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Christliche Symbolik/Wolf

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Wolf,

Vertreter der wilden Thiere im Gegensatz gegen das Lamm, als den Vertreter der zahmen Thiere. Im Paradiese ruhen beide friedlich beisammen. Jesaias 11, 6. 65, 25. Daher auch Sinnbild des Antichristenthums im Juden- und Heidenthum in demselben Sinne, in welchem das Lamm Sinnbild des Christenthums ist. In der Handschrift der Herrad von Landsberg in Strassburg hat der heilige Apostel Paulus einen Wolf und ein Lamm zum Attribut; das erste bezeichnet ihn als Saulus vor, das andere als Paulus nach der Bekehrung. Dieselbe Symbolik liegt auch dem „Wolf im Schafskleide“ zu Grunde, worunter unchristliche und gottlose Menschen verstanden werden, die das Gewand des Priesters tragen, oder sich besonders fromm anstellen. Auch die alte äsopische Fabel vom Lamme, welches unten am Bache trinkt, und von dem oben am Bache trinkenden Wolfe beschuldigt wird, es trübe ihm das Wasser, leidet eine christliche Anwendung, zumal in unsern Tagen, in denen die Kirche wieder oft genug beschuldigt worden ist, dem Staate das Wasser zu trüben, während sie aufopfernd beflissen war, ihn von den schon vorhandenen revolutionären Elementen zu reinigen.

In der Legende und demzufolge auf Kirchenbildern sind Wölfe sehr oft Attribute von Heiligen, denn des Wolfes Wildheit wird durch die Nähe des Heiligen überwunden und in Lammesnatur umgewandelt. Vom heiligen Cadocus sagt die Legende zum 24. Januar, er habe zwei reissende Wölfe, die ihn angriffen, in Steine verwandelt. Noch viel öfter aber werden die Wölfe von Heiligen gezähmt, begleiten sie fortan [564] und leisten ihnen Dienste. St. Hugo zwang einen Wolf, ihm die Schafe zu hüten. St. Woldus im Kloster Altenburg zwang den Wolf, der den Klosterhund zerrissen hatte, fortan selber dessen Dienst zu verrichten. St. Wilhelm von monte vergine zwang einen, der seinen Esel zerrissen, statt dessen die Steine zum Klosterbau herbeizutragen, 25. Juni. St. Simprecht zwang einen, ein geliebtes Kind unverletzt zurückzubringen. St. Ronan und St. Bernhard von Tironio desgleichen ein Schaf, St. Vedastus eine Gans, St. Marcus der Einsiedler ein Widderfell. Auch St. Remaclus bediente sich eines Wolfes beim Klosterbau. Der h. Antonius führte einen Wolf zum h. Paulus in der Wüste. Dem h. Franciscus folgte ein zahmer Wolf, zwei der h. Radegundis. St. Torellus, ein Einsiedler von Poppio in Toskana, einer der rauhesten Heiligen, trug nur ein Fell mit Schweinsborsten, schlief auf Dornen unter einem Haselbusch, fastete, geisselte sich etc. Sein einziger Umgang war ein Wolf, den er gezähmt hatte. Er starb am 16. März 1282. — Auch kennt die Volkssage einsame Kapellen, in die ein Lamm vor dem Wolf geflüchtet und wohin auch der Wolf ihm nachgefolgt, von der Heiligkeit des Ortes ergriffen aber ruhig wie im Paradiese bei ihm liegen geblieben sey.