Boetticher:Scheffer von Leonhardshoff, Johann Evangelista

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Scheffer, Henri (Hendrik) Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Scheffer von Leonhardshoff, Johann Evangelista
Scheinert, Karl Samuel
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[536] Scheffer von Leonhardshoff, Johann Evangelista, Historienmaler, geb. zu Wien am 30. Oct. 1795, war Schüler der Wiener Akad., bereiste 1812 Oberitalien u. ging 1814 nach Rom, wo er sich Overbeck anschloss. Hier bot sich ihm nach einigen Wochen die Gelegenheit, den Papst Pius VII. nach dem Leben zu zeichnen, ein Bild, das er später als Oelgemälde ausführte. 1815 zeichnete er eine junge Italienerin, deren anmutige Züge auch in einem Marmorwerk Rudolf Schadow’s fortleben. Im selben Jahre wurde Scheffer in den Bund der Lucasbrüder in Rom aufgenommen. 1816 begab er sich nach Klagenfurt, wo er für den Fürstbischof Altgrafen zu Salm-Reifferscheid einige Bilder malte u. dann mit Unterstützung dieses Gönners 1817 nochmals Italien besuchte. Bald nach seiner Heimkehr erkrankt, konnte er 1820 doch mehrere seiner Compositionen in Wien zur Ausstellung bringen u., in der Hoffnung auf Genesung, mit Beihilfe seines Freundes Rainharter, Katecheten bei S. Anna in Wien, im Mai 1820 eine dritte Reise nach Rom antreten. Hier schuf er einige seiner lieblichsten Werke; seine Lebenskraft war aber erschöpft, u. als er im Sommer 1821 nach Wien zurückkehrte, starb er bald darauf am 12. Januar 1822, erst 25 Jahre alt. War Kammermaler des Fürsten zu Salm.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Votivbild in der Kapelle der Gräfin Vargemont in Mödling bei Wien: Zwei j. Damen, von Armen u. Kranken umgeben, reichen ihnen Gaben. In der Ferne Wien. Das Bild oben gerundet. Vom Künstler selbst lithographirt.
2. Die heil. Caecilia, die Orgel spielend, mit singenden Engeln. Für den Herzog Albert von Sachsen-Teschen in Wien, 1819. Gest. von C. H. Rahl. gr. fol. – Wiener KA. 20.
3. Die heil. Ludovica, in einer Landschaft sitzend, hält ein Buch auf ihrem Schos. Lebensgr. h. 68″, br. 41″. E: Baron Speck-Sternburg, Lützschena bei Leipzig.
4. Die heil. Caecilie, als Tote auf der Erde liegend, wird von zwei knienden Engeln betrauert, deren einer den Palmzweig hält. Lebensgr. Figuren, in Rom gemalt u. 1821 vollendet. Bez: Scheffer p. S. Caecilia. h. 1,49, br. 1,95. E: Kunsthistor. Hofmuseum Wien. Lith. vom Künstler selbst 1821; gest. von C. H. Rahl, Wiener KV. 1837. gr. fol.; gest von Walde für Förster’s „Denkm. der d. Kunst“. – Münch. d. allg. u. histor. KA. 58.
5. Madonna mit dem Kinde, Kniest. Holz. h. 0,345, br. 0,26. E: Chr. Endris, Wien. Eine „Madonna“, h. 0,33, br. 0,27, befand sich in der Galerie Gsell in Wien, welche im März 72 versteigert wurde.
6. Madonna mit dem Kinde. h. 1,155, br. 0,945. E: Emanuel Neuwall. Eine „Madonna“, im Besitz des Grafen Saurma, war früher in der Samml. Arthaber in Wien.
7. Madonna, dem Jesuskinde das Kreuz reichend. Holz. h. 0,295, br. 0,295. E: Chr. Endris.
8. S. Georg besiegt den Drachen. Holz. h. 0,265, br. 0,205. E: Chr. Endris.
5–8 Wiener histor. KA. 77.
9. Selbstportrait des Künstlers mit der Kette des päpstl. Christusordens. Brustb. h. 0,795, br. 0,635. E: Ignaz Rainharter. Erschien zuerst auf der Wiener ak. KA. 20. – Wiener histor. Portr.-A. 80.

II. Zeichnungen, Aquarelle.[Bearbeiten]

1. Johannes der Täufer predigt in der Wüste. Bleiz. h. 0,68, br. 0,57.
2. Johannes der Täufer predigt in der Wüste. Bleiz. h. 0,41, br. 0,345.
1 u. 2 Wiener ak. Bibl.
3. Johannes der Täufer predigt in der Wüste. Bleiz. h. 0,435, br. 0,36.
4. Tobias segnet seinen Sohn. Bleiz. h. 0,47, br. 0,41.
5. Der heil. Georg. Bleiz. h. 0,245, br. 0,19.
6. Madonna. Bleiz. m. Gold gehöht. h. 0,24, br. 0,155.
7. Biblische Scene. Bleiz. weiss gehöht. h. 0,345, br. 0,59.
3–7 E: Rat Artaria, Wien.
8. Moses schlägt Wasser aus dem Felsen. Lavirte Federz. h. 0,54, br. 0,76. E: Wiener ak. Bibl.

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9. Christenleben. Bleiz. h. 0,196, br. 0,235.
10. Tod Raffael’s. Federz. h. 0,34, br. 0,455.
11. Weiblicher Kopf. Bleiz. h. 0,19, br. 0,24.
12. Grablegung. Federz. h. 0,24, br. 0,235.
9–12 E: Oberbaurat Bergmann, Wien.
Alle diese Zeichnungen (1–12): Wiener histor. KA. 77.
13. Selbstportrait, Brustb. Stiftz. Oval. h. 0,13. E: Dr. G. v. Jurie. –Wiener histor. Portr.-A. 80.
14. Jugendportrait Overbeck’s. Bleiz. E: Wiener Akad. Holzschn. von F. W. Bader in „Zeitschr. f. bild. K.“ 1871.
15. Aquarell: Der Schlaf. h. 0,23, br. 0,24. – Wiener histor. KA. 77.
16. Einzug Christi in Jerusalem, nach einem bereits in Rom gemachten Entwurf. Vielleicht die letzte Arbeit des Künstlers.

Das von A. Andresen (Die deutschen Maler-Radirer des 19. Jahrh., Leipzig 1866–74) beschriebene „Werk des Joh. Ritter v. Scheffer“ umfasst 2 Radirungen („Portr. des Künstlers“ u. „Madonna mit dem kl. Johannes“) u. 4 Lithographien.