Zum Inhalt springen

Das Bild der Großmutter

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Bn.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Das Bild der Großmutter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 260
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Nach einem Gemälde von Hugo Oehmichen (WP).
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[253]

Photographie im Verlag von Franz Hanfstaengl in München.

Das Bild der Großmutter.
Nach einem Gemälde von Hugo Oehmichen.


[260] Das Bild der Großmutter. (Zu dem Bilde S. 253.) So eine Sommerfrische kann sich ein reisender Maler wohl gefallen lassen! Nicht nur eine biedere, mütterlich sorgsame Wirtin, bei deren Schüsseln es einem von Herzen wohl sein kann, sondern auch zugleich ein Prachtkopf, dessengleichen es unter den runzeligen Spittelfrauen-Modellen der Akademie nicht giebt. Freilich, ans Abgemaltwerden wollte sie lange nicht heran und hatte hundert Ausreden: heute waren es die Gänse und morgen die Schweine, die ihr keinen Augenblick zum Stillsitzen gönnten, ganz abgesehen von der notwendigen Putzerei in Küche und Stuben, die am Montag beginnt und am Samstag endet.

Aber endlich kommt ein Sonntagnachmittag, wo sie keine Ausrede mehr hat. Ihr „Alter“ hilft auch noch dem künstlerischen Quälgeist und ebenso das Gretle mit dem dicken Buben auf dem Arme; so giebt sie denn nach, wirft sich in ihr Staatsgewand, setzt die majestätische Florhaube auf ihr graues Haar und wendet nun, die arbeitsgewohnten Hände übereinandergelegt, dem Maler ruhig das Gesicht zu. Aber jetzt merkt dieser, daß die Schwierigkeit, sie zum Sitzen zu bringen, noch gar nichts war gegen diejenige, dieses würdevolle, gute, schöngebliebene Matronengesicht ähnlich auf die Leinwand zu zeichnen. Tausend noch einmal – da heißt es, sich zusammennehmen! Hoffen wir, daß es seiner Kunst gelingt, wenigstens das zuschauende Publikum zu befriedigen und die große Florhaube so ähnlich zu porträtieren, daß jeder, sogar der kleine Friederle, unzweifelhaft erkennt: das ist die Großmutter!

Im Laufe der Jahre erwächst dann der junge Kunstschüler zum wirklichen Nachfolger desjenigen, der hier hinter seinem Rücken die ganze gemütliche Stube mit den Leuten darin und die prächtige Großmutter so sprechend lebendig zu malen verstand! Bn.