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Schweizer Gemsjäger im Kanton Wallis

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Textdaten
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Titel: Schweizer Gemsjäger im Kanton Wallis
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 260
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Nach einer Skizze von Josef Scotti gezeichnet von W. Hoffmann.
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[257]

Walliser Gemsjäger.
Nach einer Skizze von Josef Scotti gezeichnet von W. Hoffmann.


[260] Schweizer Gemsjäger im Kanton Wallis. (Zu dem Bilde S. 257.) Alle anderen Kantone der Schweiz überragt der von Wallis in Bezug auf die wilde Großartigkeit der Hochalpen, die sich über seinen Thälern emporgipfeln. Monterosa und Matterhorn, Rhonegletscher und Aletschgletscher, Großer St. Bernhard und Simplon, Furka, Grimsel und Gemmi – wir brauchen nur diese Namen zu nennen, um dem Kenner der Schweiz die ganz einzige Fülle von erhabenen Alpenscenerien, welche die Walliser Alpen umfassen, zum Bewußtsein zu bringen. Hier hat sich denn auch die spezifische Alpentierwelt, die in anderen Hochgebirgskantonen beinahe ausgestorben ist, noch in reicher Mannigfaltigkeit erhalten. Noch giebt es hier Bären, Wölfe und Luchse; besonders aber ist es die zierliche behende Gemse, die an den Rändern der Walliser Gletscherwelt sich verhältnismäßig noch recht zahlreich vorfindet. Diesem Wildstand entspricht auch der Ruf, den die kühnen Schützen des Kantons als Alpenjäger besitzen. Das staatliche Forstpersonal, die angestellten Bann- und Flurwärter, sowie die im Besitz eines Jagdpatents befindlichen Jäger aus den Dorfgemeinden wetteifern miteinander, diesen Ruf dem Kanton zu erhalten. Der Gemsjäger, wenn er sich zur Jagd rüstet, verzichtet selten auf den breiten Walliser Hut, auf die farbige Weste der alten Kantonaltracht; dazu trägt er Kniehosen und Gamaschen. Rucksack, Steigeisen, der Stutzen, der Bergstock und ein gutes Fernrohr vervollständigen seine Ausrüstung. Oft tagelang hat er mit unsäglicher Geduld und Vorsicht die Spur und Kreuzung der Gemsen zu verfolgen, bis er in die Lage kommt, sich einen günstigen „Stand“ beim Wechsel der Tiere zu wählen. Bisweilen nimmt man Treiber zu Hilfe, um die Gemsen aufzuscheuchen und dem Standort des Jägers zuzutreiben. Meist zieht man übrigens nicht allein, sondern zu zweien und dreien, wie es die Gruppe auf unserem Bilde andeutet, auf die Jagd. Gar leicht kommt in jenen entlegenen Hochgebirgsrevieren der Einzelne in eine Lage, wo er der helfenden Hand eines kräftigen Genossen bedarf.

Früher stieß man im Wallis noch oft auf Rudel von fünfzig bis sechzig Gemsen, aber Flinte und Winterstrenge haben in neuerer Zeit ihre Zahl auch hier vermindert. Jetzt dürfen sie nur zu gewissen Jahreszeiten geschossen werden, und so bewahrt sie der Schutz des Gesetzes vor dem Aussterben.