Beschreibung des Oberamts Waiblingen/Kapitel B 26

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26. Gemeinde Öschelbronn
mit Theil von Stöckenhof, Gemeinde dritter Classe mit 348 ev. Einw.


a) Das Dorf Öschelbronn, früher und richtiger auch Eschelbronn, weil von Esche abgeleitet, grenzt mit seiner Markung östlich an das Oberamt Welzheim und nördlich an das Oberamt Backnang. Es liegt in nordöstlicher Richtung 4 gute Stunden von Waiblingen, auf einer Höhe in den „Berglen,“ und ist der entfernteste Ort von der Oberamtsstadt. Meistens Sandboden; das Clima etwas rauher als in Oppelsbom und Rettersburg. Gutes Quellwasser. Sandsteine. Es werden Fleinsteinplatten zu Garteneinfassungen gebrochen.

Die Gemeinde gehört zum Forstamt Reichenberg und zum Hofcameralamt Winnenden, das sämmtliche Zehenten, von diesen jedoch nur den Weinzehenten in Natur, erhebt, und außer diesen und Laudemien noch 12 fl. 5 kr. Geld und 31 Scheffel 2 Simri Haber jährlich bezieht. An weiteren grundherrlichen Rechten desselben hat die Gemeinde einen Capitalbetrag von 170 fl. 34 kr. abgelöst.

Der freundliche und ziemlich reinliche Ort hat nie Wassermangel und zählt 49 Haupt- und 34 Neben-Gebäude. Das Rathhaus ist zugleich Schulhaus und wurde 1840 von der Gemeinde neu erbaut. Straßen und Wege sind gut.

Die Markung begreift 461 Morgen, worunter 335/8 Morgen Weinberg. Auf eine Familie treffen durchschnittlich nur 61/2 Morgen Feldgüter. Die landwirthschaftlichen Verhältnisse sind bei Oppelsbom angegeben. Der Ort hat eine eigene Kelter. Die Wiesen können zum Theil gewässert werden und sind gut. Auch ist die Obstzucht bedeutend, und besonders gut gerathen die Zwetschgen. Der Obstmost ist lagerhaft. Die Weinberge liegen östlich | und südlich und der Wein ist von guter Qualität. Wie schwer zu kultiviren übrigens ein Theil der Markung ist, geht aus den S. 50 bemerkten ungemein niedern Güterpreisen hervor. Der Nahrungsstand ist im Allgemeinen nicht günstig. Außer Obst, Wein und etwas Leinwand kann nichts verkauft werden. Es ist ein Schäfer im Orte. Außer einigen Webern und einem Holzhändler sind die Gewerbe ganz unbedeutend.

Öschelbronn ist Filial von dem 3/4 Stunden entfernten Oppelsbom und hat eine eigene, auch für Stöckenhof bestimmte Schule. Eine Industrieschule besteht nicht. Ein hier befindlicher Brunnen bleibt im Herbst aus und fließt gegen Ende Decembers mit großem Rauschen wieder an; es herrscht die Meinung, daß, wenn er nicht ausbleibt, im künftigen Jahre der Wein völlig fehle.

b) Stöckenhof. Von diesem auf der Grenze gegen das Oberamt Marbach, 1/4 Stunde nordwestlich von Öschelbronn auf einer Anhöhe gelegenen, Weiler gehören nur 2 Häuser mit 7 Einwohnern hierher (s. auch Bürg).

Das Gemeindevermögen besteht in 1123/4 Morgen Grundeigenthum. Kein Stiftungsvermögen.

Der Ort kommt als „Eschelbrunnen,“ (später auch „Neschelbronn,“) zuerst am 22. Juli 1293 vor, unter denjenigen Orten, wo Graf Eberhard von Württemberg als Schirmherr von Lorch von diesem Kloster das herkömmliche Vogtrecht beziehen sollte (Besold 736). Im Jahr 1542 besaß dasselbe 3 Lehen, die Herrschaft 8 Lehen. Der große und kleine Zehente gehörte der Pfarrei Oppelsbom, der Heuzehente der Herrschaft. Wegen der Zehenten hier und in Rettersburg hatte das Stift Constanz der Kellerei Winnenden jährlich 4 Scheffel 51/2 Simri Vogthaber zu liefern. Öschelbronn gehörte zum äußern Gerichte in Winnenden. Bei Auflösung der Constanz’schen Pflege gingen die Zehentrechte derselben an die Königl. Hofdomainenkammer über, die 1807 vom Staate auch die andere Grundgefälle erwarb.

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