Boetticher:Wagner, Johann Martin

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Wagner, Franz (Landschafter) Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts – Zweiter Band (1901) von Friedrich von Boetticher
Wagner, Johann Martin
Wagner, Julius
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[962] Wagner, Johann Martin, Historienmaler u. später Bildhauer, geb. zu Würzburg am 24. Juni 1777, gest. zu Rom am 8. Aug 1858, genoss den frühesten Unterricht im Zeichnen, in der Anatomie u. Perspective von seines Vater, dem Hofbildhauer Joh. Peter Wagner in Würzburg, seine weitere Ausbildung aber seit 1797 auf der Wiener Akademie unter Leitung Füger’s. Hier errang er mit dem Carton „Aeneas u. Venus“ 1802 den ersten Preis. Nachdem er im selben Jahre für seine Arbeit „Ulyss u. Polyphem“ auch vom Verein der Weimar. Kunstfreunde den Preis empfangen, kehrte er nach Würzburg zurück u. wurde daselbst als Professor der Zeichnenkunst angestellt. 1803 besuchte er Paris u. 1804 Rom, wo seine Vorliebe für die Plastik genährt wurde, die sich in seinem, 1808 in Rom vollendeten „Rat der griechischen Fürsten vor Troja“ bereits deutlich ausspricht. Willkommen war ihm daher der Auftrag des Kronprinzen von Bayern, zur [963] Erwerbung antiker Kunstwerke Griechenland zu bereisen. Infolge dieser seit 1812 begonnenen Forschungen an den classischen Kunststätten erkannte er sich mehr u. mehr zum Plastiker berufen. Das bekundete er durch seine Zeichnung des Frieses vom Tempel zu Phigalia, durch Ankauf der Aegineten für die Glyptothek zu München, durch Herstellung des eleusischen Festes in Basreliefform, des Kentauren- u. Lapitenkampfes als Relief für die Reitbahn in München, des Völkerwanderungs-Frieses im Innern der Walhalla, der plastischen Arbeiten am Siegestor zu München mit der Löwenquadriga. Joh. Martin Wagner war Professor u. General-Secretair der Münch. Akademie.

1. 2. Bildniss seines Vaters (1730–1809); Bildniss seiner Mutter. E: Universität Würzburg.
3. Carton: Aeneas befragt die Venus um den Weg nach Carthago. 1802.
4. Heilige Familie auf einer Rasenbank rastend. Maria, welche das nackte Kind auf dem Schos hält, reicht einem von Joseph gehaltenen Schafe eine Hand voll Gras. Vom Künstler selbst radirt. Paris 1803. qu. 4.
5. Rückkehr der heil. Frauen vom Grabe Christi.
4 u. 5 um 1802 entstanden.
6. Ulysses, der den Polvphem hinterlistig mit Wein berauscht. Preisaufgabe der Weimarischen Kunstfreunde. Die Zuerkennung des 1. Preises von 600 Ducaten erhielt der Künstler im Herbst 1803 in Paris.
7. Der Rat der griechischen Heerführer vor Troja. Ueber ihnen schwebt die Eris (neun lebensgr. Figuren). Jetzt in der alten Pinakothek zu München, wohin W. es 1809 brachte.
8. Der Rat der griechischen Heerführer vor Troja, Skizze zum grossen Bilde in München. h. 0,55. br. 0,58. In Rom gemalt.
9. Orpheus in der Unterwelt. 1810 in Rom begonnen, doch unvollendet geblieben. Von der Univ. Würzburg aufbewahrt.
10. Christus mit den Aposteln von Maria Abschied nehmend. Skizze. Auf Holz.
11. Zeus gebietet dem Traumgotte, Agamemnon um Kampfe anzufeuern. Skizze.
12. Traumgestalt des Nestor am Lager Agamemnon’s. Skizze.
10–12 E: Universität Würzburg.

II. Zeichnungen.[Bearbeiten]

1. Xanthos u. Simois im Kampf gegen Achilleus. Zum König Ludwig’s-Album. In Kupfer gest. von C. Mayr. gr. qu. fol.
2. 3. Apollo unter den Hirten; Triumph der deutschen Kunst.
4. Allegorie auf den Sieg des Erzh. Karl bei Würzburg 1796.
5. Kampf der Kentauren u. Lapithen.
6. 7. Moses; Jehovah erscheint dem Noah.
2–7 E: Oberst v. Spruner. – Münch. d. allg. histor. KA. 58.
8. Die heil. Frauen am Grabe Christi.
9. 10. Scene aus dem Olymp, Flucht nach Aegypten.
8–10 vormals Besitz des Baron Uexküll in Karlsruhe.
11. Zeichnungen zur Odyssee. Seine letzten Arbeiten.

Der Wagner’sche Nachlass gelangte in den Besitz der Universität Würzburg.

Vgl. L. Urlichs „Johannn Martin v. Wagner. Ein Lebensbild.“ Würzburg 1866. 8.