Boetticher:Munkácsy, Michael von

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Munier, E. Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1898) von Friedrich von Boetticher
Munkácsy, Michael von
Munoz-Degrain, Antonio
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[113] Munkácsy, Michael von, ungar. Genre- u. Historienmaler, geb. zu Munkács am 10. Oct 1846, kam nach dem frühen Tode seiner Eltern in das Haus eines Oheims, der ihn der Lehre eines Tischlers übergab. Nach Erlernung des Gewerbes ergriff er die Gelegenheit, sich in Pest im Zeichnen soweit vorzubilden, dass er die Wiener Akad. besuchen konnte, welche er jedoch bald mit der Münchener vertauschte, wo er unter der Leitung Franz Adam’s überraschende Fortschritte machte u. drei Preise, auch ein Stipendium der ungar. Regierung errang. Die Erfolge der Meister Knaus u. Vautier in Düsseldorf veranlassten ihn 1868 zur Uebersiedelung in die rheinische Kunststätte, in der er 1870 sein erstes grösseres Gemälde „Der letzte Tag eines Verurteilten“ zur Ausstellung brachte. Im Pariser Salon desselben Jahres erregte es durch die Feinheit der Beobachtung u. Darstellung nicht nur die grösste Teilnahme der Besucher, sondern die Auszeichnung einer gold. Medaille. 1872 liess er sich in Paris nieder, wo er sich verheiratete u. seitdem bei seinen Schöpfungen der anregenden Teilnahme seiner Gemahlin erfreute. Wiederholt besuchte er auch die Heimat, die ihm sowol in Wien wie in Pest bedeutende Aufträge überwies, so im Wiener Hofmuseum die Ausmalung der Deckengemälde des Treppenhauses, welche, ursprüngl. Makart anvertraut, erst in den Lünettenbildern vollendet war, in Pest drei Wandgemälde für das im Bau begriffene Parlamentsgebäude. Munkácsy ist Mitgl. der Akademien von Berlin (seit 1888) u. Antwerpen (seit 1891) u. besitzt die Medaillen Paris 1870, Med. II 74: Med. I. Münch. 79; gr. gold. Med. Berl. 80; gold. Staatsmed. Wien 1882: Ehrenmed. der Par. WA. 89. Lebt seit 1896 wieder in Pest.

Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Ungarische Pferdemühle. – Ausgestellt in Ddf. 69.
2. Die erste Haube. - Wiener JA. 69.
3. Der letzte Tag eines Verurteilten. Bez: M. Munkácsy 1870. Gelangte in amerik. Privatbesitz. Rad. von A Mathéy-Doret in Paris 1882. Abb. „Ueber Land u. M.“ 81; „Kunst f. Alle“ VII. (1892). – Ausgestellt Ddf. 70; Par. Salon 70.
4.–6. Eine Ueberschwemmung; Einladung zu einer ungar. Hochzeit; Schmückung einer Braut.
7. Werbung im Kriege (während des Aufstandes 1849). Bez: M. Munkácsy. Abb. „Illustr. Z.“ 71.
8. Erzählung des Verwundeten. Ein Honved erzählt im Heimatsdorfe seine Abenteuer, während die Zuhörer mit Charpiezupfen beschäftigt sind. Radirt von Armand Mathéy. – Ddf. bei Bismeyer & Kraus 71; Oesterr. KV., Anfang 79.
9. Landschaft, Motiv aus Ungarn. – Wiener JA. 72.
10. Vor der Schule. Bäuerin den Kindern Brod zuteilend. E: K. Kiss, dann John Vanemaker, Amerika. Radirt von W. Unger (Album f. vervielf. Kunst. II.) – Oesterr. KV., Oct 72.
11. Nachtschwärmer (Les rôdeurs de nuit). Vier gefesselte Strolche werden von Soldaten in’s Gefängniss geführt. Bez: Munkácsy M. 1873. Holzschn. „Illustr. Z.“ 74 u. „Meisterw.“ II. Radirt von Karl Koepping in Paris 1882. roy. qu. fol. – Wiener WA. 73; Par. Salon 74; dann in Seney’s Galerie, welche 1885 in New-York versteigert wurde.
12. 13. Alte Frau, Butter bereitend; Wankende Heimkehr. – Wiener WA. 73.
14. Die Frühlingstaufe am Ostermontage. Die Mädchen werden nach altungar. Sitte von den Burschen mit Wasser begossen. – Oesterr. KV., Oct 74.
15. Munkácsy u. Gemahlin im Atelier. Dem an einem Staffeleibilde malenden Künstler zur Seite sitzt die Frau desselben in Betrachtung der Arbeit, hinter der Staffelei ein kleines ärmlich gekleidetes Mädchen, das Modell. Rechts, hinter dem Stuhl seiner Herrin ruht ein Mops auf einer Decke. Bez: Munkácsy M. 1876. h. 0,40, br. 0,65. E: Graf Tibor-Karolyi, Budapest. Radirt von K. Koepping, Paris 1881: Holzschn. „Ueber Land u. M.“ 81; „Kunst f. Alle“ VII. (1892). – Weihn.-A. im Wiener Künstlerh. 77; Par. WA. 78; Münch. int. KA. 79; Berl. ak. KA. 80; Wiener int. KA. 82.
16. Abschied der Rekruten. Bez: Munkácsy M. Paris 1877. Radirt von J. Klaus. Das Bild „Rekrutirung“, Holz, h. 2,70, br. 1,95, E: Ungar. Landes-Bilder-Galerie, befand sich auf der Münch. int. KA. 79 u. der Wiener int. KA. 82.
17. Der blinde Milton seinen Töchtern das „Verlorene Paradies“ dictirend. E: Lenox-Gallery, New-York, als Geschenk des Kunstfreundes Robert Lenox Kennedy. Radirt von Ch. Courtry in Paris, imp. fol. Abb. „Kunst f. Alle“ VII. (1892); „Kunsthistor. Bilderbogen“ Nr. 287. – Par. WA 78; Berl. Künstlerverein, März 79; Wiener JA. 79 ; Münch. int. KA. 79.
18. Visite au bébé. Besuch bei der j. Wöchnerin. (1879). Ein Bild befand sich in der Stewart-Gal. in New-York, welche 1887 versteigert wurde. Ein Bild (dasselbe?) gelangte aus der durch J. M. Heberle aus Köln am 12. März 94 in Berlin geleiteten Versteigerung der Samml. Ad. v. Liebermann in die Neue Pinakothek zu München. Radirt von Ch. Courtry; Holzschn. „Illustr. Z.“ 81 u. „Meisterw.“ IV.
19. Das Vesperbrod. Eine Bäuerin schneidet dem vor ihr stehenden Töchterchen eine Brodschnitte. Holz. h. 0,80, br. 0,60. Befand sich unter dem Namen „Hunger ist der beste Koch“ als Eigentum A. Ph. Schuldt’s 1879 auf der Hamburger A. a Privatbesitz. Versteigert mit der hinterlassenen Gem.-Galerie des Herrn Abraham Philipp Schuldt in Hamburg durch J. M. Heberle aus Köln am 2. Mai 1893. Abb. des Bildes im Auct.-Katalog.

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20. Frühlingslandschaft nach dem Regen. Abend. h. 0,50, br. 0,90. E: Consul Ed. F. Weber. - Hamb. A. a. Privatbesitz 79.
21. Elegantes modernes Frauengemach mit zwei j. Damen. – Ausstell. der Fleischmann’schen Hofkunsth. in München 79.
22. Die beiden Familien. Junge Dame mit ihren Kindern der Fütterung einer Mopshündin u. ihrer drei possirlichen Jungen zuschauend. 1880 vollendet. Abb. „Ueber Land u. M.“ 81; „Illustr. Z.“ 82 u. „Meisterw.“ IV; „Kunst f. Alle“ VII. (1892). Radirt von F. A. Laguillermie 1881. – Par. Salon 80. Pendant zum „Besuch bei der j. Wöchnerin“. (Nr. 18).
23. Christus am Kreuz. Der mit der Dornenkrone und weissem Lendentuche bekleidete Heiland, nach links gewandt, den Blick gen Himmel. Den Kreuzesstamm umgeben die drei Marien, Johannes u. ein anderer Jünger. 1882 gemalt. Bez: Munkácsy M. h. 4,00, br. 2,215. E: Gal. Dresden, im Kunsthandel in Paris 1889 erworben.
24. Vor Papa’s Geburtsfest. Radirt von F. A. Laguillermie 1882.
25. Christus vor Pilatus. Auf Lwd. von etwa 5,00 Länge. War für den Pariser Salon 1881 bestimmt, befand sich aber nach Ablauf des Einsendungstermins noch in der Werkstatt des Künstlers. Noch vor seiner Vollendung war es für fcs. 150 000 an den Pariser Kunsthändler Charles Sedelmeyer verkauft worden, der es zuerst separat, dann am 1. Januar 1882 im Wiener Künstlerhause zur Ausstellung brachte. Im Februar 1884 war das Bild im Oberlichtsaale des Berliner Künstlervereins, im April 1884 in Sedelmeyer’s österr.-ungar. Gemäldeausstell. in Paris u. im Sommer des selben Jahres in dessen Wiener Ausstellung österr. Künstler aus Paris, im Januar 86 in Düsseldorf ausgestellt, von wo es New-York u. andere Städte Amerika’s besuchte u. 1887 von John Vanemaker, Generalpostmeister der Vereinigten Staaten, angekauft wurde. Radirt von Ch. Waltner Paris., imp. qu. fol. Details aus dem Bilde haben Carre, Laguillermie, Mathéy u. W. Unger graphisch reproducirt – Par. WA. 89.
26. Golgatha. Christus zwischen beiden Schächern. Auf Grundlage des jetzt im Dresdner Museum befindlichen Bildes, 1883 vollendet. Angek. im August 1888 von John Vanemaker, der das Gemälde nebst dem Pendant „Christus vor Pilatus“ seiner Vaterstadt Philadelphia schenkte. Radirt von Karl Koepping in Paris. imp. qu. fol. – Paris, Sedelmeyer’s österr.-ungar. Gem.-A., eröffnet 24. April 84; Wien, Sedelmeyer’s Ausstell. österr. Gemälde aus Paris im Sommer 84; Par. WA. 89.
27. Mozart’s letzter Tag. Der sterbende Künstler folgt den Tönen des am 5. Dec. 1791 von seinen Freunden vorgetragenen Requiems. Kupferstich von Mathéy-Doret in Paris, roy. qu. fol. 1886 vom Maler einem kl. Kreise geladener Gäste gezeigt. Wurde im Frühjahr 87 vom Gouverneur von Michigan für 50 000 Dollar angekauft und dem Museum zu Detroit geschenkt.
28. Portrait Liszt’s. Sitzt am Flügel, die Rechte ruht auf den Tasten. Kniestück. Radirt von Jos. Rippl in Paris. – Berl. Jub.-A. 86; Münch. Jub.-A. 88; Wiener Jub.-A. 88.
29. In der Kirche. – Gurlitt’s Berliner KA zum Besten der Ueberschwemmten, Frühjahr 88.
30. Das Unheil der Politik aus der Zeit Oliver Cromwell’s. – Münch. Jub.-A. 88.
31. Junger Mann. Studienkopf. h. 0,35, br. 0,44. E: Städt. Kunstsammlung Mannheim.
32. Zigeunerlager. E: Kunstsamml. v. Königswarter, Wien. Ausgestellt im Wiener Künstlerhause, Juni 90.
33. Landschaft. Im Vordergr. ein Hohlweg mit kleinem Hirtenmädchen u. Schafen. h. 0,89, br. 0,68. – Lepke’s Berl. K.-Auct., 4. Juli 91.
34. 35. Träumerei; Waldlandschaft. – Münch. int. JA. (Glasp.) 91.
36. Sonntag Abend. Ein Erzähler in einem ungar. Bauernhause. Abb. „Kunst f. Alle“ VI. – Berl. int. KA. 91.
37. Bildniss einer j. Dame, in ihrem eleganten Boudoir auf dem Sopha sitzend. Ganze Figur Bez: M. de Munkácsy 1889. Abb. „Kunst f. Alle“ VII. (1892). – Berl. int. KA. 91.
38. Im Leihhause (Im Pfandhause, Im Versatzamt). Ein j. Weib, von Kindern begleitet, bringt kupfernes Küchengerät, eine alte Dame Spitzen, ein alter Musicus seine Geige. Radirt von K. Koepping in Paris. roy. qu. fol. Abb. „Kunst f. Alle“ VII. (1892). – Münch. int. JA. (Glasp.) 93.
39. 40. Blumenstück; Die Amme.
41. Episode aus dem ungar. Kriege 1848.
39–41 Münch. int. JA. (Glasp.) 93.
42. An der Landstrasse. – Münch. JA. 93. Ein Bild „Landstrasse in Ungarn“: Münch. JA. 94.
43. Intime Unterhaltung. 1893. Holz. h. 0,95, br. 1,28. E: C. Sedelmeyer, Paris. – Berl. KA. von Werken lebender Mitglieder der Berl. Akad., Weihnachten 93.
44. Der Held des Dorfes, der sich im Wirtshause zum Ringkampf mit einem fahrenden Akrobaten anschickt. Aus der durch Heberle aus Köln am 12. März 1894 versteigerten neuen Galerie Ad. v. Liebermann in Berlin. (Erstehungspreis 15 000). E: Museum Wallraf-Richartz in Köln, als Geschenk eines Kölner Bürgers 1895.
45. Landschaft mit Wäscherinnen. Auf der durch Heberle aus Köln am 12. März 94 erfolgten Versteigerung der Sammlung Ad. v Liebermann in Berlin. Blieb für den Preis vor 5650 in den Händen Heberle’s.
46. Der Unverbesserliche. – Gr. Berl. KA. 95.
47. Eine Erzählung. Um einen Tisch eine j Dame u. drei Cavaliere, deren einer ein wichtiges Ereigniss zu melden scheint. Tracht des 17. Jahrh. – Gr. Berliner KA. 95, Abb. im Kat.

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48. Bildn. des Cardilnals Dr. Haynald, Kniest. Heliogravure in Berggrün „Die graph. Künste“ VII.
49. Bleistiftzeichnung: Mädchen Wasser holend, h. 0235, br. 0,165. – Helbing’s Münch. K.- Auct., 28. März 93 u. ff. Tage.

Den Künstler in Paris beschäftigen (der „Illustr. z.“ vom 9. März 1895 nach) gegenwärtig zwei neue Gemälde: a) ein „Ausstand von Arbeitern“, die sich in erregten Gruppen um einen redenden Agitator schaaren, u. b) eine „Verspottung Christi“, eine figurenreiche Composition in einem von der Volksmenge erfüllten Hof.

II. Decken- u. Wandgemälde.[Bearbeiten]

1. Die Apotheose der Renaissance mit ihren bedeutendsten Vertretern, namentlich Raffael, Michelangelo, Lionardo, Titian, Paul Veronese, Papst Julius II., unter der Kuppel der Peterskirche gedacht, welchen Bau die Meister durch ihre Kunst verherrlichen. Deckengemälde im Treppenhause des kunsthistorischen Hofmuseums zu Wien, eine 22 Figuren umfassende Composition von 15 m Länge u. 10 m Breite, welche der Künstler nach zweijähriger Arbeit 1890 vollendete. – Farbenskizze Par. WA. 89; Berl. int. KA. 91.
2. Drei Wandgemälde für das bei Auftragerteilung derselben noch im Bau begriffene Parlamentsgebäude zu Pest: a) Die Besitzergreifung Ungarn’s durch Arpád, b) Die Gründung des Staates Ungarn, u. c) Die erste Gesetzgebung durch König Stephan den Heiligen. Bisher vollendet:
a) Arpád, der Eroberer des Landes u. Gründer der Dynastie, empfängt 896 in seinem Zeltlager am Fusse der Karpathen, umgeben von seinen Magyaren, die Abgesandten der überwundenen Völker, welche ihm als Zeichen der Unterwerfung Erde, Wasser u. Brod darbringen. Auf einer Leinwand von 15 m Länge u. 6 m Höhe. Abb. „Kunst f. Alle“ X. (1895). – Par. Salon, Champs-Elisées 1893, u. nach einigen Aenderungen in der Galerie des Kunsthändlers Georges Petit in Paris ausgestellt. Die Einweihung des Parlamentsgebäudes in Pest sollte im J. 1895 erfolgen.