Beschreibung des Oberamts Weinsberg/Kapitel B 23
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Der Ort ist ziemlich regelmäßig gebaut, hat ziemlich reinliche, gekandelte Straßen, besonders die abhängigen, und mehrere mittelgroße, nicht unansehnliche, seltener mit steinernen Unterstöcken versehene Häuser neben niedrigeren nur einstöckigen.
Im unteren Dorfe steht an der Straße das alte, im Jahr 1837 etwas erweiterte, zweistockigte Schulhaus, das zu ebener Erde ein ziemlich geräumiges, etwas niederes Lehrzimmer für jetzt 110 Kinder, über diesem das Rathszimmer und das Ortsgefängniß enthält. Eine Uhr ist im nördlichen Giebel des Hauses, ein Thürmchen mit Glocke überm Dach. Die Wohnung des Lehrers ist unweit davon, durch einen freien Platz getrennt, an derselben Straße in einem eigenen Hause mit Scheuer, von der Gemeinde erkauft 1801. Die Baulast an Beiden liegt der Gemeinde ob.
Zwei Armenhäuser sind vorhanden.
Ein steinernes Gemeindebackhaus wird eben jetzt in der Mitte des Dorfes gebaut.
Spuren von Ruinen und Wällen eines alten Schlosses finden sich auf der Spitze eines mit Wald bedeckten Bergrückens bei dem zu Adolzfurth, Oberamts Öhringen, gehörenden Hofe Hohenacker.| Vor mehreren Jahren sollen die jetzt mit Schutt bedeckten Gewölbe noch zugänglich gewesen seyn. Es wird insgemein „das Scheppacher Schloß“, beim Volke „Schloßbuckel“ genannt. Bei Bearbeitung ihrer Grundstücke fanden die dortigen Landleute Pfeile, Sporen, Streitäxte, Schwerdter, Hufeisen und Münzen aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges, worauf der Name Kriegshölzle hinweist. Nach der Volkssage soll hier ehemals ein Ort, Mittelscheppach genannt, gestanden seyn (s. unten b) und c) Hohenacker und Kriegshölzle).Die beiden Ortskeltern, welche die Gemeinde in den dreißiger Jahren von der Staatsfinanzverwaltung übernommen hat, liegen an der Straße gegen Eschenau außerhalb des Orts und gegen Unter-Heimbach zu in den Weinbergen.
Haupterwerbsquellen der Einwohner sind Ackerbau, Viehzucht und etwas Weinbau. Von Gewerben sind die gewöhnlichen, für die örtlichen Bedürfnisse arbeitenden Handwerker, 2 Schildwirthschaften, 1 Gassenwirthschaft, 1 Krämerei und eine an der Brettach liegende Mahlmühle mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang zu nennen. Die Mühle gehörte ehemals den Herren von Weiler und ist von diesen gegen jährliche bedeutende Gülten in Privathände übergegangen.
Die Einwohner sind im Allgemeinen rüstige, gesunde Leute, bei welchen keine Spur von Kretinismus und eine Epidemie sehr selten vorkommt. Sie sind im Allgemeinen gutmüthige Leute. Die Weiber stehen im Rufe ausgezeichneter Zungenfertigkeit. Ihre Vermögensverhältnisse sind, wie die der beiden andern Filialien, besser als die im Mutterorte. Der bedeutendste Güterbesitz beträgt 50 Morgen, der mittlere und gewöhnlichste 10–20 Morgen, der geringste 1–2 Morgen. Gar kein Grundeigenthum besitzen nur einige Wenige. Bettler giebt es derzeit keine. Die Geringeren finden mit Taglohn ein ordentliches Fortkommen.
Die ziemlich ausgedehnte, 2205 Morg. große Markung enthält 33 Morg. Gärten und Länder, 928 Morg. Äcker, worunter 79 Morg. willkürlich, nicht flürlich gebaute, 82 Morg. Weinberge, worunter 2 zu anderen Culturen verwendete, 274 Morg. zweimähdige und 61 Morg. einmähdige Wiesen, 564 Morg. Laub-, 31 Morg. Nadel- und 118 Morg. gemischte Waldung, 10 Morg. Weiden, 4 Morg. Öden. Davon gehören dem Staat: über 1 Morg. Wiesen, 203 Morg. Laub- und 115 Morg. gemischte Waldung. Der Grundherrschaft Hohenlohe-Waldburg: 206 Morg. Laub- und 31 Morg. Nadelwald. Der Gemeinde: 49 Morg. Äcker (verpachtet), über 4 Morg. Wiesen, 6 Morg. Laubwald, über 99 Morg. Wald der Gemeinde Rappach (s. Rappach), 10 Morg. Weide, etwas Öde.
| Die Landwirthschaft wird in sehr bedeutendem Umfange, da das Ackerfeld nicht viel weniger als die Hälfte der Markung ausmacht, mit Eifer und Umsicht betrieben. Der größtentheils aus Diluviallehm bestehende Boden ist fruchtbar und wird theils durch die gewöhnlichen Düngungsmittel, theils durch den Pförch gebessert. Auch wird die Jauche und bei Futterkräutern der Gyps angewendet. Güllenlöcher sind theilweise angelegt. Verbesserte Ackergeräthe, wie der Brabanter Pflug und die Walze, finden allgemeinen Eingang. Der deutsche Wendepflug ist fast gänzlich abgeschafft. Zur Bespannung gebraucht man mehr Ochsen, Stiere und Kühe mit dem einfachen Joch, als die seltenen Pferde.
Von Getreide kommt hauptsächlich Dinkel, Gerste und Haber, weniger Roggen und Einkorn zum Anbau. In der fast ganz angeblümten Brache und in den willkürlich gebauten Äckern kommen vor: Kartoffeln, viel Futterkräuter, besonders dreiblättriger Klee, weniger Lucerne und Esper, Angersen, Wicken, neuerdings auch Zuckerrüben, die jedoch wieder in Abgang kommen, etwas Ackerbohnen, Rüben, Reps. – Mehr in den Ländern Kraut, etwas Flachs und Hanf. Bei einer Aussaat von 6–7 Simri Dinkel, 3 Simri Gerste, 3 Sri. Haber, wird der durchschnittliche Ertrag eines Morgens zu 7–8 Scheffel Dinkel, 5–6 Scheffel Gerste, 4 Scheffel Roggen und 7–8 Scheffel Haber geschätzt. Die ergiebigeren Felder liegen gegen Eschenau und gegen Unter-Heimbach, und die Preise eines Morgen Ackers bewegen sich zwischen 100 fl. und 600 fl. Der Absatz von Getreide geht an die Bäcker der Nachbarschaft und auf die Schranne von Heilbronn.
Die Wiesen, die ca. den sechsten Theil der Markung ausmachen, und wovon die besten die sog. Hofwiesen sind, sind über zweimähdig, bedürfen mehr der Entwässerung als Bewässerung und geben ein gutes, nahrhaftes Futter, von dem nach Außen Manches abgesetzt wird. Man schätzt den Ertrag der zweimädigen Wiesen per Morgen auf 25–30 Ctr. Heu und 14–16 Ctr. Öhmd.
Für den Weinbau sind neuerdings nur etliche und 50 Morgen, also etwa der 42. Theil der Markung bestimmt. Die Weinberge haben eine ziemlich niedrige Lage am sog. Sollert, einem gegen Südwesten gekehrten Gehäng auf dem rechten Ufer des Gabelbachs, sodann im sog. Neuberg, am südwestlichen Gehäng eines, durch das von der Höhe von Wislensdorf herkommende Eschelbächlein gebildeten Thaleinschnittes. Sie sind hauptsächlich mit Silvanern, Elblingen und Drollingern bestockt, und liefern ein Erzeugniß, das bei der amtlichen Classification von 1809 in die III. (niederste) Classe| gesetzt wurde. Der Ertrag eines Morgens wird in günstigen Jahren zu 3–4 Eimer geschätzt. Der Eimer kostete im Jahr 1846 40 fl., 1847 18 fl., 1850 8 fl., 1852 18 fl., 1857 40 fl. Der geringe Absatz geht hauptsächlich in’s Hohenloh’sche. Die Preise eines Morgens Weinberg bewegen sich zwischen 300 und 400 fl.Die Obstzucht ist sehr unbedeutend. Man zählte im Jahr 1854 auf der ganzen Markung nur 200 Kern- und 225 Steinobstbäume mit einem Ertrag von 300 und 100 Sri. Man hält den Boden, als etwas sumpfig, dazu für ungeeignet. Außer den gewöhnlichen Mostsorten kommen wenig edlere vor. Häufiger sind die keiner Pflege bedürftigen Zwetschgen, die zum Brennen und Dörren verwendet werden.
Die der Gemeinde gehörigen 6 Morgen Laubwald gewähren keinen nennbaren Ertrag.
Auf den der Gemeinde gehörigen 10 Morgen Weide, sowie auf der Stoppelweide laufen 294 Stück Bastard- worunter 90 Mutterschaafe, hälftig den Ortsbürgern und hälftig einem Pachtschäfer gehörig. Dieser Pacht erträgt der Gemeinde jährlich gegen 60 fl. und die Pförchnutzung 250–300 fl.
Der kleine von der Gemeinde verkaufte, Privaten jetzt gehörige, Steinbruch liefert Bausandsteine. Straßensteine werden in Bitzfeld geholt.
Pferdezucht wird eigentlich nicht getrieben. Es waren bei der neuesten Aufnahme im Ganzen 17 Pferde, worunter 4 Hengste unter 3 Jahren vorhanden.
Die Rindviehzucht gehört zu den bedeutenderen dieser Region. Man zählte bei der jüngsten Aufnahme 334 Stücke, worunter 2 Farren, 46 Ochsen und Stiere, 133 Kühe, 140 Stück Schmalvieh, 13 Kälber. Vorherrschend ist der starke sog. Neckarschlag. 2 Farren vom Landschlage werden von einem Ortsbürger gehalten, der dafür an Geld aus der Gemeindekasse Nichts, aber die Nutznießung von 5 Morgen Äcker und 4 Morgen Wiesen hat. Viehmastung kommt selten vor. Viehhandel wird stark auf dem Heilbronner und den Viehmärkten der Nachbarschaft getrieben.
Auch die Schweinszucht gehört zu den bedeutenderen dieser Region. Bei der neuesten Aufnahme waren vorhanden: 1 Eber, 3 Mutterschweine, 68 Mastschweine, 36 Läufer und Milchschweine, zusammen 108 Stück. Es werden aber noch mehr Ferkel ein- als ausgeführt. Was von gemästeten Thieren nicht im Haus geschlachtet wird, findet guten Absatz bei den Metzgern der Nachbarschaft.
| An Ziegen, welche meist von Ärmeren gehalten werden, zählte man bei der letzten Aufnahme nur 12.
Mit der Bienenzucht geben sich nur sehr Wenige auf die altherkömmliche Weise ab. Es fanden sich bei der neuesten Aufnahme im ganzen Dorfe nur 18 Stöcke vor.
An Geflügel, besonders Gänsen und Hühnern etc., wird viel gezogen, aber meistens zu eigenem Gebrauch. Geflügel- und Eierhandel findet nicht Statt,
Der Gemeinde- und Stiftungshaushalt ist geordnet. S. Tab. III.
Das Filial hat seinen Antheil an der Stiftung des Mutterorts, daneben aber auch eine eigene kleine Stiftung von 800 fl. Fonds.
b) Die einzelnstehenden 2 Häuser mit Scheuer, Hohenacker, liegen fast 5/8 Stunden vom Hauptort entfernt auf einer Anhöhe über dem Thaleinschnitte des Gabelbaches an der südöstlichen Markungs- und Oberamtsgränze, nahe bei dem zur Gemeinde Adolzfuhrt, Oberamts Öhringen, gehörigen Weiler gleichen Namens. Die einfachen Sockelhäuser sind mit Gütern, Gras- und Baumgärten umgeben. Ihr Trinkwasser gibt ein zuweilen versiegender Pumpbrunnen. (Siehe oben „Scheppacher Schloß“ und Mittel-Scheppach.)
c) Das einzelnstehende Haus Kriegshölzle liegt 3/4 Stunden (geom.) von Scheppach entfernt, südlich am linken Ufer des Gabelbachs, unter der kleinen Vicinalstraße, die von Eschenau nach Scheppach führt. Der Hof hat einen Schöpfbrunnen mit nicht gutem Wasser.
Beides sind nicht unansehnliche, von Gärten und Feldern umgebene Häuser.
Scheppach gehörte zur Herrschaft Weinsberg und theilte deren Schicksal. Von eigenen Herren von Scheppach, welche als Lehensträger derer von Weinsberg auf der oben erwähnten Burg gehaust, findet sich Conradus miles dictus de Scheppach in einer Kloster Lichtensterner Urkunde von 1257 (Acta Theod. Pal. 1, 353). Einzelne Besitzungen hatten in diesem Orte, z. B. die von Weiler eine Mahlmühle (nach dem Landbuche von 1623), und Graf Kraft von Hohenlohe Güter, welche im Jahr 1459 Hans Bosch an ihn verkaufte. Im Jahr 1701 brachte Herzog Eberhard Ludwig die hiesigen Güter und Rechte der Grafschaft Hohenlohe durch Tausch an sich.
In kirchlicher Beziehung war Scheppach von jeher Filial von Waldbach.
Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungsgesetze von 1848/49 a) Freiherr von Weiler, b) Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein, c) Freiherr von Hügel in Eschenau, d) das Cameralamt| Weinsberg, e) die Hospitalverwaltung Öhringen, f) Stiftungspflege Weiler, g) Stiftungspflege Waldbach, h) Stiftungspflege Eschenau, i) Fürst von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.
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