Christliche Symbolik/Reinigung Mariä

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Reinigung Mariä.

Da die unbefleckte Jungfrau keiner Reinigung bedurfte, so bezweckte ihr Gang zum Tempel nur die Darstellung des neugebornen Kindes und die übliche Opferung. Diese Ceremonie erfolgte bei den Juden 40 Tage nach der Geburt eines Knaben, 80 Tage nach der eines Mädchens. Man brachte dabei dem Jehovah ein Lamm zum Opfer, Aermere aber brachten zwei Tauben. Das war zur Sühne und zum Ersatz der Erstgeburt, die dem Jehovah als Opfer gebührte. [269] In diesem althebräischen Opfer aber war die grosse Opferung Christi vorgebildet, so wie auch Lamm und Taube seine Sinnbilder sind. Durandi, rat. VII. 7. Jamin, Geschichte der Kirchenfeste S. 86. Man hat auch Beziehungen des christlichen Reinigungsfestes auf das altheidnische gesucht, welches um dieselbe Zeit gefeiert wurde, weil die vom Winter schmutzige Erde durch den Frühlingsregen gereinigt und zur Hervorbringung der Pflanzen vorbereitet wird. Auch wurde bemerkt, das christliche Fest sey im Jahr 542 nach einer grossen Pest eingeführt worden mit Beziehung auf die Reinigung des Menschengeschlechts von diesem Uebel. Schrökh, Kirchengeschichte XVII. 486. Indess sind diese symbolischen Deutungen der Hauptbedeutung nur untergeordnet. — Alttestamentalisches Vorbild der Darstellung im Tempel ist die Darstellung des Samuel durch seine Mutter. Deshalb werden sie beide in der alten biblia pauperum nebeneinander gestellt. Heinecken, Nachrichten von Künstlern II. 119.

Lucas 2, 22 f. bringt ein tieferes poetisches Motiv in die Feier, indem er dem zarten Kinde den hochbetagten Simeon gegenüberstellt, der den Tod nicht sehen sollte, er hätte denn zuvor den Herrn gesehen, und der nun beim Anblick des göttlichen Kindes mit Entzücken ausruft: „Nun lässest du deinen Knecht in Frieden fahren!“ Man weiss nicht, wer dieser Simeon gewesen ist, erst später hat man einen vornehmen Priester aus ihm gemacht, und ihn überhaupt als Repräsentanten des alten Priesterthums im Gegensatz gegen die neue Kirche aufgefasst, sofern in dem alten Levitenthum schon eine Ahnung der christlichen Kirche gelegen, die jetzt erst in Erfüllung ging. Nahe liegt auch die Parallele zwischen dem alten Simeon, der erst stirbt, nachdem er den Herrn gesehen, und Moses, der erst stirbt, nachdem er das gelobte Land gesehen.

Die Scene ist sehr oft gemalt worden und bietet zunächst dasselbe Motiv dar, wie die Anbetung der Könige, indem der malerische Reiz hauptsächlich im Contrast des Kindes mit dem Greise liegt. Doch ist der Ausdruck des alten Königs, [270] der vor dem Christkind kniet und auf dessen kahlen Scheitel es seine weichen Händchen legt, durchweg demüthige Anbetung, während der Ausdruck Simeons mehr freudiges Staunen und die Aufregung ist, die sich des hinfälligen Greises bemächtigen muss, indem er zugleich Gott und dem Tode in’s Gesicht sieht. Die Genialität dieses Motives ist wohl nicht von allen Malern erfasst worden. Insgemein geben sie dem Simeon die Miene und Haltung eines zärtlichen Grossvaters, der das Kind, wenn auch mit einer Beimischung von Ehrfurcht, doch nur liebkost, und dem man nicht ansieht, dass er an den Tod denken soll. Scheinbar besser sind die Darstellungen, auf denen er, indem er das Kind hält, dankbar zum Himmel emporblickt (z. B. von Guido Reni); allein wenn man erwägt, dass er Gott selbst in dem Kinde schauen soll, so darf er nicht vom Kinde weg nach dem Himmel sehen. Es ist schicklicher und natürlicher, dass er ganz in den Anblick des Kindes versunken bleibt.