Beschreibung des Oberamts Wangen/Kapitel B 24

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e) Gem. 24 Sommersried,
bestehend aus 53 (74) Parzellen auf 50 Markungen, mit 1098 kath. Einw. Dieser Bezirk, der ausgedehnteste im Oberamt (gegen 11.400 Morgen), liegt ganz auf der Kißlegger Hochfläche, wird von der Wolfegger Ach und ihren Nebenbächen durchflossen, und zählt mehrere Seen und Weiher, von zum Theil bedeutender Ausdehnung, wie z. B. den Horber Weiher, den Wuhrmühle-Weiher und Argensee. Die Fläche ist nur von sehr niedrigen Anhöhen unterbrochen, Torfmoore und sumpfige Wiesen bedecken die Niederungen (das Arrisrieder-, das Burgermoos, das Moos bei Ober- und Unterriebgarten); fast die Hälfte des Bodens ist von geringer Beschaffenheit, die Luft rauh und feucht, die Fruchtbarkeit nur mittelmäßig, daher auch der Wohlstand nicht sonderlich. Viehzucht und Ackerbau sind die einzigen Nahrungszweige, die Gewerbe gänzlich Nebensache. Der Bezirk hat 6 Mahlmühlen von unbedeutendem Betrieb. Erwähnung verdient übrigens die Zahl von 23 Brantweinbrennern. Die Vereinödung ist zu einer Hälfte schon alt und nicht mehr zu datiren; zur andern aber im vorigen Jahrhundert begonnen und (in Liebenried) erst 1827 vollendet worden. Die Straßen von Wangen und Isny nach Kißlegg durchschneiden den Bezirk. Die Grundherrlichkeit ist getheilt zwischen den fürstlichen Häusern Waldburg-Wolfegg und Waldburg-Wurzach (s. übrigens oben bei Kißlegg), und zwar steht sie Wolfegg ausschließlich zu in den Parzellen:| 11, 12, 15, 16, 21, 23, 24, 26, 32, 34, 46. Wurzach aber in 2–5, 7, 9, 13, 14, 18–20, 31, 35, 38, 42, 47–52. In den übrigen ist sie gemischt. Das Hospital Bärenweiler hat 16, in der Gemeinde umher zerstreute Lehengüter. In kirchlicher Beziehung sind die Gemeindeangehörigen 4 verschiedenen Pfarreien zugetheilt; nach Leupolz gehören 1, 3, 7, 13, 15, 16, 18, 19, 40; nach Rothenbach (Oberamt Waldsee) 20, 33, 46, 47, nach Waltershofen (Oberamt Leutkirch) 4, 5, 17, 22, 36, 51, 52. Die übrigen nach Kißlegg. Hiernach richtet sich auch die Schulpflichtigkeit, nur 2, 11, 38, schicken ihre Kinder nach Leupolz. In dieser Gemeinde kommt großer, kleiner und Heu-, nicht aber Blutzehnt vor, und es haben jene zu beziehen: 1) die Pfarrei Kißlegg in 2, 6, 8, 10 (gemeinschaftlich mit dem fürstlich Wurzachschen Rentamt in Kißlegg), 14 (getheilt mit dem fürstlich Wolfeggschen Rentamt), 25, 26, 27, 30, 34, 37, 38, 39, 43, 50 (wie 14). – 2) Die Pfarrei Waltershofen in 4. – 3) Das Hospital Bärenweiler in 5, 22, 36, 49. – 4) Das fürstlich Wurzachsche Rentamt in 1, 10 (mit der Pfarrei Kißlegg), 11, 13, 44, 48 (den Großzehnt), 53 (mit dem Wolfeggschen Hospitale in Kißlegg). – 5) Das fürstlich Wolfeggsche Rentamt in 14 (mit der Pfarrei Kißlegg), 20 (den Großzehnt, den Kleinzehnt, hat die Pfarrei Röthenbach), 45 (wie 20), 48 (den Kleinzehnt), 50 (wie 14), 51. – 6) Der Freiherr von Deuring in Kempten in 17. – 7) Die Kirchenpflege in Kißlegg in 18, 19, 28, 31. Zehntfrei sind: 12, 15, 16, 21, 23, 24, 32, 40. – 8) Getheilt mit dem fürstlich Wolfeggschen Rentamt und den Pfarreien Einthürnenberg und Röthenbach sind die Zehnten in 33, 35 (von einem Hof in 35, die Pfarrei Leupolz), 46, 47. Die Novalzehnten sind grundherrlich.
  • 1) Sommersried, katholischer Weiler mit 40 Einw., nebst a) Wuchermoos, Hof mit 9 Einw., und b) Winkel, Hof mit 3 Einw. Die Straße von Kißlegg nach Wangen, welches 2 Stunden südlich liegt, führt ganz nahe an Sommersried vorüber.
  • 2) Ach, Weiler mit 5 Einw. – 3) Aich, Hof mit 10 Einw. – 4) Argensee, Weiler mit 16 Einw., zwischen dem See dieses Namens und dem Wuhrmühle-Weiher. – 5) Arrisried, Weiler mit 22 Einw. Nördlich von Arrisried ein ausgedehntes Moos, von welchem der Weiler den Namen hat. – 6) Au, Weiler mit 9 Einw., auf der Markung von Unter-Sammisweiler. – 7) Bachhäusle, Haus mit 5 Einw., auf der Markung von Häusern. – 8) Bachmühle, Weiler mit 20 Einw., nebst Stähleshof, Hof mit 5 Einw.
  • 9) Bärenweiler, Weiler mit 23 Einw., eine kleine halbe Stunde südwestlich von Kißlegg, fürstlich W. Wurzachsches Hospital, nebst Kirche. Der Ort selbst scheint schon alt zu seyn, indem Ildef.| von Arx (Geschichte von St. Gallen I. S. 155) ihn schon aus dem Jahr 864 als einen derjenigen erwähnt, wo das Kloster St. Gallen Erwerbungen gemacht hat. Das Hospital aber mit der Kirche erbauten 1619 Maria Anna, Gräfin von Hohenembs, geborene von Baumgarten, Wittwe, und ihre Schwester Eleonore, als Inhaberinnen der halben Herrschaft Kißlegg, und dotirten, laut Urkunde vom 10. März 1619, das Hospital mit den beiden Höfen in Bärenweiler, der Mühle zu Weilers, dem Schlingsee (auf der Markung Kißlegg) und mit 30.700 fl. Kapitalien. In diesem Hospital sollten alte, gebrechliche und arme Personen aus den Lehenleuten, Dienern und Leibeigenen, des den Stifterinnen angehörigen Antheils der Herrschaft Kißlegg, Aufnahme und Verpflegung finden. Gegen eine angemessene Geldeinlage wird dieselbe auch Auswärtigen zu Theil. In demselben Jahre (Urkunde, den 9. Nov. 1620) stifteten die genannten Schwestern eine eigene Hospitalkaplanei, mit einem Fonds von 6000 fl., erbauten eine eigene Wohnung für den Kaplan und wiesen ihm mehrere Emolumente an. Beide Stiftungen bestätigte der Bischof von Konstanz, Franz Johann, 1646. Das Patronatrecht über die Kaplanei steht dem Fürsten von Wurzach zu. Die Kirche zur heiligen Dreifaltigkeit hat einen hübschen Thurm mit 3 Glocken, und ist an das Hospitalgebäude angebaut. Sie hat einen schönen Hochaltar mit einem Gemälde, Mariä Himmelfahrt vorstellend, und ist die Begräbnißstätte der frommen Stifterinnen. Kirche und Kaplaneiwohnung werden vom Hospital unterhalten. Gegenwärtig besteht der Hospitalfonds aus Aktivkapitalien (24.500 fl.), eigenen Gütern, 28 Falllehengütern (davon 11 allodificirt), Grundzinsen, Zehnten und Zehntgeldern, Gülten u. s. w., alles zu Kapital angeschlagen (laut Rechnung vom 30. Juni 1836): 79.326 fl. 59 kr. Das arrondirte hospitalische Hofgut umfaßt mit Einschluß der Waldungen ein Areal von 3794/8 Morgen. Lobenswürdig ist die Feldökonomie der fürstlichen Hospitalverwaltung, durch welche der Ertrag der Güter in den letzten Jahren bedeutend gesteigert worden ist. S. Korrespondenz-Blatt des landwirthschaftlichen Vereins. 1840. I. S. 68.
  • 10) Burg, Hof mit 12 Einw., nebst a) Hahnensteig, Hof mit 3 Einw., b) Rudishof, Hof mit 14 Einw., c) Seppersburg, Hof mit 5 Einw. Der Hof Burg, ein altes, gemauertes Haus, soll das Gesindehaus gewesen seyn, das zu dem alten Schloß Kißlegg gehörte. Von dieser alten Burg war oben S. 112 und S. 262 die Rede. Rudishof ist vielleicht das Rudhartishoven, wo Herimannus von Rudishof dem Kloster Isny ein Gut schenkt, 1174. Seppersburg gehört zur Markung von St. Anna. Der größte Theil dieser Markung besteht aus dem Torfmoor Bürgermoos. |
  • 11) Feld, Hof mit 6 Einw. – 12) Finken, Hof mit 8 E., auf der Markung von Unterriebgarten. Dieser dem Hospital Kißlegg lehenbar gewesene Hof ist jetzt zinseigen. – 13) Fischreute, Weiler mit 12 Einw. – 14) Frohnmühle, Weiler mit 9 Einw., nebst Rädlers, Hof mit 6 Einw. Die Mahlmühle Frohnmühle liegt an der Ach und an der Straße nach Kißlegg.
  • 15) Furthmühle, Weiler mit 18 Einw., zwei Mühlen an der Ach. – 16) Furthmühleberg, Weiler mit 6 Einw. Beide Parzellen sind von der Gemeinde Praßberg beinahe ganz eingeschlossen.
  • 17) Goppertshofen, Weiler mit 46 Einw., nebst a) Niederholz, Hof mit 10 Einw., und b) Schornreute, Hof mit 6 Einw. Goppertshofen, in der Nähe des Argensee’s, muß zum Theil den alten Grafen von Bregenz gehört haben. 1128 überläßt zu Ulm Graf Rudolf von Bregenz dem Herzog Friedrich von Schwaben einen halben Hof in Gotipretishoven, und im nämlichen Jahr unterschreibt ein Meginzo miles de Cotepretishofen eine Urkunde des Klosters Ochsenhausen. Die Markung enthält den Schorrenwald und das Rotherholz. Auf einem Berg im Schorrenwalde soll eine Burg gestanden haben; der Berg ist ziemlich hoch und bewaldet; Mauern sieht man nicht mehr, aber Wälle um den Berg herum.
  • 18) Häusern, Weiler mit 12 Einw. – 19) Halden, Hof mit 6 Einw. – 20) Hinter-Moos, Weiler mit 11 Einw., Enklave zwischen der Gem. Praßberg und den Oberämtern Ravensburg und Waldsee. – 21) Johlers, Hof mit .. Einw. – 22) Kaibach, Weiler mit 15 Einw. – 23) Kochs, Hof mit 6 Einw., dem Hospital in Kißlegg lehenbar.
  • 24) Krummbach, Weiler mit einer Mahlmühle und 10 Einw., 1/8 Stunde nordöstlich vom Horberweiher, Mit der Mühle ist eine sehr unvollkommene und ländliche Badeinrichtung verbunden; die Quelle ist eisenhaltig, s. oben. Zwei Güter, sonst dem Hospital in Kißlegg lehenbar, sind jetzt zinseigen.
  • 25) Langenacker, Weiler mit 31 Einw. – 26) Lanquanz, Hof mit 11 Einw.
  • 27) Lautersee, Weiler mit 20 Einw., ohne Zweifel das Luterseebach, wo nach Ildef. von Arx (I. S. 155) das Kloster St. Gallen schon 847 Güter erwarb. Nördlich dabei der zur Markung Bärenweiler gehörige Lautersee.
  • 28) Liebenried, Weiler mit 28 Einw. Ein dem Hospital in Kißlegg lehenbar gewesenes Gut ist jetzt zinseigen. – 29) Löhle, Hof mit 4 Einw. – 30) Oberhaid, Weiler mit 14 Einw. – 31) Ober-Horgen, Weiler mit 19 Einw., an der Straße von Isny nach Kißlegg. – 32) Ober-Riebgarten, Weiler mit 21 Einw. |
  • 33) Ober-Tiefenthal, Weiler mit 22 Einw., nebst Scheiben, Hof mit .. Einw. Die oben bei Praßberg, Parzelle 35, erwähnte Kunigund tauschte (nach dem Nekrol. v. Weingarten S. 151) einen halben Hof in Tiufental bei Lancrain ein. Der jetzt verschwundene Name Langrain kommt auch unter den Gütern vor, welche Welf IV. 1090 dem Kloster Weingarten schenkte (ebendaselbst S. 155). Ein Gut ist dem Hospital in Kißlegg afterlehenbar und ein Trauchburgsches Handlehen.
  • 34) Pfaffenweiler, Weiler mit 23 Einw., am Zellersee, mit zwei der Pfarrei Kißlegg lehenbaren Gütern. – 35) Reute, Weiler mit 15 Einw., nebst Breite, Hof mit 7 Einw. Reute hat eine von der Parzellargemeinde unterhaltene Feldkapelle zur Privatandacht. – 36) Riehlings, Weiler mit 26 Einw., nebst a) Riehlingshöhe, Weiler mir 12 Einw. und b) Weingarten, Hof mit 7 Einw., liegen über dem Argenthal an der Oberamtsgrenze von Leutkirch.
  • 37) Sammisweiler, Hof mit 8 Einw., nebst Unter-Sammisweiler, Hof mit 9 Einw., auf 2 besonderen Markungen. – 38) Schönenberg, Hof mit 10 Einw. – 39) Schurtannen, Weiler mit 32 Einw., an der Straße von Wangen nach Kißlegg. – 40) Sommershalden, Weiler mit 19 Einw.
  • 41) St. Anna, Weiler mit 28 Einw., 1/8 Stunde nordwestlich von Kißlegg; hier ist der Gottesacker der Kißlegger Kirchengemeinde. Die Gottesackerkirche, erbaut 1718, eingeweiht 1723, ist ein geräumiges, sehr gefälliges und geschmackvolles Gebäude. Sie hat einen eigenen Fonds von 7700 fl. Kapitalien in fürstlich Wolfeggscher Administration, eine Stiftung der Reichsgräfin Maria Anna von Waldburg-Wolfegg, geborenen von Schellenberg. Dabei befindet sich das Leprosen- oder Armenhaus zu St. Anna, ebenfalls eine Schellenbergsche Stiftung mit 3550 fl. Kapitalien; hier haben 14–16 heimathlose Angehörige der Herrschaft Kißlegg, Schellenbergschen Antheils, Wohnung und Obdach. Auch diese Pflege steht unter fürstl. Wolfeggscher Verwaltung. Ein zweites Armenhaus ist das fürstl. Wurzachsche für 10–12 Obdachlose aus dem Baumgartenschen (Wurzachschen) Antheil, mit 800 fl. Kapitalien.
  • 42) St. Loretto, Kapelle und Meßnerhaus mit 5 Einw., auf der Markung von Bärenweiler, an der Straße von Wangen nach Kißlegg, 1/4 Stunde von letzterem Orte. Loretto ist eine Wallfahrtskirche auf einer sehr sanft ansteigenden Anhöhe in der gewöhnlichen Form von Lorettokirchen, in alterthümlichem Styl mit schönen Paramenten. Susanna, Gemahlin des Vizthum von Eggstädt, geborene Gräfin Kuen-Belassi, gründete die Kirche und dotirte sie 1656, das Gnadenbild stiftete Konrad Öttlin, Kaplan in Konstanz. Der| Kirchenfonds beträgt 7200 fl. Kapitalien und steht in fürstl. Wurzachscher Administration. Messen liest der Hospitalkaplan von Bärenweiler.
  • 43) Unterhaid, Weiler mit 22 Einw., an der Ach. – 44) Unterhorgen, Weiler mit 44 Einw., mit einer Mühle am Argenseebach und einer Feldkapelle, die von der Parzellargemeinde unterhalten wird. Unterhorgen ist durch den bedeutenden Münzenfund (wovon oben S. 109) bekannt geworden, der auf seiner Markung gemacht wurde.
  • 45) Unter-Riebgarten, Weiler mit 41 Einw., die Markung schließt den bedeutenden Horberweiher ein und ist sehr sumpfig. – 46) Unter-Tiefenthal, Weiler mit 29 Einw., nebst Fuchshof, Hof mit .. Einw., größtentheils vom Oberamt Waldsee umgeben. – 47) Vordermoos, Hof mit 4 Einw., von der Gemeinde Praßberg und dem Oberamte Ravensburg eingeschlossen. – 48) Waffenried, Weiler mit 10 Einw. – 49) Wallmusried, Weiler mit 20 Einw., an der Straße von Wangen nach Kißlegg.
  • 50) Weilers, Weiler mit 33 Einw., nebst Kopfhalden, Hof mit 7 Einw., mit einer Mühle an der Ach, und einer Feldkapelle, welche von der Parzellargemeinde unterhalten wird. – 51) Wolfgelts, Weiler mit 37 Einw., nebst Eggen, Hof mit 8 Einw. – 52) Wuhrmühle, Mahlmühle mit 11 Einw., am Ausfluß des davon benannten großen Weihers, hart an der Grenze des Oberamts Leutkirch.
  • 53) Zaisenhofen, Weiler mit 65 Einw., nebst a) Berghof, Hof mit 3 Einw., und b) Schorren, Hof mit 5 Einw. Zaisenhofen liegt an der Straße von Isny nach Kißlegg, und hat eine Feldkapelle, welche von der Parzellargemeinde unterhalten wird.