Christliche Symbolik/Schnee

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Schnee,

wegen seiner reinen weissen Farbe und zugleich wegen seiner Kälte Sinnbild der jungfräulichen Reinheit und Keuschheit, insonderheit der Jungfrau aller Jungfrauen. So wird der Schnee gedeutet in altdeutschen Marienliedern. Vgl. Conrad von Würzburgs goldne Schmiede, herausg. von W. Grimm, S. XXXVII. Auch fällt der Schnee vom hohen Himmel, daher die marianischen Devisen: Mihi candor ab alto – Meus est ab origine candor. So ist denn auch der Schnee, der nach der Legende wunderbarerweise mitten im Sommer ein Feld bei Rom genau so weit bedeckte, als der Raum der darauf erbauten, noch jetzt prangenden Kirche Maria maggiore einnehmen sollte, ursprünglich nur ein Sinnbild der Jungfräulichkeit der Gebenedeiten. Dem Papst Liberius war dieselbe im Traum erschienen und hatte eine Kirche von ihm verlangt, wozu sie den Platz ihm anwies, und am Morgen zeigte sich eben dieser Platz mit Schnee bedeckt, alles andere Land umher aber grün. Da baute jener Papst ihr die berühmte Kirche und gründete das Fest Mariä Schneefeier [339] am 5. August. Diese „Maria zum Schnee, Notre Dame aux nièges“ wird seitdem auch in vielen andern Ländern verehrt und war hauptsächlich geeignet für Kapellen in hohen Alpenregionen, daher auch ihr Cultus auf dem Rigi in der Schweiz. Die nördlichste Kirche der Gnadenmutter, die man kennt, liegt tief im Schnee Sibiriens zu Abalak unfern von Tobolsk. Hier befindet sich ein wunderthätiges Bild von ihr, zu dem man aus weiter Ferne wallfahrtet.

Strauss, Kirchenjahr S. 143, macht darauf aufmerksam, dass auf die kalte und schneereiche Jahreszeit zwischen dem 6. und 17. Januar so viele Tage heiliger Einsiedler fallen und bezieht darauf ihr ascetisches Leben. Das stimmt ganz mit der alten Symbolik des Schnee’s in den Marienliedern überein.

Das Sinnbild der Aehren und Trauben im Schnee hat man in gleicher Weise auf die segensreiche Geburt Christi aus dem Schooss der keuschesten Jungfrau zu erklären. Das Sinnbild einer Rose im Schnee gilt dagegen von der heiligen Jungfrau selbst, sofern sie aus der keuschen Ehe der lange unfruchtbar gebliebenen Anna stammte.

St. Eulalia von Barcellona wurde als Christin verfolgt und mit Fackeln gebrannt, die aber an ihrem zarten Leibe erloschen. Nach vielen andern Martern wurde sie nackt an’s Kreuz geschlagen, aber ein Schnee (nix, nach einer andern Lesart eine Wolke, nubes) fiel und verhüllte sie vor den Augen der Wächter. Acta SS. 12. Februar. Das ist ein sehr schönes Wunder. Die Keuschheit der gottgeweihten Jungfrau verwandelt sich reell in ihr Symbol, den Schnee, um sie zu schirmen.

Barbanaria, eine fromme Jungfrau, glühte von solchem heiligen Liebesfeuer, dass sie sich im Schnee wälzte, wie aus gleicher Ursache der heilige Franciscus. Görres, Mystik II. 29. – Der irische Abt Berach verwandelte den Schnee auf den Dächern der Frevler in Feuer, dass ihre Häuser verbrannten. Acta SS. 15. Februar. Ueber dem heiligen Petrus von Alcantara blieb, wenn er im Freien wandelte oder meditirte, der fallende Schnee hängen, ohne ihn zu [340] berühren, und bildete ein Dach über ihm. – Das Grab des heiligen Servatius grünt auch im Winter und wird nie mit Schnee bedeckt. Gregor. Turon. hist. Franc. II. 5.

Dem Wunder des Schneiens mitten im Sommer steht das Wunder des Grünens und Blühens mitten im Winter gegenüber und bezieht sich ebenfalls auf die Maria und besonders auf ihre gnadenreiche Geburt; denn in der Geburtsstunde des Heilandes sollen nach dem Volksglauben die Bäume blühen, wenn auch der tiefste Schnee liegt. Vgl. den Artikel Weihnachten.