Boetticher:Spiess, August

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Spielter, Carl Johann Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Spiess, August
Spiess, Heinrich
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[785] Spiess, August, Historienmaler, geb. zu München am 18. Januar 1841, war Schüler der dortigen Akademie, beteiligte sich mit seinem Bruder Heinrich an der Ausführung der Schwind’schen Wartburg-Fresken, sowie an denen nach Ludw. Richter’schen Zeichnungen in der Villa Feodora zu Liebenstein, u. malte für König Ludwig II. auf Neuschwanstein eine Reihe von Bildern zu deutschen Sagen. Zu seinen bedeutendsten Werken gehört der für das Rathaus zu Landshut a. d. Isar gemalte Hochzeitszug Ludwig des Reichen. Aug. Spiess erhielt 1889 den Professortitel.

I. Oelgemälde.[Bearbeiten]

1. Romanze. Weibl. Bildniss im Costüm der Renaissance. – Dresd. ak. KA. 80. Ein als „Lautenspielerin“ bezeichnetes Costümbild befand sich in der Prof. Obernier’schen Villa in Bonn, welche der Besitzer mit allen vorhandenen Kunstgegenständen 1884 seiner Vaterstadt vermachte.
2. Liebe Gäste. Mädchen mit Tauben auf einer Veranda. Stahlstich von G. Goldberg in München, roy. fol.
3. Mädchen am Brunnen. h. 0,18, br. 0,16. E: Albert Fürth. – A. a. Mainzer Privatbesitz 87.
4. Die im Auftrage König Ludwig’s II. für denselben gemalten Compositionen.

II. Wandgemälde.[Bearbeiten]

1. Eine Reihe Idyllen Ludwig Richter’s, al fresco ausgeführt in der Villa Feodora zu Liebenstein von den Brüdern Heinrich u. August Spiess.
2. Entwürfe zu einer „Victoria“ u. einer „Veritas“ für die Aussenseite des östlichen Rundbaues des Wilhelmsgymnasiums an der Maximiliansstrasse zu München. Zwei Sgraffitobilder von 5 Meter Hohe u. 3,50 Meter Breite, ausgeführt von A. Hövemeyer 1877.
3. Zwei in Wachsfarben ausgeführte Wandgemälde in der kleinen Appellationsstube der restaurirten Albrechtsburg zu Meissen: a) Die Eröffnung der Fürstenschule S. Afra zu Meissen durch den Kurfürsten Moritz 1543. b) Die Uebersiedelung der Leipziger Universität nach Meissen u. feierlicher Empfang am Rathause 1547. Holzschnitte „Gartenlaube“ 1882.
Der Carton der „Uebersiedelung“ befand sich auf der Münch. int. KA. 79.
4. Einzug der poln. Königstochter Hedwig als Braut Herzog Ludwig des Reichen in Landshut 1474. Fresco in dem von Hauberrisser restaurirten Rathaussaale zu Landshut. (Die übrigen an der Concurrenz beteiligten Künstler waren Prof. Löfftz, Rud. Seitz u. Konrad Weigand). Abb. „Ueber Land u. M.“ 1886/87 u. Pecht’s „Gesch. der Münch. Kunst im 19. Jahrh.“.

August Spiess erhielt (nachdem Wilh. Lindenschmit die von seinem Vater in den Arkaden des Hofgartens gemalte „Schlacht bei Sendling“ 1880 glücklich renovirt) vom Prinz-Regenten [786] 1889 den Auftrag zur Wiederherstellung der übrigen Fresken. Im folgenden Jahre (1890) bereits konnte Ernst Försters Fresco „Die Befreiung des deutschen Heeres im Engpasse von Chiusa durch Otto von Wittelsbach 1155“ in Prof. A. Spiess’ Erneuerung enthüllt werden. Demselben wurde auch die Wiederherstellung der Fresken im Münchener Hoftheater übertragen, die in Glasmosaik erfolgen sollte.

III. Zeichnungen.[Bearbeiten]

1.–4. Zeichnungen zu Fr. Pecht’s Shakespeare-Galerie: Antonius u. Kleopatra; Julius Caesar; Romeo u. Julia; Mass für Mass. In Stahl gestochen von W. Schmidt, A. Krausse u. G. Goldberg. gr. 4.
5. Parcival. Eine Heldensage in zwölf Bildern nach den in Schloss Neuschwanstein befindlichen Gemälden von August Spiess. Text von L. Kobell. München 1888. fol.
6. Drei Entwürfe zu den Decorationsfriesen des Thomashauses am Marienplatz zu München: Musicirende Kinder u. Kinder mit Waffen. Am genannten Hause auf Anregung des Architekten Lange in Sgraffito ausgeführt. Die Entwürfe Eigentum der Maillinger-Samml. in München.