Das Bergmannselend (Kämpchen)
[67] Das Bergmannselend.
Wie Wehruf schallt es,
Wie Klaggestöhne,
Mit dumpfem Röcheln
Tief aus den Grüften
[68]
Wer klagt, wer ruft da
In solchen Lauten,
Verzweiflungsbangen,
Entsetzensvollen,
O sagt, wer ruft da? –
Voll Schaudern hör’ ich,
Der Lichtgewohnte,
Der Qualentrückte,
Die düstern Laute. –
Ich höre Wimmern,
Ich höre Aechzen,
Vermischt mit Flüchen,
Und Hohngelächter,
Wie Spuk der Hölle,
Wie der Verdammten
Schmerzhaft Gewinsel,
Dazwischen dumpfes
Gepoch und Hämmern,
Und Brechen, Fallen,
Und Dröhnen, Knallen,
Am Werk geschäftig. –
Dann wieder Fluchen
Und Qualgestöhne,
Und gelles Lachen. –
Ich frag’ es wieder,
Im Erdengrunde,
Im dunkeln, düstern,
Wer ist der Rufer? –
Von dem was unten,
So fern vom Tage,
Mit seinem Grollen
Das Herz mir ängstigt. –
[69]
Aus Erdentiefen,
Aus Nacht und Nebeln,
Durch Felsenwände
Kommt mir die Antwort:
Aus seinen Grüften,
Aus seinen Klüften
Zu dir am Tage,
Du Lichtgewohnter,
Schickt seine Klagen
Der arme Bergmann. –
Im Dämmerdunkel,
In Qualm und Brodem –
Du hörst sein Wimmern
Und seine Flüche,
Tief, tief im Grunde) –
Schafft der Helote. –
Ihn hält der Hunger,
Der Kampf um’s Dasein,
Der grimme, wilde,
Gebannt im Schachte. –
In Dunst und Qualme,
Entblößten Leibes,
Nicht menschenwürdig,
Gräbt er die Kohlen. –
An seinem Odem
(Ihm stirbt die Lunge
Vom Kohlenstaube)
Wärmt sich der Tagmensch
[70]
So gräbt und schaufelt,
So wühlt und scharret
Sich Maulwurfsgänge
Im Bauch der Erde
Er vegetieret –
Ein Elendsdasein
An Leib und Seele
Im Frönerjoche –
Doch nicht für immer! –
Auch ihm, dem Maulwurf,
Dem Erddurchwühler,
Dem Lichtentwöhnten,
Rotgold’ne Lichter. –
Sein Jammern, Klagen,
Sein Fluchen, Grollen,
Wird bald verhallen. –
Und aus den Klüften
Steigt er zu Tage,
Zur Sonnenhelle,
Ein Mensch zu Menschen,