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Boetticher:Goetzenberger, Jacob

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Goetz, Theodor von Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1891) von Friedrich von Boetticher
Goetzenberger, Jacob
Götzloff, Karl Wilhelm
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[396] Goetzenberger, Jacob, Historienmaler, geb. zu Heidelberg 1800, gest. zu Darmstadt am 6. Oct. 1866. Schüler des Cornelius in Ddf. u. in München. Ging infolge des Auftrags, in Gemeinschaft mit K. Hermann u. Ernst Förster die Aula der Bonner Univ. al fresco auszumalen, 1828 nach Rom u. Neapel, wo er die Cartons, Gruppendarstellungen histor. Vertreter der „Jurisprudenz“, der „Medicin“ u. der „Philosophie“, zeichnete. Diese drei führte er als Wandgemälde allein aus, während er bei Ausführung des zuerst begonnenen Bildes der „Theologie“, nach dem Carton Karl Herrmann’s, mit Letzterem und Ernst Förster beteiligt war. Den wiederholt unterbrochenen Arbeiten in der Aula, welche von 1824–35 dauerten, folgte Goetzenberger’s Freskencyclus in der Kapelle zu Nierstein. Nach einer Reise, die er mit Cornelius nach Paris u. London unternommen, begann G. die Fresken an der vom Baudirector Hübsch seit 1839 erbauten neuen Trinkhalle zu Baden-Baden, welche den Kurgästen bereits im Sommer 1843 übergeben werden konnte. Längere Zeit lebte der Künstler dann in England, wo er Portraits u. Fresken malte, und in gleicher Tätigkeit in den letzten Lebensjahren in der Schweiz. Er war bad. Hofmaler u. Galeriedirector in Mannheim.

1. Madonna. Von G. im Auftrage des Cornelius 1823 für Baron Simolin auf Gr. Dselden in Kurland gemalt u. längere Zeit für ein Werk des Cornelius gehalten, der es mit einer Zuschrift, datirt „München, den 6ten Septbr. 1823. P. Cornelius“ dem Besteller übersandte. Jetziger E. des Bildes: Baron Kap-herr, Dresden. Den Carton bes. Frau Caroline Lauska, Berlin. Aeltere Entwürfe bes. Berth. Rössner, Darmst, welcher sie aus dem Nachlass des in Darmst verstorb. J. Goetzenberger meistbietend erstand. Nach dem Carton in Umriss gest von Th. Langer in Lützow’s „Z. f. b. K.“ 1868.
2. 3. Die „Jurisprudenz“ u. die „Medicin“. Cartons. Gegenstücke, je 2,88 h., 3,80 br. Der Carton zur „Jurisprudenz“, mit der allegor. Gestalt der Justitia u. mehr als 70 Figuren der berühmtesten Gesetzgeber u. Rechtsgelehrten, befand sich auf d Karlsr. KA. 1829.
4. 5. Zwei Arabesken, als Wandfüllungen zu 2. u. 3. gehörig. Cartons, je 3,20 h., 1,30 br.
6. Die „Philosophie“. Carton. h. 3,06, br. 6,00. Gest. von Jos. Keller, roy. qu. fol.; in Umrissen von C. F. Schreck für’s Werk Raczynski’s. – Karlsr. KA., Mai 1832.
7. 8. Zwei Arabesken, als Wandfüllungen zu 6. gehörig. Cartons, je 3,20 h., br. 1,30.
2–8 E: Kunsthalle Karlsruhe. Al fresco ausgeführt in der Aula der Univ. Bonn.
9. Zauberin. Vor einem aufgeschlagenen Buche. Die Rechte hält die Zauberrute, mit der Linken berührt sie eine Glaskugel. Kniest. Holzschn. bei Raczynski. – Karlsr. KA. 35.
10. 11. S. Catharina; Kassandra. – Karlsr. KA. 35.
12. Freskencyclus in einer Kapelle zu Nierstein, Rheinhessen. Im Hauptbilde die „Anbetung des Christkindes“.
13. Die h. Jungfrau mit dem Christuskinde auf dem Schosse. Lebensgr. Kniest, h. 0,90, br. 0,72. E: Kunsthalle Karlsruhe. – Karlsr. KA., Sept 38.

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14. Die Novize der barmh. Schwestern. Angek. vom Mannh. KV. f. d. Verlos. Lith. von L. Noël. gr. fol. – Karlsr. KA. 38; Stuttg. KA. 48.
15. Die blaue Grotte. Allegor. Bild. – Mainz. KA., Sommer 39.
16. Frescomalereien an der Rückseite der 271′ langen, 36′ breiten Colonnade der Trinkhalle zu Baden. Den Inhalt bilden die vorzüglichsten Sagen u. Märchen des Schwarzwaldes: Burkard Keller v. Yburg; Der Mummelsee; Die Nixe des Wildsees; Die Engels- u. Teufelskanzel; Graf Eberstein; Fremersberg; Die Geisterhochzeit zu Lauf; Baldreit; Die Felsen; Burg Windeck; Allerheiligen; Hohenbaden; Kloster Lilienthal. Die Cartons befinden sich im Besitz der Stadt Heidelberg.
17. Decorationen eines Prachtsaales in Bridgewaterhouse, der Residenz des Lords Ellesmere. Dieselben, in den Hauptbildern der Gesch. des Hauses Bridgewater, in den Nebenbildern der Milton’schen Dichtung „Comus“ entlehnt, blieben infolge des 1857 eingetretenen Todes des Lords unvollendet.
18. Ausschmückung eines Saales im Nordhumberlandpalaste zu London mit vier gr. Compositionen aus einer altengl. Ballade, welche den Lord Percy, den Urahn der Grafen von Nordhumberland, feiert. Die Cartons dieser in den Jahren 1863–65 zu Luzern ausgeführten Fresken vermachte Goetzenberger seiner Vaterstadt Heidelberg, dessen Lyceum sie aufbewahrt.
19. Zeichnung. Goethe, dem die Ereignisse seiner Jugend im Traum erscheinen. Zum Titelbilde bestimmt für die musik. Compos. des „Faust“ vom Fürsten Anton Radziwill.
20. Zeichnung. „Die Andacht zum Kreuz“. Nach Calderon. Gest von A. Reindel als Titelkupfer zum Frauentaschenbuch von 1823.