Christliche Symbolik/Nain

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Nain,

der Jüngling von. Unter den Heilungen Jesu nimmt die Erweckung des todten Jünglings von Nain eine der schönsten Stellen ein (Lucas 7.). Von überwältigender Rührung ist die Scene, wie ihm der Leichenzug begegnet und wie er die in Schmerz aufgelöste Mutter mit dem himmlischen Troste begrüsst: „Weine nicht!“ und wie er dann zu dem Jüngling spricht: „Stehe auf!“ und der Todte sich aufrichtet und redet und seiner Mutter in die Arme sinkt. Alle Anwesenden aber kam eine Furcht an und sie priesen Gott. — Den tiefen Eindruck dieser schönen Erzählung haben die Rationalisten mit Einem Worte zu vernichten getrachtet, indem sie annahmen, der Jüngling von Nain sey nur scheintodt gewesen und Jesus habe das vermittelst seiner medicinischen Kenntnisse bemerkt und ihn ohne irgend ein Wunder wieder zum Leben gebracht, diese Kur aber betrügerisch für ein göttliches Wunder ausgegeben. So z. B. Paulus in seinem Leben Jesu. Man kann sich wohl keine nichtswürdigere Bibelerklärung denken, wie diese!

Den tieferen Sinn dieses Wunders begreift man erst, wenn man erwägt, wie durch das ganze Heidenthum ein tragischer Zug ging, in einer gewissen Verzweiflung an der ewigen Gerechtigkeit und einer gänzlichen Unkenntniss der ewigen Liebe. Das ganze heidnische Alterthum kannte nur jenen Schmerz, den Schiller in den berühmten Worten [156] aussprach: „Das ist das Loos des Schönen auf der Erde.“ Die schönste adeligste Jugendblüthe der Menschheit war, nach dieser antiken Ansicht, einem finstern Verhängniss verfallen. Für den Tod des schönen Achilles, des edeln Sigfrit gab es keinen Trost, nur eine blutige Rache. Dieser tragischen Härte des Heidenthums, diesem stoischen Schmerz des Fatalismus trat nun zum erstenmal der liebevolle Trost des Christenthums entgegen und zwar ausdrücklich in der Erweckung des Jünglings von Nain.

Die Erweckung wurde gemalt von Zuchero. Das Bild, gestochen von Matham, ist eine reiche Composition; der Zug hält unter dem Stadtthor, die Bahre ist zu des Heilands Füssen gestellt und der Jüngling erwacht eben, und blickt, die Hände faltend, staunend auf Jesum; die Mutter kniet noch. Auf einem andern Bilde desselben Meisters, gestochen von Thommassin, hat der Jüngling noch die Augen geschlossen und sperrt widerwärtig den Mund auf. Das schönste Bild malte Neher in Stuttgart. Hier haben alle Figuren den wahrsten und ergreifendsten Ausdruck, und das Ganze macht einen unbeschreiblich rührenden Eindruck.