Beschreibung des Oberamts Urach/Kapitel B 17

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 16 Beschreibung des Oberamts Urach Kapitel B 18 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
17. Ohnastetten,

ein evang. Pfarrdorf auf der Alp, 3 St. südw. von Urach, mit 169 Einw. Den großen Zehnten und die Hälfte des Zehnten von Hülsenfrüchten hat der Staat, die andere Hälfte von letztern und den übrigen Kleinzehnten die Pfarrey zu beziehen. Die Grundgefälle betragen 190 fl., einen kleinen Antheil daran hat die Heiligenpflege.

Ohnastetten – vermuthlich bedeutet der Name so viel, als Hohenstetten – hat eine hohe und rauhe Lage auf einem Hügel der Alp, 2700 P. oder 3061 W. F. über der Meeresfläche. | Der Ort hat zwar drey Gruben-Brunnen, sie versiegen aber bald, und die Einwohner müssen sich in der Regel an die Cisternen halten; eine nie versiegende Quelle befindet sich übrigens eine Viertelstunde von dem Orte. Die Felder sind zwar steinig, gehören aber doch zu den fruchtbarsten, so wie der Ort überhaupt zu den wohlhabendsten der Alp. Die Pfarrkirche wurde 1763 neu gebaut, 1784 wurde auch ein Schulhaus gebaut. Die verstorbene Herzogin Franciska stiftete im Jahr 1786 aus Rücksicht auf das geringe Einkommen der Pfarrstelle zu dieser eine Bibliothek und stattete dieselbe mit 1/3 der Zinse aus 1000 fl. aus, die andern 2/3 wurden den Pfarrstellen zu Marschalkenzimmern und Täbingen mit der gleichen Bestimmung zugetheilt. Seit 1807 dient die Bibliothek zum allgemeinen Gebrauch des Uracher Dekanat-Bezirks.

O. gehörte ohne Zweifel zu der alten Grafschaft Urach, es halte aber auch das Kloster Offenhausen Güter und das Patronatrecht daselbst. In ältern Zeiten scheint es auch Herren von Ohnastetten gegeben zu haben, wenigstens erscheint in einer Urkunde vom Jahr 1220 ein „Berthold von Ohonstetten“ neben Ludwig von Taffheim (Tapfen) u. A. als Zeuge. Der Ort war ursprünglich Filial von Offenhausen. Als in den Jahren 1250 bis 1258 das Kloster daselbst gebaut wurde, sollte die alte Pfarrkirche abgebrochen und ihr Patron, der heilige Pankratius, nach Ohnastetten versetzt werden; es scheint aber nicht zur Ausführung gekommen zu seyn, und man weiß nicht, wann in Ohnastetten eine eigene Pfarrey errichtet wurde. Im dreyßigjährigen Kriege wurde O. bis auf die Kirche und 3 Häuser ganz in Asche gelegt. In der Umgegend findet man mehrere Erdfälle, und wie in früherer Zeit, so wurden auch in neuerer Zeit zu Ohnastetten und in der Gegend mehrere Erdstöße verspürt.



« [[Beschreibung des Oberamts Urach/|]] Beschreibung des Oberamts Urach Kapitel B 18 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).