Das Altern der Hand

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Titel: Das Altern der Hand
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 10, S. 323
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
w:en:James Crichton-Browne
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[323] Das Altern der Hand. Die Geschicklichkeit der Hand ist uns nicht angeboren; wir müssen die Handfertigkeit erst im Leben erlernen. Wann erreicht nun die Hand die höchste Stufe der Fertigkeit? Wie lange erhält sie sich auf derselben und wann beginnt sie zu altern? Das sind interessante und für diejenigen, die auf ihrer Hände Arbeit angewiesen sind, höchst wichtige Fragen. Berühmte Virtuosen und große Künstler bilden Ausnahmen; wie ihr Genie ein außergewöhnliches ist, so sind auch ihre Hände mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Von allgemeinerer Bedeutung ist die Prüfung der Handfertigkeit der Durchschnittsmenschen, namentlich der Fabrikarbeiter.

Der englische Arzt Sir James Crichton Browne hat im Laufe der Jahre darüber Beobachtungen in den Fabriken von Birmingham und Staffordshire angestellt. Er fand dabei, daß, wenn die Arbeiter etwa im siebzehnten oder achtzehnten Lebensjahre in die Fabrik eintreten, die Geschicklichkeit ihrer Hände durch Uebung nach und nach größer wird, bis sie die höchste Stufe der Vollkommenheit etwa im dreißigsten Lebensjahr erreicht. Die geschicktesten Knopfdreher machen z. B. um jene Zeit 6240 Elfenbeinknöpfe täglich. Diese höchste Leistungsfähigkeit behält die Hand, wenn der Arbeiter sonst gesund bleibt, etwa bis zum vierzigsten Lebensjahr. Bereits von diesem Zeitpunkt an tritt ein Nachlaß ein, und Browne erläutert diese Abnahme der Handfertigkeit durch folgende Zahlen. Bis zum vierzigsten Lebensjahr kann ein geschickter Arbeiter wöchentlich in der Knopffabrikation 45 Schilling verdienen, im fünfundvierzigsten Lebensjahr sinkt sein Verdienst bereits auf 38 Schilling und beträgt im fünfundsechzigsten Jahre nur noch 20 Schilling, vorausgesetzt, daß der Mann sonst ganz gesund bleibt. Dieses frühzeitige Altern der Hand wird vor allem in Fabriken beobachtet, in welchen die Hand einseitig beschäftigt wird. Wenn wir bedenken, daß beispielsweise ein Arbeiter in den Federmesserfabriken zu Sheffield täglich 28000 Hammerschläge ausführt, so ist es kein Wunder, wenn die Nervencentren, die für eine und dieselbe Handlung so oft in Anspruch genommen werden, schließlich erlahmen. In anderen Gewerben, welche den ganzen Körper gleichmäßiger in Anspruch nehmen, namentlich in der Landwirthschaft, altert die Hand nicht so rasch.

Nun ist die Erhaltung der Handfertigkeit für den Handarbeiter eine Lebensfrage, und er muß danach streben, das Altern seiner Hand soweit wie möglich hinauszuschieben. Dies kann nur durch harmonische Uebung und Beschäftigung aller Gliedmaßen erreicht werden, und da erkennen wir an diesem Beispiel, wie wichtig Turnübungen, Spiele im Freien auch für den Hand- und Fabrikarbeiter sind. Aber auch die Personen, die fleißig nähen, sticken, schreiben und zeichnen müssen, können aus diesen Betrachtungen Nutzen ziehen, um ein frühzeitiges Altern ihrer Ernährerin, der Hand, zu verhüten. *