Christliche Symbolik/Calvarienberg
Calvaria oder Golgatha hiess der Berg, auf dessen Höhe die Schädelstätte bei Jerusalem sich befand, wo Christus gekreuzigt wurde. Die fromme Andacht der Christen nannte darnach eine grosse Menge Berge, zu denen man Wallfahrten machte, um oben das Andenken des Kreuzestodes in Bussgebeten zu feiern. Auf dem Wege zum Gipfel bringt man die Stationen an, kleine Kapellen oder Kreuze mit Bildern, welche den Todesgang Jesu unter der Last des Kreuzes darstellen. Bei jeder Station halten die Pilger an und beten. Diese sieben Stationen sind genau nach Schritten ausgemessen und jede ist durch etwas Besonderes charakterisirt: 1. Christus begegnet seiner in Ohnmacht hinsinkenden Mutter; 2. Simon hilft dem Heiland, der unter der Last des Holzes erliegt, dasselbe tragen; 3. Christus spricht: „Ihr Töchter Jerusalems, weinet nicht über mich, sondern über euch und eure Kinder;“ 4. Christus drückt sein blutendes Haupt in das Schweisstuch der Veronika; 5. Christus wird von den Schergen hart geschlagen; 6. Christus in Ohnmacht; 7. Klage der Madonna um den hingesunkenen Sohn. Aus diesen sieben Stationen hat man aber auch vierzehn gemacht. Die sieben ergänzenden, die zu den vorigen hinzukommen, sind: 1) Christus vor Pilatus; 2) die Aufnahme des Kreuzes; 3) das erste Niedersinken; [166] 4) und 5) wie oben 1. 2.; 6) das zweite Umsinken; 7) wie oben 3.; 8) das dritte Umsinken; 9) und 10) wie oben 4. 5.; 11) die Annagelung an's Kreuz; 12) die Kreuzerhöhung; 13) die Kreuzabnahme; 14) die Grablegung. Auf jeder dieser vierzehn Stationen der via crucis werden in Italien kurze Lieder von hoher Schönheit und in den lieblichsten Melodien gesungen, wovon man die beste Beschreibung in Hengstenbergs Evangel. Kirchenzeitung 1827, Nr. 40 ff. findet. Das erste dieser Liedchen lautet:
Mit blutendem Herzen
Will, Herr, ich nun gehen,
Die Bahnen der Wehen,
Die du betratest etc.