Christliche Symbolik/Messe

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Messe.

Was in der griechischen Kirche die Liturgie, ist in der römischen die Messe, der eigentliche Gottesdienst, die heilige [120] Handlung, das Opfer, zu dem sich die Predigt nur als Nebensache (als Belehrung der Katechumenen) verhält. Man vereinigte sich ursprünglich zum Gottesdienst, nicht um zu reden und Reden zu hören, sondern um zu handeln. Der Zweck und die Bedeutung dieser Handlung war und ist, dem Herrn ein grosses Opfer zu bringen, welches Bittopfer und Dankopfer zugleich ist, und wobei die Gläubigen an Gottes Altar in frühern Zeiten nicht blos Opfer für die Kirche niederlegten, sondern sich die ganze Gemeinde, gleichsam die ganze Menschheit sinnbildlich Gott zum Opfer darbringt in der Wiederholung des Opfertodes Jesu Christi für die Menschheit. Das ist die Wandlung des heiligen Leibes und Blutes durch den Priester.

Der Name Messe ist hergenommen von den Worten Ite, missa est, mit denen der Priester die Katechumenen und Büsser, die noch der Vorbereitung zur Haupthandlung hatten anwohnen dürfen, unmittelbar vor dieser letzteren entliess und die Kirche zu verlassen nöthigte. Wenn diese Worte gesprochen waren, endete die missa catechumenorum und begann die missa fidelium, die eigentliche Handlung, zu der nur die engere Gemeinde, mit Ausschluss der Katechumenen, Kinder, Excommunicirten etc., zugelassen wurde. Andere Ableitungen des Namens, von dem hebräischen missah (tributum), von mittere (sc. preces ad Deum) scheinen zu künstlich zu seyn.

In den ältesten Zeiten, in denen die Christen verfolgt wurden und ihren Gottesdienst nur geheim feiern konnten, wurde die Messe bei Nacht gehalten. Dieser Gebrauch hat sich noch in der Christmesse bis auf die neuere Zeit erhalten, musste aber des Missbrauchs wegen abgeschafft werden. Die Frühmessen kamen in Gebrauch wohl nicht blos deshalb, weil sie nüchtern begangen werden müssen, sondern auch mit Beziehung auf den morgendlichen Charakter des Christenthums überhaupt. Vgl. den Artikel Morgen. Die verschiedenen Arten der Messe, je nachdem sie für Lebende oder Todte, mit besonderer Hervorhebung der Bitte oder des [121] Dankes, mit grösserem Pomp oder still gelesen wird, ändern an ihrem Grundwesen und an dem Typischen ihres Ceremonials lediglich nichts. Bei Todtenmessen wird die Kirche schwarz verhangen, an Busstagen violett, an Martyrertagen roth, vom Dreieinigkeitsfest an bis zum Advent in der Hoffnung dessen, der da kommen soll, grün, an Festen des Herrn und Unsrer Lieben Frau weiss. Vgl. Kreuser, das heilige Messopfer S. 338. Auch das Messgewand des Priesters ändert gemäss derselben Symbolik seine Farben. Vgl. Streitenberger, die heilige Messe S. 16. Die missa solemnis oder publica, Hochmesse, steigert sich an hohen Festen zur missa aurea, wogegen die missa privata oder familiaris sich auf die einfachsten Formen und Aeusserlichkeiten einschränkt. Binterim, Denkw. IV. 3. 334 f. Immer aber behält die heilige Handlung denselben Typus und dieselben Hauptbestandtheile.

Die mannigfache Symbolik bei dieser Handlung ist motivirt durch mehr als eine Rücksicht. Wir unterscheiden: 1) die Wandlung des Brodtes und Weines in Leib und Blut des Herrn; 2) die Ceremonien, durch welche das Leiden und Sterben des Herrn in seinen einzelnen Gliederungen unter der Messe sinnbildlich dargestellt wird; 3) die Stellvertretung der Gemeinde durch den Priester und die beständige Wechselbeziehung zwischen beiden während der heiligen Handlung; 4) die Vorsichtsmaassregeln, durch welche die höchste Reinheit der Handlung gesichert wird, die Acte der Waschung, Beichte, Entsündigung, bevor die sterbliche Hand das Unsterbliche berühren darf; 5) die Wahrung des Mysteriums, wodurch alle Profanen von dem heiligen Act entfernt werden; 6) die stete wechselseitige Verschlingung und Durchdringung von Dank und Bitte, weil die Gemeinde, ihrem heiligen Stifter und Erlöser gegenüber, zwischen eine Vergangenheit, die ewigen Dank erheischt, und eine Zukunft, welche den Bitten der Leidenden und Armen Gewährung verheisst, in die Gegenwart hingestellt, nie danken kann, ohne zu bitten, und nie bitten, ohne zugleich zu danken; 7) die besondere Angelegenheit der Gemeinde oder des Individuums, wofür, [122] oder das besondere Interesse des Tages, an dem die Messe gelesen wird.

Wie allen diesen Beziehungen in der Messe Rechnung getragen wird, wollen wir in einer kurzen Darlegung des Messritus zeigen. Zunächst muss als Vorbereitung unterschieden werden die Katechumenenmesse, dann die Opferhandlung selbst.

Der Priester tritt sein heiliges Amt nüchtern an und kleidet sich in den priesterlichen Ornat, dessen einzelne Bestandtheile durch ihre symbolische Bedeutung (s. den Artikel Priester) ihn an die Wichtigkeit seines Amtes mahnen. Das eigentliche Messgewand (casula) war ursprünglich so weit, dass es den Priester von allen Seiten umschloss und gleichsam seine irdische Natur ganz mit der Weihe seines Amtes zudeckte. Vgl. Kreuser, heiliges Messopfer S. 283.

Die heilige Handlung beginnt mit dem Eintritt des Messpriesters in die Kirche, wobei er unter Absingung des Liedes, welches mit dem Wort Asperges anhebt und dem 50sten Psalm (dem Miserere) entnommen ist, sowohl die Gemeinde als den Altar mit Weihwasser besprengt. Hierauf allgemeine Bekreuzigung. Hersagung (früher Absingung) des 42sten Psalms, worin David dem Herrn dankt auf seiner Flucht, dass er ihn von den Feinden errettete. Das Confiteor oder die Beichte, durch die sich Priester und Volk reinigen und zum heiligen Opfer vorbereiten. Der Priester klopft dabei dreimal auf die Brust, wie der Zöllner im Evangelium. Hierauf erhebt sich der Priester zum Altar, küsst denselben und stimmt zuerst das Kyrie Eleison (Herr, erbarme dich), dann das Gloria in excelsis (Ehre sey Gott in der Höhe) an. Wieder küsst er den Altar (wie jedesmal, wenn er sich vom Volk zum Herrn wendet, und umgekehrt), und wendet sich zum Volke, gegen das er die Arme ausbreitet, und spricht: Dominus vobiscum (der Herr sey mit euch). Hierauf Gebet des Priesters für Alle, die sogenannte Collecte, wozu die Gemeinde Amen sagt. Verlesung der Epistel auf der linken oder Epistelseite des Altars. So lange die Katechumenen anwesend sind, kann [123] das Messbuch nur auf der linken Seite, die dem alten Testament und der Vorbereitung überhaupt entspricht, gebraucht werden. Am Schlusse der Epistel spricht das Volk das Deo gratias, der Priester betet das Graduale (Stufengesang), zusammengesetzt aus Dankpsalmen; bei Todtenmessen das Lied Dies irae. Sodann bittet der Priester Gott, seinen Mund zu reinigen, wie er ihn einst dem Jesaias mit glühenden Kohlen gereinigt, und geht auf die rechte Seite des Altars, wohin der Ministrant das Messbuch gebracht hat (die Evangelienseite, entsprechend dem neuen Testament und der Erfüllung). Die Gemeinde steht auf, er liest das Evangelium, küsst es und beräuchert es (bei der feierlichen Messe) mit Weihrauch. Dann werden die Katechumenen entfernt.

Die Haupthandlung oder der zweite Theil der Messe beginnt mit dem Credo, an welchem Einige die Katechumenen noch Theil nehmen lassen, das aber wesentlich schon zum zweiten exclusiven Theil der Messe gehört. Vgl. Kreuser, heiliges Messopfer S. 231. Dem Glaubensbekenntniss folgt die Opferung. Ehemals brachten die Gläubigen Aehren und Trauben, Oel, Balsam, Weihrauch, Wachs, Blumen etc. dar, lauter Gegenstände, die man in der Kirche zum Gottesdienst, zur Beleuchtung oder zum Schmuck brauchte. Das Hauptopfer ist aber Brodt und Wein, über welche jetzt der Priester (bei der feierlichen Messe) das Weihrauchfass schwingt mit einem Gebet, worin Michael als Engel der Gerechtigkeit und Stärke angerufen wird. Vgl. über diese Symbolik den Artikel Michael. Der Weihrauch wird dann auch geschwungen unter der Gemeinde und über den Gräbern der Todten, wenn sich solche in der Kirche finden. Alle werden in die Wolke des Heiligthums eingehüllt. Der Priester aber wäscht seine Hände, um sie zu reinigen, bevor er den heiligen Leib berührt, nach Psalm 25; fordert sodann zum Gebet auf, Orate fratres, singt die Präfation mit dem sursum corda, der Erhebung der Herzen nach oben, und das dreimal Heilig (sanctus). Nun endlich die actio selbst oder das secretum missae, Canon, auch Stillmesse genannt, nämlich die Wandlung [124] des Brodtes und Weines und deren Erhebung. Sie beginnt mit dem Gebet für die Obern der Kirche und des Staats, dann folgt unter dem Sprechen der Einsetzungsworte die geheimnissvolle Wandlung mit Anbetung und Erhebung des Heiligthums. Die ganze Gemeinde fällt auf die Kniee. Das Glöckchen, welches dazu das Zeichen gibt, indem es die Wandlung anzeigt, war in den ältesten Zeiten noch nicht in Gebrauch. Nach der Wandlung folgt unmittelbar das Gebet für die Verstorbenen in jeder Messe, nicht blos in der Todten-, Seelen- oder Trauermesse; mit Bezug auf Philipper 2, 10: „Im Namen Jesu beugen sich die Kniee aller derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Ferner Gebet für alle Sünder und Vaterunser. Sodann beginnt die Communion. Der Priester küsst die Patena, kniet vor dem Brodt, hält es über den Kelch, bricht es in drei Theile, lässt den einen Theil in den Wein fallen, spricht das agnus Dei, gibt dem Diakon den Friedenskuss, spricht das domine, non sum dignus, worauf wieder das Glöckchen ertönt, und geniesst das heilige Sakrament. Nach der heiligen Handlung reinigt er Mund, Hände und Gefässe, küsst den Altar und gibt dem Volk den Segen.

In Rippel, Alterthumb der Cäremonien S. 179 f., wird umständlich dargethan, wie dieselben Handlungen des Priesters, die als Vorbereitung zum heiligsten Werke, als dem Altar etc. dargebrachte Huldigungen und als Reinigungen zu betrachten sind, zugleich auch sinnbildlich die Acte des Leidens und Sterbens Jesu wiederholen. Wann der Priester zum Altar mit seinem Messdiener gehet, bedeut, wie Christus mit seinen Jüngern nach dem Oelberg gangen (die Beugung beim Confiteor das Knieen auf dem Oelberg im Angstschweiss). Wann der Priester den Altar küsset, bedeut, wie Judas Christo den Kuss gab. Wann der Priester zu der Epistel gehet, bedeut, wie Christus zu Annas geführt worden. Wann der Priester zum Evangelio gehet, bedeut, wie Christus von Pilato zu Herodo geführt worden. Nachdem der Kelch zugedeckt wird, bedeut, wie Christus gekrönt worden. Durch das [125] Händewaschen will Pilatus seine Unschuld erklären. Da der Priester sich umwendt und orale fratres sagt, wird Christus dem Volk gezeigt: ecce homo. Durch die praefatio wird die Kreuztragung verstanden. Die stille Mess bedeut die grossen Schmerzen Christi auf dem Calvariberg. Wann der Priester dreimal das Kreuz über den Kelch macht, bedeut, wie Christus mit drei Nägeln an das Kreuz geheftet worden. Wann der Priester die heilige Hostie aufhebt, bedeut, wie Christus an dem Kreuz ist aufgerichtet worden. Als der Priester die heilige Hostie bricht, gibt Christus am Kreuz seinen Geist auf. Das Fallen der Partikel in den Kelch bedeut, wie die Seele Christi in die Vorhölle fuhr. Das dreimalig agnus Dei bedeut des Hauptmanns Bekenntnuss. Wann der Priester communicirt, bedeut, wie Christi Leichnam in das Grab gelegt wird. Christi Leib wird abgewaschen und gesalbt, wann der Priester den Kelch trinkt.“

In einer Predigt des Bruder Berthold, welche Mone in seinen Schauspielen des Mittelalters II. 351 f. mittheilt, heisst es abweichend: Der Introitus bedeutet die alten Weissagungen von der Zukunft des Herrn; wenn der Priester mitten vor dem Altar steht, bedeutet es, Christus ist in der Welt geboren; das gloria in excelsis bedeutet die Anbetung vor der Krippe; die zwei Altarlichter bedeuten den Stern, 1) wie er den drei Weisen leuchtet, 2) wie er über der Krippe strahlt. Beim Verlesen des Evangeliums wird vorausgesetzt, Christus selber spreche, daher legen alle Anwesenden ihre Stäbe, Mäntel und Hüte ab, d. h. ihren Streit, ihren Besitz und ihren Stolz, und stehen in Christi Frieden, Armuth und Demuth. Bei dem „Dreimal Heilig" ist Christi Einzug in Jerusalem gemeint. Wenn der Priester die Hostie bekreuzigt, bedeutet es die Nagelung an’s Kreuz, wie die Erhebung der Hostie die Aufrichtung des Kreuzes. Indem der Priester die Arme weit auseinander breitet, ahmt er Christum am Kreuze nach. Die Worte des Priesters: per omnia secula seculorum bezeichnen den Tod Christi, die Antwort des Chors: sed libera nos a malo den Schrei der Kreatur bei diesem Tode. [126] Unter der communio endlich wird die Himmelfahrt verstanden. In der Hauptsache bleibt auch hier die Messe Sinnbild des Opfertodes, nur begreift sie nach Bruder Berthold die ganze Lebensgeschichte Jesu von den Propheten und der Verkündigung an bis zur Himmelfahrt, während sie in der Erklärung von Rippel sich auf die Passion beschränkt.