Christliche Symbolik/Priester
Die Priesterweihe ist voll Symbolik. Indem alle anwesenden Priester den zum Priester zu Weihenden die Hände auf das Haupt legen, bezeichnen sie ihn als ihren künftigen Bruder und theilen ihm gleichsam den Vorschmack dessen mit, was ihm schliesslich durch die Handauflegung des Bischofs zu Theil werden soll. Indem ferner der Bischof ihm zum erstenmal die Priestergewande reicht und vor Allem ihm die Stola kreuzweis über die Brust legt, schmückt er ihn nicht nur mit dem hohen Vorrecht, sondern beladet ihn auch mit der schweren Pflicht seines Amtes. Indem er ihm drittens die Hände mit Chrysam salbt, reinigt und weiht er dieselben zur Ertheilung der Sakramente. Indem er alsdann ihm das Brod und den Kelch überreicht, befähigt er ihn zum Sakrament des Altars, zum Opfer für die Lebendigen und die Todten. Hierauf folgt die Handauflegung des Bischofs auf das Haupt des neuen Priesters, wodurch ihm der heilige Geist mitgetheilt und seiner neuen Amtswürde und Gewalt das Siegel aufgedrückt wird. Zum Schluss gibt er ihm den Friedenskuss. Vgl. Rippel, Alterthum d. Cäremonien 236 f. Binterim, Denkw. I. 1. 471 f. [242] In der Priesterkleidung ist ebenfalls Alles mehr oder weniger symbolisch. Das priesterliche Urkleid ist offenbar die alba (das weisse Priesterhemd) mit langen und weiten Aermeln. Es erhebt den Priester über die bunte Gemeinde zu einem höheren Wesen gleich den Engeln und Seligen, die weisse Kleider tragen zum Zeichen ihrer Reinheit, als Kinder des Lichts. Schon in den ältesten Katakombenbildern finden wir dieses priesterliche Hemde. Das zweite Hauptkleid des Priesters ist sodann die stola (orarium), die sich über der Brust kreuzt und hinten über die Schulter fällt, bedeutend die Last des Kreuzes und das Joch des Herrn. Wenn die Alba den Priester als dem Lichtreich oben näher stehend bezeichnet, so verweist ihn die Stola dagegen auf seine schwere Pflicht auf Erden und mahnt ihn, das Kreuz zu tragen, wie Christus. Das dritte Hauptstück der Kleidung ist das cingulum, der Gürtel, das Sinnbild der Zucht, Keuschheit, Sittenstrenge und Ascese, so wie der heiligen Kraft im Widerstand gegen alle böse Verlockung. – Die übrigen Kleidungsstücke sind: amictus oder humerale, Umschlagetuch um die Schultern, Halskragen oder Kapuze; planeta, penula, casulum, pallium, der Mantel; das schwere Messgewand, bedeckt mit Stickereien, zuweilen mit Gold und Juwelen; manipulus oder sudarium, ein am linken Arm getragenes Tuch zum Abtrocknen; endlich die dalmatica, ein ärmelloses Hemde, das ursprünglich die Diaconen trugen, nachher aber kurze und weite Aermel erhielt und über der Alba getragen wird. — Dazu kommt noch die Tonsur, die an den Dornenkranz des Heilandes erinnern soll, und die Calotte, das Mützchen zu ihrer Bedeckung. Vgl. Binterim, Denkw. I. 200 f. Kreuser, Kirchenbau II. 147 f. Der lange, schwarze, zugeknöpfte Talar, die gewöhnliche Tracht der Priester im Privatleben, ist, wie auch das Barett oder der breite Hut, eine Auszeichnung des Standes ohne tiefere symbolische Bedeutung.