen; derselbe drang aber auf schleunige Übergabe, welche Vandamme in die scheinbar billigste Form kleidete: daß nämlich der abgezogenen Besatzung, wenn die Franzosen das Land räumen müßten, die Festung wieder zugestellt werde; sobald aber Württemberg mit Frankreich in Friedensunterhandlungen trete, getraue er sich ohnedies die Zurückgabe derselben zu versprechen. Nun war der Kriegsrath auf Hohentwiel bald einig, daß, da auf den größten Theil der Mannschaft kein Verlaß, der Widerstand unmöglich und eine ehrenvolle Kapitulation das Beste sei. Wolff schloß dieselbe ab, worin der letzte wichtigste von ihm vorgelegte Artikel lautete; „Der General Vandamme wiederholt sein Versprechen, daß im Friedensvertrag die französische Republik sich dafür interessiren wird (s’ intéressera), daß Hohentwiel bei Württemberg bleibt und ihm im gleichen Zustand wieder zugestellt wird.“ Dafür setzte aber Vandamme den unmißverständlichen Satz: „Der General Vandamme verspricht, beim Obergeneral und der Regierung der Republik alles zu thun, daß man sein Versprechen halte; er verbürgt sich dafür mit seiner Ehre.“ Am andern Morgen zog die Besatzung ab und besetzten die Franzosen die Festung. Zu Bilfinger, der in Liptingen den Feldzeugmeister Kray antraf, sagte dieser: So, den Franzosen haben Sie Hohentwiel übergeben, und von uns haben Sie keinen Offizier eingelassen! Bilfinger und Wolff wurden am 27. Mai zu Dinkelsbühl vom Kriegsgericht zum Tode verurtheilt, aber zur Kassation und Einsperrung, beziehungsweise (Bilfinger) Internirung begnadigt. Am 10. Okt. begann von Seiten der Franzosen die Zerstörung der Festung und nahm ihren Fortgang, da, wie der Kriegsminister Berthier auf ergangene Einsprache erwiderte, Vandamme sich zwar für sie verwendet hatte, aber der erste Konsul „aus höheren Rücksichten“ keinen Werth darauf legen konnte. Am 1. März war das Werk vollendet.

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Bis 1821 geschah nichts zur Erhaltung der Ruine, namentlich der größtentheils noch unversehrten Gewölbe. Erst bei der in diesem Jahr vorgenommenen Gesammtverpachtung der Domänen Hohentwiel und Bruderhof, wurde etwas besser gesorgt, wenigstens Verschluß und Aufsicht angeordnet, im allgemeinen aber bis heute die Baulichkeiten dem Verfalle überlassen. Aus dem Jahre 1847 stammt ein Entwurf der Wiederherstellung von der Hand des Ulmer Festungsdirektors v. Prittwitz, wornach bei| dem damaligen Stande der Artillerie Hohentwiel leicht wieder uneinnehmbar hätte gemacht werden können. Ob es nicht gerade bei der heutigen Tragweite der Geschütze, mit seinen Nachbarbergen zusammen noch zu einem der gewaltigsten Bollwerke Süddeutschlands bestimmt sein möchte? (v. Martens 1857: „Seine Wiedergeburt bleibt einer späteren Zeit vorbehalten.“)

Die Reihe der Kommandanten ist: 1521 Max Stumpf von Schweinberg; 1522 Hans Heinrich von Reischach; mit ihm Seb. von Lier; 1538 Hans Eben; 1564 Adam Diemar; 1567 Endres Sieser; 1571 Hans Ge. von Geeberg; 1575 Abr. Kindsvater; 1577 Jak. Haan; 1598 Andr. Geisel (früher bei der Belagerung von Paris, dann Hauptmann zu Augsburg; „ein gespäriger alter Mann, der viel Gold aus Frankreich gebracht, sich dennoch redlich und ehrlich gehalten und in gutem Vermögen starb“, Nik. Ochsenbachs Tagbuch); 1607 Rudolf Reichardt; 1617 Jo. Wertwein; 1619 Jak. Baur; 1627 Wolfg. Friedr. Löscher; 1634 Joach. v. Rochau; 1634 Konr. Widerholt; 1650 Jo. Ge. v. Widerholt; 1672 Dav. Roth; 1692 Jo. Heinr. Eckbrecht v. Türkheim; 1694 Jo. Dietr. v. Wiederhold; 1713 Ludw. v. Laval; 1715 Jo. Jac. v. Linkensdorf; 1729 Christian Ludwig v. Schlewitz; 1752 Karl August von Kommerstädt; 1761 Phil. Joach. v. Roman; 1765 Ernst Ferd. v. Larisch; 1780 Fridr. Karl v. Gregoire; 1786 Christof Friedr. v. Gablenz; 1794 Jo. Karl Albr. v. Wolfskeel; 1797 Ge. Bernhard v. Bilfinger; 1799 Friedrich v. Wolff, Vizekommandant.

Reihe der Pfarrer: David Haug 1613; Ge. Reipchius 1615; Jo. Göptfrid 1618; Jo. Rud. Stenglin 1622; Jo. Harter 1627; Ge. Marquard 1632; Jo. Eb. Pauli 1636; Jo. Spring 1665; Jo. Ge. Laitenberger 1677; Jo. Philipp Stierlin 1685; Christ. Sam. Baldenhofer 1690; Jo. Friedr. Tafel 1691; Jo. Phil. Hegel 1699; Jo. Erh. d’ Attrin 1704; Jo. Ludwig Goll 1708; Jo. Ge. Rapp 1715; Ge. Heinrich Denzel 1726; Tob. Fridr. Kantstetter 1730; Jo. Konr. Schorrer 1735; Sigm. Heinr. Braun 1755; Jak. Friedr. Dettinger 1763; Ge. Christian Sigel 1767; Jo. Wilh. Dorn 1777; Christian Tob. Hahn 1791; Karl Imm. Heller 1795.

In kirchlicher und bürgerlicher Beziehung ist noch Folgendes zu bemerken: Mit der Besatzung waren auch Pfarrer und Präceptor abgezogen. Erst 17. Febr. 1804 kam wieder ein Pfarrvikar und 17. Jan. 1805 ein ständiger Pfarrverweser, der zugleich| Schule zu halten hatte[16]. Eine Kirche oder ein größerer Betsaal war nicht vorhanden, daher man in den fünfziger Jahren mit Erbauung einer Kirche umgieng, umsomehr, als auch etwa 440 badische Evangelische der Umgegend nach Hohentwiel eingepfarrt waren. Da aber Baden für diese in Singen u. a. O. eigene Pastorationsstellen errichtete, so kam der Plan nicht zur Ausführung, und auch der Pfarrverweser wurde 1871 vom Hohentwiel abberufen, die Einwohner nach Singen eingetheilt; doch so daß der Stadtpfarrer von Tuttlingen noch alle 4 Wochen Predigt und Kinderlehre in Hohentwiel hält.

Die Gemeinde hatte von 1800 an einen dem Oberamt Tuttlingen unmittelbar untergeordneten Vorsteher; 1805–1810 gehörte sie zu Singen und zum OA. Stockach, doch seit 1807 mit eigenem Vogt; 30. Nov. 1810 kam sie wieder zu Tuttlingen; 1830 zur Stadtgemeinde Tuttlingen, welches Verhältnis in Folge des Gesetzes vom 18. Juni 1849 noch genauer geregelt wurde.

Mit Hohentwiel gehört zu Tuttlingen die Exklave

Bruderhof.
Diese Staatsdomäne, eine halbe Stunde östlich vom Hohentwielberg in der Ebene gelegen, umfaßt neben 738 Morgen Wald auf württembergischem Boden und 3091/2 M. Wald auf badischem Gebiet, für welche ein K. Revieramts-Assistent hier seinen Sitz hat, ein ebenfalls verpachtetes Gut von 171 M. Äcker und Wiesen, wovon 67 Morgen, meist Wiesen, auf badischem Gebiet. Die von Obstbäumen umgebenen Gebäude bestehen aus einigen Bauernhäusern und Scheunen und der freundlichen Wohnung des Revieramts-Assistenten. Die Einwohner| gehen nach Singen in Kirche und Schule. Zwei Pumpbrunnen liefern das nöthige Wasser.

Der das Gut rationell bewirthschaftende Pächter hält 18 St. Rindvieh und 4 Pferde; der Boden ist ziemlich ergiebig und besteht aus tertiärem Schutt (Sand und Gerölle), der meist von Lehm überlagert wird. In der Nähe des Bruderhofes (westlich) bei den „Drachenlöchern“ befindet sich eine Töpferthongrube, die vortrefflichen blauen Töpferthon liefert.

Der Bruderhof wurde seiner Zeit mit Hohentwiel von Württemberg erworben; der Name desselben ist nicht alt und nicht nachzuweisen, wie er aufkam (ob von einem Waldbruder u. dgl.).

In Öttingers Landbuch von 1623 heißt es: Zu Hohentwiel gehören folgende Höfe:

Forsthof, Gereuthof zu Singen, 4 Lehen und erbliche Höfe daselbst, ein erblicher Hof zu Worblingen, auch folgende Wälder: In Singer Markung Thannwald 110 Jauchert, im langen Rain 518 J., Buchholz 89 J., auf der Grub 75 J., Schnaitholz 56 J., beim Sennhof 9 J., Oberbühl 4 J., Unterbühl 6 J., Klein Bühlin 1 J., Oberstbühl 22 J., äußerst Bühl 7 J., Bühl ob dem Weidenseil 9 J., Bühl auf dem Hard 5 J., beim Schloß Hohentwiel 3 J., auf Worblinger Markung Überlinger Holz 110 J., Arlenbühl 12 J.; zusammen 1036 Jauchert Hegauer Meß. In diesem Bezirk und in allen Hölzern der Singer Markung hat der Herzog die Rügungen und das Recht zu jagen und zu hagen nach Schwarzwild, Rehen, Hasen, Füchsen; nur die Hirsche gehören in den Nellenburger Forst.



  1. Von Professor Dr. O. Fraas.
  2. Sanidin oder glasiger Feldspat, meist farblos, spröder als der gemeine Felsspat, dessen chemische Zusammensetzung er theilt, ist kieselsaure Thonerde und kieselsaures Natron und Kali, dessen prozentaler Gehalt übrigens wechselt. Spez. Gew. 2,58.
  3. Nosean ist kieselsandiges und schwefelsaures Natron und kieselsaure Thonerde. Das Mineral wurde nach dem Entdecker, Nose in Bonn von Klaproth 1818 benannt. Nach den neueren Untersuchungen von Rosenbusch (Mikrosk. Phys. der massigen Gesteine 1877) sollen die Noseankrystalle im Phonolith identisch sein mit Hauyn, ein Namen dem der Vorzug des Alters (1807) gebührt.
  4. Der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin neue Schriften 1803.
  5. Von Revieramts-Assistent Karrer auf dem Bruderhof.
  6. Diese Reihenfolge der Belaubung entspricht ganz der bei Griesebach, Vegetation der Erde, I. 277 mitgetheilten, von der Ostsee bis München beobachteten.
  7. Diese beiden Enziane, welche durch ganz Württenberg häufig sind, sollen nur deshalb hier aufgenommen werden, weil in Dölls bad. Fl. bei Aufzählung spezieller Standorte der Hohentwiel nicht genannt ist.
  8. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß ich bei dem massenhaften Vorkommen der chamaepitys in hiesiger Gegend immer etwelche Exemplare mit ausgebildeter Kapselfrucht gefunden habe. Dies habe ich schon 1866 im württemb. Zabergäu und im gleichen Jahre an Ajuga genevensis bei Tübingen beobachtet. Die Kapsel springt mit 4 Klappen auf.
  9. Nach meinen Untersuchungen hauptsächlich Gebirgspflanzen der Buchenregion, einige auch der Fichtenzone angehörig, die sogenannten Kalk- oder Jurapflanzen reduziren sich immer mehr.
  10. Von Revierförster v. Deschler in Neu-Trauchburg, welcher bemerkt, daß er nur solche Gattungen anführe, die ihm während eines sechsjährigen Aufenthalts in der Gegend zu Gesicht gekommen.
  11. Vgl. v. Martens Gesch. von Hohentwiel, wo die sonstige Literatur verzeichnet; zu der älteren Zeit: Stälin, Wirt. Gesch. und Meyer von Knonau’s Ausgabe von Ekkeh. Cas. S. Galli; zum 30jähr. Krieg: Bürster Schwedenkrieg.
  12. Den Namen bringt Buck mit der (spirirten) Ach in Verbindung Württ. Vierteljahrsh. f. Landesgesch. 1878. S. 123.
  13. Möglicherweise doch nur aus Hohenwyl (villa) durch Einschiebung von t entstanden. (?)
  14. Sein Bild malte 1665 J. Pfanstil, dazu ein Ehrendegen mit seinem Bild und der Inschrift: fide sed cui vide, vincere aut mori anno 1645 und sein Pokal, auf dessen Deckel ein Ritter einen Stein trägt (Pathen-Geschenk K. Friedrichs für K. v. Wiederhold 1810) im Besitz der Familie v. Wiederhold. – Eine feine Bemerkung über den vielgefeierten Kommandanten von Hohentwiel findet sich in der Beschreibung des Oberamts Tuttlingen von S. (Prof. Albert Schott) im Schwäbischen Merkur, Januar 1841: „Es ist nicht außer unserem Wege hier noch zu erwähnen, daß Widerholts Geburtsort Ziegenhain ebenso ein Palladium für Hessen war, wie Twiel für Württemberg, und daß es 100 Jahre früher ebenso wider seines Fürsten Wunsch (dies von Hohentwiel cum grano salis zu verstehen) dem Feinde vorenthalten ward. Heinrich von Lüder, ein hessischer Edelmann, der als Priester und Held, als Hospitalpfleger und Festungs-Kommandant dem Landgrafen Philipp trefflich diente, sollte Ziegenhain 1547 auf Befehl des gefangenen Philipp an den Kaiser ausliefern, erklärte aber, davon könne keine Rede sein; man solle zuvor seinen Herrn frei lassen, damit er seinen eigenen Willen habe; wenn der kaiserliche General nicht bald abziehe, so wolle er ihm den Weg mit den großen Karthaunen weisen. Sollte nicht Widerholt, der bald nachher auf dem Schauplatz dieses gehorsamen Ungehorsams aufwuchs, durch Erzählungen und Knabenspiele dieses Vorbild sich in’s Herz geprägt haben“?
  15. Erbprinz Friedrich Wilhelm war mit, der spätere König Wilhelm, der bei seinem Regierungsantritt 1816 den unglücklichen Wolff sogleich begnadigte.
  16. Die isolirte Stellung dieser Geistlichen führte je und je zu Besonderheiten in Amt und Leben; für geistigen Verkehr waren sie hauptsächlich auf die Schweiz angewiesen (vgl. Stokar, Leben von Spleiß). Doch ließ es die Behörde nicht an Aufsicht fehlen. Nov. 1811 mußte der Pfarrverweser sich verantworten, warum er dem ehmaligen König von Schweden, Graf Gottorp, zu Hohentwiel die Kommunion gereicht; August 1817, warum er, durch die aus der Schweiz verwiesene Frau von Krüdener und ihre Anhänger angesteckt, solche Dinge mache, daß Kirche und Schule leer bleibe, z. B. beim Gebet in der Kirche knien lasse, Evangelische und Katholiken mit: „Gelobt sei Jesus Christus“ begrüße u. dgl.
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