Boetticher:Schnorr von Carolsfeld, Ludwig Ferdinand

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Schnorr von Carolsfeld, Julius Veit Hans Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Schnorr von Carolsfeld, Ludwig Ferdinand
Schnorr von Carolsfeld, Veit Hans
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[621] Schnorr von Carolsfeld, Ludwig Ferdinand, Historienmaler, Sohn des Malers Veit Hans u. älterer Bruder Julius Schnorr’s, geb. zu Königberg (während eines vorübergehenden Aufenthalt seiner Eltern daselbst) am 11. Oct. 1789, gest. zu Wien am 13. April 1853, kam nach dem ersten Unterricht durch den Vater schon 1804 nach Wien, wo er die Kunstakademie unter Füger besuchte. Er wandte sich der romantischen Richtung zu u. unternahm mehrere Studienreisen. 1841 erhielt er die Stelle des zweiten und nach dem Tode des Historienmalers Carl Russ 1843 die des ersten Custos der Wiener Belvedere-Galerie. Seit 1835 war er Mitglied der Akademie.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Undine’s Trauung, nach der Dichtung de la Motte-Fouque’s. – Wiener KA. 1816. Das Original angebl. in Neapel.
2. Der Traum des schlummernden Joseph. 1817 gemalt.
3. Das „Märchen“ aus Goethe’s „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter“.
2 u. 3 im J. 1818 bereits vollendet.
4. Ein Ritter in rotem Jagdkleide mit Hifthorn über der Schulter steht in den dunkelen Zweigen einer Eiche vor einem gotischen Fenster, durch das er in vornehm ausgestattetem Zimmer eine Jungfrau bei Licht einen Brief schreiben sieht. Bez: L. S. 1818. Ahornholz. h. 0,45, br. 0,29. E: Museum Gotha. – Dresd. ak. KA. 18; Wiener KA. 20.
3. Mephisto als fahrender Scholast erscheint dem Faust im Studirzimmer. Bez: L. F. Schnorr de Carolsfeld. h. 3,06, br. 2,47. 1819 gemalt, angek. für die Belvedere-Galerie 1821. Eine Skizze mit geringer Abweichung besass Fürst Metternich, eine kl. Copie des Originalbildes Graf Hugo Salm zu Raiz, eine ausgeführte Zeichnung Hofrat Gehler in Leipzig. Stahlstich in Perger’s „Kunstschätze Wien’s.“ 4.; Lith. von F. Herr. gr. fol. Gest. von Jos. Kovatsch 1828. – Wiener ak. KA. 20.
6. Genoveva u. Golo, nach L. Tieck. – Wiener KA. 20.
7. Der Erlkönig, nach Goethe’s Ballade. h. 0,51, br. 0,65. E: Schack-Galerie, München.
8. Die Mädchen am Brunnen, nach Lichtenberg’s Idee. „Ein sehr schönes Sujet für einen Mahler wären einige kleine unschuldige Mädchen, die neugierig in einen Brunnen gucken, aus dem ihrer Meynung nach die kleinen Kinder geholt werden.“ (Lichtenberg’s Verm. Schriften). E: Graf Salm. Gest. von C. Rahl. qu. fol.
9. Die Zauberin Loreley, nach Brentano’s Ballade. E: Graf Salm.
10. Die heilige Caecilie, die Orgel spielend. (1822).
11. Der Schutzengel, zwei Kinder zum Himmel geleitend.
12. Altarbilder in der Michaeliskirche zu Wien.
13. Ein Teil der Portraits von Gliedern der kaiserl. Familie zu den von Gottlieb Mohn 1822 ausgeführten Glasmalereien des grossen gotischen Mittelfensters im Speisesaal des k. Lustschlosses zu Laxenburg bei Wien. (Wol nur Zeichnungen).
14. Brustbild eines weissbärtigen Greises in altdeutscher Tracht. Bez. m. Monogr. LS. h. 0,16, br. 0,135. E: Galerie Dresden, Geschenk der Frau Geh. Justizrat Krug geb. Schnorr v. Carolsfeld.
15. Maria mit dem Kinde u. dem kl. Johannes in einer Landschaft. Bez. m. Monogr. LS. 1828.
16. Der tiroler Landsturm. Vorn in der Mitte des Bildes Hormayr, den Sandwirt Hofer u. den General Chasteller an den Händen haltend. Im Hintergr. die Mühlbacher Klause. Nach einem Programm des Frh. v. Hormayr für den Grafen Salm in Wien ausgeführt.
17. Andreas Hofer, bei Sterzing am 22. Mai 1809, erhält durch seinen Adjutanten Joseph Eisenstecken die schriftliche Versicherung aller Officiere des Buol’schen Corps, den Tirolern zu Hilfe zu kommen. Hofer blickt dankend empor. Eine von seinem frühern Bilde „Der tiroler Landsturm“ verschiedene Composition. Auf Bestellung des National-Museums ausgeführt. Holz. h. 0,48, br. 0,68. E: Innsbruck, Ferdinandeum, seit 1830.
18. Christus vor dem Hohenpriester Annas. Bez. mit Monogr. 1831. h. 2,05, br. 1,58. E: Fr. Neumaier. – Wiener histor. KA. 77.
19. Der letzte Mensch. Nach dem Gedichte Campbell’s. – Wiener KA. 1832.
20. Gretchen u. Faust im Kerker. Faust im Begriff sie zu befreien, wird von Mephisto zur Flucht gedrängt (Seitenstück zu Nr. 5.) Bez. m. Monogr. 1833. h. 3,02, br. 2,45. E: Hofmuseum Wien. – Wiener KA. 34.
21. Abschied eines Ritters von Frau u. Kindern. Bez: 18 LS 37. h. 0,68, br. 1,13.
22. Heimkehr eines Ritters. Frau u. Kinder eilen dem aus dem Kriege Zurückkehrenden entgegen. Bez: LS 35.
21 u. 22 Eigentum der Wiener ak. Galerie, angek. 1885.
23. Die Befreiung Petri aus dem Gefängnisse. 1836 gemalt.
24. Der Traum Joseph’s, der ihm die Flucht nach Aegypten befiehlt.
25. Maria mit dem Kinde. Besass Pfarrer Rainharter, Wien.
26. Der heil. Veit, Altarbild für Buchberg, Oesterr. u. d. Enns.
27. Ruhe auf der Flucht nach Aegypten.
28. 29. Christus im Tempel; Der verlorene Sohn.

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30. Die Versuchung des Herrn. Bez. m. Monogr. LS 1847. h. 0,48, br. 1,17. E: Hofmuseum Wien, Verm. des Frl. Caroline Weiss.
31. Der barmherzige Samariter. – Oesterr. KV. 67.
32. Auffindung des Kreuzes durch die heil. Helena.
33. Christi Speisung der Fünftausend, eines seiner grössten Bilder, für das Refectorium des Mechitaristen-Klosters Maria Schutz 1839 gemalt – Oesterr. KV., Frühj. 83.
34. Christus am Oelberge. Lith. von M. Stohl. roy. fol.
35. Das Almosen. Lith. im Album der Künstler Wien’s in eigenhänd. Zeichn. auf Stein. Tondr. Wien 1845. gr. fol.
34 u. 35 für Erzh. Johann auf dem Brandhof, dem steirischen Landsitze desselben, gemalt.

II. Zeichnungen.[Bearbeiten]

1. Zeichnungen zu den Glasmalereien an der Südseite der gotischen Nationalkirche der Böhmen Maria Stiegen (Maria am Gestade) zu Wien: Bilder der vier böhmischen Schutzheiligen, als Glasgemälde ausgeführt von Gottlieb Mohn.
2. Zwei Mütter mit Kindern, wahrscheinlich Maria u. Elisabeth mit dem Christuskinde u. Johannes, bei einem Fenster. Federz. m. Tusche. Bez. 1815.
3. Götz v. Berlichingen vor den erschrockenen Ratsherren zu Heilbronn mit dem Schwerte die Schergen zurücktreibend. Federz. h. 14″, br. 20″. E: v. Speck-Sternburg’sche Samml. zu Lützschena bei Leipzig.
4. Christi Speisung der Fünftausend. Bleiz., rot gehöht. h. 0,525, br. 0,74.
5. Die feierliche Doppelhochzeit zu Wien am 22. Juli 1515. Kaiser Maximilian krönt die Prinzessin Anna, Tochter des Königs v. Ungarn. Aquarellirte Federz. h. 0,39, br. 0,28.
6. Portrait des Herzogs v. Reichstadt. Blei- u. Farbstiftz. 1832. h. 0,51, br. 0,32.
4–6 E: v. Tschudi. – Wiener histor. KA. 77.
7. Abschied der heil. Familie von Elisabeth u. Johannes. Zeichnung. Lith. von G. Schlick. Tondr. Leipz. Künstleralbum I. Heft 1858. u. fol.
8. Portr. des Dr. Anton Schmit, k. k. Regiments-Feldarztes u. Homöopathen. Kniest. Gest. von G. Leypold. fol.

III. Radirungen.[Bearbeiten]

1. Die heil. Familie mit Elisabeth u. Johannes. h. 0,118, br. 0,178.
2. Christus am Kreuz mit dem knienden Bergmann, auf den, rechts stehend, Johannes der Täufer deutet, während die mit einem Lilienstengel links stehende Maria ihn segnet. Bez. m. Monogr. 1824. h. 0,30. br. 0,19.
3.–23. Einundzwanzig Umrisse zu F. de la Motte Fouqué’s „Undine", gezeichnet vom Grafen Clary, gest. von L. Schnorr. Leipzig. 1816. h. c. 0,11. br. c. 0,18.
24. Scene aus der Ilias, h. 0,160, br. 0,215. Ein am Boden liegender toter Krieger wird von einem sich über ihn neigenden jungen Kameraden erkannt. Andere Krieger zuschauend, während Odysseus naht. In Umrissen radirt 1804.

IV. Lithographien.[Bearbeiten]

1. Die heil. Anna unterrichtet Maria im Lesen. Bez. m. Monogr. 1820. h. 0,448, br. 0,297. Orig.-Lith. Tondr.
2. Die heil. Theresia. Gem. von Fr. Rinn. Bez. m. Schnorr’s Monogr. 1820. h. u. br. 0,133.
3. Der heil. Franciscus Xaverius sterbend. Monogr. 1820. h. 0,160, br. 0,177.
4. Immanuel Kant, Brustb. profil nach links. Nach der Natur gez. von V. H. Schnorr v. C. 1789. Monogr. 1820. Oval.
5. Anton Pilgram, Baumeister am Stephansdom, nach dem Steinbilde an der Stephanskirche. Brustbild nach links, Gesicht en face. Monogr. 1820.
6. Der heil. Stanislaus Kostka, Brustb. fol. (1820.)
7. Der heil. Leopold. fol.
8. Clemens Maria Hoffbauer, Generalvicar der Redemtoristen, gest. zu Wien 1820. kl. fol.
9. Die Anbetung der Hirten. Brustb. en face. Monogr. 1822. h. 0,122, br. 0,80.
10. Ferdinand, Kronprinz v. Oesterreich, der spätere Kaiser. Brustb. in Oval. 1822. fol.
11. Portr. des ehemal. Prof. der Philos. P. Frans zu Klattau. (1826). fol.
12. Portr. des P. Ehrenhofer, deutschen Predigers in Rom. (1829). fol.
11 u. 12 nach einem ungenannten Künstler lithogr.
13. Portr. des Herzogs v. Reichstadt, gest. 22. Juli 1832. gr. fol.
14. Das Almosen. Auf einer Bank ein Invalide, dem eine Nonne ein Körbchen, eine andere eine Kanne Wein bringt. Federz. m. Monogr. 1843 für das Album der Künstler Wien’s.

Das im V. Bde. von A. Andresen „Die Deutschen Maler-Radirer des 19. Jahrh.“ (Fortsetzung von J. E. Wessely, Leipzig 1877) beschriebene „Werk des L. Schnorr von Carolsfeld" umfasst die genannten 24 Radirungen u. 14 Lithographien.