Boetticher:Hess, Heinrich Maria von

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Hess, Eugen Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Erster Band (1895) von Friedrich von Boetticher
Hess, Heinrich Maria von
Hess, Hieronymus
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[515] Hess, Heinrich Maria von, Historienmaler, geb. zu Düsseldorf am 19. April 1798, gest. zu München am 29. März 1863. Zweiter Sohn des Kupferstechers Karl Ernst Chr. H., dem er mit seinen Brüdern Karl u. Peter bereits 1806 nach München fügte, wo er anfangs des väterl. Unterrichts genoss, darauf die Akad. unter Peter v. Langer besuchte u. sich bald mit Vorliebe der Darstellung des Religiösen widmete. 1821 ging er mit einem k. Stipendium nach Italien. Vier Jahre verbrachte er in Rom, dem Studium Raffael’s u. der Präraffaeliten hingegeben, während von seinen röm. Zeitgenossen Overbeck ihn am meisten anzog. Durch Cornelius erhielt er 1826 in Rom den Ruf als Professor an die Münch. Akademie, wo ihm die Leitung der Malclasse übertragen wurde, ausserdem die künstler. Leitung der k. Anstalt für Glasmalerei. Unter den Schülern, welche er während einer 20jähr. Lehrtätigkeit ausbildete, waren Joh. Schraudolph, Chr. Ruben u. J. A. Fischer wol die bedeutendsten; Schraudolph besonders stand dem Meister wiederholt als Gehilfe zur Seite. 1847 legte Hess seine Professur nieder. 1849 wurde er zum Director der vereinigten Sammlungen ernannt. Er war Mitgl. mehrerer Akad. des In- u. Auslandes, seit 1853 auch Mitgl. des Institut de France.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Die Grablegung. Gruppe von acht fast lebensgr. Figuren. 1817 gem. h. 6′, br. 7′. E: Sacristei der Theatinerkirche, München. Ein Bild „Grablegung“ (ohne genauere Bezeichn.) war auf d. Münch. Jub.-A. 88, hist. Abteil.
2. Madonna mit dem schlafenden Christkinde zwischen zwei betenden Engeln in der Landschaft.
3. Madonna mit dem segnenden Christkinde, zur Linken die h. Caecilie, zur Rechten zwei singende Engel.
2 u. 3 1820 angebl. in Münch. Privatbesitz. Ein kl. Madonnenbildchen soll der Künstler im Sommer 1822 in Perugia gemalt haben.
4. St. Lucas malt die in einem Zimmer vor ihm sitzende h. Jungfrau mit dem Christkinde auf dem Schoss. Links daneben steht der kl. Johannes, der in der Linken das Kreuz hält, mit der Rechten ein Lamm am Bande führt. Holz. h. 20″, br. 17½″. E: Palais Liegnitz. Berlin. – Berl. ak. KA. 22.
5. Glaube, Hoffnung u. Liebe mit ihren Symbolen unter dem Schatten einer Eiche sitzend. Holz. h. 21½″, br. 25″. Vor der röm. Reise in München gemalt. E: Leuchtenberg-Gal., St. Petersburg. Lith. von Hanfstängl. gr. qu. fol.; Lith. vom Künstler selbst, qu. fol.
6. Büssende Magdalene. Lebensgr. Kniest. Für die Privatkapelle des Herzogs v. Leuchtenberg.
7. Heilige Familie. Maria mit einem Gebetbuche vor dem Hause sitzend. Ihr zur Seite mit einem Lamm das Jesuskind, dem der kl. Johannes eine Schale Milch bringt. Für die Königin Caroline v. Bayern gemalt.
8. Die Christnacht. Drei Engel schweben zur Erde herab. Der erste trägt das Christkind, das einen Palmzweig hält: der zweite das Kreuz, der dritte die Dornenkrone. E: Baron Eichthal, München. Lith. vom Künstler selbst; Lith. von G. Bodmer. kl. qu. fol.; Galvanograph. von Schöninger, Jahresbl. d. Salzb. KV. 51.

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9. Bildniss Thorvaldsen’s. Der Meister in grauem pelzbesetzten Schlafrock an einem Tische sitzend. An der Wand über seinem Haupte hängt ein Lorbeerkranz. Lebensgr. mit Händen. In Rom nach dem Leben gemalt. Bez. 1828. Holz, h. 0,77, br. 0,68. E: Neue Pin. München. – Rom. A. deutscher Künstler 1825; Münch. KA., Oct. 29.
10. Bildniss einer vornehmen Florentinerin (Marchesa Florenzi) in der Tracht der 20er Jahre. Ganze lebensgr. Figur. 1824 gem. h. 2,11, br. 1,52. E: Neue Pin. München.
11. Apollo u. die Musen auf dem Parnass. Lebensgr. Figuren. Auf Bestell. König Max’ I. 1821 in Rom begonnen, 1826 vollendet, h. 2,42, br. 4,50. E: Neue Pin. München, Verm. des Prinzen Karl v. Bayern. Abb. in Pecht „Gesch. d. Münch. Kunst im 19. Jahrh.“
12. Landleute, im Jubiläumsjahre nach Rom pilgernd, gewahren in der Ferne die Kuppel der Peterskirche. h. 0,41, br. 0,51. E: Neue Pin. München. Lith. von Hanfstängl. Münch. KV.-Bl. qu. fol. – Münch. KA. 29.
13. Besuch Maria’s bei Elisabeth. Kam, als Besitz der Prinzessin Luise, in die Niederlande.
14. Besuch Maria’s bei Elisabeth. Letztere kniet vor Maria, zu ihr emporschauend. Im Hintergr. Joseph u. seine Begleiter, h. 28″, br. 34″. E: Baron Speck-Sternburg, Lützschena. Ein kl. Bild war auf d. Münch. KA. 29, ein Bild im Halberst. KV. Juni 40.
15. 16. Der Vater des Künstlers; Die Mutter des Künstlers. – Münch. Jub.-A. 88, hist. Abteil.
17. Bildniss Thorvaldsen’s. Der Meister sitzt im Pelz an einem mit rotem Teppich bedeckten Tische, auf welchem Hammer, Meissel u. ein Lorbeerzweig liegen. Der rechte Arm ruht auf dem Tisch, die linke Hand auf der rechten. Im hintern Nebenraum arbeitet ein Schüler an der Statue des Jason. Lebensgr. Kniest. Bez: Albertus Thorvaldsen Sculptor. H. Hess pinx. 1884. Holz. h. 3′, br. 2′ 3″ altfranz. M. Gelangte aus d. Samml. des Grafen Schönborn-Wiesentheid in die des Grafen Schack zu München. – Münch. allg. d. KA. 58. Eine Wiederhol. des Bildes von Seitz in Rom erhielt von Hess nur die letzten Retouchen.
18. Die Flucht nach Aegypten. E: Kammerherr v. Uechtritz, Dresden. – Dresd. A. f. d. Tiedge-Stiftung 42.
19. Die Flucht nach Aegypten (im Kahn). Joseph führt das Steuerruder, die Engel des Glaubens, der Liebe u. der Hoffnung geleiten die Fliehenden. E: König Ludw.-Album. Gest. von A. F. Schultheiss. gr. qu. fol.
20. Jesus bei Maria u. Martha. – Par. WA. 67.
21. Caritas, h. 17″, br. 17″. – Aumüllers Münch. K.-Auct., 18. Nov. 67.
22. Madonna in throno. Altargemälde. Auf erhöhtem Throne Maria mit dem segnenden Kinde; über ihr schweben singende Engelgruppen. Zu beiden Seiten des Thrones je zwei der Kirchenväter; tiefer auf den Stufen kniend die Patrone der vier von K. Ludwig erbauten Kirchen: S. Bonifacius mit dem Modell der Basilica, S. Ludwig mit dem Modell der Ludwigskirche, St. Stephanus mit dem Modell der Allerheiligen-Hofkirche u. endlich, zwischen diesen, auf den Stufen sitzend, ein Engel, als Stellvertreter der Maria, mit dem Modell der Mariahilfkirche in d. Vorstadt Au. Ueberlebensgr. Gestalten. Bez. 1853. h. 4,58, br. 3,40. E: Neue Pin. München. Abb. in Pecht „Gesch. d. Münch. K. des 19. Jahrh.“
23. Das h. Abendmahl. h. 4,04, br. 5,96. Christus, inmitten seiner Jünger stehend, hält den Kelch in der Linken, das Brod in der erhobenen Rechten, im Begriff es den Jüngern zu reichen. Abenddämmerung; in der Mitte der Halle ein Durchblick auf Jerusalem. 1862 für K. Ludwig begonnen, blieb unvollendet. E: Neue Pin. München. Gest. von C. Kräutle. roy. qu. fol.

II. Fresken.[Bearbeiten]

1. Fresken auf Goldgrund in der von Klenze im byzant. Stil des 11. Jahrh. von 1826–37 erbauten Allerheiligen-Hofkirche der Residenz zu München. Zur Darstellung gelangten die Hauptmomente des alten u. des neuen Testaments, u. die symbol. Verklärung beider in der triumphirenden christlichen Kirche. Diese Einteilung der Gemälde ergab sich aus der Einteilung der Kirche, die zwei Kuppelräume, jeder mit zwei Seitenlogen, und die Altarnische der Ausmalung darbot. Die Entwürfe zu den Fresken sind, ausser denen von H. Hess, von seinen Schülern Schraudolph, Karl Koch, J. B. Müller u. Seitz, die unter der Leitung des Meisters sich auch an der Ausführung der Fresken beteiligten, welche, 1830 begonnen, im Herbst 1837 beendigt wurden. Die Decorationsmalereien u. die Verzierungen hat Jos. Schwarzmann teils nach eignen, teils nach Vorlagen von Hess ausgeführt.
I. Das Musikchor. Die Beziehungen der Künste zur Kirche. In der Mitte: Die h. Caecilie, die Orgel spielend. In den Medaillons an den vier Ecken der Einfassung die Halbfiguren des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung u. der Kirche. Weiter unten in Rundbildern an der einen Seite König David u. St. Gregor, als Meister des Gesanges, auf der andern Seite St. Lucas u. Salomo, als Meister der Malerei u. der Baukunst. Zwischen diesen vier Rundbildern u. dem Mittelbilde die allegor. Figuren der Weisheit, Stärke, Mässigung u. Klugheit.
II. Erste Kuppel (Altes Testament). In der Mitte: „Jehovah im Kranze von Seraphim“, umgeben von einem Kreise, der in 8 Bildern die sechs Tage der Schöpfung, den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradiese darstellt. Die untere Wölbung der Kuppel enthält vier grössere u. vier kleinere Darstellungen aus der Geschichte Noah’s, die vier Zwickel der Pfeiler, welche die Kuppel tragen, die colossalen Figuren der vier Patriarchen: Noah, Abraham, Isaak u. Jakob.
A. Erste Seitenloge. In der Mitte des Bandgewölbes: „Melchisedech segnet Abraham“. An der untern Neigung des Bandgewölbes auf der einen Seite: „Jacob erblickt die Himmelsleiter“ u. darüber grau in grau: „Die Verstossung der Hagar“; auf der andern Seite: „Jacob’s Kampf mit dem Engel“ u. darüber grau in grau: „Abraham’s Verheissung durch die drei Engel“. An der Hauptwand über den Fenstern: „Das Opfer Isaak’s“. Auf der einen Seite dieses Bildes: „Abraham empfängt im Traum den Befehl des Herrn“, auf der andern Seite: „Die beiden Knechte Abraham’s mit dem Saumtier ausruhend“.

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B. Zweite Seitenloge. In der Mitte des Bandgewölbes: „Moses schlägt Wasser aus dem Felsen“. An der untern Neigung des Bandgewölbes auf der einen Seite: „Die sitzenden Gestalten Josua’s mit dem Schwerte u. Samuel’s als Richter“ u. darüber grau in grau: „Die Berufung des Moses im brennenden Dornbusch“; auf der andern Seite „Saul als erster König u. David, als königl. Sänger u. Haupt des Geschlechtes Jesu“ u. darüber grau in grau: „Die Bestattung Moses’ durch Engel“. An der Hauptwand der gegenüberliegenden Seitenloge: „Moses bringt dem Volke die vom Herrn zum zweitenmal empfangenen Gesetztafeln“.
C. Grosses mittleres Bandgewölbe, welches, das Schiff in zwei Abteilungen scheidend, in seinen Compositionen den Uebergang vom alten zum neuen Testamente vermittelt. Am Fass des Bogens auf der einen Seite: „Die Propheten Jeremias u. Daniel“, auf der andern Seite: „Jesaias u. Ezechiel“. Ueber den beiden ersteren grau in grau: „Die Predigt Johannes des Täufers in der Wüste“, über den beiden letzteren grau in grau: „Die Verkündigung Maria’s“. Zwischen diesen beiden Bildern, in der Mitte des Bandgewölbes: „Die Anbetung durch die Hirten u. die Könige“.
„Jesaias u. Ezechiel“ gest. von H. Merz. gr. qu. fol. Dieselben mit dem darüber befindl. Bilde der „Verkündigung“ (Rundbild) in lith. Umriss „Schorn’s Kunstblatt“ 1829.
Das Bild der Maria aus der Anbetung gest. von H. Merz. gr. fol.; Lith. von A. Straucher. gr. fol.
III. Zweite Kuppel (Neues Testament). In der Mitte: „Christus als Haupt der Kirche u. der Gemeinde der Heiligen“, die ihn in den Gestalten der Apostel umgiebt. Die vier Pfeilerzwickel enthalten, den Patriarchen in der ersten Kuppel entsprechend, die Colossalfiguren der vier Evangelisten.
A. Erste Seitenloge. In der Mitte des Bandgewölbes, dem Segen Melchisedech’s entsprechend: „Christus, die Kinder segnend“. An der untern Neigung des Bandgewölbes auf der einen Seite: „Christus am Oelberge“ u. darüber grau in grau: „Die Auferweckung des Lazarus“; auf der andern Seite: „Die Taufe Christi durch Johannes“ u. darüber grau in grau: „Christi Einzug in Jerusalem“. An der Hauptwand über den Fenstern, dem Opfer Isaaks entsprechend: „Die Kreuzigung Christi“.
„Christus als Kinderfreund“ für den Engländer Howard angeblich in Oel wiederholt.
„Christus am Oelberge.“ Abb. „Denkm. d. K.“ Taf. 119.
B. Zweite Seitenloge. In der Mitte des Bandgewölbes, entsprechend dem Wasser aus dem Felsen: „Die Auferstehung Christi“. An der untern Neigung des Bandgewölbes auf der einen Seite: „Christus u. Magdalena (Noli me tangere)“ u. darüber grau in grau: „Christus mit den Jüngern zu Emaus“; auf der andern Seite: „Thomas legt seine Finger in die Wundmale Christi“ u. darüber grau in grau: „Christus tritt nach der Auferstehung unter die versammelten Jünger“. An der Hauptwand: „Die Himmelfahrt Christi“.
C. Erstes grosses Bandgewölbe vor der Chornische. In der Mitte des Bogens: „Die sieben Gaben des h. Geistes“, u. zwar auf der einen Seite: Stärke, Weisheit, Gottseligkeit, auf der andern Seite: Furcht des Herrn, Wissenschaft, Verstand, guter Rat. An der untern Neigung des Bodens: „Die vier Kirchenväter“, auf der einen Seite Ambrosius u. Augustinus, darüber grau in grau: „Die Verleihung der Schlüssel an Petrus“; auf der andern Seite Gregorius u. Hieronymus, darüber grau in grau: „Die Aussendung der Apostel“.
D. Zweites grosses Bandgewölbe vor der Chornische. In der Mitte des Bandgewölbes: „Das Sacrament des Altars“, dem sich nach der einen Seite die „Taufe“, die „letzte Oelung“, die „Ehe“, nach der andern Seite die „Firmung“, die „Beichte“ u. die „Priesterweihe“ anschliessen. Die beiden Pfeiler, welche dieses Bandgewölbe tragen, sind mit je einem Engel geschmückt. Der eine mit Waage u. Schwert stellt das „Gericht“ vor, der andere mit Märtyrerkrone u. Palmzweig die „Gnade“.
IV. Die Chornische. In der obern Wölbung: „Die Dreieinigkeit“. Darunter „Maria auf dem Thron“, neben ihr auf der einen Seite Petrus u. Moses, auf der andern Seite Paulus u. Elias.
„Maria auf dem Thron“, gest. von Adr. Schleich, fol.
V. Kleinere Altarnische zur Rechten des Hauptaltars: „Der verklärte Christus mit der Siegesfahne, verehrt von St. Georg u. St. Hubertus, den Schutzpatronen des bayr. Königshauses“.
VI. Kleinere Altarnische zur Linken des Hauptaltars: „Maria mit dem Jesuskinde in der Verklärung, verehrt vom h. Ludwig u. der h. Therese, den Schutzpatronen des k. Stifters u. seiner Gemahlin“.
Die Cartons zu den Fresken der Allerheil. Hofk.: Münch. KA., Oct. 1829. Die der „Propheten“ u. d. „Anb. d. Weisen“ E: Kunsthalle Karlsruhe.
Abb. sämmtlicher Wandgemälde im Werk: „Die Frescogemälde der K. Allerheiligen-Hofkapelle in München von H. Hess, u. den unter dessen Leitung mitarbeitenden Künstlern J. Schraudolph, C. Koch u. J. B. Müller. In Lithogr. herausg. von J. G. Schreiner in München“. gr. roy. fol. mit begleitendem Text. München 1839.
2. Fresken in der von Ziebland 1835–50 erbauten Basilika des h. Bonifacius zu München. Im Auftrage König Ludwig’s 1837 begonnen u. Anfang Oct. 1844 vollendet, stellen dieselben in 12 grossen und in 10 kleineren, in achteckigen verzierten Rahmen ausgeführten Gemälden das Leben und Wirken des Apostels der Deutschen dar. Ueber diesen Bildern enthält ein Cyclus von kleineren, auf Goldgrund ausgeführten Darstellungen die Geschichte der Bekehrung der deutschen Völker von 284 bis auf Karl den Grossen.
I. Chornische. Christus in der Glorie, auf seinem Thron sitzend, mit ausgebreiteten Armen, umgeben von Cherubim u. Seraphim, vor ihm in Anbetung Maria u. Johannes der Täufer. Unter der Hauptgruppe folgende Apostel der Deutschen: Benedict, Bonifacius, Willibald, Corbinian, Rupertus, Emeran, Kilian u. Magnus.

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Auf der die Nischenvertiefung umgebenden Wand rechts von Christus ist der Erzengel Gabriel, links die Maria dargestellt u. auf jeder Seite zwei Evangelisten, zu dem im Friese gemalten Lamme mit der Siegesfahne emporblickend.
II. Die Scenen aus dem Leben des h. Bonifacius:
1) Der Knabe Winfried, dessen Gebet die Genesung des Vaters aus schwerer Krankheit bewirkt hat, wird von diesem den Benedictinern zur Erziehung für den geistl. Stand übergeben.
Das darauffolgende kleinere Bild (Episode) zeigt Bonifacius im Kloster Nuscella bei Southampton im Ordenskleide der Benedictiner.
2) B. verlässt England, um sich vom Papst zum Apostel der Deutschen weihen zu lassen. Abt Winbert erteilt ihm u. den Gefährten den Reisesegen. Umriss von Jos. Unger „Münch. Jahrbücher“ I.; Lith. von F. Hohe. „Münch. KV.-Bl. f. 1843“. gr. qu. fol.
Episode: Ankunft in Italien. Sie küssen das Land. Im Hintergr. Rom.
3) Papst Gregor, II. weiht B. am Grabe des h. Petrus zum Apostel der Deutschen. Nach der Skizze von Hess ausgeführt von J. C. Koch.
Episode: Rückzug des B. u. seiner Gefährten über die Alpen.
4) B. predigt den Friesen das Evangelium. Von J. Schraudolph unter Leitung des Meisters comp., gez. u. gem.
Episode: Ein Bote des Papstes beruft ihn nach Rom.
5) Er wird von Gregor II. in der Peterskirche zum Bischof geweiht. Von J. Schraudolph comp., gez. u. gem.
Episode: Dem im Walde Verirrten bringt ein Engel einen Fisch zur Nahrung.
6) B. fällt die Donnereiche in Thüringen u. pflanzt an deren Stelle das Kreuzeszeichen auf. Gem. von J. Schraudolph. (Letztes Bild der nordwestl. Seite, dem Hochaltar gegenüber, auf der Wand des Musikchors). Ohne Episode.
7) B. teilt unter Herzog Odilo von Bayern das Land in vier Bistümer u. gründet neue zu Eichstädt u. Würzburg. (Erstes Bild der süd-östl. Seite). Von J. C. Koch gem.
Episode: Er gründet mit Sturmius in waldiger Gegend das Stift Fulda.
8) Einweihung des Stiftes Fulda, zu dessen erstem Abt Sturmius eingesetzt wird. Gem. von J. C. Koch.
Episode: B. wird in einem Kloster Frankreichs mit der Erziehung eines Knaben betraut, der später als Gregor von Utrecht unter den Heiligen verehrt wird.
9) B. salbt Pipin zum Könige der Franken. Gem. von J. Schraudolph.
Episode: Er erhält das Pallium als Erzbischof von Mainz.
10) B. übergiebt das Pallium Lullus, seinem Verwandten u. Schüler, u. zieht in der Mönchskutte mit seinen Gefährten wiederum aus zur Bekehrung der Friesen.
Episode: Er betet mit den Gefährten u. bereitet sich zum Märtyrertode vor.
11) B. mit seinen Gefährten wird von den Friesen erschlagen.
Episode: Sein Leichnam, den die Geistlichen nach Utrecht gebracht, wird von den Abgesandten des Erzbischofs Lullus zu Wasser nach Mainz geführt.
12) Der Leichnam des Heiligen wird in der von ihm gegründeten Stiftskirche zu Fulda feierlichst beigesetzt. Unter Leitung von Hess comp., gez. u. gem. von J. Schraudolph. Umrissstich von Jos. Unger „Münch. Jahrbücher“ I.
Die gr. Fresken in zwölf Bll. nach den Orig.-Cartons unter Leitung J. Thaeter’s gest. von P. Barfus, J. Burger, H. Walde u. Fr. Zimmermann. gr. qu. fol.
III. Oberhalb dieses Bildercyclus entfaltet sich in den zwischen den Fenstern der Wände befindl. Räumen der schon erwähnte zweite Cyclus, der die Ausbreitung des Christentums in Deutschland behandelt. Er umfasst 36. von Hess’schen Schülern auf Goldgrund ausgeführte Darstellungen, welche sich in den „Münchner Jahrbüchern f. bild. Kunst“ I. u. in Söltl „Die bild. Kunst“ in München (1842) aufgezählt finden.
IV. In den Zwickeln der Archivolten unter den Scenen aus dem Leben des h. Bonifacius befinden sich al fresco die Medaillonbildnisse von 34 Päpsten, von Julius III. (1550) bis zu Gregor XVI. (1831).
V. Zwei Gemälde der Seitenaltäre:
1) Maria auf dem Throne, umgeben von anbetenden Engeln u. den acht Namensheiligen der Kinder K. Ludwig’s.
2) Die Steinigung des h. Stephanus, des ersten Märtyrers der christl. Kirche.
3. Das h. Abendmahl. Gr. Fresco im Refectorium des Benedictinerklosters zu München. 1846 vollendet. Gest. von Karl Kräutle. roy. qu. fol.
4. Daphne u. Apollon. Das im Göttersaal der Glyptothek befindliche Fresco hat Hess nach dem Carton von Cornelius ausgeführt.

III. Cartons, Zeichnungen, Aquarelle.[Bearbeiten]

1. Cartons zu den Glasgemälden im Querschiff des Doms zu Regensburg. Auf Bestellung K. Ludwigs. (1828).
2. Entwurf zu einem Glasgemälde „Die thronende Maria“ für die Fensterrose des südl. Kreuzflügels der Kirche zu Vallandar a. Rh. Ausgeführt von Aiumiller.
3. Entwurf zu dem im südl. Querschiff des Kölner Doms befindlichen, dem Andenken Jos. v. Görres’ gewidmeten Fensters, welches die Madonna mit dem knienden Görres, neben ihm den h. Joseph, u. unten S. Bonifacius u. Karl d. Gr. (Kirche u. Staat) darstellt.
4. Farbenskizze zur „Anbetung der Hirten u. der Könige.“ Federz. m. Deckfarben auf Papier. Bez: „Heinrich Hess erste Farbenskizze zu einem Bandbogen der Allerheiligen-Capelle.“ h. 0,190, br. 0,645. Geschenk des Künstlers an den Grafen Raczynski. E: Gal. Raczynski, Nat.-Gal. Berlin.
5. 6. Der h. Georg; Die h. Therese. Kreidez., je h. 2,17, br. 1,34, zu den Fresken der Allerh.-Hofkapelle. E: Städt. Mus. Leipzig, Geschenke des Dr. H. Härtel 1866.

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7. Jesus, betend in Gethsemane u. die schlafenden Jünger. Carton (Bleistift) zum Fresco der Allerh.-Hofkapelle. E: Kunstsamml. Basel, gestiftet von Frl. Emilie Linder.
8. Jesus bei Maria u. Martha. Copie nach Heinr. Hess von seinem Sohne. Bleistiftz. E: Kunstsamml. Basel, gestiftet von Frl. E. Linder.
9. Christus lässt die Kleinen zu sich kommen. Aquar. Erster Entwurf zum Fresco der Allerh.-Hofkapelle. E: Cab. d. Handz. Dresden, Dr. Müller’s Samml. Ein Bild „Christus segnet die Kindlein“ befindet sich im Stich von Reindel (1837). gr. qu fol. im Werk Raczynski’s.
10. Der h. Bonifacius am Sterbebette seines Vaters. Aquar. Befand sich in d. Samml. des Majors Frh. v. Bergh, Berlin.
11. Hauptmomente aus d. Leben des h. Bonifacius. 22 Cartons (Bleistift) zum Cyclus in der Basilika zu München. (5 der Cartons sind von J. Schraudolph, 3 von J. C. Koch). E: Kunstsamml. Basel, gestiftet von Frl. E. Linder.
12. Der tote Christus von den Heiligen beklagt. Gruppe von 8 Figuren. Federz. Bez: H. Hess 1819. kl. fol. E: Cab. d. Handz. Dresden, Dr. Müller’s Samml. Die Zeichn. stammt aus d. Samml. Quandt, versteigert 1860.
13. Caritas. Cartonzeichn. E: Kunsth. Alois Apell. – Dresd. ak. KA. 69. Eine „Caritas“, Bleiz., war auf d. Dresd. Aquar.-A. 77.
14. Das Abendmahl Christi. Bleiz. – Münch. Jub.-A. 88, hist. Abteil.
15. 16. Petrus; Paulus. Sitzende Gestalten. Kl. Aquar. E: Cab. d. Handz. Dresden.