Christliche Symbolik/Predigt

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Predigt.

Der Heiland selbst ist der Logos, das Wort, das Evangelium eine Verkündigung des Wortes. Der Heiland selbst predigte, wie schon die Propheten ihn verkündet hatten und wie hinwiederum die Gabe der Predigt durch Ausgiessung des heiligen Geistes auf seine Jünger überging. Christus als Prediger auf dem Berge oder im Schiff vor der am Ufer versammelten Menge ist eine der Situationen, in der wir ihn uns am häufigsten vorzustellen gewohnt sind. Nach ihm schwebt der Apostel Paulus uns fast ausschliesslich als Prediger vor, so oft wir an ihn denken.

Das Sinnbild der Predigt ist die flammende Zunge. Vgl. d. Art. Pfingsten. Auch die Taube, weil diese den heiligen Geist bedeutet. Daher über Kanzeln so oft die Taube angebracht wird.

Die Entgeistung und Abgestorbenheit der griechischen Kirche bewährt sich hauptsächlich in der Abwesenheit wie im ausdrücklichen Verbot der Predigt. Das andere Extrem ist bei einigen aus dem Protestantismus hervorgegangenen Sekten die ausschliessliche Geltung der Predigt und die Concentration des Cultus in eitles und willkührliches Geschwätz, welches der Eine übt und die Andern anhören.

St. Romanus von Antiochia wurde unter Diocletian verfolgt und, nachdem man ihm die Zunge ausgeschnitten, erwürgt, 280, 18. November. Er predigte noch ohne Zunge, wie der lateinische Dichter Prudentius in seinem langen Hymnus auf ihn (Fabricii thes. p. 145.) sagt: Christum [240] loquenti nunquam lingua defuit. Der heilige Aigulf, Abt zu Lyron, wurde, nachdem sein Kloster von Mummolus ausgeplündert worden, gefangen mit den übrigen Mönchen auf ein Schiff gebracht, und fuhr noch fort, zu predigen, obgleich man ihm die Zunge ausgeschnitten hatte. Surius zum 3. September. — St. Raymundus nonnatus, der Ungeborne, weil er aus Mutterleib geschnitten war, predigte zu Algier den Christensklaven und suchte auch die Muselmänner zu bekehren. Da legte ihm der Dey spöttisch ein Schloss vor den Mund, aber Raymund predigte dennoch fort und wurde bald darauf ausgelöst. 31. August. Besungen von Böneke. St. Leodegar, Bischof von Autun, wurde von dem fränkischen Majordom Ebroin verfolgt, der ihm die Zunge ausschneiden und die Augen mit einem Bohrer ausziehen liess. Gleichwohl predigte Leodegar auch ohne Zunge noch fort. 2. October.

Beda von Rovigo, ein italienischer Heiliger des 9ten Jahrhunderts, predigte zuweilen allein, aber statt der Menschen kamen die Engel, ihm zuzuhören. Die Kirche verehrt ihn am 10. April. In Kosegartens Legenden kommt unter dem Namen „das Amen der Steine“ ein Gedicht vor, in welchem der blinde Beda von einem ruchlosen Knaben angeblich an einen Ort geführt wird, wo viele Menschen auf ihn warten sollen, wo aber wirklich nur eine menschenleere Steinwüste ist. Da predigt der Heilige und die Steine rufen von allen Seiten Amen, auf dass erfüllt werde, was geschrieben steht: „Wenn die Menschen schweigen, werden die Steine reden.“

St. David, Erzbischof von Meneve in Wallis, aus altwallisischem Königsgeschlecht entsprossen, wurde ein grosser Prediger. Als seine Mutter mit ihm schwanger ging und einmal in eine Kirche trat, verstummte der Prediger, zum Zeichen, dass der Sohn, den sie gebären würde, alle Redner der Welt übertreffen sollte. Seine Beredsamkeit war nachher auch wirklich so gross, dass die Erde unter seinen Füssen sich hob und einen Hügel unter ihm bildete. Er starb 544. 1. März, — St. Vitus ist auf Kirchenbildern daran kenntlich, dass er, an der Folterleiter hängend, dennoch den Schmerz [241] überwindet und dem Volke mit feuriger Rede predigt. Petrus Gonzalez predigte unter einem heftigen Gewitter im Freien, aber die Stelle, wo er mit seiner kleinen Gemeinde stand, blieb sonnenhell und trocken. Als St. Angelus predigte, fielen ihm Rosen und Lilien aus dem Munde.

St. Chrysostomus hat den Namen von dem goldnen Munde, d. h. von seiner heiligen Beredsamkeit.

Einander entgegenstehende Bilder des christlichen Priesterthums sind: der Prediger in der Wüste, den Niemand hören will, und — der gottvergessene Priester, der aus Menschenfurcht schweigt, wo er reden sollte, und den das Sinnbild des „stummen Hundes“ schändet.