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C. G. Dörffel Söhne in Eibenstock, Spitzen- und Stickereifabrik

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Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: C. G. Dörffel Söhne in Eibenstock, Spitzen- und Stickereifabrik
Untertitel:
aus: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil, in: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild.
Herausgeber: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Eckert & Pflug, Kunstverlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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C. G. Dörffel Söhne in Eibenstock,
Spitzen- und Stickereifabrik.


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C. G. Dörffel Söhne in Eibenstock,
Spitzen- und Stickereifabrik.
(Zweiggeschäft in Berlin, SW. Leipzigerstraße Nr. 46 unter gleicher Firma.)

Das sächsische Erzgebirge ist die Wiege der Spitzenfabrikation in Deutschland. Eine erhebliche Anzahl der Bewohner desselben, Männer, Frauen und Kinder ist teils in Fabriken, teils im Hause, an Maschinen und durch Handarbeit für diese Branche thätig. Es ist einem Zusammentreffen verschiedener günstiger Umstände zu danken, daß die Spitzenfabrikation im sächsischen Erzgebirge sich zu einer Höhe emporschwingen konnte, die den Ruf der Fabrikate bezüglich ihrer Vorzüglichkeit, heute nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Nord- und Südamerika begründet, wie überhaupt auf dem ganzen Erdenrund, wo civilisierte Menschen wohnen, den Fabrikaten der Spitzenindustrie des sächsischen Erzgebirges Eingang verschaffte. Daß zur Erreichung so gewaltiger Ziele es der Energie, der Strebsamkeit und der Intelligenz der Fabrikleiter nicht ermangeln dürfte, ist unbestreitbar. Ehe jedoch für die Fabrikate ein so ausgedehntes Absatzgebiet zu erringen war, galt es die Branche nicht nur im Erzgebirge heimisch zu machen, sondern sie auch bezüglich der Qualität auf eine so hohe Stufe zu erheben, daß sie die Concurrenz anderer Länder nicht nur aushalten, sondern sie auch siegreich überwinden konnte. Beides ist vollkommen gelungen; daß dieses der Fall ist, dankt die Spitzenfabrikation des sächsischen Erzgebirges, wie schon erwähnt, der energischen, strebsamen und intelligenten Leitung jener alten Fabriken aus dem vorigen Jahrhundert, die mit dem Einzug derselben entstanden, sich fortentwickelt und vervollkommnet haben und von denen einige noch heute in großem Maßstabe arbeiten, gleichsam ein Denkmal der Geschichte der Spitzenfabrikation des Erzgebirges bildend.

Zu diesen Fabriken, denen das Verdienst der Einführung mehrfach genannter Branche in erster Linie gebührt, zählt die der Firma C. G. Dörffel Söhne in Eibenstock.

Im Jahre 1730 von dem Ururgroßvater der jetzigen Inhaber, Herrn Jacob Friedrich Grundig in Eibenstock, unter den bescheidensten Verhältnissen begründet, nahm Letzterer im Jahre 1772 seinen Schwiegersohn Herrn Chr. Gottfried Dörffel als Teilhaber auf, welcher nach kurzer Zeit das Geschäft auf alleinige Rechnung und unter seiner eignen Firma fortführte; 1797 übernahmen die Söhne des Letzteren, die Herren Friedrich und Ferdinand Dörffel, die Fabrik und firmierten nunmehr C. G. Dörffel Söhne. Im Jahre 1840 nahmen dieselben ihre Söhne Carl, Julius und Ernst Dörffel und den Schwiegersohn Carl Mennel als Teilhaber auf.

Seit 1877 sind die Söhne der Letztgenannten, die Herren Georg Mennel sowie Carl und Wilhelm Dörffel, die alleinigen Inhaber der Firma.

Unter allen den genannten Geschäfts-Inhabern hatte sich die Fabrik stetig erweitert und der Umsatz mehr und mehr gehoben. Wie schon erwähnt, hatte das Etablissement durch Heranbildung eines tüchtig geschulten Arbeiterpersonals segensreich nicht nur für den einzelnen Ort, sondern für das ganze Gebiet des Erzgebirges gewirkt. Aber auch durch den Absatz ihrer Fabrikate schuf die Firma neue Erwerbsquellen und man kann mit Recht sagen, daß ein sehr großer Teil der jetzt noch im Erzgebirge florierenden Artikel seine Einführung der Firma: C. G. Dörffel Söhne verdankt, deren Fabrikation von ihr nach dem Erzgebirge verpflanzt wurde, so daß dadurch die Entstehung einer nicht geringen Anzahl von Geschäften bedingt ward.

[Ξ] Die Firma C. G. Dörffel Söhne in Eibenstock fertigt alle Arten von Hand- und Maschinenstickereien, sowie geklöppelte Spitzen in Seide, Wolle und Baumwolle; seit dem Jahre 1868 betreibt sie auch die Fabrikation von Glacéhandschuhen mit eigener Färberei.

Zur Zeit beschäftigt die Firma im geschlossenen Etablissement 170 Personen; außer dem Hause jedoch arbeiten für dieselbe noch Hunderte, ja zu gewissen Zeiten sogar Tausende von Personen nicht nur im näheren Umkreise von Eibenstock, sondern bis nach Böhmen hinein. Im geschlossenen Etablissement wird an Stickmaschinen, teils für Hand-, teils für Gasmotorenbetrieb eingerichtet, gearbeitet.

Das Absatzgebiet der Firma ist ein sehr ausgedehntes. Seit dem Jahre 1868 hat sie ein Zweigeschäft in Berlin, S.W. Leipzigerstraße 46., errichtet und läßt durch dasselbe ganz Deutschland bereisen. Außerdem sind Hauptabsatzgebiete in Europa: England, Spanien, Frankreich, Rußland und Holland; ferner Nord- und Süd-Amerika.

Obgleich so manche geschäftliche Krisen im Laufe der Jahre die Firma heimgesucht, sind dieselben doch alle glücklich überstanden worden und die Firma zählt heute zu den solidesten der Großindustrie des Landes.

Daß bei so regem Fleiß, bei so intelligenter Leitung es dem Etablissement nicht an Auszeichnungen fehlt hat, versteht sich wohl von selbst. Unter Anderen erhielt die Firma auf der Ausstellung zu Leipzig 1850 die silberne Medaille; 1851 in London die Medaille in Bronce, in Philadelphia 1876 die höchste Auszeichnung. Auch persönliche Auszeichnungen der Firmen-Inhaber sind nicht ausgeblieben, so erhielt in neuerer Zeit anläßlich seines 50 jährigen Jubiläums Herr Chr. F. Dörffel im Jahre 1847 das Ritterkreuz zum Königl. sächsischen Civil-Verdienstorden; ferner wurde im Jahre 1872 Herr Carl Dörffel von Sr. Majestät König Johann zum Commerzienrat ernannt und im Jahre 1876 verlieh Se. Majestät König Albert dem Vorgenannten, anläßlich des 40. Jahrestages seines Eintritts in die Firma, das Ritterkreuz zum Albrechtsorden I. Classe.

Eine fernere Auszeichnung wurde dem Etablissement durch den wiederholten Besuch von Mitgliedern des sächsischen Königshauses. In den fünfziger Jahren besuchte Se. Majestät König Johann in Begleitung Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Toscana die Firma; ein zweites Mal fand der Besuch Sr. Majestät des Königs Johann im Jahre 1871 statt. Se. Majestät König Albert und Ihre Majestät Königin Carola geruhten die Firma im Jahre 1874 mit ihren Besuchen auszuzeichnen und im Jahre 1886 nahm auch Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August Gelegenheit, die Fabrik in eingehender Weise zu besichtigen.

Schließlich sei auch noch erwähnt, daß für das Arbeitspersonal von dem im Jahre 1876 verstorbenen Herrn Julius Dörffel ein Capital von Mk. 4500.–, dessen Zinsen testamentarischer Bestimmung zufolge, alljährlich zu Weihnachten an alte bedürftige Arbeiter verteilt werden, gestiftet worden ist. –