Christliche Symbolik/Schlaf

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Schlaf.

Die heilige Schrift macht unter den berühmten Schläfern, deren sie gedenkt, einen genauen Unterschied, soferne der [324] Unschuldige im Schlafe gesegnet oder durch einen wunderbaren Traum erfreut wird, den Schuldigen aber im Schlafe Unheil überfällt oder wenigstens böse Träume ängstigen. Selig ist der erste Schlummer Adams, denn er erwacht im Anblick der neugeschaffenen Eva im Paradiese. Selig ist der Schlaf des Jakob, denn die Engel steigen auf der Himmelsleiter zu ihm nieder. Selig schläft das Jesuskind, der tiefste Frieden Gottes bezeichnet den Schlaf des Heilands auf dem Schiffe während des Meersturmes. Unheilvoll aber ist der Schlaf Noah’s, weil er vorher im Weingenuss gesündigt; der Schlaf des Simson, weil er sich von der Delila bethören liess; der Schlaf des Pharao und des Holofernes, weil sie das Volk Gottes bedrohten.

Unter den Heiligen kommt das Attribut des Schlafes vorzugsweise den sogenannten Siebenschläfern zu. Sieben Jünglinge von Ephesus (Maximian, Malchus, Martinian, Dionysius, Johannes, Serapion und Constantin) versteckten sich als verfolgte Christen in einer Höhle, wurden darin entdeckt und auf Befehl des Kaisers Decius zugemauert, 27. Juli. Nach 180 oder 196 Jahren im 5ten Jahrhundert wurden Steine daselbst gebrochen, wodurch ein Loch in die Höhle geöffnet wurde und die Sonne hinein schien. Da erwachten die Schläfer, glaubten, sie hätten nur eine Nacht geschlafen, und schickten einen von ihnen aus, um ihnen vorsichtig Brodt zu holen. Wie erstaunte nun dieser, als er ringsum das Land voll Kirchen und Kreuze fand! Ihn selbst aber staunte wegen seiner fremden und alterthümlichen Tracht an. Nachdem sie Alles erfahren hatten, schliefen sie wieder ein. Die Legende wurde syrisch verfasst und von Gregor von Tours (de gloria martyrum I. 95.) in’s Lateinische übersetzt. Vgl. Photius S. 1400. Eutychius. Alsemanni, bibl. orient. I. 336. Acta SS. Jul. VI. 375. 700 Jahre später erwachten sie noch einmal. Eduard der Heilige, König von England, sass 1065 bei Tisch und lachte. Als man ihn frug, warum er lache, erwiederte er, er habe gesehen, wie die sieben Schläfer sich im Schlafe umgewandt hätten. Man liess [325] nachsehen und es fand sich wirklich so. Das deutete man auf die grossen Veränderungen der Zeit, die Eroberung Englands durch die Normannen, den Investiturstreit und die Kreuzzüge. Hygden, polychronicon bei Gale 15. script. p. 283.

Muhamed hat die Legende auch in den Koran aufgenommen und den sieben Schläfern noch einen treuen Hund beigegeben. Sie ist sehr phantastisch ausgebildet in den persischen Mährchen des 1001 Tages (494ster Tag f.). Der Wiederauferstandene heisst hier Dschemlicha (d. i. Jamblichus). Die schöne Legende wurde von Moreto in einem Auto auf die spanische Bühne gebracht (v. Schack, dramat. Lit. der Spanier III. 344.). In der Ambrosiuskirche zu Mailand sind die Schläfer auf einem sehr alten Bilde, angeblich aus dem 10ten Jahrhundert, abgebildet. Millin I. 218.

Der Sinn dieser Legende ist sehr einfach. Die Schläfer sind Unschuldige und Verfolgte. Gott erbarmt sich ihrer, indem er ihnen mitten in einer Welt von Mord und Greuel die süsse Ruhe des Schlummers gewährt. Sie sind Zeugen seiner ewigen Güte, des Schutzes, der die Unschuld doch irgendwo mit Heiligkeit und Unverletzlichkeit umkleidet, wenn auch die Welt sie auszurotten tobt. Und sie knüpfen auf sinnige Weise die erste Jugend der Christenheit, in der sie lebten, an die ferne Zukunft an, in der die Christenheit sich wieder läutern soll. Dass solche junge fromme Zeugen aus frühester Vergangenheit noch leben und einmal wieder erwachen sollten, musste dem Volke ein freudiger Glaube seyn, und darum waren die sieben Heiligen so populär. Die von Strauss (Kirchenjahr S. 306) versuchte Erklärung, die mit Beziehung auf den 27. Juni, als dem Tag der Heiligen, an den Stillstand, beziehungsweise Schlaf der Sonne denkt, ist nicht glücklich.