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Das „Alt-Bremer Haus“ in Bremen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Titel: Das „Alt-Bremer Haus“ in Bremen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 2, S. 67
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[67] Das „Alt-Bremer Haus“ in Bremen. (Mit Abbildungen.) Unsere Großstädte sind in stetem Wachstum begriffen; immer mehr passen sie sich den Bedürfnissen der Neuzeit an, und immer mehr muß das Alte dem Neuen weichen.

Das „Alt-Bremer Haus“
in Bremen.

Ein erfreuliches Zeichen ist es aber, daß man vielerorts bei dieser Umwandlung Denkmäler alter Baukunst pietätvoll zu erhalten sucht. Die alte Hansestadt Bremen ist besonders reich an solchen altertümlichen Häusern, und neuerdings wurde in ihren Mauern das sogenannte „Alt-Bremer Haus“ an der Langenstraße 13 in gelungener Weise wieder hergestellt. Dasselbe, im Volksmunde auch „Essighaus“ genannt, stammt aus dem Jahre 1618, aus der Blütezeit Bremens vor dem Dreißigjährigen Kriege.

Der große Saal im „Alt-Bremer Haus“.

Es wurde nach den Plänen des berühmten Baumeisters Lüder von Bentheim errichtet, dem Bremen die Stadtwage und das Kornhaus am Fangturm verdankt und der am Anfang des 17. Jahrhunderts auch das berühmte, aus dem 15. Jahrhundert stammende Rathaus in kunstverständiger Weise umgebaut hat. Ursprünglich soll es einen Besitz der Familie Esich gebildet haben, später wurde in ihm eine Essigfabrik eingerichtet. Das alte Haus besitzt eine architektonisch reich verzierte Front mit vorspringenden Söllerfenstern, die zum Teil in Barock-, zum Teil in Renaissancestil gehalten ist. Diese Front hat einen so hohen künstlerischen und altertümlichen Wert, daß das Kensington-Museum in London sie zu erwerben trachtete. Als dies bekannt wurde, kaufte Architekt Alb. D. Dunkel das Haus und erneuerte es unter sorgfältiger Benutzung aller vorhandenen Reste. Zu diesem Zwecke wurde ihm eine Beihilfe von 20000 Mark aus der Rolandstiftung bewilligt, welche den Zweck hat, interessante Bauwerke in Bremen zu erhalten. Die Wiederherstellung ist in trefflicher Weise gelungen. Der Besucher schaut wieder die Pracht eines altbremischen Patrizierhauses. Da sind der „Kantor“, die Lagerdiele mit Wohnstube, die Schlafzimmer, die Küche, der Rokokosaal wieder so eingerichtet, wie es in alter Zeit üblich war. Alte Tapeten, blaubemalte Fliesen und alte Gemälde schmücken die Wände, überall stehen altmodische Kachelöfen, und schöne Holzschnitzereien erfreuen an Galerien, Portalen etc. das Auge. Auf der Dielenwand sind Verse von Arthur Fitger zu lesen, in welchen die Geschichte des Hauses dargestellt wird. Unsere Abbildungen zeigen die Front des „Alt-Bremer Hauses“ und den „großen Saal“. Das schöne Bauwerk ist in den Besitz einer Weingroßhandlung übergegangen und dient nunmehr fröhlichen Zechern zum gemütlichen Aufenthalt.